Saure Gurke (Auszeichnung)
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Der Medienpreis Saure Gurke war ein Negativpreis, der von 1980 bis 2018 im Rahmen des Medienfrauentreffens für einen nach Ansicht der Teilnehmerinnen besonders frauenfeindlichen, von einer öffentlich-rechtlichen Anstalt produzierten Fernsehbeitrag vergeben wurde. Die kommerziellen Sender blieben ausgeschlossen, weil sie laut Gremium „außer Konkurrenz“ liefen. 2019 wurde die Verleihung eingestellt.[1]
Voraussetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Preis wurde an Beiträge verliehen:[2]
- in denen Frauen nicht vorkommen
- in denen Frauen über ihren Körper definiert werden
- die den Zuschauerinnen und Zuschauern überidealisierende Rollenmodelle aufdrängen
Preisträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1980 bis 1989
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1980: Das Streitgespräch § 218 (WDR), Moderation: Theo M. Loch, Redaktion: Johannes Kaul, Gesprächsteilnehmer: Joseph Kardinal Ratzinger und Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel
- Trostpreise
- Hans-Joachim Kulenkampff „für seine altväterlich-charmante, auf keine Anzüglichkeit verzichtende Spielleitung“
- die Redaktion Aspekte „für den Erfolg der letzten Jahre, diese Kultursendung möglichst frauenfrei zu halten“
- die beiden Nachrichtensendungen Tagesschau und heute „für die getreuliche Wiedergabe männlicher Macht im öffentlichen Leben“
- Trostpreise
- 1981: die Bonner Runde (ZDF), Moderation: Johannes Gross
- Trostpreise
- Manfred Sexauer „für seine unermüdliche Betonung weiblicher Vorzüge“ im Musikladen
- Tatort-Folge Katz und Mäuse (SFB), Drehbuch: Joachim Nottke & Karl-Heinz Knuth, Regie: Eberhard Itzenplitz
- Trostpreise
- 1982: Götter in Weiß…? aus der Reihe Die Frau an seiner Seite (Sender Freies Berlin), Buch und Regie: Host Cierpka
- Trostpreise
- die ARD- und ZDF-Sportredaktionen „für die schlüssig knappe Berichterstattung über das erste Frauen-Fußball-Länderspiel BRD:Schweiz“
- Werner Höfer
- Trostpreise
- 1983: Abtreibung auf Krankenschein aus der Reihe Wie würden Sie entscheiden?, Buch: Alexander Fuhrmann Moderation: Gerd Jauch, Redaktion: Gerd Jauch (ZDF)
- 1984: Günther Nenning, Moderator der Talk-Show 3 nach 9 (Radio Bremen)
- Trostpreis: Franz Alt (Report Südwestfunk) für sein Buch Liebe ist möglich
- 1985: Günther von Lojewski, Moderator und Redakteur des Beitrages über Abtreibung in Report München (BR)
- Trostpreis: Alexander Niemetz (ZDF) für die Redaktion des Frauenmagazins SIE
- 1986: Mike Krüger (Moderator) und Jochen Filser (Redakteur) der Sendung Vier gegen Willi (Bayerischer Rundfunk)
- Trostpreise
- Wolf-Dieter Ebersbach (Südwestfunk) für die Rubrik „Frau und Auto“ in Das Rasthaus
- Karl Joeressen und Pierre Kandorfer (ZDF) für Die kleine Filmkunde
- Trostpreise
- 1987: Nur für Busse (SDR), Moderator: Jochen Busse, Redaktion: Günther Herbst
- 1988: Mutter ist die Beste (ZDF), Moderatoren: Enrico de Paruta und Ramona Leiß
- 1989: Madrid, Madrid, Madrid (Hessischer Rundfunk), Moderation: Wolf Hanke, Redaktion: Heiner Schölling
- Trostpreis: Geld oder Liebe vom 28. September 1989, Moderation: Jürgen von der Lippe
1990 bis 1999
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1990: Ernst Elitz, Chefredakteur des SDR, für die Moderation von Thailand: Kinderprostitution aus der Reihe Weltspiegel
- 1991: Rothenbaumchaussee (WDR/NDR), Buch: Robert Muller, Regie: Dietrich Haugk
- Trostpreis: Tutti Frutti (rtl plus)
- 1992: heute-journal (ZDF), Jürgen Grahn; Moderation: Peter Voß
- 1993: Ich hab noch einen Koffer aus Berlin (ZDF), Autor: Werner Doye
- 1994: Die Männer vom K3 – Made in Hongkong, Buch: Harald Vock, Regie: Dietrich Haugk
- 1995: Fritz Pleitgen für seine Moderation von Mit Power zur Gleichheit? aus der Reihe Presseclub (WDR)
- Trostpreis: die Unterhaltungsredaktion Fernsehen wdr, Karin Zahn (Redaktion)
- 1996: Vom Verschwinden der Väter (Süddeutscher Rundfunk), Buch und Regie: Hartmut Schwenk
- 1997: Tatort-Folge Alptraum, Buch: Bodo Kirchhoff, Regie: Bodo Fürneisen
- 1998: Reportage aus Afghanistan (Westdeutscher Rundfunk) von Armin-Paul Hampel
- 1999: die Sendung Sabine Christiansen[3]
2000 bis 2009
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2000: Klaus Bresser für seine Moderation der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises am 24. Oktober 2000 an Gabi Bauer, Maybrit Illner und Sandra Maischberger
- 2001: das Fernsehspiel Paulas Schuld (ZDF), Drehbuch: Hans Ulrich Krause, Regie: Claudia Garde
- 2002: die Sendung Männer – das diskriminierte Geschlecht? aus der Reihe Familienzeit (BR), Redaktion: Gerd Niedermayer, Moderation: Wolfgang Binder[4]
- 2003: das heute-journal vom 8. September 2003 mit Marietta Slomka und Karin Catal.[5]
- 2004: die Dokumentation Alphorn und Bankgeheimnis (Bayerischer Rundfunk) von Autor Thomas Hausner und Redakteuren Ulrike Leutheusser und Astrid Harms
- 2005: der Norddeutsche Rundfunk für sein Jahreswerk. Die Gleichstellungsbeauftragte des NDR, Sabine Knor, schickte die Auszeichnung als unbegründet an die Jury zurück und bezeichnete die Entscheidung der Jury als „Eigentor“.
- 2006: die ARD für die Sendung Die große Show der Naturwunder, Moderation: Frank Elstner und Ranga Yogeshwar[6]
- Trostpreis: Waldemar Hartmann für sein in Waldis WM-Club (ARD) vermitteltes Frauenbild
- 2007: die ZDF-Kochsendung Lafer! Lichter! Lecker![7]
- Trostpreis: Weltspiegel für die Sendung vom 25. Februar 2007[7]
- 2008: Günter Struve, ARD-Programmdirektor[8]
- Trostpreis: Carmen Nebel
- 2009: Tatort-Folge Architektur eines Todes vom Hessischen Rundfunk[9]
- Trostpreis: Wetten, dass..?-Redaktion für die Sendung vom 7. November 2009
Ab 2010
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2010: der NDR für die ARD-Jubiläumssendung 60 Jahre ARD – Die große Geburtstagsshow[10]
- 2011: der Fernsehfilm Lügen haben linke Hände (ZDF) von Mathias Klatscha (Buch), Thomas Nennstiel (Regie), Berit Teschner und Klaus Bassiner (beide Redaktion)[11]
- Trostpreis (Gurkenwarnung): ZDFneo für den Themenabend Sex Sells – die Welt der Pornoindustrie vom 17. September 2011
- 2012: Tagesschau-Bericht vom 16. Mai 2012 über die neue französische Regierung, bei dem unerwähnt blieb, „dass Frauen zum ersten Mal die Hälfte des Kabinetts in Paris ausmachen“.[12]
- 2013: Der MDR für die Tatort-Episode Kalter Engel aus Erfurt.[13] Ein MDR-Sprecher kommentierte dazu, dass sich den Preisverleiherinnen das entsprechende Drehbuch wohl nicht ganz erschlossen habe.[14]
- Trostpreis (Gurkenwarnung): ZDF-Werbefilm Ballsauber in Schweden zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2013
- 2014: SWR-Direktor Christoph Hauser für den WM Club zum Thema Spielerfrauen
- Trostpreis: ZDF-Korrespondent Udo van Kampen für einen heute-journal-Beitrag
- 2015: Der MDR für den ARD-Sportschau-Beitrag von Frank Stuckatz über Sandra Kiriasis
- Trostpreis: ZDF-Quizshow Der Quiz-Champion für das Deutschland-Spezial
- 2016: Markt-Redaktion des WDR für den Film eMannzipation
- 2017: Claus Kleber für das Interview mit Maria Furtwängler im heute-journal am 12. Juli 2017.[15] Kleber verweigerte die Annahme des Preises.[16]
- 2018: Interview von ZDF-Sport-Reporter Martin Wolff mit Angelique Kerber. Wolff reagierte mit einer Entschuldigung.[17]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Saure Gurke - Gewinnerinnen 1980–2010 ( vom 14. September 2017 im Internet Archive)
- Saure Gurke 2018
- Brigitte Reimer (Mitinitiatorin des Preises): Die Saure Gurke - Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, Beitrag auf der Fachtagung „Brutal – normal? Gewaltverherrlichung und Frauenverachtung in den Medien“ vom Deutschen Frauenrat am 16. Oktober 2009
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ J. Huber: "Saure Gurke für Sexismus: Ausgepreist In: taz vom 14. November 2019; abgerufen am 8. Juli 2020
- ↑ Medienpreis Saure Gurke ( vom 16. September 2017 im Internet Archive)
- ↑ Der Preis geht 1999 an die Sendereihe Sabine Christiansen. 1999
- ↑ Spiegel: Ausgezeichneter Bayerischer Rundfunk. 3. November 2002
- ↑ Spiegel: Saure Gurke für das „heute journal“. 9. November 2003
- ↑ ARD-Naturwunder-Show zur frauenfeindlichsten Sendung gewählt. 14. Oktober 2006
- ↑ a b Jochen Voß: Saure Gurke geht an "Lafer! Lichter! Lecker!" In: DWDL.de. 25. Februar 2007, abgerufen am 23. August 2023.
- ↑ Tagesschau: Günter Struve erhält die „Saure Gurke“ ( vom 8. September 2008 im Internet Archive)
- ↑ Der Wanderpreis „Saure Gurke“ ging dieses Jahr an eine Tatort-Produktion des HR ( des vom 4. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bericht über Verleihung der Sauren Gurke 2010. Abgerufen am 1. November 2010.
- ↑ Presseinformation über die Saure Gurke 2011. Abgerufen am 16. Februar 2012.
- ↑ 35. Herbsttreffen der Medienfrauen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. November 2012; abgerufen am 12. November 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bericht über die Verleihung der Sauren Gurke 2013. Abgerufen am 11. November 2013.
- ↑ Focus: Medienfrauen ätzen gegen sexistischen MDR-„Tatort“, 10. November 2013
- ↑ Bettina Burkart: Verleihung des Negativpreises „Saure Gurke“ 2017. In: Deutsche Welle. 18. November 2017, abgerufen am 15. Dezember 2017.
- ↑ Claus Kleber: In eigner (sic!) Sache. In: Twitter. 15. Dezember 2017, abgerufen am 15. Dezember 2017.
- ↑ J. Huber: "Saure Gurke" für Kerber-Interview. Wie sexistisch ist das denn? In: Der Tagesspiegel vom 28. Oktober 2018; abgerufen am 22. Dezember 2018