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„Kernwaffe“ – Versionsunterschied

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Am [[6. August]] [[1945]], also 21 Tage nach dem ersten erfolgreichen Test bei [[Alamogordo]], warf der [[Bomber]] [[Enola Gay]] die erste Atombombe (Sprengstoff: Uran-235), [[Little Boy]] genannt, über der Küstenstadt [[Hiroshima]] ab, wo sie um 8.15 Uhr Ortszeit in etwa 600 m Höhe über dem Boden detonierte. Rund 90.000 Menschen starben sofort, weitere 50.000 Menschen starben Jahre bis Jahrzehnte später an der [[Strahlenkrankheit]].


Am [[9. August]] [[1945]] sollte der [[Bomber]] [[Bockscar]] die zweite Atombombe (Sprengstoff: Plutonium-239), [[Fat Man]] genannt, eigentlich über [[Kokura]] abwerfen. Als dort auch nach drei Anflügen noch schlechte Sicht herrschte, wich der Kommandant aufgrund Treibstoffmangels auf das Alternativziel, die Küstenstadt [[Nagasaki]], aus. Da auch dort die Wolkendecke zu dicht war, wurde das Stadtzentrum um mehrere Kilometer verfehlt. Weil zudem das Stadtgebiet hügeliger als das Hiroshimas ist, was die Ausbreitung der Druckwelle behinderte, waren dort weniger Opfer zu beklagen – obwohl Fat Mans Sprengkraft rund doppelt so stark war wie die Little Boys. Dennoch kamen bei diesem Angriff 36.000 Menschen sofort ums Leben, weitere 40.000 Menschen wurden so stark verstrahlt, dass sie Jahre bis Jahrzehnte später starben.
Am [[9. August]] [[1945]] sollte der [[Bomber]] [[Bockscar]] die zweite Atombombe (Sprengstoff: Plutonium-239), [[Fat Man]] genannt, eigentlich über [[Kokura]] abwerfen. Als dort auch nach drei Anflügen noch schlechte Sicht herrschte, wich der Kommandant aufgrund Treibstoffmangels auf das Alternativziel, die Küstenstadt [[Nagasaki]], aus. Da auch dort die Wolkendecke zu dicht war, wurde das Stadtzentrum um mehrere Kilometer verfehlt. Weil zudem das Stadtgebiet hügeliger als das Hiroshimas ist, was die Ausbreitung der Druckwelle behinderte, waren dort weniger Opfer zu beklagen – obwohl Fat Mans Sprengkraft rund doppelt so stark war wie die Little Boys. Dennoch kamen bei diesem Angriff 36.000 Menschen sofort ums Leben, weitere 40.000 Menschen wurden so stark verstrahlt, dass sie Jahre bis Jahrzehnte später starben. Nach neuesten Studien aus Deutschland, USA und Japan sollen an den Langzeitfolgen wesentlich weniger Menschen gestorben sein, als bisher angenommen. Demnach können etwas mehr als 700 Todesfälle der nuklearen Verstrahlung zugeordnet werden<ref>spiegel.de: ''[http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,519043,00.html Is Atomic Radiation as Dangerous as We Thought?]'', Artikel vom 22.11.2007, S. 2</ref>.


Die militärische Notwendigkeit des Atombombeneinsatzes ist umstritten, denn diesen drei Städten wurde der Angriff mit konventionellen (Brand-)Bomben bis zuletzt erspart, um dann den Effekt einer nuklearen Explosion auf eine Großstadt testen zu können. Andererseits ergab sich mit der Kapitulation von [[U 234]] der Hinweis, das Japan selbst sich kurz vor der Fertigstellung einer eigenen Atombombe befinden könnte. <ref>http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,230670,00.html</ref> Weiterhin muss der Atombombeneinsatz auf Hiroshima und Nagasaki mit der Bombardierung von [[Tokio]] verglichen werden. Dort starben während der Nacht vom 9. März 1945 mehr als 100.000 Menschen. Die Legitimität des Atombombeneinsatzes steht und fällt also mit jener des konventionellen Bombenkriegs.
Die militärische Notwendigkeit des Atombombeneinsatzes ist umstritten, denn diesen drei Städten wurde der Angriff mit konventionellen (Brand-)Bomben bis zuletzt erspart, um dann den Effekt einer nuklearen Explosion auf eine Großstadt testen zu können. Andererseits ergab sich mit der Kapitulation von [[U 234]] der Hinweis, das Japan selbst sich kurz vor der Fertigstellung einer eigenen Atombombe befinden könnte. <ref>http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,230670,00.html</ref> Weiterhin muss der Atombombeneinsatz auf Hiroshima und Nagasaki mit der Bombardierung von [[Tokio]] verglichen werden. Dort starben während der Nacht vom 9. März 1945 mehr als 100.000 Menschen. Die Legitimität des Atombombeneinsatzes steht und fällt also mit jener des konventionellen Bombenkriegs.

Version vom 27. November 2007, 16:05 Uhr

Explosion von „Fat Man“ über Nagasaki.

Kernwaffen – auch Nuklearwaffen oder Atomwaffen – sind Waffen, deren Wirkung auf kernphysikalischen Prozessen beruht, insbesondere der Kernspaltung und Kernfusion. Konventionelle Waffen beziehen dagegen ihre Explosionsenergie aus chemischen Reaktionen, bei denen die Atomkerne unverändert bleiben. Zusammen mit biologischen und chemischen Waffen gehören Kernwaffen zu den so genannten ABC-Waffen, auch Massenvernichtungswaffen.

Dieses ist ein Übersichtsartikel. Weitere spezifische Details finden sich in folgenden Artikeln:

Begriff

Kurz nach der Entdeckung der Radioaktivität gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde klar, dass bei radioaktiven Substanzen, bezogen auf die beteiligten Stoffmengen, ungeheuer große Energiemengen umgesetzt werden, die die Reaktionswärme, die bei chemischen Reaktionen auftritt, um Größenordnungen übersteigt, wobei sich die radioaktive Substanz selbst kaum verbraucht. Schon bald entstanden daher literarische Spekulationen über die technische und militärische Nutzung dieser neuartigen Energie. Der Begriff „Atombombe“ (atomic bomb) wurde wahrscheinlich von H. G. Wells in seinem 1914 erschienen Roman „The World Set Free“ geprägt und entstand damit zwei Jahrzehnte vor der Entdeckung der Kernspaltung, mit der entsprechende Vorstellungen realisiert werden konnten. Für die in den Vierziger Jahren entwickelten Nuklearwaffen wurde also in der Öffentlichkeit ein bereits literarisch eingeführter Begriff verwendet.

Der grundsätzliche Aufbau der Atome aus einem schweren Kern und einer leichten Atomhülle aus Elektronen wurde erst danach Allgemeingut. Zur Unterscheidung der sogenannten „atomphysikalischen“ Vorgänge, zu denen die chemischen Reaktionen sowie optische Phänomene gehören und an denen im Wesentlichen nur die Elektronenhülle beteiligt ist, wurden in der Folgezeit die wesentlich energiereicheren Vorgänge im Atomkern, zu denen die Radioaktivität und die Kernspaltung gehören, mit den Präfixen „Kern-“ bzw. „Nuklear-“ bezeichnet. Daher werden die umgangssprachlichen Bezeichnungen „Atombombe“ bzw. „Atomkraftwerk“, die auf fiktionale literarische Quellen zurückgehen, heute fachsprachlich korrekter als „Kernwaffe“ bzw. „Nuklearwaffe“ und „Kernkraftwerk“ bezeichnet. Diese Umbenennung wird jedoch gerade von Seiten der Kernenergiekritiker und Nuklearwaffengegner vielfach als verhüllend empfunden.

Auch die Behördensprache hat die Fachbegriffe nicht immer nachvollzogen. So werden in Deutschland die für die Kernenergie fachlich zuständigen Genehmigungsbehörden als „Atomaufsicht“ bezeichnet, es gibt ein „Atomgesetz“, und der Vorgänger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hieß „Atomministerium“ – dessen Zuständigkeit bezüglich kerntechnischer Anlagen ist aber inzwischen an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übergegangen.

Mit dem Begriff „Atombombe“ im engeren Sinne wurden allgemein die auf der Kernspaltung (Fission) beruhenden Kernwaffen bezeichnet. Im Gegensatz dazu wurden die Fusionswaffen mit dem Begriff „Wasserstoffbombe“ belegt – heute fasst man alle Arten von Waffen, die Kernumwandlungen benutzen, unter der Bezeichnung nukleare bzw. Kernwaffe zusammen.

Einführung

Atombombe Little Boy („Kleiner Junge“) auf einem Transportwagen kurz vor dem Abflug nach Hiroshima (13 kt Sprengkraft)

Die Entwicklung der Kernwaffen stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit dar. Bereits die ersten Kernwaffen mit nur 1-%-iger Effizienz erreichten Explosionsenergien, die mehr als zehntausend Tonnen konventionellen Sprengstoffs entsprachen. Damit setzten sie genug Energie frei, um im August 1945 die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki fast vollständig zu zerstören und Hunderttausende von Menschen zu töten. Während des Kalten Krieges entwickelten vor allem die USA und die Sowjetunion Kernwaffen mit teilweise mehr als 10.000 Kilotonnen (10 Megatonnen) TNT-Äquivalent. Die stärkste jemals gezündete Bombe war die sowjetische Zar-Bombe. Sie wurde am 30. Oktober 1961 bei einem atmosphärischen Kernwaffentest gezündet und setzte eine Energie von etwa 57.000 Kilotonnen (57 Megatonnen) TNT-Äquivalent frei. Zum Vergleich: die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT. Eine Bombe mit derartiger Kraft hätte im Kriegseinsatz ganze Ballungsgebiete verwüstet. Die Temperatur, die bei einer nuklearen Explosion erzeugt wird, beträgt zwischen 10 und 15 Millionen Grad Celsius.

Durch ihre große Zerstörungskraft, aber mehr noch durch die bei der Explosion freigesetzten radioaktiven Rückstände, stellen Kernwaffen eine ernste existenzielle Bedrohung für die Menschheit und das Leben auf der Erde dar. Auf der anderen Seite trug die gegenseitige Bedrohung über 40 Jahre dazu bei, einen direkten militärischen Konflikt zwischen den Großmächten zu verhindern (siehe dazu MAD). Doch auch nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist die Gefahr eines Atomkrieges nicht gebannt. Eine zunehmende Zahl von Staaten strebt, teilweise bereits mit Erfolg, nach atomarer Aufrüstung. Der Umgang mit dieser Gefahr wird von vielen Politikwissenschaftlern als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angesehen.

Siehe auch: Atomstreitkräfte

Konstruktion

Hauptartikel: Kernwaffentechnik

Atombombe „Little Boy“ wird kurz vor dem Start noch überprüft

Die technische Entwicklung der Kernwaffen seit den 1940er Jahren hat eine große Vielfalt unterschiedlicher Varianten hervorgebracht. Unterschieden werden grundsätzlich Atombomben nach dem Kernspaltungs- oder Fissionsprinzip („klassische“ Atombombe) und nach dem Kernfusionsprinzip (Wasserstoff- oder H-Bombe).

Datei:Fissionsbombe-Gun-Design.png
Prinzipskizze einer "herkömmlichen" Atombombe (Kernspaltungsbombe)

Bei der Kernspaltungsbombe wird eine überkritische Masse (wie viel das ist, ist geometrie- bzw. konstruktionsabhängig – die kleinste kritische Masse erreicht man mit einer Kugel) Uran 235 oder Plutonium 239 durch Sprengstoff auf engem Raum zusammengebracht. Ab einem bestimmten Verhältnis von Masse zu Oberfläche des Spaltmaterials können Neutronen, die beim spontanen Zerfall einzelner Kerne entstehen, weitere Kerne im Material spalten, wobei diese wiederum einige Neutronen liefern. Es kommt zur nuklearen Kettenreaktion, in deren Verlauf immer weitere Kerne gespalten werden.

Bei der Fusionsbombe wird zunächst eine Kernspaltungsbombe gezündet. Die dadurch im Inneren der Bombe erzeugten Drücke und Temperaturen reichen aus, um in dem in ihr enthaltenen schweren Wasserstoff (Deuterium) die Fusionsreaktion zu zünden.

Detonation von Atombomben

Atombombe Fat Man („Dicker Mann“) wird auf Transportwagen verladen, kurz vor dem Flug nach Nagasaki (22 kt Sprengkraft)

Um Atombomben zur Detonation zu bringen, also den Kernspaltungs- oder Fusionsprozess in Gang zu setzen, wurden mehrere verschiedene Systeme entwickelt.

Explosion

Das einfachste Prinzip besteht darin, dass so viel zusätzliches spaltbares Material durch den Zünder auf den Kernsprengstoffvorrat geschossen wird, dass die spaltbaren Materialien desselben Stoffes verschmelzen und eine kritische bzw. überkritische Masse entsteht. Hierbei werden meistens 2 Halbkugeln aus spaltbarem Material mit 2 Sprengstoffkapseln aufeinander geschossen oder ein zylinderförmiger Körper aus spaltbarem Material auf eine Kugel mit einem Loch geschossen und so zur Detonation gebracht.

Einen solchen Aufbau einer Atombombe nennt man „Gun-Design“. Die von den USA am 6. August 1945 auf Hiroshima abgeworfene Atombombe Little Boy besaß dieses System und hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT.

Implosion

Eine weitere Methode ist die Implosion, wobei das spaltbare Material als Hohlkugel angeordnet ist. Diese ist von einer Schicht Sprengstoff umgeben, der bei der Explosion durch eine Anzahl elektrischer Zünder entzündet wird, sodass die entstehende Druckwelle das Spaltmaterial im Zentrum zusammendrückt. Durch diese Implosion erhöht sich dessen Dichte und ein überkritischer Zustand entsteht.

Sowohl bei der Testbombe von Alamogordo als auch bei der am 9. August 1945 auf Nagasaki abgeworfenen Atombombe handelte es sich um Implosionsbomben. Diese hatten eine Sprengkraft von 20 Kilotonnen TNT.

Kenngrößen

Die bei der Detonation einer Nuklearwaffe freigesetzte Energie wird gewöhnlich in Kilotonnen angegeben. Eine Kilotonne, abgekürzt kT, ist diejenige Energie, die bei der Detonation von 1000 Tonnen TNT freigesetzt wird (etwa 4·1012 J). Man spricht daher auch von TNT-Äquivalent. Aus diversen Gründen ist die Sprengkraft von konventionellen und nuklearen Waffen über diese Einheit aber nur ungefähr gleichzusetzen. Bei sehr starken Detonationen, etwa von Wasserstoffbomben, gibt man die Sprengkraft auch in Megatonnen, kurz MT, an. Diese Einheit entspricht der Energie einer Million Tonnen TNT.

Die reine Sprengkraft allein ist allerdings noch kein Maß für die Wirksamkeit einer Kernwaffe. Je nach Typus, Einsatzbereich und Detonationshöhe der Waffe sind verschiedene andere Faktoren von Bedeutung. Es sind unter anderem auch folgende Kenngrößen in Verwendung:

Die amerikanische W87 MX kann bis zu zehn unabhängig steuerbare Sprengköpfe transportieren.
  • Totaler Zerstörungsradius: der Radius um das Explosionszentrum, in dem alles tierische und menschliche Leben sowie alle Gebäude, Pflanzen usw. komplett vernichtet werden. Je nach Größe der Bombe kann dieser bis zu 10 km betragen. Die experimentelle sowjetische Zar-Bombe hatte in ihrer stärksten Version sogar einen totalen Zerstörungsradius von bis zu 20 km. Danach folgen weitere Radien, in denen die Zerstörungskraft der Bombe abnimmt, z. B. der Radius, bei dem die Überlebenschance über 50 % liegt; danach der, bei dem sie über 80 % liegt, und so weiter.
  • Millionen Tote: Anzahl der Getöteten bei Detonation in einem Ballungsgebiet. Diese Größe hängt sehr stark vom Detonationsort ab. Insbesondere haben die Bevölkerungsdichte und die Bauweise der Stadt einen sehr großen Einfluss auf die Zahl der Toten. Im Kalten Krieg führte man Modellrechnungen zum Einsatz starker nuklearer Waffen gegen die wichtigsten Ziele durch, unter anderem Moskau, Sankt Petersburg, Washington (D.C.) und New York. In heutiger Zeit gibt es entsprechende Simulationen, die von einem terroristischen Anschlag mit einer kleinen Kernwaffe (einige Kilotonnen) ausgehen.[1]
  • Zahl der Sprengköpfe: viele Nuklearraketen verfügen über mehrere nukleare Sprengköpfe, die dann in großer Höhe von der Trägerrakete getrennt werden und sich auf eine große Fläche verteilen. Eine einzige Rakete kann auf diese Weise riesige Gebiete verwüsten, so kann etwa die sowjetische SS-18 Satan – je nach Bestückung – ein Areal von bis zu 60.000 km² zerstören. Bei heutigen Raketen sind die einzelnen Sprengköpfe steuerbar, so dass mit jedem Sprengkopf ein einzelnes Ziel angegriffen werden kann.

Dieses sind jeweils keine festen Einheiten, sondern nur Richtgrößen, anhand derer sich der Schaden einer nuklearen Waffe abschätzen lässt. Je nach Verwendungszweck können auch andere Größen interessant sein, etwa die mechanische, thermische und elektromagnetische Leistung, oder der entstehende Fallout und Langzeitwirkungen. Manchmal sind auch einfach nur technische Größen wie Abmessungen und Gewicht von großer Bedeutung. Um sich ein genaues Bild von der Wirkung einer einzelnen Bombe zu machen, ist die detaillierte Kenntnis verschiedenster Daten notwendig.

Die stärksten als reguläre militärische Sprengköpfe konstruierten Kernwaffen sind Wasserstoffbomben mit bis zu 25 MT Sprengkraft (SS-18 Satan ICBM; stärkster regulärer US-Sprengkopf erreicht 9MT, so z. B. auf den Titan ICBMs). Typischerweise sind es aber deutlich weniger, so 350 kT bei der amerikanischen B61 (en). Ohne Kernfusion, das heißt nur mit Spaltung von Uran- oder Plutoniumkernen, erreicht man rund 500 (amerikanischer Ivy King-Test) bis 800 kT (stärkste französische Militärwaffe). Fat Man, über Nagasaki abgeworfen, hatte demgegenüber „nur“ 20 kT Sprengkraft.

Klassifizierung

Strategische Kernwaffen

Strategische Kernwaffen sind Kernwaffen mit großer Sprengkraft, die nicht auf dem Gefechtsfeld eingesetzt werden, sondern Ziele im gegnerischen Hinterland zerstören sollen, wie z. B. ganze Städte oder Raketensilos von Interkontinentalraketen. Ihre Sprengkraft reicht vom Kilotonnenbereich bis zu theoretisch über 100 Megatonnen TNT bei der Wasserstoffbombe.

Die Nukleare Triade besteht aus Interkontinentalraketen, U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und strategischen Bombern. Die Verteilung der Kernwaffen auf mehreren Plattformtypen sichert ihre Überlebensfähigkeit.

Strategische Kernwaffen sind:

  • Freifallende Kernbomben, die von Flugzeugen (zumeist Langstreckenbombern) direkt auf das Ziel abgeworfen werden
  • Landgestützte Interkontinentalraketen (ICBM) mit nuklearem Sprengkopf, die in Silos oder mobil auf dem Festland stationiert sind
  • Landgestützte Mittelstreckenraketen (MRBM, IRBM) mit nuklearem Sprengkopf, die in Silos oder auf mobilen Abschussrampen montiert sind. Ein besonderes Problem dieser Waffen ist die extrem kurze Flug- und damit Reaktionszeit von nur wenigen Minuten. Sie gelten deshalb als besonders anfällig für das unbeabsichtigte Auslösen eines Atomschlages, da nach radargestützter (Fehl-)Erkennung einer solchen Rakete praktisch keinerlei Zeit bleibt, politische Entscheidungsprozesse auszulösen. Beispiele für diese Raketen sind die in den 1950er Jahren von den USA in der Türkei stationierten Jupiter-Raketen und jene Raketen, welche die UdSSR auf Kuba stationieren wollte – was damals die Kubakrise auslöste. Derartige Waffen werden heute lediglich noch von solchen Staaten stationiert, denen die Technik von Interkontinentalraketen fehlt, wie Pakistan oder Israel.
  • U-Boot-gestützte ballistische Raketen (SLBM) mit nuklearem Sprengkopf
  • Luftgestützte ballistische Raketen (ALBM) mit nuklearem Sprengkopf, gestartet von Flugzeugen
  • Marschflugkörper (Cruise Missiles) mit nuklearem Sprengkopf, die von Flugzeugen (ALCM), Kriegsschiffen oder U-Booten abgefeuert werden können, werden vorwiegend im taktischen Einsatz verwendet

Eine Rakete kann je nach Bauart auch mehrere nukleare Sprengköpfe transportieren (so genannte MIRV-Bauweise, Multiple Independently targetable Re-entry Vehicle).

Taktische Kernwaffen

Taktische Kernwaffen (auch nukleare Gefechtsfeldwaffen genannt) werden ähnlich wie konventionelle Waffen gezielt gegen gegnerische Einheiten eingesetzt, wobei der Wirkungskreis geringer ist als bei strategischen Waffen. Ihre Sprengkraft reicht bis zu einigen hundert Kilotonnen und ist damit geringer als bei strategischen Kernwaffen. Die kleinste taktische Atomwaffe im Truppendienst hat eine Sprengkraft von circa 0,3 kT. Der geringe Wirkradius erlaubt einen Einsatz vergleichsweise nahe an den eigenen Truppen.

Taktische Kernwaffen gibt oder gab es als:

Die Bezeichnung „taktisch“ ist insofern verharmlosend, als auch diese Bomben erhebliche Radioaktivität entwickeln, die im Kriegsfall überregionale Auswirkungen hätte. Weiterhin suggeriert sie, dass der Einsatz dieser Waffen unterhalb der Schwelle zum nuklearen Krieg läge und damit das Gleichgewicht des Schreckens nicht destabilisiert würde.

Diskutiert wurden daneben auch:

  • Weltraum-stationierte Kernwaffen.
  • Torpedos zur U-Boot-Abwehr.

Spezielle Kernwaffen

Neutronenbomben

Neutronenbomben sind taktische Kernwaffen, die im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise eine geringere Sprengkraft (etwa 1 kT), aber eine stärkere Neutronenstrahlung erzeugen.

Man versprach sich davon vor allem eine erhöhte Effektivität gegen gepanzerte Streitkräfte: Für die Zerstörung von Panzern muss eine Bombe normalerweise in der unmittelbaren Umgebung detonieren, da die Panzerung einen Schutz gegen Druck und Hitze bietet. Gegen Neutronenstrahlung hingegen schützt sie kaum, da Neutronen schwere Materialien nahezu ungehindert durchdringen. Die Detonation einer Neutronenbombe könnte daher die Besatzung eines Panzers augenblicklich töten, ohne den Panzer selbst zu vernichten. Allerdings induziert die Neutronenstrahlung im Zielgebiet sekundäre Radioaktivität, so dass das Gelände und dort verbliebenes Material dauerhaft unbrauchbar gemacht werden würden.

Daneben können Neutronenbomben verwendet werden, um gegnerische Kernwaffen (z. B. anfliegende Raketen) durch Zerstören der Zünd- oder Steuerelektronik unbrauchbar zu machen.

Entwicklung und Stationierung von Neutronenbomben, auch in Deutschland, wurden anfangs so begründet, dass ein damit geführter Krieg selbst bei der größeren benötigten Anzahl von Explosionen Land und Infrastruktur weniger verwüste als herkömmliche Kernwaffen. Modellrechnungen zeigten aber bald, dass dieses in der Praxis kaum zuträfe. Denn in dem wirksam bestrahlten Gebiet wäre bereits die Druck- und Hitzewirkung tödlich, auch Gebäude und Anlagen würden zerstört und das Material durch Einfang radioaktiv. Eine „saubere“ Alternative zu klassischen Atombomben würde somit nicht erreicht.

Weiterhin wurde kritisiert, dass der Tod durch eine Neutronenbombe besonders unmenschlich sei. Menschen, die dem starken Neutronenfluss ausgesetzt sind würden einen qualvollen und langsamen Tod sterben. Opfer würden mehrere Wochen lang unter Haarausfall, Lähmung, Verlust der Sinneswahrnehmung und Artikulationsfähigkeit, Spasmen, unkontrolliertem Durchfall und Flüssigkeitsverlust leiden, bis sie schließlich sterben. Diese auftretenden Symptome wurden von der Anti-Atom-Bewegung benutzt, um das Bild der „sauberen Bombe“ öffentlich in Frage zu stellen.

Daneben wurde kritisiert, durch die Neutronenbombe werde die Einsatzschwelle von Kernwaffen herabgesetzt und damit die Wahrscheinlichkeit ihres Einsatzes erhöht.

In den USA wurden seit 1974 etwa 800 Neutronensprengsätze gebaut. Die letzten wurden 1992 verschrottet. Neutronenbomben werden heute noch in der Volksrepublik China vermutet.

Mini-Nukes

So genannte Mini-Nukes sind Kernwaffen mit einer Sprengkraft unter fünf Kilotonnen. Die neue Forschung über kleine, technisch hoch entwickelte Kernwaffen ist in den USA geplant. Der US-Senat hob im Mai 2003 ein 10 Jahre altes Verbot der Entwicklung von Mini-Nukes auf. Diese Entscheidung wurde im Kongress durch eine Resolution geschwächt, welche die Forschung erlaubt, jedoch ein Verbot der Entwicklung oder Herstellung neuer Atomwaffen mit geringer Sprengkraft beibehält.

Kofferbomben, beispielsweise zum Einsatz durch Geheimdienste oder Terroristen, wurden beschrieben und werden auch auf dem High Energy Weapons Archive vorgestellt; dort wird aber auch betont, dass die physikalische Umsetzbarkeit mehr als zweifelhaft ist (beispielsweise bräuchte man zu hohe Mengen an konventionellem Sprengstoff zur Zündung). Andererseits lag bereits das Gewicht des amerikanischen W-54-Gefechtskopfs zum Davy-Crockett-Leichtgeschütz bei nur 23 Kilogramm. Die eiförmige Waffe aus den 1950er Jahren hatte einen Durchmesser von nur etwa 27,3 cm bei 40 cm Länge und erreichte eine maximale Sprengkraft von etwa 1 kT.

Bunkerbrecher

Nukleare bunkerbrechende Waffen sollen tief in die Erde eindringen, um unterirdische und gehärtete Bunker zu zerstören. Es ist ausgeschlossen, dass die Bomben, aus der Luft abgeworfen, tief genug unter die Oberfläche eindringen und die Explosion vollkommen unterirdisch abläuft. Somit wird ein Bombenkrater erzeugt und hochradioaktives Material in die Luft ausgeworfen. Ebenso sind durch die erzeugten Erschütterungen großflächige Zerstörungen um das eigentliche Ziel herum zu befürchten. Es gibt im US-Arsenal bereits eine »Bunker Buster«: die B-61-11, die laut des im Januar 2002 veröffentlichten Überprüfungsberichts (Nuclear Posture Review, NPR) der US-Atomwaffenpolitik eine Sprengkraftgröße von mehr als fünf Kilotonnen hat und damit keine »Mini-Nuke« ist. Diese Waffe dringt aus einer Höhe von gut 13.000 Metern nur bis zu sieben Meter in die Erde und 2–3 Meter in gefrorenen Boden ein. Die USA haben etwa 50 dieser Bomben zur Verfügung.

Schmutzige Bombe

Bei einer so genannten „Schmutzigen Bombe“ wird die vernichtende Wirkung der Explosion mit der großflächigen und jahrelangen Verstrahlung durch radioaktiven Fallout weiter gesteigert. Dieses wird durch den Aufbau der Waffe oder durch eine Kernexplosion auf dem Erdboden erreicht (für letzteres siehe Kernwaffenexplosion). Insbesondere wurde die Kobaltbombe als schmutzige Bombe bezeichnet. In dieser Bauform wird um den eigentlichen Sprengsatz ein Kobaltmantel angebracht. Dieses Metall wird durch die Explosion in 60Co umgewandelt, ein stark strahlendes Isotop mit relativ langer Halbwertszeit, das als Staub herab regnen und das betreffende Gebiet für lange Zeit kontaminieren sollte.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Begriff Schmutzige Bombe umgeprägt. Man bezeichnet damit nun einen Sprengsatz aus konventionellem Sprengstoff, dem radioaktives Material beigemischt wurde, das durch die Explosion möglichst weit verteilt werden soll. Eine Kernspaltung und somit Nuklearexplosion findet dabei nicht statt. Man vermutet, dass Terroristen derartige USBV einsetzen könnten, um Schrecken zu verbreiten.

Auch die Internationale Atomenergieorganisation warnt davor, dass Terroristen radioaktives Material, z. B. aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, erwerben könnten. Dort, ebenso wie in den USA, kommen immer wieder Substanzen aus Industrie, Forschungseinrichtungen oder Krankenhäusern abhanden. Da das Material für eine schmutzige Bombe aus der zivilen Kerntechnik gewinnbar ist, wird auch die gesamte Kerntechnik zu den Dual Use Produkten gezählt.

Als Beispiel für die Folgen einer schmutzigen Bombe wird teils der Goiânia-Unfall in Brasilien 1987 herangezogen, bei dem Diebe in ein leerstehendes Krankenhaus einbrachen und einen Behälter mit radioaktivem 137Caesiumchlorid stahlen. Aus Neugier und Unwissenheit hantierten viele mit dem bläulich fluoreszierenden Material und trugen Teile der Substanz mit sich herum. Mehrere Wohnbezirke waren betroffen und schließlich starben vier Menschen an der Strahlenkrankheit, zehn weitere brauchten intensive medizinische Behandlung und 85 Gebäude mussten abgerissen oder dekontaminiert werden.

Geschichte

Anfänge

Allgemein bekannt für ihre Arbeit bei der Entwicklung von Kernwaffen sind Robert Oppenheimer und Edward Teller. Jedoch der wohl erste Wissenschaftler, der ernsthaft über den tatsächlichen Bau einer Kernwaffe nachdachte, war der ungarische Physiker Leó Szilárd.

Bereits im September 1933 dachte er an die Möglichkeit, mittels Beschuss durch Neutronen Atomkerne zu einer Kettenreaktion anzuregen. Diese Idee war zu jener Zeit noch sehr umstritten, später auf diesem Gebiet sehr erfolgreiche Forscher wie Ernest Rutherford, Enrico Fermi und Otto Hahn glaubten damals noch nicht daran, dass Kerne sich überhaupt spalten lassen.

Nach einigen Jahren der Grundlagenforschung (u. a. von Otto Hahn, Fritz Straßmann, Lise Meitner, Frédéric Joliot-Curie, Enrico Fermi) war es im Frühsommer 1939 soweit, dass die notwendigen theoretischen Grundlagen veröffentlicht waren, um bei ausreichender Verfügbarkeit von spaltbarem Uran eine Kernwaffe zu bauen.

Schon vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 richteten die drei in den Vereinigten Staaten lebenden Physiker Leó Szilárd, Albert Einstein und Eugene Paul Wigner im August 1939 einen Brief an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, um ihn vor der Möglichkeit der Entwicklung einer Atombombe in Deutschland zu warnen und ihn im Gegenzug zu der Entwicklung einer eigenen Atombombe anzuregen.

Doch es sollte noch bis zum Herbst 1940 dauern, bis Enrico Fermi und Leó Szilárd genügend finanzielle Mittel erhielten, um mit der Entwicklung eines Kernreaktors zu beginnen.

Als die amerikanische Regierung durch die Erfolge an dieser Arbeit davon überzeugt wurde, dass die Entwicklung einer Atombombe grundsätzlich möglich ist, und dass auch der Kriegsgegner Deutschland diese Möglichkeit besitzt, wurden die Forschungen intensiviert und führten schließlich zum Manhattan-Projekt.

Deutsches Kernwaffenprojekt

Hauptartikel: Uranprojekt

Im nationalsozialistischen Deutschland arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges Wissenschaftler wie u. a. Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Walther Gerlach, Kurt Diebner und Otto Hahn u. a. im Rahmen des deutschen „Uranprojektes“ an der militärischen Nutzbarmachung der Kernspaltung zur Erreichung deutscher Kriegsziele.

Die Befürchtung der USA, Deutschland könnte so einen eigenen nuklearen Sprengsatz entwickeln, war ein wichtiger Anlass, ein eigenes Atombombenprogramm zu initiieren. Viele, über das Gebiet des Deutschen Reiches verteilte (zum Teil unabhängig voneinander arbeitende) Forschergruppen arbeiteten bis zum Kriegsende an der Entwicklung einer deutschen Kernwaffe. Es endete im so genannten Atomkeller in Haigerloch. Nach dem Krieg wurde jedoch festgestellt, dass im „Uranprojekt“ keine Kernwaffen entwickelt wurden.

Allerdings gibt es Berichte, in denen von geheimen Versuchen mit strahlendem Material in Verbindung mit Explosionen gesprochen wird.

Manhattan-Projekt

Hauptartikel: Manhattan-Projekt

1942 wurde unter größter Geheimhaltung unter dem Decknamen „Projekt Y“ (als Teil des Manhattan-Projekts) das Forschungslaboratorium Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico konzipiert. Von 1943 an arbeiteten dort unter der wissenschaftlichen Leitung Robert Oppenheimers mehrere tausend Menschen, vielfach Wissenschaftler und Techniker.

Am 16. Juli 1945 wurde die erste Atombombe oberirdisch bei Alamogordo gezündet (Trinity-Test). Das in der Bombe verwendete nukleare Brennmaterial war Plutonium und besaß eine Sprengkraft von 21 Kilotonnen TNT-Äquivalent.


Das amerikanische Atomprojekt wurde auch aufgrund Einsteins Brief an den US-Präsidenten als Gegengewicht zum vermuteten deutschen Atomprojekt begonnen. Es kam jedoch nicht gegen Nazi-Deutschland zum Einsatz. Stattdessen wurden die ersten Luftangriffe mit Atombomben am 6. und 9. August 1945 gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki geflogen.

Die Herstellung von Atomwaffen war während des Zweiten Weltkrieges noch aufwändig und teuer. Das atomare Arsenal war nach Trinity, Hiroshima und Nagasaki bereits aufgebraucht; einer verzögerten Kapitulation Japans hätte mit dem Fortführen des konventionellen Bombardements begegnet werden müssen.

Einsatz gegen Hiroshima und Nagasaki

Hauptartikel: Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki

Am 6. August 1945, also 21 Tage nach dem ersten erfolgreichen Test bei Alamogordo, warf der Bomber Enola Gay die erste Atombombe (Sprengstoff: Uran-235), Little Boy genannt, über der Küstenstadt Hiroshima ab, wo sie um 8.15 Uhr Ortszeit in etwa 600 m Höhe über dem Boden detonierte. Rund 90.000 Menschen starben sofort, weitere 50.000 Menschen starben Jahre bis Jahrzehnte später an der Strahlenkrankheit.

Am 9. August 1945 sollte der Bomber Bockscar die zweite Atombombe (Sprengstoff: Plutonium-239), Fat Man genannt, eigentlich über Kokura abwerfen. Als dort auch nach drei Anflügen noch schlechte Sicht herrschte, wich der Kommandant aufgrund Treibstoffmangels auf das Alternativziel, die Küstenstadt Nagasaki, aus. Da auch dort die Wolkendecke zu dicht war, wurde das Stadtzentrum um mehrere Kilometer verfehlt. Weil zudem das Stadtgebiet hügeliger als das Hiroshimas ist, was die Ausbreitung der Druckwelle behinderte, waren dort weniger Opfer zu beklagen – obwohl Fat Mans Sprengkraft rund doppelt so stark war wie die Little Boys. Dennoch kamen bei diesem Angriff 36.000 Menschen sofort ums Leben, weitere 40.000 Menschen wurden so stark verstrahlt, dass sie Jahre bis Jahrzehnte später starben. Nach neuesten Studien aus Deutschland, USA und Japan sollen an den Langzeitfolgen wesentlich weniger Menschen gestorben sein, als bisher angenommen. Demnach können etwas mehr als 700 Todesfälle der nuklearen Verstrahlung zugeordnet werden[2].

Die militärische Notwendigkeit des Atombombeneinsatzes ist umstritten, denn diesen drei Städten wurde der Angriff mit konventionellen (Brand-)Bomben bis zuletzt erspart, um dann den Effekt einer nuklearen Explosion auf eine Großstadt testen zu können. Andererseits ergab sich mit der Kapitulation von U 234 der Hinweis, das Japan selbst sich kurz vor der Fertigstellung einer eigenen Atombombe befinden könnte. [3] Weiterhin muss der Atombombeneinsatz auf Hiroshima und Nagasaki mit der Bombardierung von Tokio verglichen werden. Dort starben während der Nacht vom 9. März 1945 mehr als 100.000 Menschen. Die Legitimität des Atombombeneinsatzes steht und fällt also mit jener des konventionellen Bombenkriegs.

Noch heute wird jährlich der Opfer gedacht.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

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Atombombentest als Teil der Militärübung Desert Rock, Yucca Flats, 1. November 1951

Die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst von einer langsamen Weiterentwicklung der Atombombe geprägt. Während die USA unterschiedliche Tests wie eine Unterwasserexplosion durchführten, arbeiteten Großbritannien und die Sowjetunion an eigenen Atombomben. 1948 besaßen die USA rund 50 einsatzbereite Sprengköpfe. Die Sowjetunion wurde schon während des Zweiten Weltkriegs von Klaus Fuchs über das Atombombenprogramm informiert. Das Sowjetische Atombomben-Projekt führte zur erfolgreichen Zündung der ersten sowjetischen Atombombe am 29. August 1949, was Großbritannien erst am 2. Oktober 1952 gelang. In dieser Zeit entstand auch das nebenstehende Bild eines amerikanischen Truppenversuchs mit Soldaten in geringer Entfernung zur Atomexplosion, das den teilweise sorglosen, teilweise rücksichtslosen Umgang mit Radioaktivität in der damaligen Zeit dokumentiert. Die Volksrepublik China zündete am 16. Oktober 1964 eine erste Atombombe im Kernwaffentestgelände Lop Nor (Provinz Xinjiang). Die nur mit Hilfe sowjetischer Technik möglich gewordene Entwicklung kostete umgerechnet über 4 Milliarden US-Dollar, die dem Land während des „Großen Sprungs nach vorn“ entzogen wurden und somit indirekt zum Tod von fast 38 Millionen Chinesen beitrug.

Entwicklung der Wasserstoffbombe

Die weitere Entwicklung von Kernwaffen führte zur Wasserstoffbombe. Die erste Zündung einer Wasserstoffbombe mit dem Codenamen Ivy Mike erfolgte am 31. Oktober 1952 durch die USA auf dem Eniwetok-Atoll und setzte eine Energie von 10,4 Megatonnen TNT-Äquivalent frei. Diese Sprengkraft entspricht dem 800-fachen der Hiroshimabombe.
Ein Jahr später zündete auch die Sowjetunion ihre erste Wasserstoffbombe. Ende 1955 brachte die UdSSR die erste transportable H-Bombe zur Explosion, die USA folgten am 21. Mai 1956 durch eine über der Pazifikinsel Namu von einem Flugzeug abgeworfene Bombe. 1961 erprobte die Sowjetunion dann auf der Insel Nowaja Semlja die Zar-Bombe, mit 57 MT die stärkste jemals gezündete Kernwaffe.

Die Notwendigkeit, angereichertes Uran und Plutonium zum Kernwaffenbau herzustellen, führte zur Entwicklung von Urananreicherungsanlagen sowie den ersten Kernreaktoren. Die hierdurch gewonnenen Erfahrungen beschleunigten den Aufbau einer zivilen Nutzung der Kernenergie.

Weltweit, teilweise auch in den USA selbst, wird der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung als ungerechtfertigt verurteilt.

Die Entwicklung der Atombombe wird heute allgemein als das dunkelste Kapitel der Technik- und Wissenschaftsgeschichte angesehen. Die Atombombe ist der Inbegriff des „Fluches der Technik“.

Die Erfindung der Kernwaffen löste ein beispielloses Wettrüsten – insbesondere zwischen den USA und der Sowjetunion – aus und war die schwerste Bedrohung in der Zeit des Kalten Krieges.

Kernwaffen wurden hier wiederum auch eine hemmende Wirkung zugeschrieben, wonach gerade die Bedrohung durch eine totale Auslöschung der Menschheit das „Gleichgewicht des Schreckens“ aufrecht erhalten und damit eine direkte Konfrontation vermieden habe.

Entwicklung nach dem Kalten Krieg

Nach dem Zerfall der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre bezweifeln Experten den militärischen Sinn von Kernwaffen, da jedes Ziel auch mit konventionellen Waffen der gewünschten Größenordnung zerstört werden kann. Als größte Gefahr der atomaren Bewaffnung wird daher ein Einsatz durch Terroristen angesehen, denn diese könnten bei Verwendung von Atomwaffen mit geringem Aufwand großen Schaden anrichten (siehe Hiroshima bzw. Nagasaki), während Atomwaffen im Kampf gegen den Terrorismus vollkommen ungeeignet sind.

Unabhängig von dieser Entwicklung blieben die USA und Russland als Nachfolgestaat der Sowjetunion diejenigen Staaten mit den meisten Kernwaffen. Ihr Arsenal wird auch weiterhin gepflegt, entzog sich jedoch nach Ende des Kalten Krieges mehr und mehr der öffentlichen Aufmerksamkeit. Während zunächst die Entwicklungstätigkeit in diesem Bereich erlahmte, werden in den USA seit Ende der neunziger Jahre so genannte Bunker Buster entwickelt. Diese Atomwaffen kleiner Sprengkraft dienen der Vernichtung unterirdischer Anlagen. Sie werden mit hoher Geschwindigkeit in den Boden geschossen, dringen in diesen ein und explodieren dann unterirdisch. Dadurch lösen sie eine Schockwelle im Boden aus, welche die angegriffenen Anlagen zerstört. Politischer Hintergrund dieser Entwicklung sind vermehrte Anstrengungen einiger Staaten wie dem Iran, wichtige militärische Bauten unterirdisch anzulegen, um sie im Kriegsfall den Angriffen durch überlegene Luftstreitkräfte zu entziehen.

Die Entwicklung solcher kleiner Kernwaffen wird in der Fachwelt als eine Gefahr eingeschätzt, da ihr Einsatz kaum Aufsehen erregen würde. Statt zerstörter Städte und tausender Toter würde die Weltöffentlichkeit lediglich einen kleinen Krater sehen. In der Konsequenz würde die Hemmschwelle sinken, Atomwaffen einzusetzen und auf diese Weise vergleichsweise preiswert – ohne Verlust eigener Soldaten und ohne allzu negatives Image – Kriege zu führen. Auch der Atomwaffensperrvertrag würde damit in Frage gestellt werden, was unabsehbare Konsequenzen zur Folge haben könnte (Vertragsabschaffung).

Kernwaffen in Europa

Die in Europa gelagerten Kernwaffen sind nach Ende des Kalten Krieges drastisch reduziert worden. Auf den europäischen Luftwaffenstützpunkten sind von 1990 bis 1996 rund 208 Kernwaffensilos der NATO gebaut worden. Ursprünglich waren hierfür 438 NATO-Bunker vorgesehen, die aber nicht mehr benötigt wurden. Die von den US-Streitkräften kontrollierten Bunker für Bomben, die im Ernstfall den NATO-Streitkräften zur Verfügung standen, waren nicht alle bestückt worden. Bis 1998 hatte Großbritannien sein Arsenal an Fallbomben auf den Stützpunkten abgebaut. Ab 1996 wurden dann die weiteren Arsenale geleert.

Die USA und Großbritannien lagerten während des Kalten Krieges bis zu 5.000 Kernwaffen in deutschen Bunkern. Es wird vermutet, dass in Europa im Rahmen der nuklearen Teilhabe schätzungsweise 480 Nuklearwaffen gelagert sind, davon angeblich etwa 150 auf dem US-Stützpunkt Ramstein Air Base und auf dem deutschen Fliegerhorst Büchel [3]. Die Luftwaffe trainiert nur in Büchel im Rahmen der nuklearen Teilhabe den Einsatz von Kernwaffen durch Jagdbomber vom Typ Tornado. Die deutschen Luftwaffenstützpunkte in Memmingen und Nörvenich verfügten schon ab 1995 über keinerlei Kernwaffen mehr.

Die beiden westeuropäischen Atommächte Großbritannien und Frankreich begannen bereits in den 1960ern bzw. 1970ern Teile ihrer Arsenale auf seegestützte Systeme umzustellen. Beide Staaten unterhalten heute je vier ballistische Atom-U-Boote, von denen jedes mit jeweils 16 Atomraketen ausgestattet werden kann. Frankreich hält lediglich noch 60 Sprengköpfe zum Einsatz durch Bomber bereit, Großbritannien verfügt seit dem Jahr 2000 ausschließlich über seegestützte Systeme. Infolge dieser Veränderung wurde auch die Anzahl der Lagerstätten auf Luftwaffenstützpunkten reduziert. Die seegestützten Sprengköpfe machen heute den größten Teil der in Europa stationierten Atomwaffen aus. Die britischen Sprengköpfe werden komplett in der Marinebasis Clyde gelagert, die französischen in Brest.

NATO-Luftwaffenstützpunkte mit Kernwaffen

(Auswahl, Stand: 1997)

  • Großbritannien
    • Lakenheath
    • Marham
    • Wittering
  • Niederlande
  • Belgien
    • Kleine Brogel
  • Deutschland
    • Fliegerhorst Büchel (elf WS3-Lagersysteme für 22 Bomben B-61)
    • Fliegerhorst Nörvenich (elf WS3-Lagersysteme für 22 Bomben B-61, z.Zt keine Waffen gelagert)
    • Hagen (früheres Transportdepot unter Rangierbahnhof, zeitweise 15 Bomben B-61, Zünder und Raketenteile) [nach den Unterlagen im Bundesarchiv war das Depot geplant, wurde jedoch vor der vollständigen Fertigstellung aufgelassen. Grund: Die Nähe zu einer Großstadt und von Wohngebieten]
    • Brüggen
  • Italien
    • Aviano (achtzehn WS3-Lagersysteme für 36 Bomben B-61)
    • Ghedi-Torre (elf WS3-Lagersysteme für 22 Bomben B-61)
  • Griechenland
    • Araxos (geschlossen)
  • Türkei
    • Balikesir (sechs Unterflurdepots, z.Zt keine Waffen gelagert)
    • Incirlik (nicht fertiggestellt)
    • Murted (sechs Unterflurdepots, z.Zt keine Waffen gelagert)

Aktueller Stand

Hauptartikel: Atommacht

Die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrats gelten als offizielle Atommächte. Sie sind im Atomwaffensperrvertrag als Staaten mit Kernwaffen aufgeführt. Über nukleare Gefechtsköpfe verfügen:

Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind nicht im Atomwaffensperrvertrag aufgeführt, besitzen aber trotzdem Kernwaffen und Trägersysteme.

Obwohl lange Zeit nicht von offizieller Seite bestätigt, gilt es als unstrittig, dass auch Israel seit den 1970er Jahren im Besitz von etwa 200 Kernwaffen ist, da das Land in der Vergangenheit seinen Nachbarländern mehrfach mit deren Einsatz gedroht hat. Weiterhin hat Premierminister Olmert am 12. Dezember 2006 innerhalb eines Interviews Israel als ein Land aufgezählt, das Atomwaffen besitzt. Mordechai Vanunu hat die Welt vom israelischen Kernwaffenprojekt unterrichtet, nachdem er am Dimona-Reaktor arbeitete. Am 11. Dezember 2006 gab der israelische Ministerpräsident Olmert gegenüber dem deutschen Sender Sat.1 zu, dass Israel eine Atommacht sei.[4] [5] Dieses wurde jedoch später von ihm wieder dementiert. Zuvor gab es Proteste in In- und Ausland als Reaktion auf diese Aussage.[6] Im Januar 2007 meldeten iranische Medien, Israel plane einen atomaren Angriff auf den Iran, was von Tel Aviv dementiert wurde.

Besitz von Kernwaffen (Nordkorea)

Hauptartikel: Nordkoreanisches Kernwaffenprogramm

Nordkorea erklärte im Frühjahr 2005 ebenfalls, Kernwaffen zur Abschreckung entwickelt zu haben; die Aussage wurde jedoch von verschiedenen Seiten bezweifelt. Unstrittig war jedoch, dass Nordkorea ein ambitioniertes Programm zum Erlangen von Kernwaffen unterhält. Am 3. Oktober 2006 wurde von der nordkoreanischen Regierung bekannt gegeben, Atombombentests durchführen zu wollen.

Am 9. Oktober 2006 um 10.36 Uhr Ortszeit wurde in Hwadaeri nahe Kilju ein erfolgreicher unterirdischer Nuklearwaffentest durchgeführt und später durch seismische Messungen in Russland und den USA bestätigt.[7] Die Sprengkraft lag nach südkoreanischen Schätzungen bei über 800 Tonnen TNT. Russlands Verteidigungsministerium geht dagegen von 5 bis 15 Kilotonnen TNT aus.[8] (Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von umgerechnet 13 Kilotonnen TNT.)[9] Bis heute ist jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob es sich bei der Detonation vom 9. Oktober 2006 tatsächlich um eine Kernexplosion gehandelt hat. Es wäre möglich, dass die Sprengung auch mit konventionellen Mitteln durchgeführt worden sein könnte um den politischen Druck auf die internationale Gemeinschaft zu erhöhen. Es gibt durch Spionageflugzeuge der USA Hinweise auf eine sehr schwach erhöhte Radioaktivität in der Atmosphäre über dem Testgebiet, die jedoch erst im zweiten Anlauf aufgrund ihrer Geringfügigkeit überhaupt entdeckt wurden. Derzeit verdichten sich die Hinweise auf laufende Vorbereitungen für einen weiteren Test.

Programme

Dem Iran wird das Streben nach Atomwaffen allen voran von Israel und den USA unterstellt. Einen Nachweis dafür gibt es allerdings nicht. Nach eigenen Angaben arbeitet der Iran an der zivilen Nutzbarmachung der Kernkraft zur Energiegewinnung.

Diplomaten in Wien, dem Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), sagten der F.A.Z., Iran habe vor einigen Wochen bereits 1000 Zentrifugen zur Urananreicherung in seiner Anlage in Natans installiert gehabt. Das ist eine merkliche Erhöhung, da Iran nach Beginn der Anreicherung vor einem Jahr zunächst nur zweimal 164 Zentrifugen in Betrieb hatte. Die Regierung in Teheran meldete am 12. April 2007, dass sie 3000 Zentrifugen in Betrieb hätte, womit eine Anreicherung auf industriellem Niveau erreicht sei.

Die Zahl der Zentrifugen gilt als wichtig, weil daran der Fortschritt des iranischen Atomprogramms abgelesen werden kann. Westliche Regierungen befürchten, dass Iran sich unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms die Fähigkeit zum Bau von Kernwaffen verschaffen möchte. 3000 Zentrifugen gelten als notwendig, um den Sprengstoff für ein bis zwei Atombomben im Jahr herzustellen. [10]

Besitz von Kernwaffen unbestätigt

Zu Zeiten des Kalten Kriegs waren u. a. in der Ukraine sowjetische Nuklearraketen stationiert. Nach dem Zerfall der Sowjetunion gaben die ehemaligen Sowjetstaaten ihre Kernwaffen an Russland zurück, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Ukraine aufgrund eines Fehlers der russischen Behörden noch immer einige Kernwaffen besitzt. Fest steht, dass das Land noch sowjetische Trägerraketen besitzt, die mit nuklearen Sprengkörpern bestückt werden können.

Programme oder Besitz in der Vergangenheit

Südafrika entwickelte unter der Apartheid-Regierung mit israelischer Hilfe eine Atomwaffe und führte im September 1979 einen Test vor der Küste durch. Kurz vor dem Ende der Apartheid zerstörte Südafrika seine sechs Atomwaffen, um dem Atomwaffensperrvertrag 1991 beizutreten und sich damit wieder in die internationale Gesellschaft eingliedern zu können. Bis 1994 wurden alle südafrikanischen Atomwaffenanlagen komplett abgebaut.

Argentinien, Brasilien, Libyen, und die Schweiz verfügten in der Vergangenheit über Kernwaffenprogramme, haben diese aber aufgegeben und offiziell beendet. Kasachstan, die Ukraine und Weißrussland kamen durch den Zerfall der Sowjetunion an Atomwaffen, die auf ihrem Gebiet stationiert waren, haben diese dann später aber an Russland abgetreten. Die Regierung von Schweden diskutierte nach 1945, ob es Kernwaffen entwickeln wollte und entschied sich dagegen.

Unfälle mit Kernwaffen

Zwischen 1950 und 1980 wurden 32 Unfälle allein mit US-amerikanischen Kernwaffen bekannt. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren mussten viele Waffen bei Notlandungen von Bombern abgeworfen werden. Manche der Waffen wurden nie wieder gefunden, weil sie in den Ozeanen abgeworfen (aber nicht gezündet) wurden.[11] Nach Schätzungen von Greenpeace gingen etwa 50 Atombomben verloren. Elf Bomben vermissen die USA offiziell. Radioaktive Verseuchung wurde in mehreren Fällen festgestellt.

Abstürze von Atombombern und andere Unfälle sind deshalb sehr problematisch, weil die Bombe zwar nicht zur Zündung kommt, aber durch den Aufprall das spaltbare Material in der Umgebung verstreut werden kann. Im Falle von Plutonium ist dieses besonders gefährlich. Über die chemische Giftigkeit von Plutonium siehe auch unter Gift.

Siehe auch: Unfälle mit Interkontinentalraketen und Unfälle mit Kernwaffen an Bord des strategischen Bombers B-52

Aber nicht nur bei Unfällen, sondern auch im Rahmen des Entsorgungsprozesses innerhalb der normalen Produktion gelangte insbesondere in der Sowjetunion massiv radioaktives Material in die Umwelt (Majak, Karatschai-See).

Abrüstung und Rüstungsbegrenzung

Aufgrund der enormen Zerstörungskraft nuklearer Bomben gab es stets Bestrebungen, sämtliche Kernwaffen abzuschaffen und generell zu verbieten, um so das Überleben der Menschheit auf Dauer zu sichern. Der Kalte Krieg und die Machtinteressen einzelner Nationen verhinderte jedoch eine schnelle Abkehr von Massenvernichtungswaffen. Dennoch wurden einige Abkommen durchgesetzt, die jeweils einen großen Schritt in Richtung einer nuklearwaffenfreien Welt signalisierten. Ob die Verträge tatsächlich so wirksam sind wie gewünscht, wird allerdings angezweifelt.

Am 10. Oktober 1963 trat das Teststoppabkommen in Kraft, worin sich einige Großmächte einigten, keine Nuklearwaffen im Wasser, im All und in der Atmosphäre zu zünden. Unterirdische Tests sollten eine bestimmte Stärke nicht überschreiten. Diesem Abkommen sind bisher 120 Nationen beigetreten.

Der Atomwaffensperrvertrag wurde am 1. Juli 1968 von den USA, der Sowjetunion und Großbritannien unterzeichnet und trat 1970 in Kraft. Mittlerweile haben 189 (ohne Nordkorea 188) Staaten den Vertrag unterzeichnet, darunter auch die Volksrepublik China und Frankreich (beide 1992). Der Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag bedeutet für die Unterzeichnerstaaten die Verpflichtung, sich in regelmäßigen Abständen den von der Internationale Atomenergieorganisation durchgeführten Kontrollen auf Einhaltung des Vertrags zu unterwerfen. Artikel VI besagt allerdings, dass die Staaten sich verpflichten „in naher Zukunft“ Verhandlungen zu führen, welche die „vollständige Abrüstung“ garantieren. [4]

Seit 1996 liegt der Vertrag zum umfassenden Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) zur Unterzeichnung auf. Er tritt erst in Kraft, wenn eine bestimmte Gruppe von Ländern ihn ratifiziert hat, u. a. die USA. Die Ratifizierungen einiger wichtiger Länder stehen derzeit noch aus. Vor allem die USA lehnen Rüstungskontrollen ab.

Die Einhaltung der Verträge wird durch verschiedene Techniken verifiziert: Erdbebenmessstationen reagieren bereits auf kleinste Vibrationen und ermöglichen eine recht genaue Ortung von unterirdischen Detonationen. Sie können auch die seismographischen Signaturen von Erdbeben und Atomwaffentests deutlich unterscheiden. Hydroakustik kann Unterwasserexplosionen aufspüren und lokalisieren. Spezialmikrophone und Radionuklid-Detektoren können atmosphärische Kernexplosionen entdecken, identifizieren und lokalisieren. Die Messstationen sind über die ganze Welt verteilt. Wenn der Vertrag in Kraft tritt, wird es auch noch die Möglichkeit der Vor-Ort-Inspektion geben. Die Implementation des Vertrages wird von der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) vorbereitet.

Bilaterale Verträge zwischen den USA und der Sowjetunion beziehungsweise Russland mit dem Ziel der Begrenzung oder Abrüstung von strategischen Atomwaffen sind SALT I und II, START I und II und SORT.

Seit einigen Jahren sind russische und US-amerikanische Atomraketen nicht mehr aufeinander ausgerichtet und die Zielkoordinaten gelöscht, um die Sicherheit zu erhöhen.[12]

Ethik von Kernwaffen und die Strategie der nuklearen Abschreckung

Prinzipiell sprechen sich alle christlichen Kirchen gegen die Verwendung jeder Art von Kernwaffen, zum Teil auch gegen den Besitz, aus. Erst 2006 hat der Ökumenische Rat der Kirchen erneut zur Eliminierung aller nuklearen Waffen aufgerufen. [13]

Ausgehend von katholischen Philosophen in Großbritannien Anfang der 1960er Jahre wurden gegen die Strategie der nuklearen Abschreckung ethische Bedenken eingebracht. Für viele Menschen war die Benutzung einer atomaren Waffe unmoralisch, da sie notwendigerweise den Tod von Zivilisten und die Vergiftung der Erde nach sich zieht. Es wurde folgendermaßen argumentiert: Wenn der Einsatz von Kernwaffen unmoralisch sei, so ist dieses auch die Strategie der nuklearen Abschreckung, da diese die bedingte Intention eine unmoralische Handlung zu setzen anstrebt.

In der katholischen Kirche wird mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) bei der Verwendung der sogenannten wissenschaftlichen Waffen auf die Grenzüberschreitung einer gerechten Verteidigung hingewiesen, da die Anwendung derselben „ungeheure und unkontrollierbare Zerstörungen auszulösen“ vermag. Die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes spricht des Weiteren ein Verbot des totalen Krieges aus, der „auf die Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos abstellt“. (GS 80) [14]

Die Verletzung der Prinzipien der Diskrimination und der Proportionalität (siehe Gerechter Krieg) stellen die Hauptkritikpunkte an dem Einsatz von Nuklearwaffen dar.

Weitere Informationen/Quellen

Wiktionary: Atombombe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Atomwaffen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Hiroshima – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Nagasaki – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Quellen

  1. Vulnerability of populations and the urban health care systems to nuclear weapon attack Simulation und Analyse eines Angriffs mit Atombomben auf US-Amerikanische Städte.
  2. spiegel.de: Is Atomic Radiation as Dangerous as We Thought?, Artikel vom 22.11.2007, S. 2
  3. http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,230670,00.html
  4. Israel im Besitz von Atomwaffen? – Olmert: „Unveränderte Position“ 12. Dezember 2006
  5. Tagesschau Olmert soll über Atomwaffen aufklären 13. Dezember 2006
  6. Reuters: Olmert bekräftigt Israels bisherige Atomwaffen-Haltung 12. Dezember 2006
  7. Erfolgreicher Atomtest Nord-Koreas, Daten des U.S. Geological Survey vom 09. Oktober 2006
  8. [1]
  9. [2] Spiegel Artikel vom 9. Oktober 2006 über den Nuklearwaffentest Nordkoreas
  10. „Mindestens tausend Zentrifugen in Iran installiert“ FAZ.NET 12. April 2007
  11. Telepolis: Atombombe über Bord!
  12. http://www.ippnw-hamburg.de/9912.htm
  13. http://www.oikoumene.org
  14. http://theol.uibk.ac.at/itl/239.html#80

Literatur

Sachbücher

  • Peter Auer Von Dahlem nach Hiroshima. Die Geschichte der Atombombe Berlin: Aufbau, 1995 ISBN 3-351-02429-0
  • Florian Coulmas Hiroshima: Geschichte und Nachgeschichte, München: Beck, 2005, ISBN 3-406-52797-3
  • Klaus Fuchs, Ruth Werner, Eberhard Panitz Treffpunkt Banbury oder Wie die Atombombe zu den Russen kam, 2003 ISBN 3-360-00990-8
  • Robert Jungk Heller als tausend Sonnen, 1958 und strahlen aus der asche, Alfred Scherz Verlag 1959
  • Rainer Karlsch, Zbynek Zeman Urangeheimnisse, 2002, ISBN 3-861-53276-X
  • Edgar Mayer, Thomas Mehner Das Geheimnis der deutschen Atombombe. Gewannen Hitlers Wissenschaftler den nuklearen Wettlauf doch?, 2001 ISBN 3-930-21936-0
  • Edgar Mayer, Thomas Mehner Die Atombombe und das Dritte Reich, 2002 ISBN 3-930-21950-6
  • Paul Takashi Nagai Die Glocken von Nagasaki: Geschichte der Atombombe München: Rex, 1955 – Bericht eines überlebenden Arztes ISBN 3-895-75056-5
  • Gian L. Nespoli, Giuseppe Zambon Hiroschima, Nagasaki. 1997, ISBN 3-889-75055-9
  • Richard Rhodes The Making of the Atomic Bomb 1995, ISBN 0-684-813785-, deutsch Nördlingen: Greno, 1988; Volk und Welt, 1990 ISBN 3-353-00717-2 (Standardwerk)
  • Helmut Simon (Vorwort) Atomwaffen vor dem Internationalen Gerichtshof ISBN 3-825-83243-0
  • Wolfgang Sternstein Atomwaffen abschaffen!, 2001 ISBN 3-933-32505-6
  • Mark Walker Die Uranmaschine. Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe Berlin: Siedler, 1990 ISBN 3-886-80359-7
  • Rainer Karlsch Hitlers Bombe Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005 ISBN 3-421-05809-1

Bildband

Romane und Theaterstücke

Weblinks

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