Kreis Tost-Gleiwitz
Der Landkreis Tost-Gleiwitz war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1816 bis 1945 bestand. Er umfasste am 1. Januar 1945:
- drei Städte,
- 87 Gemeinden.
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress trat mit dem 1. Mai 1816 der Kreis Tost in der Provinz Schlesien vom Regierungsbezirk Breslau zum Regierungsbezirk Oppeln über.
Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Städte Gleiwitz, Kieferstädtel, Peiskretscham und Tost.
Zum 1. Januar 1818 wurde aus Teilen der Kreise Tost, Pleß und Ratibor der neue Kreis Rybnik gebildet.
Das Landratsamt war von 1841 bis 1869 in Gut Kamienietz, später in der Stadtgemeinde Gleiwitz. Dadurch änderte sich der Kreisname in Tost-Gleiwitz.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Am 1. April 1897 schied die Stadtgemeinde Gleiwitz einschließlich der zuvor eingegliederten Landgemeinden Trynnek, Petersdorf städtisch und Petersdorf von Welczek aus dem Kreis Tost-Gleiwitz aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis.
Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus dem Regierungsbezirk Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
Obwohl eine Mehrheit von 27198 zu 20098 Stimmen am 20. März 1921 der im Rahmen des Versailler Vertrags durchgeführten Volksabstimmung_in_Oberschlesien für den Anschluss an Polen votierte, verblieb der gesamte Landkreis Tost-Gleiwitz beim Deutschen Reich. Dies geschah aus verkehrstechnischen Gründen (die Städte Gleiwitz und Hindenburg wären zu einer deutschen Exklave in Polen geworden) und wohl auch als Ausgleich für einige Städte des Oberschlesischen Industriegebietes, die trotz deutscher Abstimmungsmehrheit an Polen fielen.
Zum 1. Januar 1927 wurden weitere Veränderungen der Kreisgrenze wirksam:
- Eingliederung der Landgemeinden Ellguth-Zabrze, Richtersdorf und Zernik und der Gutsbezirke Städtisch Petersdorf und Städtisch Zernik aus dem Kreis Tost-Gleiwitz in den Stadtkreis Gleiwitz,
- Eingliederung der Landgemeinden Nieborowitz, Nieborowitzer Hammer (Rest), Niederdorf, Pilchowitz und Wielepole-Pilchowitz und der Gutsbezirke Nieborowitz, Nieborowitzer Hammer, Pilchowitz und Wielepole-Pilchowitz aus dem nicht an Polen abgetretenen Restkreis Rybnik in den Kreis Tost-Gleiwitz.
Zum 30. September 1929 trat im Kreis Tost-Gleiwitz entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, indem alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Tost-Gleiwitz entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Nach der am 26. Oktober 1939 erfolgten Eingliederung bisher polnischer Gebiete als neuer Regierungsbezirk Kattowitz in das Deutsche Reich und in die Provinz Schlesien erfolgte eine Änderung der Abgrenzung der Regierungsbezirk Kattowitz und Oppeln untereinander. Da alle Kreise des oberschlesischen Industriereviers einem Regierungsbezirk angehören sollten, trat der Landkreis Tost-Gleiwitz zum Regierungsbezirk Kattowitz über.
Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien erneut aufgelöst. Aus den bisherigen Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
Die letzten Gebietsverluste fanden am 1. August 1942 durch die Eingliederung von Teilen der Gemeinden Alt Gleiwitz und Laband aus dem Landkreis Tost-Gleiwitz zu Gunsten des Stadtkreises Gleiwitz statt (Anlage eines neuen Oderhafens?). Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach unter polnische Verwaltung gestellt.
Der Landkreis wurde zum Powiat Gliwicki. Seine Grenzen wurden bis zu seiner Auflösung im Jahre 1975 beibehalten. Das heutige Kreisgebiet ist daher nicht mehr mit dem alten vergleichbar. So wurden in den neuen Kreis auch Teile des früheren Landkreises Rybnik eingegliedert.
Landräte
- 1818–1823: von Zawadzky
- 1823–1832: Max von Brettin
- 1832–1835: von Jarotzky (kommissarisch)
- 1835–1841: von Gröling
- 1841 : Sack (kommissarisch)
- 1841–1850: Carl Graf von Strachwitz
- 1850 : Freiherr von Welczek (kommissarisch)
- 1850 : von Gronefeld (kommissarisch)
- 1850–1870: von Strachwitz
- 1870–1884: Arthur Graf von Strachwitz (1833–1895)
- 1885–1891: Friedrich von Moltke
- 1891–1905: Paul von Schröter (1859–1907)
- 1905–1922: Gustav von Stumpfeld
- 1922–1933: Kurt Harbig
- 1933–1934: Hans Graf von Matuschka Freiherr von Toppolczan und Spaetgen (1885–1968) (kommissarisch)
- 1934–1945: Erich Heidtmann (* 1880)
Kommunalverfassung
Der Kreis Tost-Gleiwitz gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Gleiwitz, Kieferstädtel, Peiskretscham und Tost, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Orte
Unterteilung des Landkreises Tost-Gleiwitz nach dem Stand von 1928:
Städte
Kieferstädtel, Peiskretscham, Tost
Amtsbezirke
Althammer, Bitschin, Brynnek, Kamienietz, Groß Kottulin, Laband, Langendorf, Lubie, Ostroppa, Pilchowitz, Plawniowitz, Rudzinitz, Schakanau, Schieroth, Schloss Kieferstädtel, Schloss Tost, Schönwald, Schwieben, Tworog
Landgemeinden
Althammer, Bitschin, Blaschowitz, Boguschütz, Boniowitz, Boitschow, Brynnek, Brzezinka, Chechlau, Chorinskowitz, Ciochowitz, Dombrowka, Ellguth von Gröling, Ellguth-Tost, Giegowitz, Alt Gleiwitz, Hanussek, Jaschkowitz, Jasten, Kamienietz, Karchowitz, Kieleschka, Klüschau, Koppinitz, Kottenlust, Kottlischowitz, Groß Kottulin, Klein Kottulin, Koslow, Laband, Langendorf, Laskarzowka, Latscha, Leboschowitz, Lona-Lany, Lonczek Städtisch, Lohnia, Lubek, Lubie, Neudorf-Tworog, Nieborowitz, Nieborowitzer Hammer, Niederdorf, Niekarm, Niepaschütz, Niewische, Ostroppa, Ottmuchow, Groß Patschin, Klein Patschin, Pawlowitz, Pissarzowitz, Pilchowitz, Plawniowitz, Klein Pluschnitz, Pniow, Pohlom, Pohlsdorf, Ponischowitz, Potempa, Preschlebie, Proboschowitz, Quarghammer, Rachowitz, Radun, Kolonie Radun, Retzitz, Rudnau, Rudzinitz, Sacharsowitz, Sarnau, Schakanau, Schalscha, Scharkow, Schechowitz, Groß Schierakowitz, Klein Schierakowitz, Schieroth, Schönwald, Schwieben, Schwientoschowitz, Schwinowitz, Sersno, Skaal, Slupsko, Smolnitz, Tatischau, Tworog, Waldenau, Klein Wilkowitz, Wischnitz, Wielepole-Pilchowitz, Woiska, Wydow, Xiondslas, Zawada, Deutsch Zernitz, Ziemientzitz
Gutsbezirke
Althammer, Bitschin, Blaschowitz, Boniowitz, Boitschow, Brynnek-Siemianowitz, Brzezinka, Chechlau, Ciochowitz, Dombrowka, Ellguth von Gröling, Ellguth-Tost, Alt Gleiwitz, Hanussek, Jaschkowitz, Jasten, Kamienietz, Karchowitz, Schloss Kieferstädtel, Klüschau, Koppenfeld, Koppinitz, Kottenlust, Kottlischowitz, Groß Kottulin, Koslow, Laband, Langendorf, Laskarzowka, Latscha, Leboschowitz, Lona-Lany, Lohnia, Lubek, Nieder-Lubie, Ober-Lubie, Nieborowitzer Hammer, Nieborowitz, Niekarm, Niepaschütz, Niewische, Groß Patschin, Klein Patschin, Pawlowitz, Pissarzowitz, Plawniowitz, Pilchowitz, Klein Pluschnitz, Pniow, Pohlom, Pohlsdorf, Ponischowitz, Potempa, Preschlebie, Proboschowitz, Rachowitz, Radun, Retzitz, Rudnau, Rudzinitz, Sacharsowitz, Sarnau, Schakanau, Schalscha, Scharkow, Schechowitz, Groß Schierakowitz, Klein Schierakowitz, Schieroth, Schwieben, Schwienowitz, Nieder-Sersno, Ober-Sersno, Skaal, Slupsko, Smolnitz, Tatischau, Schloss Tost, Tworog, Waldenau, Klein Wilkowitz, Wischnitz, Wielepole-Pilchowitz, Wydow, Xiondslas, Zawada, Ziemientzitz
Persönlichkeiten
- Franz Graf Ballestrem, Majoratsherr auf Plawniowitz und Ruda, Reichstagspräsident, Zentrumspolitiker;
- Karl Godulla, Industrieller, "Zink-König"
- Georg von Giesche, Kaufmann und Industrieller
Weblinks
- Landkreis Tost-Gleiwitz Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 27. Juli 2013.
- Landkreis Tost-Gleiwitz auf www.verwaltungsgeschichte.de