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Tschuhujiw

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Tschuhujiw
Чугуїв
Wappen von Tschuhujiw
Tschuhujiw (Ukraine)
Tschuhujiw (Ukraine)
Tschuhujiw
Basisdaten
Staat: Ukraine Ukraine
Oblast: Oblast Charkiw
Rajon: Rajon Tschuhujiw
Höhe: 96 m
Fläche: 12,77 km²
Einwohner: 31.018 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 2.429 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 63509
Vorwahl: +380 5746
Geographische Lage: 49° 50′ N, 36° 41′ OKoordinaten: 49° 50′ 8″ N, 36° 41′ 1″ O
KATOTTH: UA63140170010036104
KOATUU: 6325400000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 1 Siedlung städtischen Typs, 7 Dörfer
Verwaltung
Adresse: вул. К. Лібкнехта 35а
63503 м. Чугуїв
Website: http://chuguev-rada.gov.ua/
Statistische Informationen
Tschuhujiw (Oblast Charkiw)
Tschuhujiw (Oblast Charkiw)
Tschuhujiw
i1

Tschuhujiw (ukrainisch Чугуїв; russisch Чугуев Tschugujew) ist eine Stadt in der ost-ukrainischen Oblast Charkiw und Sitz des Rajon Tschuhujiw. Die Stadt ist eine traditionsreiche Garnisonsstadt am Ufer des Donez mit 30.000 Einwohnern (2024).[1]

Südlich des Ortes verläuft die Bahnstrecke Charkiw–Balaschow.

Militärflugplatz Tschuhujiw (UKHW)

Tschuhujiw, historisch auch als Chuguev und Tschugujew bekannt, wurde 1627 erstmals als Siedlung erwähnt. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt Garnison. 1780 wurde Tschuhujiw das Stadtrecht verliehen.[2] Im 19. Jahrhundert war die Stadt das Verwaltungszentrum eines Ujesd im Gouvernement Charkow.

Der Aufstand von 1819

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Im Jahr 1819 wurde in Tschuhujiw eine Militärkolonie (Siedlung aus Soldaten und Bauern) eingerichtet, was zu einer bewaffneten Revolte der an ein freieres Leben gewohnten, ca. 2000 Bauernsoldaten aus Tschuhujiw und den Militärdörfern der Umgebung gegen die harten Arbeitsbedingungen und streng militärischen Regeln in der Siedlung führte. Die Regierung entsandte vier Infanterie- und zwei Artillerieregimenter unter dem Kriegsminister, Graf Araktschejew, denen es erst nach einem Monat gelang, den Aufstand niederzuwerfen. Das darauffolgende Strafgericht brach den letzten Widerstand durch 275 Todesurteile, die zu Spießrutenlaufen durch 12.000 Mann „abgemildert“, aber nur bis zum 55. Mann durchgeführt wurden – die übrigen Verurteilten gaben angesichts des Massakers auf –, und durch 400 Verurteilungen zu Straflager.[3] Der Aufstand von Tschuhujiw war einer der größten in der Geschichte der Unruhen im Zusammenhang mit den Militärkolonien.

19. und 20. Jahrhundert

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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts befand sich bei der Stadt ein großer Truppenübungsplatz für die Truppen des X. russischen Armeekorps. Außerdem war die Stadt Garnison des 10. russischen Husaren-Regiments. Im Jahr 1900 zählte man 13.221 Einwohner[4]. 1926 war die Einwohnerzahl auf 14.4210 gewachsen.[5] In der Zeit zwischen dem Russischen Bürgerkrieg und dem Großen Vaterländischen Krieg betrieb die Rote Armee eine Artillerieschule in der Stadt, nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die Luftstreitkräfte der Sowjetunion in der Stadt eine wichtige Luftwaffenbasis auf, die heute von der ukrainischen Luftwaffe, unter anderem zur Erprobung neuer Waffensysteme, genutzt wird.

Im Rahmen des Russischen Überfalls auf die Ukraine wurde am 24. Februar 2022 ein Wohngebäude durch die russischen Streitkräfte getroffen. Dabei wurde ein 14-jähriger Junge getötet.[6]

Verwaltungsgliederung

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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Tschuhujiw (Чугуївська міська громада/Tschuhujiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch die Siedlung städtischen Typs Kotschetok sowie die 7 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer[7], bis dahin bildete die Stadt zusammen mit den Dörfern Kluhyno-Baschkyriwka und Wassyliw Chutir (bis 2016 Соцзмагання Sozsmahannja)[8] die gleichnamige Stadtratsgemeinde Tschuhujiw (Чугуївська міська рада/Tschuhujiwska miska rada) im Zentrum des Rajons Tschuhujiw.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Tschuhujiw Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Kamjana Jaruha Кам'яна Яруга Каменная Яруга (Kamennaja Jaruga)
Kluhyno-Baschkyriwka Клугино-Башкирівка Клугино-Башкировка (Klugino-Baschkirowka)
Kotschetok Кочеток Кочеток
Pischtschane Піщане Песчаное (Pestschanoje)
Saroschne Зарожне Зарожное (Saroschnoje)
Tetleha Тетлега Тетлега (Tetlega)
Welyka Babka Велика Бабка Великая Бабка (Welikaja Babka)
Wassyliw Chutir Василів Хутір Васильев Хутор (Wassiljew Chutor)

Städtepartnerschaften

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Tschuhujiw ist die einzige Stadt in der Oblast, deren Einwohnerzahl in den ersten zehn Jahren nach dem Ende der UdSSR nicht zurückgegangen war, seit 2002 fällt die Einwohnerzahl jedoch stetig. Ihre Bewohner sind zu über 80 % ethnische Russen.[10]

Bevölkerungsentwicklung
1897 1923 1926 1939 1959 1970 1979 1989 2001 2005 2019
12.592 11.842 13.311 18.074 22.657 24.733 32.128 36.543 36.789 34.427 31.993

Quellen: [11]

Der Fußballverein Start Tschuhujiw war 1960 und 1961 ukrainischer Pokalsieger.[12]

Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Tschuhujiw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ганна Цьомик, Лариса Говина: Як Чугуїв на Харківщині пережив оточення і який вигляд має місто нині. 24. Februar 2025, abgerufen am 1. März 2025 (ukrainisch).
  2. Seite zu Tschuhujiw in der Datenbank des ukrainischen Parlaments. (ukrainisch)
  3. Der Aufstand ist dargestellt bei Peter von Goetze: Fürst Alexander Nikolajewitsch Galitzin und seine Zeit. Aus den Erlebnissen des Geheimraths Peter von Goetze. Leipzig: Duncker & Humblot 1882, S. 118–120. online.
  4. Meyers Konversationslexikon, 6. Auflage, Leipzig - Wien 1908, 19. Band, Stichwort „Tschugujew“
  5. Großer Brockhaus, 15. Auflage, 19. Band, Leipzig 1934, Stichwort „Tschugujew“
  6. Boy killed in Russian shelling of Ukrainian apartment building. Israel National News, 24. Februar 2022, abgerufen am 27. Februar 2022.
  7. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 725-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Харківської області"
  8. Верховна Рада України; Постанова від 12.05.2016 № 1353-VIII Про перейменування деяких населених пунктів
  9. Dreierpartnerschaft verbindet Chuhuiv, Coevorden und Nordhorn, Website Stadt Nordhorn, abgerufen am 19. Juni 2025.
  10. M. S. Dnistrjanskyj: „Etnopolitytschna heohrafija Ukrajiny“, Liwiw 2006, S. 342.
  11. Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org.
  12. Liste der ukrainischen Fußballpokalsieger auf rsssf.org. (englisch, daher als Chuhuiv aufgeführt).