Glattbach
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 0′ N, 9° 9′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Aschaffenburg | |
Höhe: | 182 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,53 km2 | |
Einwohner: | 3420 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 969 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63864 | |
Vorwahl: | 06021 | |
Kfz-Kennzeichen: | AB, ALZ | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 71 120 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulstraße 17 63864 Glattbach | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Fridolin Fuchs (CSU) | |
Lage der Gemeinde Glattbach im Landkreis Aschaffenburg | ||
![]() |
Glattbach ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg.
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt in einem Tal nördlich von Aschaffenburg am westlichen Rand des Spessarts.
Gemeindegliederung
Es existiert nur die Gemarkung Glattbach. Die Einöde Rauenthal gehört zur Gemeinde.
Geschichte
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8d/Aschaffenburg_p005.jpg/220px-Aschaffenburg_p005.jpg)
Das Dorf Glattbach, im 12. Jahrhundert Gladebach, auch Gladbach genannt bekam seinen Namen wohl von den goldglänzenden Glimmersteinen, die man an den Ufern und im Bett des Dorfbaches fand (glad = glänzend, Gladebach glänzender Bach).
Durch die Lage des Dorfes in einem abgeschlossenen Tal gab es keinen Durchgangsverkehr. Trotzdem blieb Glattbach in den Not- und Kriegszeiten nicht verschont, was wohl an der Nähe der Stadt Aschaffenburg lag, aber auch an der Gelnhäuser Straße, einer alten Heer- und Handelsstraße, die westlich an Glattbach vorbei auf die Johannesberger Höhe führte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren von 33 Familien nur noch zehn am Leben, 20 Häuser waren völlig zerstört, mehrfach flüchtete die Bevölkerung vor den Soldaten. So versteckte sich 1743, als die Engländer vom 18. bis 26. Juni täglich plünderten, die „ganze Gemeyn“ elf Tage in den Spessartwäldern.
Im Gefolge der Kriege traten schreckliche Seuchen auf. An die schlimmsten Pestjahre 1606 und 1636 erinnern noch heute zwei Bildstöcke, Peststeine genannt, an der Hauptstraße. In höchster Not gelobte die Bevölkerung, einen Fest- und Bußtag „auf ewige Zeiten“ zu halten, wenn die Krankheit zum Erlöschen käme. An diesem Hellfeiertag, dem Freitag vor Michaeli, durfte kein Herdfeuer angezündet werden, Menschen und Vieh hielten strenges Fasten und alle Arbeit ruhte. Bis in den Ersten Weltkrieg hinein wurde das Gelübde streng gehalten.
Im Zweiten Weltkrieg hatte das Dorf unter den Bombenangriffen der Jahre 1944/1945 sehr zu leiden. Vierzehn Menschen kamen dabei ums Leben, über hundert Gebäude wurden ganz oder teilweise zerstört, darunter der Kindergarten und die Turnhalle. Nach dem Krieg vollzog sich der Wiederaufbau durch rege Bautätigkeit und starken Zuzug. Glattbach ist nunmehr eine Wohnsiedlungsgemeinde mit nahezu 3800 Einwohnern geworden, begünstigt durch die Nähe der Stadt und die landschaftlich reizvolle Lage. Die Einwohner sind meist Pendler, die überwiegend in Aschaffenburg Arbeit finden.
Schulwesen
Schon um 1730 gab es in Glattbach Schulunterricht, doch hatte das Dorf bis 1671 nur eine Schulstelle. Die Schulmeister waren bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Handwerker, die den Unterricht nebenberuflich betrieben oder durch Gehilfen halten ließen. Das älteste bekannte Schulhaus stand hinter dem Magdalenenkirchlein und enthielt neben Schulsaal und Lehrerwohnung auch ein Gemeindezimmer. 1878 wurde das zweite Schulhaus erbaut, das damals zu den schönsten weit und breit zählte. Es dient seit 1986 als Rathaus, nachdem die Volksschule die neuen Gebäude auf dem Schwalbesgraben bezogen hatte, den ersten Trakt 1958, den zweiten 1964.
Kirche
Schon im zwölften Jahrhundert wurde Glattbach als Filiale der Pfarrei St. Agathe zu Aschaffenburg erwähnt. Von einem Gotteshaus liegt bis zum 17, Jahrhundert keine Nachricht vor. Im Jahr 1682 wurde eine Kapelle zu Ehren des hl. Nikolaus errichtet und von dem Kapuzinerpater Martin von Cochem, einem berühmten Bußprediger und Volksschriftsteller, geweiht. Der Ort zählte damals etwa 180 bis 200 Einwohner. Die Kapelle stand mit Friedhof und Schulhaus auf dem Platz, den die jetzige Kirche einnimmt. Die Kapelle stand nicht lange, schon 1727 wurde auf derselben Stelle ein neues Gotteshaus gebaut, das Magdalenenkirchlein. Es wurde in der erstaunlich kurzen Zeit von vier Monaten errichtet. 1890 wurde eine Lokalkaplanei errichtet, diese wurde am 14. Dezember 1922 zur Pfarrei erhoben. Zehn Geistliche wirkten als Lokalkaplane in Glattbach. Erster Pfarrer war Christian Benz aus Weibersbrunn, der diese Stelle 25 Jahre lang innehatte, bis er am 20. Dezember 1948 tödlich verunglückte. 1899 wurde das Magdalenenkirchlein abgerissen. Es begann der Bau der heutigen, neugotischen Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, die am 15. August 1901 geweiht wurde. Damals zählte die Pfarrei etwa 700 Katholiken.
Wirtschaft
Der einzige Reichtum des Ortes stellten im 17. und 18. Jh. die Weinberge dar, die an den sonnigen Süd- und Südwesthängen gelegen waren. Flurnamen wie Wingert unterm Dorf, Wingert oberm Dorf oder Am heißen Stein erinnern noch heute an den Weinbau. Graf Schönborn besaß hier einen Weinberg. Nach häufigen Missernten mussten die Reben gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausgehauen werden, und ein intensiver Obstbau trat an Stelle des Weinbaus (Glattbacher Kirschen). Als Gewerbe war besonders die Leinweberei stark vertreten. 1832 sind noch 17 Leinweber in alten Gemeindebüchern vermerkt.
Die fortwährende Güterteilung nach dem Mainzer Erbrecht bewirkte, dass die zu bebauende Fläche der einzelnen Bauern immer kleiner wurde. Teilten sich noch 1661 nur zehn Familien in die 310 Hektar große Gemarkung, so waren es in der Mitte des 18. Jahrhunderts schon 50 Nachbarn (so nannte man die Ortsansässigen im Gegensatz zu den Beisassen, den Zugezogenen ohne Grundbesitz und Rechte).
Das einzige größere Anwesen war mit 97 Morgen das herrschaftliche Höfchen, das aus adeligem Besitz im Jahr 1334 durch Schenkung an das Stift St. Peter und Alexander überging und von den Stiftsherren an verschiedene Landedelleute verliehen wurde. Später kam das Hofgut an den Landesherrn, den Kurfürsten von Mainz und zuletzt (um 1837) durch Kauf in den Privatbesitz der Erbbeständerfamilie Heeg. Um das Jahr 1800 wurde die alte Hofreith abgerissen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein größeres Anwesen mit Öl- und Tabaksmühle und einem Kelterhaus errichtet – der heutige Helmshof.
Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und die starke Zersplitterung des Bodenbesitzes durch ständige Erbteilung brachten einen ersten Strukturwandel des Ortes vom reinen Bauern- zum Arbeiterdorf mit sich. Glattbacher gehörten zum Stammpersonal der Buntpapierfabrik(siehe dazu die Biografie von Alois Dessauer). Ein Glattbacher, der Schneider Johann Desch, 1848 geboren, kam in seiner Werkstatt auf die Idee, Anzüge nach Normalmaßen auf Vorrat zu nähen und von Heimarbeitern nähen zu lassen. Diese ersten Konfektionsanzüge fanden reißenden Absatz in den aufstrebenden Industriestädten Hanau, Frankfurt und Offenbach. Das Unternehmen vergrößert sich rasch, Johann Desch kaufte ein Haus in Aschaffenburg und ließ 1874 die erste Herrenkleiderfabrik in das Handelsregister der Stadt eintragen. Die Wiege dieses einst so bedeutenden Industriezweiges des Aschaffenburger Raumes war jene Schneiderwerkstatt in Glattbach.
Wappen
Blasonierung
„In Gold ein blauer Schräglinkswellenbalken, oben begleitet von einem schwarzen Schild, darin der Rumpf eines doppelköpfigen silbernen Storches, unten von drei aufrecht gestellten, schwarz umrandeten silbernen, rot umwickelten Garnrollen“
Wappenbeschreibung
Für den Namensteil -bach im Ortsnamen steht im Wappen der blaue Schrägwellenbalken. Der doppelköpfige Storch stammt aus dem Wappen der Adelsfamilie von Wasen. Sie besaßen von 1387 bis 1528 ein Hofgut in der Gemeinde. Auf die Anfänge der Aschaffenburger Bekleidungsindustrie weisen die drei Garnrollen hin. Der gebürtige Glattbacher Johann Desch (geb. 1848) begründete die serienmäßige Fertigung von Männerkleidung nach genormten Zuschnitten in Lohnarbeit. Wappenführung seit 1980
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Glattbach hat 17 Mitglieder einschließlich des hauptamtlichen Bürgermeisters.
CSU | SPD | Pro Glattbach | Gesamt | |
2008 | 8 | 2 | 7 | 17 Sitze |
(Stand: Kommunalwahl am 2. März 2008)
Partnergemeinden
- Bretteville-sur-Odon in Frankreich, sowie
- Glattbach, Ortsteil von Lindenfels im Odenwald und
- Glattbach, Ortsteil von Dermbach in Thüringen.
Sport und Vereine
In Glattbach findet ein reges Sport- und Vereinsleben statt. Dazu tragen u.a. folgende Vereine bei:
|
|
Verkehr
- Buslinie 9 nach Aschaffenburg
- Autobahn A 3, zwischen Frankfurt (ca. 45 km entfernt) und Würzburg (ca. 75 km entfernt).
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Johann Desch (1848–1920), gilt als einer der Mitbegründer der industriellen Fertigung von Bekleidung in Deutschland.
- Alois Bergmann-Franken (* 1897 als Alois Bergmann in Glattbach; † 1965 in Glattbach) war ein deutscher Kunstmaler.
Weblinks
- Commons: Glattbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Webpräsenz der Gemeinde Glattbach
- Eintrag zum Wappen von Glattbach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Geflügezuchtverein
- ↑ Chronik spiegelt Glattbacher Geschichte