Anguilla

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Oktober 2016 um 17:52 Uhr durch Derim Hunt (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: Toter Link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flagge Wappen
Wahlspruch: Each Endeavouring, All Achieving
(engl. „Wenn jeder sich anstrengt, haben alle Erfolg“)
BahamasKubaHaitiNavassaJamaikaTurks- und CaicosinselnDominikanische RepublikKolumbienABC-InselnVenezuelaTrinidad und TobagoPuerto RicoAmerikanische JungferninselnBritische JungferninselnGrenadaSaint Vincent und die GrenadinenSaint LuciaBarbadosMartiniqueDominicaGuadeloupeMontserratAntigua und BarbudaAnguillaSint Maarten/ Saint MartinSaint Kitts and NevisSint EustatiusSabaGuyanaPanamaNicaraguaHondurasEl SalvadorGuatemalaMexikoBelize
Amtssprache Englisch
Hauptstadt The Valley
Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II.

vertreten durch
Gouverneurin Christina Scott
Regierungschef Chief Minister Victor Banks
Fläche 96 km²
Einwohnerzahl 13.037 (Zensus 2011)
Bevölkerungsdichte 136 Einwohner pro km²
Währung Ostkaribischer Dollar (XCD)
National­hymne God bless Anguilla
Zeitzone UTC−4
Kfz-Kennzeichen AXA
ISO 3166 AI, AIA, 660
Internet-TLD .ai
Telefonvorwahl +1 (264) siehe NANP
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/BILD-WAPPEN-BREITE

Anguilla (spanisch für „Aal“) ist eine der Inseln über dem Winde der Kleinen Antillen in der Karibik. Zusammen mit mehreren kleinen, unbewohnten Koralleninseln bildet Anguilla ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs.

Geografie

Anguilla ist eine relativ flache, aus Korallen und Kalkstein aufgebaute Insel. Der höchste Punkt mit 65 m ist Crocus Hill. Ihren Namen verdankt die Insel ihrer langgestreckten Form: bei einer Längenausdehnung in Südwest-Nordost-Richtung von etwa 25 km beträgt die maximale Breite lediglich etwa 5 km.

Südlich von Anguilla liegt die Insel St. Martin, westlich liegen fast 200 km entfernt die Jungferninseln und ungefähr 300 km entfernt Puerto Rico.

Das Klima ist tropisch, gemäßigt durch östliche Winde. Mit Hurrikanen und anderen tropischen Stürmen ist von Juli bis Oktober zu rechnen. Die Versorgung mit Trinkwasser kann mit der stark steigenden Nachfrage nicht immer Schritt halten.

Die Fläche der Insel beträgt knapp 91 km². Die größten Nebeninseln sind Scrub Island im Nordosten mit etwa 3 km² sowie Dog Island mit zirka 2 km² nordwestlich von Anguilla. Hinzu kommen noch über 20 kleine Inselchen und Cays wie z. B. die Prickly Pear Cays, Anguillita vor der Südwestspitze Anguillas, Little Scrub Island und die 55 km nordwestlich gelegene Insel Sombrero. Zusammen hat das Überseegebiet eine Fläche von etwas über 96 km².[1]

Bevölkerung

Anguilla hat ca. 13.000 Einwohner (Stand 2011).[2] Davon sind 29 % Anglikaner, 23,9 % Methodisten, 7,7 % Pfingstler, 7,6 % Adventisten des siebenten Tages, 7,6 % Angehörige der Church of God, 7,3 % Baptisten, 5,7 % Katholiken, 0,7 % Zeugen Jehovas, 0,7 % Rastafaris, 0,5 % Evangelikale und 0,4 % Hindus. 4 % bekennen sich zu keiner Religion (Zensus von 2001)

Der größte Teil der Bevölkerung wird von Schwarzen und Mulatten gestellt.

Geschichte

Höhlenzeichnungen und archäologische Funde belegen eine mehrere Jahrtausende lange Anwesenheit der Arawak auf der Insel.

In der Kolonialzeit wurde die Insel auf Kolumbus' zweiter Reise zwar gesichtet, tatsächlich kolonisiert wurde sie aber erst ab 1650 durch von Saint Christopher kommende Briten – insbesondere Iren siedelten sich hier an. Kurzzeitig versuchten die Franzosen zwar, Anguilla in Besitz zu nehmen, was aber nicht gelang. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Insel als britische Kolonie von Großbritannien direkt verwaltet, bis 1825 in einer Umstrukturierung diese mit der von St. Kitts und Nevis zu einer von St. Christopher aus verwalteten Einheit zusammengeschlossen wurde. Da die Einwohner Anguillas die Bedürfnisse ihrer Insel benachteiligt sahen, erbaten sie 1872 und erneut 1958 in erfolglosen Petitionen die Loslösung aus dieser Einheit.

Im selben Jahr wurde St. Christopher-Nevis-Anguilla eine der Provinzen der kurzlebigen Westindischen Föderation. Als diese 1962 wieder aufgelöst wurde, wurde Saint Christopher-Nevis-Anguilla ein Associated State, ein mit Großbritannien assoziierter Staat. Im Frühjahr 1967 machte sich die Unzufriedenheit der Bewohner von Anguilla mit dieser Situation Luft: Die auf Anguilla diensthabenden Polizeibeamten, von St. Christopher aus eingesetzt, wurden der Insel verwiesen und ein Referendum durchgeführt, bei der der Austritt aus dem Verbund beschlossen wurde. Als dies nicht zu dem gewünschten Erfolg – eine Unterstellung Anguillas unter direkte britische Verwaltung – führte, erklärte es sich 1969 durch Initiative des österreichischen Ökonomen Leopold Kohr und einer Gruppe von Unterstützern auch von Großbritannien unabhängig. Dieses wurde von Großbritannien nicht anerkannt; stattdessen sandte es Truppen nach Anguilla – die freudig begrüßt wurden.

In den folgenden Verhandlungen wurde Anguilla schließlich im Anguilla Act von 1971 eine künftige Abtrennung zugesagt; es dauerte dann aber noch bis zum 19. Dezember 1980, bis das Anguilla Act von 1980 diese dann auch formell vollzog. Anguilla erhielt den Status eines British Dependent Territory, eines britischen Überseegebiets, dessen internationale Beziehungen das Vereinigte Königreich wahrnimmt. Die Verfassung von 1982 schrieb die aktuelle politische Struktur fest.

Politik

Anguilla ist ein nicht-souveränes britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie – als solches ist es mit der EU assoziiert. Außerdem ist Anguilla assoziiertes Mitglied der Karibischen Gemeinschaft und Mitglied der Organisation Ostkaribischer Staaten. Es gehört zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.

Die Zuständigkeit des Gouverneurs als Vertreter der britischen Krone erstreckt sich vor allem auf Fragen der Verteidigung, der Außen- und internationalen Finanzpolitik sowie der inneren Sicherheit (inklusive der Polizei). Der Gouverneur wird vom britischen Monarchen, derzeit Elisabeth II., eingesetzt.

Anguillas Autonomieregierung ist der Executive Council, bestehend aus dem Regierungschef (Chief Minister), maximal drei weiteren Ministern sowie, qua Amt, dem stellvertretenden Gouverneur und dem Generalstaatsanwalt (Attorney-General).

Mindestens alle fünf Jahre wählt die wahlberechtigte Bevölkerung Anguillas ein Parlament (House of Assembly), dem neben sieben gewählten Mitgliedern zwei durch den Gouverneur nominierte Mitglieder sowie, qua Amt, der stellvertretende Gouverneur (Deputy Governor) und der Generalstaatsanwalt (Attorney-General) angehören.

Infrastruktur

Das Straßennetz ist 175 km lang, davon sind 82 km befestigt (Stand 2004).[3] Die Insel hat zwei Häfen: Blowing Point und Road Bay.

Südlich der Hauptstadt The Valley befindet sich der Flughafen Clayton J. Lloyd International Airport (ICAO: TQPF; IATA: AXA), bis 2010 Anguilla Wallblake Airport genannt.[4]

Darüber hinaus befindet sich seit 1996 auf Anguilla eine Sendestation für internationalen Rundfunk mit dem Namen „Caribbean Beacon“. Ausgestrahlt werden sowohl lokal auf UKW und international auf je zwei Mittel- und Kurzwellenfrequenzen religiöse Programme des US-amerikanischen „University Networks“ bzw. „Dr. Gene Scott“. Die Kurzwellensender können auch in Europa oft in guter Qualität empfangen werden, während die Mittelwelle gelegentlich in den Wintermonaten von Empfangsspezialisten gehört wird.

Wirtschaft

Südküste von Anguilla

Anguilla hat nur wenige natürliche Rohstoffe. Die Wirtschaft stützt sich hauptsächlich auf Tourismus und Finanzdienstleistungen. Von Bedeutung sind auch die Geldtransfers der zahlreichen Auswanderer in ihre ehemalige Heimat.[5] Ehemals wichtige Wirtschaftszweige wie Salzgewinnung und Hummerfang[6] tragen heute nur noch in untergeordnetem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei.[7]

Die wirtschaftliche Entwicklung Anguillas basierte in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich auf dem Ausbau des Tourismus insbesondere im Luxussegment.[8] Auch mittelfristig setzt die Inselregierung auf eine nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismus.[9] Inzwischen (2014) liegt der direkte Beitrag des Tourismussektors zum BIP Anguillas bei 21 %; der Gesamtbeitrag, der auch die Auswirkungen des Tourismus auf andere Wirtschaftszweige berücksichtigt, erreicht mit 61,2 % beinahe zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung der Insel.[10]

Die einseitige Ausrichtung auf den Tourismus bedingt eine starke Abhängigkeit der Wirtschaftsentwicklung von der Konjunktur in Europa und den USA. Von 2003 bis 2007 erlebte Anguillas Wirtschaft, angefacht insbesondere von dem durch ausländische Direktinvestitionen im Tourismusbereich stimulierten Bausektor, einen beispiellosen Aufschwung mit jährlichen realen Wachstumsraten von bis zu 17,3 %, um dann infolge der weltweiten Finanzkrise in eine scharfe Rezession zu geraten (mit einem Rückgang des BIP von 16,5 % im Jahr 2009).[11][12] Ein weiteres Wirtschaftsrisiko besteht in der Bedrohung durch Hurrikane, deren Zerstörungen den für Katastrophen sensiblen Tourismussektor besonders hart treffen. Insbesondere die Hurrikane Luis im Jahr 1995 und Lenny im Jahr 1999 hatten spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft Anguillas.

Um die Abhängigkeit vom Tourismus zu mildern, hat sich Anguilla ähnlich wie zahlreiche andere Karibikstaaten als Offshore-Finanzplatz etabliert, insbesondere als Standort für Eigenversicherer (Captive Insurance Companies).[13] Der Finanzsektor erbringt inzwischen rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Insel.[5]

Die Außenhandelsbilanz von Anguilla ist stark negativ; im Jahr 2013 standen Importen von 121 Mio. USD Exporte von lediglich 11,8 Mio. USD gegenüber.[14] Auch die Leistungsbilanz ist chronisch negativ; im Zeitraum von 2009 bis 2014 betrug das jährliche Defizit zwischen ca. 47 Mio. USD und 161 Mio. USD.[15][16]

Anguillas Währung ist der Ostkaribische Dollar (EC$), der zum Kurs von 1 USD = 2,70 EC$ fest an den US-Dollar gebunden ist, welcher auch weitgehend als Zweitwährung akzeptiert wird.

Sport

Die Fußballnationalmannschaft von Anguilla wurde zur Weltmeisterschaft 2006 nach Bad Neustadt in Deutschland eingeladen, obwohl sie sich nicht für die Endrunde qualifiziert hatte. Sie wurde als Zeichen der Gastfreundschaft innerhalb der FIFA-Familie eingeladen, da sie nach dem Stand der offiziellen FIFA-Weltrangliste zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft die schwächste Mannschaft war.

Feiertage

Datum Name Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar New Years Day Neujahr
März/April Good Friday und Easter Monday Karfreitag und Ostermontag
1. Mai Labour Day Tag der Arbeit
Mai/Juni Whit Monday Pfingstmontag
Mai Anguilla Day Anguilla-Fest
Juni Celebration of the Birthday of Her Majesty the Queen offizieller Geburtstag von Königin Elisabeth II.
August August Monday und August Thursday August-Montag und Donnerstag
August Constitution Day Tag der Verfassung
19. Dezember Separation Day Tag der Teilung
25. und 26. Dezember Christmas Day und Boxing Day Weihnachten

Literatur

  • Colville L. Petty: A handbook history of Anguilla. Anguilla Printers, Anguilla 1991.

Weblinks

Commons: Anguilla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Anguilla – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia-Atlas: Anguilla – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Fläche der Insel aus Bertelsmann Universallexikon sowie der Regierungsseite Anguillas (dort mit 35 Quadratmeilen angegeben). Höhere Werte als 96 km² für die Gesamtfläche resultieren meist aus der fehlerhaften Berücksichtigung der Nebeninseln, so nennt das Jahrbuch des Commonwealth für Sombrero eine Fläche von 5 km² anstelle der korrekten 0,38 km².
  2. Press Release: Preliminary Census Findings #2 - Updated. Vorläufiges Ergebnis des Zensus 2011, veröffentlicht am 26. Juni 2012 (PDF, englisch), abgerufen am 22. November 2015
  3. Daten zu Anguilla CIA World Factbook (englisch), abgerufen am 30. Dezember 2015
  4. Meldung zur Umbenennung des Flughafens von Anguilla auf Anguilla-beaches.com (englisch), abgerufen am 23. November 2015
  5. a b About Anguilla auf Barbados & the OECS. Report des UNDP (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  6. British Virgin Islands, Anguilla and Montserrat - Economy in: Sandra W. Meditz and Dennis M. Hanratty: Caribbean Islands: A Country Study, Washington, 1987 (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  7. Anteil der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt National Accounts Statistics 2012 Table 4; Publikation des Anguilla Statistics Department (englisch), abgerufen am 1. Januar 2016
  8. Tourism Sector Development Project Offizielle Website der Regierung von Anguilla (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  9. Sustainable Tourism Master Plan 2010 - 2020 Offizielle Website der Regierung von Anguilla (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  10. Travel & Tourism Economic Impact 2015 - Anguilla Publikation des World Travel & Tourism Council (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  11. Wachstumsraten nach Wirtschaftssektoren National Accounts Statistics 2012 Table 6; Publikation des Anguilla Statistics Department (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  12. United Kingdom - Anguilla - British Overseas Territory Bericht des Internationalen Währungsfonds zur Wirtschaftslage in Anguilla (englisch), abgerufen am 2. Januar 2016
  13. How Anguilla joined the global top five auf captiveinternational.com (englisch), abgerufen am 3. Januar 2016
  14. Außenhandelsdaten für Anguilla Observatory of Economic Complexity, Alexander Simoes, MIT Media Lab (englisch), abgerufen am 1. Januar 2016
  15. Leistungsbilanzen der Länder auf Welt auf einen Blick, abgerufen am 1. Januar 2016
  16. Leistungsbilanzen der Länder CIA World Factbook (englisch), abgerufen am 1. Januar 2016

Koordinaten: 18° 13′ N, 63° 3′ W