Regiopole

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Alle Städte, die aufgrund der angewandten Kriterien als mögliche Regiopolen identifiziert wurden, sind mit roten Kreisen dargestellt.
Typisierung 33 potenzieller Regiopolen, nach Entfernung zum nächsten größeren Metropolen-Kern. Masse der Stadt entsprechend regionalem Bevölkerungspotenzial und nach dem Metropolfunktionen-Index.

Die Regiopole ist ein Begriff in der Raumordnung und Stadtplanung, mit dem Städte außerhalb von Metropolregionen bezeichnet werden, die als regionale Entwicklungsmotoren dienen. Sie sind bedeutende Knotenpunkte im Städtenetz. Die Region, die eine solche Stadt umgibt, wird Regiopolregion genannt.

Der Begriff Regiopole setzt sich aus lateinisch regio ‚Region‘ und altgriechisch polis (Stadt) zusammen. Mit ihm sollen vor allem Großstädte abseits des Kerngebiets der Metropolregionen charakterisiert werden, die Oberzentren mit herausgehobener Bedeutung für ein größeres Umland und eigener dynamischer Entwicklungsregion darstellen. Sie können auch im Randbereich einer Metropolregion liegen.

Der Begriff geht auf Jürgen Aring und Iris Reuther zurück und wurde erstmals 2006 als Arbeitsbegriff für ein neues Forschungs- und Politikfeld geformt. Die Regiopolregion Rostock wird seit 2007 aktiv als erste Modellregion entwickelt.[1]

Kriterien

Die Kriterien für eine Regiopole sind die Lage außerhalb einer Metropolregion und eine Einwohnerzahl der Kernstadt oder des Städteverbundes von über 100.000 Einwohnern.[2] Weitere Charakteristika sind:[3]

  • Hochrangige Infrastruktursysteme und gute Erreichbarkeit von anderen Regionen
  • Knotenpunkt zwischen Metropolregionen
  • Große wirtschaftliche Bedeutung
  • Standort von „Global Playern“ und „Hidden Champions
  • Konzentration von Innovationspotentialen
  • Standort einer Universität oder großen Fachhochschule

Regiopolen

Hansestadt Rostock: „Prototyp“ der Regiopole (siehe Geschichte)
Kiel: Innenförde mit dem Stadtkern am Westufer (links) und dem Ostufer mit HDW (Werft)

In einer Studie der Universität Kassel werden folgende mögliche Regiopolen (sortiert von Nord nach Süd) genannt:[2]

Rostock

Die Regiopolregion Rostock, hier hauptsächlich bestehend aus der Hansestadt Rostock und dem Landkreis Rostock, hat als erste Region in Deutschland beschlossen, unter dem Dach der Regiopolregion zusammenzuarbeiten. Hierzu wurde im Juni 2012 ein Kooperationsvertrag,[5] unter anderem durch diese beiden Partner, unterschrieben. Eine Erweiterung der Kooperation auf weitere Gemeinden und Akteure im Verflechtungsbereich ist vorgesehen und soll durch gemeinsame Projekte vorangetrieben werden. Im Jahr 2013 fand erstmals das Kunst- und Kulturfestival „regio:polis“ statt, auch an Orten außerhalb des Kooperationsbereiches, z. B. im Süden Lollands in Dänemark.[6]

Geschichte

Der Begriff Regiopole wurde am Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung der Universität Kassel in einem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer zu Rostock, dem Regionalen Planungsverband Mittleres Mecklenburg/Rostock und der Hansestadt Rostock entwickelt.[2][7]

Im Stadtentwicklungskonzept Erfurts aus dem Jahr 2008 spielt für die Aufstellung als Regiopole die Vernetzung mit nahe gelegenen Nachbarstädten eine entscheidende Rolle.[8] Im Umkreis von knapp 40 Kilometern liegen neben dem Zentrum die Städte Jena, Weimar, Gotha, Ilmenau, Arnstadt und Sömmerda mit gemeinsam knapp 500.000 Einwohnern, vier Universitäten und sechs Hochschulen sowie zahlreichen Kulturstätten von internationalem Rang, die gemeinsam eine einer kleineren Metropolstadt vergleichbare Ausstattung ergeben.

Die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) hat das Konzept der Metropolregionen um die Regiopole in dem Entwurf der Leitbilder der Raumentwicklung (2013) erweitert.[9]

Die Städte Bielefeld und Paderborn haben im Jahr 2015 die Bildung von Regiopolregionen beschlossen, weitere Städte haben Interesse für solche Initiativen bekundet.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Aring, Iris Reuther (Hrsg.): Regiopolen. Die kleinen Großstädte in Zeiten der Globalisierung. JOVIS-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-39-6

Weblinks

Commons: Regiopolen und Regiopolregionen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regiopole Rostock und Regiopolregion - Entwicklung seit 2006, abgerufen am 20. Juli 2015
  2. a b c Jürgen Aring, Iris Reuther (FG Stadt- und Regionalplanung, Universität Kassel): Präsentation „Regiopolen. Die kleinen Großstädte in Zeiten der Globalisierung.“ Ein Forschungsprojekt zu Stadt und Region. (PDF; 1,2 MB) , abgerufen am 13. Juni 2009.
  3. Iris Reuther (FG Stadt- und Regionalplanung, Universität Kassel): Präsentation „Regiopole Rostock“. (PDF; 936 kB) 11. Dezember 2008, abgerufen am 13. Juni 2009.
  4. Homepage der Regiopole Rostock
  5. Veröffentlichungen der IHK zu Rostock zur Regiopolregion Rostock
  6. regio:polis Kunst- und Kulturfestival der Regiopolregion Rostock, abgerufen am 3. November 2015
  7. Buchlink zu „Regiopolen. Die kleinen Großstädte in Zeiten der Globalisierung.“ Abgerufen am 13. Juni 2009.
  8. Stadtentwicklungskonzept Erfurt (PDF; 22,0 MB)
  9. Entwurf Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland 2013 (03.06.2013). Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, 8. Juli 2014, abgerufen am 23. September 2014 (nicht barrierefrei).
  10. Paderborn will eine Regiopole werden, WDR online, 11. Februar 2015