Waltenhofen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 40′ N, 10° 18′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Oberallgäu | |
Höhe: | 722 m ü. NHN | |
Fläche: | 59,75 km2 | |
Einwohner: | 9933 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 166 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 87448 | |
Vorwahlen: | 08303 (OT Hegge: 0831) | |
Kfz-Kennzeichen: | OA | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 80 143 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 4 87448 Waltenhofen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Eckhard Harscher (Wir für Waltenhofen) | |
Lage der Gemeinde Waltenhofen im Landkreis Oberallgäu | ||
Waltenhofen ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Oberallgäu in Bayern. Die Kerngemeinde liegt rund sieben Kilometer südlich von Kempten (Allgäu).
Geographie
Ausdehnung des Gemeindegebietes
Das Gemeindegebiet besteht aus den Gemarkungen Waltenhofen, Martinszell i. Allgäu, Memhölz und Niedersonthofen.
Zu Waltenhofen gehören unter anderem die Ortsteile Hegge, Lanzen, Martinszell, Memhölz, Niedersonthofen, Oberdorf und Rauns.
Wappen der Ortsteile
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Martinszell
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Memhölz
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Niedersonthofen
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Pfarrhof in Waltenhofen
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Rathausstraße in Waltenhofen
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Hasen mit Martinsbrunnen
Schutzgebiete
Folgende Naturschutzgebiete liegen zum großen Teil im Gemeindegebiet von Waltenhofen:
- „Rohrbachtobel im Wirlinger Forst“: Das 1959 ausgewiesene Naturschutzgebiet liegt westlich von Waltenhofen und umfasst 14 Hektar.[2]
- „Widdumer Weiher“: Das 1997 ausgewiesene Naturschutzgebiet liegt östlich von Martinszell beim Weiler Widdum und umfasst 30 Hektar.[3]
Geschichte
- Waltenhofen: Auf dem Schloßbühl in Waltenhofen stand einst die Burg des Ortsgeschlechts, das urkundlich nicht nachweisbar ist. Später saßen hier die Herren von Horben zu Waltenhofen. Ihren Besitz mit dem Burgstall und Ort Waltenhofen kauften 1367 die Herren von Rauns-Fischen, die bis zu ihrem Aussterben 1450 Ortsherren blieben. 1465 kauft Hans von Werdenstein das Erbe des Hans von Rauns zu Waltenhofen, St. Veit und Rauns. Waltenhofen gehörte später zum Fürststift Kempten. Seit der Säkularisation und dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen im Königreich Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
- Hegge: Nördlich vom Ortsteil Waltenhofen liegt der Industrieort Hegge, der früher zu dem Gebiet des Stiftes Kempten gehörte. Die älteste bis jetzt aufgefundene Urkunde über Hegge datiert von 1543.
- Martinszell: In der Mitte zwischen Kempten und Immenstadt liegt Martinszell. 1275 wird eine Pfarrei "Cella Sancti Martini" erwähnt. 1430 erhielt Martinszell die Niedergerichtsbarkeit, 1485 wurde das Dorf von Kaiser Friedrich III. zum Markt erhoben. In Martinszell wurde im späten 15. Jahrhundert Matthias Waibel geboren, der zur Zeit der Bauernkriege als Vikar in Kempten die Thesen Martin Luthers verbreitete und 1525 als Märtyrer starb. Im selben Jahr, am 25. Oktober 1525, wurde im dortigen Pfarrhaus der "Martinszeller Vertrag" zwischen der Bauernschaft und Fürstabt Sebastian von Breitenstein geschlossen.
- Memhölz: Memhölz ist eine sehr alte Pfarrei, die schon um 1200 einen Pfarrer hatte. In Memhölz befindet sich das Haus der Familie der Schönstattbewegung.
- Niedersonthofen: Niedersonthofen gehörte von 1243 bis 1804 zur reichsunmittelbaren Grafschaft Königsegg-Rothenfels und war so eher nach Immenstadt orientiert, im Gegensatz zu Waltenhofen, das dem Fürststift Kempten angehörte. Niedersonthofen liegt am Niedersonthofener See, der in alter Zeit wesentlich größer war, so dass die erst 1952 wiederentdeckte Burg Niedersonthofen als Wasserburg ausgelegt war. Das kleine zu Niedersonthofen gehörige Dorf Linsen hat eine 1319 erwähnte Burg von der am Ort nur noch der Burghügel mit Gedenktafel künden. Die sehenswerte Kapelle wird auf das 14. Jahrhundert datiert.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Memhölz eingegliedert.[4] Am 1. Januar 1976 kam Niedersonthofen hinzu. Martinszell im Allgäu folgte am 1. April 1976.[5]
Einwohnerentwicklung
Bayerisches Landesamt für Statistik[6]:
- 1840: 3.148 Einwohner
- 1871: 3.123 Einwohner
- 1900: 3.454 Einwohner
- 1925: 4.263 Einwohner
- 1950: 6.876 Einwohner
- 1961: 6.782 Einwohner
- 1970: 8.031 Einwohner
- 1987: 7.969 Einwohner
- 2004: 8.943 Einwohner
- 2011: 8.847 Einwohner
- 2013: 8.900 Einwohner
Politik
Seit 2006 ist Eckhard Harscher (Wir für Waltenhofen) Erster Bürgermeister von Waltenhofen.[7] Bei der Bürgermeisterwahl am 11. März 2012 wurde er mit 67,2 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt.[8] Sein Vorgänger im Amt war Robert Wegscheider (CSU).
Der Gemeinderat zählt 20 Mitglieder, die sich nach den Kommunalwahlen in Bayern 2014 auf folgende Parteien und Wählervereinigungen verteilen:[9]
- CSU: 8
- Freie Wähler: 4
- Bündnis 90/Die Grünen: 3
- SPD: 2
- Wir für Waltenhofen: 3
Die Aberkennung des Mandats eines CSU-Bewerbers nach der Kommunalwahl 2008 sorgte für Schlagzeilen. Der Bewerber, der 2006 als Bürgermeister kandidiert und 43,3 % der Stimmen erhalten hatte, soll seinen Lebensmittelpunkt in einer anderen Gemeinde gehabt haben, wodurch er für den Waltenhofener Gemeinderat nicht wählbar war. Er hatte jedoch die höchste Stimmenzahl aller Bewerber erreicht.[10]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 41, im produzierenden Gewerbe 961 und im Bereich Handel und Verkehr 276 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 303 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2813. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 1 Betrieb, im Bauhauptgewerbe 16 Betriebe.
Land- und Forstwirtschaft
Mit 3.631 Hektar werden rund 61 Prozent des Waltenhofener Gemeindegebiets landwirtschaftlich genutzt, vor allem als Dauergrünland. Im Jahr 2010 existierten in Waltenhofen 141 landwirtschaftliche Betriebe, bei denen es sich hauptsächlich um Milchviehhalter handelt. Weitere 1.177 Hektar oder rund 20 Prozent des Gemeindesgebiets sind bewaldet.[11]
Bildung
Es gibt folgende Bildungseinrichtungen (Stand: 2014)[12]:
- Fünf Kindertageseinrichtungen mit 339 genehmigten Kindergartenplätze und 289 betreuten Kindern
- Vier Grund- sowie Mittel-/Hauptschulen mit 27 Lehrern und 391 Schülern
Verkehr
Der im Ortsteil Oberdorf gelegene Bahn-Haltepunkt Martinszell befindet sich an der Bayerischen Allgäubahn von München nach Lindau und wird vom Personenverkehr der Deutschen Bahn bedient. Weil etliche Fahrgäste mit Ziel Oberstdorf dort fälschlich ausstiegen, wurde er Ende der 60er Jahre in Martinszell umbenannt.[13] Es gibt durchgehende Verbindungen nach Oberstdorf, Memmingen, Ulm, München, Nürnberg, Augsburg und Lindau.
Der Bahnhof Waltenhofen wurde 1984 stillgelegt.[14]
Waltenhofen liegt an der „Anschlussstelle Waltenhofen“ am Übergang der A980 zur B12.
Bauwerke
St. Martin und Alexander (Waltenhofen)
Die in der Mitte von Waltenhofen stehende Kirche wurde 1765 bis 1770 als Saalbau mit eingezogenem Chor errichtet, der Turm ist im Kern noch spätmittelalterlich, das Turmobergeschoss von 1901.
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Außenansicht
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Kircheninnenraum
St. Cosmas und Damian (Rauns)
Südöstlich von Waltenhofen steht die Kirche von Rauns. Sie ist den Heiligen Cosmas und Damian geweiht. Um 1250 erbaut von den Herren von Rauns gehörte sie seit 1464 denen von Werdenstein. 1548 kam sie in den Besitz der evangelischen Reichsstadt Kempten und wurde deshalb zwinglianisch. Schon 1548 wurde die Kirche vom Stift Kempten erworben und mit der Pfarrei Waltenhofen vereinigt. 1808 überließ sie der bayerische Staat den 26 Bauern von Rauns. Die Kirche war seit 1936 Eigentum der Gemeinde Waltenhofen und wurde 1962 wieder der Pfarrei St. Martin übereignet. Die Heiligenfiguren, darunter eine Figur des Heiligen Veit, stammen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert; manche werden J. Syrlin dem Jüngeren zugeschrieben. Der Aufbau der Altäre entstand um 1700.
Maria, Königin der Apostel (Hegge)
Zirka dreißig Minuten zu Fuß oder drei Minuten mit dem Auto von dem Pfarrdorf Waltenhofen entfernt liegt Hegge. Ende der 1940er Jahre wurden Arbeitslose für den Kirchenbau angeworben. Das Baumaterial stammt aus dem Steinbruch Leuten. Die Kirche wurde am 19. August 1951 geweiht. Die Außenfassade ist geprägt durch den grauen Bruchstein. Der Innenraum ist gestaltet in Neugotik, Jugendstil und Moderne.
Evangelische Kirche von Waltenhofen
Die neue evangelisch-lutherische Kirche von Waltenhofen wurde im Oktober 2000 eingeweiht. Vorher fanden die Gottesdienste im Heggener Pfarrhaus oder in einer Notkirche in Rauns statt. Das neue Gemeindezentrum an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße wurde nach einem ökologisch sehr ambitionierten Konzept errichtet. Viel Anerkennung findet auch das schlichte tiefrote Triptychon im Altarraum.
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Evangelische Kirche Waltenhofen mit Glockenträger
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Taufschale, Taufkapelle in der ev. Kirche Waltenhofen
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Altarbild der evang. Auferstehungskirche Waltenhofen
Persönlichkeiten
- Matthias Waibel (Ende 15. Jahrhundert–1525), Reformator und Märtyrer
- Georg Schädler (* 10. Juni 1887 in Gopprechts (zu Niedersonthofen); † 14. Februar 1971 in Niedersonthofen), Politiker (NSDAP), Landtags- und Reichstagsabgeordneter
- Karl Nold (* 28. Januar 1903; † 27. November 2008), katholischer Priester, Ehrendekan, Ehrenbürger von Waltenhofen, Initiator und Erbauer der katholischen Kirche in Hegge[15]
- Franz Hößler (1906–1945), SS-Führer sowie Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz, dem KZ Mittelbau und dem KZ Bergen-Belsen.
- Ludwig Martin (1909–2010), deutscher Jurist, Generalbundesanwalt von 1963 bis 1974
- Herta Huber (* 1926), deutsche Schriftstellerin, wohnhaft im Ortsteil Martinszell
- Adi Sprinkart (1953–2013), Biolandwirt und Landtagsabgeordneter der Grünen, geboren und gestorben im Weiler Gopprechts
Literatur
- "Waltenhofen gestern und heute", Chronik von Waltenhofen von Dr. Erich Knoll, 2005, PVB 2006.11767
Weblinks
- Eintrag zum Wappen von Waltenhofen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Regierung von Schwaben: NSG Rohrbachtobel im Wierlinger Forst
- ↑ Regierung von Schwaben: NSG Widdumer Weiher
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 496.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 795.
- ↑ Statistik kommunal 2014 Gemeinde Waltenhofen, S. 6
- ↑ Wahlergebnis Bürgermeisterwahl 2006
- ↑ Wahlergebnis Bürgermeisterwahl 2012
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2014
- ↑ Mike Szymanski: Abrechnung in Waltenhofen, Süddeutsche Zeitung, 10. Mai 2008
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 Gemeinde Waltenhofen, S. 12f
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 Gemeinde Waltenhofen, S. 15f
- ↑ http://www.kbs970.de/streckenportrait.html
- ↑ http://www.kbs970.de/streckenportrait.html
- ↑ Zum Tod von Karl Nold Allgäuer Zeitung vom 3. Dezember 2008, abgerufen 13. Juni 2011