Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen

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Appenzell–St. Gallen–Trogen (Durchmesserlinie)

ABe 8/12 zwischen Schülerhaus und Notkersegg, im Hintergrund Stadt St. Gallen

Oben: vereinfachtes Streckenprofil, blau: Straßenbahnabschnitt in der Stadt St. Gallen

Fahrplanfeld: 855
Streckenlänge: 29,72 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem: Appenzell–St. Gallen: 1500 Volt =
St. Gallen–Schülerhaus: 600 Volt =
Schülerhaus–Trogen: 1500 Volt
Maximale Neigung: 80
Minimaler Radius: 25 m
Zweigleisigkeit: St. Gallen AB–Schülerhaus
AB von Gossau SG
20.06 Appenzell Endpunkt Vorlage:S-Bahn-St.-Gallen 785,6 m ü. M.
AB nach Wasserauen
Sitterviadukt (296 m)
Hirschberg (64 m)
18.40 Hirschberg 819,9 m ü. M.
16.12 Sammelplatz Kulminationspunkt 928,2 m ü. M.
Kantonsgrenze Appenzell Innerrhoden-Appenzell Ausserrhoden
AB von Altstätten SG
13.91 Gais Depot und Werkstätte 915,2 m ü. M.
13.37 Zweibrücken 907,2 m ü. M.
Eggli (geplant)
12.05 Strahlholz 875,0 m ü. M.
10.63 Bühler 824,7 m ü. M.
9.25 Steigbach 811,7 m ü. M.
Goldibach (94 m)
7.16 Teufen Endpunkt Vorlage:S-Bahn-St.-Gallen 833,4 m ü. M.
6.32 Stofel 836,2 m ü. M.
5.77 Sternen bei Teufen 831,2 m ü. M.
5.15 Niederteufen 830,7 m ü. M.
3.86 Lustmühle 770,7 m ü. M.
Fehlerprofil -0.14 (seit 2018)
Kantonsgrenze Appenzell Ausserrhoden-St. Gallen
[Anm. 1] Liebegg 740,3 m ü. M.
[Anm. 2]
2.22 St. Gallen Riethüsli bis 2018 748,6 m ü. M.
2.01 St. Gallen Riethüsli seit 2018
2,0   Anfang Zahnstangenabschnitt (bis 2018)
Ruckhaldetunnel (seit 2018) 725 m
1,0   Ende Zahnstangenabschnitt (bis 2018)
SBB von Winterthur und SOB von Wattwil
St. Gallen Güterbahnhof (ab Ende 2022)[1]
neue Linienführung (ab Ende 2022)
St. Leonardsbrücke
Zufahrt St. Gallen SGA (bis 2018)
Gleiswechsel (seit 2018)
0.00
0.00
St. Gallen AB 669,2 m ü. M.
St. Gallen 669,6 m ü. M.
0.27 St. Gallen Rathaus 669,6 m ü. M.
SBB nach Rorschach und SOB nach Romanshorn
0.83 St. Gallen Marktplatz 667,8 m ü. M.
1.13 St. Gallen Spisertor 667,8 m ü. M.
1.75 St. Gallen Schülerhaus 695,2 m ü. M.
2.33 St. Gallen Birnbäumen (seit 2009)
2.60 St. Gallen Tivoli (bis 1982) 754,0 m ü. M.
3.13 St. Gallen Notkersegg 781,8 m ü. M.
Kurzegg (nur talwärts)
4.52 Schwarzer Bären 855,0 m ü. M.
5.31 Rank 862,8 m ü. M.
Kantonsgrenze St. Gallen-Appenzell Ausserrhoden
6.50 Vögelinsegg 938,2 m ü. M.
6.75 Kulminationspunkt 956,1 m ü. M.
7.25 Schützengarten 935,0 m ü. M.
7.64 Speicher Depot und Werkstätte 923,7 m ü. M.
8.48 Bendlehn 927,6 m ü. M.
9.27 Gfeld 917,4 m ü. M.
9.80 Trogen Endpunkt Vorlage:S-Bahn-St.-Gallen Vorlage:S-Bahn-St.-Gallen                     915,3 m ü. M.
Anmerkungen:
  1. bis 2018: km 2.56;   seit 2018: km 2.42
  2. bis 2018: km 2.33;   seit 2018: km 2.19

Quelle: [2]
 
Eine Auflistung ehemaliger Zahnstangenabschnitte befindet sich im Abschnitt
Zahnstangenabschnitte des Artikels St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn.

Die Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen, auch als Durchmesserlinie bezeichnet, ist eine meterspurige Überlandstraßenbahn in den Kantonen Appenzell Inner- und Ausserrhoden und in der Stadt St. Gallen. Die mit einer Steigung von bis zu 80 Promille steilste Adhäsionsbahn der Schweiz bildet einen Teil des Meterspurnetzes der Appenzeller Bahnen (AB) sowie der S-Bahn St. Gallen. Die beiden Streckenäste wurden 1894 bis 1904 von der Appenzeller-Strassenbahn-Gesellschaft (ASt) und der Trogenerbahn (TB) erbaut und 2018 von den AB zur Durchmesserlinie verbunden.

Entstehung

Vorgängerbahnen

St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn

Zug der Appenzeller Strassenbahn um 1910 in der Ruckhalde.
Die fünf BCFeh 4/4 beherrschten nach der Elektrifizierung fünfzig Jahre lang das Bild der SGA.

Durch die ehemalige Appenzeller-Strassenbahn-Gesellschaft (ASt) wurde am 1. Oktober 1889 die Strecke von St. Gallen nach Gais eröffnet, die im Volksmund Gaiserbahn genannt wird. Die Fortsetzung von Gais nach Appenzell folgte am 1. Juli 1904. Die Strecke wies sieben Zahnstangenabschnitte mit dem System Riggenbach-Klose mit einer Gesamtlänge von 4,9 Kilometer auf.

Am 23. Januar 1931 wurde der elektrische Betrieb mit 1500 Volt Gleichstrom aufgenommen und der Name in St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn (SGA) geändert. Das schwierige Trasse mit den engen Kurven verlangte beim Bau der elektrischen Triebwagen BCFeh 4/4 für gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb nach neuen Lösungen. Zwischen 1978 und 1983 konnten fünf der sechs Zahnstangenabschnitte durch Neutrassierungen beseitigt werden. Verblieben war nur der knapp einen Kilometer lange Zahnstangenabschnitt in der Ruckhalde zwischen St. Gallen und Riethüsli.[3]

Trogenerbahn

Zug der Trogenerbahn kurz nach der Eröffnung in Speicher
Kreuzung zweier Züge im Juni 1980 in Speicher

Die Strecke der Trogenerbahn (TB) wurde am 10. Juli 1903 eröffnet. Ursprünglich war die Strecke mit 750 Volt Gleichstrom elektrifiziert. 1921 wurde die Spannung auf 900 Volt erhöht, mit dem Ersatz der Umformergruppe in Speicher durch eine vollautomatische Quecksilberdampf-Gleichrichteranlage im Jahre 1928 schliesslich auf 1000 Volt.[4][5] In der Innenstadt St. Gallens fahren die Züge auf den Gleisen der 1957 eingestellten Strassenbahn St. Gallen. Wegen den Kreuzungen mit dem städtischen Trolleybus beträgt die Fahrdrahtspannung auch heute noch nur 600 Volt.[6]

Trotz der bescheidenen Betriebslänge konnte sich die Trogenerbahn erhalten. Das ursprünglich vollständig in Strasse verlaufende Gleis konnte im Laufe der Jahre zu einem grossen Teil auf Eigentrasse verlegt werden.[4] Mit einer Steigung von bis zu 76 Promille war die Trogenerbahn bis zur Eröffnung des Ruckhaldetunnels die steilste schmalspurige Adhäsionsbahn in der Schweiz.[2]

Durchmesserlinie

Fotomontage mit einem ab 2018 nach Appenzell fahrenden Tango-Zug auf dem Marktplatz in St. Gallen
Die fünf Teilprojekte zur Reali­sie­rung der Durchmesserlinie
Der Ruckhaldetunnel ist das wichtigste Bauwerk zur Realisierung der Durch­messer­linie. Südportals des Ruckhaldetunnels und die neue Haltestelle Riethüsli

Seit den 1970er-Jahren wurden Tunnels zwischen St. Gallen und dem Quartier Riethüsli geplant, um den letzten Zahnstangenabschnitt zwischen St. Gallen und Appenzell zu beseitigen. Alle diese Projekte scheiterten aus Kostengründen. Nachdem die Appenzeller Bahnen (AB) im Jahr 2006 mit der Trogenerbahn (TB), der Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) und der Bergbahn Rheineck–Walzenhausen (RhW) fusionierten, entschieden sich die Appenzeller Bahnen zum Ausbau des Angebots zwischen St. Gallen und Teufen zu einem 15-Minuten-Takt. Dazu war eine Fahrzeitverkürzung zwischen St. Gallen und Riethüsli notwendig, die nur mit einer Aufhebung des Zahnstangenabschnitts in der Ruckhalde möglich war. Um die unwirtschaftlichen Standzeiten der Züge im St. Galler Nebenbahnhof zu beseitigen, werden die Züge der Strecke Appenzell–St. Gallen mit der Trogenerbahn durchgebunden,[7] obwohl die beiden Streckenäste sehr unterschiedliche Charakteristiken aufweisen.[8]

Die Durchmesserlinie Appenzell–St. Gallen–Trogen wurde zu einem strategischen Schlüsselprojekt der Appenzeller Bahnen. Die erforderlichen Arbeiten wurden in fünf Teilprojekte unterteilt, von denen die Teilstrecke St. Gallen Bahnhof–Riethüsli mit dem rund 700 Meter langen Ruckhaldetunnel das aufwendigste und grösste war. Ausser dem Streckenneubau waren weitere Arbeiten nötig. So wurde die Fahrleitungsspannung auf 1500 V angeglichen; bisher war sie bei der Trogenerbahn 1000 V und bei der Gaiserbahn 1500 V.[8] Der Bahnhof Teufen erhielt ein drittes Gleis, damit nebst den regelmässigen Taktkreuzungen dort in den Hauptverkehrszeiten Züge wenden können. Im AB-Bahnhof St. Gallen wurde ein spitz befahrener Gleiswechsel mit Abstellgleis gebaut und die Doppelspur vom Rathaus her bis zur St. Leonhardsbrücke verlängert. Um den Betrieb zu vereinfachen, wurden die sieben Stellwerke zwischen Niederteufen und Trogen durch zwei neue Anlagen ersetzt, die Komponenten der von Siemens neu entwickelten Stellwerkarchitektur SiGrid enthält.[9] SiGrid verbindet die Aussenanlagen mit dem Stellwerk und versorgt sie mit 750 Volt Gleichstrom.[10]

Die Durchmesserlinie bringt den Fahrgästen wesentliche Verbesserungen: Nebst dem 15-Minuten-Takt zwischen St. Gallen und Teufen werden die Anschlusse an die Intercity-Züge von und nach Zürich verbessert. Durch den Wegfall der technisch aufwendigen und im Betrieb teuren Zahnradstrecke in der Ruckhalde kann mit den neu beschafften Tango-Zügen ABe 8/12 komfortableres und leiseres, aber auch kostengünstigeres Niederflur-Rollmaterial eingesetzt werden. Die Tunnelstrecke der Durchmesserlinie macht sechs Bahnübergänge überflüssig, was die Verkehrssicherheit im Quartier Riethüsli wesentlich erhöht.[7]

Im Frühjahr 2016 erfolgte der Baubeginn. An den Gesamtkosten von rund 90 Millionen Franken trugen die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden sowie deren Gemeinden insgesamt 49 Millionen bei, den Rest finanzierte der Bund.[11] Unabhängig von der Durchmesserlinie wird im Rahmen des Umbaus des St. Galler Bahnhofplatzes, der seit 2015 erfolgt, der Platz durchgehend mit einer Doppelspur versehen.[12] Die Neubaustrecke wurde am 6. Oktober 2018 mit einem Volksfest eröffnet und am 7. Oktober dem fahrplanmässigen Betrieb übergeben.[13]

Siemens nutzte den Betriebsunterbruch, um im September 2018 weltweit erstmals ein digitales Stellwerk zu betreiben. Dabei wurde das Stellwerk vom Siemens-Standort Wallisellen aus versuchsweise über ein öffentliches Datennetz betrieben.[14]
→ Hauptartikel Digitales Stellwerk

Streckenbeschreibung

Die Trennung von Bahn und Strasse ist in Teufen noch nicht abgeschlossen.
Zug mit BDeh 4/4 im Jahr 2011 auf dem Sitterviadukt bei Appenzell

Nachdem die Durchmesserlinie den Innerrhoder Hauptort Appenzell – der auch von den Zügen der Linie Gossau–Wasserauen der früheren Appenzeller Bahn bedient wird – verlassen hat, führt sie über den 296 Meter langen imposanten Sitterviadukt zur Hirschbergschleife, die einen prächtigen Ausblick auf Appenzell und den Alpstein bietet. Entlang der Strasse erreicht die Bahn nach einer Steigung die Kreuzungsstation Sammelplatz und nach etwa drei Kilometer Gefälle den Eingang des Ausserrhoder Dorfs Gais. Das nun eigene Trasse führt in einer engen 180°-Kurve in den Bahnhof Gais, wo die über den Stoss nach Altstätten fahrenden Züge warten und die Depot- und Werkstattgebäude der früheren SGA stehen.

Beim Dorfausgang trifft die Durchmesserlinie wieder auf die Kantonsstrasse. Im nun folgenden Gefälle befinden sich die Haltestellen Zweibrücken und Strahlholz. Vor dem Dorf Bühler wechselt die Bahn auf die linke Strassenseite. Bei der Haltestelle Steigbach überqueren die Züge wiederum die Kantonsstrasse. Nach der Goldibachbrücke und einer kurzen Steigung erreicht die Durchmesserlinie beim Hotel „Linde“ die Ortschaft Teufen. Obwohl in Teufen die Bahn zu einem grossen Teil auf einem eigenen Trasse verläuft, verlangen die unzähligen Einmündungen und die Zufahrten zu den einzelnen Häusern von den Verkehrsteilnehmern grösste Aufmerksamkeit. Im grosszügigen Bahnhofsgebäude von 1909 sind neben Verkaufslokalen auch andere Mieter wie etwa die Kantonspolizei zu finden.

BDe 4/8 23 im Jahr 2008 im Innen­stadtbereich St. Gallens beim Markt­platz
Nebenbahnhof St. Gallen vor Er­öffnung des Ruckhaldetunnels mit einem Zug nach Trogen links des Aufnahmegebäudes und nach Ap­pen­zell rechts des Aufnahmegebäudes.

Stofel, Sternen, Niederteufen und Lustmühle sind weitere Haltepunkte, bevor das St. Galler Quartier Riethüsli erreicht wird. Bis 2018 erfolgten die Zugkreuzungen in der 300 Meter vor der Haltestelle Riethüsli liegenden Dienststation Liebegg. Seit 2018 führt der Ruckhaldetunnel auf 80 Promille Gefälle rund 70 Höhenmeter hinunter zum Plateau des einst bedeutungsvollen SBB-Güterbahnhofs St. Gallen. Der Ruckhaldetunnel löste den letzten noch verbliebenen Zahnstangenabschnitt mit der eindrücklichen Aussicht auf die westlichen Stadtteile und der engen Ruckhaldekurve ab. Der Tunnel machte auch die circa 300 Meter lange gemeinsame Fahrdrahtaufhängung mit dem Trolleybus St. Gallen überflüssig. Aufgrund der geringeren elektrischen Spannung beim Trolleybus waren beide Verkehrsmittel elektrisch voneinander isoliert. Der Streckenabschnitt mit der zur St. Leonhardsbrücke führenden S-Kurve wird Ende 2021 durch einen neuen Doppelspur­abschnitt entlang der SBB-Strecke St. Gallen–Winterthur ersetzt.[9] Nach dem Unterqueren der St. Leonhardsbrücke erreichen die Züge den sogenannten St. Galler Nebenbahnhof, wo ein Verbindungstrakt den gedeckten Zugang zu den normalspurigen Zügen von SBB, SOB und Thurbo erlaubt.

Im Nebenbahnhof beginnt der Innenstadtbereich, wo die Fahrdrahtspannung nur 600 Volt statt 1500 Volt beträgt und die Durchmesserlinie bis zum Brühltor parallel zum Trolleybus St. Gallen der VBSG verkehrt. Dieser Streckenabschnitt wird aus einer gemeinsamen Gleichrichterstation gespeist. Ursprünglich fuhren die Züge nach Trogen im Stadtbereich auf den Gleisen der 1957 eingestellten Strassenbahn St. Gallen, heute gehört auch diese Schieneninfrastruktur den Appenzeller Bahnen. Nach der Übernahme der Gleisanlage von der Stadt St. Gallen 1959 musste die Trogenerbahn in der Bahnhofstrasse (Bahnhofplatz–Schibenertor) das zweite Gleis zurückbauen. Erst seit 1978 ist die Bahnhofstrasse wieder doppelspurig befahrbar.

Endbahnhof Trogen mit BDe 4/8 22
Ein Be 4/8 in der Steigung zwischen Rank und Vögelinsegg

Auch über den Verkehrsknoten Brühltor hinaus ist die Durchmesserlinie eine Strassenbahn. Sie verkehrt bis zur Station Schülerhaus auf einer doppelspurigen Strecke im Rechtsverkehr und auf Rillenschienen im Strassenplanum. Die Fahrzeuge sind hierfür auch mit Blinkern und – neben der eisenbahntypischen Signalpfeife – mit einer Klingel ausgerüstet.

Im weiteren Verlauf folgt die Bahn der Kantonsstrasse St. Gallen–Speicher–Trogen. Ab Schülerhaus steht ihr dabei ein eigener Gleiskörper mit Vignolschienen zur Verfügung. In diesem Abschnitt besitzt die Strecke den Charakter einer Überlandstrassenbahn, die Zugkreuzungen an den Ausweichstellen erfolgen im bei Schweizer Eisenbahnen üblichen Linksverkehr. Ursprünglich waren auch auf diesem Abschnitt die Gleise durchwegs in die Strasse integriert. Ab 1953 wurden die Gleise mit Investitionshilfen nach dem Privatbahnhilfegesetz, später nach Eisenbahngesetz auf Eigentrasse verlegt.[15] Das letzte Teilstück im Dorf Speicher, einschliesslich des Bahnhofs, wurde erst 1997 von der Strasse abgetrennt.[16]

Der steile Abschnitt zwischen Schülerhaus und Notkersegg bietet einen guten Ausblick auf die Stadt St. Gallen. Bei der Kreuzungsstelle Schwarzer Bären erblicken die Reisenden den Wenigerweiher und nach dem Haltepunkt Rank den Bodensee. Kurz nach dem Kulminationspunkt beim Schlachtdenkmal Vögelinsegg wechselt das Trasse von der linken zur rechten Seite der Strasse und gelangt zur Haltestelle Schützengarten und dann zum Bahnhof Speicher, wo sich Depot und Werkstätte der früheren Trogenerbahn befinden. Nach der Haltestelle Bendlehn überqueren Bahn und Kantonsstrasse den Sägibach, ein Seitengewässer der Goldach, und erreichen nach dem Haltepunkt Gfeld die Endstation im früheren Landsgemeindeort Trogen.

Betrieb

Bis 2018

Kreuzung zweier Be 4/8 in der Station Schwarzer Bären (2012)

Vor der Eröffnung des Ruckhaldetunnels war die Strecke St. Gallen–Appenzell als Linie S 22 in die S-Bahn St. Gallen integriert. Die Züge verkehrten im Halbstundentakt und bestanden aus einem BDeh 4/4, einem Zwischenwagen und einem Steuerwagen. Jeder zweite Zug führte einen Niederflursteuerwagen. Im werktäglichen Spitzenverkehr von Appenzell nach St. Gallen verkehrte morgens hin und abends zurück ein beschleunigter Eilzug, welcher die Strecke in 39 statt den üblichen 43 Minuten bewältigte. Zwei Morgen- und mehrere Abendzüge wurden durch Autobuskurse ersetzt.

Die Strecke St. Gallen–Trogen als S 21 war tagsüber im Halbstunden-Takt mit zwei Umläufen bedient, während den Hauptverkehrszeiten wurde dieser auf einen Viertelstunden-Takt mit vier Be 4/8 verdichtet. Mit Ausnahme von Speicher sind alle Zwischenstationen Bedarfshalte. Gekreuzt wird planmässig in der Haltestelle Schwarzer Bären, in den Hauptverkehrszeiten zusätzlich in Speicher und beim Spisertor. Die Trogenerbahn wickelte den Güterverkehr bis Mitte 1991 weitgehend als „Mitläuferverkehr“ mit Personenzügen abgewickelt, und noch bis 2007 gab es Posttransporte in Güterwagen.

Seit Eröffnung der Durchmesserlinie

ABe 8/12 „Tango“ aus dem Jahr 2018 zwischen Sammelplatz und Hirschberg

Im Fahrplanjahr 2019 wird das bisherige Angebot grundsätzlich beibehalten und mit einem zusätzlichen Eilzug Appenzell–St. Gallen in Lastrichtung ergänzt. Die durchgehenden Regionalzüge Appenzell–Trogen werden als S 21 bezeichnet, die Verbindungen Teufen–Trogen als S 22. Die bisherigen abendlichen Busverbindungen werden durch Züge erbracht.[17] Die durch den Ruckhaldetunnel ermöglichte Fahrzeitverkürzung von zwei Minuten ermöglicht das Verlegen der Zugskreuzungen von der Dienststation Liebegg zur Haltestelle Lustmühle, die dazu verlängert wurde. Die anderen Kreuzungsstellen auf dem Gaiser Ast sind Güterbahnhof, Niederteufen, Teufen und Gais.[7]

Ab der Eröffnung des Ruckhaldetunnels wird der gesamte Verkehr durch elf 2,40 Meter breite Tango-Gelenktriebwagen ABe 8/12 abgewickelt, für die das Lichtraumprofil der Trogenerbahn massgebend ist. Die bisher auf der Strecke St. Gallen–Appenzell eingesetzten Fahrzeuge sind 25 Zentimeter breiter.[7] Bei grösseren Unterhaltsarbeiten wird darauf geachtet, dass beim nächsten Generationenwechsel des Rollmaterials 2,65 Meter breite Fahrzeuge beschafft werden können.[9]

Projekte

Eine neue Doppelspur beim Güterbahnhof St. Gallen und eine Kreuzungsstelle Eggli zwischen Zweibrücken und Strahlholz werden weitere Fahrzeitverkürzungen zwischen St. Gallen und Appenzell erlauben[18] und die Anschlüsse in Gais und Appenzell verbessern. Die Werkstätte Gais wird durch ein neues Servicezentrum in Schwende abgelöst, in Speicher werden dann nur noch Unterhaltsarbeiten und kleinere Reparaturen durchgeführt.[9]

Commons: St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn SGA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Trogenerbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Güterbahnhof Nord. Auf www.modernisierung-ab.ch, abgerufen am 15. August 2018
  2. a b Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz und Bahnprofil Schweiz CH+, in Schuber, AS Verlag Zürich, 2010 ISBN 978-3-909111-74-9
  3. Josef Hardegger: 100 Jahre Gaiserbahn, 1889–1989. Verlag Schläpfer, Herisau, 1989, ISBN 3-85882-063-6
  4. a b Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz 2. Schmalspur Triebfahrzeuge. Orell Füssli Verlag, Zürich 1972, S. XLIV.
  5. Daniel Brugger: 75 Jahre Trogenerbahn 1903–1978. Die Geschichte der Trogenerbahn 1903–1978. Verlag Trogenerbahn, Speicher 1978, S. 23.
  6. Jürg Aeschlimann, Hans Waldburger: Strassenbahn St. Gallen–Speicher–Trogen; Die Trogenerbahn. Prellbock Druck & Verlag, Leissigen 2003, ISBN 3-907579-24-0
  7. a b c d Thomas Baumgartner, Alexander Liniger: Die Durchmesserlinie Appenzell–St. Gallen–Trogen. (PDF, 1,1 MB) Eisenbahntechnische Rundschau, April 2014, abgerufen am 9. August 2018.
  8. a b Thomas Baumgartner, Lukas Regli: Die Bedeutung der Durchmesserlinie Appenzell – St. Gallen – Trogen für die Appenzeller Bahnen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 11/2013. Minirex, ISSN 1022-7113, S. 604–606.
  9. a b c d Jürg D. Lüthard: Neue Infrastruktur und neue Züge für die Appenzeller Bahnen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 11/2017. S. 583–585.
  10. Jürg D. Lüthard, Mathias Rellstab: „SiGrid“ und „SiNet“. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 11/2017. S. 585.
  11. Durchmesserlinie bringt Appenzellerland eine S-Bahn. Auf: FM1 Today (Online), 18. Februar 2016
  12. Die Durchmesserlinie kann gebaut werden. Medienmitteilung der Appenzeller Bahnen vom 30. November 2015
  13. Dossier Modernisierung Appenzeller Bahnen. Durchmesserlinie. In: Tüüfner Post. Die Dorfzeitung von Teufen (Online). Abgerufen am 15. September 2018.
  14. Weltweit erstes Stellwerk «in the Cloud». Medienmitteilung von Siemens Schweiz vom 4. September 2018 (PDF; 22 KB)
  15. Daniel Brugger: 75 Jahre Trogenerbahn 1903–1978. Die Geschichte der Trogenerbahn 1903–1978. Verlag Trogenerbahn, Speicher 1978, S. 41–68.
  16. Jürg Aeschlimann, Hans Waldburger: Strassenbahn St.Gallen–Speicher–Trogen. Die Trogenerbahn. Von der Strassenbahn zur S12. Band 313, Prellbock Druck & Verlag, Leissigen 2003, ISBN 3-907579-24-0, S. 80.
  17. Fahrplanentwurf 2019 Appenzell–Gais–St. Gallen–Speicher–Trogen vom 4. Juni 2018. Auf www.fahrplanentwurf.ch, herausgegeben vom Bundesamt für Verkehr
  18. Mathias Rellstab: Die neue Flotte der Appenzeller Bahnen rollt an. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 5/2018. S. 275–278.