Peter Matić

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Peter Matić (2010)

Peter Matić (* 24. März 1937 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Synchronsprecher und Hörbuchinterpret. Seine Stimme ist vor allem durch die Synchronisation des britischen Charakterdarstellers Ben Kingsley bekannt.

Leben und Wirken

Theater

Im Anschluss an seine Ausbildung an der Schauspielschule Krauss und bei Dorothea Neff debütierte Matić 1960 am Theater in der Josefstadt in Wien und war dort bis 1968 in einem Festengagement tätig. Nach Gastauftritten am Theater Basel und den Münchner Kammerspielen agierte Matić von 1972 bis zu deren Schließung im Jahr 1993 an den Staatlichen Schauspielbühnen in Berlin. In Ferdinand Raimunds Zauberspiel Der Alpenkönig und der Menschenfeind übernahm er dort 1972 neben Nikolaus Paryla die Hauptrolle des Alpenkönigs, in Die Zofen von Jean Genet (1973) spielte er neben Helmut Griem und Thomas Holtzmann.

Darüber hinaus war Matić als Gastschauspieler an der Deutschen Oper, am Theater des Westens, am Renaissance Theater Berlin, am Schauspiel Frankfurt, und an der Bayerischen Staatsoper zu sehen. Bei den Reichenauer Festspielen tritt er fast jede Saison in tragenden Rollen auf, unter anderem als Titelfigur in Schnitzlers Professor Bernhardi in einer Inszenierung von Beverly Blankenship.

Seit 1970 gastiert der Schauspieler regelmäßig bei den Salzburger Festspielen – zuerst als Rosencrantz in Oskar Werners Hamlet-Produktion. Von 1973 bis 1982 übernahm er die Rolle des Dünnen Vetters in Ernst Haeussermans Jedermann-Inszenierung am Domplatz, 1975 war er der Zeremonienmeister in der gefeierten Johannes-Schaaf-Inszenierung von Büchners Leonce und Lena im Landestheater.

In zwei Salzburger Inszenierungen der Oper Ariadne auf Naxos von Hofmannsthal und Strauss war Matić als Haushofmeister besetzt: 1979 bis 1982 in der durchkomponierten Wiener Fassung und der Regie von Dieter Dorn, zuerst mit Karl Böhm, schließlich mit Wolfgang Sawallisch am Pult; 2012 schließlich in der Stuttgarter Urfassung mit der vorangestellten Molière-Komödie Der Bürger als Edelmann, inszeniert von Sven-Eric Bechtolf und dirigiert von Daniel Harding.

In beiden Produktionen wurde der Schauspieler von Publikum und Presse hoch gelobt, ebenso für seine Wiederkehr nach Salzburg im Jahr 2014 mit mehreren kleineren Rollen in den Letzten Tagen der Menschheit von Karl Kraus, inszeniert von Georg Schmiedleitner. Für seine Mitwirkung an dieser Inszenierung erhielt er den Nestroy-Theaterpreis 2014. Es handelte sich um eine Koproduktion mit dem Wiener Burgtheater, dessen Ensemble Matić seit 1994 angehört.

Vor der Kamera übernahm Matić mit Beginn der 1960er Jahre ferner Rollen in diversen Fernsehfilmen, Serien und Kinoproduktionen. In der religiös geprägten ORF Sendung Feierabend sowie in zahlreichen Dokumentarfilmen fungierte er zudem als Off–Sprecher.

Sein Sohn Paul Matić ist ebenfalls Schauspieler.

Synchronisation

Seit Gandhi (1982) ist Matić der deutsche Stammsprecher des britischen Charakterdarstellers Ben Kingsley. Darüber hinaus lieh er seine Stimme Jeffrey Jones in Amadeus (1984), Wallace Shawn in Hotel New Hampshire (1984), Ian Holm in Brazil (1985), Joel Grey in Remo – unbewaffnet und gefährlich (1985), Scott Glenn in Das Schweigen der Lämmer (1991), Erster Zwerg in Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (1992), Nigel Hawthorne in Demolition Man (1993).

Mitte der 1990er Jahre zog sich Matić zunehmend aus der Filmsynchronisation zurück, synchronisiert aber weiterhin Ben Kingsley.

Hörproduktionen

Parallel zu seinem Wirken als Bühnen- und Fernsehschauspieler war Matić seit den 1960er Jahren als Sprecher für den Rundfunk tätig und an einer Vielzahl von Hörspielen für den ORF beteiligt. Gastrollen übernahm er unter anderem als Erzähler in Die falsche Fährte von Henning Mankell (2000) und als Jaspar Rodenkirchen in Tod und Teufel von Frank Schätzing (2008). Verschiedene Rollen sprach er in der über zwei Jahrzehnte (1978–1999), zunächst vom RIAS und dann vom Deutschlandradio Kultur produzierten Hörspielfolge Professor van Dusen.

Als Hörbuchinterpret vertonte Matić Romane bedeutender Schriftsteller, darunter Mario und der Zauberer von Thomas Mann, Keraban der Starrkopf von Jules Verne, Der Process von Franz Kafka sowie den 7-bändigen Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust, der das bislang umfangreichste Hörbuchprojekt im deutschsprachigen Raum bildet[1] und Matić in der Kategorie „Bester Interpret“ eine Nominierung für den Deutschen Hörbuchpreis 2011[2] sowie eine Auszeichnung mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik einbrachte.[3] Zudem wurde das Werk zum „Hörbuch des Jahres 2010“ der Hörbuchbestenliste gekürt.[4] Aus der Reihe HörEdition der Weltliteratur las Matić im Jahr 2007 Jenseits von Schuld und Sühne von Jean Améry, mit Schindlers Liste von Thomas Keneally rezitierte er ein weiteres Werk über die Zeit des Nationalsozialismus.

Neben Biografien von Personen aus Politik und Wissenschaft, darunter Fidel Castro. Mein Leben von Ignacio Ramonet und Albert Einstein – Die Berliner Jahre von Thomas Levenson umfasst Matićs bisheriges Wirken als Hörbuchsprecher auch medienkritische Sachbücher wie Die zweite Aufklärung. Vom 18. ins 21. Jahrhundert von Neil Postman (2000) und Die Google Falle von Gerald Reischl (2008).

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

  • 1994: Rainer Puchert: Himmelsgänger; Regie: Klaus-Michael Klingsporn (DLR Berlin)

Auszeichnungen

Dokumentarfilm

  • Salzburger Festspielinterviews: Peter Matić. Gespräch, Österreich, 2012, 10 Min., Moderation: Barbara Rett, Produktion: PPS, ORF III, Reihe: Spezial, Erstsendung: 21. August 2012, Inhaltsangabe.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Renate Gruber (Interview): „Man findet die Zeit nicht wieder“, Burgmime Peter Matić über Vergänglichkeit, zu alte Hamlets und seine wildeste Rolle, in: Tageszeitung Der Standard, Wien, 27./28. Dezember 2014, S. 8

Einzelnachweise

  1. rbb-Produktion als Hörbuch des Jahres ausgezeichnet. rbb online, 25. November 2010, aufgerufen am 6. Dezember 2010
  2. Nominierungen für den Deutschen Hörbuchpreis 2011 Deutscher Hörbuchpreis, aufgerufen am 11. Januar 2011
  3. Jahrespreise der Deutschen Schallplattenkritik 2011 Webseite der deutschen Schallplattenkritik, aufgerufen am 10. September 2011
  4. Hörbuch des Jahres: 160 Stunden Proust. Berliner-Literaturkritik.de, 29. November 2010, aufgerufen am 6. März 2012