Gingen an der Fils
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
Datei:Wappen Gingen Fils neu.png |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 39′ N, 9° 47′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Göppingen | |
Höhe: | 384 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,02 km2 | |
Einwohner: | 4591 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 458 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 73331–73333 | |
Vorwahl: | 07162 | |
Kfz-Kennzeichen: | GP | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 17 025 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bahnhofstraße 25 73333 Gingen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Marius Hick (CDU) | |
Lage der Gemeinde Gingen an der Fils im Landkreis Göppingen | ||
![]() |
Gingen an der Fils ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg in der Region Stuttgart und gehört zum Landkreis Göppingen. Sie liegt zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und Ulm. Nach Stuttgart sind es 55 km, nach Ulm 38 km.
Geographie
Gingen liegt im Filstal in 384 (Bahnhof) bis 701 (Hohenstein) Meter Höhe.
Gemeindegliederung
Zu Gingen an der Fils gehören das Dorf Gingen an der Fils und der Weiler Grünenberg sowie die abgegangene Ortschaft Marchbach.[2]
Geschichte
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/03/Gingen-an-der-fils-1900.jpg/220px-Gingen-an-der-fils-1900.jpg)
915 wurde der Ort Ginga in einer Schenkungsurkunde erstmals erwähnt. Archäologische Funde der späten Eisenzeit (sog. Viereckschanze), römischer Zeit (Weihesteine) und der Merowingerzeit (Reihengräber) belegen eine Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit. Vermutlich spielte dabei die Lage am Ausgang der Schwäbischen Alb, dort, wo sich das Filstal verbreitert und umfangreiche Ackerflächen bietet, eine wesentliche Rolle. Seit 1100 war der Ort im Besitz der Herren von Helfenstein. Später kam es in den Besitz der Freien Reichsstadt Ulm. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gingen von durchziehenden kaiserlichen Truppen verwüstet.
Durch die Mediatisierung aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses wurde Gingen 1803 zunächst bayerisch, fiel aber bereits 1810 im Rahmen eines Gebietstausches infolge des Pariser Vertrages an das Königreich Württemberg.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die bäuerlichen Betriebe immer unwichtiger, da die „Wirtschaftswunder“jahre einen wirtschaftlichen Strukturwandel brachten und Gingen begann, seinen dörflichen Charakter langsam zu verlieren. Die alten Landstraßen wurden nach und nach asphaltiert und eine neue Schule und später sogar eine Sporthalle, die Hohensteinhalle, errichtet. In den 1980er Jahren dehnte sich die Gemeinde um neue Wohngebiete aus und es entstanden auch kleine Industrieviertel, die immer mehr wachsen. Heute ist Gingen eine verhältnismäßig moderne Gemeinde, die trotz der Neuerungen ihren dörflichen Charakter bewahren konnte.
Religion
Die Freie Reichsstadt Ulm leitete in ihrem Gebiet – und damit auch in Gingen – 1531 die Reformation ein. Seither ist der Ort mehrheitlich evangelisch geprägt. Seit 1965 gibt es auch eine katholische Kirche.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerentwicklung der Gemeinde zwischen 1837 und 2010.
Datum | Einwohner |
---|---|
1837 | 1275 |
1907 | 1738 |
17. Mai 1939 | 2042 |
13. September 1950 | 3284 |
27. Mai 1970 | 4080 |
31. Dezember 1983 | 4038 |
31. Dezember 2005 | 4412 |
30. Juni 2010 | 4289 |
Politik
Wappen
Blasonierung: In Silber (Weiß) über einem schräglinken blauen Wellenbalken eine eintürmige rote Kirche. – Flagge: Blau-Weiß.[3]
Der Wellenbalken steht für die Fils, die durch den Ort fließt. Darüber liegt die Ortskirche, in der möglicherweise die älteste Kircheninschrift Deutschlands aus dem Jahre 984 erhalten ist. Das Wappen wurde im Jahre 1922 angenommen, die blau-weiße Flagge wurde am 5. Dezember 1958 von dem Innenministerium verliehen.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gingen hat 14 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis[4]. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2014 |
Sitze 2014 |
% 2009 |
Sitze 2009 |
||
UWG-FW | Unabhängige Wählergemeinschaft - Freie Wähler | 45,39 | 6 | 42,6 | 6 | |
CDU/FWV | Christlich Demokratische Union Deutschlands/Freie Wählervereinigung | 33,06 | 5 | 37,5 | 5 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 20,07 | 3 | 20,0 | 3 | |
Piraten | Piratenpartei Deutschland | 1,49 | 0 | – | – | |
gesamt | 100,0 | 14 | 100,0 | 14 | ||
Wahlbeteiligung | 58,44 % | 58,9 % |
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Gingen ist durch die Filstalbahn (Stuttgart–Ulm) an das überregionale Schienennetz angeschlossen. Am Bahnhof Gingen (Fils) hält an Wochentagen stündlich, am Wochenende alle zwei Stunden die Regionalbahn (Stuttgart–)Plochingen–Geislingen (Steige). Buslinien der Verkehrsgemeinschaft Stauferkreis verbinden Gingen mit Geislingen und Süßen sowie Göppingen.
Durch das Gemeindegebiet verläuft die Bundesstraße 10 Stuttgart–Ulm, was oft zu Lärmstörungen für die Einwohner und zu langen Staus führt. Die neue B 10 soll außerhalb der Gemeinde verlaufen, was die alte Durchgangsstraße entlasten und den Einwohnern ihre Ruhe zurückgeben wird.
Bildungseinrichtungen
Gingen verfügt über eine eigene Grund- und Hauptschule, die seit 2006 den Namen Hohensteinschule trägt. Nächstgelegene Realschulen bzw. Gymnasien finden sich in Süßen (3 km) und Geislingen a.d. Steige (5-6 km). Für die kleinsten Einwohner stellt die Gemeinde einen Kindergarten zur Verfügung. Zwei weitere Kindergärten werden von der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde unterhalten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Bahnhof befindet sich die Heimatstube der Baranyaschwaben mit traditionellen Trachten und Erinnerungsstücken alter Zeiten.
Bauwerke
Evangelische Johanneskirche
Spätgotischer Bau mit Chor von 1463 und flachgedecktem Langhaus von 1512 .
Über der Nordpforte eine Weihinschrift vom 1. Februar 984; sie ist die älteste datierte Kircheninschrift Deutschlands (nach dionysischer Zeitrechnung).
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e2/Gingen_Johanneskirche.jpg/220px-Gingen_Johanneskirche.jpg)
Bei der Renovierung 1964-66 wurden die übertünchten Wandgemälde im Chor (1487 ) und über dem Chorbogen entdeckt. Dieses monumentale Weltgerichtsbild von 1524 , das vom Obervogt Eitel Sigmund von Berg und seiner Gattin Ursula von Speth gestiftet wurde, ist wahrscheinlich dem katholischen Ulmer Künstler Martin Schaffner zuzuschreiben. Vieles deutet darauf hin, dass es vor dem Übertritt zum Protestantismus warnen soll, z.B. finden sich Vornehme (Adlige, Bischof) nur bei den Seligen und keiner bei den Verdammten. [5] [6]
Das moderne Gingener Rathaus, das zentral in Gingen liegt und als Treffpunkt der Gemeinde gilt, ist eine weitere Sehenswürdigkeit, da dort oft diverse Kunst- und Kulturgegenstände ausgestellt werden.
Regelmäßige Veranstaltungen
An eine Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert, als Gingen dem Nachbarort Kuchen die Rechte an einem Brunnen „weggeschnappt“ hatte, erinnert die Gemeinde alle zwei Jahre im Wechsel mit einem Schnapperfest (Straßenfest, in ungeraden Jahren) und einem Schnapperball (Tanzveranstaltung, in geraden Jahren). Jedes Jahr findet im Juni ein Kinderfest statt.[7]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Hans Wimmer, Schulamtsdirektor i.R., seit 18. November 2005 „In Würdigung seines herausragenden Wirkens für die örtliche Gemeinschaft …“
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Jürgen Klinsmann (* 1964), ehemaliger Fußball-Nationaltrainer, spielte als Kind von 1972 bis 1974 beim örtlichen Verein TB Gingen.[8]
- Karl Allgöwer (* 1957), ehemaliger deutscher Fußball-Nationalspieler, lebt mit seiner Familie in Gingen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 296–297
- ↑ Internetpräsenz der Gemeinde Gingen
- ↑ Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
- ↑ http://www.swp.de/geislingen/lokales/taele/Historikerin-mit-faszinierenden-Thesen;art5565,2178372
- ↑ Heribert Hummel: Wandmalereien im Kreis Göppingen. Konrad-Verlag Weißenhorn 1978 , S. 108/109 .
- ↑ Gingen an der Fils (PDF-Datei; 62 kB), Broschüre auf den Webseiten des Landkreises Göppingen
- ↑ Jürgen Klinsmann auf fussballportal.de ( vom 29. September 2007 im Internet Archive)