Alejandro González Iñárritu

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Alejandro González Iñárritu während einer Filmproduktion in Barcelona (2008)
Alejandro González Iñárritu beim Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián 2006.

Alejandro González Iñárritu (* 15. August 1963 in Mexiko-Stadt) ist ein mexikanischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Für seinen Film Birdman (2014) gewann er zahlreiche Auszeichnungen, darunter drei Oscars, zwei Golden Globes und einen DGA Award. Schon ein Jahr später gewann er für The Revenant – Der Rückkehrer einen weiteren Regie-Oscar. Damit ist er neben John Ford und Joseph L. Mankiewicz der einzige Regisseur, der in aufeinanderfolgenden Oscarverleihungen gewinnen konnte.

Leben

Iñárritu ist der erste mexikanische Regisseur, der für die Kategorie bester Regisseur bei den Oscars sowie für die des besten Regisseurs von der Directors Guild of America nominiert wurde. Er ist außerdem der erste und einzige mexikanische Regisseur, der jemals den Regiepreis bei den Filmfestspielen in Cannes gewann (2006). Seine fünf Spielfilme Amores Perros (2000), 21 Gramm (2003), Babel (2006), Biutiful (2010) und Birdman (2014) haben ihm weltweit Anerkennung eingebracht, darunter gewann er den Oscar in den Kategorien Bestes Originaldrehbuch und Beste Regie als auch als Bester Film. Ebenfalls gewann Birdman in der Kategorie Beste Kamera den Preis.

Jugend und Karriere

Er wurde in Mexiko-Stadt geboren als Kind von Héctor González Gama und Luz María Iñárritu. Er wuchs in der Colonia Narvarte auf, einem mittelständischen Viertel nahe der Innenstadt von Mexiko-Stadt. Sein Vater war zunächst ein wohlhabender Banker, als Alejandro jedoch um die sechs Jahre alt war, ging der Vater bankrott und verlor sein Vermögen. Alejandro behauptet [wann und wo?], sein Vater sei ein Vorbild für ihn, weil er sich „mit der Tugend eines Kriegers“ um die Familie gekümmert habe. Der Vater wurde wieder geschäftlich tätig, indem er auf dem Markt Central de Abastos Obst und Gemüse einkaufte, um dieses noch am selben Tag an Restaurants weiterzuverkaufen. Obwohl er als Kind einige Entbehrungen hinzunehmen hatte, war Alejandro ein glückliches Kind. Als Jugendlicher, im Alter von 17 und 19, überquerte er auf einem Frachtschiff den Ozean nach Europa, auf dem er die Böden reinigte und die Maschinen einfettete. Beim zweiten Mal blieb er dann in Europa und Afrika und lebte währenddessen von nur 1000 Dollar. Diese körperlichen und intellektuellen Erfahrungen zählt er zu wesentlichen Einflüsse in seinem Werk. Zudem gibt er an, dass das Lesen existentialistischer Autoren in dieser Phase seiner Jugend sich wesentlich auf sein späteres filmisches Werk ausgewirkt habe.

Er studierte Kommunikationswissenschaften an der Universidad Iberoamericana, während er 1984 zugleich eine Karriere als Radiomoderator am mexikanischen Rundfunksender WFM begann. 1986 wurde er Intendant dieses Senders, der Rockmusik und Vermischtes spielte und fünf Jahre lang der wichtigste Sender unter jüngeren Hörerschaften in Mexiko-Stadt sein sollte. Von 1987 bis 1989 komponierte Iñárritu Partituren für sechs mexikanische Spielfilme. Er studierte zudem Theaterwissenschaften beim bekannten polnischen Regisseur Ludwik Margules. Später studierte er auch Regie in Maine und Los Angeles unter Judith Weston. In den 1990ern gründete er mit Raúl Olvera Z Films, um Spielfilme, Kurzfilme, Hörwerbungen und Fernsehprogramme zu schreiben, zu produzieren und bei ihnen Regie zu führen. 1995 war Z Films eine der größten und stärksten Filmproduktionsfirmen, zu der sieben junge Regisseure gehörten, die später alle bei Spielfilmen Regie führten.

Der Weg zum Ruhm

1995 wurde ein Fernsehspielfilm halber Länge namens Detrás del Dinero ausgestrahlt, den Alejandro geschrieben und produziert und bei dem er auch Regie geführt hatte und in dem der spanische Schauspieler und Sänger Miguel Bosé zu sehen war.

Drei Jahre, nachdem er die Bekanntschaft Guillermo Arriagas gemacht hatte und nach 36 Entwürfen mit dem Drehbuchautor hatte er schließlich drei Geschichten, die zu einem Film ganzer Länge wurden, Amores Perros (2000), in dem auch Gael García Bernal in seiner ersten Kinofilmrolle zu sehen war. Dieser düstere Blick auf die Schattenseite des mexikanischen Lebens holte sowohl Nominierungen beim Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film als auch bei den British Academy Film Awards in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film. Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde er mit dem Week Grand Prize und dem Young Critic Award ausgezeichnet. Mit über 60 Auszeichnungen war Amores Perros weltweit der meistgekürte Film in diesem Jahr.

González Iñárritu machte den fünften Kurzfilm (The Powder Keg) in der BMW-Reihe The Hire zusammen mit Ang Lee, Wong Kar Wai, Guy Ritchie und John Frankenheimer. Ein wenig später führte er Regie bei dem Independentspielfilm 11'09"01 September 11 (2002), einem Film über die weltweiten Auswirkungen des elften September zusammen mit Claude Lelouch, Shōhei Imamura, Ken Loach, Mira Nair, Amos Gitai und Sean Penn.

Umzug nach Hollywood

Nach Amores Perros entschied sich González Iñárritu dazu, Regie bei einem zweiten Film zu führen, der unter dem Titel 21 Grams herauskam. Guillermo Arriaga schrieb wieder das Drehbuch. Es basierte jedoch auf Ideen von beiden. Hauptrollen spielten darin Benicio del Toro, Naomi Watts und Sean Penn. Der Film wurde in Venedig vorgeführt und gewann dort den Volpi Cup für den Schauspieler Sean Penn. 2004 erhielten Del Toro und Watts bei den Oscars Nominierungen für ihre Darstellung.

Sein Projekt Babel bestand aus vier Geschichten, die in vier verschiedenen Zeitrahmen in Marokko, Mexiko, den Vereinigten Staaten und Japan spielten. In den Hauptrollen waren Brad Pitt und Cate Blanchett als Teil einer Besetzung zu sehen, in der viele überhaupt keine oder neue Schauspieler waren, so wie Adriana Barraza und Rinko Kikuchi. Der Film wurde 2006 in Cannes vorgeführt, wo er den Regiepreis gewann. Im November 2006 lief der Film offiziell in den Kinos an und erhielt sieben Nominierungen für die Oscarverleihung 2007, darunter für die Kategorien bestes Bild und bester Regisseur. Gustavo Santaolalla gewann in diesem Jahr die Auszeichnung für die beste Partitur. Babel gewann außerdem 2007 die Auszeichnung Best Motion Picture in der Drama-Kategorie bei den Golden Globe Awards.

2006 zerstritten sich Arriaga und González Iñárritu, als Arriaga eine eigene Kampagne startete, in der es hieß, dass Drehbuchautoren nicht nur als solche Verdienste erhalten sollten, sondern auch als Urheber des Films gleichrangig mit dem Regisseur. Nachdem ein strittiges Interview mit Arriaga im mexikanischen Magazin Chilango veröffentlicht worden war, meldete sich González Iñárritu mit einer kurzen Mitteilung, die an Arriaga gerichtet war und in der er sagte, Arriaga tue ihm leid, weil er der medialen Aufmerksamkeit so sehr bedürfe und dass er bei seinem eigenen Film Regie führen solle, um die entsprechende Urheberschaft für sich in Anspruch nehmen zu können. Diese Mitteilung war an Arriaga wegen des Interviews gerichtet gewesen, wurde jedoch in den mexikanischen Presseorganen größtenteils außerhalb des Zusammenhangs zitiert. González Iñárritu erwiderte dies damit, dass jemand, der niemals einen Fuß auf ein Set gesetzt oder bei einem Film Regie geführt habe, dementsprechend auch keine Urheberschaft des Filmes beanspruchen könne. Letztendlich führte Arriagas Verhalten zu seiner Ausladung bei den Filmfestspielen in Cannes von der Premiere von Babel.

Des Weiteren drehte Iñárritu den Kurzfilm ANNA, eine Episode des Projektes Chacun Son Cinéma, das 2007 bei den Filmfestspielen in Cannes vorgeführt wurde. Die Vorführung war Teil des Festspiels zum 60. Jahrestag des Filmes. Chacun Son Cinéma ist eine Reihe von Kurzfilmen von dreiunddreißig weltbekannten Filmregisseuren wie Roman Polański, Abbas Kiarostami, den Coen-Brüdern, Theo Angelopoulos, David Cronenberg, den Dardenne-Brüdern, Manoel de Oliveria, Hou Hsiao Hsien, Aki Kaurismäki, Takeshi Kitano, David Lynch, Nanni Moretti, Gus Van Sant, Lars Von Trier, Wim Wenders, Zhang Yimou. 2008 produzierte Iñárritu den Spielfilm Rudo y Cursi, ein Komödiendrama, bei dem Carlos Cuarón Regie führte und in welchem Gael García Bernal und Diego Luna zwei Brüder darstellen, die beide professionelle Fußballer sind.

2010 führte Iñárritu Regie bei Write the Future, einem sich um das Thema Fußball drehenden Werbefilm für Nike, der auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 vorbereitete und in dem Fußballer zu sehen waren wie Didier Drogba, Wayne Rooney, Theo Walcott, Franck Ribéry, Ronaldinho, Cristiano Ronaldo, Fabio Cannavaro, Andrés Iniesta, Gerard Piqué, Cesc Fàbregas, Landon Donovan, Tim Howard, ferner Tennisspieler Roger Federer, Basketballspieler Kobe Bryant, die berühmte Zeichentrickfigur Homer Simpson sowie der langjährige Mitarbeiter Iñárritus, Gael García Bernal, und noch einige andere.

Sein Film Biutiful, in welchem Javier Bardem die Hauptrolle spielte, hatte seine Erstaufführung in Cannes am 17. Mai 2010. Bardem wurde als bester Schauspieler ausgezeichnet. Diesen Titel teilte er sich mit Elio Germano für La Nostra Vita. Es war sein erster spanischsprachiger Film seit Amores Perros. Der Film wurde 2010 bei den Golden Globes in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ nominiert und bei den British Academy Film Awards in der Kategorie „Bester Nicht-Englischsprachiger“ Film. Er repräsentierte außerdem Mexiko in der Kategorie „Bester Ausländischer Film“ bei den Oscars 2011. Javier Bardem wurde für seine Rolle ebenfalls für einen Oscar als Bester Schauspieler nominiert. Der Film erntete wohlwollende Kritiken, von denen einige behaupten, er sei Iñárritus bisher bester Film.

2014 erschien sein Film Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit). Der Film, in dem unter Anderem Michael Keaton, Edward Norton und Emma Stone mitspielten, erntete überwiegend positive Kritiken und wurde für 9 Oscars nominiert. Von diesen gewann er den Oscar für den besten Film, den besten Regisseur, das beste Originaldrehbuch und die beste Kamera.

Ende 2015 erschien sein Film The Revenant – Der Rückkehrer, in dem Leonardo DiCaprio und Tom Hardy die Hauptrollen spielen. Bei der Verleihung der Golden Globe Awards 2016 erhielt der Historienthriller drei Preise in den Kategorien Bester Film – Drama, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller – Drama (DiCaprio). Bei der folgenden Oscarverleihung erhielt Iñárritu Nominierungen in den Kategorien Film und Regie und konnte ihn in der letzteren auch gewinnen.

Privatleben

Iñárritu lebt zurzeit mit seiner Frau María Eladia Hagerman de González und ihren beiden Kindern in Los Angeles.

Filmografie

Auszeichnungen

Literatur

  • Ursula Vossen: [Artikel] Alejandro Gonzales Inarritu. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure (=Filmregisseure). 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 343–345.

Weblinks

Commons: Alejandro González Iñárritu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien