Grafschaft Moers

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Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Moers
Wappen
Wappen Moers
Karte
Karte Grafschaft Moers
Karte der Grafschaft Moers
Alternativnamen Mörß, Mors, Murs
Entstanden aus Duisburggau
Herrschaftsform Grafschaft,
ab 1706 Fürstentum
Herrscher/
Regierung
Graf, Fürst
Heutige Region/en DE-NW
Reichstag Reichsfürstenrat, Weltliche Bank: Teil einer 1 Kuriatstimme des niederrheinisch-westfälischen Grafenkollegiums; ab 1702: 1 Virilstimme
Reichsmatrikel 3 Reiter, 12 Fußsoldaten, 45 Gulden (1522)
Reichskreis niederrheinisch-westfälisch
Hauptstädte/
Residenzen
Moers
Dynastien Haus Moers,
ab 1493 Wied,
ab 1519 Neuenahr,
ab 1600 Nassau-Oranien,
ab 1702 Brandenburg-Preußen
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch, ab 1560 protestantisch
Sprache/n Niederländisch, Kleverländisch
Fläche 180 km² (um 1800)[1]
Einwohner 38.000 (um 1800)[1]
Aufgegangen in Frankreich, Département de la Roer (1798–1813)

Die Grafschaft Moers war ein am linken Niederrhein gelegenes historisches Territorium, das die Städte Moers und Krefeld sowie umliegende Ortschaften und Gebiete umfasste. Obwohl die Grafschaft rechtlich bereits 1797/1801 aufgelöst wurde, bezieht man sich auch aktuell als Zusatzbezeichnung in Namen für kommunale Einrichtungen und Firmen als „Grafschafter“ noch häufig auf sie.

Geschichte

Zeit vor den Grafen von Moers

Residenzschloss Moers

Nach Rückzug der Römer vom Niederrhein sind für die nächsten Jahrhunderte keine Urkunden für das Gebiet der späteren Grafschaft bekannt. Für das 4. bis 6. Jahrhundert wurden nur sehr wenige fränkische Einzelfunde im Bereich von Asberg ausgegraben. 1932 wurde in Eick-West ein fränkisches Grab gefunden. Aber erst ab 1957 wurde dieser Bereich intensiver untersucht. Bis 1959 wurden 163 Gräber mit teilweise ergiebigen Grabbeilagen ausgegraben. Die Hauptnutzungszeit dieses Grabfeldes lag zwischen 570 und etwa 650 n. Chr. Der älteste Siedlungsfund im Stadtkern von Moers, ein blaugrauer Kugeltopf, stammt aus dem 9. Jahrhundert und deutet auf eine Besiedlung vor der Errichtung der ersten Gebäude im Burgbereich hin.[2]

Die nächsten gesicherten urkundlichen Nachrichten für das Gebiet gibt es erst ab dem 9. Jahrhundert. Dass Karl der Große in Friemersheim 799 einen Reichstag abgehalten haben soll, bezieht sich auf eine vermutlich gefälschte Urkunde.[3]

In einer Urkunde von 855 schenkt ein Edelmann „Hattho“ dem Kloster Echternach einen großen Herrenhof mit Wald, Wiesen, Gewässer, Mühle und 42 Hörigen im Gebiet von „Reple“. Einige Historiker vermuteten, dass das heutige Repelen dieses Reple gewesen wäre. Die dortige Dorfkirche gehört zu den ältesten Kirchen am linken Niederrhein, da sie ursprünglich als kleine Kapelle vermutlich bereits im 7. Jahrhundert vom damaligen Abt des Klosters Echternach, Willibrord, auf den Namen des Heiligen Martin geweiht worden sein soll.[4][Anm. 1]

Das Kloster Werden, das um Ende des 8. Jahrhunderts gegründet wurde, erhielt nachweisbar im 9. Jahrhundert und später einige Höfe und Gebiete im Bereich der späteren Grafschaft als Pfründe geschenkt. In den Registern dieses Klosters wurde für 1160 eine aus dem Gebiet von Moers stammende adelige Person angeführt. Im Codex Ulphilas aus dem Archiv der Abtei wird angegeben: „Wilhelmus .. Comes de Moers .. annis 8. obiit 1160 20 Junii“. Dieser Graf Wilhelm war von 1152 bis 1160 Abt der Abtei und damit der erste Hinweis auf die Herren „von Moers“.[5]

Die nächsten urkundlich nachweisbaren Edelherren waren Elgerus und Theoderich de Murse. Diese hatten als Zeugen eine Schlichtung des Erzbischofs von Köln für einen Streit der Ortschaften Ossum und Kerpen 1186 mit beurkundet.[6] Diese „Bezeugung“ durch die Edelherren de Murse zeigt, dass die späteren „Grafen von Moers“ ursprünglich zum Vasallenbereich der Erzbischöfe von Köln gehörten. Ein weiterer Hinweis hierzu ist das älteste bekannte Moerser Schöffensiegel. Dieses wird in einer Urkunde von 1306 verwendet. In dieser Urkunde entschied der Ritter Dietrich von Moers einen Rechtsstreit von Moerser Schöffen. Da das Neusser Schöffengericht bis Mitte des 15. Jahrhunderts die nächsthöhere Instanz (Oberhof) für die Schöffengerichte von Moers und Krefeld war, ist auch hierdurch die anfängliche Zugehörigkeit der Edelherren de Murse zum Einflussbereich der Kölner Erzbischöfe erkennbar.[7]

Lage und Gebiete der Grafschaft

Die Grafschaft Moers war im 12. und 13. Jahrhundert von Gebieten des Erzbistums Köln im Norden und Süden, der Grafschaft Kleve im Osten, der Grafschaft Berg im Süd-Osten und der Grafschaft Geldern im Westen umgeben. Während es der nördlich gelegenen vom Erzbistum Köln lehensabhängigen Grafschaft Kleve gelang, diese Abhängigkeit 1417 durch Kaiser Sigismund endgültig zu beenden und wie bereits Geldern und Berg auch zu einem Herzogtum zu werden, war dies Moers nicht möglich. Da die relativ kleine Grafschaft von größeren Grafschaften und kurkölnischen Gebieten umgeben war, führte dies für Moers zu wechselnden Abhängigkeiten und der jeweiligen Anerkennung der Oberhoheit durch Kurköln und/oder diesen Grafschaften oder den späteren Herzogtümern. Diese endeten erst 1600 mit der Oberhoheit der Oranier, die 1702 bis 1918 durch die von Brandenburg-Preußen, nur 1796 bis 1813 unterbrochen von Frankreich, abgelöst wurde.

  • Als Exklave innerhalb kurkölnischer Gebiete gehörte zur Grafschaft das südwestlich von Moers gelegene Krefeld mit dem inzwischen untergegangenen Schloss Crakau (Sitz des Moerser Drosten). Außerdem zählte zur Grafschaft – auf Grund eines alten Erbvertrages – im heutigen Krefelder Stadtteil Hüls die sogenannte Papenburg mit einem zugehörigen Straßenabschnitt (die Moersische Straße).
  • Auch einige kleinere Gebiete auf der heute rechten Rheinseite, wie zum Beispiel das bis zur Rheinverlagerung nach Osten ab dem 12. Jahrhundert ursprüngliche linksrheinische Kasselerfeld in Duisburg, gehörten bis 1795/1801 zur Grafschaft Moers.[8]
  • 1399 kam die reichsunmittelbare Grafschaft Saarwerden hinzu; doch bereits 1417 wurde sie durch Erbteilung als Grafschaft Moers-Saarwerden wieder abgespalten.

Zeit der Grafen von Moers

Wo das ursprüngliche erste Allodialgebiet der ersten Edelherren von Moers lag, ist bisher nicht bekannt. Der erste urkundlich belegbare Kauf eines Grundstückes im Bereich der Burganlage in Moers stammt von 1288. Zu diesem Zeitpunkt kauften die Edelherren Dietrich und Friedrich von Moers hier Grundbesitz von der Abtei Werden.[10][Anm. 3]

Dietrich I. von Moers (1226–1262) (Dietrich auch Theoderich geschrieben) ist der erste urkundlich nachweisbare regierende Graf. In einer Urkunde von 1226 beurkundete er der „Abtei Camp“ ein Grundstück erworben zu haben.[11] Es folgten sein Sohn und Erbe Dietrich II. (1262–1294) und die weiteren Mitglieder dieser Adelsfamilie, die im Kapitel „Amtierende Grafen von Moers“ angegeben sind.[12] Dietrich II. war mit dem Grafen von Geldern auf der Seite von Kurköln Teilnehmer der Schlacht von Worringen, die 1288 den Limburger Erbfolgestreit entschied und die Machtverhältnisse besonders im Gebiet von Maas und Niederrhein veränderte (siehe Vertrag von Vinnbrück). Zu seiner Absicherung, falls die Partei die er angehörte verlieren sollte, hatte er vorher die Lehensoberhoheit der Grafen von Kleve für das Gebiet Moers anerkannt. Kleve war bei dieser Auseinandersetzung neutral und konnte deshalb nach Ende des Krieges dem in Gefangenschaft geratenen Grafen von Moers das Lehen und damit den Besitz der Grafschaft erhalten.[13]

Diese Lehensabhängigkeit von Kleve war später häufig umstritten. Friedrich I., amtierender Graf von Moers von 1346 bis 1356, erkannte diese nicht an.[Anm. 4] Sein Nachfolger Dietrich VI. bestätigte sie zwar bei seinem Amtsantritt 1356 schriftlich, erreichte dann jedoch, dass Kleve 1361 urkundlich bestätigte, dass Schloss und Land Moers kein Mannlehen der Klever sei.[14][15]

Allerdings wurde von den späteren Rechtsnachfolgern für das Herzogtum Kleve trotzdem immer wieder die Lehenszuständigkeit geltend gemacht. Beispielsweise war nach Meinung von Graf Adolf II. von Kleve die Grafschaft Moers ein klevisches Lehen. Den Streit hierüber mit Friedrich III. von Moers wurde vom Bischof von Köln in einem Schiedsspruch dahin gehend entschieden, dass dieses Lehen für die Amtszeit von Friedrich III. gültig sei.[16]

Die Grafschaft Moers entwickelte sich schrittweise aus einem ursprünglich nur kleinem Gebiet, das den Edlen von Moers gehört hatte. Wie zu dieser Zeit üblich wurden entweder mit Gewalt oder durch Kauf neue Gebiete erworben. Zusätzlich konnten die Herrschaftsrechte durch rechtlich formale Anerkennungen gegen Ende des 13. und Beginn des 14. Jahrhunderts erweitert und abgesichert werden. Beispielsweise bestätigte König Ludwig der Baier dem Grafen Dietrich III. von Moers 1317 schriftlich, dass dieser in seinem von Kleve zu Lehen gegebenen Gebiet sowohl für den Wildbann zuständig sei wie auch Wegegelder erheben dürfte.[17]

Bei dem Bestreben ihr Territorium zu vergrößern waren aber häufig Widerstände der alten Besitzer zu überwinden. Ein Beispiel hierfür ist der Erwerb des Gebietes Friemersheim durch die Grafen. In diesem Gebiet war die Abtei Werden Eigentümer vieler Höfe und Güter. Um diese abzusichern verpflichtete der Abt 1297 schriftlich den Vogt der Abtei, die Vogtei Friemersheim mit Borch und Vluyn nicht an die Grafen von Moers zu übertragen und einen Lehensnehmer der Abtei in diesem Gebiet, den Ritter Wilhelm von Friemersheim, gegen die Herren von Moers zu unterstützen. 1366 geriet jedoch Bodo von Friemersheim in Geldnot und verpfändete für 11800 goldene Schillinge seine Rechte an den Ritter Johann von Moers. Da das Pfand nicht eingelöst wurde, musste der Werdener Abt Johann von Spielberg 1385 die Herrschaft Friemersheim den Grafen von Moers als Lehen übertragen. 1392 wurde die Herrschaft Friemersheim mit den Besitzungen in Vluyn durch zusätzlichen Kauf rechtmäßig ein Gebiet der Grafschaft.[9]

Mit Graf Dietrich IV. der von 1356 bis 1372 regierte, begann eine deutliche Stärkung der lokalen Bedeutung für die Grafschaft. Durch die Unterstützung der Moerser für Eduard von Geldern begann eine Annäherung an dieses Herzogtum. Diese führte zur Lockerung der alten Abhängigkeiten, die sowohl zu Kurköln wie auch zu der Grafschaft Kleve bestanden hatten. Vorteilhaft war weiterhin, dass Ritter Johann von Moers 1364 Eduard von Geldern mit 30.000 Goldschilde unterstützt hatte. Dafür erhielt er die Pfandschaft der Gebiete Millen und Waldfeucht mit der Stadt Gangelt in Geldern. Da Gangelt ein Münzrecht besaß, konnte Moers nun Münzen schlagen.[18]

Durch gute Beziehungen, die sowohl Dietrich IV. wie auch dessen Bruder Ritter Johann zu Kaiser Karl IV. hatten, gelangten die Moerser zu weiteren zusätzlichen Einkünften. 1371 erhielt Ritter Johann von Moers vom Kaiser die Erlaubnis im Bereich von der Friemersheimer oder Homberger Werth einen Zoll auf Waren „zu Lande und zu Wasser“ in Höhe von vier Turnosen je Zollfuder zu erheben.[19] Bereits 1372 wurde diese Zollgenehmigung abgeändert, und nun waren neben Ritter Johann auch der Graf Friedrich von Moers und Engelbert III. von der Mark gemeinsam berechtigt, diesen Rheinzoll zu erheben.[20][Anm. 5] Ritter Johann verpachtete mit Genehmigung des Grafen von Moers 1372 sein Recht gegen Zahlung eines Erbzinses von 50 Schilden pro Jahr an den Grafen Engelbert von der Mark.[21]

1379 widerrief der Deutsche König Wenzel alle Rheinzölle zwischen Andernach und Rees.[22] Kurze Zeit danach wurde die Genehmigung des Zolls jedoch für die Berechtigten von 1372 wieder im Bereich Homberger Werth erteilt. 1392 vereinbarten die Grafen von Kleve und von der Mark, dass der Anteil der Zollberechtigung von Graf Engelbert nach dessen Tod an den Grafen von Kleve fällt und dieser die 50 Schilde Pacht an die Moerser zahlt.[22]

Ab 1393 kam durch Verpfändung das gesamte Zollaufkommen in die Hand von den Moersern.[23] Die Genehmigung für die Erhebung des Zolles durch die Grafen von Moers wurde 1398 von König Wenzel bestätigt.[22] Zusätzlich forderte der König Graf Adolf I. von Kleve und Graf Dietrich I. von der Mark auf, die Moerser bei der Zollerhebung nicht zu behindern.[24] 1411 wurde durch einen Schiedsspruch des Kölner Erzbischofs Friedrich III. nochmals die Zuständigkeit von Moers für den Rheinzoll bestätigt, der aber ab 1541 ohne Einschränkung endgültig ganz in den Besitz der Klever Herzöge gelangte.[25]

Mit einer weiteren Genehmigung durch den Kaiser 1373 wurde den Grafen gestattet in Friemersheim oder Diedem eine Münzstätte zu betreiben. Die Erlaubnis betraf die Prägung von Goldflorin und Silbermünzen.[26] Wie bereits im Beispiel für Friemersheim angeführt, konnten durch die nun vergrößerten finanziellen Möglichkeiten der Grafenfamilie viele Gebiete zusätzlich erworben und durch Pfandvergaben und Geldeinsatz Einfluss auf machtpolitische Entscheidungen im Bereich des Niederrheins erlangt werden.

Die größte lokale Macht erlangte die Grafschaft unter Friedrich III., der durch Heirat Erbansprüche an der Grafschaft Saarwerden erwarb, die 1399 realisiert werden konnten. Damit herrschte er über zwei zwar räumlich getrennte, aber unter einem Grafen von Moers vereinte Grafschaften. Da Friedrichs Schwager Friedrich III. von Saarwerden von 1370 bis 1414 und nach ihm Friedrichs Sohn Dietrich II. von Moers von 1414 bis 1463 Erzbischöfe von Köln waren, erhöhte dies die lokale Bedeutung am Niederrhein zusätzlich. Bereits nach dem Tode von Friedrich III. wurde über eine Teilung der Verbund der beiden Grafschaften wieder aufgelöst. In allen späteren Verbünden mit Moers waren Adelshäuser aus anderen Territorien federführend.

Friedrich IV. von Moers im Wappen- und Statutenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies

Nach Friedrich III. folgte sein Sohn Friedrich IV. von Moers als amtierender Graf. Dieser erwarb 1421 über Verpfändung die jülicher Gebiete Born, Sittard und Susteren, die jedoch später wieder von Jülich-Berg ausgelöst wurden.[27] Nach Friedrich IV. von Moers war Vincenz von Moers der letzte Graf aus dieser Familie, der von 1448 bis 1493 die Grafschaft regierte. Seine Herrschaft fiel in eine Periode, in der am Niederrhein und dem Gebiet der heutigen Niederlande mit Belgien einige lokalen Kriege um die Zugehörigkeit und den Gebietsumfang einiger Grafschaften und Herzogtümer geführt wurden. Als Verbündeter der Herzöge Adolf und dessen Sohn und Nachfolger Karl von Geldern war er an den Kriegen von Herzog Karl von Burgund um das Herzogtum Geldern und mit Kurköln als dessen Gegner beteiligt.

Obwohl Vincenz 1471 von den Ständen in Geldern zum Schirmherrn des Herzogtums ernannt worden war, musste er vor den überlegenen finanziellen und militärischen Möglichkeiten des Burgunders zurückweichen. 1473 eroberte Karl von Burgund weitgehend das Herzogtum Geldern. Hierbei wurde auch die Grafschaft Moers im Juli 1473 von den Truppen des Burgunders erobert und besetzt und Vincenz musste fliehen.[28] Danach zogen die Truppen nach Süden in Richtung Neuss. Die Belagerung von Neuss ab Juli 1474 wurde im Mai 1475 durch Eingreifen eines Reichsheeres mit einem Waffenstillstand beendet. Karl der Kühne zog sich mit seinen Truppen in Richtung Schweiz und Nordfrankreich zurück und die Grafschaft Moers wurde ebenfalls wieder frei.[29]

Graf Vincenz kehrte nach Moers zurück und in der Grafschaft traten wieder normale Verhältnisse ein. Allerdings war der Graf durch seine militärischen Unterstützungen von Geldern und später Kurköln stark verschuldet. Die ihm zugesagten Rückzahlungen für seinen Auslagen wurden zwar weiterhin anerkannt, aber nur zu einem geringen Umfang auch tatsächlich geleistet. Wegen seiner hohen Schulden und auch seines fortgeschrittenen Alters übergab Graf Vincenz 1480 vertraglich seine Schlösser und Städte auf 14 Jahre an Herzog Wilhelm von Jülich-Berg. Nach Ablauf der vereinbarten Zeit sollten Schlösser und Städte an seinen Enkel Junggraf Bernhard, der am Hofe des Herzogs lebte, übergeben werden.[30]

Trotz seiner stark eingeschränkten Möglichkeiten reiste Graf Vincenz 1493 nach Paris, um den als Geisel festgehaltenen Karl von Geldern freizukaufen. Da seine zu Verfügung stehenden Gelder dafür nicht ausreichten, tauschte er zusätzlich seinen Enkel Bernhard gegen Karl von Geldern als Geisel aus.[31]

Diese Aktion von Graf Vincenz und seinem Enkel verärgerte den Deutschen König Maximilian I., da dieser das Herzogtum Geldern für sein Herrscherhaus der Habsburger einforderte. Die Grafschaft Moers wurde deshalb von Truppen des Königs besetzt und Graf Vincenz musste erneut fliehen. Um die Grafschaft für seine Familie nicht endgültig zu verlieren, trat Graf Vincenz 1493 diese an den Ehemann seiner Enkelin, den Grafen Wilhelm III. von Wied ab und zog sich nach Köln zurück.[32] Graf Wilhelm von Wied hatte 1488 die Enkelin von Graf Vincenz Margarete, die Schwester von Bernhard von Moers, geheiratet.[33] Da der Zorn des Kaisers auch den in Geiselhaft gehaltenen Bernhard wegen des Geiseltausches betraf, konnte Bernhard zu diesem Zeitpunkt nicht als Erbe eingesetzt werden.[34]

Der in der Liste der amtierenden Grafen angeführte Graf Vincenz von Moers war, wie bereits angeführt, nicht das letzte männliche Mitglied der Grafenfamilie. Der erbberechtigte Sohn von Vincenz, mit Namen Friedrich, starb jedoch vor dem Vater und dessen Verzicht auf das Grafenamt 1493. Dieser Friedrich hatte aber bereits seinerseits einen Sohn, den angeführten Enkel Bernhard. Dieser war ab 1493 in Paris als Vertreter für den Herzog von Geldern als Geisel in Gefangenschaft. Nach vollständiger Zahlung des noch ausstehenden Lösegeldes Mitte 1500 wurde Bernhard von den Franzosen entlassen.

Nachdem 1499 Graf Vincenz in Köln gestorben war, versuchten einige Mitglieder aus dem Adelshaus „von Moers“ Graf Wilhelm von Wied aus der Grafschaft Moers zu verdrängen. 1500 forderte Johann von Saarwerden, einer der Enkel von Friedrich IV., als amtierender Graf eingesetzt zu werden. Er begründete seine Ansprüche auf das Testament von Friedrich III. von Moers. Hierin war vorgegeben worden, dass bei der Erbfolge nur der „Mannesstamm“ berücksichtigt werden durfte.[35] Da Johann von Saarwerden im Dienste von Kaiser Maximilian I. stand, war eine positive Belehnung durch diesen nicht auszuschließen.[36]

Gleichzeitig forderte aber auch der aus der Geiselhaft freigelassene Bernhard von Moers wieder in sein Erbe eingesetzt zu werden. Bereits in der Gefangenschaft hatte Bernhard gegen seine „Enterbung“ protestiert. Nach seiner Freilassung zog er mit Söldnern, die ihm von der Stadt Wesel und dem Herzogtum Geldern zu Verfügung gestellt worden waren, nach Moers und verlangte den Zutritt zur Stadt. Zu diesem Zeitpunkt waren im Grafenschloss „wiedische“ Truppen stationiert, da Graf Wilhelm von Wied noch der amtierende Graf in der Grafschaft war, aber sich zu diesem Zeitpunkt in der Burg Cracau aufhielt. Dagegen war die Ehefrau des Grafen, Margarete von Wied und Moers, zu diesem Zeitpunkt im Schloss von Moers. Die im Schloss stationierten Truppen waren nicht bereit, ohne Kampf das mit Wall und Graben geschützte gräfliche Anwesen zu übergeben, und konnten die Übergabe für drei Wochen verhindern. Nach der Flucht von Margarete und der Vertreibung der Wieder huldigten die Moerser Bernhard von Moers.[36]

Bernhard wandte sich nun an den deutschen Kaiser und bat um Wiedereinsetzung in seine Rechte als Graf von Moers. Mit seinem Vetter Johann von Saarwerden hatte er sich inzwischen dahingehend geeinigt, dass dieser sein Nachfolger werden sollte, falls er ohne Nachfolger sterben würde. Bevor der Kaiser über die Bitte von Bernhard entscheiden konnte, wurde dieser im Juli 1501 während eines Besuches am Hof vom Herzogtum Geldern vergiftet. Damit war das letzte direkte männliche Mitglied des Grafengeschlechts von Moers, das begründete Erbansprüche geltend machen konnte, gestorben.[37][35][Anm. 6]

Wappen der Grafen von Moers

Das Stammwappen der Grafen von Moers zeigt in Gold einen schwarzen Balken; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter Rüdenrumpf.[38]

Zeit nach den Grafen von Moers bis 1600

Ab 1493 fiel die Grafschaft Moers, wie angeführt, an die Grafschaft Wied, da der Deutsche König gegen die Übernahme durch Wilhelm III. von Wied als Ehemann von Magarete von Moers keine Einwände erhob. Nach der Übernahme der Grafschaft musste Wilhelm III. wegen der hohen Schulden Teile des bisherigen Besitzstandes aufgeben. 1494 trat er deshalb Schloss, Burgen und Land von Dülken, Dahlem, Benrath und Süchteln, die als Pfänder seit einiger Zeit zur Grafschaft gehörten, als Rückzahlung eines Teiles der Schulden an Herzog von Jülich-Berg ab. Zusätzlich wurden zur gleichen Zeit auch gegen Erstattung der Pfandsummen und einer zusätzlichen Zahlung von 24.000 Gulden Stadt und Land Wassenberg und die Städte, Schlösser und Lande Brun, Sittard und Sustern zurück gegeben.[39]

Als der abgedankte Vincens 1499 starb, konnte Graf Wilhelm III. die Grafschaft nicht halten und musste sich ab 1500 für einige Jahre zurückziehen. Es folgte mit Johann von Saarwerden ein Enkel 2. Grades von Friedrich IV. als nächster Graf von Moers. Dieser hatte sowohl die Unterstützung des Erzbischofes von Köln, Hermann von Hessen, wie auch des deutschen Königs.[Anm. 7] Durch diese Unterstützung wurde eine erneute Änderung des amtierenden Adelshauses für die Nachfolge erreicht und das Haus von Wied in der Erbfolge für einige Jahre übergangen.[40]

Johann von Saarwerden starb 1507 kinderlos, und sein Bruder Jacob von Saarwerden trat kurzfristig das Erbe an. Allerdings konnte er die Grafschaft nicht lange behalten, da nach dem Tode seines Bruders auch Wilhelm III. von Wied wieder Anspruch auf die Nachfolge anmeldete. Wilhelm III. klagte beim „Kölner Domkapitel“ auf Wiedereinsetzung. Die Klage wurde zwar vom Domkapitel angenommen, aber „Jacob von Saarwerden“ erkannte deren Zuständigkeit für diese Klage nicht an. Wilhelm III. hatte jedoch für seinen Anspruch auf die Grafschaft Moers mit dem Herzog von Jülich-Kleve-Berg einen einflussreichen Unterstützer, der ihm auch militärische Hilfe zukommen ließ. Von den vereinigten Truppen des „Wieders“ und seinem Verbündeten wurde am 14. September 1510 die Stadt Moers belagert und erobert. Jacob von Saarwerden musste flüchten und die Grafschaft Wilhelm III. überlassen. 1515 wurde durch den deutschen Kaiser Wilhelm III. von Wied auch wieder als amtierender Graf von Moers anerkannt; damit war das Haus Saarwerden auch formal rechtlich abgelöst.[41]

Es folgte bereits 1519 Wilhelm II. von Neuenahr, da Wilhelm III. vorzeitig zu Gunsten seines Schwiegersohnes als amtierender Graf zurücktrat. Wilhelm II. hatte die Tochter Wilhelms von Wied, Anna von Wied und Moers, Mitte 1518 geheiratet.[Anm. 8] Moers fiel damit nun an das Adelshaus Neuenahr. Wilhelm II. von Neuenahr musste aber die Lehensabhängigkeit von Kleve wieder anerkennen, da zu dieser Zeitperiode die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg am linken Niederrhein über erhebliche Einfluss verfügten und die Grafschaft Moers sich diesem nicht entziehen konnte. Mit einem Vergleich zwischen Herzog Wilhelm V. und Graf Wilhelm von Neuenahr und Moers mit dessen Sohn Hermann wurde 1541 vertraglich das Lehn für Krefeld, Krakau und der Grafschaft Moers nachträglich bestätigt und besiegelt.[42][43]

Als Wilhelm II. 1552 starb, wurde sein Sohn, Hermann von Neuenahr der Jüngere, Nachfolger. Allerdings hatte das Adelshaus Nassau-Saarbrücken bereits unter dem Vater von Hermann von Neuenahr auch Erbansprüche auf die Grafschaft Moers gestellt. Diese Ansprüche wurden auf die Heirat von Catharine von Moers und von Wied mit dem Grafen Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken begründet. Diese Catharine war eine weitere Tochter von Wilhelm III. von Wied. Eine einvernehmliche Lösung dieses Streites war nicht zu erreichen und es wurden ab 1555 sowohl der Kaiser wie auch das Reichskammergericht mehrfach für eine Entscheidung angerufen. Alle zwischenzeitlichen Urteile wurden jeweils von einem der zwei Kontrahenten nicht anerkannt, so dass über Jahrzehnte der Streit ohne Lösung weiter bestand und erst mit der Machtübernahme durch die Oranier gegenstandslos wurde. Erschwerend kam hinzu, dass durch die beginnenden Religionsstreitigkeiten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und besonders durch den Achtzigjährigen Krieg sich die allgemeine Situation für die Grafschaft Moers verschlechterte.[44]

Adolf von Neuenahr

Unter Graf Hermann von Neuenahr-Moers (1553–1578) wurde 1561 die Reformation mit einer neuen reformierten Kirchenordnung eingeführt. Als Hermann von Neuenahr 1578 starb, wurde sein Neffe Graf Adolf von Neuenahr, der 1546 Hermanns Schwester Anna Walburga geheiratet hatte, Nachfolger als Graf von Neuenahr-Moers. Neben der Grafschaft Moers erbte dieser auch umfangreiche Alpener Streubesitzungen und die Grafschaft Limburg.[45][Anm. 9] Auch für die Nachfolge von Graf Adolf von Neuenahr als Graf von Moers kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Herzogtum Kleve, das die Grafschaft als „erledigtes Lehn“ zurück forderte. 1579 kam es zu einer Einigung. In einem Vergleich übertrug Herzog Wilhelm V. namens der Gattin Anna Walburga die Grafschaft Moers als Klever Lehn auf Lebenszeit an Graf Adolf. Im Falle des Todes der Grafenfamilie ohne Kinder sollte die Grafschaft an Kleve zurück fallen.[46]

Unter Adolf von Neuenahr wurden die 1575 begonnenen Umbauten des Moerser Schlosses beendet und durch eine neue Kirchenordnung von 1581 der Calvinismus in der Grafschaft eingeführt. Zwischen 1567 und 1586 folgten noch eine neue Gerichtsordnung, drei Polizeiordnungen und eine Busch- und Holzordnung für die Grafschaft.[45]

Dieser letzte männliche Nachfolger aus dem Adelshaus Neuenahr-Moers war Anhänger des konvertierten Kölner Erzbischofs Gebhard I. von Waldburg und verwickelte die Grafschaft in den Truchsessischen Krieg. Als Feldherr der truchsessischer Truppen war er Gegner der Spanier unter Alessandro Farnese, der ab 1586 das Herzogtum Parma und Piacesa erbte. Durch die zunehmenden Eroberungen der Spanier im Bereich der südlichen Niederlande und in Geldern musste Graf Adolfs Ehefrau Walburga bereits im Juli 1584 aus Moers nach Arnheim flüchten. Graf Adolf wurde zwar 1584 Statthalter von Geldern und Overijssel sowie ab 1585 auch von Utrecht, konnte auf Dauer jedoch die Spanier nicht aufhalten.[45]

Unter Adolf wurden zwar noch am 19. Mai 1585 Neuss erobert und das zu Kurköln gehörende Kloster Kamp 1586 zerstört, aber bereits im Juli 1586 wurde Neuss von den Spaniern wieder eingenommen.[45] Es folgte im August 1586 die Eroberung der Grafschaft mit der Stadt Moers, die bis 1597 von den Spaniern besetzt blieb. Ab der spanischen Besetzung 1586 war die Grafschaft mit der Stadt Moers Bestandteil des Herzogtums Jülich.[47] Lediglich Rheinberg, das zwar eine kurkölner Stadt war, aber im Bereich von Gebieten der Grafschaft lag, wurde erst später im Februar 1590 von kurkölner und spanischen Truppen erobert.[48]

Nach dem Tode von Graf Adolf am 7. Oktober 1589, der bei einer Pulverexplosion tödlich verletzt worden war, konnte seine Witwe Anna Walburga das Erbe für die Grafschaft wegen der spanischen Besetzung von Moers nicht antreten.[48] Sie sah hierfür auch keine Möglichkeit, ihren Anspruch erfolgreich durchzusetzen. Im Vertrag vom 20. November 1594 übereignete deshalb die Witwe, die zu dieser Zeit im Exil lebte, als rechtmäßige Erbin und Gräfin von Moers die Grafschaft an ihren Verwandten, den Oranier Moritz.[49] Dieser belagerte die Stadt 1597 und konnte sie gewaltlos einnehmen und die Spanier zum Abzug veranlassen. Anna Walburga konnte dann bis zu ihrem Tode in Moers leben und bestätigte am 3. Februar 1598 nochmals die Schenkung der Grafschaft an die Oranier.[50]

Periode der Oranier

Bereits drei Tage nach dem Tode von Anna Walburga am 15. Mai 1600 nahm Moritz von Oranien die Schenkung an und beanspruchte die Grafschaft Moers. Moritz ernannte deshalb am 8. Juni Jost Wirich von Pelden genannt Cloudt zu seinen Stellvertreter und zum Droste der Grafschaft.[51] Allerdings erhob auch wieder Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg Besitzansprüche. Klevische Abgesandte des Herzogs schlugen deshalb das Patent einer Besitzübernahme am 3. Juni 1600 an der Burg an und besetzten Moers einschließlich der Burg.[52] Im August 1601 griff der Oranier die Burg an und vertrieb die klevische Besatzung. Darauf wurde vom Adel und den Ständen in Moers am 12. August 1601 Moritz von Oranien als ihr Landesherr anerkannt. Nach dieser Zustimmung übernahm Moritz am 16. August 1601 die Grafschaft, und es begann trotz des Protestes der klevischen Räte die 100-jährige Oranierherrschaft.[53] Allerdings verzichteten die Rechtsnachfolger vom Herzogtum Jülich-Kleve-Berg nicht auf ihre Rechtsansprüche auf die Grafschaft. Herzog Wolfgang Wilhelm beispielsweise führte neben den Titeln der Herzöge von Pfalz-Neuburg und Jülich-Berg auch den Titel Graf von Moers.[54] Die jeweiligen herrschenden Oranier hatten nie ihren Sitz in Moers, sondern ernannten jeweils Droste als ihre Statthalter vor Ort.

Grafschaft Moers um 1635
Moers in der Oranierzeit nach 1600: der zuvor als "Meer" (seeartige Erweiterung des Moersbaches) bezeichnete Neumarkt ist bereits zur Landfläche umgestaltet.

Am 14. April 1607 schloss Prinz Moritz mit Erzherzog Albrecht von Österreich für die Grafschaft Moers einen Neutralisationsvertrag. Für den Vertrag mussten 3000 Karolusgulden gezahlt werden. Diese Summe hatten weitgehend die Bürger der Grafschaft aufzubringen. Der Erzherzog war Generalgouverneur der südlichen Niederlande und vertrat die spanischen Interessen. Da der Erzherzog zusätzlich mit Prinz Moritz 1609 einen 12-jährigen Neutralisationsvertrag abschloss, wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Spaniern und den Niederländern für diese Zeit unterbrochen.[52]

Der Vertrag für die Grafschaft galt aber auch für den ab 1618 ausbrechenden Dreißigjährigen Krieg. Hierdurch erreichten die Oranier, dass die Grafschaft Moers von den Kriegsparteien als „neutral“ anerkannt wurden. Die Grafschaft mit der Stadt Moers wurde deshalb von den Kriegshandlungen und den dadurch verursachten Kriegsgräuel bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges weitgehend verschont. Lediglich 1633 und 1639 durchquerten unter Bruch der Neutralität kaiserliche Truppen die Grafschaft. Weiterhin besetzten bei einem Rückzug vor den Franzosen kaiserliche Truppen kurzzeitig 1642 die zur Grafschaft gehörende Ortschaft Homburg, und es kam zu Plünderungen und Brandschatzungen in diesem Bereich der Grafschaft.[55][56]

Moritz von Oranien starb 1625. Nachfolger wurde sein Bruder Friedrich Heinrich von Oranien. In der Zeit seiner Herrschaft erfolgten die bereits angeführten Einfälle von Truppen der kriegsführenden Mächte in die Grafschaft, die zwar die Stadt Moers nicht direkt betrafen, aber bis zum Tode Friedrich Heinrichs auch die ökonomischen Verhältnisse in der Grafschaft deutlich verschlechterten. Als er 1647 starb, folgte sein Sohn Wilhelm II. von Oranien als Nachfolger, der aber bereits 1650 starb.[57]

Letzter Oranier als Graf von Moers war Wilhelm III. von Oranien, der erst drei Tage nach dem Tod seines Vaters Wilhelm II. geboren wurde. Diese späte Geburt versuchte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg auszunutzen. Sofort nach dem Tod seines Schwiegervaters – er war mit der Tochter Louise Henriette verheiratet – nahm er notariell Besitz von der Grafschaft. Die Geburt von Wilhelm III. beendete aber diesen Versuch und die Grafschaft verblieb bei den Oraniern.[58]

Obwohl die Oranier die Landesherren der Grafschaft waren, versuchten die Erben der ehemaligen vereinten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg ihren alten Besitzanspruch weiterhin aufrechtzuerhalten. Im Vertrag von Kleve, der 1666 die Erbstreitigkeiten für die vereinigten Herzogtümer beendete, wurde dem Kurfürsten von Brandenburg die Zuständigkeit für das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Moers bestätigt.[59]

Als Wilhelm III. am 19. März 1702 kinderlos starb, ging die Grafschaft Moers kraft eines älteren Erb- und Lehnsanspruches als Fürstentum an Preußen über. Grundlage dieses Besitzanspruches war die bereits angeführte Heirat von Luise Henriette von Oranien mit dem Großen Kurfürsten von Brandenburg.[60] Hierdurch erwarben die Brandenburger ein weiteres Anrecht auf die Grafschaft Moers über ein vererbbares Kunkellehen. Erst der Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Möglichkeit, dieses Lehen mit Aussicht auf Erfolg von den Oranier einzufordern. Da Friedrich III. im Spanischen Erbfolgekrieg ab 1701 die Habsburger Ansprüche mit vertrat, realisierte er diesen Erbanspruch zusammen mit der Königswürde; er ernannte sich zum König „in“ Preußen und erhielt für beides die Unterstützung durch den damaligen deutschen Kaiser.

Besitzübernahme der Grafschaft durch die Preußen

Nach dem Tode des Oraniers Wilhelm III. am 19. März 1702, der keine Kinder hatte, sah der preußische König Friedrich I. eine Möglichkeit seinen Erbanspruch auf die Grafschaft Moers zu realisieren. Dieser bezog sich auf die Mutter von Friedrich I., der Prinzessin Henriette von Oranien, deren Vater den Erbanspruch testamentarisch verfügt hatte. Der Anspruch auf die Grafschaft Moers war zusammen mit der auf die Grafschaft Lingen bereits 1700 durch den Deutschen Kaiser ausdrücklich bestätigt worden.[61]

Der bereits nach Kenntnis der Erkrankung vorab vom preußischen Hof instruierte Geheime Regierungsrat Hymmen wurde nach Nachricht vom Tode des Oraniers mit zwei Notaren von Kleve aus in die Grafschaft und Stadt Moers gesandt. Sie schlugen am 25. März 1702 in Moers am Rathaus und Schloss jeweils das Preußische Wappen als Symbol der Machtübernahme an. Gleiches erfolgte in allen Kirchen von wichtigen Ortschaften in der Grafschaft. Diese Machtübernahme wurde vom Drosten der Grafschaft, dem Baron von Kinsky, anerkannt, sofern durch die Besitzergreifung den Generalstaaten und der Rechte Dritter keine Nachteile entstehen würden.[62]

Im Gegensatz dazu waren der Stadtrat und die Bürgerschaft der Stadt Moers einschließlich vieler Pfarrer in der Grafschaft hierzu nicht bereit. Sie betrachteten den von Wilhelm III. als seinen Universalerben eingesetzten Johann Wilhelm Friso als rechtmäßigen Nachfolger. Wegen seines jungen Alters übernahm aber seine Mutter Fürstin Amalie zu dieser Zeit die Regentschaft.[63]

Auch die Niederländer waren nicht gewillt, die Amtsübernahme durch die Preußen anzuerkennen. In der Festung war unter dem Gouverneur Hieronymus van Sonneren van Vryenesse ein holländisches Regiment mit vier Kompanien stationiert. Der Vorgesetzte des Kommandanten war der holländische Oberbefehlshaber Fürst Walrad von Nassau-Saarbrücken, der die Grafschaft als Bestandteil der nassauischen Grafschaft Saarwerden beanspruchte und davon ausging, dass die Regierung in Den Haag dies unterstützen würde. Tatsächlich wurden die holländischen Truppen aus der Grafschaft und Festung Moers nicht abgezogen und die Generalstaaten beharrten auf ihrer Zuständigkeit.[61]

Allerdings begann mit dem Tode Wilhelms III. die 2. Statthalterlose Zeit in den Niederlanden, wodurch der Übergang von den Oraniern zu den Preußen erleichtert wurde. Obwohl das Reichskammergericht am 8. Mai 1702 die Rechtmäßigkeit der Besitzergreifung anerkannte, verzögerte sich die vollständige Machtübernahme durch die Preußen um über 10 Jahre.[64]

Kartenausschnitt mit den Preußischen Gebieten von Geldern und dem Fürstentum Moers bis 1795

Da preußische Truppen zur gleichen Zeit zusammen mit den Niederländern im Spanischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen kämpften, wollten die Preußen zunächst nicht mit Gewalt ihren Besitzanspruch durchsetzen und versuchten es deshalb zuerst mit Diplomatie. Diese führte wegen des hartnäckigen Widerstandes der Niederländer aber zu keinem Ergebnis. Lediglich Krefeld konnte durch eine List am 3. Februar 1703 besetzt werden und erkannte den Drosten Baron von Kinsky und damit die Preußen als ihr Oberhaupt an. Bis zur endgültigen Klärung der Zuständigkeiten in der Grafschaft war deshalb Krefeld der Verwaltungssitz des Drosten von Kinsky und der Sitz des Hauptgerichts.[65] Nachteilig für die Preußen war zudem, dass in den ersten Jahren ab 1702 preußische Soldaten in den Außenbezirken der Grafschaft durch Überfälle mit Gewalt Lebensmittel und Geld beschlagnahmten und die Bewohner drangsalierten. Dies führte zwangsläufig zu keinem besseren Ansehen und unterstützte die Neigung in der Grafschaft, einen Obrigkeitswechsel abzulehnen.[66][Anm. 10]

Um die Situation zu Gunsten der Preußen zu verbessern, übertrug König Friedrich I. die Grafschaft dem Kaiser Joseph I. als klevisches Lehen. Darauf wurde die Grafschaft durch den Kaiser 1707 zum Fürstentum Moers erhoben. Hiermit war formal die bisherige Grafschaft als klevisches Lehen rechtlich anerkannt worden. Als Fürstentum Moers gehörte die ehemalige Grafschaft nun bis zur Besitzübernahme des linken Niederrheines durch die Franzosen 1794 zu Preußen.[67]

Zur weiteren Geschichte: siehe den Hauptartikel Fürstentum Moers

Die Geschichte der Festung Moers

Befestigung im Spätmittelalter

Die Altstadt von Moers war bereits vor 1586 (vor der Zeit der Spanier und der darauf folgenden Oranier) befestigt, allerdings nach mittelalterlicher Bauweise von einfachen, mit Türmen bewehrten Ringmauern und einem Doppelgraben umschlossen. Derartige Mauern mit Wallgang boten die Hauptkampfstellung zu einer Zeit, da noch mit Wurfmaschinen und Steinkugeln (Ballisten) belagert wurde. Sie boten auch Schutz gegen Mauerbrecher und Sturmblöcke.[68]

Festung Moers nach 1600 - Skizze über die heutige Siedlungsstruktur gelegt (nach Boschheidgen 1917 / sogenannter Blaeu-Plan)

Der innere Graben war vom äußeren durch eine dem Bogen der Ringmauer folgende conzentrisch folgende Linie getrennt. Die äußere Mauer war niedriger als die innere, den dazwischen verlaufenden Graben nannte man den „Zwinger“. In Friedenszeiten ließ man den Zwinger trockenfallen und er diente dem Übungs- und Kampfplatz für Ritterspiele. In alten Karten wird das Gelände als „die Renn“ bezeichnet (die Rennbahn). Das Schloss und seine unmittelbare Umgebung waren bereits im Spätmittelalter von bastionartigen Bauten umgeben; eine Insel im Moersbach-See, über einen Steg mit der Altstadt verbunden. Die einem Halbkreis ähnelnde Altstadt war von der (damaligen) quadratisch angelegten Neustadt durch das „Meer“ getrennt; eine seeartige Verbreiterung des Moersbaches, welche die gesamte Fläche des heutigen Neumarktes bedeckte. Anders als die Altstadt mit der Ringmauer, war die Neustadt mit runden Basteien auf den Ecken befestigt. Nach dem Aufkommen von Feuerwaffen, insbesondere Kanonen, genügte die Art der Altstadt-Befestigung nicht mehr den Anforderungen an eine wirksame Verteidigung. Die Mauern konnten aus größerer Entfernung getroffen und zerstört werden; sie selbst waren auch zu schmal zur Aufstellung von Geschützen.

Weil die Verteidigungsanlagen noch aus dem Mittelalter stammten und daher nicht mehr zeitgemäß waren, konnten sowohl Bernhard von Moers 1501 wie auch Wilhelm III. von Wied 1510 schnell ohne längere Gegenwehr im ersten Fall die Burg und im zweiten Fall Stadt und Burg einnehmen. In beiden Fällen waren die Angreifer ausreichend mit mauerbrechenden Kanonen ausgerüstet.

Befestigung durch die Spanier

Zwischen 1586 und 1597 wurde die Befestigung umgestaltet, und zwar durch die Spanier, die sich zu dieser Zeit in Moers festgesetzt hatten und deren Gouverneur Camillus offenbar daran dachte, Moers auf lange Sicht zu halten. Er ließ die äußere Mauer durch einen zur Stadtseite vorgelagerten Wall verstärken, von dem aus eine gewisse Geschützverteidigung gegeben war, während der inneren hohen Mauer die Nahverteidigung oblag. Die Neustadt erfuhr ebenfalls einige Neuerungen: Anstelle der runden Basteien traten für die Verteidiger besser einsehbare winkelige Bollwerke.[69]

Allerdings entsprachen auch die erweiterten Schutzanlagen, die die Spanier angelegt hatten, Ende des 16. Jahrhunderts noch nicht dem erforderlichen Umfang, um längerer Zeit einem ausreichend mit Kanonen ausgerüsteten Angreifer zu widerstehen. Moritz von Oranien hatte deshalb keine Probleme, sowohl 1597 wie auch 1601 zuerst die Spanier und dann die Verteidiger aus Kleve ohne größere Kampfhandlungen zum Abzug zu zwingen. Mit der vorhandenen mauerbrechenden Ausrüstung des Oraniers war keine erfolgversprechende längere Verteidigung der immer noch relativ schwachen Festungsanlagen möglich.

Landwehr und „Buytendorp“

Der im Mittelalter angelegte Landwehrgraben diente der Verteidigung und der Aufnahme von Abwässern. Er umzog die Altstadt in einigem Abstand an der Süd-, Ost- und Nordseite in einem flachen Bogen, vom Moersbach an der südlichen Ecke des heutigen Stadtgartens abzweigend und – im Bereich der heutigen Landwehrstraße verlaufend, etwa 3 km nördlich kurz vor Fünderich wieder in einem Wiesengrund auf den Moersbach stoßend. Im Zentrum dieser – durch den Bogen des Landwehrgrabens erzeugte – „Insellage“ lag die damalige Moerser Pfarrkirche, die Bonifatiuskirche außerhalb der Stadtbefestigung etwa an dem Ort, an dem sich heute die Friedhofskapelle des alten Friedhofes an der Rheinberger Straße befindet. Die Häuser um dieses „Kerkvelt“ herum werden in alten Karten als „Buytendorp“ bezeichnet. Der Moerser Historiker Hermann Boschheidgen nimmt in seiner 1917 veröffentlichten Beschreibung an, dass dieses vorgelagerte Dorf um die alte Kirche herum die eigentliche Ursiedlung des frühen Mittelalters war, aus der sich später – südlich davon - das heutige Moers entwickelt hat.[70][Anm. 11]

Die Oranische Befestigung

Die heute in weiten Bereichen der Stadt noch sichtbaren Befestigungs-Zeugnisse gehen auf die Oranier zurück. Die Gräfin Walburga hatte noch zu Lebzeiten Stadt und Grafschaft ihrem Neffen, dem Prinzen Moritz von Nassau-Oranien, geschenkt, und zwar in der Hoffnung, dieser werde die von den Spaniern seit 1586 besetzte Stadt „befreien“ – was am 2. September 1597 auch tatsächlich eintrat. Walburga konnte aus ihrem Exil zurückkehren; sie erwirkte durch geschickte Politik sowohl von dem Gouverneur der spanischen Niederlande, Erzherzog Albert, wie von den Generalstaaten der Niederlande die Neutralität für Moers. In ihrem Testament bestimmte sie Prinz Moritz zu ihrem Erben. Obwohl clevische Truppen kurzzeitig Moers besetzten (um alte Lehensansprüche durchzusetzen) nahm Moritz im August 1601 Moers endgültig mit Waffengewalt in Besitz. Unverzüglich ging er daran, die Befestigung von Schloss und Stadt zu erneuern – ebenfalls auch die Befestigung des zur Grafschaft zählenden Krefeld mit der Burg Crakau. Auch die sogenannte „Moersische Straße“ mit der Papenburg in der Herrlichkeit Hüls nahm er für Oranien in Besitz.[71]

Die Festungsanlagen um das Moerser Schloss (das Casteel) wurden mit fünf neuen Bollwerken versehen und Alt- und Neustadt insgesamt mit einem Befestigungsring umgeben – nachdem es am 25. Juli 1605 noch zu einer zerstörerischen Feuersbrunst in der Altstadt gekommen war, deren Ursache nie aufgeklärt wurde. Ein recht genaue Darstellung der damaligen Befestigung zeigt der sogenannte Blaeu-Plan aus dem Jahre 1649: Er zeigt einen in drei Teile zerlegten Plan, mit klarer Trennung von Stadt und Schloss, eine fünfseitige Zitadelle in der Mitte und neun Ravelins im Umkreis um Schloss und Stadt herum. Es war eine typische „Niederländische“ Festungsanlage, gekennzeichnet durch spitzwinkelige Bollwerke von großer Tiefe, das Mittelbollwerk als vorgeschobenes Ravelin (Halbmond). Der Stadtgraben folgte der Form des Bollwerkes. Dank der Sumpflage brauchten keine großen Erdmassen bewegt zu werden, um die Gräben mit Wasser (aus dem Moersbach und mit Grundwasser) zu füllen.[72]

Niederlegung der Bollwerke durch die Preußen

Nachdem die Grafschaft Preußisches Fürstentum geworden war, ließ Friedrich II. in den Jahren 1763/1764 die Festungsanlagen „schleifen“, da sie in der (damaligen) „modernen“ Kriegführung keinen wirksamen Schutz mehr boten und ihr Unterhalt zu teuer war. Man entscheid sich allerdings, die Gräben nicht völlig zuzuschütten, weil dies zu Abwasser-Problemen geführt hätte. Auch drang bei Rheinüberschwemmungen Rheinwasser bis nach Moers vor, weswegen es angeraten blieb, die Dämme und Wälle nicht vollkommen abzutragen. Diese Maßnahmen führten dazu, dass der ehemalige Festungsverlauf noch heute im Stadtbild weitgehend erkennbar ist.[73]

Amtierende Grafen von Moers bis 1702

Hinweis → [Anm. 12]

Wirtschaft

Peter von der Leyen (1697–1742)

Bis Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Bewohner der Grafschaft überwiegend in der Landwirtschaft tätig. Zusätzlich arbeitete ein geringerer Anteil der Bewohner als Handwerker in den zu dieser Zeit benötigten Dienstleitungsbereichen. In den beiden Städten Moers und Krefeld waren Handwerker in größerer Anzahl vorhanden. Aber auch diese produzierten fast nur für den lokalen Bedarf. Die Handwerker waren in Zünften organisiert. Der älteste in Moers nachweisbare „Amts- oder Gildebrief“ stammt von 1453 und betrifft die Schuhmacher.[85] Nachweisbare Zünfte um 1750 waren: Bäcker, Schreiner, Zimmerleute zusammen mit Drechsler und Glaser, Garn- und Leineweber und Schmiede. Auch der Vertrieb der Waren von Töpfern und Webern, die Waren über den eigenen Bedarf hinaus herstellten, war lediglich auf das nähere Umland beschränkt. Neben den organisierten Handwerkern, gab es Meister die ihr Gewerbe zunftfrei betrieben. Hierzu gehörten auch Bierbrauer, Korn- und Branntweinbrenner und Goldschmiede.[86]

Der Vertrieb der Produkte erfolgte überwiegend auf den von der Obrigkeit genehmigten Stadtmärkten in Krefeld und Moers. Diese Wochenmärkte durften an einem Tag in der Woche durchgeführt werden. Neben diesen Markttagen gab es noch einige wenige Tage im Jahr an denen Jahrmärkte genehmigt waren.[87] Mit einem zusätzlichen Fernhandel von Textilien begannen ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts die ersten kleinen Webereien in Krefeld.[88]

In einem breiten Streifen von Hüls im Süden bis Moyland im Norden war am linken Niederrhein nahe der Oberfläche Ton in guter Qualität vorhanden, der für die Töpferei geeignet war und abgebaut wurde. Bereits um 500 v. Chr. ist die Töpferei im Bereich Hülserberg nachweisbar. In der Grafschaft lag das Zentrum für die Erzeugung von Töpferprodukten wie Dachziegel, Wandtafeln und Töpferwaren zwischen Hülserberg mit Vluyn und Rayen mit Schaephysen. Blütezeit für das Töpferhandwerk in diesem Gebiet war das 17. bis 19. Jahrhundert.[89]

Friedrich von der Leyen (1701–1778)
Heinrich von der Leyen (1708–1782)

Neben der Töpferei war der Anbau von Flachs und die Erzeugung von Leinen ein altes und vielfach verbreitetes Handwerk. Die Herstellung von Leinen war überwiegend auf den eigenen und den lokalen Bedarf begrenzt. Dies änderte sich mit den Oraniern. Nach Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in den katholischen Gebieten des Reiches die Mennoniten verfolgt und vertrieben. Da gegen Ende dieses Jahrhunderts die Grafschaft ein evangelisches Gebiet wurde, kamen zu dieser Zeit die ersten Religionsflüchtlinge. Auch die reformierten Niederländer erlaubten als Protestanten diesen Verfolgten die Ansiedlung in den von ihnen kontrollierten Gebieten.

Mit dem Beginn der Herrschaft der Oranier siedelten sich in Krefeld weitere Mennoniten an. Unter diesen war Adolf von der Leyen mit seiner Familie, die als Mennoniten das Herzogtum Berg verlassen mussten und 1679 die Bürgerrechte in Krefeld erhielten.[90] Durch die Mennoniten, von denen viele Weber waren, entwickelte sich Krefeld zu einem Zentrum der Leinenweber am Niederrhein. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war bereits mehr als ein Drittel der Krefelder in der Textilindustrie beschäftigt. Neben den Waren aus Leinen wurde auch damit begonnen Baumwollprodukte herzustellen, da man inzwischen mit preisgünstigen Irischen Baumwollwaren konkurrieren musste.[91]

Neben Leinenwebern war unter diesen Neubürgern die bereits erwähnte Familie von der Leyen, die Posamentwirker und Händler waren und diese Produkte alsbald von Krefeld aus vertrieben.[92] Mit der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Preußen im Fürstentum begann neben der bereits vorhandenen Produktion von Leinen- und Baumwollwaren auch die Herstellung von Seidenwaren durch Mitglieder der „Familie von der Leyen“.[90] 1720 wurde von Peter von der Leyen die erste Nähseidenfirma in Krefeld gegründet. Es folgte 1721 die Produktion von Seidenband und Samtwaren durch Friedrich und seinem Halbbruder Johann von der Leyen, die 1724 mit dem Färben von Seidenwaren erweitert wurde.[90]

Nach dem Tode von Johann gründeten 1730 die „Enkel Friedrich und Heinrich“ von Adolf von der Leyen eine neue gemeinsame Seidenfirma. Diese erhielt vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. Zollfreiheit für die Einfuhr der erforderlichen Rohstoffe und Fortfall einer Akzise auf die Fertigwaren. Allerdings galten diese Befreiungen nur für Gebiete westlich der Weser, da die Berliner Textilindustrie ebenfalls unterstützt wurde. Der Nachfolger König Friedrich II. erteilte zusätzlich das Monopol für die Herstellung von Seidenstoffen.[90]

Die Produktion von Waren aus Seide entwickelte sich in Krefeld Dank des Monopoles für die von der Leyens sehr günstig. Der Anteil, der in der aufstrebenden Textilindustrie beschäftigten Krefelder, stieg um Mitte des 18. Jahrhunderts auf über 50 % an. Beispielsweise wurden 1765 von den „von der Leyens“ 15 Zwirnmühlen mit 300 Arbeitern, 100 Bandmühlen mit 1000 Arbeitern und 500 Webstühlen betrieben.[92] Die Stoffherstellung wurde überwiegend in Heimarbeit von ehemaligen Leinenwebern im gesamten Gebiet des Fürstentums durchgeführt. Die erforderliche Webstühle wurden von den Firmen den Heimwerkern beigestellt. Der Lohn für die Heimarbeit zur Erzeugung der Seidenstoffe war niedrig. Ein Geselle verdiente nur 30–50 Silbergroschen pro Woche.[93] Die deshalb durch die Heimweberei sehr kostengünstige Herstellung der Seidenstoffe führte innerhalb weniger Jahrzehnten zur Marktführerschaft über den Niederrhein hinaus.

Die Familie Leyen gehörte bald zu den Reichsten im Rheinland. Die Stadt Krefeld entwickelte sich entsprechend der aufblühenden Textilindustrie und bekam den Ruf einer „Samt- und Seidenstadt“. Neben den Leyen's gab es 1787 noch weitere 12 Fabrikanten, beispielsweise die Familien Floh und de Greif mit ihren Firmen, die Produkte aus Seide herstellten. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Krefeld 703 Webstühle betrieben, zu denen noch viele im Umland hinzu kamen. Allein in der Stadt Moers waren zusätzlich 76 Stühle in Gebrauch. Der Gesamtwert der Seidenwaren betrug pro Jahr 750.000 Klever Reichsthaler. Waren im Wert von über 600.000 Reichsthaler davon gingen in den überregionalen Export und davon über 2/3 nach Übersee und Amerika.[94]

Obwohl in der Franzosenzeit die Kontakte der Familie Leyen zur französischen Obrigkeit wie vorher zum preußischen Königshaus auch gut waren, wurde ihr Monopol für die Herstellung von Seidenprodukte aufgehoben und es entstanden viele Konkurrenzfirmen sowohl im ehemaligen Fürstentum wie auch darüber hinaus in anderen preußischen Gebieten.[92] Zum Zeitpunkt des rechtlichen Endes von Grafschaft/Fürstentum 1801 war neben der Landwirtschaft eine florierende Textilwirtschaft vorhanden, die Waren aus Leinen, Baumwolle und Seide herstellte.

Weblinks

Commons: Grafschaft Moers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München 1995, S. 390.
  2. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 63–68.
  3. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [20]14 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  4. Günther Eckhard, in: Die Dorfkirche von Repelen, in einem gedruckten öffentlich in der Kirche ausliegendem Informationsblatt.
  5. Hermann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers, 1845, S. [19]5.
  6. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 2. Auflage. 1904, S. [28]22 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  7. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 9, 98.
  8. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 1904, S. [11]. (Onlinefassung)
  9. a b Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn: seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, 1968, S. 28.
  10. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 73.
  11. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch/Urkunde Nr. 138, 1846, Band 2, S. [112]74 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Bonn).
  12. Hermann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, S. [20]6, [23]9.
  13. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers-. 2. Auflage. 1904, S. [28]22 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  14. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 2. Auflage. 1904, S. [40]34, [48]42 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  15. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Cöln, Urkunde 625. 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [539]527.
  16. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 67. 1858, Teil 4, S. [100]74 (Online-Ausgabe 2009).
  17. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 160. 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [139]119.
  18. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 80.
  19. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 709. 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [619]607.
  20. H. v. Eicken, in: Zur Geschichte der Stadt Ruhrort / Zeitschrift des Bergischen Geschichtvereins. 1882, Buch Nr. 17, S. 2. (Onlinefassung).
  21. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 721. 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [628]616.
  22. a b c H. v. Eicken, in: Zur Geschichte der Stadt Ruhrort / Zeitschrift des Bergischen Geschichtvereins, 1882, Buch Nr. 17, S. 3. Onlinefassung
  23. H. v. Eicken, in: Zur Geschichte der Stadt Ruhrort / Zeitschrift des Bergischen Geschichtvereins. 1882, Buch Nr. 17, S. 4 (Onlinefassung).
  24. Lacomblet Th. J.: "Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Köln". In: Bemerkungen zur Urkunde 709. 1853, Band 3, S. [619]607.Digitalisierte Ausgabe ULB Bonn
  25. H. v. Eicken, in: Zur Geschichte der Stadt Ruhrort / Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 1882, Buch Nr. 17, S. 5 (Onlinefassung).
  26. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 750. 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [657]648.
  27. Ralf G. Jahn, in: Chronik der Grafschaft und des Herzogtums Geldern. 2001, Herausgegeben von Johannes Stinner und Karl-Heinz Tekath, Teil 1, S. 501.
  28. Margret Wensky, in: Moers, Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 2000, Band 1, Böhlau Verlag, ISBN 3-412-04600-0, S. 93.
  29. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [59]53–[65]59 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  30. Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 409. Band 4, 1858, S. [533]507. Online-Ausgabe 2009[1]
  31. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [65]59 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  32. Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 458. Band 4, 1858, S. [594]568. Online-Ausgabe 2009[2]
  33. Hermann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, S. [96]82 (Onlinefassung).
  34. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [66]60 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  35. a b Herrmann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [96–97]82–83.
  36. a b Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 160.
  37. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 160–163.
  38. Bernhard Peter: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 12, Wappen an Schloss Weilburg, 1. Teil
  39. Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 462 mit zusätzlichen Anmerkungen. Band 4, 1858, S. [598]572. Online-Ausgabe 2009[3]
  40. Herrmann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [96]82.
  41. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 164–165.
  42. Herrmann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [97]83–[99]85.
  43. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Cöln, 1401–1609, Urkunde 541. Band 4, 1858, S. [695]669. Onlinefassung
  44. Herrmann Altgelt, in: Geschichte der Grafen und Herren von Moers. 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [108]94.
  45. a b c d NDB, unter: Adolf von Neuenahr, 1999, Band 19, S. 109, 110.
  46. Theodor Joseph Lacomblet, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Cöln, 1401–1609, Urkunde 582. Band 4, 1858, S. [752]626. Onlinefassung
  47. Max Cossen, in: Der kölnische Krieg, 1897, S. [649]629 (Online Fassung).
  48. a b Max Lossen, in: Der kölnische Krieg. 1897, S. [654]634 (Online Fassung).
  49. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers. 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [207]193.
  50. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [40]34, [112]106 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  51. Margret Wensky, in: Moers, Geschichte von Frühzeit bis Gegenwart. Band 1, Böhlau Verlag, Köln 2000, S. 271.
  52. a b Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn: seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, 1968, S. 45.
  53. Margret Wensky, in: Moers, Geschichte von Frühzeit bis Gegenwart. Band 1, Böhlau Verlag, Köln 2000, S. 272.
  54. Stadtarchiv Landeshauptstadt Düsseldorf, in: Urkunde 0-2-1-132.0000.
  55. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers. 2. Auflage. 1904, S. [116]110 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  56. Margret Wensky, in: Moers, Geschichte von Frühzeit bis Gegenwart. Band 1, Böhlau Verlag, Köln 2000, S. 276.
  57. Margret Wensky, in: Moers, Geschichte von Frühzeit bis Gegenwart. Band 1, Böhlau Verlag, Köln 2000, S. 275–277.
  58. Margret Wensky, in: Moers, Geschichte von Frühzeit bis Gegenwart. Band 1, Böhlau Verlag, Köln 2000, S. 277.
  59. Adalbert Natorp, in: Vortrag: Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf, Voß, 1881, S. [44]40 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  60. Rheinische Post, in: Artikel über: Luise Henriette von Oranien, 11. Oktober 2011.
  61. a b Margret Wensky: In: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 2, 2000, Böhlau Verlag, S. 1, ISBN 3-412-04600-0.
  62. Margret Wensky: In: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 2, 2000, Böhlau Verlag, S. 2. ISBN 3-412-04600-0
  63. Ernst von Schaumburg, in: König Friederich I. und der Niederrhein, 1879, S. [135]185.
  64. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 2. Auflage. 1904, S. [144]138 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  65. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 2. Auflage. 1904, S. [145]139 (Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf).
  66. Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn: seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, 1968, S. 58–59.
  67. Margret Wensky: In: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 2, 2000, Böhlau Verlag, S. 4. ISBN 3-412-04600-0
  68. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4 , S. 11
  69. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4, S. 15
  70. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4, S. 23
  71. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4, S. 27
  72. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4, S. 27
  73. Hermann Boschheidgen: Die Oranische und Vororanische Befestigung von Moers. Steiger Verlag, Moers 1917/1979, ISBN 3-921564-17-4, S. 114
  74. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [29]15.
  75. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [41]27.
  76. Carl Hirschberg, in: Geschichte der Grafschaft Moers, 2. Auflage. 1904, S. [65]59. Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf
  77. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [88]74.
  78. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [96]82.
  79. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [96]82.
  80. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [98]84.
  81. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [99]85.
  82. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [196]92.
  83. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [159]145.
  84. Herrmann Altgelt, in: Familie und Geschichte, Grafschaft Moers 1160–1600 Moers, 1845, Digitalisierte Fassung der Uni Düsseldorf, S. [199]185.
  85. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 247.
  86. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 2, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 94–101.
  87. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 1, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 241.
  88. Margret Wensky, in: Moers Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Band 2, Verlag Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-04600-0, S. 101.
  89. Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, Rheinberg 1968, S. 51.
  90. a b c d Helmuth Croon: von der Leyen, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie. 14 (1985), S. 432 f. [4]
  91. Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, Rheinberg 1968, S. 78.
  92. a b c Peter Caulmanns, in: Neukirchen-Vluyn seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Michael Schiffer, Rheinberg 1968, S. 79.
  93. Johann Georg von Viebahn (Hrsg.): Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf. zweiter Theil, Düsseldorf 1836, S. 170.
  94. Johann Georg von Viebahn (Hrsg.): Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf. zweiter Theil, Düsseldorf 1836, S. 169+170

Anmerkungen

  1. Dass Repelen mit „Reple“ (oder auch „Replo(e)“ geschrieben) identisch sei, kann aber nicht belegt werden. Aktuelle Historiker sind der Meinung, dass der Herrenhof nicht in Repelen sondern in „Reppel“ in Nordbrabant gelegen habe. Nachweis: Margret Wensky, 2000, Band 1, Geschichte der Stadt Moers, S. 126/7.
  2. Friedrich IV. erhielt diese Gebiete als „Pfandschaften“ 1421 von Rainald von Jülich-Geldern. 1423 wurden diese Pfandschaften von Adolf VII. von Berg und dessen Miterben nach einer erneuten Zahlung bestätigt. Im Juni 1494 löste Wilhelm von Jülich-Berg diese Pfandschaften aus (Nachweis: Hugo Altmann, „Moers“, NDB 17, 1994, S. 680–682). Bei den Verhandlungen zum Vertrag von Venlo 1543 verzichtete Wilhelm II. von Neuenahr auf die Rechte aus diesen ehemaligen Pfandschaften (Nachweis: Hermann Altgelt: Geschichte der Grafen von Moers, 1845, S. [101]87).
  3. Theodor Joseph Lacomblet führt für den Verkauf der „Werdener“ im „Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Köln.“ Band 2, 1201–1300, in der Urkunde 834 als Datum den 1. Januar 1287 an.
  4. Wegen der lückenhaften Datenlage gibt es sowohl für die „Friedrichs“ wie auch die „Dietrichs“ unterschiedliche Zählweisen. Der angeführte Friedrich I. wird beispielsweise auch von einigen Historikern als Friedrich II. gezählt.
  5. Im 14. Jahrhundert hatte sich der Verlauf des Rheines im Bereich der Mündung der Ruhr erheblich nach Osten verlagert. Durch diese Verlagerung lag die ehemalige Halbinsel „Homberger Werth“ nun nicht mehr linksrheinisch sondern nun rechtsrheinisch. Da die rechte Rheinseite aber zur Grafschaft Kleve gehörte, hatten die Grafen von Kleve und von der Mark gegen das alleinige Zollrecht für die Moerser Widerspruch eingelegt.
  6. Graf Vincens hatte neben Friederich noch einen zweiten ebenfalls früh verstorbene Sohn Dietrich. Dieser hatte seinerseits auch zwei Söhne, Christoph und Dietrich. Diese hatte jedoch Vincens von einem Erbe ausgeschlossen.
  7. Maximilian I. wurde erst einige Jahre später zum Kaiser gekrönt. Weiterhin hatte der inzwischen verstorbene Bernhard von Moers im Falle seines Todes Johann von Saarwerden als sein Nachfolger benannt.
  8. Wilhelm III. von Wied hatte bei der Hochzeit auf ein Erbe von Wied verzichtet, und Anna war für Saarwerden nicht erbberechtigt. Wilhelm von Wied lebte bis zu seinem Tod um 1530 weiterhin in Moers.
  9. Die Alpener Besitzung erhielt Adolf über seinen Vater Gumbrecht IV. und Limburg über dessen zweite Ehefrau Amöna von Daun-Falkenstein.
  10. Durch die Zugehörigkeit zum „Reformierten Glauben“ war der linke Niederrhein stark von den politischen Verhältnissen und der Niederländischen Staatskirche beeinflusst. Zudem war die Sprache der Bewohner, das Kleverländisch mit dem Holländischen nah verwandt und die Verwendung der „holländischen Sprache“ war bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Zusätzlich war im Bereich des Herzogtums Kleve mit der preußische Verwaltung eine Entwicklung vorhanden, die den bisherigen „ständischen Verhältnissen“ und den sogenannten „holländischen Freiheiten“ für die Verwaltung in der Grafschaft nicht entsprach. (Nachweis: M. Wensky, Buch 2. Band, Kapitel Moers 1702 bis 1815)
  11. Im Blaeu-Plan von 1917 ist die Bonifatiuskirche im „Kerkvelt“ an der aktuellen Rheinberger Straße nördlichen vor der alten Stadtmauer im Bereich der Mühlenstraße eingezeichnet.
  12. Die Daten der ersten „Diederichs“ und „Friederichs“ sind lückenhaft. In der Literatur werden von den Historikern unterschiedliche Daten und Zählweisen angeführt. Die Daten dieser Liste wurden dem Buch Moers von Margred Wensky von 2000 entnommen.