Lienz
Stadtgemeinde Lienz
| ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Lienz | |
Kfz-Kennzeichen: | LZ | |
Fläche: | 15,94 km² | |
Koordinaten: | 46° 50′ N, 12° 46′ O | |
Höhe: | 673 m ü. A. | |
Einwohner: | 12.039 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 755 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9900 | |
Vorwahl: | 04852 | |
Gemeindekennziffer: | 7 07 16 | |
NUTS-Region | AT333 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptplatz 7 9900 Lienz | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Johannes Hibler (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2004) (21 Mitglieder) |
||
Lage von Lienz im Bezirk Lienz | ||
Blick auf Lienz von Norden | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Lienz [Verwaltungssitz des gleichnamigen Tiroler Bezirks Lienz, Hauptort in Osttirol sowie Gewerbe-, Tourismus- und Kulturzentrum.
] istGeographie
Lage
Lienz liegt im östlichen Osttirol am Kreuzungspunkt von Drau-, Puster- und Iseltal, wobei die Isel in Lienz in die Drau mündet. Das Gemeindegebiet umfasst dabei große Teile des Lienzer Talkessels und erstreckt sich über eine Fläche von 15,94 km². Verwaltungstechnisch ist Lienz in die beiden Katastralgemeinden Patriasdorf und Lienz eingeteilt, zudem werden innerhalb des Stadtgebietes mehrere Stadtteile unterschieden. Das Stadtzentrum von Lienz liegt in einer Höhe von 673 Metern, der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich im Bereich der Hochsteinhütte (2.023 Meter).
Gemeindegliederung
Lienz besteht aus den Katastralgemeinden Patriasdorf und Lienz, wobei die Katastralgemeinde Patriasdorf den großteils unbewohnten, südwestlichen Teil der Gemeinde mit dem Schlossberg und der Hochsteinbahn sowie die nordwestlich gelegene Siedlung Patriasdorf umfasst. Das übrige Gemeindegebiet mit dem Großteil der Bevölkerung (98 %) gehört hingegen zur Katastralgemeinde Lienz. Die Einteilung in zwei Katastralgemeinden geht auf die erst 1938 erfolgte Eingemeindung von Patriasdorf zurück.
Neben der Einteilung in Katastralgemeinden werden in Lienz auch verschiedene Stadtteile unterschieden. Neben Patriasdorf und der Lienzer Altstadt sind dies der nördlich der Altstadt gelegene Rindermarkt und der sich im Norden anschließende Grafenanger. Zudem bestehen im Süden von Lienz die Friedenssiedlung, die Siedlung Eichholz und die Pfarrsiedlung. Im Osten besteht mit der Peggetz zudem ein Gebiet, in dem überwiegend Industrie und Gewerbe angesiedelt wurden.
Nachbargemeinden
Lienz bildet als Bezirkshauptstadt von Osttirol das wirtschaftliche, kulturelle und gesundheitliche Zentrum des Bezirkes Lienz und nimmt dabei vor allem für die umliegenden Gemeinden eine wichtige Versorgungsfunktion ein. Im Norden von Lienz liegen die Gemeinden Oberlienz, Thurn und Gaimberg, im Osten die Marktgemeinde Nußdorf-Debant. Im Süden von Lienz grenzen Assling, Leisach, Amlach und Tristach an Lienz.
Flächennutzung
692 ha bzw. 43,4 % des Gemeindegebiets wurden 2001 von Waldflächen bedeckt, wobei sich die die Waldflächen im Bereich des westlichen Gemeindegebietes am Schlossberg und im Bereich der Hochsteinbahn befinden. 499 ha bzw. 31,3 % entfielen zudem auf landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie sonstige Grünflächen. Die bebaute Fläche mit den Wohnsiedlungen und den Gewerbe- und Industriegebieten umfasste 216 ha bzw. 13,6 % der Gemeindefläche, hinzu kamen 157 ha Ödflächen (9,8 %) und 30 ha Gewässer- und Feuchtflächen (1,9 %).[1]
Geologie
Lienz liegt an der Grenze der Zentralalpen zur den Südlichen Kalkalpen, wobei die Grenze von der Drau markiert wird. Im Bereich von Lienz liegen dabei drei Gebirgsgruppen der Zentralalpen. Die einzigen nennenswerten Erhebungen des Gemeindegebietes von Lienz befinden sich dabei im Westen von Lienz im Bereich des Hochsteins und des Schlossberges, die Ausläufer der Villgratner Berge sind. Im Norden des Lienzer Talkessels liegt die Schobergruppe, östlich die Kreuzeckgruppe. Südlich der Drau befinden sich wiederum die Lienzer Dolomiten, die zu den Südlichen Kalkalpen gehören.
Das Lienzer Becken wurde während der Eiszeit durch die vordringenden Gletscher aus dem Iseltal, dem Drautal und den über den Iselsberg vorstoßenden Möllgletscher vertieft und zum größten Talbecken des Bundeslands Tirol ausgeweitet. Die Tallagen selbst bestehen dabei aus relativ jungem Schwemmmaterial, das von Drau und Isel angefrachtet wurde. Das Schwemmmaterial umfasst dabei sowohl grobes als auch teils feines Material. Charakteristisch für das Lienzer Becken sind zudem mehrere Schwemmkegel, die durch wiederkehrende Murbrüche geschaffen wurde. Sie liegen insbesondere im Norden von Lienz, wobei der Schwemmfächer der von Schleinitz- und Zauchenbach gebildet wird, der mächtigste ist.[2]
Gewässer
Charakteristisch für die Lage von Lienz ist die Mündung der Isel in die Drau, wobei im Gemeindegebiet von Lienz fünf Brücken über die Isel und drei Brücken über die Drau bestehen. Obwohl die Isel bei Lienz wasserreicher als die Drau ist, behält der Draufluss, da er aus dem Haupttal kommt seinen Namen bei. Größere Zuflüsse in die beiden Flüsse bestehen dabei nur im Norden, wobei die Bäche teilweise große Schwemmkegel gebildet haben. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Schleinitzbach, der durch Patriasdorf fließt und vor der Iselmündung in die Isel entwässert. Etwas weiter östlich liegt der Grafenbach, der knapp nach dem Zusammenfluss von Isel und Drau in die Drau mündet. Darüber hinaus bildet der Wartschenbach die Grenze zur Gemeinde Nußdorf-Debant. Im Bereich des Schlossberges bzw. des Hochsteines mündet hingegen nur der vergleichsweise kurze Wölfersbach von Süden in die Isel.
Klima
In Lienz herrscht großklimatisch gesehen ein inneralpines Klima, wobei im Lienzer Becken auch Einflüsse des Mittelmeerklimas bemerkbar sind. Dies führt zu verhältnissmäßig warmen und feuchten Sommern und zu kalten Wintern. Zwischen 1971 und 2000 wurde für die Wetterstation Lienz eine durchschnittliche Niederschlagshöhe von 915 Millimeter berechnet, wobei die stärksten Niederschläge in den Sommermonaten Juni bis August mit den Spitzen im Juli fallen und die trockensten Monate des Jahres die Wintermonate Jänner und Februar sind.
Zwischen 1971 und 2000 wurde zudem eine Jahrestemperatur von 7,0° C ermittelt, wobei im Juli mit 17,9° C die durchschnittlich höchsten Temperaturen gemessen wurden. Die kältesten Temperaturen werden hingegen mit durchschnittlich -5,2° C im Jänner erreicht. Im Bezirk Lienz nimmt das Lienzer Becken damit eine herausragende Stellung ein, da nur an diesem Ort die Kulturstufe bis zur Obergrenze des Weinbaues erreicht wird. So gedeihen verschiedene Obstsorten in sonnigen Lagen noch gut und bis in das 16. Jahrhundert ist auch der Weinbau im Lienzer Becken nachgewiesen.[3]
Geschichte
Die ältesten Funde im Raum Lienz[4] (am Schlossberg) stammen aus der Zeit um 2000 v. Chr., die erste Siedlung auf Breitegg östlich von Lienz datiert um ca. 2200 v. Chr. Lose zusammengeschlossene keltische Stämme lebten ab ca. 300 v. Chr. auch vom Bergbau, und gehörten zum Großraum des Reiches Norikum. Sie wurden schließlich durch die Abhängigkeit von den Römern in die römische Provinz Noricum eingemeindet. Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) gründete das Municipium Claudium Aguntum, das bis zur Hälfte des 3. Jahrhunderts unter stabilen politischen Verhältnissen und in wirtschaftlicher und kultureller Blüte lebte. Zur Auflassung der Siedlung dürfte die Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen um 610 n. Chr. beigetragen haben.
An der neuerlichen Welle der Christianisierung beteiligten sich neben Aquileia auch Salzburg und das Benediktinerkloster Innichen (gegr. 769 von Baiernherzog Tassilo III.). Kaiser Karl der Große teilte 811 die Missionsgebiete von Aquileia und Salzburg und setzte den Fluss Drau als Grenze fest. Ausgenommen aufgrund seiner Lage nördlich der Drau verblieb die Siedlung um die Kirche St. Ändrä, das heutige Patriasdorf, beim Patriarchat und wurde später Sitz der regionalen Verwaltung unter einem Grafengeschlecht, das zunächst den Lienzer Gau in der kärntnerischen Grafschaft Lurngau innehatte. Um 1100 erwarb das Geschlecht die Schutzherrschaft über Aquileia und nannte sich von nun an von Görz.
Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Görzer im Talboden das Burgum Lienz mit Stadtmauer und Graben in der Form des heutigen Hauptplatzes. Patriasdorf, die Siedlung um St. Andrä am Berg heisst villa patriarchae, in einer Urkunde – zwischen 1022 und 1039 ausgestellt – findet sich dann auch in loco Luenzina, das auf die Talsiedlung übergeht, und sich in Formen wie Lionza (1075), Luonzi (um 1180) und Lüenz (1197) zu Lienz (1595) entwickelt.
Die Ansiedlung wuchs durch die Ansiedlung von immer mehr Händlern und Gewerbetreibenden in den Status einer mittelalterlichen Stadt hinein (Erste Erwähnung als civitate, also Stadt, im Jahr 1242). Im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts entstand am Eingang ins Iseltal die neue Residenzburg der Görzer Grafen, das Schloss Bruck. Die Görzer Besitzungen reichten bis nach Krain, die Windische Mark und nach Istrien, mittlerweile wurden die Grafschaft Tirol und später das Herzogtum Kärnten erworben.
Leonhard von Görz, der letzte seines Geschlechts, starb 1500 und somit fiel die Grafschaft an Kaiser Maximilian I., der sie zuerst an Virgil von Graben verlieh, welche diese als kaißerliche Statthalter verwaltete. Danach wurde sie, um daraus den hohen Geldbedarf für die Rüstung und Verteidigung zu lukerieren, an seinen Landhofmeister Freiherr Michael von Wolkenstein verkauft.
Durch den finanziellen Schaden, der 1609 beim Stadtbrand entstand, sahen sich die Freiherrn von Wolkenstein 1647 gezwungen, die Grafschaft an die Tiroler Landesfürsten zurückzugeben, die sie an das Damenstift in Hall in Tirol verkauften. Die Zugehörigkeit währte bis 1783, als Kaiser Joseph II. diese Institution aufhob, womit die Verwaltung von den Behörden des Landes bzw. Staates übernommen wurde.
Der Krieg zwischen Österreich und Frankreich 1805 führte zum Anschluss Tirols an Bayern. Die aufgeklärte bayerische Regierung erließ zahlreiche kirchenpolitische und ökonomische Reformen sowie Neuerungen in der Verwaltung (darunter die Einberufung zum Militärdienst). Unterstützt durch österreichische Propaganda kam es 1808–1809 zu Aufständen der Tiroler gegen die ungeliebte bayerische Herrschaft (Tiroler Freiheitskampf). Nach der erneuten Niederlage wurde Osttirol Teil der illyrischen Provinz. Bereits 1813 aber kam Lienz wieder unter österreichische Herrschaft.
Lienz wurde 1868 Bezirkshauptstadt und erlebte einen Aufschwung durch den Bau der Pustertalbahn 1871. Kommunale Anliegen wie der Bau einer Wasserleitung, die Anlage eines Friedhofs, Verbesserungen im Sanitätswesen wurden bewältigt. Lienz war eine Garnison der Österreichisch-Ungarischen Armee. 1914 war hier das Böhmische Feldjäger Bataillon Nr. 1 stationiert.
Durch den verlorenen ersten Weltkrieg wurde die österreichisch-ungarische Monarchie zerschlagen, Südtirol und Welschtirol (Trentino) von Österreich abgetrennt. Der Bezirk Lienz verlor seine westlichen Gemeinden Winnebach, Sexten, Vierschach und Innichen. Damit war aber Osttirol zwar politisch, nicht aber geographisch mit Nordtirol verbunden. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 löste eine Begeisterung in der eigentlich katholisch-konservativen und monarchistischen Bevölkerung aus, die sich wirtschaftliche Besserung erhofften, auch wenn österreichweit unter den Bezirken Lienz und unter den Gemeinden Innervillgraten die wenigsten Ja-Stimmen in der Volksabstimmung am 10. April 1938 über den Anschluss an das Dritte Reich abgegeben wurden. Der Bezirk Lienz wurde vom Gau Tirol losgelöst und dem Gau Kärnten zugeordnet. Ab November 1943 warfen feindliche Flugzeuge zahlreiche Bomben ab, die eine Zerstörung vor allem des Stadtkerns, der sich in der Nähe der Bahnlinie befand, verursachten. Der Einmarsch britischer Truppen am 8. Mai 1945 in Lienz bedeutete das Ende einer unglückseligen Ära.
In Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen sind die Ereignisse im Lienzer Stadtteil Peggetz zu sehen, die sich am 1. Juni 1945 ereigneten. Etwa 25.000 Kosaken, militärische Einheiten, die partiell der Waffen-SS eingegliedert waren und im durch die Wehrmacht besetzten Jugoslawien und in Norditalien zur Partisanenbekämpfung eingesetzt wurden, ein kleiner Teil auch mit Familien, flohen aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen vor der jugoslawischen Volksarmee im Mai 1945 nach Oberkärnten und Osttirol (siehe „Lienzer Kosaken“ ). Sie lagerten zwischen Oberdrauburg und Lienz, ein großer Teil im Stadtteil Peggetz. Drei Wochen nach Kriegsende wurden sie von britischen Armeestellen, gemäß der Erklärung von Jalta, mit Waffengewalt in LKWs und Waggons gebracht und in Judenburg als „Nazi-Kollaborateure“ der Roten Armee übergeben. Dabei kam es zu dramatischen Szenen, bei denen zahlreiche Soldaten – auch Frauen, Alte und Kinder – Suizid begingen oder getötet wurden. Der Kosakenfriedhof in der Peggetz, auf dem 300 Kosaken begraben liegen, erinnert an die „Tragödie an der Drau“.
Nach dem Zusammenbruch von Hitler-Deutschland entstand auch Österreich wieder. Der Bezirk wurde 1947 mit Tirol wiedervereinigt und ein allgemeiner Aufschwung führte zur allmählichen Normalisierung des Lebens. Auf die Jahre des Wiederaufbaus folgte eine Konsolidierung geprägt vom allgemeinen Wohlstand, wesentlicher Verbesserung der städtischen Infrastruktur (Wohn- und Schulenbau) und kultureller Blüte.
Bevölkerung
Bevölkerungsstruktur
2009 lebten in Lienz 11.966 Menschen. Laut der Volkszählung 2001 waren 95,5 % der Bevölkerung österreichische Staatsbürger (Tirol: 90,6 %), bis zum Jahresanfang 2009 sank der Wert auf 94,0 %. Von den 718 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft stammten 39 % aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und 37 % aus den Ländern der EU vor der Osterweiterung. Bei der Volkszählung 2001 gaben dabei 95,2 % Deutsch als Umgangssprache an. Daneben waren vor allem Kroatisch (1,4 %) und Serbisch (0,5%) von Bedeutung.
Wie im gesamten Bezirksgebiet ist die römisch-katholische Religion auch in Lienz dominierend. Da Lienz im Gegensatz zu den übrigen Gemeinden aber über einen höheren Ausländeranteil verfügt und zudem die einzige evangelische Pfarrgemeinde Osttirols beherbergt, liegt der Anteil der Menschen mit römisch-katholischem Glaubensbekenntnis deutlich unter den übrigen Gemeinden des Bezirks. 2001 bekannten sich zur römisch-katholischen Kirche 88,0 % der Einwohner (Tirol: 83,4 %), 2,5 % waren evangelisch, 0,9 % islamischen Glaubens und 0,8 % orthodox. 3,3 % der Bevölkerung hatten kein religiöses Bekenntnis.
Der Altersdurchschnitt der Gemeindebevölkerung lag 2001 über dem Landesdurchschnitt. 16 % der Einwohner von Lienz waren jünger als 15 Jahre (Tirol: 18,4 %), 61,2 % zwischen 15 und 59 Jahre alt (Tirol: 63,0 %). Der Anteil der Einwohner über 59 Jahre lag bei 22,8 % (Tirol: 18,6 %). Bis zum Jahresbeginn 2009 stieg der Altersdurchschnitt der Bevölkerung von Lienz an. Während der Anteil der unter 15-jährigen auf 13,4 % sank und die Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 59 Jahre leicht auf 66,5 % stieg, fiel der Anteil der Einwohner über 59 Jahre auf 20,2 %. Nach dem Familienstand waren 2001 46,3 % der Einwohner von Lienz ledig, 39,5 % verheiratet, 8.0 % verwitwet und 3,6 % geschieden.
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerung von Lienz ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fast durchgehend angestiegen, wobei Lienz das stärkste Wachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verzeichnete. So lebten 1869 in Lienz noch 2.484 Menschen, 1900 hatte sich die Zahl der Einwohner bereits um 80 % auf 4.549 Personen erhöht. Das starke Bevölkerungswachstum war dabei anfangs vor allem auf den Bahnbau und das in der Folge angesiedelte Bahnpersonal zurückzuführen, Ende des 19. Jahrhunderts kam zudem der Status von Lienz als Garnisonsstadt hinzu. Auch nach 1900 stiegen die Einwohnerzahlen von Lienz stark an. So erhöhte sich die Bevölkerungszahl zwischen 1900 und 1910 um 70 % auf 6.532. In der Folge stagnierte die Bevölkerungsentwicklung nahezu, erst in 1930er Jahren kam es wieder zu einem starken Bevölkerungswachstum. Mitverantwortlich hierfür waren hunderte Südtiroler, die während der Zeit der Nationalsozialisten nach Lienz umgesiedelt wurden. 1951 hatte Lienz bereits einen Bevölkerung von 10.096 Personen, danach stieg die Einwohnerzahl bis 1971 langsam auf 11.741 Personen an. Nachdem der Einwohnerstand in den 1970er Jahren leicht gesungen war, stieg die Bevölkerungszahl bis 2001 wieder an. Mit 12.095 Einwohnern erreichte Lienz 2001 einen Spitzenwert. Seitdem veränderte sich die Einwohnerzahl kaum und schwankte immer knapp unter dem Spitzenwert, wobei Lienz durchgehend eine negative Geburtenbilanz und nur zeitweise eine positive Wanderungsbilanz aufwies.
Politik
Der Gemeinderat als oberstes Gremium der Gemeinde umfasst 21 Sitze und wird alle sechs Jahre im Zuge tirolweiter Gemeinderatswahlen gewählt. Gleichzeitig wird der Bürgermeister in einer Direktwahl bestimmt, wobei es beim Ausbleiben einer absoluten Mehrheit für einen Kandidaten zu einer Stichwahl kommt. Amtierender Bürgermeister ist Johannes Hibler von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), die seit 1945 durchgehend den Bürgermeister stellt. Zudem besteht ein fünfköpfiger Stadtrat, indem die ÖVP mit drei Sitzen (Bürgermeister, Vizebürgermeister und einem Stadtrat) vertreten ist. Zudem gehören dem Stadtrat der Vizebürgermeister der Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) und ein Stadtrat der Liste Stadt Lienz (LSL) an.
Die Volkspartei dominiert seit 1945 durchgehend den Gemeinderat, in dem sie durchgehend die relative Mehrheit stellt. Auf Grund des Stellenwerts der Industrie und des Gewerbes sowie der Bedeutung der Eisenbahn spielt jedoch auch die SPÖ eine wichtige Rolle in Lienz. Bei der letzten Gemeinderatswahl 2004 erzielte die ÖVP 42,1 % und 10 Mandate, wobei die ÖVP 7 % Stimmenanteile und ein Mandat einbüßte. Die SPÖ konnte ihren Stimmenanteil von 22,2 % auf 24,9 % und verteidigte damit ihre 5 Mandate. Den dritten Platz belegte die LSL unter Uwe Ladstädter, die 13,6 % erreichte. Dies bedeutete für die LSL einen Zugewinn von 3 % und den gewinn eines Mandates, womit die LSL drei Mandatare im Gemeinderat stellt. Die Grünen verbuchten bei der Gemeinderatswahl 2004 mit einem Plus von 4,3 % die stärksten Gewinne. Die Grünen erzielten dabei mit 9,5 % ihr bisher bestes Wahlergebnis und konnten damit zu ihrem bisherigen Mandat ein weiteres Mandat hinzugewinnen. Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) verlor hingegen 4,6 % und büßte mit nur noch 6,8 % eines ihrer ehemals zwei Mandate ein. Die Liste des Unabhängigen Kampfmandates Lienz (UKL) scheiterte hingegen am Einzug in den Gemeinderat. Bei der Bürgermeisterdirektwahl setzte sich Johannes Hibler in der Stichwahl mit 56,9 % gegen die Landtagsabgeordnete Elisabeth Blanik durch.
Auch bei der letzten Landtagswahl 2008 belegte die ÖVP mit 31,0 % den ersten Platz, dahinter folgten SPÖ (24,7 %), FPÖ (14,8 %), die Liste FRITZ (14,3 %) und Grüne (13,2 %).[5] Die kurze Zeit später erfolgte Nationalratswahl führte insbesondere bei der ÖVP zu starken Verlusten. Die ÖVP verlor dabei 11,7 % und erreichte nur noch 27,5 %. Die SPÖ erreichte 21,9 % und belegte damit Platz 2. Mit 14,9 % belegte das BZÖ überraschend den dritten Platz und lag dabei deutlich vor der FPÖ (12,2 %), den Grünen (12,0 %) und der Liste FRITZ (7,3 %)[6]
Wappen
Der älteste Beleg für das Wappen der Stadt Lienz stammt aus dem Jahr 1277, wobei die Darstellung auf einer Urkunde des Stadtrichters des Görzer Grafens Ernst de Dobrawiz aufscheint. Das Siegel zeigt dabei das Wappen der Grafen von Görz, wobei dies von der Umschrift "SIGILLUM JUDICIS DE LUENTZ" umgeben ist. Das Görzer Wappen besteht dabei aus einem schrägrechts geteilten Schild mit einem goldenen, nach rechts schreitenden Löwen in blauem Feld. Hinzu kam ein sechsmal durch Silber und Rot quergeteiltes Feld, das die Görzer als Lehensträger von Aquileia ausweist. Neben dem Görzer Wappen bestand bereits früh ein bürgerliches Wappen, das eine meist fünfblättrige Rose in weißem Feld zeigte. Die „Lienzer Rose“ tauchte auf Siegeln jedochverwendet. Ab etwa 1900 wurde das Wappen schließlich vereinheitlich und der vorletzte untere, silberne Balken mit der roten Lienzer Rose belegt.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Arbeitsstätten und Beschäftigte
Eine 2006 durchgeführte Arbeitsstättenzählung ergab in Lienz 1.206 Arbeitsstätten mit 9.847 Beschäftigten, wobei 95,3 Prozent unselbständig Beschäftigte waren. Die Zahl der Arbeitsstätten und Beschäftigten ist dabei in den letzten 15 Jahren stark angewachsen. So gab es 1991 nur 750 Arbeitsstätten mit 7.530 Beschäftigten, die Volkszählung 2001 ergab 920 Arbeitsstätten mit 9.048 Beschäftigten (allerdings ohne landwirtschaftliche Betriebe, die 2006 mitgezählt wurden). Wichtigster Wirtschaftszweig der Stadt Lienz bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten war 2006 die Sachgütererzeugung mit 2.110 Beschäftigten (21 %) in 65 Betrieben. Weitere 1.514 Beschäftigte (15 %) waren im Handel tätig, 1.251 (13 %) im Gesundheits- und Sozialwesen und 1.121 (11 %) im Unterrichtswesen. Gemesen an der Anzahl der Arbeitsstätten war hingegen der Handel mit 327 Betrieben bzw. 27 % der bedeutendste Sektor. Dahinter folgte die Branche „Realitätenwesen und Unternehmensdienstleistungen“ mit 176 Betrieben (15 %). Jeweils rund 9 % der Betriebe waren zudem im Bereich Land- und Forstwirtschaft (113 Betriebe), Beherbergungs- und Gaststättenwesen (111 Unternehmen) und Gesundheits-, Veterinär und Sozialwesen (108 Betriebe) aktiv.[8]
Größter Industriebetrieb der Stadt Lienz ist die 1980 gegründete Liebherr-Hausgeräte Lienz GmbH mit rund 1.475 Mitarbeitern. Die Firma stellt vor allem Kühl- und Gefriergeräten her, die weltweit vertrieben werden.[9] Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber mit mehr als 500 Mitarbeitern ist das Bezirkskrankenhaus Lienz.[10] Lienz berherbergt mit der Brauerei Falkenstein zudem die einzige Brauerei des Bezirks.
Bei einer Wohnbevölkerung von 12.062 Personen lebten 2006 in Lienz 5.739 sogenannte Erwerbspersonen, von denen 5.257 (43,6 %) erwerbstätig und 482 (4,0 %) arbeitslos waren. Dies bedeutete eine Erwerbsquote von 47,6 %. Weitere 22,6 % der Bevölkerung bezogen eine Pension, 13,7 % waren Schüler und 16,1 % waren im Haushalt tätig oder gehörten keiner Gruppe an. Von der erwerbstätigen Bevölkerung waren im Jahr 2001 rund 71,8 % in Lienz beschäftigt während 28,2 % auspendeln mussten. Dies bedeutete für Lienz eine sehr geringe Pendlerquote im Vergleich mit anderen Gemeinden des Bezirkes. Rund 50 % der Pendler fanden dabei Arbeit innerhalb des Bezirksgebietes, wobei mehr als 200 Menschen in die Nachbargemeinde Nußdorf-Debant pendelten. Weitere 16 % arbeiteten in anderen Bezirken Tirols, 11 % in Kärnten. 8 % der Pendler zog es ins Ausland. Als wirtschaftliches Zentrum von Osttirol zieht Lienz jedoch selbst eine hohe Anzahl an Beschäftigten an, wobei 2001 5.851 Personen nach Lienz einpendelten. Von den Einpendlern kamen 2001 10 % aus Nußdorf-Debant, 7 % aus Dölsach und je 6 % aus Matrei in Osttirol und Oberlienz.[8]
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft spielt in Lienz heute eine untergeordnete Rolle und ist nur noch in der Katastralgemeinde Patriasdorf von Bedeutung. 1999 befanden sich 44 land- und forstwirtschaftliche in Lienz, wovon 19 Betriebe im Haupterwerb und 19 Betriebe im Nebenerwerb geführt wurden. Weitere fünf Betriebe waren Betriebe juristischer Personen. Gegenüber 1995 war die Zahl der Betriebe dabei um 11 Einheiten gesunken, wobei vom Rückgang fast ausschließlich Nebenerwerbsbetriebe betroffen waren.[8]
Verkehr und Infrastruktur
Durch seine zentrale Lage der Stadt Lienz im Kreuzungspunkt dreier Haupttäler verlaufen die wichtigsten Verkehrsverbindungen des Bezirks durch Lienz. Der Kreuzungspunkt der hochrangigen Drautalstraße (B 100) mit der Felbertauernstraße (B 108) liegt dabei in Lienz. Die Drautalstraße verbindet Lienz dabei über das Drautal im Westen mit Kärnten und über das Hochpustertal im Süden mit Italien. Die in Lienz beginnende Felbertauernstraße bindet Lienz wiederum über den Felbertunnel im Norden an Salzburg an. Durch die Lage der Verkehrsknotens der beiden Straße nahe des Stadtzentrums ist das Ortsgebiet einer hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt ist. Eine Umfahrung für Lienz wurde daher immer wieder diskutiert,[11] bisher jedoch nicht umgesetzt. Neben der Drautalstraße und der Felbertauernstraße befindet sich an der Stadtgrenze zu Nußdorf-Debant auch eine Abzweigung der Großglockner Straße (B 107a), die über den Iselsberg in das Mölltal (Kärnten) führt. Insgesamt verfügte die Stadt Lienz 2001 über 63,24 Kilometer an Straßen und Radwegen.[7], wobei Lienz auch Kreuzungspunkt des Drauradwegs und des Iseltal-Radwegs ist.
Über die Drautalbahn ist Lienz auch an das überregionale Bahnnetz angebunden, wobei täglich zwei Züge von Lienz direkt nach Wien verkehren. Die Drautalbahn bindet Lienz zudem an das italienische Bahnnetz an. Über Italien und die Pustertalbahn werden zudem täglich zwei Direktverbindungen nach Innsbruck geführt. Der Bahnhof Lienz verfügt dabei auch über eine Fahrzeugverladestelle[12] für Autoreisezüge.
Zusammen mit vierzehn umliegenden Gemeinden hat sich Lienz zum „Abwasserverband Lienzer Talboden“ zusammengeschlossen. Die Abwässer der Gemeinden werden dabei in der Kläranlage Dölsach gereinigt, als Vorfluter dient die Drau. Die Kanalisierung des Gemeindegebietes war bereits Anfang des 21. Jahrhunderts zu 97 % abgeschlossen, lediglich die Bereiche Pfister, linker und rechter Drauweg sowie Teile der Bürgerau und Minekugel waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschlossen. [13] Der Abfall, der in der Gemeinde anfällt, wird über den Abfallwirtschaftsverband Osttirol (AWVO) entsorgt.
Tourismus
Erste Ansätze im Fremdenverkehr bewirkte der Bädertourismus, in der ersten Hälfte des 19Jahrhunderts kam der frühe Alpinismus hinzu. Lienz diente dabei als Durchgangsstation für Touren auf den Großglockner und den Großvenediger, Erstbesteigungen der nahen Lienzer Dolomiten sind hingegen vor allem aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überliefert. Für einen Aufschwung im Tourismus sorgte auch die Gründung der Lienzer Sektion des Österreichischen Touristen-Clubs im Jahr 1884. Gemeinsam mit der Sektion des Alpenvereins wurden in der Folge die Laserzgruppe und die Spitzkofelgruppe der Lienzer Dolomiten mit einem Wegenetz und Schutzhütten erschlossen. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Villach-Lienz-Franzensfeste wurde Lienz auch für den Massentourismus zugänglich. Für die Entwicklung des Tourismus in Lienz wurde in der Folge 1874 ein Verschönerungs-Verein gegründet, die Nächtigungszahlen blieben jedoch zunächst hinter den Erwartungen zurück. In der Folge konnte Lienz jedoch eine positive Entwicklung verzeichnen, wobei im Tourismusjahr 1908/09 3.346 Touristen in Lienz verzeichnet werden konnten. Die positive Entwicklung wurde jedoch vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrochen.[14] Nachdem in der Zwischenkriegszeit durch die Weltschwirtschaftskirse und in der Folge durch den Zweiten Weltkrieg die Tourismuszahlen erneut eingebrochen waren, begann Lienz in den 1950er Jahren verstärkt in den Tourismus, insbesondere den Wintertourismus zu investieren. So wurde 1953 der Sessellift auf den Hochstein eröffnet, 1958 folgte die Gondelbahn auf das Zettersfeld.[15] Wurden in Lienz 1966 bereits 158.715 Nächtigungen gezählt, stiegen die Nächtigungszahlen bis 1981, auch angekurbelt von der Eröffnung der Felbertauernstraße 1967, auf 226.499 an.[16]
Wie auch in zahlreichen anderen Osttiroler Gemeinden sanken die Nächtigungszahlen in der Folge ab, an der Jahrtausenwende wurde zu anderen Tourismusgemeinden sanken die Nächtigungszahlen in der Folge ab. An der Jahrtausendwende wurden nur noch 153.350 Nächtigungen gezählt. Lienz konnte im Gegensatz zu den meisten anderen Tourismusgemeinden in Osttirol seine Nächtigungszahlen jedoch seit der Jahrtausendwende stark steigern. So zählte Lienz im Winterhalbjahr 2008/2009 99.758 Nächtigungen, wobei dies eine Steigerung gegenüber dem Winterhalbjahr 1999/2000 von 59 % bedeutete. Im Sommerhalbjahr 2008 konnte Lienz 107.851 Nächtigungen erreichen, dies bedeutete gegenüber dem Jahr 2000 eine Steigerung von 8 %. Durch die starken Wachstumszahlen erreichte Lienz im Sommerhalbjahr die zweithöchsten und im Winterhalbjahr die dritthöchsten Zahlen einer Gemeinde im Bezirk Lienz. Von den Nächtigungen entfielen im Sommerhalbjahr 2008 und Winterhalbjahr 2008/09 62 % auf Gäste aus dem Ausland. Hierbei bildeten die Nächtigungen deutscher Gäste mit 46 % die größte Gruppe, dahinter folgten Nächtigungen italienischer und niederländischer Touristen mit je 14 %.[17]
Während die Wintersportgebieten Hochstein und Zettersfeld zu einem starken Wachstum im Wintertourismus führten, profitierte Lienz im Sommer zuletzt vor allem von Tagestouristen, die den Drauradweg von Innichen nach Lienz nutzen.[18] Die Steuerung des Tourismus obliegt dabei heute dem Tourismusverband Osttirol, wobei Lienz der Region Lienzer Dolomiten angehört.
Bildung
Die erste urkundiche Erwähnung einer Schule in Lienz stammt aus dem Jahr 1237, wobei es sich bei der „Pfarrschule“ um eine Lateinschule gehandelt haben dürfte, die fast ausschließlich religiöse Bildung und lateinischen Kirchengesang lehrte. Spätestens im 14. Jahrhundert wurde schließlich auch eine städtische Schule gegründet, deren Kosten von der Pfarre und der Bürgerschaft getragen wurden. Ursprünglich war der Schulbesuch nur für Knaben erlaubt, im 17. Jahrhundert ermöglichten die Dominikanerinnen auch auswärtigen adeligen Mädchen den Schulbesuch in einem Internat. Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1774 durch Maria Theresia übernahm der Karmeliterorden den Unterricht der Knaben, während die Mädchenschule von den Dominikanerinnen geführt wurde. Nach der Aufhebung des Karmeliterordens 1785 durch Joseph II. führten die Franziskaner die Knabenschule weiter. 1777 wurde erstmals auch ein Gymnasium in der Liebburg eröffnet, die jedoch durch die bayrische Regierung 1806 wieder aufgelassen wurde. Versuche der Stadtregierung zur Wiedererichtung einer „Realschule“ scheiterten in der Folge mehrmals. Zu einem bedeutenden Einschnitt kam es 1900, als die liberale Stadtregierung die Enthebung der Franziskaner von der Lehrtätigkeit beschloss, da das Landesschulgesetz von 1892 geprüfte Lehrer vorschrieb. In der Folge wurde 1904 ein neues Knabenschulhaus in der Muchargasse eröffnet. Die Lehrtätigkeit der Dominikanerinnen, unter denen sich geprüfte Lehrerinnen befanden, blieb hingegen bestehen. Dennoch ließ die Lienzer Stadtregierung 1911 auch eine weltliche Mädchenschule über dem Turnsaal der Knabenschule errichten. Die weltliche Mädchenschule konnte sich jedoch gegenüber der weiterhin bestehenden Schule der Dominikanerinnen durchsetzen und wurde 1933/34 wieder aufgelassen. Die Kinder von Patriasdorf besuchten lange Zeit die Schulen dem umliegenden Gemeinden. Erst 1910 wurde in Patriasdorf eine Volksschule gegründet, die 1912 ein eigenes Schulgebäude erhielt.
Nach der Gründung weltlicher Grundschulen folgte kurze Zeit später die Gründung der weiterführenden Bürgerschulen. 1915 eröffnete die Bürgerschule der Mädchen, die von den Dominikanerinnen geführt wurde, 1919 folgte eine Bürgerschule für Knaben. Beide Bürgerschulen wurden 1926 in Hauptschulen umgewandelt. Aus der 1938 gegründeten Oberschule ging schließlich das heutige Gymnasium in Lienz hervor.
In Lienz bestehen heute drei Volksschulen. Die Volksschule Nord geht auf die „Knabenvolksschule Lienz Nord“ zurück und bezog im Schuljahr 1968/69 ihr heutiges Gebäude. Bereits 1966/67 waren in der ursprünglich reinen Knabenschule Klassen auch gemischt geführt worden.[19] Zudem bestehen im Süden von Lienz die Volkschulen Lienz Süd I und II. Die beiden Schulen waren 1956 auf Grund des Platzmangels errichtet worden, wobei die Volkschule Süd I ursprünglich eine reine Mädchenschule und die Volkschule Süd II ursprünglich eine reine Knabenschule gewesen war. Er ab dem Schuljahr 1980/81 wurden alle Klassen der Volksschule Süd kooperativ geführt.[20] Neben den drei Volksschulen verfügt Lienz zudem über zwei Hauptschulen, wobei die Hauptschule Egger-Lienz im Gebäude der 1904 eröffneten Knabenschule in der Muchargasse untergebracht ist und die Hauptschule Lienz Nord auf die 1919 gegründete Bürgerschule zurückgeht. Des weiteren besteht in Lienz eine Allgemeine Sonderschule und eine Polytechnische Schule.
Lienz hat für Osttirol als Standort mehrerer höherbildender Schulen eine wichtige Bedeutung. So beherbergt Lienz mit dem BG/BRG Lienz das einige Gymnasium des Bezirks. Zudem bestehen eine Bundeshandelsakademie mit einer Bundeshandelsschule, die Fachschule für wirtschaftliche Berufe der Dominikanerinnen, eine Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe und Hotelfachschule, eine Landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Private Höhere Technische Lehranstalt für Mechatronik, eine Schule für Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Tiroler Fachberufsschule Lienz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
Die Liebburg, mehrere Kirchen und zwei Klöster prägen das Stadtbild, das sonst in neuzeitlich-bürgerlicher Architektur erscheint.
- Die Liebburg wurde im 17. Jahrhundert von den Grafen von Wolkenstein als Residenz errichtet. 1988 wurde das Gebäude umgebaut und ist nun Rathaus der Stadt Lienz; im Dezember dienen ihre 24 Front-Fenster als Adventskalender.
- Schloss Bruck war Wohn- und Trutzburg der Görzer Grafen, stammt aus dem 12. bis 13. Jahrhundert und wurde zum Museum der Stadt umfunktioniert. Es beherbergt die Albin Egger-Lienz-Galerie, das volkskundliche Museum der Stadt, die kulturhistorische Ausstellung des Schlosses sowie die archäologische Abteilung von Aguntum und Lavant.
- Die Stadt- und Dekanatspfarrkirche St. Andrä ist die älteste Kirche der Stadt. Sie wurde auf den Grundmauern eines frühchristlichen Sakralbaues (vermutlich 6. Jahrhundert, Sitz des von Aguntum/Lavant übersiedelten Bischofs) zuerst im romanischen Stil errichtet und im 15. Jahrhundert von der Görzer Bauhütte in eine dreischiffige gotische Basilika umgebaut. Die Altäre stammen aus der Barockzeit, der Turm wurde erst in diesem Jahrhundert fertiggestellt.
- Das Bezirkskriegerdenkmal bei der Stadtpfarrkirche St. Andrä, 1925 von Clemens Holzmeister errichtet, wurde von Albin Egger-Lienz mit einem vierteiligen Bilderzyklus versehen.
- Die St.-Michaels-Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert, sie war Begräbnisstätte der Herren von Graben, ehemaliger Edelleute und Ministerialien von Lienz.
- Die St.-Marien-Franziskanerkirche und das dazugehörende Franziskanerkloster stammen aus dem 15. Jahrhundert (ehemaliges Karmelitenkloster). Das Kirchenschiff zeigt ein einheitliches gotisches Gepräge, bereichert durch einige schöne Fresken.
- Pfarrkirche zur Heiligen Familie: Die Pläne zum Bau dieser Kirche stammen von den beiden Lienzer Architekten Otto Gruber und Hans Buchrainer. Die Kirche wurden in den Jahren 1960–1963 errichtet. Der Bau ist sehr schlicht gehalten. Der hallenartige Innenraum ist durch Säulen gestützt und mit flacher Holzdecke versehen. Die Kirche ist nach Osten hin ausgerichtet und besitzt eine runde Apsis. Der Turm befindet sich über dem Presbyterium. Durch indirekten Lichteinfall wird der Ort des Allerheiligsten mit Tageslicht beleuchtet.Das 72 m2 große Betonglasfenster mit gehauenen Blutglassteinen über dem Portal mit Darstellung der Hl. Familie zu Bethlehem, den Hirten und den Hl. Königen, und die Portalaußengestaltung (Maria Verkündigung und Flucht nach Ägypten auf Mosaikhintergrund) stammen von José Pirkner / Tristach. Seitlich unter der Empore befindet sich die Kerzenkapelle mit ebenfalls einem hohen Betonglasfenster von José Pirkner mit dem Titel „Wasser des Lebens“ (Gnadenstrom). Das Fenster erinnert daran, dass hier ursprünglich die Taufkapelle geplant gewesen ist. Seit 1998 befindet sich in dieser Kapelle eine wertvolle Statue vom Hl. Josef mit Kind von Peter Kostner/Gröden. Der überdimensionale Kreuzweg und die Kreuzwegwand mit den vielen Symbolen auf der rechten Seite der Kirche innen wurden in Etappen von Walter Unterweger (Lienz / Klagenfurt) von 1962–1996 geschaffen. Der Taufstein sowie die Altäre und der Tabernakelfuss wurden von Franz und Robert Fritzer (Lienz – Debant (1995/1996) gestaltet.
- Am Ufer der Isel findet sich neben dem Iselturm auch Teile der ursprünglichen Stadtmauer, wie sie im 16. Jahrhundert die ganze Stadt umgeben hat. Der Turm wurde wiederaufgebaut, das Fresko stammt von Anton Fronthaler. Teile der Stadtmauer sind auch noch an weiteren Stellen in der Stadt zu finden (Kreuzgasse).
- Tirols ältester bemalter Bildstock steht beim Siechenhaus (aus der Pest-Zeit um 1400).
- Das Antoniuskirchl (im Kern einst eine Kornkammer) aus dem 17. Jahrhundert wurde zu einer orthodoxen Weihestätte umfunktioniert. Dort befindet sich auch eine kleine Gedenkstätte und der Kosakenfriedhof.
- Die Herz-Jesu-Kirche wurde 1950 geweiht und ist die einzige evangelische Kirche in Osttirol.
- Die Mariensäule auf dem Johannesplatz wurde nach dem großen Brand im Jahre 1789 an Stelle der vollkommen zerstörten Johanneskirche (einstige Stadtkirche) errichtet.
- Die Rieplerschmiede stammt aus dem 16. Jahrhundert und bietet neben gelegentlichem Schauschmieden im Winter einer lebensgroßen Krippe Platz.
- Das Dominikanerinnenkloster (Klösterle) besteht durchgehend seit 1220 und gehört zum ältesten Baubestand der Stadt. Die Kirche weist an den Außenmauern oberhalb der gotischen Gewölbe Tramlöcher einer romanischen Flachdecke auf. Bemerkenswert die Fresken verschiedener Künstler.
Die Stadt Lienz ist Mitglied im Verband Kleine historische Städte.
In Lavant, sieben Kilometer östlich von Lienz, findet sich leicht erhöht die Wallfahrtskirche St. Ulrich mit den Resten einer frühchristlichen Bischofskirche innerhalb einer spätantiken Fliehburg aus dem 5. Jahrhundert.
Museen
- Schloss Bruck mit Museum
- Phonomuseum mit Ausstellung alter Phonographen und Grammophone
Das Freilichtmuseum Aguntum: Einzige römische Stadt des Bundeslandes Tirol, liegt vier Kilometer östlich von Lienz, ihre Blütezeit war zwischen 59 und 450 nach Christus. Umfangreiche Ausgrabungen brachten ein Atriumhaus, Thermenanlagen und ein Stadttor zu Tage. Ein neu errichtetes Museum direkt anschließend bietet Einblick in das Leben der damaligen Zeit.
Musik
- AGV Edelweiß Lienz
- Eisenbahner Stadtkapelle Lienz
- Kammerchor Vokalissimo Lienz
- Lienzer Sängerbund 1860
- Stadtmusik Lienz
Regelmäßige Veranstaltungen
- Dolomitenlauf – Jänner
- Laserzlauf; Hochgebirgslauf – Jänner
- Snowkajak-Race – Februar
- Internationales Lienzer Schach-Open (Zwei-Jahres-Rhythmus) – Februar
- Sunsitepark Nightsession – April
- Schaufliegen des Modellfliegerclubs Lienz – 1. Mai
- Dolomitenradrundfahrt – Juni
- Internationale Kleinfeldolympiade
- Straßentheaterfestival OLALA – Juli
- Altstadtfest – August
- Red Bull Dolomitenmann – September
- Bouldercup – September
- Osttirol Messe – Oktober
- Advent in Lienz – Christkindlmarkt – Dezember
- Alpiner Skiweltcup der Damen (Zwei-Jahres-Rhythmus) - Dezember
Persönlichkeiten
Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Lienz
Einzelnachweise
- ↑ Tirol Atlas Oberflächenbedeckung 2001
- ↑ Meinrad Pizzinini: Lienz. Das große Stadtbuch S. 17
- ↑ Meinrad Pizzinini: Lienz. Das große Stadtbuch S. 18
- ↑ Meinhard Pizzinini: Lienz in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Haymon Verlag, Innsbruck 1999 (Auszug: Die Geschichte der Stadt Lienz. In: Freizeit und Urlaub > Geschichte und Kultur. Stadtgemeinde Lienz, abgerufen am 2. Mai 2009 (auch pdf). ; Übersicht: M. Pizzinini: 100 Daten zur Geschichte von Lienz. (pdf) Lienz, abgerufen am 2. Mai 2009. ).
- ↑ Land Tirol (Wahlservice) Landtagswahl 2008, zuletzt abgerufen am 23. Februar 2010
- ↑ Land Tirol (Wahlservice) Nationalratswahl 2008, zuletzt abgerufen am 23. Februar 2010
- ↑ a b Bezirkskunde Osttirol S. 261
- ↑ a b c Statistik Austria Gemeindedaten von Lienz
- ↑ Liebherr Firmenhomepage, zuletzt abgerufen am 6. März 2010
- ↑ BEzirkskrankenhaus Lienz 75 Jahre Osttiroler Bezirkskrankenhaus. Das Sanitätswesen der Stadt Lienz vom Mittelalter bis heute. In: Osttiroler Heimatblätter Nr. 9/2006
- ↑ Kleine Zeitung: „Für Umfahrung Lienz wird es ernst“, 7. Juni 2009
- ↑ Terminalbeschreibung ÖBB Autoreisezug Autoverladestelle Bahnhof Lienz(PDF-Datei)
- ↑ Land Tirol, Abwasserentsorgung im Bezirk Lienz
- ↑ Meinrad Pizzinini: Lienz. Das große Stadtbuch S. 309-331
- ↑ Meinrad Pizzinini: Lienz. Das große Stadtbuch S. 502
- ↑ Meinrad Pizzinini: Lienz. Das große Stadtbuch S. 522
- ↑ Land Tirol Publikationen Statistik
- ↑ Bezirkskunde Osttirol S. 278
- ↑ Volksschule Lienz Nord Schulchronik
- ↑ Volksschule Lienz Süd I Schulchronik