Olmütz

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Olomouc
Wappen von Olomouc
Olmütz (Tschechien)
Olmütz (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Olomouc
Fläche: 10336 ha
Geographische Lage: 49° 36′ N, 17° 16′ OKoordinaten: 49° 35′ 46″ N, 17° 15′ 37″ O
Höhe: 219 m n.m.
Einwohner: 101.825 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 771 00 – 779 00
Kfz-Kennzeichen: M (alt: OL, OC, OM)
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 26
Verwaltung
Oberbürgermeister: Antonín Staněk (ČSSD) (Stand: 2014)
Adresse: Horní náměstí 1
771 27 Olomouc
Gemeindenummer: 500496
Website: www.olomouc.eu
Olmützer Rathaus

Olmütz (tschechisch Olomouc; [ˈɔlɔmɔuʦ], mittelmährisch Holomóc oder Olomóc) ist die sechstgrößte Stadt Tschechiens, Verwaltungssitz des Olomoucký kraj, Sitz eines Erzbistums, der zweitältesten tschechischen Universität und eines der beiden tschechischen Obergerichte. Die Stadt war bis ins 17. Jahrhundert historisches Zentrum Mährens und hat auch heute eine bedeutende Stellung als starkes Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.

Geographie

Katastraleinteilung
Stadtteile
Historisches Zentrum - Luftbild
Olmütz

Lage

Olmütz liegt im östlichen Teil Tschechiens, in Mähren, in der Flussaue der March an der Stelle der Einmündung der Feistritz. Die Stadt befindet sich in einer nach Nordwesten und Südosten geöffneten Ebene, welche von Westen und insbesondere von Osten von höheren geomorphologischen Formationen umgeben ist. Die Stadtmitte liegt auf einer Höhe von 219 m ü. M.

Klima

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,7 °C, der durchschnittliche Jahresniederschlag um 570 mm. Die durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt 1616,7 Stunden im Jahr.[2]

Stadtgliederung

Die Stadt Olmütz besteht aus den Stadtteilen:

  • Bělidla (Bleich),
  • Černovír (Tschernowier),
  • Chomoutov (Komotau),
  • Chválkovice (Chwalkowitz),
  • Droždín (Droschdein),
  • Hejčín (Hatschein),
  • Hodolany (Hodolein),
  • Holice (Holitz),
  • Klášterní Hradisko (Kloster Radisch, mit Kloster Hradisko),
  • Lazce (Laske),
  • Lošov (Loschau),
  • Nedvězí u Olomouce (Nedweiß),
  • Nemilany (Nimlau),
  • Neředín (Neretein),
  • Nová Ulice (Neugasse),
  • Nové Sady (Neustift),
  • Nový Svět (Salzergut),
  • Olomouc-město (Olmütz-Stadt),
  • Pavlovičky (Paulowitz),
  • Povel (Powel),
  • Radíkov (Radikau),
  • Řepčín (Repschein),
  • Slavonín (Schnobolin),
  • Svatý Kopeček (Heiligenberg, früher Mariendorf),
  • Topolany (Topolan),
  • Týneček (Klein Teinitz)

Name

Im 12. Jahrhundert waren Olomuc und Olmuc die ersten überlieferten Namensformen.[3] Im 15. Jahrhundert wurde eine angebliche erste Form Juliomontium (Juliusberg) vermutet, nach Julius Caesar als angeblichem Gründer. Die ursprüngliche Bedeutung ist unklar. Im Tschechischen bedeutet Olomouc ‚kahler Berg‘ (alttschech. holy ‚kahl‘ und mauc ‚Berg‘).[4] Der Name der Stadt lautet auf mährisch-hannakisch, einer lokal gesprochenen Untergruppe der mittelmährischen Dialekte der tschechischen Sprache Olomóc oder Holomóc, auf deutsch Olmütz und auf lateinisch Eburum oder Olomucium.

Wappen

Olmützer Wappen von 1758

Beschreibung: In Blau ein goldgekrönter rot-weiß geschachter Adler mit goldener Bewehrung (Mährischer Adler) begleitet von den vier goldenen Majuskeln S, P, Q, O in den vier Ecken. Die Buchstaben stehen für Senatus populusque Olomucensis („Senat und Volk von Olmütz“).

Das Wappen wurde 1758 mit dem österreichischen Bindenschild und den Initialen „FMT“ als Mittelschild geschmückt. Anlass war die Verleihung dieses Wappenteils durch Maria Theresia als Anerkennung der Standhaftigkeit der Festung Olmütz gegen preußische Truppen unter König Friedrich II. Die Initialen standen für Kaiser Franz I. und die Kaiserin. Auch wurde eine Kette um den Schild als Zeichen der Stadtbefestigung gelegt. Diese Wappenbesserungen wurden 1934 entfernt.[5]

Geschichte

Anfänge

Stadtansicht von Olomouc, 1593
Olmütz - Bronzemodell der historischen Innenstadt

Ende des 2. Jahrhunderts befand sich hier ein römisches Heerlager, das nördlichste bekannte in Mitteleuropa. Bis ins 5. Jahrhundert gab es eine germanische Besiedelung.

Im späten 7. Jahrhundert entstand eine erste slawische Siedlung im heutigen Ortsteil Povel. Um 830 wurde diese zerstört. Es entstand eine neue Burg auf dem Petersberg (Předhrad), die nach ihrer Größe vermutlich zu den wichtigen Burgen des Mährerreiches zählte. Im 9. Jahrhundert wurden drei Kirchen gebaut.

Přemyslidenstaat

Olomouc wurde für das Jahr 1017 erstmals schriftlich erwähnt, als Mähren Teil des böhmischen Staates der Přemysliden wurde. 1055 war es Sitz eines eigenen Teilfürstentums. 1063 wurde das Bistum Olmütz durch Vratislav II. gegründet. Um 1070 entstand eine neue Burg. 1077 wurde das Kloster Hradisko gegründet. 1126 wurde Heinrich Zdik zum Bischof.

Anfang des 13. Jahrhunderts starb der letzte Olmützer Fürst, Mähren wurde vereint und einem Markgrafen aus dem Geschlecht der Přemysliden unterstellt. Zum Jahr 1248 wird Olomouc erstmals als Königsstadt erwähnt. 1306 hielt sich König Wenzel III. während eines Feldzuges nach Polen in Olmütz auf und wurde hier ermordet, wodurch die Dynastie der Přemysliden im Mannesstamm erlosch. Die Stadt entwickelte sich wirtschaftlich sehr schnell und wurde zur Hauptstadt Mährens.

In den Hussitenkriegen war Olmütz fester Bestandteil der katholischen Seite. In der Nachfolge der Kartause Dolein, die in den Hussitenkriegen untergegangen war, wurde 1443 die Kartause Olmütz gegründet, die bis zur Aufhebung 1782 bestand. Im 16. Jahrhundert entstanden zahlreiche Paläste im Renaissancestil. 1566 kamen die Jesuiten nach Olmütz. Diese gründeten eine Schule, welche 1573 zur Universität erhoben wurde. 1588 wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben.

17. und 18. Jahrhundert

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1642 von den Schweden eingenommen und acht Jahre okkupiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die großteils zerstörte und entvölkerte Stadt den Status der mährischen Hauptstadt und trat diesen an Brünn ab. Da durch Brände viel Schaden entstanden war, wurde 1711 eine detaillierte „Feuerlösch-Ordnung“ erlassen, in der auch eine Reihe vorbeugender Maßnahmen zur Sprache kam.[6]

Am 26. Dezember 1741 wurde die Stadt von den Preußen im Ersten Schlesischen Krieg eingenommen. Nach diesem Ereignis wurden die Festungsanlagen umfangreich ausgebaut. Einer zweiten Belagerung durch die Preußen im Jahre 1758 hielt die neue Festungsanlage stand. 1777 wurde das Bistum zum Erzbistum erhoben.

1794–1797 wurde der prominente französisch-amerikanische Soldat und Politiker Marquis Lafayette in Olmütz als politischer Häftling der Donaumonarchie interniert, nachdem er von der antifranzösischen Koalition 1792 in Flandern gefangengenommen und dann vorerst von Preußen eingekerkert worden war.[7]

19. Jahrhundert

1841 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss. Mitte 1845 wurde die Eisenbahn von Olmütz nach Prag („k.k. Nördliche Staatsbahn“) in Betrieb genommen (Olmütz–Trübau, Trübau–Prag). Im Jahr 1848 beherbergte das Schloss des Erzbischofs den wegen der Revolution in Wien hierher geflohenen kaiserlichen Hof. Kaiser Ferdinand I. übertrug hier am 2. Dezember 1848 dem achtzehnjährigen Franz Joseph I. die Regierung. Am 29. November 1850 wurde in Olmütz durch die Olmützer Punktation (auch „Olmützer Vertrag“ genannt) zwischen Preußen, Österreich und Russland der Deutsche Bund unter österreichischer Führung wieder hergestellt. In den Jahren 1850 bis 1866 wurden erneut die Befestigungsanlagen erweitert. 1886 wurde dann der Festungsstatus aufgehoben. 1899 fuhr in der Stadt die erste Straßenbahn.

20. Jahrhundert

Nach dem Zerfall des Kaiserreichs Österreich 1918 und der Gründung der Tschechoslowakei kamen die tschechischen Stadtbürger in die Mehrzahl, was unter anderem auf die Eingemeindung der zwei Städte Hodolein (Hodolany) und Neugasse (Nová ulice) sowie elf weiterer Gemeinden (Bělidla, Černovír, Hejčín, Chválkovice, Lazce, Nové Sady, Nový Svět, Neředín, Pavlovičky, Povel und Řepčín) im Jahr 1919 zurückzuführen ist. Im Jahr 1921 lebten in Olomouc 57.206 Einwohner.

Am 15. März 1939 wurde die Stadt, wie auch die übrigen Gebiete des am selben Tag vom Deutschen Reich errichteten Protektorats Böhmen und Mähren, von der Wehrmacht besetzt. Noch im Jahr 1939 wurde die Olmützer Universität von der deutschen Besatzungsmacht geschlossen. Erst im Jahr 1946 konnte sie unter dem Namen Palacký-Universität Olmütz wiederhergestellt werden.

Die deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945/1946 aus Olmütz, wie aus ganz Mähren, vertrieben.

In den 1970er und 1980er Jahren entstanden in den Randgebieten mehrere Plattenbausiedlungen.

Seit 1971 ist die ganze Altstadt als Denkmalschutzreservat geschützt. Das Hochwasser im Jahr 1997 zog die Stadt schwer in Mitleidenschaft, etwa ein Drittel des Stadtgebiets wurde überschwemmt. Im Jahr 2000 wurde die Dreifaltigkeitssäule in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Nach der Verwaltungsreform von 2000 wurde die bisherige Kreisstadt mit der Errichtung der Olmützer Region dessen Verwaltungssitz.

Juden in Olmütz

Die Synagoge in Olmütz

Die ersten Juden siedelten in Olmütz bereits 906. Ab dem Jahre 1060 hatten sie in einem Ghetto zu wohnen und ein gelbes Erkennungszeichen zu tragen. Im Jahr 1454 wurden sämtliche Juden aus Olmütz ausgewiesen. Dieses Gesetz war bis 1848 gültig.

Die Olmützer Synagoge wurde von 1895 bis 1897 erbaut. In der Nacht vom 15. auf den 16. März 1939, nach der Besetzung durch die Wehrmacht, wurde die Synagoge angezündet und brannte ab. Gleichzeitig wurden etwa 800 Juden festgenommen und später in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Einige Sitzbänke der Synagoge wurden ausgebaut, dienten lange als Kirchenbänke in einer Dorfkirche bei Prostějov und wurden schließlich 2004 in der renovierten Synagoge in Krnov aufgestellt. Einige davon stehen heute in der Synagoge von Loštice und erinnern an die in den Konzentrationslagern ermordeten jüdischen Bürger. Der Ehrensitz ist Berthold Oppenheim gewidmet, dem Rabbi von Olmütz und Loštice.[8]

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden 3.489 Menschen in fünf Transporten, am 26. und 30. Juni 1942, am 4. Juli 1942 und am 7. März 1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur 285 Juden der Stadtbevölkerung überlebten.[9] Damit erlosch das jüdische Leben in Olmütz für lange Zeit.

Erst seit 1989 gibt es eine Belebung des jüdischen Kultuslebens in der Stadt. 1991 wurde eine selbständige jüdische Gemeinde mit einem Wirkungskreis für die Bezirke Olmütz, Šumperk, Jeseník, Bruntál und Přerov wiederbegründet.

Bevölkerung

Olmütz ist mit 100 233 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Tschechiens.

Jahr 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Einwohnerzahl[10] 104 845 102 702 100 381 100 168 100 373 100 373 100 362 100 233

Bevölkerungsentwicklung:

  • 1237: 16.300 mit den Vorstädten[11]
  • 1622: etwa 14.000[12] (nicht angeführt ob nur in Olmütz)
  • 1638: 30.000
  • 1650: 1.675
  • 1715: 1.500[13]
  • 1830: 20.000
  • 1900: 21.933 (nach Sprachen: 15.000 Deutsche, 6.000 Tschechen) (Judenanteil: 1.676 (7,7 %))[14]
  • 1910: 22.245 (davon: 2.959 Soldaten, 6.746 tschechische Zivilisten, 12.156 deutsche Zivilisten, 1.633 Juden), nach Religionen: 20.061 katholisch, 423 evangelisch, 1.679 israelitisch[14]
  • 1919: 23.622 (davon: 9.772 Tschechen, 8.019 Deutsche, 1.010 Juden)[14]
  • 1920: 57.206[14]
  • 1947: 58.000[15]
  • 1970: 79.407[16]
  • 1979: 102.501[17]
  • 1985: 105.513[18]

Politik

Stadtoberhäupter

Insignien des Bürgermeisters
  • 1840–1849: Wilhelm Schweidler
  • 1851–1865: Franz Kreilm
  • 1865–1866: Franz Hein
  • 1866–1872: Karl Boromäus Johann Nepomuk Alois Schrötter
  • 1872–1896: Josef von Engel
  • 1896–1918: Karl Brandhuber
  • 1918–1919: Vakanz
  • 1919–1923: Karel Mareš
  • 1923–1939: Richard Fischer
  • 1939–1941: Fritz Czermak
  • 1942–1945: Julius Schreitter von Schwarzenfeld
  • 1945–1947: Václav Stibor-Kladenský
  • 1947–1949: Jan Kučera
  • 1949–1950: Ladislav Bernatský
  • 1950–1956: Antonín Eliáš
  • 1957–1960: Josef Drmola
  • 1960–1970: František Řeháček
  • 1970–1986: Jan Tencian
  • 1986–1989: Josef Votoček
  • 1989–1990: Břetislav Baran
  • 1990–1994: Milan Hořínek
  • 1994–1998: Ivan Kosatík (ODS)
  • 1998–2006: Martin Tesařík (ČSSD)
  • 2006–2014: Martin Novotný (ODS)
  • 2014 (März–Nov.): Martin Major (ODS)
  • seit 2014: Antonín Staněk (ČSSD)

Städtepartnerschaften

Olomouc unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:[19]

FrankreichFrankreich Antony, Frankreich
Serbien Subotica, Serbien
Schweiz Luzern, Schweiz
Deutschland Nördlingen, Deutschland
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Owensboro, Vereinigte Staaten
Ungarn Pécs, Ungarn
Finnland Tampere, Finnland
NiederlandeNiederlande Veenendaal, Niederlande

Wirtschaft und Infrastruktur

ehemalige Universität mit Michaelskirche, heute Priesterseminar

Olmütz ist neben Ostrava das wichtigste Wirtschafts- und Verkehrszentrum in Nordmähren.

Verkehr

Öffentlicher Personennahverkehr

Straßenbahn

Der innerstädtische Verkehr wird von fünf Straßenbahnlinien und 23 Buslinien gewährleistet (Stand 2011).

Eisenbahn

Der Hauptbahnhof Olomouc liegt an der Hauptstrecke PragČeská Třebová–Olomouc–Ostrava/ŽilinaKošice. Weitere Strecken führen in nördlicher Richtung nach Šumperk und Krnov und westlich nach Senice na Hané. In Richtung Süden führen Strecken nach Brünn und über Otrokovice(/Zlín) nach Břeclav und weiter nach Wien.

Flugverbindung

Die nächstgelegenen Flughäfen für Fernreisende sind Prag (drei Stunden mit Auto), Wien (drei Stunden) und Bratislava (zwei Stunden). Näher gelegen sind die kleineren Flughäfen Ostrava (eine Stunde, 45 Minuten) und Brünn (eine Stunde). Der öffentliche internationale Flugplatz Olomouc-Neředín (IATA-Code OLO, ICAO-Code LKOL) befindet sich 3,8 Kilometer westlich vom Stadtzentrum im Stadtteil Neředín. Der Flugplatz wird nur im VFR-Regime (bei Tag) betrieben und verfügt über zwei 520 und 560 Meter lange und 30 Meter breite asphaltierte Start- und Landebahnen für Ultraleichtflugzeuge und zwei 760 Meter lange und 30 Meter breite Grasbahnen. Auf dem Flugplatz ist der Flugrettungsdienst der Region stationiert.

Gesundheitswesen

Die größte Einrichtung ist das Universitätsklinikum (Fakultní nemocnice Olomouc) mit 1433 Betten und 50 Abteilungen und Kliniken (Stand 2006). Von 1992 bis 2004 wurde das Klinikum umfangreich erweitert und modernisiert und ist so derzeit eines der modernsten Krankenhäuser in Tschechien. Das Olmützer Militärkrankenhaus (Vojenská nemocnice Olomouc) ist das älteste Militärkrankenhaus in Tschechien. Es wurde 1748 gegründet und siedelt seit 1802 in dem als Nationales Kulturdenkmal geschützten Kloster Hradisko. In der Stadt befinden sich weiter zwei private Polikliniken.

Ortsansässige Unternehmen

Zu den traditionellen in Olomouc angesiedelten Wirtschaftszweigen gehört die Lebensmittelindustrie und Maschinenbau, vertreten u. a. durch die 1970 gegründete Molkerei OLMA, den 1899 gegründete Schokoladenhersteller ZORA (heute Teil von Nestlé), die Pumpentechnikhersteller ISH und Sigma (heute in Lutín bei Olomouc), das Hüttenwerk Moravské železárny, den Salzverarbeiter Solné mlýny Olomouc oder das 1934 gegründete Chemie- und Pharmazieunternehmen FARMAK.

Bildung

Merkur-Brunnen

In Olmütz befindet sich die Palacký-Universität mit 21.277 (WS 2007) Studenten. Die Universität besteht aus 8 Fakultäten und einem Universitätsklinikum. Sie wurde im Jahre 1573 ursprünglich als Jesuiten-Hochschule gegründet und ist die zweitälteste Universität in Tschechien.

Erzbistum

Wenzelsdom

Das Bistum wurde 1063 erstmals urkundlich erwähnt. Es unterstand bis ins 18. Jahrhundert dem Erzbistum Prag. 1777 wurde Olmütz zur Erzdiözese erhoben. Gleichzeitig wurde das Bistum Brünn als Suffragan der Erzdiözese Olmütz errichtet. Heute umfasst das Erzbistum die Region Nord- und Mittelmährens. Erzbischof und Metropolit ist Jan Graubner.

Kultur

Regionalmuseum (ehem. Clarakirche) und Tritonenbrunnen am Platz der Republik
Mährisches Theater am Oberring

Museen

  • Kunstmuseum Olmütz mit den drei Teilmuseen:
    • Erzdiözesanmuseum Olmütz im ehemaligen Kanoniker-Haus des Domkapitels und im romanischen Zdik-Palast der ehemaligen Olmützer Burg (Olomoucký hrad)[20] auf dem Domhügel, gegr. 2006
    • Erzdiözesanmuseum Kremsier im erzbischöflichen Palais
    • Museum für moderne Kunst Olmütz im ehemaligen städtischen Spital zum Hl. Geist
  • Festungsmuseum Olmütz, gegr. 2007, dient dem Wiederaufbau und der Revitalisierung der denkmalgeschützten Bereiche der Olmützer Festungsanlage
  • Volkskundemuseum (Regionalmuseum) im ehemaligen Klarissenkloster, gegr. 1883, es

zeigt Ausstellungen über Geologie, Mineralogie, Zoologie, zur Vorgeschichte der Region und über die Geschichte und Entwicklung der Uhren.

  • Automobilmuseum (Oldtimer Museum) Olmütz
  • Flugtechnisches Museum Olomouc-Neředín

Theater

  • Mährisches Theater am Oberring (Horní náměstí), hier war Gustav Mahler von Januar bis März 1883 Kapellmeister
  • Mährische Philharmonie in der Redoute am Oberring
  • Musiktheater Olmütz
  • Konvikt-Theater
  • Tramtarie-Theater

Olmütz im Spiegel der deutschsprachigen Literatur

Der Schriftsteller Peter Härtling hat im Jahre 1961 ein Gedicht „Olmütz 1942–1945“ geschrieben, in dem er seine Kindheitserlebnisse in Olmütz beschreibt.[21]

In diesem Gedicht erinnert er sich u. a. an die „Haube“ vom Bischofsberg, an eine Versammlung der Hitlerjugend auf dem Ring („ein schwarzer aderlasser versammelt tausend hasser“) und an die Wohnung in der Wassergasse, heute Mlýnská ul. – der früher dort befindliche Mühlgraben existiert nicht mehr, er wurde vor einigen Jahrzehnten zugeschüttet („der fluß erstarrt zu stein“). Er erinnert sich an die Flucht nach Zwettl („die flüchterflüche – nun wandert auch das haus“) und das große Sterben („die puppen in gräber legen“ und den „knochenmann“).

Harald Schmidt erinnerte in seiner TV-Show vom 8. November 2002 auf Sat.1 an das Lied Der kleine Wolf aus Olmütz. Dessen erste Zeilen lauten: Kennst du den kleinen Wolf aus Olmütz / mit den Breeches und der grünen Wollmütz?[22][23]

Kulinarische Spezialitäten

Von hier stammt der berühmte Olmützer Quargel, ein Sauermilchkäse mit strengem Geruch.

Sehenswürdigkeiten

Rathaus und Dreifaltigkeitssäule
Mauritzkirche
Caesar-Brunnen
St. Michaelskirche

Das historische Stadtzentrum wurde 1971 zum städtischen Denkmalreservat erklärt.

Neben zahlreichen Bürgerhäusern sind die Hausfassaden und historischen Portale besonders sehenswerte Objekte innerhalb des Stadtbilds von Olmütz. Am Oberring (Horní náměstí) sind dies

  • die Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule), Barockbau, 35 m hoch mit einer Kapelle, errichtet 1716 bis 1754, seit 2000 als UNESCO-Welterbe geschützt und
  • das Rathaus mit astronomischer Uhr, gotischer Baukern aus dem 14. Jahrhundert, mit 78 m hohem Turm.

Olmützer Burg

  • Romanischer Bischofspalast oder Zdik-Palast (Zdíkův palác),[24] jetzt Erzdiözesanmuseum, errichtet unter Bischof Heinrich Zdik am heutigen Wenzelsplatz (Václavské náměstí)
  • Ehem. Kanoniker-Haus des Domkapitels, hier wohnte Mozart vom 28. Oktober bis 23. Dezember 1767 und schrieb seine 6. Sinfonie, jetzt Erzdiözesanmuseum Olmütz

Olmützer Festung

  • Olmützer Festungsanlage, dazu gehören u.a.
    • Theresientor
    • Kronenfestung und zahlreiche Forts in den Vorstädten, z. B. das Fort XXII. (Lazecká) in Olmütz-Tschernowir (Černovír) und das Fort II. in Olmütz-Radikau (Radíkov)
    • Theresianisches Zeughaus (heute Universitätsbibliothek)

Brunnen und Säulen

  • Herkulesbrunnen (Barockbrunnen von 1687) am Oberring (Horní náměstí)
  • Caesarbrunnen (Barockbrunnen von Wenzel Render, 1725) am Oberring
  • Arionbrunnen von Ivan Theimer (2002) am Oberring
  • Neptunbrunnen (Barockbrunnen von Michael Mandik, 1683) am Niederring (Dolní náměstí)
  • Jupiterbrunnen (Barockbrunnen von Wenzel Render, 1707) am Niederring
  • Tritonenbrunnen (Barockbrunnen von Wenzel Render, 1709) am Platz der Republik (Náměstí republiky)
  • Delphinbrunnen (Barockbrunnen von Philipp Sattler, 1725/2005), Sokol-Straße (Sokolská)
  • Merkurbrunnen (Barockbrunnen von Wenzel Render und Philipp Sattler, 1727), Straße des 8. Mai (8. Květná)
  • Sarkander-Brunnen („Die Quelle lebendigen Wassers des hl. Jan Sarkander“) neben der St. Sarkander-Kapelle
  • Mariensäule (Pestsäule) auf dem Niederring

Kirchen, Kapellen und Klöster

  • Wenzelsdom (Katedrála sv. Václava),[25] errichtet von 1107 bis 1131 als romanische Basilika, im 14. Jahrhundert gotisch und im 19. Jahrhundert neugotisch umgebaut, hier ist König Wenzel III. beigesetzt
  • Moritzkirche (Kostel sv. Mořice),[26] spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert mit der größten Orgel in Tschechien[27]
  • Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria – Dominikanerkirche (Dominikánský kostel)
  • Maria-Schnee-Kirche – Jesuitenkirche (Kostel Panny Marie Sněžné)
  • Kirche St. Katharina von Alexandrien (Kostel sv. Kateřiny)
  • Erzengel-Michael-Kirche (Kostel sv. Michaela) (1676 bis 1703) von Giovanni Pietro Tencalla und Baldassare Fontana
  • Rote Kirche, errichtet 1902, heute dient sie als Bibliothek
  • Kirche Mariä Verkündigung – Kapuzinerkirche (Kostel Zvěstování Panny Marie)
  • Cyrill- und Method-Kirche (Kostel sv. Cyrila a Metoděje) (1929)
  • Orthodoxe Kirche (Kostel sv. Gorazda) (1939)
  • Basilika minor „Mariä Heimsuchung“ auf dem Heiligenberg bei Olmütz (Svatý Kopeček)
  • St. Sarkander-Kapelle
  • St. Anna-Kapelle auf dem Domhügel, jetzt griechisch-katholische Kirche, neben dem Wenzelsdom
  • St. Barbara-Kapelle auf dem Domhügel, gehört jetzt zum Erzdiözesanmuseum
  • Kloster Hradisch (Klášter Hradisko),[28] errichtet im 17. und 18. Jahrhundert von G. P. Tencallo und D. Martinelli
  • Ehem. Dominikanerkloster
  • Ehem. Klarissenkloster, jetzt Regionalmuseum

Paläste, Villen und Bürgerhäuser

  • Erzbischöflicher Palast (Arcibiskupský palác)
  • Romanischer Bischofspalast oder Zdik-Palast
  • Edelmann-Palast (Edelmannův palác) am Oberring (Horní náměstí)
  • Petrasch-Palast (Petrášův palác) am Oberring
  • Salm-Palast (Salmův palác) am Oberring
  • Dietrichstein-Palast (Ditrichštejnský palác) am Oberring
  • Hauenschild-Palast (Hauenschildův palác), Renaissancebau am Niederring (Dolní náměstí), hier wohnte Wolfgang Amadeus Mozart 1767
  • Jesuitenkolleg am Platz der Republik (Náměstí republiky)
  • Zierotin-Palast (Žerotínský palác)
  • Podstatzky von Prusinowitz-Palast (Palác Podstatských z Prusínovic)
  • Bürgerhaus „Zum goldenen Hirschen“ (Dům U Zlatého jelena)
  • Bürgerhaus „Zum roten Ochsen“ (Dům U rudého vola), jetzt Galerie
  • Villa Hamburger (Historismus, 1895)
  • Villa Primavesi (Sezessionsstil, 1906)

Parkanlagen

  • Čech-Park (Čechovy sady)
  • Smetana-Park (Smetanovy sady) (1866 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet), früher Rudolf-Allee
  • Bezruč-Park (Bezručovy sady) (1898)
  • Botanischer Garten (Botanické zahrady) mit Rosarium (1970)
  • Zoo (Zoologická zahrada Olomouc) auf dem Heiligenberg bei Olmütz (Svatý Kopeček)

Bilder-Galerie

Sport

In Olmütz sind der erfolgreiche Fußballverein SK Sigma Olomouc und der Eishockeyverein HC Olomouc beheimatet.

Persönlichkeiten

Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind in der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Olmütz aufgeführt.

Literatur

  • Beda Dudík: Olmützer Sammel-Chronik vom Jahre 1432 bis 1656. R. Rohrer's Erben, Brünn 1858, (Digitalisat).
  • Joseph Wladislaw Fischer: Geschichte der königl. Haupt- und Gränzfestung Olmütz im Markgrafthume Mähren. 2 Bände. Auf Kosten des Verfassers, Olmütz u. a. 1808;
    • Band 1: Politische Geschichte bis zum Jahre 1618. (Digitalisat);
    • Band 2: Politische Geschichte bis zum Jahre 1808. (Digitalisat).
  • Hans Kux: Verwaltungsgeschichte der Stadt Olmütz (= Publikationen des Olmützer Stadtarchivs. Nr. 2). Verlag der Hauptstadt Olmütz, Olmütz 1942.
  • Lukáš Motyčka, Veronika Opletalová (Hrsg.): Literární procházky německou Olomoucí. = Literarische Wanderungen durch das deutsche Olmütz (= Beiträge zur deutschmährischen Literatur. Bd. 21). Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2012, ISBN 978-80-244-3025-6.
  • Willibald Müller: Geschichte der königlichen Hauptstadt Olmütz von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Hölzel, Wien u. a. 1882, (Digitalisat).
  • Jindřich Schulz (Hrsg): Dějiny Olomouce. 2 Bände. Univerzita Palackého, Olomouc 2009, ISBN 978-80-244-2370-8.

Weblinks

Commons: Olomouc – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Olmütz – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  2. Český hydrometeorologický ústav: Long-Term Climatological Normals for the Period 1961–1990 (Memento vom 23. August 2009 im Internet Archive)
  3. Cosmas von Prag, Chronica Boemorum
  4. Adrian Room: Placenames of the world: origins and meanings of the names for 6,600 countries, cities, territories, natural features, and historic sites, Jefferson (NC) 2006, ISBN 0-7864-2248-3
  5. Buben, Milan, Heraldik, Albatros Praha, 1987
  6. Neu-verfaßte Feuer-Lösch-Ordnung der Königlichen Haupt-Stadt Ollmütz, Ollmütz 1711 (online).
  7. Ronald D. Gerste: Held zweier Welten, in: Wochenzeitung Die Zeit, Hamburg, Nr. 29, 11. Juli 2013, S. 17
  8. Synagogue benches - symbolic memorial for victims of holocaust
  9. Jüdische Gemeinde Olmütz: Zur Geschichte der jüdischen Kommunität in Olmütz.
  10. Český statistický úřad: Veřejná databáze
  11. Milada Čechmánková (2009). Čestný sloup Nejsvětější Trojice v Olomouci. Jednota Orel Olomouc, Olomouc, 48 pp., S. 28.
  12. Milada Čechmánková (2009). Čestný sloup Nejsvětější Trojice v Olomouci. Jednota Orel Olomouc, Olomouc, 48 pp., S. 29.
  13. Milada Čechmánková (2009). Čestný sloup Nejsvětější Trojice v Olomouci. Jednota Orel Olomouc, Olomouc, 48 pp., S. 9 u. 30.
  14. a b c d Juryšek O. (2006). Dějiny Olomouce 1017-1920. Votobia, Olomouc, 208 pp. ISBN 80-7220-258-8.
  15. Obyvatelstvo města Olomouce
  16. Tichák M. (2007). Ztracené adresy. O tom co v Olomouci bývalo a už není. Burian a Tichák, Olomouc, 190 pp., S. 7.
  17. Pyramída. heslo Olomouc, S. 4016-4018.
  18. (1986) Malá československá encyklopedie. Academia.
  19. Informační server statutárního města Olomouce: Partnerská města
  20. http://www.hrady.cz/?OID=2824
  21. Peter Härtling: Erinnerte Wirklichkeit – erzählte Wahrheit. Die Städte meiner Kindheit, (S.45/46), Thelem Dresden, 2007, 119 S.
  22. Inhalt der Sendung vom 8. November 2002
  23. Aufnahme 1928 mit Curt Bois
  24. http://olomoucky-kraj.com/object.php?object=6&l=4
  25. http://olomoucky-kraj.com/object.php?object=10&l=4
  26. http://olomoucky-kraj.com/object.php?object=8&l=4
  27. http://www.kirche-in-not.de/kirchengeschichte/2010/11-12-wallfahrtsorte-im-osten-olmuetz-und-der-heilige-berg
  28. http://olomoucky-kraj.com/object.php?object=9&l=4