Hardy Krüger
Hardy Krüger (* 12. April 1928 als Eberhard August Franz Ewald Krüger[1] in Berlin-Wedding; eigentlich Franz Eberhard August Krüger) ist ein deutscher Filmschauspieler und Schriftsteller.[2]
Leben
Krüger wurde als Sohn des Ingenieurs Max Krüger geboren und verbrachte seine Kindheit in Berlin-Biesdorf. 1941 kam er als Dreizehnjähriger auf die Adolf-Hitler-Schule (AHS). Mangels vorhandener Schulgebäude erfolgte die Ausbildung auf der Ordensburg Sonthofen.[2] Zu seinen Schulkameraden gehörten u. a. Jakob Muth und Theo Sommer. Bis 1944 wurde Krüger an der AHS für eine künftige Führungsposition im NS-Staat erzogen, wobei sein Berufswunsch Ingenieur war.
Während seiner Schulzeit in Sonthofen wurde er 1943 als Darsteller des Lehrlings Heinz Baum, genannt Bäumchen für den NS-Film „Junge Adler“ (Regie: Alfred Weidenmann) ausgewählt. Dies sollte fortan sein weiteres Leben bestimmen. Zunächst nationalsozialistisch geprägter Schüler der Adolf-Hitler-Schule, lernte er bei den Dreharbeiten in den UFA-Studios in Babelsberg Albert Florath und Hans Söhnker kennen, die unter großen Gefahren Juden zur Flucht verhalfen und ihn über das Regime aufklärten.
Im Alter von sechzehn Jahren[2] wurde Krüger im März 1945 − in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges − zur Waffen-SS-Division „Nibelungen“ eingezogen.[3] Als er sich während eines Gefechtes weigerte, auf einen amerikanischen Spähtrupp zu schießen, wurde er zum Tode verurteilt, jedoch führte der zuständige SS-Offizier die Exekution nicht aus, sondern machte Krüger zu seinem Meldegänger.[4] Bei seinem zweiten Meldegang desertierte er, versteckte sich in den Wäldern und begab sich zum Kriegsende in Tirol in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Auf Rat von Wolfgang Liebeneiner wurde er nach seiner Heimkehr Statist im Hamburger Schauspielhaus und gleichzeitig Sprecher beim damaligen NWDR. Nach einem Wechsel nach Hannover kristallisierte sich bald sein schauspielerisches Talent heraus.
Nach dem Krieg war er einer der wenigen deutschen Schauspieler, die eine internationale Filmkarriere machten. Er wirkte bis in die 1980er Jahre in zahlreichen Produktionen mit, so unter anderem in Hatari! (neben John Wayne), Die Wildgänse kommen (neben Richard Burton), Der Flug des Phoenix (neben James Stewart) oder Einer kam durch, Taxi nach Tobruk und Das rote Zelt (neben Sean Connery). Krüger wurde oft als deutscher Weltkriegssoldat besetzt (Die Brücke von Arnheim). Es gelang ihm jedoch meist die Wahl positiver Charaktere, die das „gute Deutschland“ verkörpern sollten.
Deutsche Fernsehzuschauer kennen Hardy Krüger auch aus den Reisegeschichten in Hardys Bordbuch (Radio Bremen, 1965), die später, Ende der 1980er Jahre, in der Reihe Weltenbummler eine Fortsetzung fanden, sowie aus dem Durbridge-Krimi Das Messer.
1970 begann er eine zweite Karriere als Schriftsteller. Er veröffentlichte mehrere Romane, Erzählungen und Erlebnisberichte, in denen er auf seine Erfahrungen als weitgereister Kosmopolit zurückgreifen konnte.
Krügers erste Tochter Christiane Krüger wurde am 8. September 1945 von der Schauspielerin Renate Densow (1918–2006) geboren. Von 1950 bis 1964 war das Paar verheiratet. Krügers zweite Ehefrau war von 1964 bis 1977 die italienische Malerin Francesca Marazzi. Aus dieser Ehe gingen Malaika Krüger (* 1967) und Hardy Krüger junior (* 1968) hervor, die ebenfalls Schauspieler wurden. Seit 1978 lebt Hardy Krüger in seiner dritten Ehe mit der US-Amerikanerin Anita Park in den kalifornischen Bergen oder in Hamburg.
Durch die Eindrücke des Zweiten Weltkrieges und seiner Jugend engagiert sich Hardy Krüger zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung bereits seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus. 2013 gründete er zusammen mit Exit Deutschland, Klaus Bednarz, Hark Bohm und Dieter Hallervorden die Initiative "Gemeinsam gegen rechte Gewalt".[5] Ziel der Initiative ist die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus. Außerdem ist er Unterstützer von Mut gegen rechte Gewalt.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1959: Bravo Otto (Bronze)
- 1960: Bravo Otto (Silber)
- 1983: Deutscher Filmpreis
- 1987: Goldene Kamera
- 2001: Bayerischer Filmpreis, Ehrenpreis
- 2001: Ritter der französischen Ehrenlegion
- 2008: Bambi, Ehrenpreis für sein Lebenswerk
- 2009: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 2014: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Filmografie
- 1944: Junge Adler – Regie: Alfred Weidenmann
- 1949: Diese Nacht vergeß ich nie – Regie: Johannes Meyer
- 1949: Kätchen für alles – Regie: Ákos von Ráthonyi
- 1949: Das Fräulein und der Vagabund – Regie: Albert Benitz
- 1950: Mädchen aus der Südsee – Regie: Hans Müller
- 1950: Insel ohne Moral – Regie: Volker von Collande
- 1951: Schön muß man sein – Regie: Akos von Ratony
- 1951: Mein Freund, der Dieb – Regie: Helmut Weiss
- 1952: Ich heiße Niki – Regie: Rudolf Jugert
- 1952: Alle kann ich nicht heiraten – Regie: Hans Wolff
- 1952: Illusion in Moll – Regie: Rudolf Jugert
- 1953: Die Jungfrau auf dem Dach – Regie: Otto Preminger
- 1953: Solange Du da bist – Regie: Harald Braun
- 1953: Muß man sich gleich scheiden lassen – Regie: Hans Schweikart
- 1953: Ich und Du – Regie: Alfred Weidenmann
- 1954: Der letzte Sommer – Regie: Harald Braun
- 1955: An der schönen blauen Donau – Regie: Hans Schweikart
- 1955: Der Himmel ist nie ausverkauft – Regie: Alfred Weidenmann
- 1955: Alibi – Regie: Alfred Weidenmann
- 1956: Die Christel von der Post – Regie: Karl Anton
- 1956: Liane, das Mädchen aus dem Urwald – Regie: Eduard von Borsody
- 1957: Einer kam durch (The One That Got Away) – Regie: Roy Ward Baker
- 1957: Der Fuchs von Paris – Regie: Paul May
- 1957: Banktresor 713 – Regie: Werner Klingler
- 1958: Gestehen Sie, Dr. Corda! – Regie: Josef von Báky
- 1959: Die tödliche Falle (Blind Date) – Regie: Joseph Losey
- 1958: Mit dem Kopf durch die Wand (Bachelors of hearts) – Regie: Wolf Rilla
- 1959: Der Rest ist Schweigen – Regie: Helmut Käutner
- 1959: Die Gans von Sedan (Une fleur au fusil)
- 1960: Bumerang
- 1960: Taxi nach Tobruk (Un taxi pour Tobrouk/Un Taxi para Tobrouk) – Regie: Denys de La Patellière
- 1961: Zwei unter Millionen – Regie: Victor Vicas, Wieland Liebske
- 1961: Der Traum von Lieschen Müller – Regie: Helmut Käutner
- 1962: Hatari! – Regie: Howard Hawks
- 1962: Sonntage mit Sybill – Regie: Serge Bourguignon
- 1963: Hardys Bordbuch – Regie: Hardy Krüger (Fernsehserie, bis 1968)
- 1964: Sein größter Dreh (Le gros coup/Il triangolo del delitto) – Regie: Jean Valère
- 1965: Die Versuchung heißt Jenny (Les pianos mécanique/Los pianos mécanicos/Amori die una calda estate) – Regie: Juan Antonio Bardem
- 1965: Und die Wälder werden schweigen (Le chant du monde) – Regie: Marcel Camus
- 1965: Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix) – Regie: Robert Aldrich
- 1966: Lautlose Waffen (The Defector/L'Espion) – Regie: Raoul_Lévy
- 1967: Ein Mädchen wie das Meer (La grande Sauterelle/Femmina) – Regie: Georges Lautner
- 1968: Le franciscain de Bourges – Regie: Claude Autant-Lara
- 1968/69: Die Schlacht an der Neretva (Bitka na Neretvi/La battaglia della Neretva) – Regie: Veljko Bulajić
- 1969: Die Nonne von Monza (La monaca di Monza) – Regie: Eriprando Visconti
- 1969: Das rote Zelt (La tenda rossa) – Regie: Michail Kalatosow
- 1969: Das Geheimnis von Santa Vittoria (The Secret of Santa Vittoria) – Regie: Stanley Kramer
- 1971: Night Hair Child – Regie: James Kelly
- 1971: Das Messer – Regie: Rolf von Sydow (Dreiteiliger Fernsehfilm)
- 1972: Un solitaire – Regie: Alain Brunet
- 1974: Papiertiger (Paper Tiger) – Regie: Ken Annakin
- 1975: Barry Lyndon – Regie: Stanley Kubrick
- 1975: Potato Fritz – Regie: Peter Schamoni
- 1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far) – Regie: Richard Attenborough
- 1977: Die Wildgänse kommen (The Wild Geese) – Regie: Andrew V. McLaglen
- 1978: Die Sturmfahrt der Blue Fin (Blue Fin) – Regie: Carl Schultz
- 1981: Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung – Regie: Ottokar Runze
- 1982: Flammen am Horizont (Wrong is Right) – Regie: Richard Brooks
- 1982: Die Welt von oben – Regie: Dieter Seelmann, Hardy Krüger (Fernseh-Dokumentarserie)
- 1984: Inside Man – Der Mann aus der Kälte (The Inside Man/Slagskämpen) – Regie: Tom Clegg
- 1986: Sonnenschauer – Regie: Christian Görlitz (Episode aus der Fernsehserie: Geschichten aus der Heimat)
- 1986: Wiedersehen im Herbst – Regie: Mario Adorf (Fernsehspiel)
- 1987: Weltenbummler – Regie: Hardy Krüger (ARD-Fernsehserie, bis 1995)
- 2011: Familiengeheimnisse – Liebe, Schuld und Tod (ZDF; mit Dennenesch Zoudé)
Publikationen (Auswahl)
- Eine Farm in Afrika. Mein Momella, Rowohlt, Reinbek 1970
- Sawimbulu, 1971
- Die Kinder von der Kastner-Farm, 1973
- Wer stehend stirbt, lebt länger, Roman, 1973
- Schallmauer, Roman, 1978
- Die Frau des Griechen, Erzählungen, 1980
- Junge Unrast, Roman, 1983
- Sibirienfahrt. Tagebuch einer Reise, 1987
- Frühstück mit Theodore, Roman, 1990
- Wanderjahre. Begegnungen eines jungen Schauspielers, 1998
- Szenen eines Clowns, 2001
- Zarte Blume Hoffnung, 2005
- Die andere Seite der Sonne, 2007
- Weltenbummler. 3 Bände. 1992–1996
- Was das Leben sich erlaubt. Mein Deutschland und ich. Hamburg 2016, ISBN 978-3-455-50397-5
Weblinks
- Offizielle Website von Hardy Krüger
- Literatur von und über Hardy Krüger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hardy Krüger bei IMDb
- Hardy Krüger auf filmportal.de
- Hardy Krüger Biografie bei "Who's who"
- Der Tagesspiegel, Interview mit Hardy Krüger ( vom 20. April 2008 im Internet Archive)
- Hardy Krüger In: Virtual History (englisch)
- 30 Minuten Audiointerview mit Hardy Krüger
Einzelnachweise
- ↑ nach eigenen Informationen in der Fernsehsendung Beckmann vom 14. April 2008
- ↑ a b c Harald Ruppert: Der große Schauspieler und Autor las in der Buchhandlung Ravensbuch in Friedrichshafen aus seinen Büchern. Hardy Krüger reicht Hemingway die Hände. In: Südkurier vom 8. Dezember 2008
- ↑ Hardy Krüger auf bild.de über seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS ( vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive)
- ↑ http://www.ndr.de/unterhaltung/leute/Weltstar-und-Weltenbummler-Hardy-Krueger,hardykrueger107.html
- ↑ Von der Hitler-Schule zum Kämpfer gegen Rechts, Kölnische Rundschau vom 5. Januar 2013
Personendaten | |
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NAME | Krüger, Hardy |
ALTERNATIVNAMEN | Krüger, Franz Eberhard August |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 12. April 1928 |
GEBURTSORT | Berlin-Wedding, Deutschland |
- Schauspieler
- Hörspielsprecher
- Autor
- Literatur (Deutsch)
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Erzählung
- Roman, Epik
- Kinder- und Jugendliteratur
- Autobiografie
- Träger des Deutschen Filmpreises
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Angehöriger der Waffen-SS
- Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)
- Person (Berlin)
- Deutscher
- Geboren 1928
- Mann