Hermes Europe

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Hermes Europe GmbH

Logo der HLG
Rechtsform GmbH
Gründung 1. Juni 1972
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung Hanjo Schneider (CEO)
Mitarbeiterzahl 12.470 (2014)[1]
Umsatz 2,230 Mrd. Euro (2014)[1]
Branche Logistik
Website www.hermesworld.com

Die Hermes Europe, Dachgesellschaft der Firmen Hermes Logistik Gruppe Deutschland GmbH (Kurz: HLG-D) und Hermes Transport Logistics GmbH (Kurz: HTL), wurde 1972 in Hamburg vom Otto-Versand und der Werner Velbinger Organisation gegründet und ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Otto Group im Segment Service.

Spezialisiert hat sich die Hermes Europe auf die Zustellung von Paketen an Privatpersonen (B2C- und C2C-Sektor). Daneben ist das Unternehmen auch bei der Zustellung von Katalogen, im Transport von Möbeln und Großelektrogeräten sowie als Logistiker aktiv.

Im Geschäftsjahr 2014 wurden europaweit 530 Millionen Sendungen bewegt und ein Umsatz von 2,230 Milliarden Euro erzielt.[1] Somit ist die Hermes Europe in Deutschland größter postunabhängiger Logistik-Dienstleister bei der Zustellung von Paketen an Privatpersonen.

Geschichte

Altes Firmenlogo

Am 1. Juni 1972 wurde nach einer rund fünfjährigen Planungsphase die Hermes Paket-Schnell-Dienst GmbH & Co. KG gegründet. Ende des Jahres verfügte Hermes über 20 Niederlassungen. Drei Jahre nach seiner Gründung ist 'Hermes Paket-Schnell-Dienst' flächendeckend präsent.

Nach der Währungsumstellung am 1. Juli 1990 war der 'Hermes Paket-Schnell-Dienst' der erste Paketdienst, der in der DDR flächendeckend Kunden beliefern konnte. Das geschah überwiegend mit dem neu gegründeten Tochterunternehmen 'Hermes Versand Service Berlin GmbH', der provisorischen Niederlassung in Coburg und fünf neuen Kooperations-Niederlassungen. Kurz darauf erfolgte die Umbenennung in Hermes Versand Service.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG übernimmt der Hermes Versand Service seit 1997 die Haus-zu-Haus-Belieferung von Reisegepäck, Fahrrädern und Skiern. Kinderwagen oder Surfbretter gelten als Sondergepäck. Eröffnung des ersten 'Hermes PaketShops' war am 1. Februar 1999.

Im Jahre 2003 wurden die Hermes-Gesellschaften Hermes Versand Service, Hermes General Service, Hermes Boten Service, Hermes TranStore Service, Hermes Technischer Kundendienst sowie primeMail unter einer gemeinsamen Dachmarke, 'Hermes Logistik Gruppe', zusammengefasst. Am 1. November 2003 führte die Hermes Logistik Gruppe den Privatservice am PaketShop ein. Seit September 2006 wird der Versand von Privatservice in verschiedene Länder der EU angeboten. Am 1. Juli 2007 nahm die Hermes Logistik GmbH Österreich ihren Betrieb auf. Im Jahre 2009 wurde Parcelnet Ltd. in Hermes Ltd. umbenannt und die Hermes-Porta a Porta S. p. A. wurde als Joint Venture gegründet. Aus der Hermes Logistik Gruppe wurde 2009 die Hermes Europe. Im Frühjahr 2010 wurde als Joint Venture zwischen der Hermes Europe und DPD die Hermes Russland gegründet.

Im Juni 2016 wurden die beiden Hermes Gesellschaften Hermes Logistik Gruppe Deutschland GmbH (HLGD) und die Hermes Transport Logistics GmbH (HTL) zu einer Marke zusammengeführt. Der neue Unternehmensname lautet Hermes Germany GmbH (HG).[2]

Haupt-Umschlag-Basen (HUBs)

Nord-HUB in Langenhagen-Godshorn

Das Netzwerk besteht in Deutschland aus sechs Regional-HUB (Haupt-Umschlag-Basis):[3]

Sie sind mit den derzeit 56 Niederlassungen der HLGD, den 39 Niederlassungen der HES, dem Logistikzentrum in Löhne, sowie den WZ (Warenverteil-Zentren) der Versandhäuser (wie Otto Versand, Baur Versand oder QVC) und den europäischen Hermes-Gesellschaften verbunden.

Die Nord-HUB am Flughafen Hannover-Langenhagen wurde im Sommer 2012 eröffnet. Hier werden mit 150 Mitarbeitern ca. 40 Millionen Sendungen im Jahr umgeschlagen.

Zustellfahrzeug der Hermes Europe

Die West-HUB in Hückelhoven ist ein Logistikzentrum, das von Hermes in Kooperation mit QVC gemeinsam betrieben wird. Die Ost-HUB in Ohrdruf wird in Kooperation mit OTTO betrieben, hier werden hauptsächlich sperrige Güter umgeschlagen.

In Planung (geplanter Betriebsstart 2017) befindet sich eine neue Süd-West-HUB in Bad Rappenau bei Heilbronn.

Bis 2019 soll im Rahmen eines Zukunfts- und Innovationsprogramms auch die Standortstruktur in ganz Deutschland umgebaut werden. Die komplette Paketabwicklung soll zukünftig in 35 Logistikzentren erfolgen. Ziel ist es, das weitere Mengenwachstum im Online-Handel abwickeln und kürzere Versandzeiten realisieren zu können.[4]

Das Netzwerk in Österreich besteht aus einer HUB in Salzburg, die mit den fünf Verteilerzentren (VZ) und den Warenverteilzentren der Versandhäuser, sowie mit europäischen Hermes-Gesellschaften verbunden ist. Der Kooperationspartner Gebrüder Weiss in Linz übernimmt die HUB-Sortierung aller Versandhaussendungen der Primondo-Gruppe.

In Großbritannien werden zwei Regional-HUBs und eine Zentral-HUB in Peterborough betrieben und in Italien eine HUB in Tribiano. Sie sind verbunden mit ihren Depots und den WZs (Warenverteil-Zentrum) der Versandhäuser, sowie mit europäischen Hermes-Gesellschaften.

Konzernstruktur

Hermes Europe ist wie folgt organisiert:

Hermes Deutschland

Hermes Deutschland ist folgendermaßen strukturiert:

Paket

Die Hermes Logistik-Gruppe Deutschland GmbH (kurz HLGD) ist für die Zustellung von Paketen bis 31,5 kg verantwortlich. Sie betreibt 56 Niederlassungen und mehr als 350 Sat-Depots (Kooperations-Depots). Die Sendungen werden dann an selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die sie am selben Tag zustellen sollen. Das Zustellgebiet Deutschland ist in 2 Regionen (Nord / Süd) und zwölf Gebiete aufgeteilt.

Transportlogistik

Die Hermes Transport Logistics GmbH (kurz HTL), mit Firmensitz in Hamburg, wurde 2008 durch die Integration der Otto International Logistics (OIL) in die Transportlogistik der Hermes Logistik-Gruppe Deutschland gegründet. Verantwortlich ist die Hermes Transport Logistics für den Transport innerhalb der Hermes Europe und die Zollabwicklung der zu transportierenden Ware. Dafür werden bis zu 8.000 eigene Wechselaufbauten (WAB) und 2.000 Sattelauflieger genutzt. Die Vertriebswege sind außer dem Landverkehr die Schiene und der See- bzw. Luftweg. Unter 'Click2Transport' können Firmen Transporte online beauftragen.

Möbel- und Großstückservice

LKW der Hermes Transport Logistic

Die Hermes Einrichtungs Service GmbH & Co. KG (kurz: HES), mit Firmensitz in Löhne / Westfalen, ist ein Joint Venture zwischen der Hermes Logistik-Gruppe Deutschland GmbH und der Sänger Service GmbH (55:45). Innerhalb der Hermes-Firmengruppe verantwortet HES das Geschäftsfeld Zwei-Mann-Handling. Betrieben werden ein Logistikzentrum in Löhne, 42 Niederlassungen in Deutschland, fünf internationale Niederlassungen und ein zentraler Umschlagspunkt nahe Posen (Polen) für die Bündelung von Kasten- und Polstermöbel osteuropäischer Möbellieferanten. Von jährlich rund vier Millionen Auslieferungen an Endkunden entfallen 50 Prozent auf das Segment Möbel und 40 Prozent auf Haushaltsgroßgeräte. Über das Onlineportal 'ProfiGroßstückService' können gewerbliche Kunden mit geringen Sendungsmengen Transporte von großen und sperrigen Gütern beauftragen.

TNT Post

Die TNT Post Holding Deutschland GmbH, ehemals EP Europost AG & Co. KG, ist ein Joint Venture zwischen der Hermes Logistik-Gruppe Deutschland und der TNT N.V. (29:71). Sie bietet die Zustellung von nicht-inhaltsgleichen Briefen, inhaltsgleichen Werbesendungen und adressierten Katalogen über 50 Gramm an. Diesen Dienst können zurzeit nur Firmen, Selbständige und Behörden nutzen. Betrieben werden drei eigene Sortierzentren. Die Zustellung übernehmen ca. 2500 eigene TNT-Post-Briefzusteller (in Ballungsräumen wie Hamburg oder Frankfurt) und ca. 150 Zustellpartner-Unternehmen.

Fulfilment

Die Hermes Fulfilment GmbH ist eine im März 2006 in Hamburg gegründete 100%ige Tochtergesellschaft der Otto Group. Sie wickelt pro Jahr 60 Millionen Bestellungen ab und bearbeitet 230 Millionen Warenbewegungen bei einer Sortimentsbreite von 500.000 Artikeln.

Qualitätssicherung

Die Prüfinstitut Hansecontrol GmbH [5] wurde 1982 gegründet.

Sourcing

Hermes-Otto International wurde als Dienstleistungs- und Handelsgesellschaft 1966 in Hamburg gegründet.

IdentService

Hermes Europe bietet seit 2009 die Identitätsprüfung bei der Zustellung von Mobilfunksendungen und FSK18-Produkten an Endkunden. Vor der Warenübergabe erfolgt eine Prüfung der Identität des Empfängers anhand seiner Ausweispapiere.

Weiterhin bietet Hermes in den Hermes PaketShops und bei der Zustellung an der Haustüre auch eine Identitätsprüfung, die den Anforderungen des Geldwäschegesetzes genügt, an.

Hermes Österreich

Die Hermes Logistik GmbH in Österreich, mit ihrem Firmensitz in Schwechat, ist für die Zustellung von Paketen bis 31,5 kg verantwortlich. Sie betreibt dort sechs Verteilerzentren. Die Sendungen werden dann an die Kooperationspartner DPD oder Österreichische Post AG weitergegeben, die sie dann am selben Tag zustellen.

Hermes Großbritannien

Hermes Ltd. (ehemals Parcelnet Ltd.) ist ein Logistikunternehmen in Großbritannien. Es wurde 2000 von Speedlink & Direct Line und Otto UK gegründet und hat seinen Firmensitz in Bradford. Spezialisiert hat sich Hermes Ltd. auf die Zustellung von Paketen an Privatpersonen (B2C). Betrieben werden 16 Depots und 135 Sat-Depots (Kooperations-Depots). Die Sendungen werden dann an selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die sie am selben Tag zustellen. Beliefert werden Kunden in ganz Großbritannien (einschließlich Nordirland, den Kanalinseln und der Isle of Man). Mit dem Kauf von 'Redcats UK' und 'TNT Post UK' wurde das Zustellgebiet erheblich verdichtet.

Hermes Italien

Hermes-Porta a Porta S. p. A. ist ein Logistikunternehmen in Italien, als Joint Venture zwischen der Hermes Europe und der Swiss Post International (70:30). Spezialisiert hat sich die Hermes-Porta a Porta auf die Zustellung von Paketen an Privatpersonen (B2C-Sektor). Betrieben werden 3 Niederlassungen und mehr als 35 Sat-Depots (Kooperations-Depots). Die Sendungen werden dann an selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die sie am selben Tag zustellen. Das Zustellgebiet Italien ist in drei Regionen (Nord, Süd und Ost) aufgeteilt.

Swiss Post-Porta a Porta S. p. A. ist ein Logistikunternehmen in Italien, als Joint Venture zwischen der Hermes Europe und der Swiss Post International (30:70). Spezialisiert hat sich die Swiss Post-Porta a Porta auf den Transport und die Zustellung von Briefen in Italien.

Hermes Frankreich

Mondial Relay ist ein Logistikunternehmen in Frankreich. Es wurde 1997 von 3 Suisses International (eine Tochtergesellschaft der Otto Group) gegründet und hat seinen Firmensitz in Hem nahe der Stadt Lille. Spezialisiert hat sich die Mondial Relay auf die Zustellung von Paketen an Privatpersonen (B2C- und C2C-Sektor). Betrieben werden zwei Paketverteilungszentren und 20 Drehkreuze, die über ganz Frankreich verteilt sind. Die Sendungen werden an Zustellpartner weitergegeben, die sie am selben Tag zustellen. Mondial Relay ist auch in Spanien, Luxemburg und Portugal vertreten. In Belgien arbeitet Mondial Relay mit der belgischen Dienstleistungs-Gesellschaft AMP zusammen.

Hermes Russland

Als Joint Venture zwischen der Hermes Europe und DPD wurde die Hermes Russland gegründet. Dafür wird das Logistikzentrum der Otto Group in Twer als Umschlagzentrum genutzt. Die Zustellung erfolgt dann über die hermeseigenen PaketShops oder über den Kooperationspartner Potschta Rossii, die russische Post.

Hermes PaketShop

Ein Hermes PaketShop dient als Abgabestelle für Pakete und Päckchen von Privatpersonen. Versandhauskunden der Otto-Group und Kunden von Amazon.com, Inc. können einen Hermes PaketShop als Lieferadresse oder als Abgabestelle von Retouren nutzen. Derzeit gibt es in Deutschland über 14.000 PaketShops, in Österreich etwa 1600, in Frankreich etwa 3800 (Relay-Geschäfte), in Russland etwa 15. Betrieben werden diese z. B. von Tankstellen, Kiosken oder Reinigungen. Im PaketShop aufgegebene Pakete können deutschland- und mit Einschränkungen europaweit verschickt werden, Päckchen werden nur deutschlandweit versandt. Die Pakete dürfen maximal 25 kg wiegen und ein Höchstmaß von 120 cm (längste plus kürzeste Seite) haben. Auch Zubehör wie Kartons wird angeboten. Privatnutzer können bei Nutzung einer Internetmaske und des eigenen Druckers eigene Paketscheine ausdrucken und so zwischen 20 Cent und einem Euro pro Paket sparen. Im Versandpreis enthalten ist eine Versicherung (Haftung bis 500 €) und die Sendungsverfolgung des Paketes. Die Bezahlung erfolgt ausschließlich in bar. Inzwischen bietet Hermes über seine App auch den Mobilen Paketschein an, mit dem man papierlos mit seinem Smartphone den Paketschein erstellen kann und dieser mittels QR-Code in dem PaketShop eingescannt wird. Die Preise sind dabei die gleichen vergünstigten, wie beim selbstausgedruckten Online-Paketschein.

In Großbritannien und in Italien wird ein Paket-Shop-Netz aufgebaut.

Umweltengagement

Nach den Unternehmens- und Umweltleitlinien hat die Hermes Europe eine Zertifizierung nach ISO 14001 (Optimierung bezüglich Abfall, Strom, Heizung und Wasser).[6]

Seit 1. Januar 2013 ist Hermes offizieller Premium-Partner der deutschen Fußball-Bundesliga. Der Vertrag läuft bis Ende der Saison 2016/2017.[7][8]

Die Hermes Europe unterstützte von 2007 bis 2012 das Hermes Attempto Racing Team. In Werbespots der Hermes Logistik Gruppe war in Deutschland Mika Häkkinen, in Österreich von 2007 bis 2011 Niki Lauda zu sehen.

Auslieferung in Deutschland

Fahrzeug eines Subunternehmers mit Hermes-Kennzeichnung im Fenster.

Die Auslieferung der Sendungen erfolgt immer mehr über eigenständige Subunternehmer. Diese beschäftigen saisonal je nach Größe des Zustellgebietes mehrere Boten. Zumeist werden für diese Tätigkeit Nebenverdienste eingerichtet. Es werden aber auch Aufträge an weitere Subs, so genannte Sub-Subs vergeben. Die Auslieferung erfolgt zu großen Teilen mit dem privaten PKW.

Arbeitsbedingungen, Anstellungs-Modelle und Tarifverträge

Bei Hermes sind rund 400 Generalunternehmer angestellt. Für diese arbeiten in Spitzenzeiten bis zu 14.000 Paketfahrer. Nach Konzerneigenen-Angaben sind 70 Prozent der Zusteller bei Subunternehmen angestellt und 30 Prozent arbeiten selbstständig.

Auch nach Medienberichten über die prekären Hermes-Geschäftsmodelle berichten Mitarbeiter 2013, dass sich an den schlechten Bedingungen bei dem Konzern kaum etwas geändert habe. Sie verweisen auf häufig unbezahlte Überstunden, die geleistet werden müssen.

Die Otto Group als Mutter von Hermes kündigte im April 2013 an, die Bezahlung pro Paket abzuschaffen und einen Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde einzuführen. ver.di fordert bei Hermes, DPD und UPS die gleiche Bezahlung für Subunternehmer wie für ihre anderen, direkt angestellten Mitarbeiter. Für sie gilt der branchenweite Flächentarifvertrag mit Stundenlöhnen je nach Bundesland zwischen 9 und 11,50 Euro.

Zudem wollte der Konzern einen Verhaltenskodex für die Subunternehmer einführen und einen Ombudsmann einsetzen, an den sich Fahrer bei Verstößen wenden können.[9]

Subunternehmer-Modelle

In den Sendungen Quer und Monitor wurde über die Abwicklung der Zustellungen berichtet.[10] Demnach vergibt Hermes seine Zustellaufträge an sogenannte Satellitendepotbetreiber, die ihrerseits weitere Aufträge an Subunternehmer vergeben, welche wiederum Aufträge an Sub-Subunternehmer vergeben. Durch diese Konstellation haben die meisten Zusteller kein Rechtsverhältnis mit Hermes, d. h. die Vergütung der Zusteller ist in diesen Fällen Angelegenheit der Satellitendepotbetreiber. In diesem Zusammenhang wurde die Thematik Scheinselbstständigkeit angesprochen sowie über mehrere Verfahren wegen Vorenthalten von Arbeitsentgelt berichtet.

Am 3. August 2011 berichtete Das Erste in der Sendung ARD-exclusiv ebenfalls über Fälle von Ausbeutung von Hermes-Kurierfahrern mit Hilfe eines Geschäftsmodells, das auf Scheinselbstständigkeit unter Zuhilfenahme mehrerer Stufen von Sub-Unternehmen beruht.[11] Insbesondere wurde kritisiert, dass der Betrag, den Hermes an seine Satellitendepotbetreiber für die Auslieferung eines Paketes zahlt, nicht ausreicht, um für deren beauftragte oder angestellte Kurierfahrer eine angemessene Vergütung zu gewährleisten. Tarifliche Mindestlöhne und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse wurden in den dokumentierten Beispielen umgangen.[12]

Haltung der Otto Group

In seiner Sendung vom 25. August 2011 belegte Monitor, dass es sich bei den bereits dokumentierten Fällen von Lohndumping und Ausbeutung von Hermes-Kurierfahrern nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern dass diese Geschäftsmodelle von Hermes flächendeckend bewusst forciert werden, um einen höheren Unternehmensgewinn durch niedrigere Personalkosten zu erzielen. In diesem Zusammenhang wurde auch der ansonsten sozial engagierte Michael Otto wiederholt kritisiert und befragt, da er als Hauptanteilseigner und Vorstandsvorsitzender der Otto Group die Zustände bei Hermes schon seit mehreren Jahren kennt, toleriert und teilweise öffentlich bestreitet.[13]

Weblinks

Commons: Hermes Logistik Gruppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c http://www.ottogroup.com/de/medien/meldungen/Hermes-verzeichnet-Rekordumsatz-und-setzt-auf-Digitalisierung.php
  2. Neuer Name: Hermes Germany. In: Hermes Newsroom. Abgerufen am 7. Juni 2016.
  3. HUB auf blog.myhermes.de
  4. Neuer Name: Hermes Germany. In: Hermes Newsroom. Abgerufen am 7. Juni 2016.
  5. Prüfinstitut Hansecontrol GmbH
  6. Umweltengagement. In: hermes-logistik-gruppe.de. abgerufen am 2. März 2008.
  7. Website der deutschen Fußball-Bundesliga mit Aufzählung der Hauptsponsoren am Seitenende, abgerufen am 6. Juli 2013
  8. Pressemeldung von Hermes Europe zum Sponsoring der Fußball-Bundesliga, 15. Oktober 2012, abgerufen am 6. Juli 2013
  9. http://www.fr-online.de/arbeit---soziales/paketdienst-hermes-hungerloehne-bei-der-otto-tochter,1473632,22554576.html
  10. Beitrag von Monitor vom 27. Januar 2011 (Memento vom 17. Januar 2012 im Internet Archive)
  11. Beitrag von ARD-exclusiv vom 3. August 2011
  12. ARD-Film über Lohndumping. Die Paketboten und der Milliardär. Spiegel-Online-Artikel vom 3. August 2011
  13. Nachgefragt: Hermes (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 72 kB) Manuskript der Monitor-Sendung vom 25. August 2011 mit Interviews mit Michael Otto, Arbeitsrechtlern und Hermes-Kurierfahrern (Kopie im Internet Archive)

Koordinaten: 53° 40′ 27,3″ N, 9° 59′ 42,3″ O