Bahnstrecke Borsdorf–Coswig

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Borsdorf (Sachs)–Coswig Abzw B
Strecke der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen 1902
Streckennummer:6386; sä. BC
Kursbuchstrecke (DB):241.1, 506
Streckenlänge:102,649 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:Meißen-Triebischtal–Coswig
15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 11 
Minimaler Radius:285 m
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zweigleisigkeit:Meißen Altstadt–Coswig Abzw B
von Leipzig Hbf
0,000 Borsdorf (Sachs) 127 m
nach Dresden-Neustadt
3,55 Beucha 129 m
nach Trebsen (Mulde)
Bundesautobahn 14
8,94 Naunhof 134 m
13,20 Großsteinberg 140 m
15,43 Bk Grethen 150 m
19,25 Grimma ob Bf 159 m
21,86 Bk Großbardau 168 m
von Borna
25,84 Bundesstraße 107 (13 m)
von Wurzen
26,24 Großbothen (Inselbahnhof) 147 m
nach Glauchau (Sachs)
Bahnstrecke Glauchau–Wurzen
28,4 Flutbrücke (320 m; verfüllt)
Verbindungskurve von Abzw Leisenau
28,950 Abzw Muldenbrücke
29,22 Viadukt Kössern (Vereinigte Mulde; 310 m)
34,34 Tanndorf (ehem. Bf) 150 m
36,26 Freiberger Mulde (128 m)
40,1 Brücke Leisnig (50 m)
41,48 Leisnig 156 m
42,045 Einertbrücke (Freiberger Mulde; 128 m)
43,01 Eulenbach (13 m)
46,27 Klosterbuch (ehem. Bf) 160 m
46,75 (12 m)
49,30 Westewitz-Hochweitzschen (ehem. Bf) 167 m
51,32 Freiberger Mulde (123 m)
von Chemnitz Hbf
54,42 Döbeln Hbf (Keilbahnhof) 176 m
nach Riesa
55,26 Bundesstraße 175 (14 m)
55,630 Infrastrukturgrenze DB Netz / NRE
55,66 Friedrichstraße (13 m)
55,92 Waldheimer Straße (13 m)
56,40 Brücke Döbeln (40 m)
56,88 Döbeln Zentrum früher Döbeln Ost (ehem. Bf) 182 m
57,64 Freiberger Mulde (86 m)
60,72 Freiberger Mulde (53 m)
61,28 Niederstriegis (ehem. Bf) 185 m
61,94 Freiberger Mulde (60 m)
62,01 Werkgraben (16 m)
62,63 Freiberger Mulde (56 m)
von Niederwiesa
65,03 Staatsstraße 34 (17 m)
65,17 Roßwein 199 m
66,79 Freiberger Mulde (72 m)
68,62 Wirtschaftsweg (10 m)
69,38 Gleisberg-Marbach (ehem. Bf) 205 m
70,63 Freiberger Mulde (55 m)
von Freiberg (Sachs)
von Riesa
73,41 Nossen 220 m
Schmalspurbahn nach Freital-Potschappel
74,18 Freiberger Mulde (115 m)
74,85 Seminarweg (10 m)
77,56 Deutschenbora 253 m
80,86 Bk Rothschönberg 225 m
86,41 Heynitzer Bach (10 m)
86,42 Miltitz-Roitzschen 177 m
87,23 Triebisch (40 m)
87,62 Triebisch (34 m)
87,97 Triebisch (46 m)
88,25 Triebisch (54 m)
88,66 Staatsstraße 83 (25 m)
Meißen Triebischtal–Döbeln-Gärtitz (Schmalspurbahn)
89,43 Triebisch (70 m)
89,80 Triebisch (50 m)
89,91 Bk Götterfelsen 143 m
90,05 Mühlgraben (10 m)
90,09 Triebisch (42 m)
91,13 Triebischtal (95 m)
91,69 Triebischbrücke (36 m)
Schmalspurbahn von Wilsdruff und Döbeln-Gärtitz
92,80 Meißen Jaspisstraße 116 m
92,820 Infrastrukturgrenze NRE / DB Netz
93,44 Meißen Triebischtal 110 m
94,15 Staatsstraße 177 (17 m)
94,5 Meißen Altstadt
95,01 Elbe (214 m)
95,22 Staatsstraße 82 (25 m)
95,29 Meißen 111 m
95,87 Fabrikstraße (16 m)
96,03 Fürstengraben (13 m)
96,81 Steinweg (16 m)
100,72 Neusörnewitz 107 m
Verbindungsbogen nach Abzw Elbgaubad
102,25 Auerstraße (18 m)
von Leipzig Hbf
102,65 Coswig Abzw B (Bk) 113 m
(104,17) Coswig (b Dresden) 110 m
nach Dresden-Neustadt

Die Bahnstrecke Borsdorf–Coswig ist eine Hauptbahn in Sachsen, die ursprünglich durch die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft großteils entlang der Freiberger Mulde von Borsdorf über Döbeln und Meißen nach Coswig bei Dresden. Sie war Teil einer Fernverbindung von Leipzig nach Dresden, wird aber heute nur noch abschnittsweise für den regionalen Personenverkehr und Güterverkehr genutzt.

Geschichte

Meißen besaß seit dem 1. Dezember 1860 eine Anbindung an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn durch eine Zweigbahn von Coswig aus. Am 7. Juli 1864 stellte die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie den Antrag für den Bau einer zweiten Eisenbahnverbindung zwischen Leipzig und Dresden. Vorgesehen war eine Trassierung entlang der Freiberger Mulde über Döbeln nach Meißen, um dort in die bestehende Zweigbahn von Coswig einzumünden. Am 16. Januar 1866 wurde die Konzession zum Streckenbau erteilt, die Arbeiten begannen am 4. August 1865 nahe Borsdorf.

Eröffnungsdaten:

  • 14. Mai 1866: Borsdorf–Grimma
  • 27. Oktober 1867: Grimma–Leisnig
  • 02. Juni 1868: Leisnig–Döbeln
  • 25. Oktober 1868: Döbeln–Nossen
  • 22. Dezember 1868: Nossen–Meißen

Am 1. Juli 1876 wurde die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie verstaatlicht und die Strecke gehörte fortan zum Netz der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Zwischen 1898 und 1909 wurden die Streckenabschnitte Borsdorf–Großbothen und Döbeln–Coswig zweigleisig ausgebaut. Auch zwischen Großbothen und Döbeln war später noch der Bau des zweiten Gleises begonnen wurden. Wegen des Zweiten Weltkrieges wurde allerdings 1939 nur der Abschnitt Großbothen–Tanndorf fertiggestellt.

Elbbrücke Meißen
S-Bahn in Meißen

Eines der größten Neubauvorhaben der Zwischenkriegszeit war die Erneuerung der Elbbrücke in Meißen. Zwischen 1925 und 1926 errichtete dort die Lauchhammer-Rheinmetall AG einen neuen Stahlfachwerk-Überbau. Die Brücke wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gesprengt, aber bald wieder in alter Form aufgebaut. Von 1946 bis 2013 war auf der Brücke nur noch ein Gleis vorhanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Gleis der Strecke im Rahmen der Reparations­leistungen für die Sowjetunion demontiert. Weil auf der Strecke Bahnstrecke Leipzig–Dresden das zweite Gleis zwischen Borsdorf und Coswig ebenfalls abgebaut war, wurde ein Ringverkehr unter Nutzung beider Strecken eingerichtet. Insbesondere Durchgangsgüterzüge nutzten in Richtung Dresden die LC-, in Richtung Leipzig die BC-Strecke. Wegen der geringeren Streckengeschwindigkeit durch die engen Bögen in den Tälern bezog man schnellfahrende Reisezüge nur in Ausnahmefällen in den Ringverkehr ein. Der Ringverkehr endete 1971, nachdem die Strecke Leipzig–Dresden wieder durchgehend zweigleisig ausgebaut und zusätzlich elektrifiziert worden war.

1970 wurde der für den Dresdner Vorortverkehr genutzte Abschnitt Meißen Triebischtal – Coswig elektrifiziert. Am 18. Dezember 1970 begann dort der elektrische Zugbetrieb. Wenig später – im September 1973 – wurde der Streckenabschnitt in das Netz der neu geschaffenen S-Bahn Dresden einbezogen. Fortan wurden sämtliche Reisezugläufe in Meißen gebrochen, wo nun zwischen den Zügen der Relationen Leipzig – Meißen und Meißen Triebischtal – Dresden umgestiegen werden musste. Selbst die zwei auf der Strecke verkehrenden Eilzugpaare fuhren nun nur noch zwischen Leipzig und Meißen. In einigen Fahrplanperioden verkehrten die Eilzüge überhaupt nicht.

Im Dezember 1981 wurde das zweite Gleis zwischen Meißen und Coswig wieder in Betrieb genommen. 1989 erhielt auch der kurze Abschnitt Borsdorf–Beucha eine elektrische Fahrleitung. Am 30. September 1989 wurde dort der elektrische Betrieb aufgenommen. Wegen fehlender Nutzung und weil der Bahnhof Beucha mit Veränderung der Gleislagen grundlegend umgebaut werden soll, wurde das Kettenwerk Mitte 2011 abgebaut. Die Oberleitungsmasten sind alle erhalten, sodass ein Neubau der Fahrleitung möglich bleibt.

Eine völlig neue Situation entstand nach der politischen Wende im Osten Deutschlands 1989/90. Erstmals seit Jahrzehnten verkehrten wieder durchgehende Eilzüge zwischen Leipzig und Dresden über Döbeln. Zusammen mit den zweistündlich verkehrenden Nahverkehrszügen Leipzig–Meißen existierte ein stündliches Zugangebot im Personenverkehr. Auch die S-Bahn – jetzt als Linie S1 (Meißen-Triebischtal – Dresden – Schöna) bezeichnet – verkehrt seitdem in einem durchgehenden Halbstundentakt. Im Jahr 2000, nach Gründung des Verkehrsverbundes Oberelbe und des Zweckverbands für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), wurde dieses Angebotskonzept aufgegeben. Die zuletzt zwischen Leipzig und Zittau durchgebundenen Eilzüge entfielen am 9. Juni 2001.

Beim Hochwasser im August 2002 wurde die Strecke zwischen Großbothen und Coswig an mehreren Stellen unterbrochen. Am schwerwiegendsten waren die Schäden zwischen Tanndorf und Leisnig. Neben mehreren kleineren Schadstellen wurden bei Tanndorf etwa 500 Meter Strecke mitsamt Bahndamm völlig zerstört. Ab 21. August 2004 konnte die Strecke wieder durchgehend genutzt werden. Nach Angaben eines Stadtrats habe der Bund nach dem Hochwasser 2002 45 Millionen Euro in die Strecke investiert[1].

Zugkreuzung in Nossen

Bis Dezember 2015 bestand das Angebot aus einen Zweistundentakt mit Regionalbahnen zwischen Leipzig und Meißen, welcher bis Döbeln Hbf früh und nachmittags zur Hauptverkehrszeit zu einem Stundentakt verdichtet wurde. Außerhalb der Hauptverkehrszeit und am Wochenende endet der Stundentakt bereits in Grimma. Zum Einsatz kommen Triebwagen vom Typ Siemens Desiro Classic, zu Stoßzeiten auch in Doppeltraktion. Die Symmetriezeit des Fahrplans liegt zwischen Leipzig und Nossen etwa drei Minuten früher als üblich, wodurch die Umsteigezeiten in Richtung und Gegenrichtung z. B. in Leipzig bis zu acht Minuten abweichen. Weitere Züge verkehren an Wochentagen morgens und spätnachmittags in einem alternierenden Takt zwischen Leipzig und Grimma. Im Güterverkehr hat die Strecke kaum mehr Bedeutung. Dieser beschränkt sich im Wesentlichen auf die Bedienung des Tanklagers Rhäsa an der ehemaligen Strecke nach Riesa.

Der neugebaute zweigleisige Abschnitt zwischen Meißen Altstadt und Meißen (November 2013)

Am 2. Mai 2010 wurde der erste Bauabschnitt des Elektronischen Stellwerks (ESTW) Muldental mit den ESTW-A Großbothen und ESTW-A Leisnig in Betrieb genommen. Die Steuerung erfolgt aus der zum ESTW-Z umgebauten Unterzentrale in Geithain. Ende Juli 2012 wurde der Anschluss der Bahnhöfe Großsteinberg und Grimma oberer Bahnhof an das ESTW Muldental abgeschlossen. Der Bahnhof Naunhof wurde nach Neubau eines zweiten Außenbahnsteiges im Herbst 2013 Ende November desselben Jahres in das ESTW Muldental einbezogen. Am 9. August 2015 wurde Borsdorf–Naunhof mit dem umgebauten Bahnhof Beucha als letzter Streckenabschnitt in das ESTW einbezogen.[2]

Seit Herbst 2010 wurden Überlegungen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) zur dauernden Einstellung des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Nossen und Meißen-Triebischtal bekannt.[3] 2010 sammelte eine Bürgerinitiative 14.000 Unterschriften für den Erhalt der Strecke. Laut Angaben einer Bürgerinitiative seien im Jahr 2001 mehr als 1.000 Fahrgäste pro Tag gezählt worden; Anfang 2014 seien es noch 400 gewesen. Dazwischen seien die Direktverbindungen bis Dresden und der Stundentakt zu einem Zwei-Stunden-Takt ausgedünnt worden.[4]

Am 3. Juni 2013 musste der Zugbetrieb zwischen Großbothen und Meißen aufgrund eines Hochwassers eingestellt werden. Nach Behebung der Schäden konnte der Zugverkehr zwischen Döbeln und Meißen-Triebischtal am 8. Juni 2013 wieder aufgenommen werden.

Im Jahr 2013 wurde der Ausbau des durch die S-Bahn Dresden genutzten Abschnittes realisiert, wofür die Strecke zwischen Meißen Triebischtal und Meißen voll gesperrt wurde. In der Nähe der Meißner Innenstadt entstand der neue Haltepunkt Meißen Altstadt, darüber hinaus wurde im Abschnitt zwischen Meißen Altstadt und Meißen das zweite Gleis wieder errichtet.[5] Nach Abschluss der Arbeiten verkehren die Züge der Linie S1 seit 30. November 2013 wieder durchgängig von und nach Meißen-Triebischtal.[6]

Von November 2013 bis Mitte 2014 war die Strecke zwischen Großbothen und Leisnig für die Sanierung des Viadukts über die Mulde bei Kössern unterbrochen. Auf dem betroffenen Abschnitt bestand Schienenersatzverkehr.[7]

Am 28. November 2013 entschieden die Mitglieder des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) aus wirtschaftlichen Gründen, den Zugverkehr auf der Linie 110 zwischen Meißen und Nossen ab Dezember 2015[8] einzustellen und durch Busse zu ersetzen. Mit durchschnittlich 13 Fahrgästen pro Zug habe der Abschnitt zwischen Nossen und Meißen zu den besonders schwach nachgefragten im Gebiet des VVO gezählt; seit 2012 seien die Fahrgastzahlen weiter rückläufig gewesen. Mit dem Ersatz der Züge durch ein „optimiertes Busnetz“ erhoffte man sich eine deutliche Verringerung des Zuschussbedarfes.[9] Der VVO bezifferte die Kosten für die Aufrechterhaltung des Verkehrs mit 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Ein untersuchter Ausbau des Bahnangebots hätte die Fahrgastzahlen verdoppelt und dabei den Zuschussbedarf verdreifacht. [10]

Am 7. März 2014 beschloss der Verkehrsverbund Mittelsachsen, ab Dezember 2015 keine Züge mehr zwischen Döbeln und Nossen zu bestellen. Zuletzt hätten 200 bis 300 Fahrgäste pro Tag die Züge genutzt.[8] Der Verbund beschloss dabei auch die Einrichtung eines neuen, zentrumsnahen Haltepunktes am Döbelner Körnerplatz.[11] Eine Bürgerinitiative hatte bis März 2014 7.000 Unterschriften gegen die Stilllegungspläne gesammelt.[1]

Am 12. Dezember 2015 endete mit dem letzten fahrplanmäßigen Zug der RB 110 auf dem Abschnitt Meißen Triebischtal–Döbeln der Zugverkehr im Nahverkehr.

Ausblick

Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) will auch weiterhin Leistungen des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Leipzig und Döbeln bestellen.[1] Am 17. September 2015 veröffentlichte der ZVNL zudem eine Änderung der Ausschreibung zum Dieselnetz Nordwestsachsen / Teil B, der die Verkehrsleistungen von 12. Juni 2016 bis zum 13. Dezember 2025 wieder räumlich bis zum Haltepunkt Döbeln-Zentrum sicherstellen soll[veraltet].[12] Politiker und Bürger werben in einem Positionspapier dafür, den Personenverkehr dabei statt bis Döbeln-Zentrum zeitgleich wieder bis Roßwein zu verlängern, da dies vom geplanten Fahrplan her umlaufneutral möglich sei.[13]

In den 1980er Jahren wurde die Einbindung Grimmas in das damalige S-Bahn-Netz Leipzig geplant, dies scheiterte jedoch am zu niedrigen Lichtraumprofil der Autobahnbrücke der A 14. Da bis 2009 die A 14 ausgebaut wurde und die Brücke dadurch höher liegt, wurde 2012 die Möglichkeit wieder ins Auge gefasst. Der damalige sächsische Wirtschaftsminister Sven Morlok erklärte jedoch, dass die Einbindung vor 2025 nicht zu erwarten sei.

Neuer Infrastruktur-Betreiber

Am 28. Juni 2013 veröffentlichte die DB Netz AG ein Angebot zur Abgabe des 37,1 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Döbeln, Nossen und Meißen-Triebischtal wegen Unwirtschaftlichkeit. Laut diesen Angaben stünden jährlichen Erlösen aus der Infrastruktur in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro Kosten für die Vorhaltung der Strecke von rund 2,3 Millionen Euro gegenüber (davon rund 1,4 Millionen für Personal und 0,8 Millionen für Instandhaltung). In den Jahren 2014 bis 2018 stünden ferner Investitionen von rund 24,8 Millionen Euro an. Der Kaufpreis wurde mit 627.990 Euro (netto) angegeben, der jährliche Pachtzins mit 50.239 Euro.[14] Daraufhin entschied DB Netz Mitte 2015, diesen Streckenabschnitt an die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie GmbH (NRE) als Eisenbahninfrastrukturunternehmen zu übergeben.[15] Das Unternehmen ist bereits Pächter der Streckenabschnitte Nossen–Riesa und Nossen–Ausweichanschlussstelle Rhäsa (zum Tanklager Neubodenbach).[16]

Die ursprünglich für den 13. Dezember 2015 vorgesehene Übergabe verzögerte sich bis zum 16. April 2016,[17][18] nachdem bereits 2015 eine erste Verzögerung auf Februar 2016 angekündigt[19] war. Die NRE beabsichtigt, den Streckenabschnitt Döbeln – Meißen-Triebischtal zukünftig im Betriebsverfahren Zugleitbetrieb zu betreiben.[15]

Streckenbeschreibung

Verlauf

Die Strecke zweigt in Borsdorf von der Leipzig-Dresdner Bahn in Richtung Südosten ab und führt ohne engere Kurvenradien durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Nachdem in Beucha die nur noch im Güterverkehr genutzte Strecke nach Trebsen abgezweigt ist, unterquert sie die Bundesautobahn 14 und führt durch das Landschaftsschutzgebiet Naunhofer Forst, wobei sich auf der östlichen Seite die der Naherholung dienenden Kiesseen erstrecken. Vor Grimma, wo die Strecke erstmals auf den Lauf der Mulde trifft, wird die neu erbaute Umgehungsstraße B 107n unterquert. Vor Großbothen wird der Nordteil des Landschaftsschutzgebietes Colditzer Forst durchquert, bevor die 1,5 Kilometer langen Betriebsanlagen des Bahnhofes erreicht werden und die Bundesstraße 107 überquert wird. Auf der Nordseite des Inselbahnhofes beginnt die stillgelegte Muldentalbahn, die an der Ausfahrt die Strecke Borsdorf–Coswig überquert und noch auf etwa einem Kilometer Länge parallel verläuft, bevor sie nach Süden in Richtung Colditz abzweigt. Bei Kössern wechselt die Strecke erstmals auf das Nordufer der Mulde, bis sie bei Röda wieder auf die Südseite wechselt. An der Ausfahrt des Bahnhofes Leisnig erfolgt erneut der Wechsel auf die nördliche Flussseite und anschließend die Durchquerung des Landschaftsschutzgebietes Freiberger Mulde–Zschopau. In etwa 400 Metern Entfernung werden die Ruinen des Klosters Buch passiert, bevor die Strecke an der Mündung der Zschopau wieder auf die Südseite der Freiberger Mulde wechselt, vor Döbeln auf die Strecke aus Chemnitz trifft und gemeinsam mit ihr die Bundesstraße 169 unterquert.

Den Keilbahnhof von Döbeln verlässt die Strecke in südöstlicher Richtung und durchquert das südliche Stadtgebiet, während die Riesaer Strecke nach Nordosten abzweigt. An der Bahnhofsausfahrt wird die Bundesstraße 175 überquert. Ab dem Haltepunkt Döbeln Zentrum wechselt die Strecke mehrere Male das sich verengende Tal der Freiberger Mulde. Hinter Niederstrieges nähert sich die abgebaute Trasse der früheren Strecke aus Niederwiesa an und folgt der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig auf etwa zwei Kilometern Länge bis zum in einer Kurve gelegenen Bahnhof Roßwein. Nach einer weiteren zweimaligen Querung der Freiberger Mulde nähert sich von Norden das Anschlussgleis des Tanklagers Rhäsa an, das ab Höhe des Klosters Altzella parallel verläuft, gemeinsam mit der Strecke und der aus Süden herannahenden Zellwaldbahn die B 175 unterquert und in den Bahnhof Nossen einmündet. An der Ausfahrt des Nossener Bahnhofes wird ein letztes Mal die Freiberger Mulde überquert, die Bundesstraße 101 niveaugleich gekreuzt und über einen Steigungsabschnitt entlang der Waldhufensiedlung Eula das Meißner Hochland erreicht. Ab Deutschenbora, dem höchsten Punkt, wendet sich die Strecke in Richtung Nordosten, unterquert die Bundesautobahn 14 und schwenkt in das landschaftsgeschützte Tal der Triebisch ein. Ab hier folgt sie auf etwa zehn Kilometern Länge dem Fluss durch die Garsebacher Schweiz, vorbei am sich 60 Meter über dem Tal erhebenden Götterfelsen bis zum Bahnhof Meißen-Triebischtal, wo der von der S-Bahn Dresden genutzte Fahrdraht beginnt. Nach Passieren der Elbe mitsamt der Bundesstraße 6 und des Bahnhofes Meißen wendet sich die nunmehr zweigleisige Strecke wieder nach Südosten, führt durch locker bebautes Flachland und trifft zwischen Weinböhla und Coswig wieder auf die Bahnstrecke Leipzig–Dresden.

Betriebsstellen

Grimma ob Bf

Grimma ob Bf

Grimma ob Bf wurde am 1. Juni 1866 unter dem Namen Grimma eröffnet. Nach der Eröffnung des Abschnitts Großbothen–Wurzen der Bahnstrecke Glauchau–Wurzen im Jahr 1877 wurde der Bahnhof Grimma in Grimma ob Bf umbenannt, da die Muldentalbahn mit Grimma unt Bf am rechten Muldenufer nun auch eine Station in der Stadt hatte. Mit der Einstellung des Bahnverkehrs auf der Muldentalbahn (Abschnitt Grimma unt Bf–Nerchau) im Jahr 1967 ist Grimma ob Bf der einzige Bahnhof der Stadt.

Großbothen

Der Bahnhof Großbothen wurde 1867 mit dem Teilstück Grimma–Leisnig der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie eröffnet. Obwohl sich die Station auf der Flur von Kleinbothen befindet, war sie anfangs als „Bahnhof für Colditz in Großbothen“ vorgesehen. Die Verbindung zu Colditz wurde durch Postkutschen hergestellt. Mit der Eröffnung der Strecke Glauchau–Wurzen (9. Dezember 1875: Abschnitt Rochlitz–Großbothen, 30. Juni 1877: Abschnitt Großbothen–Wurzen) wurde Großbothen zum Eisenbahnknoten, auch das Empfangsgebäude in Insellage entstand zu dieser Zeit. Auf der Nordseite liegen die Gleise der Muldentalbahn, auf der Südseite die der Strecke Borsdorf–Coswig. Schon zu dieser Zeit wurde an der Bahnstrecke Borna–Großbothen geplant, die nach langer Bauzeit erst 1937 eröffnet wurde. Seit der Inbetriebnahme der »Querbahn« Borna–Großbothen bestanden im Bahnhof vier mechanische Stellwerke. Für die Strecke Borsdorf–Coswig waren auf dem Westkopf (Richtung Borsdorf) das Stellwerk 1 und auf dem Ostkopf das Stellwerk 3, gleichzeitig Befehlsstellwerk für den gesamten Bahnhof, zuständig.

Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Großbothen mit der Unterbrechung der Strecke Richtung Wurzen und dem Abbau der Strecke Borna–Großbothen an Bedeutung.[20] Um 1980 wurde das Stellwerk 2 geschlossen, der Westkopf auf der Muldentalbanseite erhielt elektrisch ferngestellte Weichen und Lichtsignale, sie wurden an das Stellwerk 1 angebunden. Kurz nach 1990 entfiel das mittlere der bis dahin drei Bahnsteiggleise der Muldentalbahn. Der Reiseverkehr auf dem Abschnitt Colditz–Großbothen der Muldentalbahn wurde am 27. Mai 2000 eingestellt. Bei den Vereinfachungen der Anlagen zur Vorbereitung des Baues des elektronischen Stellwerkes entfielen die Verbindungen zwischen der Muldentalbahn und der Strecke Borsdorf–Coswig auf dem Ostkopf. Seit 2010 ist ein elektronisches Stellwerk der Bauform Alcatel in Betrieb, der Bedienplatz befindet sich im Bahnhof Geithain. Das mittlere der drei Bahnsteiggleise auf der BC-Seite blieb zwar erhalten, doch wurden die Weichen festgelegt, wodurch es nicht mehr benutzbar war. Seit 2014 sind wieder drei Bahnsteiggleise auf der Seite der Strecke Borsdorf–Coswig in Betrieb, zudem ist eins der an die DRE verpachteten Gleise auf der Muldentalbahnseite durch Zugfahrten von und nach Grimma ob Bf erreichbar.[21] Das Stellwerk 4 wurde nicht in das eStw einbezogen und blieb erhalten.

Döbeln Hbf

Döbeln Hbf, Empfangsgebäude (2008)

In Döbeln Hbf kreuzen sich die Bahnstrecken Borsdorf–Coswig und Riesa–Chemnitz. Er wurde am 2. Juni 1868 mit einem provisorischen Gebäude eröffnet. Das Empfangsgebäude von 1870 ist bis heute original erhalten und steht unter Denkmalschutz. Zwischen dem Bahnhof und der zwei Kilometer entfernten Innenstadt verkehrte von 1892 bis 1926 die Döbelner Pferdebahn.

Döbeln Zentrum

ehemaliges Empfangsgebäude Hp Döbeln Zentrum (2008)

Der Haltepunkt Döbeln Zentrum stellt den direkten Bahnzugang zur Döbelner Innenstadt dar. Im Jahr 1868 wurde die Station als Döbeln Haltepunkt eröffnet, 1905 erfolgte die Umbenennung in Döbeln Ost. Zwischenzeitlich wurde der Haltepunkt zum Bahnhof mit Ortsgüteranlagen für die Versorgung der örtlichen Industrie ausgebaut. Nach dem Abbau des zweiten Streckengleises zwischen Döbeln und Meißen wurde nur noch der nördliche Bahnsteig genutzt, nach der zentralen Oberbauerneuerung Mitte der 1970er Jahre der Südliche. In den 1990er Jahren wurde der Bahnhof wieder zum Haltepunkt zurückgebaut. Seit dem 21. August 2004 trägt er den Namen Döbeln Zentrum. Die Gleise verliefen ursprünglich bis 1904 auf Straßenniveau, bevor die Roßweiner Straße untertunnelt und die Gleise um sechs Meter abgesenkt wurden. Da das Bahnhofsgebäude (heute ungenutzt) sein Niveau behielt, ist der Bahnsteig nur über die Brücke der Roßweiner Straße und eine Treppe erreichbar. Die abgängige Fußgängerbrücke vom Empfangsgebäude zum südlichen Bahnsteig wurde im Rahmen der Oberbauerneuerung in den 1970er Jahren entfernt.

Roßwein

Bahnhof Roßwein

Der Bahnhof Roßwein wurde am 25. Oktober 1868 mit Eröffnung des Abschnitts DöbelnNossen der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig in Betrieb genommen. Zwischen 1872 und 1998 verkehrten vom Bahnhof Roßwein Personenzüge über die Bahnstrecke Roßwein–Niederwiesa über Hainichen und Frankenberg/Sa. in Richtung Niederwiesa.

Nossen

Bahnhof Nossen

Der Bahnhof Nossen wurde durch die LDE am 25. Oktober 1868 als Teil der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig eröffnet. Mit dem Bau der Strecken nach Freiberg (1873) und Riesa (1877/1880) wurde er zu einem bedeutenden regionalen Eisenbahnknoten mit großem Bahnbetriebswerk, das bis in die 1990er Jahre bestand. Seit der Einstellung des regulären Schienenpersonennahverkehrs in der Relation Döbeln–Meißen im Dezember 2015 dient er nurmehr dem Güterverkehr.

Meißen

Der 1860 eröffnete Bahnhof Meißen liegt im Stadtteil Cölln. Sein 1928 neu errichtetes Empfangsgebäude steht unter Denkmalschutz und gilt als bedeutendes Bauwerk seiner Zeit. Nach Einstellung des Fernverkehrs in den 1960er Jahren hat der Bahnhof heute nur noch regionale Bedeutung.

Literatur

Commons: Bahnstrecke Borsdorf–Coswig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Borsdorf–Coswig auf www.lokomotive.de (Memento vom 2. Juni 2010 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. a b c Kreis kämpft um Bahnlinie Nossen-Döbeln. In: Freie Presse. 7. März 2014, ZDB-ID 1085204-9, S. 11 (online).
  2. Pressemitteilung der DB AG vom 9. August 2015
  3. Ohne Quelle
  4. Sebastian Fink: "Mit Eilzügen schnell wieder 1000 Fahrgäste". In: Döbelner Allgemeine Zeitung. 27. Februar 2014, S. 11.
  5. NetzNachrichten 01/2009, S. 6.
  6. Sächsische Zeitung, Ausgabe Dresden vom 23. November 2013
  7. Die Deutsche Bahn erneuert ab 14. Dezember 2013 den Oberbau im Bereich des Kösserner Viadukts bei Großbothen. DB Mobility Logistics AG, 11. Dezember 2013, archiviert vom Original am 2. Januar 2014; abgerufen am 1. Januar 2014.
  8. a b Steffen Jankowski: Aus für die Bahn sorgt für Entrüstung. In: Freie Presse. 10. März 2014, ZDB-ID 1085204-9, S. 10 (online).
  9. Positive Bilanz für Busse und Bahnen im VVO (Presseinformation). (PDF) Verkehrsverbund Oberelbe, 28. November 2013, abgerufen am 12. April 2014.
  10. Peter Anderson, Peggy Zill: Regionalbahn wird eingestellt. In: Sächsische Zeitung, Döbelner Anzeiger Lokales. 29. November 2013, ZDB-ID 2448502-0, S. 7.
  11. Zweckverband entscheidet sich gegen Zugverkehr zwischen Döbeln und Nossen ab 2016. In: Döbelner Allgemeine Zeitung. 8. März 2014, S. 13.
  12. http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:326757-2015:TEXT:DE:HTML
  13. Bus und Bahn werden Chefsache. Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Döbeln, 17. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  14. Abgabe von Eisenbahninfrastruktur, Strecke Döbeln (ausschließlich) – Meißen Triebischtal (ausschließlich), Ausschreibung vom 28.06.2013 bis 28.09.2013. (PDF) DB Netz AG, 28. Juni 2013, archiviert vom Original am 10. Dezember 2013; abgerufen am 1. August 2013.
  15. a b Strecke 6386 Döbeln Hbf – Meißen Triebischtal: Änderung des Betreibers. DB Netz AG, 12. August 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  16. Strecke Döbeln – Meissen Triebischtal wird verpachtet. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 1, 2016, ISSN 1421-2811, S. 5.
  17. Still ruht die Haltestelle. Sächsische Zeitung, 2. Februar 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.
  18. Infrastrukturübernahme in Sachsen. In: eisenbahn-magazin. Nr. 6, 2016, ISSN 0342-1902, S. 19.
  19. Strecke 6386 Döbeln Hbf – Meißen Triebischtal: Änderung des Betreibers (Verschiebung). DB Netz AG, 26. November 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  20. Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten I – Sachsen, Preußen, Mecklenburg und Thüringen. 2. durchgesehene Auflage, transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00066-7, S. 99 ff.
  21. Gleise in Serviceeinrichtungen. (PDF; 171 kB) In: www.deutschebahn.de. 1. April 2010, abgerufen am 7. Oktober 2013.