Gumpoldskirchen

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Marktgemeinde
Gumpoldskirchen
Wappen Österreichkarte
Wappen von Gumpoldskirchen
Gumpoldskirchen (Österreich)
Gumpoldskirchen (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mödling
Kfz-Kennzeichen: MD
Fläche: 8,11 km²
Koordinaten: 48° 3′ N, 16° 17′ OKoordinaten: 48° 2′ 39″ N, 16° 16′ 49″ O
Höhe: 250 m ü. A.
Einwohner: 4.017 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 495 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2352
Vorwahlen: 0 22 52
Gemeindekennziffer: 3 17 09
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Schrannenplatz 1
2352 Gumpoldskirchen
Website: www.gumpoldskirchen.at
Politik
Bürgermeister: Ferdinand Köck (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2010)
(23 Mitglieder)

12 ÖVP, 6 SPÖ, 2 AG, 2 Grüne, 1 FPÖ

Lage von Gumpoldskirchen im Bezirk MödlingVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Gumpoldskirchen im Bezirk Mödling (anklickbare Karte)AchauBiedermannsdorfBreitenfurt bei WienBrunn am GebirgeGaadenGießhüblGumpoldskirchenGuntramsdorfHennersdorfHinterbrühlKaltenleutgebenLaab im WaldeLaxenburgMaria EnzersdorfMödlingMünchendorfPerchtoldsdorfVösendorfWiener NeudorfWienerwaldNiederösterreich
Lage der Gemeinde Gumpoldskirchen im Bezirk Mödling (anklickbare Karte)
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Blick über Gumpoldskirchen
Blick über Gumpoldskirchen
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Die Marktgemeinde Gumpoldskirchen ist ein bekannter Weinort an der niederösterreichischen Thermenlinie.

Geografie

Gumpoldskirchen grenzt an die Gemeinden Mödling, Guntramsdorf, Gaaden, Pfaffstätten und Traiskirchen. Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom flachen Wiener Becken bis in die Waldgebiete des Anningers, der schon zum Wienerwald zählt.

Klima

Gumpoldskirchen ist dem pannonischen Klima und dort dem Sonderklimat der Thermenlinie zuzuordnen. Einfluss auf das Klima in Gumpoldskirchen haben auch die Ausläufer des hügeligen Wienerwalds im Westen der Gemeinde. In Gumpoldskirchen befindet sich eine der 250 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Gumpoldskirchen
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −0,3 1,0 5,2 9,7 14,8 18,1 20,0 19,5 15,3 9,7 4,3 1,2 9,9
Mittl. Tagesmax. (°C) 2,9 4,9 9,9 14,9 20,2 23,3 25,4 25,2 20,7 14,7 7,8 4,1 14,5
Mittl. Tagesmin. (°C) −3,2 −2,1 1,5 5,2 9,8 13,2 15,1 14,7 11,2 6,1 1,5 −1,5 6
Niederschlag (mm) 40,9 34,4 50,2 54,2 60,7 67,2 63,7 54,5 51,1 41,1 53,0 43,8 Σ 614,8
Sonnenstunden (h/d) 2,03 3,95 4,27 6,4 7,33 7,28 7,52 7,83 5,73 3,86 2,01 1,32 5
Regentage (d) 7,2 6,6 8,4 7,7 8,4 9,1 8,8 8,0 7,0 6,2 8,7 8,0 Σ 94,1
T
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2,9
−3,2
4,9
−2,1
9,9
1,5
14,9
5,2
20,2
9,8
23,3
13,2
25,4
15,1
25,2
14,7
20,7
11,2
14,7
6,1
7,8
1,5
4,1
−1,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
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40,9
34,4
50,2
54,2
60,7
67,2
63,7
54,5
51,1
41,1
53,0
43,8
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): (Monatsmittel 1971-2000)

Angrenzende Gemeinden

Mödling
Gaaden Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Guntramsdorf
Pfaffstätten

Geschichte

  • Es waren Steinzeitmenschen, die sich vor etwa 6500 Jahren hier niedergelassen haben. Unterhalb der heutigen Kirche muss ihre kleine Siedlung gelegen haben, wie jüngste Funde ans Tageslicht gebracht haben. Weitere Funde gibts aus der Römerzeit, und zwar ein paar Münzen und eine Bestattung. Diese Funde bestätigen die Vermutungen einiger Archäologen, dass an Gumpoldskirchen eine befestigte Römerstraße vorbeigeführt hat.
  • Erwähnt wurde der Ort das erste Mal 1140. An den Osthängen des Anningers wurde aber bereits in vorgeschichtlicher Zeit Wein angebaut. Der Name leitet sich von Gumpold von Passau ab. Bereits im 14. Jh. wird Gumpoldskirchen Markt und Gerichtsstandort. Das zeigt auch die Schranne mitten im Ort.
  • Litt der Ort bereits unter der ersten Türkenbelagerung, so war ein wirtschaftlicher Niedergang nach dem dreißigjährigen Krieg zu bemerken. Zwischen den beiden Kriegen entstanden das Rathaus (1559) und viele andere Bürgerhäuser, die noch heute stehen.
  • 1763 verkauft Kaiserin Maria Theresia den Ort an den Freiherrn von Moser.
Gumpoldskirchen und Thallern um das Jahr 1872 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)
  • Im 19. Jahrhundert kam es zur Reblaus-Katastrophe. Die Reblaus (Dactylosphaera vitifolii) wurde aus Nordamerika eingeschleppt, und breitete sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in ganz Europa aus. Auch Gumpoldskirchen litt unter der Invasion der Reblaus, und sie wurde schnell zum Mythos. Im Jahr 1884 waren sämtliche Weinkulturen zerstört.
  • Ende des 18. Jh. begann auch hier die Industrialisierung. Es entstand eine Knopffabrik und ein Seidenfilatorium. Auch eine Lederfabrik und eine Bleiwarenfabrik entstanden im 19. Jahrhundert. Diese Firmen arbeiteten zum Teil bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Heute existiert aber keine dieser Fabriken mehr. Die Lederfabrik musste nach einem Umweltskandal in den 80er Jahren zusperren. Lebensgefährliche Abgase wurden so gut wie ungefiltert aus den Schornsteinen gelassen, undichte Fässer mit Chemikalien lagerten im Erdreich etc. Erst durch den enormen Druck der Bevölkerung wurde das Werk geschlossen, nachdem es durch ein Umwelt-Gutachten als „sehr lebensbedrohlich bis tödlich“ eingestuft wurde.
  • Auch der Wiener Neustädter Kanal trug zu seiner Zeit zu der wirtschaftlichen Entwicklung Gumpoldskirchens bei, der in der Folge durch den Bau der Südbahn, die 1841 eröffnet wurde, fortgesetzt wurde. Im Zuge des Bahnbaues wurde auch der erste österreichische Bahntunnel mit einer Länge von 156 m gebaut. In der Umgangssprache wird er noch heute als „Busserltunnel“ bezeichnet. Diesen Beinamen erhielt er, da es früher nicht möglich war, in der kurzen Durchfahrtszeit des relativ kurzen Tunnel, das Licht in den Waggons einzuschalten.
  • Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde der Ort in die Stadt Groß-Wien zum 24. Bezirk eingemeindet. Erst 1954 wurde der Ort wieder eigenständig und fiel wieder an Niederösterreich zurück.
  • Im Zuge des 2. Weltkrieges kam es in den ersten Apriltagen 1945 im Raum Gumpoldskirchen – Guntramsdorf zu schweren Kämpfen zwischen Teilen der deutschen 6. SS-Panzerarmee unter Sepp Dietrich und der sowjetischen Dritten Ukrainischen Front unter Marschall Tolbuchin. Nach dem überraschenden Einbruch Tolbuchins ins südliche Wiener Becken am 1. April wurde in der Nacht zum 2. April die 2. SS-Panzerdivision vom Raum Neusiedler-See in den Süden Wiens verlegt und errichtet eine Widerstandslinie, die von Gumpoldskirchen über Guntramsdorf und Laxenburg bis Moosbrunn reichte. Da Tolbuchin seine Truppen vom 2. bis 4. April zur Westumfassung von Wien und zum Generalangriff von Süden her umgliederte, blieb Gumpoldskirchen vom 2. bis 5. April Frontgebiet und erlitt vor allem durch sowjetischen Beschuss schwere Schäden.[1]
  • 1985 sorgte der Glykolwein-Skandal für Prestige- und Umsatzeinbrüche. Die strengere Weingesetzgebung zwang viele Weinhauer zum Umdenken, was der Qualität der heimischen Produkte durchaus zuträglich war.
Ortsplan
Urban von Langres

Bevölkerungsentwicklung


(Quelle: Statistik Austria[2])
Volkszählung 19711981199120012006
Einwohner 2.8042.9782.9823.2333.282

Gumpoldskirchen hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr vom Weinort zum Wohnort entwickelt. Noch bis zum Anfang der 90er-Jahre gab es eine starke Lobby gegen die „Zuzügler“. Da die meisten Neubauten unter der Südbahn gebaut wurden, war die Südbahn viele Jahre wie eine Grenze mitten im Ort. „Ober der Bahn“ war das Territorium der Weinhauer, „Unter der Bahn“ war das Territorium der zugezogenen Wohlstandsgesellschaft.

Bauwerke

Pfarrkirche St. Michael

Die Pfarrkirche St. Michael ist eine gotische Hallenkirche. Unter dem Presbyterium liegt eine kleine Krypta, welche erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurde.

Deutschordensschloss

Das Deutschordensschloss des Deutschen Ordens stammt aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.

Rathaus mit Pranger
Bergerhaus

Rathaus

Der Renaissance-Bau wurde als Gerichtshaus Schranne von Marktrichter Mang Kharner und Maurermeister Anton Preiner im Jahr 1559 erbaut. Markant sind die Arkaden sowie der Turm mit Uhr. Das Rathaus ist charakteristisch für das aufstrebende Bürgertum gegenüber der Kirche. Die Besichtigung der Pfeilerhalle im ersten Stock ist während der Amtsstunden möglich. Im Rathaus gibt es auch noch alte Kerker-Zellen, die jedoch nicht zu besichtigen sind, und heute als Lagerraum genutzt werden.

Pranger

Der Pranger, welcher unmittelbar vor dem Rathaus steht, wurde 1563 aufgerichtet (belegt durch eine Inschrift). Der Pranger war ein Zeichen für das Marktrecht der Gemeinde. Er wurde aber auch zur Bestrafung von Rechtsbrechern verwendet – diese wurden zur Strafe an den Pranger gekettet.

Adolf Loos Haus

Das vom Architekten Adolf Loos im Jahr 1924 erbaute Wohnhaus befindet sich etwas außerhalb von Gumpoldskirchen und hieß ursprünglich „Landhaus Spanner“. Heute beheimatet es unter anderem einen Heurigen.

Wirtschaft

Weinbau

Weingarten
Freigut Thallern

Am bekanntesten ist Gumpoldskirchen wegen seines Weinbaus. Der Ort gehört zur Weinbauregion Thermenregion. Bekannte Rebsorten, die hier gezogen werden, sind der Zierfandler, der Rotgipfler sowie der Frührote und der Grüne Veltliner. Nicht zuletzt auch der Neuburger, der sich durch seinen milden Geschmack auszeichnet.

Heute findet man viele Heurigen mit netten Gärten, sodass auch der Fremdenverkehr nicht zu kurz kommt. Jedoch beklagen sich die Weinbauern, dass der Umsatz in den letzten Jahren abgenommen hat. Auch viele Tagestouristen kommen aus Wien mit der Südbahn. Mit dem PKW kann man den Ort über die Weinstraße sowohl von Mödling als auch von Baden leicht erreichen.

Auch die Weinfeste, die zweimal jährlich in zwei verschiedenen Straßen stattfinden, erfreuen sich seit vielen Jahren größter Beliebtheit.

Eines der ältesten Weingüter Österreichs ist das Freigut Thallern, das seit 1141 ununterbrochen von den Zisterziensern des Stiftes Heiligenkreuz bewirtschaftet wird.

Gewerbe und Industrie

Zusätzlich gibt es aber auch einige Industriebetriebe, die im östlichen flachen Teil des Ortes angesiedelt sind. So wurde lange Zeit Gumpoldskirchen als eine der reichsten Gemeinden in Österreich gehandelt.

Tourismus

Es gibt in Gumpoldskirchen sehr viele Beherbergungsbetriebe, von der einfachen Frühstückspension bis zum 4-Sterne-Hotel. Informationen bekommt man an den Ortseinfahrten bei den sogenannten Info-Points, wo Informationen über Hotels, Pensionen und Gastronomieunternehmen angeschlagen sind. Das Tourismusbüro, welches sich gegenüber vom Rathaus im „Bergerhaus“ befindet, wurde vor kurzem wiedereröffnet.

Schulen

Freizeit und Sport

  • Nordic Walking Area

Sie wurde im Juni 2007 eröffnet und umfasst fünf Routen die insgesamt 30,54 km lang sind.

  • Reitsport

Am Richardshof befinden sich Stallungen und es werden Reitkurse als auch Ausritte angeboten

  • Schwimmen

Gumpoldskirchen verfügt über ein Freibad mit Sprungturm, einer großen Liegewiese und einem Buffett, sowie einer Wasserrutsche für Kinder.

  • Golf

Am Richardshof befindet sich eine 9-Loch-Golfanlage.

  • Wanderungen, Spaziergänge

Ein Rundwanderweg am Fuße des Anningers informiert mittels Tafeln über den Weinbau in Gumpoldskirchen, über Brauchtum und Klima. Weiters sind eine alte Weinpresse, und eine rekonstruierte Wetterschießhütte aufgestellt.

Weiters gibt es sehr schöne Wanderwege z. B. nach Baden, nach Mödling, zum Husarentempel. Am Anninger auf Gumpoldskirchner Seite befindet sich die größte Höhle des Wienerwaldes – die Dreidärrischenhöhle. Sie ist ca. 230 Meter tief, und weist einen Höhenunterschied von 19 Metern auf. In der Höhle sind unterschiedliche Fledermausarten zu Teil auch sehr seltene, beheimatet. 1983 stürzte ein Teil der Höhle ein, verursacht durch permanente Sprengungen in einem nahegelegenen Kalkbergwerk. Bis 1939 war sie eine Schauhöhle – in dieser Zeit wurde auch ein zweiter künstlicher Eingang geschaffen.

  • Tennis/Tischtennis

Zum Sportverein Atus Gumpoldskirchen (beim Kanal) gehören eine Tennisanlage mit vier Sandplätzen sowie eine Tischtennishalle. Diese ist im Winter auch Treffpunkt der Bogenschützen.

Kultur

Chöre

In Gumpoldskirchen gibt es die „Gumpoldskirchner Spatzen“ (gegr. 1949). Sie sind ein Kinderchor, der schon einige Auslandsbesuche absolviert hat, unter anderem war er mehrmals in Japan. Der Chor trat auch bereits in der Wiener Staatsoper auf. Alljährlich findet ein Auftritt am 24. Dezember in der ORF-Sendung „Licht ins Dunkel“ statt.

Bergerhaus

Das im 16. Jahrhundert erbaute Bergerhaus am Schrannenplatz ist in Gemeindebesitz und steht regelmäßig für Ausstellungen und Vernissagen zur Verfügung. Viele zeitgen. Künstler stellen hier das ganze Jahr über aus.

Schwarzer Adler

Das Gasthaus „Schwarzer Adler“ ist ein altes Wirtshaus, welches jahrzehntelang leer stand und immer mehr verfiel, bis es in den 90er Jahren originalgetreu renoviert wurde. Zusätzlich finden dort Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Kabarett oder Kino unter Sternen statt.

Altes Zechhaus

Das alte Zechhaus am Kirchenplatz 1 wurde erstmalig urkundlich 1549 erwähnt. Im Gebäudekomplex befindet sich ein (gotischer) Keller, der wie der Dachboden aus dem 14. Jahrhundert stammt. Seit dem Jahr 1905 befindet sich das Haus im Besitz der Familie Krug, die seit 1970 einen Heurigen im Hause führt.

Einzelnachweise

  1. Hans Egger / Franz Jordan: Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland (Graz 2004) Seiten 101 bis 112. Diese Arbeit bringt Details der Kämpfe um Gumpoldskirchen und Guntramsdorf.
  2. Bevölkerungsentwicklung von Gumpoldskirchen. (PDF)

Weblinks

Commons: Gumpoldskirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien