Chronogramm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. September 2016 um 09:43 Uhr durch 79.238.101.89 (Diskussion) (→‎Geschichtliche Entwicklung: Renaissance). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Chronogramm am Goldenen Dachl in Innsbruck. Die dargestellte Jahreszahl 1671 erinnert an die Restaurierungsarbeiten nach einem schweren Erdbeben.

Ein Chronogramm (oder Eteostichon) ist ein Satzteil, ein Satz, ein Sinnspruch oder eine Inschrift, meist ein Vers in lateinischer Sprache, bei der die Summe aller darin vorkommenden Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L, C, D, M), die Jahreszahl des Ereignisses ergeben, auf das sich der Text bezieht. Dabei sollte jedem Buchstaben, der eine Entsprechung als römisches Zahlzeichen besitzt, auch tatsächlich eine Bedeutung für die Ermittlung der Jahreszahl zukommen; Chronogramme, bei denen als Zahl lesbare Buchstaben ignoriert werden müssen, um die gewünschte Jahreszahl zu erreichen, werden als „unsauber“ bezeichnet. Entscheidend ist allein die Summe der Zahlenwertbuchstaben, die sonst bei römischen Zahlen übliche Subtraktion kleinerer Zahlenwerte von folgenden größeren erfolgt nicht.

Die Zahlbuchstaben sind meist hervorgehoben, etwa durch Großschreibung oder Verdickung der Buchstaben bzw. durch farbliche Abhebung mittels Rötung oder Vergoldung. Eine Besonderheit bilden Krypto(chrono)gramme, bei denen die Zahlbuchstaben nicht gekennzeichnet sind und „verborgen“ bleiben.

Der Buchstabe Y kann als I + I = 2 gezählt werden, ähnlich W als V + V = 10.

Bedeutung und Verbreitung

Ein Chronogramm besteht aus zwei Textebenen, indem im Basistext ein Intext mit zeitlicher Aussage verborgen ist. Als okkasionelle und artifizielle Poesie repräsentieren Chronogramme eine literarische Kleinkunstform. Außerdem bilden sie einen Bestandteil der Erinnerungskultur.

Geschichtliche Entwicklung

Chronodistichon an der Heiliggeistkirche in Požega in Kroatien (1842)

In der Antike waren Chronogramme noch nicht bekannt. Sie kamen im Mittelalter auf und waren besonders in der Renaissance- und Barockzeit beliebt. Ihre Blütezeit erlebte die Chronogrammatik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Anwendung dieser Verschlüsselungstechnik breitete sich in ganz Europa aus und wirkt bis in die Gegenwart nach.

Als Verschlüsselungstechnik steht die Chronogrammatik in Verbindung mit Gematrie bzw. Isopsephie. Nach griechisch-hebräischem Vorbild hat es auch Versuche zur „vollalphabetischen Verschlüsselung“ gegeben, die aber keine grundsätzliche Verbreitung gefunden haben.

Vorkommen

Chronogramme werden an Bau- und Kunstdenkmälern (an sakralen und profanen Bauwerken, Gedenksäulen, Epitaphen, Kirchenglocken, Orgeln, Sonnenuhren), auf Münzen und Medaillen (siehe Achtbrüdertaler) sowie in Hand- und Druckschriften angebracht.

Chronogramme werden überwiegend zum Zeitpunkt des Ereignisses angefertigt; sie können aber auch retrospektiv als Merkspruch oder Memorialzahl entstehen.

Doppel- und Mehrfachchronogramme stellen keine Besonderheit dar. Chroniken und Devotionsschriften können sogar durchgängig aus Chronogrammen gestaltet sein.

Arten von Chronogrammen

  • Im reinen Chronogramm enthält jedes Wort ein Zahlzeichen („Blindwörter“ werden vermieden).
  • Im natürlichen Chronogramm stehen die Zahlzeichen darüber hinaus in der richtigen Reihenfolge, z. B. AMORE MATVRITAS = MMVI = 2006.
  • Von einem unsauberen Chronogramm spricht man, wenn mögliche Zahlbuchstaben unberücksichtigt bleiben.
  • Als Pseudo-Chronogramm wird ein überlieferter, meist religiöser Text bezeichnet, aus dem ein Chronogramm herausgelesen wird.
  • Ein Chronogramm, dessen Text dem Versmaß des Hexameter folgt, heißt Chronostichon.
  • Ein Chronogramm aus Hexameter und Pentameter ist ein Chronodistichon.

Je nach zugrundegelegtem Kalendersystem kann sich die angedeutete Jahreszahl auch auf die Erschaffung der Welt (3761 vor Christus) nach dem jüdischen Kalender beziehen.

Beispiele in aufsteigender Reihenfolge

„Centuria Chronostichorum“ aus der Flora sinensis von Michał Boym mit etwa 100 Chronogrammen zum Jahr 1655
  • 810
    Merkspruch anlässlich der Anwendung der „theodisca lingua“:
    KarL Der grosse Vnserer teVtsChen spraChe pfLeger = DCCLLVV
  • 1282
    Memorialzahl:
    franCorVM tVrbIs sICVLVS fert fVnera Vesper = MCCLVVVVVVII
    (Die sizilianische Vesper bringt Unglück über die Scharen der Franken)
  • 1307
    templis exilium dant C bis LILIVM = CC + MLLVII
    (Die Templer werden in die Verbannung geschickt)
  • 1315
    Zur schlimmen Hungersnot in diesem Jahr:
    ut lateat nullum tempus famis, ecce CVCVLLVM = MCCLLVVV
  • 1345
    Auf einer Votivtafel im Beginenhof in Amsterdam:
    ChrIstVs saLVator noster est, fVIt, erItqVe, fortIs, pIIs pIVs et Vere MIrabILIs In sIgnIs saCratI panIs = MCCLLVVVVVVIIIIIIIIIIIIIII
    (Christus ist unser Heiland, er war und wird sein, mächtig, für die Gläubigen fromm und wahrhaft wunderbar im Zeichen des heiligen Brotes)
  • 1432
    Widmungsinschrift am Altarwerk der Gebrüder van Eyck in der Kirche St. Bavo in Gent:
    VERSV SEXTA MAI VOS COLLOCAT ACTA TVERI = MCCCLLXVVVVII
    (Durch den Vers ermöglicht euch der 6. Mai das Vollendete zu betrachten)
    Es gilt als der älteste bekannte Beleg im europäischen Raum.
  • 1466
    Ein Kryptochronogramm in gotischer Textura über der Eingangstür zum Kapitelsaal des ehemaligen Kreuzherrenklosters in Bentlage (bei Rheine):
    Flecte cor et genua veniam deposcere cura = LCCVVIMCCV (d gilt noch nicht als Zahlwert!)
    (Beuge Knie und Herz, bitte eifrig um Vergebung)
  • 1527
    Auf den „Sacco di Roma“:
    ALtera post Captos GaLLos popVLIqVe fVrores, aestas te Capta RoMa CrVenta fVIt = MCCCLLLLVVVVVII
    (Das zweite Jahr nach der Gefangennahme der Franzosen und der Raserei des Volkes war ein blutig-grausames für dich, Rom, durch deine Eroberung)
  • 1531
    Reversinschrift auf einer Medaille zum Tode des Schweizer Reformators Huldrych Zwingli:
    HeLVetIae ZvIngLI DoCtor pastorqVe CeLebrIs VnDena oCtobrIs passVs In aethra VoLas = DDCCCLLLLVVVVVIIIIII
    (Zwingli, als Doktor und Pastor in der Schweiz berühmt, der du am 11. Oktober den Tod erlitten hast und im Himmelsglanz fliegst)
  • 1532
    Merkspruch für das Jahr des Nürnberger Religionsfriedens ist die Kreuzesinschrift:
    IesVs nazarenVs reX IVDaeorVM = MDXVVVVII
    (Jesus von Nazaret, König der Juden)
  • 1572
    Merkspruch für das Jahr der Pariser Bluthochzeit:
    LVtetIa Mater natos sVos DeVoraVIt = MDLVVVVII
    (Mutter Lutetia hat ihre Kinder verschlungen)
  • 1594
    Am Taufstein in der St.-Martins-Kirche in Stolberg:
    hIC ILLe fons noXa et sorDe graVatos CVIVs eLVta DeI VoCe repVrgat aqVa = DDCCCCLLLXVVVVVVVIIII
    (Dies ist der Brunnen, dessen Wasser, durch Gottes Wort entsühnt, alle mit Schuld und Schmutz Beladenen reinigt)
  • 1603
    Am Rathaus von Hannoversch Münden:
    IVstItIae fIgat Leges MVDae IpsVs IesVs faXIt et natos IoVe IVra beent = MDLXVVVVVVVIIIIIIII
    (Jesus selbst möge für Münden die Gerechtigkeit festlegen und bewirken, dass die Rechte die unter Jupiter Geborenen beglücken)
  • 1603
    Zur Erinnerung an den Tod von Königin Elisabeth I. von England:
    My Day Closed Is In Immortality = MDCIII[1]
  • 1619
    Bezeichnung Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz als Winterkönig von Böhmen auf einem kaiserlichen Flugblatt:
    FrIDerICVs I. reX hyeMI = MDCXVIIII
  • 1623
    Ein Pseudochronogramm zu Ovid (Tristia III 7, 42), das sich auf die Nachwehen der Kipper- und Wipperzeit bezieht und zugleich als typographische Datierung der Schrift Vermahnungspredigt zur christlichen Beständigkeit von Fabianus Natus dient:
    IrVs et est sVbIto, qVI MoDo CroesVs erat = MDCVVVVIII
    (Bettler ist plötzlich, wer eben noch ein Krösus war)
  • 1642
    Lateinisch-englisches Doppelchronogramm zum Beginn des Englischen Bürgerkrieges (1642–1649):
    TV DeVs IaM propItIVs sIs regI regnoqVe hVIC VnIVerso = MDCVVVVVVVIIIIIII /
    O goD noVV sheVV faVoVr to the kIng and thIs VVhoLe LanD = DDDLLVVVVVVVVII
  • 1655
    „Centuria Chronostichorum“ aus der Flora sinensis von Michał Boym mit etwa 100 Chronogrammen, die alle das Jahr 1655 ergeben, in dem Kaiser Leopold I. zum König von Ungarn gekrönt wurde. Die ersten beiden lauten:
    MVCeLeres aDeste, LeopoLDo LaVDes Date
    (Herbei, flinke Musen, preiset Leopold)
  • 1671
    Unterhalb des Goldenen Dachls in Innsbruck wurde eine Inschrift angebracht, die an die Restaurierungsarbeiten nach den heftigen Erdbeben von 1671 erinnern soll:
    restaVror post horrenDos ContInVo anno et VLtra perpessos terrae MotVs = MDCLVVVVI
    (Ich werde nach den schrecklichen Erdbeben, die ununterbrochen in diesem Jahr und darüber hinaus erlitten worden sind, wiederhergestellt)
Pestsäule in Wien (1679), Chronogramm in den letzten vier Zeilen
  • 1674
    Zum Erscheinungsjahr des Apostolischen Fluch-Spiegels von Johann Georg Mestwert:
    Im Jahre EI fLVCh fLeVCh fLVChs hIn nVs ChrIsten MensChen sInn! (= MCCCCCLLLVVVVIIII)
  • 1679
    Inschrift an der Wiener Pestsäule:
    Ita VoVI: Anno DoMInI saLVatorIs NostrI IesU ChrIstI = MDCLVVVVIIIIIIIII
    (So habe ich gelobt im Jahre [1679] des Herrn, unseres Erlösers Jesu Christi)
  • 1682
    Inschrift an der neuen Orgel von Maria Plain:
    ALPHONSVS ABBAS MONASTERII WEINGARTENSIS DEIPARÆ VIRGINIS HONORI FIERI FECIT = LVMIIVVIIDIVIIIIIICI
    (Alfons, Abt des Klosters Weingarten, ließ [das] zur Ehre der jungfräulichen Gottesgebärerin errichten)
  • 1685
    Niederdeutsche Druckangabe zum Buch Musa Nocturnia Murnerana von Nikolaus Baer (1639–1714):
    Im Jahr, barsten VVIL Van nIIeD De kater, bLIVT Int graV Der VLen hater = DDDLLLVVVVVVIIIII
Koblenz (1702)
  • 1702
    Unter einer Marienstatue an der Fassade der Liebfrauenkirche zu Koblenz:
    sanCta MarIa De paCe ora pro nobIs = MDCCII
    (Heilige Maria vom Frieden bitte für uns)
  • 1706
    An der Kanzel in der Pfarrkirche in Malschwitz:
    Ebenezer bIs hIerher hat Vnser gott seIne hVLfe Vns erVVIesen, er seY aVCh In IesV nahMen IeDerzeIt Von Vns geprIeßen = MDLVVVVVVVVVY[=II]IIIIIIIII
  • 1709
    Zum Sieg der britischen Truppen über die französischen in der Schlacht bei Malplaquet:
    LILICIDIVM = MDCLLVIIII
    („Lilientötung“ – eine Anspielung auf das damalige französische Nationalsymbol, die Bourbonenlilie)
  • 1710
    Am Pfarrhaus in Marktbreit am Main:
    AeDes hVC posItae perstent In noMIne ChrIstI = MDCCVIIIII
    (Das hierher gestellte Haus möge in Christi Namen Bestand haben)
  • 1715
    An der ehemaligen Klosterkirche St. Joseph in Gronau (Leine):
    DeVs CertVs aspeCtor MeVs = MDCCVVV
    (Gott schaut mich an mit sicherem Blick)
  • 1717
    Portal der Namen-Jesu-Kirche Bonn:
    a patrVo ereCtVM nepos DICaVIt
    (Vom Onkel errichtet, hat es der Neffe geweiht)
  • 1724
    An der St.-Nikolaus-Kirche in Vianden:
    SANCTE TVOS CVSTOS NICOLAE TVERE CLIENTES CORPORIS AC ANIMÆ TVTOR ORARE POTENS = MCCCCCCLLVVVVIIII
    Übersetzung Version1: (Heiliger Wächter Nikolaus, Starker Beschützer des Körpers und der Seelen, wir bitten dich: Schütze deine Kinder.) Version 2: (Heiliger Wächter Nikolaus, beschütze deine Anvertrauten, mächtiger Beschützer, bitte für Leib und Seele)
  • 1722
    An der Pestsäule in Wallerstein:
    Vasta LVes patrIa sIt proCVL atqVe DoMo =  MDCLVVVVII
    (Die wüste Seuche sei fern von Heimat und Haus)
Marienrode (1724)
  • 1724
    Am Kloster Marienrode:
    PaX hVIC aeDI, DabIt hos faVores IesVs et VIrgo pIa, ne fVrores noXII sVrgant, rapIDIVe VentI sInt vIoLentI = DDDCLXXVVVVVVVVIIIIIIIIIIIIII
    (Friede diesem Hause. Jesus und die milde Jungfrau schenke gnädig, dass nicht schädliches Wüten sich erhebe oder Sturmwinde zerstören.)
  • 1725
    Am „Haus zur Groe“ in Marktbreit am Main:
    EN MEA SPES AEDES CERTAE AC PAX ARXQVE BEATA = MDCCXXV
    (Seht meine Hoffnung: ein sicheres Haus und Frieden und eine glückliche Burg)
  • 1730
    Doppelchronogramm im Gemälde Karl der Große von Johann Chrysanth Bollenrath im Aachener Rathaus:
    CaroLVs MagnVs hVIVs seDIs regaLIs et VrbIs granensIs = MDCLLVVVVVIIIII / et /
    LaVDabILIs De pannIs IbI statVentIs IVDICII patronVs = DDDCLLVVVVIIIIIIIIII
    (Karl der Große, Patron dieses königlichen Sitzes und der Stadt Aachen sowie des löblichen hiesigen Werkmeistergerichts)
  • 1744
    Im Tympanon der Barockkirche (des heutigen Aegidiussaals) in Bornheim-Hersel:
    SVb praesIDIo CLeMentIs AVgVstI eXaLtatVr rVrsVs = MDCLLXVVVVVVIIII
    (Unter dem Schutz von Clemens August wurde [diese Kirche] abermals erhöht [gebaut und geweiht, als Nachfolgebau einer zerstörten Kirche])
  • 1745
    An der Fassade des Schlossgutes Groß Schwansee:
    FaVente IehoVa ereXI, faVeat DoMInVs IehoVa CVstos ereCtI = MDCCXVVVVVVIIIII
    (Mit dem Beistand Jehovas habe ich es errichtet, möge ihm der Herr Jehova als Beschützer des Errichteten beistehen)
  • 1748
    Am Epitaph Frech in Marktbreit am Main:
    FRECHIADVM EXVVIAE HAC POST FATA QVIETE FRVVNTVR = MDCXVVVVVVVIII
    (Die sterblichen Hüllen der Familie Frech genießen nach ihren Schicksalen diese Ruhe)
  • 1750
    Kloster Heisterbach:
    PAX CVIQVE INTRANTI RVRSVM PAX HINC REDEVNTI (anno) ROMAE SANCTO DE SOLO ATTOLLEBAR = MDCCXXVVVVVIIIII + MDCLLL
  • 1751
    Nahe der Aegidiuskirche in Bornheim-Hersel:
    ChrIsto Dabat CLeMens = MDCCLI
    (Clemens weihte [dieses Steinkreuz] Christus)
    Auf denselben Fürsten und dasselbe Jahr 1751 bezieht sich ein Chronogramm an der „Heiligen Stiege“ auf dem Bonner Kreuzberg:
    SCaLa IesV pro nobIs passI a CLeMente AVgVsto ELeCtore et AntIstIte CoLonIensI pIe aVgVste pretIose eXstrVCta et fInIta = MCCCCCLLLLXVVVVVVIIIIIIIIIII
    (Die Stiege Jesu, der für uns gelitten hat, von Clemens August, dem Kurfürsten und Erzbischof von Köln, fromm, erhaben und kostbar erbaut und vollendet)
Mariensäule in Buchen (Odenwald), 1753
  • 1753
    Votivspruch am Sockel der Mariensäule in Buchen (Odenwald), siehe Madonnenländchen:
    QVI TIBI DEVOTI STATVAM POSVERE CLIENTES ISTOS AUXILIO PROTEGE VIRGO TVO = VIIIDVIVMVCLIIVXILIVV
    (Jungfrau, beschütze diejenigen Schutzbefohlenen mit deiner Hilfe, die dir getreu die Statue aufgestellt haben)
  • 1755:
    Am Portal des Domstifts in Bautzen:
    MODÔ HÔC COELÔ FAVENTE STO. = MDCCLV
    (Aus des Himmels Gunst stehe ich jetzt hier)
  • 1756
    Am Steiner Stadttor in Krems:
    ConspICIte fIDeLItatIs praeMIa = MDCCLIIIII
    (Seht auf den Lohn der Treue)
  • 1757
    An der Orgelempore der Stadtkirche Maria Himmelfahrt in Berching:
    Deo aC gLorIosae MatrI eIVs saCra = MDCCLVII
    (Gott und der glorreichen Mutter geweiht)
  • 1759
    Auf der „Walkenrieder Friedenstafel“ in Walkenried:
    IanVa nVnC IanI CLaVsa est / anno hoCCe saLVtIs / paX et VVaLCkreDae saLVatorqVe DeVs
    (Die Januspforte ist nun geschlossen / In diesem Jahre des Heils / Frieden auch in Walkenried und Gott ist der Erretter)[2]
  • 1763
    Chronodistichon zum Frieden von Hubertusburg:
    Aspera beLLa sILent: reDIIt bona gratIa paCIs; o sI parta foret seMper In orbe qVIes = MDCLLLVIIIIIIII
  • 1764
    Das wohl kürzeste historische Chronogramm: SICULICIDIUM an einem Gedächtnis-Obelisk in Madéfalva, Széklerland
    Bis auf die erste Buchstabe 'S' bilden alle andere Buchstaben die Jahreszahl des Ereignisses
    Als Siculicidium wird ein Massaker vom 7. Januar 1764 in Madéfalva (heute Siculeni) bezeichnet, dass durch österreichische Truppen an Széklern begangen wurde, nachdem, wegen der Einrichtung einer Grenzwache, Unruhen im Széklerland ausbrachen.
  • 1767
    Auf einem Steinkreuz in Bornheim-Uedorf:
    CrVCIfIXo Data a praeLato HerMano = MDCCLXVII
    (Christi Leiden gewidmet vom Praelaten Hermann)
  • 1771
    Auf dem Denkmal „Der Fußfall“ in Hochkirchen:
    eX LargIs IaCobI haMaCher posIta fVIt DonIs = MDCCLXVIIIIII
    (Aus einer hochherzigen Spende des Jakobus Hamacher errichtet)
  • 1774
    Am Pöstlingberg in Linz:
    ARA BEATAE LVGENTIS NECEM FILII QVOTIDIE PRIVILEGIATA = MDCLLLVVVIIIIIIIII
    (Täglich privilegierter Altar der seligen [Jungfrau], die die Ermordung ihres Sohnes betrauert)
  • 1774
    Zweizeilige Inschrift am Eingang zur Wohnung des Propstes des Zisterzienserinnenklosters St. Gertrud in Hedersleben:
    GERTRVDIS SEDES, SVPERIS VENERABILIS ÆDES / STET SECVRA SOLO, STET BENE GRATA POLO
    (Der Sitz Gertruds, die Kirche der im Himmel Verehrungswürdigen, stehe sicher auf der Erde und stehe wohl zur Freude des Himmels)
Eschweiler (1785)
Eschweiler (1786)
  • 1778
    In Abtei (Südtirol):
    EXVLTABVNT IN CONSPECTV DOMINI (Psalmus 97) = MDCCLXVVVIII
  • 1785
    In Eschweiler, Erbericher Kreuz aus dem abgebaggerten Ortsteil Erberich:
    CrVCeM eXaLtabat BarDenheVer Vt VeneretVr = MDCCLXVVVVV
  • 1786
    In Eschweiler, Gedenkstein aus dem abgebaggerten Ortsteil Laurenzberg:
    CrVX ChrIstI saLVtIs reDeMptIonIs Vestræ pIgnVs = MDCCLXVVVVIIIIII
  • 1790
    Über dem Portal des Schumannhauses in Bonn-Endenich:
    ConsILIarIVs KaVfMann Has aeDes eXstrVI CVraVIt = MDCCLXVVVVVIIIII
    (Der [kurfürstliche] Rat Kaufmann hat dieses Haus bauen lassen)
  • 1792
    Über dem Portal des Kaderhofs in Wesseling-Urfeld:
    Has aeDes aere proprIo st[r]VXIt Ioannes IosephVs CorMan benefICIatVs eX BLIntrop = MDCCLXXVVVIIIIIII
    (Johann Joseph Corman, Lehnsmann aus Blintrop, hat dieses Haus aus eigenem Vermögen gebaut)
  • 1793
    Am Gymnasium in Schäßburg:
    PatrIae fILIIs VIrtVtI paLLaDIqVe sese VoVentIbVs saCrVM = MDCLLLVVVVVVVIIIIIIII
    (Den Söhnen des Vaterlandes, die sich der Tugend und der Wissenschaft gewidmet haben, als Heiligtum)
  • 1830
    Am Ludwigsbrunnen bei Mainberg:
    LVDoVICo prIMo Laetantes et gratI CIVes sVInfortenses = MDCCLLVVVVVIIIII
    (Ludwig dem Ersten die erfreuten und dankbaren Schweinfurter Bürger)
  • 1845
    Über dem Portal des Benediktinerpriorats in Limbuš bei Maribor:
    FerDInanDo IVbente eX arCe fVnDItVs CoLLapsa reVIXI = DDDCCLLXXVVVVIIIII
  • 1851 auf dem Denkmal „Der Fußfall“ in Hochkirchen:
    haeC CrVX DeVotIone aC proprIIs sVMtIbVs hVIVs pagI renVata = MDCCCXVVVVVVVIIIIII
    (Dieses Kreuz wurde aus Pietät und auf Kosten des Dorfes renoviert)
  • 1864
    An der Hosannaglocke der Klosterkirche Ottobeuren:
    FVnestae saeCVLarIsatIonIs noXaM CaVsa IVbILarI eCCLesIae sVae paroChIanI OttobVrae Laetanter LVere VoLVnt = MCCCCCLLLLLLXVVVVVVVVVIIIIIIIII
    (Den Schaden der üblen Säkularisation wollen die Pfarrkinder Ottobeurens anlässlich des Jubiläums ihrer Kirche freudig wiedergutmachen)
Wengen in Südtirol (1876)
  • 1876
    In Wengen (Südtirol):
    GLORIA PERPETVA LAVS DEO EX HOC TEMPLO SANCTO SVO = MDCLLLXVVVI
    (Ewiger Ruhm und Lob aus diesem seinem heiligen Tempel)
  • 1884
    In der Klosterkirche in Einsiedeln:
    In aVLa gLorIosae VIrgInIs MarIa honorIfICetVr DeVs In saeCVLa = MDCCLLLVVVVVIIIIIIIII
    (Im Gotteshaus der herrlichen Jungfrau Maria soll Gott in Ewigkeit verehrt werden)
  • 1890
    Über dem Eingang der Kirche Notre Dame in Spalbeek (Limburg):
    SeCVnDa DIe IVnII ConseCraVIt DoVtreLoVX = DDDCCCLXVVVVVIIIII
  • 1895
    An der Kirche zu Rémeling:
    QVI ChrIsto serVIs, VenI qVaeso, eX CorDe oreqVe SebastIanVM CoLe = MDCCCLXVVVVVVIIIII
    (Der, der du Christus dienst, komm, verehre Sebastian mit Herz und Mund)
  • 1896
    An einem Straßenkreuz in Bliesheim:
    SIt IesV ChrIstI CrVX In CaeLVM nobIs DVX = MDCCCLXXVVVVIIIIII
    (Sei das Kreuz Jesu Christi unser Führer zum Himmel)
  • 1911
    Glasfensterinschrift im Kuppelsaal des St.-Gallus-Stifts (jetzt Vorarlberger Landesbibliothek) in Bregenz:
    BeneDICta gLorIa ChrIstI In teMpLo sanCto eIVs = MDCCCLLVIIIIII
    (Gelobt sei der Ruhm Christi in diesem heiligen Tempel)
  • 1958
    Am Haupteingang des Stadtgymnasiums Dortmund:
    sChoLa treMonIense beLLo DIrVta e CInere refeCta = MDCCCLLLVIII
    (Dortmunder Schule im Krieg zerstört und aus Asche wieder auferstanden)
  • 1967
    Im Josefskapellchen in Mützenich zur Neuerrichtung der Kapelle:
    SANCTE JOSEPH LABORVM NOSTRORVM PROTECTOR FIDELIS LABORA NOBISCVM = MDCCCCLLLVVVII
    Ein unsauberes Chronogramm, da zwei M unberechnet bleiben.
  • 2000
    Anlässlich der Restaurierung am Orgelprospekt der Klosterkirche Maria Laach:
    AVe MarIa / VIrgo DeI genItrIX / aLLeLVIa / pLebIs tVae CantatIs / aVres InCLIna = MDCCLLLLLXVVVVVVIIIIIIIIII
    (Gruß dir Maria, Gottes Mutter und Jungfrau, Alleluja, zu den Liedern des Volkes neige die Ohren)
Chronogramm an der Universität Innsbruck zu Ehren des neuen Rektors Karlheinz Töchterle (2007)
  • 2007
    In der Universität in Innsbruck zu Ehren des neugewählten Rektors Karlheinz Töchterle:
    pLaVsVs eXhIbetVr VnIVersItatIs OenIpontanae MagnIfICo reCtorI neoeLeCto KarLheInz TöChterLe VVLgo fILIoLae a CoLLegIs = MCCCCCLLLLLLLLLXVVVVVVVIIIIIIIIIIII

Literatur

  • Johannes B. Bauer: Kleine Kulturgeschichte des Chronogramms. Styria, Graz 1994.
  • Gerhard Dünnhaupt: Chronogramme und Kryptonyme: Geheime Schlüssel zur Datierung und Autorschaft der Werke des Polyhistors Johannes Praetorius. In: Philobiblon. Bd. 21, 1977, ISSN 0031-7969, S. 130–135.
  • Bernard Grothues: reMbranDt Is VersChenen. Een nieuwe verzameling chronogrammen, incarnacioenen en jaarschriften. Kok, Kampen 1992, ISBN 90-242-6622-X.
  • Gerhard Grümmer: Spielformen der Poesie. Werner Dausien, Hanau 1985, ISBN 3-7684-4521-6, S. 18–21.
  • James Hilton: Chronograms. 5000 and more in number, excerpted out of various authors and collected at many places. Elliot Stock, London 1882, online im Internet Archive.
  • James Hilton: Chronograms, continued and concluded. More than 5000 in number. A supplement volume to „Chronograms“, published in the year 1882. Elliot Stock, London 1885, online im Internet Archive.
  • James Hilton: Chronograms collected. More than 4000 in number since the publication of the two preceding Volumes in 1882 and 1885. Elliot Stock, London 1895, online im Internet Archive.
  • Hermann Krüssel (Hrsg.): Chronogramme – vergessene Kunst in Aachen. Ausgewählte Chronogramme aus der Geschichte und Gegenwart Aachens mit Übersetzungen und Erläuterungen. Einhard, Aachen 2005, ISBN 3-936342-42-3.
  • André Lepine: 400 Chronogrammes Curieux. Biche Faonée, Cerfontaine 1987.
  • Eduard Lichter: Chronogramme aus dem Regierungsbezirk Trier und dem Saarland 1419–1994. In: Neues Trierisches Jahrbuch. Bd. 34, 1994, ISSN 0077-7765, S. 113–142.
  • Veronika Marschall: Das Chronogramm. Eine Studie zu Formen und Funktionen einer Kunstform, dargestellt am Beispiel von Gelegenheitsgedichten des 16. bis 18. Jahrhunderts aus den Beständen der Staatsbibliothek Bamberg (= Helicon. Bd. 22). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-631-31280-6 (Zugleich: Bamberg, Universität, Dissertation, 1996).
  • Hans-Ludwig Oertel: Chronogramme in lateinischen Inschriften in Marktbreit, Obernbreit und Segnitz und ihre Deutung (= Edition Villa Segeniz.). Zenos Verlag, Segnitz bei Würzburg 2008, ISBN 3-931018-18-0.
  • Waldemar Schupp: Das Chronogramm als kulturgeschichtliches Phänomen. Dokumentarischer Überblick. In: Herold-Jahrbuch. NF Bd. 8, 2003, ISSN 1432-2773, S. 127–188.
  • Waldemar Schupp: Numismatische Chronogrammatik. Chronogrammata in nummis scripta. In: Pro Lingua Latina. Bd. 10, 2009, ZDB-ID 2325740-4, S. XCIII–CVIII; Bd. 11, 2010, S. CXCII–CCX; Bd. 12, 2011, S. CXVII–CXXXVI.
  • Georg Valentin: Über die Bewertung des Y in Chronogrammen. In: Beiträge zur Bücherkunde und Philologie. August Wilmanns zum 25. März 1903 gewidmet. Harrassowitz, Leipzig 1903, S. 193–198 online im Internet Archive. .

Weblinks

Commons: Chronogramme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ben Schott: Schotts Sammelsurium. Bloomsbury, Berlin 2004, S. 103.
  2. Beschreibung der Walkenrieder Friedenstafel im Museums-Portal museum-digital