„Richard Wagner“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
AZ: Die Seite wurde geleert.
K Änderungen von 217.93.65.195 (Diskussion) rückgängig gemacht und letzte Version von Gerhardvalentin wiederhergestellt
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt den Komponisten. Weitere Personen dieses Namens siehe unter [[Richard Wagner (Begriffsklärung)]].}}
[[Bild:Richard Wagner by Caesar Willich ca 1862.jpg|thumb|220px|Richard Wagner (Portrait von Cäsar Willich), um 1862]]
[[Bild:Wagner Luzern 1868.jpg|thumb|220px|Richard Wagner um 1868]]

'''Wilhelm Richard Wagner''' (* [[22. Mai]] [[1813]] in [[Leipzig]]; † [[13. Februar]] [[1883]] in [[Venedig]] im Palazzo Vendramin-Calergi) war ein [[Liste deutscher Komponisten klassischer Musik|deutscher Komponist]], [[Dramatiker]], [[Schriftsteller]], [[Theaterregisseur]] und [[Dirigent]]. Mit seinen [[Musikdrama|Musikdramen]] gilt er als einer der bedeutendsten Erneuerer der europäischen Musik im 19. Jahrhundert. Er veränderte die Ausdrucksfähigkeit [[Musik der Romantik|romantischer Musik]] und die theoretischen und praktischen Grundlagen der [[Oper]], indem er dramatische Handlungen als [[Gesamtkunstwerk]] gestaltete und dazu Text, Musik und Regieanweisungen schrieb. Als erster Komponist gründete er Festspiele in dem von ihm geplanten [[Bayreuther Festspielhaus]]. Seine Neuerungen in der [[Harmonik]] beeinflussten die Entwicklung der Musik bis in die [[Neue Musik|Moderne]].

== Leben ==
=== Kindheit und Jugendzeit ===
Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig (im Gasthof „[[Brühl (Leipzig)#Richard Wagners Geburtshaus|Zum roten und weißen Löwen]]”) als neuntes Kind des [[Aktuarius|Polizeiaktuarius]] Carl Friedrich Wagner (1770–1813) und der Bäckerstochter Johanna Rosine Wagner, geb. Pätz (1774–1848), geboren und am 16. August auf den Namen Wilhelm Richard Wagner in der [[Thomaskirche (Leipzig)|Thomaskirche]] zu Leipzig getauft.<ref>Kirchliches Archiv Leipzig (KAL): Taufbuch Thomas 1811-1817, S. 156</ref> Sechs Monate nach seiner Geburt, am 23. November 1813, starb der Vater an [[Typhus]]. Im August 1814 heiratete Wagners Mutter den Schauspieler und Dichter Ludwig Geyer (1780–1821), der sich der Familie nach dem Tod des Vaters angenommen hatte und den Carl Friedrich Wagner sehr geschätzt hatte. Spekulationen, wonach Geyer der leibliche Vater Richard Wagners gewesen sei, sind weder bewiesen noch klar widerlegt. Zeitlebens sollte Richard „wegen seiner Väter” ein Identitätsproblem haben.

Noch 1814 übersiedelte die Familie nach [[Dresden]]. Am 16. Februar 1815 wurde Richards Halbschwester Cäcilie geboren. Seine älteren Geschwister hießen Albert, Gustav, Rosalie, Julius, Luise, Klara, Theresia und Ottilie. Im Jahr 1817 wurde Richard - noch unter dem Namen Richard Geyer - eingeschult. Zwei Jahre später erkrankte der Stiefvater Ludwig Geyer und starb am 30. September 1821 in Dresden. Richard kam daraufhin bei mehreren Verwandten „in Pflege”. So kam er im Oktober 1821 zum Bruder seines Stiefvaters Karl nach [[Eisleben]], wo auch schon sein Bruder Julius aufgenommen worden war, und lebte dort für ein Jahr unter dem Namen „Richard Geyer”. <ref>Burkhard Zemlin: „Stadtführer Lutherstadt Eisleben”, Bindlach 1996, ISBN 3-8112-0833-0 und Autobiografie „Mein Leben”</ref>Ab dem 2. Dezember 1822 besuchte er die [[Kreuzschule]] in Dresden. 1826 übersiedelte die Familie nach [[Prag]], weil Richards Schwester Rosalie dort ein Engagement erhielt. Richard blieb weiter in Dresden und war bei der Familie Dr. Böhme untergebracht; er besuchte aber seine Familie mehrmals in Prag. Ab Weihnachten 1827 war er wieder mit seiner zurückgekehrten Familie in Leipzig. Hier besuchte er von 1828 bis 1830, jetzt unter dem Namen Richard Wagner, die [[Alte Nikolaischule|Nikolaischule]] sowie die [[Thomasschule zu Leipzig]]. Der vaterlose Knabe fand in dieser Zeit ein Vorbild in seinem Onkel Adolph Wagner, einem Philologen, der sich als Übersetzer der Werke [[Sophokles]]' einen Namen gemacht hatte und mit [[Goethe]] korrespondierte. Richard las in dessen umfangreicher Bibliothek [[Shakespeare]] und die [[Romantiker#Vertreter der Romantik|Romantiker]], z.&nbsp;B. [[E.T.A. Hoffmann]] und schrieb schon als Schüler sein erstes Drama: die Tragödie ''Leubald'', ein großes Trauerspiel in fünf Akten im Stile Shakespeares.

Die Jugendzeit Wagners war insgesamt dadurch geprägt, dass er als jüngstes Kind einer Künstlerfamilie praktisch vaterlos und ohne „Zucht und Ordnung” aufwuchs. Er war als Kind äußerst wild (der Korsak) und hat unter einer gewissen Verwahrlosung gelitten, was seinen [[Charakter]] insofern prägen sollte, dass er durch [[Erziehung]] auch „nicht gebeugt” wurde und sich so die Unbekümmertheit und [[Neugier]] erhielt.

=== Sturm und Drang ===
Mit 16 Jahren erlebte Wagner in Leipzig erstmals [[Beethoven]]s Oper ''[[Fidelio]]'' mit [[Wilhelmine Schröder-Devrient]] in der Titelrolle. Von nun an stand für ihn fest, dass er Musiker werden wollte. Er verfasste bald erste [[Sonate]]n, ein Streichquartett sowie den unvollendet gebliebenen Opernversuch ''[[Die Hochzeit]]''. Ab 1831 studierte er an der [[Universität Leipzig]] Musik, außerdem nahm er Kompositionsunterricht beim [[Thomaskantor]] [[Christian Theodor Weinlig]], dem er auch sein erstes Werk (''[[Klaviersonate]] in B-Dur'') widmete. Dieses erste Werk erschien bereits ein Jahr später gedruckt durch den Verlag Breitkopf & Härtel. Davon und auch von dem Erfolg der ersten Aufführung seiner Konzertouvertüre in d-Moll im Jahr 1832 in Leipzig angespornt, komponierte Wagner weitere Konzertstücke, u. a. die ''C-dur-[[Sinfonie]]'', die noch im selben Jahr im Prager Konservatorium uraufgeführt wurde.

Angeregt von E.T.A. Hoffmann und einem Stoff aus „Ritterzeit und Ritterwesen” hatte er den Plan zu seiner ersten Oper unter dem Titel ''Die Hochzeit'' verfasst. Er dichtete den Text und begann mit der Komposition der ersten Nummern dieses „Nachtstücks von schwärzester Farbe” (R.W.), dessen übertriebene Schauerromantik bei seiner Schwester Rosalie jedoch wenig ankam. Daraufhin vernichtete Wagner den Textentwurf, von der Partitur blieben Teile erhalten (WWV 31).

Wagner war beim [[Corps Saxonia Leipzig]] aktiv, allerdings nicht lange. Wagner selbst schreibt, daß er freiwillig das Corps verlassen habe: vor allem aus Enttäuschung über die apolitische Haltung der Leipziger Landsmannschafter (= Corpsstudenten) zum Aufstand der Polen. Die "schmerzliche Trauer" Wagners über die polnische Niederlage bei [[Ostrolenka]] hätten die Landsmannschafter nicht geteilt. <ref>Horst Grimm/Leo Besser-Walzel, Die Corporationen, Frankfurt am Main, 1986; Richard Wagner, Gregor-Dellin (Hrsg.), Mein Leben, München 1983, S. 51 ff. Dazu auch Huss, Richard Wagner als Corpsstudent, in: Studenten-Kurier 4/2006, S. 16, mit Klarstellung von Weiß, Richard Wagners mißglückte Contrahagen, in: Studenten-Kurier 1/2007, S. 3, 4 </ref>

1833 wurde Wagner durch den Schriftsteller und Publizisten [[Heinrich Laube]] von den Ideen des [[Junges Deutschland (Literatur)|Jungen Deutschland]], einer revolutionär orientierten literarischen Bewegung des [[Vormärz]], beeindruckt. Gleichzeitig begann er mit der Komposition der Oper ''[[Die Feen]]'', nachdem er sein erstes Engagement als Chordirektor des [[Würzburg]]er Theaters erhalten hatte. In Laubes ''Zeitung für die elegante Welt'' erschien bald darauf sein Aufsatz „Die Deutsche Oper”. Als musikalischer Leiter der Sommersaison in [[Bad Lauchstädt]] und des Theaters in [[Magdeburg]] lernte er die Schauspielerin [[Minna Planer]] kennen und verliebte sich leidenschaftlich in sie. Wagners erste selbstständige musikalische Einstudierung war nach seiner Aussage die Musik zu [[Johann Nestroy]]s Posse ''[[Lumpazivagabundus]]'' (1833) von [[Adolf Müller senior]].
[[Bild:Minna.jpg|thumb|Minna Planer]]
[[Bild:Richard Wagner 1842.jpg|thumb|Richard Wagner 1842 in Paris, Zeichnung von Ernst B.Kietz]]

=== Reifejahre ===
1835 arbeitete Wagner an der Oper ''[[Das Liebesverbot]]'' und leitete die zweite Magdeburger Spielzeit. Am 29. März 1836 fand unter desolaten Bedingungen die Uraufführung der Oper ''Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo'' in Magdeburg statt. Über Berlin reiste Wagner nach [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]. Am 24. November heiratete er Minna Planer, die dort als Schauspielerin engagiert war. Am 1. April 1837 wurde er [[Musikdirektor]] in Königsberg. Der Theaterbetrieb brach allerdings kurz darauf wegen Bankrotts der Direktion zusammen. Wagner war es nach dem Brauch der „[[Fahrendes Volk|Fahrenden]]” gewohnt, über seine Verhältnisse zu leben und ansässige Bürger um Darlehen zu bitten, die er nicht zurückzahlen konnte. Im Juni 1837 gelang es ihm, eine [[Kapellmeister]]stelle in [[Riga]] zu erlangen, wo er sich zunächst vor seinen deutschen [[Gläubiger]]n in Sicherheit bringen konnte. Im Juli verließ ihn seine Frau Minna mit einem Kaufmann namens Dietrich, sie kehrte im Oktober aber reumütig wieder zu ihm nach Riga zurück. Hier entstand der Text und der Beginn der Partitur seiner ersten Erfolgsoper: ''[[Rienzi]]''. Wagner lernte hier auch [[Wilhelm Hauff]]s Märchen vom „Gespensterschiff” mit dem Holländer-Stoff kennen. Mit dem Theaterdirektor [[Karl von Holtei]] plante er ein Singspiel unter dem Titel ''Die glückliche Bärenfamilie'', sperrte sich aber bald gegen den Theaterbetrieb. Es war eine Zeit, in der die Geschichte der [[deutsche Wanderbühne|Wanderbühnen]] zu Ende ging, die zunehmend durch Stadttheater mit festem Personal ersetzt wurden.

Bereits 1839 verlor Wagner seine Stellung in Riga wieder. Aus Furcht vor seinen Gläubigern überschritt er heimlich die russisch-ostpreussische Grenze und fuhr gemeinsam mit seiner Frau auf dem kleinen Segelschiff ''Thetis'' nach [[London]]. Die stürmisch verlaufende, mehrfach in norwegischen Häfen unterbrochene und schließlich über vier Wochen dauernde Seefahrt, bei der das Schiff beinahe kenterte, brachte Inspirationen für den ''[[Der fliegende Holländer|Fliegenden Holländer]]''. Nach kurzem Aufenthalt in London reisten sie über [[Boulogne-sur-Mer]], wo Wagner den führenden Pariser Opernkomponisten [[Giacomo Meyerbeer]] persönlich kennenlernte, weiter nach Paris.

Wagner verbrachte die Jahre 1840 und 1841 unter ärmlichen wirtschaftlichen Bedingungen in [[Paris]]: Er vollendete dort ''Rienzi'' (1840) und schrieb und komponierte den ''Fliegenden Holländer'' (1841). Meyerbeer erkannte seine Begabung und förderte ihn, doch war er von Wagners „Pumpgenie” ([[Thomas Mann]]) weniger begeistert. In Paris befanden sich die führenden Theater der Welt. Lehrreich nahm Wagner Anregungen der [[Grand opéra]] oder des [[Melodram (Theater)|Melodram]]s auf. Um sich und seine Frau ernähren zu können, verfasste er Artikel für diverse Journale und erledigte musikalische Lohnarbeiten. Er lernte [[Heinrich Heine]] und [[Franz Liszt]] kennen. Aus Geldnot musste er sogar den Prosaentwurf zum ''Fliegenden Holländer'' unter dem Titel ''Le vaisseau fantôme'' für 500 Francs an die Pariser Oper verkaufen, die den Kompositionsauftrag an ihren Hauskomponisten [[Pierre-Louis Dietsch]] vergab – was Wagner indes nicht davon abhielt, seine Idee selbst auszuführen und in Musik zu setzen.

In Paris setzte er sich mehr und mehr mit den politischen Vorgängen in Frankreich auseinander. Während ihn in jungen Jahren die Gräuel der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] „mit aufrichtigem Abscheu gegen ihre Helden” erfüllt hatten, wie er in ''Mein Leben'' schrieb, reagierte er ganz anders, als [[Marie-Joseph Motier, Marquis de La Fayette|Lafayette]] die liberale Opposition in Paris anführte. „Die geschichtliche Welt begann für mich von diesem Tage an; und natürlich nahm ich volle Partei für die Revolution, die sich mir nun unter der Form eines mutigen und siegreichen Volkskampfes, frei von allen den Flecken der schrecklichen Auswüchse der ersten französischen Revolution darstellte.”<ref> zit nach Martin Gregor-Dellin, Richard Wagner. Sein Leben, sein Werk, sein Jahrhundert. Ein Künstler erwacht im Vormärz </ref>

In diese Zeit fiel auch die Beschäftigung mit [[Ludwig Andreas Feuerbach|Ludwig Feuerbachs]] religionskritischer [[Philosophie]] und den Theorien des französischen [[Sozialismus|Frühsozialisten]] und frühen Theoretikers des modernen [[Anarchismus]] [[Pierre-Joseph Proudhon]]. Vor allem die Formulierung Proudhons zur Frage: Was ist Eigentum? sollte Wagner zeitlebens beschäftigen: „Solange Eigentum Privilegien birgt, solange bedeutet privilegiertes – also erpresserisches – Eigentum Diebstahl.” Diese Einstellung wurde vor allem in seinem [[Der Ring des Nibelungen|Nibelungen]]drama ein roter Faden.

=== Dresdner Jahre ===

[[Bild:Dresden Hoftheater J C A Richter.jpg|thumb|300px|Das alte Dresdner Hoftheater zur Zeit Richard Wagners]]
[[Bild: Graupa, Schäfersches Gut.jpg|thumb|300px|Das Schäfersche Gut (Lohengrinhaus) in Graupa]]

Im Frühjahr 1842 erhielt Wagner von der Dresdner Hofoper die Nachricht, dass man seine neue Oper ''Rienzi'' aufführen wolle. Nachdem es ihm in Paris nicht gelungen war, künstlerische Pläne voranzubringen und dort Erfolg zu haben, verließ er im April 1842 Paris und siedelte sich in Dresden an. Den Juni verbrachte er in [[Teplitz-Schönau]], wo er schon 1834 und 1836 gewesen war. Auf dem [[Burg Střekov|Schreckenstein]] entstand der erste ''[[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser]]''-Entwurf. Die Uraufführung des ''Rienzi'' fand am 20. Oktober in Dresden statt. Sie war ein großer Erfolg und bedeutete den künstlerischen Durchbruch des jungen Wagner. Etwa zur gleichen Zeit wurde Franz Liszt [[Hofkapellmeister]] in Weimar.

1843 wurde Wagner zum Königlich-Sächsischen [[Kapellmeister]] an der [[Semperoper|Dresdner Hofoper]] ernannt und konnte dort auch am 2. Januar seine Oper ''Der fliegende Holländer'' zur Uraufführung bringen. Wenig später übernahm er auch zusätzlich die Leitung der [[Dresdner Liedertafel]], in deren Auftrag er das monumentale Chorwerk ''[[Das Liebesmahl der Apostel]]'' komponierte; die Uraufführung am 6. Juli 1843 in der [[Frauenkirche (Dresden)|Frauenkirche]] im Rahmen des Zweiten Allgemeinen Dresdner Männergesangsfestes war durch und durch ein Erfolg. Wagner distanzierte sich aber in der Folge davon, weitere oratorische Werke zu komponieren und führte das Werk zu Lebzeiten nicht mehr auf. Kurz darauf überredete er seinen Freund [[Ferdinand Hiller]], die Leitung der Dresdner Liedertafel zu übernehmen.

Es entstand eine Freundschaft mit Anton Pusinelli und [[August Röckel]], mit dem er vor allem Gespräche über Politik führte. Hier befreundete er sich auch mit dem russischen Anarchisten [[Michail Bakunin]]. 1844 arbeitete Wagner weiter an der Oper ''Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg''. Im Juli 1845 hielt sich Wagner in [[Marienbad]] auf. Er entwarf dort in einer ersten Inhaltsskizze die Handlung zu den ''[[Die Meistersinger von Nürnberg|Meistersingern]]'' und beschäftigte sich intensiv mit den deutschen Sagen, vor allem dem Nibelungen- und dem Gral-Mythos. Er begann mit der Konzeption seiner Oper ''[[Lohengrin]]''. In Dresden leitete er am 19. Oktober die Uraufführung seines ''Tannhäuser''. 1846 dirigierte Wagner Beethovens [[9. Sinfonie (Beethoven)|9. Symphonie]] – wobei er u. a. den jungen [[Hans von Bülow]] tief beeindruckte – und begann im Sommer, während eines dreimonatigen Urlaubes in [[Graupa]] nahe Dresden, mit der Komposition des ''Lohengrin''. Am 9. Januar 1848 verstarb Wagners Mutter in Leipzig. Im Frühjahr 1848 besuchte Franz Liszt Wagner erstmals in Dresden, wenig später kam es zu einem Gegenbesuch bei Liszt in Weimar, womit eine lange Freundschaft begann.

Um sich Anregungen für eine Theaterreform zu holen, reiste Wagner im Sommer 1848 nach Wien. Anschließend schloss er sich in Dresden den republikanischen Reformbestrebungen in Sachsen an. Er bemühte sich um eine Theaterreform am Hoftheater und entwickelte seine Idealvorstellungen über den Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft. Er veröffentlichte einige Beiträge in den ''Volksblättern'' seines Freundes [[August Röckel]], u. a. die Schrift: ''[[Die Kunst und die Revolution|Die Revolution]]''. Zur gleichen Zeit entstand seine Abhandlung ''[[Die Wibelungen]]'' ''Weltgeschichte aus der Sage'', eine Vorstufe zu seinem Hauptwerk ''[[Der Ring des Nibelungen]]'', dessen Konzeption mit dem ''Siegfried'' zeitgleich entstand, ebenso wie die Konzeption eines Musikdramas ''[[Jesus von Nazareth]]'', wobei er Jesus vor allem als Sozialrevolutionär sah.

=== Zürcher Jahre ===

Im Frühjahr 1849 beteiligte sich Wagner aktiv am [[Dresdner Maiaufstand]]. Er wurde, nach Niederschlagung der Volksunruhen, wie auch seine Freunde [[Gottfried Semper]] und [[August Röckel]], von der Polizei steckbrieflich gesucht und sah sich gezwungen zu fliehen. Seine Flucht führte ihn mit falschem Pass zunächst in die Schweiz, und nach einem kurzem Aufenthalt in Paris ins dauerhafte [[Exil]] nach [[Zürich]]. Dort entstanden in den Folgejahren die ''Zürcher Kunstschriften'', unter anderen ''[[Die Kunst und die Revolution]]'', ''[[Das Kunstwerk der Zukunft]]'' und seine große musiktheoretische Schrift ''[[Oper und Drama]]''.

In einem regen Briefaustausch mit seinen Freunden Franz Liszt, August Röckel und [[Theodor Uhlig]] entwickelte und erklärte er seine zukünftigen künstlerischen Ambitionen. Mit seinem neuen Opernentwurf ''[[Wieland der Schmied]]'' versuchte Wagner in Paris erneut sein Glück, allerdings vergeblich. Er lernte die junge Jessie Laussot kennen, die in unglücklicher Ehe gebunden war und folgte ihr nach Bordeaux, in der Absicht sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und mit ihr nach Griechenland zu fliehen. Nach einigen Wochen beendete er die Affäre und kehrte zu seiner Frau nach Zürich zurück. Am 28. August 1850 wurde in Abwesenheit Wagners durch Franz Liszt in [[Weimar]] ''Lohengrin'' uraufgeführt.
[[Bild:Mathilde-Wesendonck-1.jpg|thumb|Mathilde Wesendonck, 1860, nach einem Portrait von C. Dorner]]
Wagner lernte 1852 Otto und [[Mathilde Wesendonck]] kennen und begann (nach einer Kur in der Wasserheilanstalt Albisbrunn) mit der Dichtung zum ''Ring des Nibelungen''. Er lernte [[Georg Herwegh]] kennen, einen Weggenossen von [[Karl Marx]], der ein reger Diskussionspartner und Wanderfreund wurde. Wagner unternahm ausgedehnte Bergtouren, unter anderen eine mehrwöchige Fußwanderung nach Italien. In der Einsamkeit der Hochgebirgslandschaften und erhabenen Gletscher sah er die idealen Szenenbilder für seinen ''Ring''. Am 16. Februar 1853 las Wagner erstmals öffentlich seine komplette Ring-Dichtung an vier Abenden im Hotel Baur au Lac in Zürich.

Im Mai 1853 gab Wagner enthusiastisch aufgenommene Konzerte mit Ausschnitten aus eigenen Werken in Zürich. Im Juli besuchte ihn Liszt; bei dieser Gelegenheit kam es zum Bruderschaftstrunk mit Liszt und Herwegh. Wagner reiste im September erneut nach Italien, wo ihm in einem Hotel in [[La Spezia]] im Halbschlaf die Ur-Idee zum Beginn des [[Der Ring des Nibelungen|Ring des Nibelungen]] kam und konzipierte das ''[[Das Rheingold|Rheingold]]''-Vorspiel. Am 10. Oktober war Wagner bei Liszt in Paris und sah zum ersten Mal dessen Tochter [[Cosima Wagner|Cosima]], die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war. Er begann mit der ''Rheingold''-Komposition, die er innerhalb von drei Monaten bis Januar 1854 abschloss.

1854 las Richard Wagner auf Empfehlung von Herwegh [[Arthur Schopenhauer|Schopenhauers]] Hauptwerk, ''[[Die Welt als Wille und Vorstellung]]''. Im gleichen Jahr begann er mit der Konzeption von ''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]''. 1855 gab Wagner mehrere Konzerte in London. 1856 richtete er ein [[Gnadenrecht|Gnadengesuch]] an den [[Johann (Sachsen)|sächsischen König]]. Zwischenzeitlich lebte er auf dem „Grünen Hügel” neben der [[Villa Wesendonck]] in Zürich, arbeitete an ''[[Siegfried (Oper)|Siegfried]]'' und später an ''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]'' und vertonte - als musikalische Studien zum ''Tristan'' - fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck (''[[Wesendonck-Lieder]]''). Am 18. August 1857 wurden [[Hans von Bülow]] und Cosima in Berlin getraut und unternahmen ihre Hochzeitsreise zu Wagner nach Zürich. 1858 spitzte sich Wagners Affäre mit Mathilde Wesendonck zu: Nachdem Minna die schwärmerische Freundschaft ihres Mannes zur verheirateten Mathilde Wesendonck aufgedeckt und einen [[Eklat]] provoziert hatte, trennte sich Wagner von seiner Frau. Er reiste nach Venedig, wo er den zweiten Akt des ''Tristan'' komponierte. Seine Frau übersiedelte nach Dresden.

=== Wanderjahre ===
[[Bild:Richard and Cosima Wagner.jpg|thumb|200px|Richard und Cosima Wagner]]
[[Bild:Ludwig II; Bavaria Rex.jpg|thumb|200px|Der junge König Ludwig II. von Bayern]]
Im Frühjahr 1859 musste Wagner aus politischen Gründen das damals unter österreichischer Verwaltung stehende Venedig verlassen. Er begab sich nach [[Luzern]] und vollendete im Hotel Schweizer Hof den ''Tristan''. Danach ging er wieder nach Paris, wohin Minna ihm nachfolgte. In Fürstin [[Pauline von Metternich|Metternich]] und Marie von Kalergis (später Fürstin Muchanoff) fand er neue Mäzene, die ihm Konzerte in Paris und Brüssel ermöglichten. Im August 1860 konnte Wagner nach einer Teil[[amnestie]] durch den sächsischen König wieder deutschen Boden betreten.

1861 studierte Wagner in Paris eine neu verfasste französische Fassung seines [[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser]] ein, für die er die erste Szene neu komponiert und ein Ballett eingefügt hatte. Trotzdem entsprach das Ergebnis nicht den vorgefassten Erwartungen einiger Pariser Publikums-Clubs, so dass es zum [[Pierre-Louis Dietsch|Tannhäuser-Skandal]] kam. Auch hatte der Dirigent der Aufführung [[Pierre-Louis Dietsch]] nach Wagners Meinung die Produktion sabotiert. Nach der dritten durch Zwischenrufe gestörten Aufführung zog Wagner sein Werk zurück. Er verließ Paris und hielt sich in [[Karlsruhe]], Venedig und Wien auf, kehrte dann einige Wochen wieder nach Paris zurück, um im Auftrag des Musikverlegers [[Franz Schott]] aus Mainz mit seiner neuen Arbeit ''Die Meistersinger von Nürnberg'' zu beginnen. Anfang 1862 siedelte er nach Wiesbaden-Biebrich, um die Musik zu den „Meistersingern” zu komponieren.
Ein neues Zusammentreffen mit Minna Anfang 1862 in Biebrich führte zur endgültigen Trennung des Ehepaars. Im gleichen Jahr erließ der König von Sachsen eine vollständige Amnestie, worauf Wagners Freund und Gönner [[Wendelin Weißheimer]] ihm erstmals wieder ein Konzert in Leipzig, seiner Heimatstadt, ermöglichte. In Weimar sah Wagner Franz Liszt wieder. Im Juli traf er sich mit den Bülows, danach blieb er in Wien und wohnte einige Monate in [[Penzing (Wiener Bezirksteil)|Penzing]], um die geplante Uraufführung seines ''Tristan'' zu begleiten, zu der es aber wegen zahlreicher Schwierigkeiten nicht kam. Im [[Wiener Musikverein]] gab er im Beisein der [[Kaiserin Elisabeth]] einige umjubelte Konzerte, erstmals mit Ausschnitten aus seinem ''Ring''. 1863 gab Wagner Konzerte in [[Sankt Petersburg]], [[Moskau]], [[Budapest]], [[Prag]] und Karlsruhe, die künstlerisch erfolgreich waren, jedoch nicht die erwarteten Einnahmen brachten. Am 28. November bekannten sich Wagner und Cosima in Berlin gegenseitig ihre Liebe. Im Frühjahr 1864 flüchtete Wagner vor Steuerfahndung und Gläubigern aus Wien und besuchte [[Eliza Wille]] in Mariafeld bei Zürich.

Als letzte Rettung aus größter finanzieller Not und persönlicher Verzweiflung wurde Wagner am 4. Mai 1864 von König [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] in [[München]] empfangen, der wenige Wochen zuvor im Alter von 18 Jahren die Regentschaft vom verstorbenen Vater [[Maximilian II. (Bayern)|Maximilian]] übernommen hatte. Wagner war nicht nur der Lieblingskomponist des Königs, sondern wurde auch sein „väterlicher” Freund und Berater. Der König blieb bis zum Tode Wagners dessen [[Mäzen]]. In dieser exponierten Stellung nahm Wagner Einfluss auf politische Entscheidungen des jungen Königs und verfasste verschiedene politische Schriften. Im Juni und Juli des gleichen Jahres weilte Cosima bei Wagner im Haus Pellet am [[Starnberger See]], wo sie ihre Liebesbeziehung besiegelten. Der König stellte ihm ein Haus in München, in der Brienner Straße, als Wohnsitz zur Verfügung. Am 10. April 1865 wurde Isolde, das erste gemeinsame Kind von Cosima von Bülow und Richard Wagner in München geboren. Am 10. Juni fand die Uraufführung von ''Tristan und Isolde'' in München statt. Am 17. Juli begann Wagner seine Autobiographie ''Mein Leben'' zu diktieren. Wegen heftiger Proteste der Bevölkerung und der Regierung, die Wagner und Ludwig II. Verschwendungssucht vorhielten, verließ Wagner Bayern in Richtung Schweiz. Er mietete vorübergehend ein Landhaus bei Genf, begann sich dort einzurichten und die Komposition des ersten Akts der ''Meistersinger'' fortzusetzen. Auf der Suche nach einem dauerhaften Wohnsitz reiste er nach Toulon, Lyon und Marseille.

=== Asyl in Tribschen ===
Inzwischen war seine Frau Minna am 25. Januar 1866 in Dresden gestorben. Ende März mietete Wagner das bei Luzern gelegene Landhaus [[Tribschen]] und zog am 15. April dort ein. Die unterbrochene Kompositionsarbeit an den ''Meistersingern'' wurde wieder aufgenommen.
[[Bild:Luzern Haus Tribschen.JPG|thumb|300px|Wagners Haus in Tribschen]]

Am 22. Mai erhielt er überraschenden Besuch von König Ludwig. Dieser wollte als König abdanken und bei Richard Wagner bleiben, der den jungen König jedoch überzeugen konnte, nach München zurückzukehren.<ref>Briefwechsel König Ludwig und Richard Wagner.</ref> Wenige Monate später zog Cosima mit ihren beiden Bülow-Kindern (Daniela und Blandine) und der Wagner-Tochter Isolde bei ihm ein. Eva (Eva Maria), Cosimas und Wagners zweites Kind, wurde dort am 17. Februar 1867 geboren. Die Uraufführung der ''Meistersinger'' fand am 21. Juni 1868 in München statt. Am 8. November begegnete Wagner in Leipzig [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] das erste Mal. Ab dem 16. November lebte Cosima für immer bei Wagner. Sie begann am 1. Januar 1869 ihr Tagebuch zu schreiben. Friedrich Nietzsche, seit kurzem Professor in Basel, war regelmäßig in Tribschen zu Gast. Am 6. Juni 1869 wurde [[Siegfried Wagner]], Cosimas und Richards drittes Kind, in Tribschen geboren. Am 22. September fand auf Veranlassung König Ludwigs, jedoch gegen den Willen Wagners, in München die Uraufführung des ''Rheingold'' statt. Auch die Uraufführung der ''Walküre'' erfolgte ohne Wagners Zustimmung, der den ''Ring'' nur vollständig aufführen wollte, am 26. Juni 1870 in München.

Am 18. Juli 1870 wurde die Ehe Cosimas und [[Hans von Bülow]]s geschieden, am 25. August wurden Cosima und Richard Wagner in der protestantischen Kirche von Luzern getraut. Am 25.&nbsp;Dezember 1870 fand die Uraufführung des ''[[Tribschen#Siegfried-Idyll|Siegfried-Idylls]]'', als Geburtstagsgeschenk für Cosima auf der Treppe in Wagners Haus in Tribschen statt. 1871 wählte Wagner [[Bayreuth]] als Festspielort und kündigte erstmals Festspiele an. Im April reiste Wagner mit Cosima über Bayreuth nach Berlin, wo sie von [[Otto von Bismarck]] empfangen wurden. Zur Finanzierung der Festspiele wurden ab 1872 Patronatsscheine verkauft und die ersten Wagnervereine gegründet; eine wesentliche Rolle spielte hier [[Marie Gräfin Schleinitz]], die Wagner 1863 kennen gelernt hatte und zeitlebens enthusiastisch förderte. Im Frühjahr übersiedelte Wagner mit seiner Familie von Tribschen nach Bayreuth und konnte dort am 22. Mai den Grundstein für sein [[Bayreuther Festspielhaus|Festspielhaus]] legen.

[[Bild:Bayreuth07.JPG|thumb|300px|Villa Wahnfried in Bayreuth]]
[[Bild:Bayreuth Festspielhaus 2006-07-16.jpg|thumb|300px|Das Richard-Wagner-Festspielhaus in Bayreuth]]

=== Die Bayreuther Jahre ===
Im Bayreuther Festspielhaus ließ Wagner ein „unsichtbares Orchester” anlegen, indem der [[Orchestergraben]] mit einer Abdeckung zum [[Publikum]] hin abgeschirmt wurde („[[mystischer Abgrund]]”), so dass die Konzentration der Zuschauer einzig auf die dramatische Handlung und die akustische Wahrnehmung der Musik gerichtet werden konnte, ohne dass deren Tonerzeugung sichtbar wurde. Wie sich zeigte, war durch diese Einrichtung aber auch eine besondere Klangqualität erreicht worden. Die einzigartige [[Akustik]] des Hauses beruht auch darauf, dass der Raum ein [[Holzbau]] ist und der Zuschauerraum keine [[Logenplatz|Loge]]n an den Seiten hat. Die Sitze sind ungepolstert, so dass weniger Schall geschluckt wird. Die Idee zu dieser Anlage des Festspielhauses geht zurück auf das Theater in Riga, wo Wagner in einer Art [[Scheune]] dirigieren musste, die durch eine Bretterwand unterteilt war, von deren Akustik er jedoch begeistert war.

Im darauf folgenden Jahr war Wagner viel auf Konzertreisen unterwegs, um Geld für seine Festspiel-Stiftung einzuspielen. [[Anton Bruckner|Bruckner]] und Nietzsche waren zu Besuch in Bayreuth. Am 2. August 1873 war das [[Richtfest]] des Festspielhauses. In diesem Jahr hatte [[Friedrich Nietzsche]] seine ersten schweren Krankheitsanfälle. Auch Wagner wurde von den vielfältigen Belastungen seiner Arbeit zunehmend angegriffen und hatte in den letzten zehn Lebensjahren unter regelmäßigen Herzanfällen zu leiden.
[[Bild:Richard Wagner at Bayreuth.jpg|thumb|300px|Richard Wagner in Bayreuth, Haus Wahnfried. Am Flügel Franz Liszt.]]

Am 28. April 1874 bezogen Cosima und Richard Wagner das [[Haus Wahnfried]]. Die Partitur des ''Ring des Nibelungen'' wurde am 21. November 1874 beendet und König Ludwig gewidmet, der mit einer zusätzlichen finanziellen Unterstützung das Festspielunternehmen rettete, als Wagners eigene Mittel und eingehende Spenden zu versiegen drohten. In Anwesenheit Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelms I.]] begannen am 13. August 1876 die ersten [[Bayreuther Festspiele]] mit der vollständigen Aufführung des ''Ring des Nibelungen''. Im September reiste Wagner nach Italien und hatte eine letzte Begegnung mit Nietzsche in [[Sorrent (Kampanien)|Sorrent]]. In den Jahren 1877 bis 1879 arbeitete Wagner in seinem Haus Wahnfried am ''[[Parsifal]]''. Während eines London-Aufenthalts wurde er durch [[Victoria (Vereinigtes Königreich)|Königin Victoria]] von [[England]] empfangen. Am 31. Dezember 1879 verreiste Wagner erneut nach Italien und hielt sich im Folgejahr überwiegend in [[Neapel]], [[Ravello]], [[Siena]] und Venedig auf. Dort entstanden auch seine so genannten „Regenerationsschriften” ([[Religion und Kunst]]), die in den von [[Hans Paul von Wolzogen (Schriftsteller)|Hans von Wolzogen]] herausgegebenen „Bayreuther Blättern” veröffentlicht wurden.

Im November 1881 reiste der gesundheitlich angeschlagene Wagner wegen des günstigeren Klimas mit seiner Familie nach [[Sizilien]] und vollendete am 13. Januar 1882 in [[Palermo]] den ''Parsifal'', der im selben Jahr bei den zweiten Bayreuther Festspielen am 26. Juli uraufgeführt wurde. Zuvor gab es in München eine Privataufführung des Parsifal-Vorspieles für König Ludwig; es war deren letzte Begegnung.

=== Tod in Venedig ===
Am 16. September 1882 reiste Wagner mit seiner Familie abermals nach Venedig, wo er auch mehrere Wochen mit Franz Liszt zusammen war. Am 25. Dezember gaben sie (als Geburtstagsgeschenk für Cosima) letztmalig ein gemeinsames Konzert im [[Teatro La Fenice]].

Am 13. Februar 1883 hielt er sich in dem von ihm und seiner Familie bewohnten Seitenflügel des Palazzo Vendramin auf. Um die Mittagszeit wartete die Familie bei Tisch auf Wagner, der trotz Herzkrämpfen in seinem Arbeitszimmer an einem Aufsatz ''Über das Weibliche im Menschlichen'' schrieb. Das Hausmädchen fand ihn zusammengesunken an seinem Schreibtisch über den Worten „Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe - Tragik”. Er sagte noch: „Meine Frau und der Doktor”, bevor er in Bewusstlosigkeit fiel und gegen 15.30 Uhr in Cosimas Armen starb.

Der Bildhauer Augusto Benvenuti nahm am 14. Februar die Totenmaske ab, am 16. Februar wurde Wagners Leichnam, begleitet von seiner Familie und einigen Freunden, in zwei Sonderwagen, die dem Zug aus Venedig angehängt waren, über München nach [[Bayreuth]] überführt. Nach Ankunft am 18. Februar in Bayreuth wurde der Sarg unter den Klängen des Trauermarsches aus ''Götterdämmerung'' vom Bahnhof zur Villa Wahnfried geleitet und in der vorbereiteten Gruft im Garten beigesetzt.

== Wirkung von Werk und Persönlichkeit ==
=== Intention Wagners ===
Wagner wollte die aus seiner Sicht „dekadenten” Theater reformieren und mit Hilfe der Kunst zu einer besseren Volks-Erziehung beitragen und somit die Welt verbessern. Bereits in jungen Jahren war er von der Idee beherrscht, Musik und Drama zu verknüpfen ([[Das Kunstwerk der Zukunft]], [[Oper und Drama]]) und in Anlehnung an die Tradition der griechischen Tragödien eine neue Kunstrichtung zu begründen. In seinen Schriften hat er immer wieder beschrieben, wie erst mit Hilfe von Musik dramatische Handlungen zu „Botschaften” werden können und die Musik (das weiblich „gebärende Element”) der Dichtung (der männlich „zeugende Samen”) zusätzliche Ausdruckskraft verleiht.

:''Die Wissenschaft hat uns den Organismus der Sprache aufgedeckt; aber was sie uns zeigte, war ein abgestorbener Organismus, den nur die höchste Dichternot wieder zu beleben vermag, und zwar dadurch, dass sie die Wunden, die das anatomische Seziermesser schnitt, dem Leibe der Sprache wieder schließt, und ihm den Atem einhaucht, der ihn zur Selbstbewegung beseele. Dieser Atem aber ist: – die Musik!''<ref>Richard Wagner: Oper und Drama</ref>

Seine Konzeption vertrat er mit Vehemenz und arbeitete zielstrebig darauf hin, seine Kunst-Idealvorstellung - in Form von Festspielen an einem Ort der Muße - zu verwirklichen. In König Ludwig II. fand er einen Gleichgesinnten, so dass beide ihre Kunst-Ideale (Festspielhaus, Musikschule, Kunsterziehung) in München realisieren wollten. Dies Vorhaben scheiterte jedoch und konnte durch beide erst später in Bayreuth verwirklicht werden. Dort entwickelte sich Wagners Festspielkonzept vor allem mit seinem Bühnenweihfestspiel [[Parsifal]] zu einem „Religionsersatz” durch die Kunst ([[Religion und Kunst]]).

=== Musik ===
Wagners Werk ist ein Höhepunkt der romantischen Musik und beeinflusste viele Zeitgenossen und spätere Komponisten erheblich. Vor allem der [[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan]] brachte die Musiksprache des 19. Jahrhunderts weit voran und gilt vielen als Ausgangspunkt der [[Neue Musik|Modernen Musik]].
[[Bild:Tristanakkord.jpg|right|thumb|Der so genannte [[Tristan-Akkord]] (Musiktheorie)]]

Das betrifft vor allem die [[Harmonik]]. Während in der Epoche der Klassik bis zum Tode [[Beethoven]]s die [[Melodik]] der vorrangige Bereich der Erfindungskraft war und als persönliche Sprache der Komponisten betrachtet wurde, tritt mit Wagner und Liszt die [[Harmonik]] in den Vordergrund. Mit dem Tristan, dessen erster Akt 1857 komponiert wurde, führte Wagner sie weit über den Stand, auf dem [[Johannes Brahms|Brahms]] noch 1892 in seinen späten Klavierstücken op. 117 bis 119 verblieb <ref> Diether de la Motte, Harmonielehre, Richard Wagner, Bärenreiter, Kassel 1985, S212. </ref>. Sie ist das Gebiet, auf dem seine Phantasie sich entfaltet, einen charakteristischen Personalstil entwickelt und durch die jeweilige dramatische Situation des Geschehens in Grenzen gehalten wird, sich also nicht im Unendlichen verliert. Wagners Einfluss auf die Musikgeschichte erhellt schon daraus, dass über hundert Jahre nach der Komposition des Werkes die komplexen harmonischen Verläufe des „Tristan-Akkords” analysiert und unterschiedlich interpretiert wurden und von der Krise der modernen Harmonielehre die Rede war <ref> Martin Vogel, Der Tristan-Akkord und die Krise der modernen Harmonielehre, Düsseldorf 1962 </ref>.
Dieser Bewertung wird gelegentlich entgegengehalten, dass andere Komponisten vor Wagner bedeutende harmonische Neuerungen in die Musik eingeführt haben. Dies gilt etwa für [[Frédéric Chopin]], dessen gewagte Chromatik bzw. Harmonik – etwa in einigen Préludes und Nocturnes – seine Zeitgenossen überraschte.
[[Bild:Richard_Wagner_-_Tristan_und_Isolde_-_Vorspiel.ogg|Tristan und Isolde – Vorspiel|thumb]]
Es kann bei Wagners Einfluss, dem sich viele zu entziehen versuchten, zudem nicht von einer kontinuierlichen, gleichförmigen Entwicklung gesprochen werden. Komponisten wie etwa [[Tschaikowsky]] und [[Antonín Dvořák]] bewegten sich noch in „traditionellen” harmonischen Bahnen, während vor allem [[Richard Strauss]] und [[Gustav Mahler]] die Wagnersche Tonsprache übernahmen.

Gattungsgeschichtlich liegt Wagners Bedeutung in der Weiterentwicklung der sog. Nummernoper zum Musikdrama. Während etwa [[Carl Maria von Weber|Webers]] „[[Der Freischütz|Freischütz]]” eine Abfolge einzelner Nummern (Arien, Duette, Chöre etc.) darstellt, die durch gesprochene Rezitative miteinander verbunden werden, herrscht bei Wagner – vor allem in seinen reifen Werken – die sog. „unendliche Melodie”. Das Orchester beginnt am Anfang eines Aktes zu spielen und hört am Aktende auf. Gesprochen wird nicht. Es gibt keine Arien mehr, sondern – gesungene – Erzählungen bzw. Monologe, Dialoge etc. Sie stehen aber nicht isoliert neben- bzw. nacheinander, sondern werden untereinander durch die Orchestermusik verwoben. Dabei bedient sich Wagner der [[Leitmotiv|Leitmotivtechnik]], d. h. einer bestimmten Person, einem Gegenstand oder einem Gefühl (Liebe, Sehnsucht, Wut) wird ein bestimmtes musikalisches Motiv zugeordnet, das immer dann zu hören ist, wenn die Person, der Gegenstand oder das Gefühl auftauchen.
Wagner wollte „Gedachtes” und „Gefühltes” musikalisch ausdrücken und bewirkte mit einer solchen „absichtsvollen Musik” eine bis dahin nicht gekannte „psychologische Wirkung” beim Zuhörer. Mit der Leitmotivtechnik im „Ring des Nibelungen” und bei „Tristan und Isolde” ist ihm dies eindrucksvoll gelungen. In einem Fall soll Wagners Musik Emotionen ausgelöst haben, die zum Tode führten; so beim Herztod des Dirigenten [[Josef Keilberth]] im 2. Akt „Tristan” in München.
[[Bild:Richard Wagner als Dirigent.JPG|thumb|Schattenriss von W. Bithorn]]

=== Wagner als Dirigent ===
Wagner prägte nachhaltig den Dirigierstil. Er dirigierte auswendig und unterstrich die Emotionalität der Musik durch Mimik und Gestik, was bis dahin nicht üblich war. Von großer Wirkung war die Aufführung der [[9. Sinfonie (Beethoven)|9. Symphonie von Beethoven]], die er am Palmsonntag 1846 in Dresden nach vielen Proben dirigierte. Wie in Dresden waren es auch später in Zürich oder London Wagners Interpretationen Beethovenscher Symphonien, die ihn als Experten für dessen Dirigate auswiesen. Der Bildhauer [[Gustav Adolph Kietz]], jüngerer Bruder des Porträtmalers und Wagner-Freundes Ernst Benedikt Kietz, berichtet in seinen Erinnerungen:
:''Das Haupt erhoben, den Oberkörper unbewegt, die linke Hand an der Seite ruhend, in der rechten den Taktstock, nicht mit dem Arm, sondern mit dem Handgelenk dirigierend – so steht Wagner in der Aufführung vor dem Orchester. Seine Leidenschaftlichkeit scheint nach außen gebändigt, sie entlädt sich aber im Mienenspiel und vor allem im Blick des Auges, das er als das wichtigste Mittel der Willensübertragung bezeichnet. Indem er auswendig dirigierte – was ihm Kritiker als Koketterie auslegten – behält er die Musiker im Auge, und ein jeder fühlt sich von ihm angesprochen. Vorübergehend setzt er mit dem Taktschlagen aus, um einer melodischen Linie das „Sprechende” zu verleihen. Aber dann versteht er es, die Musiker mit seinem Stab zu bannen und zum zartesten Pianissimo, zu Ausbrüchen der Verzweiflung, der Begeisterung mitzureißen.''

[[Bild:Pierre-Auguste Renoir 114.jpg|thumb|Portrait Wagners von [[Pierre-Auguste Renoir]], 1882]]

=== Wagner als Persönlichkeit ===
Wagner war schon früh davon überzeugt, ein Genie zu sein. „In fünfzig Jahren werde ich der Beherrscher der musikalischen Welt sein”, prophezeite er. Er war mit einem Körpermaß von 1,66 Meter nicht groß, hatte aber eine starke Ausstrahlung, wie selbst einer seiner größten Kritiker, der Wiener Rezensent [[Eduard Hanslick]] konstatieren musste:

:''Er sprach unglaublich viel und schnell, in monoton singendem sächsischem Dialekt; er sprach in einem fort und immer von sich selbst, von seinen Werken, seinen Reformen, seinen Plänen. Er war der personifizierte Egoismus, rastlos tätig für sich selbst, teilnahmslos, rücksichtslos gegen andere. Dabei übte er doch den unbegreiflichen Zauber, sich Freunde zu machen und sie festzuhalten. Die hypnotisierende Gewalt, welche Wagner nicht bloß durch seine Musik ausübte, sondern auch durch seine Persönlichkeit, reicht hin, ihn zu einer der bedeutendsten Erscheinungen, zu einem Phänomen von Energie und Begabung zu stempeln.''<ref>Eduard Hanslick: Aus meinem Leben. Berlin 1911</ref>
Wagner hatte „sein Herz auf der Zunge” und gewann viele Freunde, die sich für ihn und seine Kunst einsetzten, z. B. Franz Liszt, Otto von Wesendonck, Julie Ritter u.&nbsp;a. Er konnte charmant sein und beanspruchte für sich und seine Kunst, von der „Gesellschaft” unterstützt zu werden (es gab damals noch keine Tantiemen für Wiederaufführungen von Kunstwerken). Seine finanziellen Probleme sah er als „lächerliche Schulden”, denen man in der Zukunft eine erheblich größere „Aktiva” gegenüberstellen könne. Erst durch König Ludwig II. konnte dieser „Anspruch” erfüllt werden, wobei Wagner es immer als Priorität ansah, seine Festspielidee verwirklichen zu können.

Cosima Wagner verstand es, ihr Idol und ihren späteren Ehemann „ins rechte Licht” zu setzen, beispielsweise durch den „Hausbiographen” [[Carl Friedrich Glasenapp]], der noch zu Wagners Lebzeiten eine mehrbändige Biographie zu schreiben begann. Seine Autobiographie diktierte Wagner seiner Frau Cosima und schenkte den ersten Privatdruck seinem „Freund” König Ludwig II. Erst im Jahre 1911 wurde die Autobiographie veröffentlicht. Wagner wurde von verschiedenen Malern porträtiert, u. a. von [[Franz von Lenbach]] und [[Pierre-Auguste Renoir]] (1882).

=== Rezeption ===
Wie kaum ein anderer Künstler hat Wagner polarisiert, und bis in die Gegenwart beschäftigen sich Interpreten unterschiedlicher Disziplinen mit seinem vielschichtigen Werk. Neben Komponisten, die Wagner ablehnten, wie [[Johannes Brahms|Brahms]] und [[Tschaikowsky]], gab es Kritiker wie Nietzsche – und später Adorno –, die nicht nur auf die Gefahren des „sinnbetörenden Rausches” hinwiesen, sondern sich mit den Wirkungen Wagners auf die Musik der Zukunft, ja der gesamten Kultur auseinandersetzten.
[[Bild:Nietzsche1882.jpg|thumb|160px|Friedrich Nietzsche, 1882]]

==== [[Friedrich Nietzsche]] ====
Zunächst hatte Nietzsche Wagner in seiner frühen Schrift [[Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik]] noch als Erneuerer deutscher Kultur gefeiert und ihm in seinen ''Unzeitgemäßen Betrachtungen'' einen eigenen Essay ''Richard Wagner in Bayreuth'' gewidmet. Nachdem er sich in ''Menschliches, Allzumenschliches'' (1878–1880) von seinem früheren Abgott schrittweise gelöst hatte, publizierte er später etliche kritische, ja hämische Schriften, in denen er Wagner, vor allem nach dessen [[Parsifal]], zudem der Dekadenz, des „undeutschen” Wesens und der Sinnbenebelung bezichtigte und über das geistige Niveau der sog. Wagnerianer in [[Bayreuth]] spottete.

Nietzsches Kritik an Wagner ist vielschichtig, und obwohl sie sich vor allem am Spätwerk, dem Parsifal entzündete, bezog er sie nun auch auf frühere Werke und den ''Ring'', den er in den Unzeitgemäßen Betrachtungen noch gefeiert hatte. Als ehemaliger „Schüler” Schopenhauers (''Schopenhauer als Erzieher''), der sich später gegen den Pessimismus seines Lehrers stellte, analysierte Nietzsche dessen Einfluss auf Wagner. Habe Wagner als revolutionärer Denker zunächst in Verträgen, Gesetzen, Institutionen das Übel der Welt erblickt – das Vertragsmotiv im Ring –, änderte sich später sein Weltbild, und das [[christlich]]e Motiv der [[Erlösung]] trat in den Mittelpunkt. Viele Figuren Wagners sollten fortan „erlöst” werden. Wagners „Schiff” sei nach der „Götterdämmerung der alten Moral” lange Zeit „lustig auf dieser Bahn” (des Optimismus) gelaufen, bis es auf das „Riff” der Schopenhauerschen Philosophie gefahren sei <ref> Friedrich Nietzsche, ''Der Fall Wagner'', Abschnitt 4 </ref>. Er habe dann den ''Ring'' ins Schopenhauersche übersetzt: Alles auf der Welt laufe schief, und alles gehe zugrunde. So sei nur das Nichts, die Auslöschung, die „[[Ragnarök|Götterdämmerung]]” die Erlösung – und dieses Nichts werde von Wagner nun unaufhörlich gefeiert. In den anderen kurzen Spätschriften wie ''Nietzsche contra Wagner'' und Teilen von ''Ecce homo'' wiederholte er seine Angriffe und Vorwürfe der décadence.
:''Denn der Parsifal ist ein Werk der Tücke, der Rachsucht, der heimlichen Giftmischerei gegen die Voraussetzungen des Lebens, ein schlechtes Werk. – Die Predigt der Keuschheit bleibt eine Aufreizung zur Widernatur: Ich verachte jedermann, der den Parsifal nicht als Attentat auf die Sinnlichkeit empfindet''. <ref>''Nietzsche contra Wagner'', Wagner als Apostel der Keuschheit, 3</ref>

Bei aller Kritik an Wagner gab Nietzsche halb ironisch zu, dass man schon aus psychologischen Gründen auf Wagner nicht verzichten könne. Zwar sei [[Georges Bizet]]s helle, südliche und diesseitige Welt der schweren und schwülen Atmosphäre Wagners vorzuziehen, doch kein Psychologe könne auf Wagner verzichten.

Kurz vor seinem Zusammenbruch im Januar 1889 in Turin, zog Nietzsche in seinen Spätwerken ''Ecce homo'', ''Götzen-Dämmerung'' und ''Der Fall Wagner'' eine brennglasartige Bilanz seines Denkens. In seinem letzten Werk, [[Nietzsche contra Wagner]], das er zu Weihnachten 1888 veröffentlichte, setzte er sich schonungslos mit Wagner, den Deutschen und deren „décadence” auseinander.

Siehe: [[Nietzsche contra Wagner]]

==== [[Franz Liszt]] ====
Das Verhältnis Liszt-Wagner war nicht ohne Spannungen. Mit „Altersweisheit” fanden sie wieder zueinander. Nach Wagners plötzlichem Tod schrieb Liszt an Olga von Meyendorff:
:''Die Zeitungen sind voll von Notizen über den Tod des großen Dichterkomponisten (...), des unübertrefflichen Gestalters eines Ideals, das vor ihm in der Gesamt-Kunst, Dichtung, Musik und Theaterdarstellung, nicht verwirklicht wurde (...) Wagner nur als eine berühmte oder ausgezeichnete Persönlichkeit anzusehen scheint mir eine, wenn auch noch so wenig, törichte Täuschung zu sein. Die Verästelungen seines Geistes kommen aus tiefsten Wurzeln hervor. In Ihm überwiegt das Übermenschliche.''
[[Bild:Thomas Mann 1937.jpg|160px|thumb|Thomas Mann, 1937 <br><small>Foto von [[Carl van Vechten]]</small>]]

==== [[Thomas Mann]] ====
Thomas Mann beschäftigte sich in Essays, Vorträgen und seinem epischen Werk immer wieder mit Wagner. Er konnte sich dem Klangrausch seiner Musik nicht entziehen und analysierte in kritischen Abhandlungen die Schwächen Wagners:
:''Wagner, das Pumpgenie, der luxusbedürftige Revolutionär, der namenlos unbescheidene, nur von sich erfüllte, ewig monologisierende, rodomontierende, die Welt über alles belehrende Propagandist und Schauspieler seiner selbst...''

:''Die Passion für Wagners zaubervolles Werk begleitet mein Leben, seit ich seiner zuerst gewahr wurde und es mir zu erobern, es mit Erkenntnis zu durchdringen begann. Was ich ihm als Genießender und Lernender verdanke, kann ich nie vergessen, nie die Stunden tiefen, einsamen Glückes inmitten der Theatermenge, Stunden voll von Schauern und Wonnen der Nerven und des Intellektes, von Einblicken in rührende und große Bedeutsamkeiten, wie eben nur diese Kunst sie gewährt. Meine Neugier nach ihr ist nie ermüdet; ich bin nicht satt geworden, sie zu belauschen, zu bewundern, zu überwachen – nicht ohne Misstrauen, ich gebe es zu.''<ref>{{internetquelle|autor=Josef Lehmkuhl|hrsg= Königshausen & Neumann, ISBN 978-3-826-03347-6 |url=http://books.google.com/books?id=hR6KS3W2vUwC&pg=PA8&lpg=PA8&dq=Wagner,+das+Pumpgenie,+der+luxusbed%C3%BCrftige+Revolution%C3%A4r,&source=bl&ots=FfCCydt1gB&sig=Wn663vLvRvw61eFZtJP1yNIwSJ8&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=4&ct=result|titel=... kennst du genau den Ring? Seite 8 f|zugriff=26. November 2008}}</ref>

In seinem später als Essay erschienenen Vortrag „[[Leiden und Größe Richard Wagners]]”, den er 1933 zum fünfzigsten Todestag Wagners in München hielt, analysierte er das Wagnersche Lebenswerk und setzte sich derart kritisch mit der Persönlichkeit und seelischen Qualität der Musik Wagners auseinander, dass es zu einem inszenierten Protest gegen den Schriftsteller kam. Dieser ''Protest der Richard-Wagner-Stadt München'', der am 16./17. April 1933 in den ''Münchener Neuesten Nachrichten'' erschien und u. a. von [[Hans Knappertsbusch]], [[Richard Strauss]] und [[Hans Pfitzner]] unterzeichnet war, befestigte Thomas Manns in dem Entschluss, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Die Verfasser warfen Thomas Mann vor, von den Idealen der [[Betrachtungen eines Unpolitischen]] abgerückt zu sein und mit „ästhetisierendem Snobismus” das „tiefste deutsche Gefühl”<ref> zit. nach Thomas Mann, ''Achtung Europa`'', Band 4, Hrsg. Hermann Kurzke, Frankfurt am Main, 1995 S. 342 </ref> zu beleidigen und den „großen deutschen Meister”<ref>{{internetquelle|autor=Klaus Schröter|hrsg=|url=http://books.google.com/books?id=LP5iN-aJoXMC&pg=PA199&lpg=PA199&dq=gro%C3%9Fen+deutschen+Meister+Wagner&source=web&ots=5K_4wEakte&sig=AKgR2oHQuib0h9-Jq8-CO6ScWrg&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=3&ct=result|titel=Thomas Mann im Urteil seiner Zeit|zugriff=26. November 2008}}</ref>
zu verunglimpfen.

==== [[Theodor W. Adorno]] ====
Der Sozialphilosoph, Musiktheoretiker der [[Zweite Wiener Schule|Zweiten Wiener Schule]] beschäftigte sich u. a. in seinem Buch „Versuch über Wagner” mit dem Werk des Komponisten.
:''Seine Musik gebärdet sich, als ob ihr keine Stunde schlüge, während sie bloß die Stunden ihrer Dauer verleugnet, indem sie sie zurückführt in den Anfang. Die Dynamik der permanenten Regression hat dem Wagnerschen Werk ein Rätselhaftes verliehen, und heute noch bleibt dem Hörer, im Unterschied zu fast jeder anderen Musik, trotz aller Vertrautheit das Unauflösliche des blinden Flecks zurück. Wagner verweigert dem Gehör, das ihn begleitet, die feste Bestimmung und lässt es im Zweifel, ob der Formsinn eines jeden Augenblicks richtig aufgefasst sei.''



==== [[Marcel Prawy]] ====
Der Wiener Dramaturg, Theater- und Musikkritiker resümiert in seiner Wagner-Hommage:<ref>Marcel Prawy: „Nun sei bedankt”, mein Richard-Wagner-Buch. München 1982; ISBN 3-442-10191-3</ref>
:''Man muss diesem Leben Verständnis entgegenbringen, einem Leben, das nur einem Ziel gedient hat: dem Theater seiner Vision. Wagners Leben und Werk sind das phantastische Märchen der Tausend-und-zweiten Nacht ... er wurde am 22. Mai 1813 geboren ... und ist niemals gestorben.

== Wagner und der Antisemitismus ==
=== Antisemitismus im Umfeld Wagners ===
[[Bild:Hschamberlain1895.jpg|right|thumb|160jpx|Houston Stewart Chamberlain 1895]]
Die Bewertung von Richard Wagners [[Antisemitismus]] ist bis heute von verschiedenen Perspektiven und Interpretationen seines Wirkens und seiner Werke geprägt, die in nicht unwesentlichem Maße seine eigene Ambivalenz im Verhältnis zum [[Judentum]], Religion im Allgemeinen und der politischen Landschaft seiner Zeit widerspiegelt. Wagners Äußerungen griffen jene antisemitischen Stereotypen und Reflexe auf, die er in Deutschland und Europa des 19. Jahrhunderts bereits vorfand und deren Ursprung sich bis zu [[Martin Luther]] zurückverfolgen lässt, der seinen [[Antijudaismus]] in mehreren Schriften zum Ausdruck brachte, u. a. „[[Von den Jüden und iren Lügen]]” (1543). Antisemitismus gehörte in Wagners Umfeld zum „guten Ton”, vor allem während der Zeit mit Cosima, die eine extreme antisemitische Einstellung hatte und deren Rolle somit kritisch beleuchtet werden muss.

Der englische Schriftsteller [[Houston Stewart Chamberlain]], Verfasser der „Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts”, einem Werk, dessen schwärmerischer Germanenkult von antisemitischem und rassistischem Gedankengut durchzogen ist, heiratete 1908 Wagners zweite Tochter Eva. Chamberlain gilt als einer der ideologischen Wegbereiter des nationalsozialistischen Antisemitismus. Er versuchte mit seinen Schriften, auch Wagners Werke im Sinne des [[Nationalsozialismus]] umzudeuten.

=== Wagners Antisemitismus ===
[[Bild:Mendelssohn Bartholdy.jpg|160px|thumb|upright|Felix Mendelssohn Bartholdy mit 30 Jahren. Aquarell von [[James Warren Childe]] (Ausschnitt), 1839]]
Wagners Weltbild, in dem sich künstlerische und politisch-agitatorische Ambitionen vermischten, war geprägt von einer pauschalen Sehnsucht nach Aufbruch, Umsturz und Revolution, nach einer meist nicht näher definierten neuen Kunst und Gesellschaft durch Untergang des Bestehenden (siehe: [[Die Kunst und die Revolution]]). Seine Motivation war eine sich stets wandelnde Mischung aus humanistisch-aufklärerischer Revolution gegen Aristokratie, romantischer Aspekte wie der Rückkehr zur Natur und der Ablehnung der [[Industrialisierung]], sowie [[Nationalismus|nationalistischer]] Phantasien von der totalen Einheit einer Rasse oder eines Volkes.

Ressentiments gegen deutsche Juden waren für Wagner ein willkommenes Ventil für seinen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex, wie einige Biographen meinen, beispielsweise der Tiefenpsychologe [[Josef Rattner]], der in einem „Psychogramm” Wagners Antisemitismus wie folgt erklärt:

:''Wer so hartnäckig um eine Ideologie des Hasses kreist, bedarf ihrer und kann anscheinend ohne sie nicht leben. Daher muss das antisemitische und rassistische Element in Wagners Persönlichkeit in einem größeren Zusammenhang gesehen werden.''<ref>Josef Rattner: Richard Wagner im Lichte der Tiefenpsychologie. Berlin 1984</ref>

Rattner führt weiter aus, dass Wagners Antisemitismus – auch der von Cosima Wagner – eine Beihilfe zur Integration in die „vornehme Welt” gewesen sei. Mit dem dauernden Sichaufreizen am Judentum „vollzog das Ehepaar Wagner ein Ritual”. Sie hätten sich dabei gegenseitig ihr „Wohlgeborensein”, ihre „Deutschheit” und zumindest ihre „rassische Aristokratie” versichert. Zwei ehrgeizige, auf Perfektionismus bedachte Charaktere hätten sich im Antisemitismus zur wechselseitigen und absoluten Selbstbestätigung vereinigt.

Seine von Freunden und Bekannten häufig beschriebene Ruhmsucht, sein Hang zu Luxus, Verschwendung und Blendwerk waren ausgerechnet die Eigenschaften, die er häufig den Juden vorwarf. Blieben finanzieller Erfolg und Anerkennung aus, so wähnte Wagner sich nicht selten als Opfer angeblicher jüdischer Gegnerschaft. Die missgünstige Geringschätzung und Diffamierung von jüdischen Komponisten wie [[Giacomo Meyerbeer]] und [[Felix Mendelssohn Bartholdy]] versuchte er mit Schriften wie [[Das Judentum in der Musik]] und dem darauf aufbauenden ''Brief an Gräfin Muchanow'' zu theoretisieren; wie Kritiker anführen, um diese persönliche Motivation zu überdecken. In diesem Zusammenhang wird auch der musikalische Einfluss Mendelssohns auf Wagner diskutiert. So waren einige Frühwerke Wagners, wie etwa die ''Columbus-Ouvertüre'', teilweise von Kompositionen Mendelssohns angeregt worden. Trotz persönlicher Vorbehalte rühmte Wagner Mendelssohns Musik; dessen ''[[Die Hebriden (Mendelssohn)|Hebriden-Ouvertüre]]'' bezeichnete er 1879 in den „Bayreuther Blättern” als „eines der schönsten Musikwerke, die wir besitzen”.

Wagners Einsatz für den [[Tierschutz]] am Ende seines Lebens hatte auch antisemitische Anklänge. Angelehnt an [[Schopenhauer]] hielt er [[Schächtung]] und [[Vivisektion]] für zwei Seiten einer Medaille und Ausdruck einer „Jüdischen Medizin”<ref>ARLUKE, A. & B. SAX (1992): Understanding Nazi Animal Protection and the Holocaust. Anthrozoös, H. 5, 6-31</ref>. Wagner unterstützte unter anderem in einem offenen Brief<ref>Offenes Schreiben an Herrn Ernst von Weber Verfasser der Schrift Die Folterkammern der Wissenschaft, 1879, R. Wagner, Gesammelte Werke, Leipzig 1888</ref> Anliegen der Tierschutzbewegung im Kaiserreich. Wagner betonte, die Menschheit könne durch Verzicht auf Fleischgenuss zu einem höheren moralischen Dasein gelangen, wurde selbst aber nicht Vegetarier.

Wagners Schriften und Äußerungen über und gegen Juden umfassen ein weites Spektrum. Dieses reicht von niedersten, affektiven Tiraden über die angesprochenen Theorien bis hin zu fast versöhnlichen Tönen und – wie einige Historiker und Musikkritiker meinen – zu einer Identifizierung mit der Außenseiterrolle der Juden als jemand, der sich selbst oft als Außenseiter empfand.

Wagner pflegte Freundschaften zu jüdischen Landsleuten wie seinem Helfer Karl Tausig, [[Joseph Rubinstein]], [[Angelo Neumann]] und der berühmten Sängerin [[Lilli Lehmann]]. Bemerkenswert ist, dass er am Ende seines Lebens die [[Parsifal]]-Uraufführung [[Hermann Levi]] anvertraute, der ebenfalls zu seinem jüdischen Freundeskreis zählte und Sohn eines Rabbiners war. Ob das ein Widerspruch zu seinen antisemitischen Äußerungen ist und inwieweit diese dadurch relativiert werden, ist Gegenstand der Debatte. Der Musikkritiker [[Joachim Kaiser]] hat verschiedentlich darauf hingewiesen, dass sich antisemitische Äußerungen in dem, was Wagner wirklich wichtig war, nämlich seinen musikdramatischen Werken, nicht nachweisen lassen, wenngleich – etwa von [[Saul Friedländer]] – die Auffassung vertreten wurde, einige Figuren wie Mime und Alberich aus dem „Ring” zeigten Züge von Judenkarikaturen.

Ein Kongress mit dem Ziel einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas ''Wagner und die Juden'' fand erstmalig im Festspielsommer 1998 in Bayreuth unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus Deutschland, Israel und den USA statt, die Beiträge und z. T. sehr kontroversen Diskussionen wurden unter der Herausgeberschaft von Borchmeyer u.&nbsp;a. publiziert.<ref>[http://www.sun.rhbnc.ac.uk/Music/Conferences/98-8-wuj.html Kongress Richard Wagner und die Juden, Kurzfassungen der Beiträge]</ref>

=== Wagner und Hitler ===
Die tradierte Wagner-Rezeption beschwichtigt, Wagners journalistischer Antisemitismus wäre eine Randnotiz geblieben, hätte ihn nicht das [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] Regime unter [[Adolf Hitler]] vereinnahmt. Es hatte ihn zum deutschen Komponisten par excellence stilisiert und in seinem Niedergang Wagners Musiktheater für einen mortalen Endzeit-Kult missbraucht.

Während seiner Wiener Zeit ging Hitler regelmäßig in die Oper und beschäftigte sich intensiv mit Wagner. Als Vorbild eigener Lebensvisionen war Wagner für ihn ein vergöttertes Idol <ref>Joachim Fest: ''Hitler. Eine Biographie''. Ullstein, Berlin Neuausgabe 2002, Lizenzausgabe des Spiegel-Verlags, Hamburg 2007, S. 94 </ref>. Wie [[Joachim Fest]] beschreibt, machte die eingebildete Nachfolge die „Verführung durch den romantischen Geniebegriff deutlich”, welcher in Wagner seine Erfüllung und Entgleisung gefunden habe. Die eskapistischen Träume des scheiternden, im Männerheim lebenden Künstlers Hitler entzündeten sich am Genie Wagners. Hitler erklärte später, mit Ausnahme Wagners keine Vorläufer gehabt zu haben und bezeichnete Wagner als „größte Prophetengestalt, die das deutsche Volk besessen” habe. <ref> zit. Nach Joachim Fest: ''Hitler. Eine Biographie'' S. 96 </ref>

[[Bild:Wagner Das Judenthum in der Musik 1869.jpg|thumb| 140px| Original-Broschur 1869]]
In seiner Broschüre ''Das Judenthum in der Musik'' (1869) schreibt Richard Wagner ohne notwendigen Bezug auf die musiktheoretische Polemik vom ''„natürlichen Widerwillen gegen jüdisches Wesen”'' und: ''„Der Jude ist nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge dieser Welt wirklich bereits mehr als emanzipiert: er herrscht, und wird solange herrschen, als das Geld die Macht bleibt, vor welcher alles unser Thun und Treiben seine Kraft verliert”.'' An die Juden gerichtet schließt er mit den Worten: ''„Aber bedenkt, dass nur Eines eure Erlösung von dem auf euch lastenden Fluche sein kann: die Erlösung Ahasvers, - der U n t e r g a n g !”'' (so gesperrt im Original).

Richard Wagner hatte diesen Text bereits 1850 in der Neue[n] Zeitschrift für Musik unter dem Pseudonym ''„K. Freigedank”'' publiziert. 1869 tritt er damit wieder [!] an die Öffentlichkeit, diesmal unter eigenem Namen und mit einem Anhang (S. 31 – 57), der den ursprünglichen Aufsatz an Judenhass und Demagogie übertrifft. In ihm heißt es gegen Ende in tückischer Resignation, doch gleichwohl appellativ: ''„Ob der Verfall unserer Cultur durch eine gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elementes aufgehalten werden könne, vermag ich nicht zu beurtheilen, weil hierzu Kräfte gehören müssten, deren Vorhandensein mir unbekannt ist.”'' Es ist unwahrscheinlich, dass Hitler diese Schrift nicht gekannt hat. Jedenfalls hat sich der gescheiterte Künstler Hitler, dem Massenerschütterer und Großmeister des Musiktheaters verfallen, <ref> So hat Thomas Mann Richard Wagner bezeichnet. </ref> zum Vollstrecker seines Propheten gemacht. <ref> Köhler, Joachim: Wagners Hitler. Der Prophet und sein Vollstrecker. München: K. Blessing 1997 </ref> Das auf die Juden gemünzte Begriffspaar "Dämon" und "Verfall" taucht zuerst bei Wagner auf <ref>"Erkenne dich selbst" 1881</ref>, wird von [[Alfred Rosenberg]] in einer antisemitischen Schrift von 1923 aufgegriffen: ''Als eines der Vorzeichen dieses kommenden Kampfes...steht die Erkenntnis des Wesens des Dämons unseres heutigen Verfalls...'' <ref>"Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik" Böpple, München 1923, Ausgabe 1933 auf S. 133</ref>, und taucht schließlich mit anderen Worten bei Hitler auf. Der Dämon wird jetzt zum "Polypen", einem häufigen Karikatur-Motiv gegen Juden, der Verfall gerät zur "Umstrickung": ''Werden unser Volk ... das Opfer dieser blut- und geldgierigen jüdischen Völkertyrannen, so sinkt die ganze Erde in die Umstrickung dieses Polypen...'' <ref>"Mein kampf" 721. Aufl. 1942, S. 703</ref>,

Hitlers Lieblingsopern waren ''Rienzi, der letzte der Tribunen'' und ''Parsifal''. Aus ''Parsifal'' wollte er sich „seine Religion bauen”: ''Gottesdienst in feierlicher Form ohne theologisches Parteiengezänk, ohne ekelhafte Kutten und Weiberröcke''.<ref> Hermann Rauschning; Gespräche mit Hitler.</ref>
Hitler lernte im Jahre 1923 Cosima und Winifred Wagner in Bayreuth kennen und nahm später als „Führer” per Verfügung Einfluss auf die Festspiele hinsichtlich des Programms und der Regie, z. B. bei ''Parsifal''. Als ehemaliger Postkartenmaler Ideen zum Bühnenbild eines der höchstrangigen Musikfestivals in Deutschland beizusteuern, verschaffte Hitler persönliche Genugtuung und das Gefühl der Anerkennung beim deutschen Bürgertum.

Das Thema Wagner und Hitler wird seit Jahrzehnten publizistisch behandelt, beispielsweise von Hartmut Zelinsky und Joachim Köhler. Köhler versucht in seinem Buch „Wagners Hitler”, den Einfluss der Wagnerschen Gedankenwelt auf Hitler und dessen Handeln nachzuweisen.

In [[Israel]] ist Wagner immer noch heftig umstritten. Die öffentliche Aufführung von Wagners Werken ist praktisch nicht möglich. So führte die Aufführung des Vorspiels zu ''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]'' durch [[Daniel Barenboim]] im Juli 2001 zu einem [[Eklat]] <ref>http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,144085,00.html </ref>, einer Kritik des Wiesenthal-Zentrums und des damaligen Jerusalemer Bürgermeisters [[Ehud Olmert]]. Andere Wagner-Aufführungen waren bereits vorher durch Proteste von [[Holocaust]]-Überlebenden verhindert worden.

== Werke ==
[[Bild:Berlin, Tiergarten, Richard-Wagner-Denkmal.jpg|thumb|Das von [[Gustav Eberlein]] geschaffene [[Richard-Wagner-Denkmal (Berlin)|Wagner-Denkmal]] im Berliner Tiergarten]]
[[Bild:Liebethaler-grund wagnerdenkmal-2.jpg|thumb|[[Richard-Wagner-Denkmal (Graupa)|Wagner-Denkmal]] im [[Liebethaler Grund]] in der Nähe von [[Pirna]]]]
[[Bild:WahnfriedBayreuth11.JPG|thumb|350px|Das Grab: „Die Welt hat zu wissen, wer hier liegt” R.W.]]

=== Musikdramatische Werke ===
*''[[Die Feen]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 32 (1833–1834, [[Uraufführung|UA]]: 29. Juni 1888 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
*''[[Das Liebesverbot]] oder Die Novize von Palermo'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 38 (1834–1836, UA: 29. März 1836 Stadttheater Magdeburg)
*''[[Rienzi|Rienzi, der Letzte der Tribunen]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 49 (1837–1840, UA: 20. Oktober 1842 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden)

Nur die folgenden zehn Werke wählte Wagner für Aufführungen im Festspielhaus auf dem [[Grüner Hügel|Grünen Hügel]] in Bayreuth aus:
*''[[Der Fliegende Holländer]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 63 (1840–1841, UA: 2. Januar 1843 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1852 (Zürich) und 1864 (München))
*''[[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 70 (1842–1845, UA: 19. Oktober 1845 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1847, 1860 (Erstdruck der Partitur, sog. „Dresdener Fassung”), 1861 (Paris, in frz. Sprache), 1875 (Wien, sog. „Pariser Fassung”))
*''[[Lohengrin]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 75 (1845–1848, UA: 28. August 1850, Großherzogliches Hoftheater Weimar.)
*''[[Der Ring des Nibelungen]]'' (betont: N'''i'''belungen) [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 86, mit vier Teilen:
**''Vorabend: [[Das Rheingold]]'' (1851–1854, UA: 22. September 1869 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
**''Erster Tag: [[Die Walküre]]'' (betont: W'''a'''lküre) (1851–1856, UA: 26. Juni 1870 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
**''Zweiter Tag: [[Siegfried (Oper)|Siegfried]]'' (1851–1871, UA: 16. August 1876 Festspielhaus Bayreuth)
**''Dritter Tag: [[Götterdämmerung (Oper)|Götterdämmerung]]'' (1848–1874, UA: 17. August 1876 Festspielhaus Bayreuth)
*''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 90 (1856–1859, UA: 10. Juni 1865 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
*''[[Die Meistersinger von Nürnberg]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 96 (1845–1867, UA: 21. Juni 1868 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
*''[[Parsifal]]'' [[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]] 111 (1865–1882, UA: 26. Juli 1882 Festspielhaus Bayreuth) – „Bühnenweihfestspiel”

=== Sonstige Musikwerke ===
*''Symphonie C-Dur''
*''Symphonie E-Dur'' (unvollendet, es existieren nur 2 Sätze)
*''[[Das Liebesmahl der Apostel]]'' ein biblische Szene, für Männerstimmen und großes Orchester (1843)
*''Fantasie'' für Klavier in fis-Moll (1831)
*3 Klaviersonaten
**Klaviersonate in B-Dur (1831)
**Klaviersonate in A-Dur (1832)
**Klaviersonate in As-Dur (1853)
*''Züricher Vielliebchen-Walzer'' für Klavier in Es-Dur (1854)
*''[[Wesendonck-Lieder]]''
*''[[Siegfried-Idyll]]'' für kleines Orchester (1870)
*''König Enzio-Ouvertüre'' (1832)
*''Columbus-Ouvertüre'' (1835)
*''Polonia'', C-Dur (1836)
*''Rule Britannica'', D-Dur (1837)
*''Eine Faust-Ouvertüre'', d-Moll (1844)
*''Huldigungsmarsch für Ludwig II. von Bayern'', Es-Dur (1864)
*''Kaisermarsch'', B-Dur (1871)
*''Großer Festmarsch'', G-Dur (1876)
*''Ankunft bei den schwarzen Schwänen – Albumblatt in As-Dur für Klavier'' in As-Dur (1861)

Insgesamt sind nach dem Wagner-Werkverzeichnis ([[Wagner-Werke-Verzeichnis|WWV]]) einschließlich aller Gelegenheitskompositionen und Widmungsblätter, jedoch ohne die Schriften Wagners, 113 Werke verzeichnet.

=== Schriften ===
Wagner hat neben den Inhaltsentwürfen, Textfassungen und Analysen seiner Musikdramen zahlreiche [[Musiktheorie|musiktheoretische]], [[Philosophie|philosophische]], [[Politik|politische]] und [[Belletristik|belletristische]] Schriften verfasst und sie mit seinen Musikdramen ab 1871 in seiner Sammlung ''Sämtliche Schriften und Dichtungen'' herausgegeben, die – einschließlich der Autobiografie ''Mein Leben'' – 16 Bände umfasst. Wagner war schriftstellerisch produktiver als die meisten anderen Komponisten. Zudem hat er tausende Briefe geschrieben.
Die meisten seiner Schriften sind stilistisch verunglückt und zeichnen sich nicht durch stringente Gedankenführung aus. Neben trocken deduzierendem Stil und Kanzleiprosa finden sich hymnische Episoden und Gedankenblitze <ref> Kindlers Neues Literaturlexikon, Richard Wagner, Das Kunstwerk der Zukunft, München 1992</ref>.
Gregor-Dellin urteilt in seiner Wagner-Biographie, die Schriften seien mit „Reisszwecken gespickt, ein unverdaulicher Brei, Kanzeleiprosa”, und [[Ludwig Reiners]] griff für Beispiele schlechter Prosa immer wieder auf Texte Wagners zurück.
Für den ebenso kritischen wie begeisterten Verehrer [[Thomas Mann]] enthalten die Schriften „sehr Wahres und Falsches ineinander geschlungen” und „höchste Sachkunde neben peinlicher Mitrederei”. Man könne aus Wagners Schriften nicht viel über den Verfasser lernen. „Wagners siegreiches Werk beweist nicht seine Theorie, sondern nur sich selbst.”

Wie auch immer man die Schriften beurteilt, so können sie doch als Nährboden betrachtet werden, aus dem seine musikdramatischen Werke hervorgegangen sind. Zugleich machen sie deren geistigen Hintergrund verständlich.
[[Bild:Erstausgaben für Wikipedia II 011.jpg|right|thumb|180px|Titelblatt des Erstdruckes]]

Als seine wichtigsten Schriften gelten:

* ''Eine Pilgerfahrt zu Beethoven'' (1840)
* ''Zu Beethovens Neunter Symphonie'' (1846)
* ''Der Nibelungen-Mythos als Entwurf zu einem Drama'' (1848)
* ''[[Die Wibelungen]]. Weltgeschichte aus der Sage'' (1849)
* ''[[Die Kunst und die Revolution|Die Revolution]]'' (1849) – die erste von mehreren Kunst-Revolutions-Schriften
* ''Der Mensch und die bestehende Gesellschaft'' (1849)
* ''[[Die Kunst und die Revolution]]'' (1849)
* ''[[Das Kunstwerk der Zukunft]]'' (1850)
* ''Kunst und Klima'' (1850)
*''[[Das Judentum in der Musik]]'' (1850) → [http://www.sammlung-dr-hans-peter-haack.de/deutsche_literatur_bis_1900/wagner_r_1869_das_judenthum_in_der_musik-a242.htm] – eine Polemik gegen jüdische Komponisten
* ''[[Oper und Drama]]'' (1851) – ein Essay über die Theorie der Oper
* ''Eine Mitteilung an meine Freunde'' (1851) Vorstufe zu Wagners Autobiographie
* ''[[Über Staat und Religion]]'' (1864) Eine theoretische Abhandlung für König Ludwig II.
* ''Deutsche Kunst und Deutsche Politik'' (1868)
* ''Über das Dirigieren'' (1869)
* ''Beethoven'' (1870)
* ''Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth'' (1873)
* ''Was ist deutsch?'' (1878) und: ''Wollen wir hoffen?'' (1879)
* ''[[Religion und Kunst]]'' (1880) plus Nachtrag: ''Was nützt diese Erkenntnis?''
* ''Das Bühnenweihfestspiel in Bayreuth'' (1882)

Wagners Autobiografie ''Mein Leben'', die zu seinen Lebzeiten nur im Privatdruck in etwa 25 Exemplaren für enge Freunde erschien, gilt als kulturhistorisches Dokument des 19. Jahrhunderts, ebenso wie die Tagebuchaufzeichnungen Cosima Wagners, die sie von 1869 bis zum Tod ihres Gatten führte. Darin ist viel Privates, „Nebensächliches” mitgeteilt, aber auch zahlreiche Aussprüche und Gespräche Wagners bis hin zu seinen Träumen.

== Einzelnachweise ==
<references/>

== Siehe auch ==
* [[Bayreuther Festspiele]]
* [[Wagner (Familie)]]
* [[Zukunftsmusik]]
* [[Richard-Wagner-Denkmal]]

== Literatur ==
=== Über Richard Wagner ===
* [[Wendelin Weißheimer]]: ''Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen'', Stuttgart 1898, 3.Aufl.
* Hans-Joachim Bauer: ''Reclams Musikführer Richard Wagner''. Reclam, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-010374-6
* [[Paul Bekker]]: ''Richard Wagner'' (1924)
* Elsa Binder: ''[[Malwida von Meysenbug]] und Friedrich Nietzsche. Die Entwicklung ihrer Freundschaft mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zur Stellung der Frau''. Überarbeiteter Nachdruck, Schutterwald/Baden: Dr. Klaus Fischer Verlag 2007. ISBN 978-3-928640-77-0. (Malwida von Meysenbug war eine enge Freundin Wagners und erlebte seinen Bruch mit Nietzsche]
* Werner Breig, Martin Dürrer, Andreas Mielke: ''Wagner-Briefe-Verzeichnis'' (WBV). Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1998, ISBN 3-7651-0330-6
* [[Martin Geck]]: ''Richard Wagner''. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-50661-0
* [[Carl Friedrich Glasenapp]]: ''Das Leben Richard Wagners''. Sechs Bände. Leipzig 1876–1911
* [[Martin Gregor-Dellin]]: ''Richard Wagner – Sein Leben, sein Werk, sein Jahrhundert''. Piper, München 1980, ISBN 3-492-02527-7
* [[Brigitte Hamann]]: ''Die Familie Wagner''. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-50658-0
* Walter Hansen: ''Richard Wagner. Sein Leben in Bildern''. Mit 186 Abb., durchgehend vierfarbig. dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-34457-9
* [[Jacques Hartog]]: ''Richard Wagner''. Johannes M. Meulenhoff Verlag, Leipzig 1913
* [[Friedrich von Hausegger]]: ''Richard Wagner – Aus dem Geiste der Musik geboren''. (Hörbuch) ABOD, Norderstedt 2006, ISBN 3-8341-0174-5
* Eckehard Kiem/Ludwig Holtmeier (Hrsg.), Richard Wagner und seine Zeit, Laaber 2003, ISBN 3-921518-95-4
* Joachim Köhler: ''Der letzte der Titanen'', Richard Wagners Leben und Werk. Claassen-Verlag München, 2001, ISBN 3-546-00273-3
* Joachim Köhler: ''Wagners Hitler'', der Prophet und sein Vollstrecker. Blessing-Verlag München, 1977, ISBN 3-89667-016-6
* [[Ludwig Marcuse]]: ''Das denkwürdige Leben des Richard Wagner''. Szczesny-Verlag München, 1963
* [[Heinz-Klaus Metzger]] und [[Rainer Riehn]] (Hrsg.): ''Richard Wagner. Wie antisemitisch darf ein Künstler sein?'' aus der Reihe: [[Musik-Konzepte (Periodikum)|Musik-Konzepte]], Heft 5, Edition Text u. Kritik, München 1978, ISBN 3-921402-67-0
* {{ADB|40|544|571|Wagner, Richard|Franz Muncker|ADB:Wagner, Richard}}
* [[Ferdinand Pfohl]]: ''Richard Wagner, Sein Leben und Schaffen.'' Ullstein, Berlin-Wien 1911, 398 Seiten
* Hannu Salmi: ''Wagner and Wagnerism in Nineteenth-Century Sweden, Finland, and the Baltic Provinces: Reception, Enthusiasm, Cult.'' Eastman Studies in Music. University of Rochester Press, Rochester NY 2005.
* Hannu Salmi: ''Imagined Germany. Richard Wagner’s National Utopia''. German Life and Civilization, Vol. 29. General editor: Jost Hermand. Peter Lang Publishing, New York 1999.
* Scholz, Dieter David: Ein deutsches Mißverständnis. Richard Wagner zwischen Barrikade und Walhalla. Berlin: Parthas Verlag 1997, 383 Seiten, ISBN 3-932529-13-8
* [[Alexander Schmidt]]: ''Braune Brüder im Geiste? Volk und Rasse bei Wagner und Hitler – Ein kritischer Schrift-Vergleich''. Tectum Verlag, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9252-1
* Stefan Lorenz Sorgner/H. James Birx/ Nikolaus Knoepffler (Hg.): Wagner und Nietzsche: Kultur – Werk – Wirkung. Ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek, 2008. ISBN 978-3-499-55691-3
* [[Cosima Wagner]]: ''Die Tagebücher''. Piper München, 1977 ISBN 3-492-02199-9
* Sven Friedrich: ''Der Klassik(ver)führer: Sonderband Richard Wagner'', Auricula, Berlin 2007, ISBN 978-3-936196-08-5

=== Über Wagners Werke ===
* [[Dieter Borchmeyer]], Ami Maayani, Susanne Vill (Hrsg.): ''Richard Wagner und die Juden'', J.B. ’Metzler, Stuttgart, Weimar 2000, ISBN 3-476-01754-0
* Lothar Bornscheuer: [http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/wissen/projekte-pool/rezeption_nibelungen/wagner_bornscheuer.pdf ''Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen. Ein Meisterwerk des Anarchismus''.] (PDF-Datei) [[Rezeption]] des Nibelungenstoffs, [http://www.goethezeitportal.de GoethezeitPortal.de], 2005
* John Deathridge, Martin Geck, Egon Voss (Hrsg.): ''Wagner Werkverzeichnis'' (WWV), [[Schott Music|Schott]], Mainz 1986 ISBN 3-7957-2201-2
* Jens Malte Fischer: ''Richard Wagners ´Das Judentum in der Musik´'', Eine kritische Dokumentation als Beitrag zur Geschichte des europäischen Antisemitismus. Insel, Frankfurt/Main 2000, ISBN 3-458-34317-2
* Sven Friedrich: ''Richard Wagner, Deutung und Wirkung'', Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2851-1
* [[Markus Kiesel]] (Hrsg.), Das Richard Wagner Festspielhaus Bayreuth, nettpress Köln 2007, ISBN 978-3-00-020809-6
* Richard Klein (Hrsg.), Narben des Gesamtkunstwerks. Wagners Ring des Nibelungen, München 2001, ISBN 3-7705-3565-0
* Josef Lehmkuhl: ''„Kennst du genau den RING?”'' Eine Reise zu Richard Wagners ''Der Ring des Nibelungen'', Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3347-7
* Josef Lehmkuhl: ''Gott und Gral Eine Exkursion mit Parsifal und Richard Wagner'', Würzburg 2007, ISBN 3-8260-3690-5
* [[Marc A. Weiner]]: ''Antisemitische Fantasien. Die Musikdramen Richard Wagners'', Henschel, Berlin 2000, ISBN 3-89487-358-2 (Übers. von Henning Thies), Originaltitel: ''Richard Wagner and the Anti-Semitic Imagination'', University of Nebraska Press, Lincoln/London 1995, ISBN 0-8032-4775-3
* Sven Friedrich: ''Der Klassik(ver)führer: Sonderband Wagners Ring-Motive'', Auricula, Berlin 2004, ISBN 3-936196-02-8
* Rolf Stemmle: Richard Wagners Bühnenwerke erzählt: 1. Holländer – Tannhäuser – Lohengrin, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3686-6; 2. Der Ring des Nibelungen, ISBN 978-3-8260-3134-2, Würzburg 2005; 3. Tristan – Meistersinger – Parsifal, Würzburg 2006, ISBN 978-3-8260-3372-8

=== Über Wagner-Aufführungen ===
*Appia, Adolphe: La mise en scène du Drame Wagnerien, Paris 1895
*Appia, Adolphe: Die Musik und die Inszenierung, 1899
*Appia, Adolphe: Über das Bayreuther Festspielhaus, 1902. In: Barth, Herbert (Hrsg.): Der Festspielhügel. Richard Wagners Werk in Bayreuth 1876–1976. München 1976, S. 99–103
*Badenhausen, Rolf / Harald Zielske (Hrsg.): Bühnenformen Bühnenräume Bühnendekorationen. Beiträge zur Entwicklung des Spielorts. Berlin 1974.
*Barth, Herbert (Hrsg.): Der Festspielhügel. Richard Wagners Werk in Bayreuth 1876–1976. München 1976
*Petzet, Detta und Michael: Die Richard Wagner-Bühne Ludwig II. München 1970.
*Schöne, Günther: Das Bühnenbild im 19. Jahrhundert. In: Katalog des Theatermuseums München, München 1959 (S. 5–20)
*Skraup, Siegmund: 1924–1944. Die Sprache Bayreuths und die Sprache der Zeit. In: Theater unserer Zeit, Band 2: Der Fall Bayreuth, Basel/Stuttgart 1962
*Steinbeck, Dietrich: Richard Wagners Tannhäuser-Szenarium. Das Vorbild der Erstaufführungen und der Dekorationspläne, Berlin 1968 = Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Band 64 (S. 6–12)
*Steinbeck, Dietrich: Inszenierungsformen des „Tannhäuser” (1845–1904), Regensburg 1964 = Forschungsbeiträge zur Musikwissenschaft (Hrsg. v. Gustav-Bosse-Verlag), Band XIV (S. 70–73, 103–107, 111–112)
*Wagner, Richard: Schriften und Dichtungen. Neun Bände, Leipzig 1872. Band 3: Das Kunstwerk der Zukunft (S. 147–148, 152–153). Band 5: Über die Aufführung des „Tannhäuser” (S. 164–165). Bemerkungen zur Aufführung der Oper „Der Fliegende Holländer” (S. 207–208)
*Wagner, Wieland (Hrsg.): Richard Wagner und das Neue Bayreuth. München 1962
*Westernhagen, Curt von: Das Bühnenbild. Vision – Vorschrift – Verwirklichung. In: Richard Wagner und das Neue Bayreuth, hrsg. v. Wieland Wagner, München 1962, S. 183–206

== Weblinks ==
{{commons|Richard Wagner}}
{{wikisource|Richard Wagner}}
{{Wikiquote|Richard Wagner}}
{{PND|118594117}}
{{LeMO|WagnerRichard|Richard Wagner|Dorlis Blume}}
*{{BAM|Wagner|Richard}}
*{{Zeno-Autor|Literatur/M/Wagner,+Richard}}
* [http://www.klassika.info/Komponisten/Wagner/index.html Übersicht über das Verzeichnis der Werke Richard Wagners] bei [http://www.klassika.info Klassika.info]
* [http://www.zeno.org/Literatur/M/Wagner,+Richard/Autobiographisches/Mein+Leben Digitalisierter Volltext von Wagners Autobiographie ''Mein Leben'']
*[http://www.zeno.org/Musik/M/Glasenapp,+Carl+Friedrich/Das+Leben+Richard+Wagners Digitalisierter Volltext von Carl Friedrich Glasenapps Wagner-Biographie]
* [http://www.wagnerwiki.de/wiki/Hauptseite WagnerWiki] – Umfangreiche Informationen über Richard Wagner
* [http://www.richard-wagner-web.de Richard Wagner-Web] – umfangreiche Informationen über Leben und Werk Richard Wagners
* [http://www.jursitzky.net/Genealogie_Wagner.htm Genealogie Richard Wagner] – Richard Wagners Ahnentafel
* [http://www.wagnerportal.de Das Wagnerportal] – umfangreiche Informationen über Richard Wagner aus der Wagnerstadt
* [http://users.utu.fi/hansalmi/wagner.html Richard Wagner Archive] – sehr umfangreiche Informationssammlung, sowie elektronische Volltexte fast aller Werke, wissenschaftliche Behandlung vieler Aspekte (meist auf Englisch)
* [http://www.zb.unizh.ch/sondersa/musik/Wagner/wagner.htm Wagneriana-Sammlung] in der [[Zentralbibliothek Zürich]]
* [http://www.richard-wagner-werkstatt.com Richard Wagner-Werkstatt] – Textbücher (Zitatsuche möglich), Biographie-Datenbank, Wagner-Aufführungskalender für ganz Europa mit Vorschau bis 2013, Hör-Beispiele
* [http://koenigludwig2.ko.funpic.de/daten/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=32 Richard Wagner und Ludwig II.] – Richard Wagners Beziehung zum bayrischen Märchenkönig
* [http://www.sun.rhbnc.ac.uk/Music/Conferences/98-8-wuj.html ''Wagner und die Juden'']. Auszüge aus den Beiträgen zum internationalen Symposion 1998. Vollständige Texte bei Borchmeyer & al. (s. Literatur).
* [http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/rose.htm Auszüge aus ''Wagner und der Antisemitismus''] von Paul Lawrence Rose, Zürich 1999.
* [http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=1519&ausgabe=200009 Jens Malte Fischers ''Richard Wagner: Das Judenthum in der Musik''] (Rezension)
* [http://www.zeit.de/1999/29/Zwanghaft_fixiert ''Zwanghaft fixiert. Wagner und der Antisemitismus''], Artikel aus der ''Zeit'', 1999.
* [http://www.documentamusica.de Wolf's Thematic Index of the Works of the Great Composers]
* [http://www.altug-uenlue.de/dateien/texte/Tristan.pdf ''Tristan-Akkord''], Artikel aus ''Musiktheorie'', Heft 2, 2003.

; Noten und Hörbeispiele
* {{IMSLP|id=Wagner%2C_Wilhelm_Richard|cname=Wagner}}
* {{ChoralWiki}}
* {{WIMA|idx=Wagner}}
* [http://www.classiccat.net/wagner_r/index.htm ClassicCat.net] Freie Aufnahmen

{{Navigationsleiste Leiter der Bayreuther Festspiele}}

{{DEFAULTSORT:Wagner, Richard}}
[[Kategorie:Deutscher Komponist]]
[[Kategorie:Komponist (Romantik)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Korporierter (Schülerverbindung)]]
[[Kategorie:Corpsstudent]]
[[Kategorie:Künstler (Dresden)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geboren 1813]]
[[Kategorie:Gestorben 1883]]
[[Kategorie:Richard Wagner| ]]
[[Kategorie:Exil in Zürich]]
[[Kategorie:Drama]]
[[Kategorie:Libretto]]
[[Kategorie:Realismus (Literatur)]]

{{Personendaten
|NAME=Wagner, Richard
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Deutscher Komponist
|GEBURTSDATUM=22. Mai 1813
|GEBURTSORT=[[Leipzig]], Deutschland
|STERBEDATUM=13. Februar 1883
|STERBEORT=[[Venedig]], Italien
}}

{{Link FA|he}}
{{Link FA|no}}
{{Link FA|sr}}

[[an:Richard Wagner]]
[[ar:ريتشارد فاغنر]]
[[arz:ريتشارد فاجنر]]
[[bat-smg:Richard Wagner]]
[[be-x-old:Рыхард Вагнэр]]
[[bg:Рихард Вагнер]]
[[bn:রিশার্ড ভাগনার]]
[[br:Richard Wagner]]
[[bs:Richard Wagner]]
[[ca:Richard Wagner]]
[[cs:Richard Wagner]]
[[cv:Рихăрт Вакнĕр]]
[[cy:Richard Wagner]]
[[da:Richard Wagner]]
[[el:Ρίχαρντ Βάγκνερ]]
[[en:Richard Wagner]]
[[eo:Richard Wagner]]
[[es:Richard Wagner]]
[[et:Richard Wagner]]
[[eu:Richard Wagner]]
[[fa:ریچارد واگنر]]
[[fi:Richard Wagner]]
[[fr:Richard Wagner]]
[[fy:Richard Wagner]]
[[ga:Richard Wagner]]
[[gl:Richard Wagner]]
[[gv:Richard Wagner]]
[[he:ריכרד וגנר]]
[[hr:Richard Wagner]]
[[hu:Richard Wagner]]
[[hy:Րիխարդ Վագներ]]
[[id:Richard Wagner]]
[[is:Richard Wagner]]
[[it:Richard Wagner]]
[[ja:リヒャルト・ワーグナー]]
[[jv:Richard Wagner]]
[[ka:რიხარდ ვაგნერი]]
[[kk:Вагнер, Рихард]]
[[ko:리하르트 바그너]]
[[la:Wilhelmus Ricardus Wagner]]
[[lb:Richard Wagner]]
[[li:Richard Wagner]]
[[lij:Richard Wagner]]
[[lt:Richard Wagner]]
[[lv:Rihards Vāgners]]
[[mk:Рихард Вагнер]]
[[ml:റിച്ചാര്‍ഡ് വാഗ്നര്‍]]
[[mr:रिचर्ड वॅग्नर]]
[[ms:Richard Wagner]]
[[nah:Richard Wagner]]
[[nl:Richard Wagner]]
[[nn:Richard Wagner]]
[[no:Richard Wagner]]
[[os:Вагнер, Рихард]]
[[pam:Richard Wagner]]
[[pl:Richard Wagner]]
[[pms:Richard Wagner]]
[[pt:Richard Wagner]]
[[qu:Richard Wagner]]
[[ro:Richard Wagner]]
[[ru:Вагнер, Рихард]]
[[sco:Richard Wagner]]
[[sh:Richard Wagner]]
[[simple:Richard Wagner]]
[[sk:Richard Wagner]]
[[sl:Richard Wagner]]
[[sq:Wilhelm Richard Wagner]]
[[sr:Рихард Вагнер]]
[[sv:Richard Wagner]]
[[sw:Richard Wagner]]
[[ta:ரிச்சார்ட் வாக்னர்]]
[[th:ริชาร์ด วากเนอร์]]
[[tl:Richard Wagner]]
[[tr:Richard Wagner]]
[[uk:Ріхард Вагнер]]
[[uz:Richard Wagner]]
[[vi:Richard Wagner]]
[[vo:Richard Wagner]]
[[yi:ריכארד וואגנער]]
[[zh:理查德·瓦格纳]]
[[zh-yue:華格納]]

Version vom 26. Februar 2009, 17:28 Uhr

Richard Wagner (Portrait von Cäsar Willich), um 1862
Richard Wagner um 1868

Wilhelm Richard Wagner (* 22. Mai 1813 in Leipzig; † 13. Februar 1883 in Venedig im Palazzo Vendramin-Calergi) war ein deutscher Komponist, Dramatiker, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. Mit seinen Musikdramen gilt er als einer der bedeutendsten Erneuerer der europäischen Musik im 19. Jahrhundert. Er veränderte die Ausdrucksfähigkeit romantischer Musik und die theoretischen und praktischen Grundlagen der Oper, indem er dramatische Handlungen als Gesamtkunstwerk gestaltete und dazu Text, Musik und Regieanweisungen schrieb. Als erster Komponist gründete er Festspiele in dem von ihm geplanten Bayreuther Festspielhaus. Seine Neuerungen in der Harmonik beeinflussten die Entwicklung der Musik bis in die Moderne.

Leben

Kindheit und Jugendzeit

Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig (im Gasthof „Zum roten und weißen Löwen”) als neuntes Kind des Polizeiaktuarius Carl Friedrich Wagner (1770–1813) und der Bäckerstochter Johanna Rosine Wagner, geb. Pätz (1774–1848), geboren und am 16. August auf den Namen Wilhelm Richard Wagner in der Thomaskirche zu Leipzig getauft.[1] Sechs Monate nach seiner Geburt, am 23. November 1813, starb der Vater an Typhus. Im August 1814 heiratete Wagners Mutter den Schauspieler und Dichter Ludwig Geyer (1780–1821), der sich der Familie nach dem Tod des Vaters angenommen hatte und den Carl Friedrich Wagner sehr geschätzt hatte. Spekulationen, wonach Geyer der leibliche Vater Richard Wagners gewesen sei, sind weder bewiesen noch klar widerlegt. Zeitlebens sollte Richard „wegen seiner Väter” ein Identitätsproblem haben.

Noch 1814 übersiedelte die Familie nach Dresden. Am 16. Februar 1815 wurde Richards Halbschwester Cäcilie geboren. Seine älteren Geschwister hießen Albert, Gustav, Rosalie, Julius, Luise, Klara, Theresia und Ottilie. Im Jahr 1817 wurde Richard - noch unter dem Namen Richard Geyer - eingeschult. Zwei Jahre später erkrankte der Stiefvater Ludwig Geyer und starb am 30. September 1821 in Dresden. Richard kam daraufhin bei mehreren Verwandten „in Pflege”. So kam er im Oktober 1821 zum Bruder seines Stiefvaters Karl nach Eisleben, wo auch schon sein Bruder Julius aufgenommen worden war, und lebte dort für ein Jahr unter dem Namen „Richard Geyer”. [2]Ab dem 2. Dezember 1822 besuchte er die Kreuzschule in Dresden. 1826 übersiedelte die Familie nach Prag, weil Richards Schwester Rosalie dort ein Engagement erhielt. Richard blieb weiter in Dresden und war bei der Familie Dr. Böhme untergebracht; er besuchte aber seine Familie mehrmals in Prag. Ab Weihnachten 1827 war er wieder mit seiner zurückgekehrten Familie in Leipzig. Hier besuchte er von 1828 bis 1830, jetzt unter dem Namen Richard Wagner, die Nikolaischule sowie die Thomasschule zu Leipzig. Der vaterlose Knabe fand in dieser Zeit ein Vorbild in seinem Onkel Adolph Wagner, einem Philologen, der sich als Übersetzer der Werke Sophokles' einen Namen gemacht hatte und mit Goethe korrespondierte. Richard las in dessen umfangreicher Bibliothek Shakespeare und die Romantiker, z. B. E.T.A. Hoffmann und schrieb schon als Schüler sein erstes Drama: die Tragödie Leubald, ein großes Trauerspiel in fünf Akten im Stile Shakespeares.

Die Jugendzeit Wagners war insgesamt dadurch geprägt, dass er als jüngstes Kind einer Künstlerfamilie praktisch vaterlos und ohne „Zucht und Ordnung” aufwuchs. Er war als Kind äußerst wild (der Korsak) und hat unter einer gewissen Verwahrlosung gelitten, was seinen Charakter insofern prägen sollte, dass er durch Erziehung auch „nicht gebeugt” wurde und sich so die Unbekümmertheit und Neugier erhielt.

Sturm und Drang

Mit 16 Jahren erlebte Wagner in Leipzig erstmals Beethovens Oper Fidelio mit Wilhelmine Schröder-Devrient in der Titelrolle. Von nun an stand für ihn fest, dass er Musiker werden wollte. Er verfasste bald erste Sonaten, ein Streichquartett sowie den unvollendet gebliebenen Opernversuch Die Hochzeit. Ab 1831 studierte er an der Universität Leipzig Musik, außerdem nahm er Kompositionsunterricht beim Thomaskantor Christian Theodor Weinlig, dem er auch sein erstes Werk (Klaviersonate in B-Dur) widmete. Dieses erste Werk erschien bereits ein Jahr später gedruckt durch den Verlag Breitkopf & Härtel. Davon und auch von dem Erfolg der ersten Aufführung seiner Konzertouvertüre in d-Moll im Jahr 1832 in Leipzig angespornt, komponierte Wagner weitere Konzertstücke, u. a. die C-dur-Sinfonie, die noch im selben Jahr im Prager Konservatorium uraufgeführt wurde.

Angeregt von E.T.A. Hoffmann und einem Stoff aus „Ritterzeit und Ritterwesen” hatte er den Plan zu seiner ersten Oper unter dem Titel Die Hochzeit verfasst. Er dichtete den Text und begann mit der Komposition der ersten Nummern dieses „Nachtstücks von schwärzester Farbe” (R.W.), dessen übertriebene Schauerromantik bei seiner Schwester Rosalie jedoch wenig ankam. Daraufhin vernichtete Wagner den Textentwurf, von der Partitur blieben Teile erhalten (WWV 31).

Wagner war beim Corps Saxonia Leipzig aktiv, allerdings nicht lange. Wagner selbst schreibt, daß er freiwillig das Corps verlassen habe: vor allem aus Enttäuschung über die apolitische Haltung der Leipziger Landsmannschafter (= Corpsstudenten) zum Aufstand der Polen. Die "schmerzliche Trauer" Wagners über die polnische Niederlage bei Ostrolenka hätten die Landsmannschafter nicht geteilt. [3]

1833 wurde Wagner durch den Schriftsteller und Publizisten Heinrich Laube von den Ideen des Jungen Deutschland, einer revolutionär orientierten literarischen Bewegung des Vormärz, beeindruckt. Gleichzeitig begann er mit der Komposition der Oper Die Feen, nachdem er sein erstes Engagement als Chordirektor des Würzburger Theaters erhalten hatte. In Laubes Zeitung für die elegante Welt erschien bald darauf sein Aufsatz „Die Deutsche Oper”. Als musikalischer Leiter der Sommersaison in Bad Lauchstädt und des Theaters in Magdeburg lernte er die Schauspielerin Minna Planer kennen und verliebte sich leidenschaftlich in sie. Wagners erste selbstständige musikalische Einstudierung war nach seiner Aussage die Musik zu Johann Nestroys Posse Lumpazivagabundus (1833) von Adolf Müller senior.

Minna Planer
Richard Wagner 1842 in Paris, Zeichnung von Ernst B.Kietz

Reifejahre

1835 arbeitete Wagner an der Oper Das Liebesverbot und leitete die zweite Magdeburger Spielzeit. Am 29. März 1836 fand unter desolaten Bedingungen die Uraufführung der Oper Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo in Magdeburg statt. Über Berlin reiste Wagner nach Königsberg. Am 24. November heiratete er Minna Planer, die dort als Schauspielerin engagiert war. Am 1. April 1837 wurde er Musikdirektor in Königsberg. Der Theaterbetrieb brach allerdings kurz darauf wegen Bankrotts der Direktion zusammen. Wagner war es nach dem Brauch der „Fahrenden” gewohnt, über seine Verhältnisse zu leben und ansässige Bürger um Darlehen zu bitten, die er nicht zurückzahlen konnte. Im Juni 1837 gelang es ihm, eine Kapellmeisterstelle in Riga zu erlangen, wo er sich zunächst vor seinen deutschen Gläubigern in Sicherheit bringen konnte. Im Juli verließ ihn seine Frau Minna mit einem Kaufmann namens Dietrich, sie kehrte im Oktober aber reumütig wieder zu ihm nach Riga zurück. Hier entstand der Text und der Beginn der Partitur seiner ersten Erfolgsoper: Rienzi. Wagner lernte hier auch Wilhelm Hauffs Märchen vom „Gespensterschiff” mit dem Holländer-Stoff kennen. Mit dem Theaterdirektor Karl von Holtei plante er ein Singspiel unter dem Titel Die glückliche Bärenfamilie, sperrte sich aber bald gegen den Theaterbetrieb. Es war eine Zeit, in der die Geschichte der Wanderbühnen zu Ende ging, die zunehmend durch Stadttheater mit festem Personal ersetzt wurden.

Bereits 1839 verlor Wagner seine Stellung in Riga wieder. Aus Furcht vor seinen Gläubigern überschritt er heimlich die russisch-ostpreussische Grenze und fuhr gemeinsam mit seiner Frau auf dem kleinen Segelschiff Thetis nach London. Die stürmisch verlaufende, mehrfach in norwegischen Häfen unterbrochene und schließlich über vier Wochen dauernde Seefahrt, bei der das Schiff beinahe kenterte, brachte Inspirationen für den Fliegenden Holländer. Nach kurzem Aufenthalt in London reisten sie über Boulogne-sur-Mer, wo Wagner den führenden Pariser Opernkomponisten Giacomo Meyerbeer persönlich kennenlernte, weiter nach Paris.

Wagner verbrachte die Jahre 1840 und 1841 unter ärmlichen wirtschaftlichen Bedingungen in Paris: Er vollendete dort Rienzi (1840) und schrieb und komponierte den Fliegenden Holländer (1841). Meyerbeer erkannte seine Begabung und förderte ihn, doch war er von Wagners „Pumpgenie” (Thomas Mann) weniger begeistert. In Paris befanden sich die führenden Theater der Welt. Lehrreich nahm Wagner Anregungen der Grand opéra oder des Melodrams auf. Um sich und seine Frau ernähren zu können, verfasste er Artikel für diverse Journale und erledigte musikalische Lohnarbeiten. Er lernte Heinrich Heine und Franz Liszt kennen. Aus Geldnot musste er sogar den Prosaentwurf zum Fliegenden Holländer unter dem Titel Le vaisseau fantôme für 500 Francs an die Pariser Oper verkaufen, die den Kompositionsauftrag an ihren Hauskomponisten Pierre-Louis Dietsch vergab – was Wagner indes nicht davon abhielt, seine Idee selbst auszuführen und in Musik zu setzen.

In Paris setzte er sich mehr und mehr mit den politischen Vorgängen in Frankreich auseinander. Während ihn in jungen Jahren die Gräuel der Französischen Revolution „mit aufrichtigem Abscheu gegen ihre Helden” erfüllt hatten, wie er in Mein Leben schrieb, reagierte er ganz anders, als Lafayette die liberale Opposition in Paris anführte. „Die geschichtliche Welt begann für mich von diesem Tage an; und natürlich nahm ich volle Partei für die Revolution, die sich mir nun unter der Form eines mutigen und siegreichen Volkskampfes, frei von allen den Flecken der schrecklichen Auswüchse der ersten französischen Revolution darstellte.”[4]

In diese Zeit fiel auch die Beschäftigung mit Ludwig Feuerbachs religionskritischer Philosophie und den Theorien des französischen Frühsozialisten und frühen Theoretikers des modernen Anarchismus Pierre-Joseph Proudhon. Vor allem die Formulierung Proudhons zur Frage: Was ist Eigentum? sollte Wagner zeitlebens beschäftigen: „Solange Eigentum Privilegien birgt, solange bedeutet privilegiertes – also erpresserisches – Eigentum Diebstahl.” Diese Einstellung wurde vor allem in seinem Nibelungendrama ein roter Faden.

Dresdner Jahre

Das alte Dresdner Hoftheater zur Zeit Richard Wagners
Das Schäfersche Gut (Lohengrinhaus) in Graupa

Im Frühjahr 1842 erhielt Wagner von der Dresdner Hofoper die Nachricht, dass man seine neue Oper Rienzi aufführen wolle. Nachdem es ihm in Paris nicht gelungen war, künstlerische Pläne voranzubringen und dort Erfolg zu haben, verließ er im April 1842 Paris und siedelte sich in Dresden an. Den Juni verbrachte er in Teplitz-Schönau, wo er schon 1834 und 1836 gewesen war. Auf dem Schreckenstein entstand der erste Tannhäuser-Entwurf. Die Uraufführung des Rienzi fand am 20. Oktober in Dresden statt. Sie war ein großer Erfolg und bedeutete den künstlerischen Durchbruch des jungen Wagner. Etwa zur gleichen Zeit wurde Franz Liszt Hofkapellmeister in Weimar.

1843 wurde Wagner zum Königlich-Sächsischen Kapellmeister an der Dresdner Hofoper ernannt und konnte dort auch am 2. Januar seine Oper Der fliegende Holländer zur Uraufführung bringen. Wenig später übernahm er auch zusätzlich die Leitung der Dresdner Liedertafel, in deren Auftrag er das monumentale Chorwerk Das Liebesmahl der Apostel komponierte; die Uraufführung am 6. Juli 1843 in der Frauenkirche im Rahmen des Zweiten Allgemeinen Dresdner Männergesangsfestes war durch und durch ein Erfolg. Wagner distanzierte sich aber in der Folge davon, weitere oratorische Werke zu komponieren und führte das Werk zu Lebzeiten nicht mehr auf. Kurz darauf überredete er seinen Freund Ferdinand Hiller, die Leitung der Dresdner Liedertafel zu übernehmen.

Es entstand eine Freundschaft mit Anton Pusinelli und August Röckel, mit dem er vor allem Gespräche über Politik führte. Hier befreundete er sich auch mit dem russischen Anarchisten Michail Bakunin. 1844 arbeitete Wagner weiter an der Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Im Juli 1845 hielt sich Wagner in Marienbad auf. Er entwarf dort in einer ersten Inhaltsskizze die Handlung zu den Meistersingern und beschäftigte sich intensiv mit den deutschen Sagen, vor allem dem Nibelungen- und dem Gral-Mythos. Er begann mit der Konzeption seiner Oper Lohengrin. In Dresden leitete er am 19. Oktober die Uraufführung seines Tannhäuser. 1846 dirigierte Wagner Beethovens 9. Symphonie – wobei er u. a. den jungen Hans von Bülow tief beeindruckte – und begann im Sommer, während eines dreimonatigen Urlaubes in Graupa nahe Dresden, mit der Komposition des Lohengrin. Am 9. Januar 1848 verstarb Wagners Mutter in Leipzig. Im Frühjahr 1848 besuchte Franz Liszt Wagner erstmals in Dresden, wenig später kam es zu einem Gegenbesuch bei Liszt in Weimar, womit eine lange Freundschaft begann.

Um sich Anregungen für eine Theaterreform zu holen, reiste Wagner im Sommer 1848 nach Wien. Anschließend schloss er sich in Dresden den republikanischen Reformbestrebungen in Sachsen an. Er bemühte sich um eine Theaterreform am Hoftheater und entwickelte seine Idealvorstellungen über den Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft. Er veröffentlichte einige Beiträge in den Volksblättern seines Freundes August Röckel, u. a. die Schrift: Die Revolution. Zur gleichen Zeit entstand seine Abhandlung Die Wibelungen Weltgeschichte aus der Sage, eine Vorstufe zu seinem Hauptwerk Der Ring des Nibelungen, dessen Konzeption mit dem Siegfried zeitgleich entstand, ebenso wie die Konzeption eines Musikdramas Jesus von Nazareth, wobei er Jesus vor allem als Sozialrevolutionär sah.

Zürcher Jahre

Im Frühjahr 1849 beteiligte sich Wagner aktiv am Dresdner Maiaufstand. Er wurde, nach Niederschlagung der Volksunruhen, wie auch seine Freunde Gottfried Semper und August Röckel, von der Polizei steckbrieflich gesucht und sah sich gezwungen zu fliehen. Seine Flucht führte ihn mit falschem Pass zunächst in die Schweiz, und nach einem kurzem Aufenthalt in Paris ins dauerhafte Exil nach Zürich. Dort entstanden in den Folgejahren die Zürcher Kunstschriften, unter anderen Die Kunst und die Revolution, Das Kunstwerk der Zukunft und seine große musiktheoretische Schrift Oper und Drama.

In einem regen Briefaustausch mit seinen Freunden Franz Liszt, August Röckel und Theodor Uhlig entwickelte und erklärte er seine zukünftigen künstlerischen Ambitionen. Mit seinem neuen Opernentwurf Wieland der Schmied versuchte Wagner in Paris erneut sein Glück, allerdings vergeblich. Er lernte die junge Jessie Laussot kennen, die in unglücklicher Ehe gebunden war und folgte ihr nach Bordeaux, in der Absicht sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und mit ihr nach Griechenland zu fliehen. Nach einigen Wochen beendete er die Affäre und kehrte zu seiner Frau nach Zürich zurück. Am 28. August 1850 wurde in Abwesenheit Wagners durch Franz Liszt in Weimar Lohengrin uraufgeführt.

Mathilde Wesendonck, 1860, nach einem Portrait von C. Dorner

Wagner lernte 1852 Otto und Mathilde Wesendonck kennen und begann (nach einer Kur in der Wasserheilanstalt Albisbrunn) mit der Dichtung zum Ring des Nibelungen. Er lernte Georg Herwegh kennen, einen Weggenossen von Karl Marx, der ein reger Diskussionspartner und Wanderfreund wurde. Wagner unternahm ausgedehnte Bergtouren, unter anderen eine mehrwöchige Fußwanderung nach Italien. In der Einsamkeit der Hochgebirgslandschaften und erhabenen Gletscher sah er die idealen Szenenbilder für seinen Ring. Am 16. Februar 1853 las Wagner erstmals öffentlich seine komplette Ring-Dichtung an vier Abenden im Hotel Baur au Lac in Zürich.

Im Mai 1853 gab Wagner enthusiastisch aufgenommene Konzerte mit Ausschnitten aus eigenen Werken in Zürich. Im Juli besuchte ihn Liszt; bei dieser Gelegenheit kam es zum Bruderschaftstrunk mit Liszt und Herwegh. Wagner reiste im September erneut nach Italien, wo ihm in einem Hotel in La Spezia im Halbschlaf die Ur-Idee zum Beginn des Ring des Nibelungen kam und konzipierte das Rheingold-Vorspiel. Am 10. Oktober war Wagner bei Liszt in Paris und sah zum ersten Mal dessen Tochter Cosima, die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war. Er begann mit der Rheingold-Komposition, die er innerhalb von drei Monaten bis Januar 1854 abschloss.

1854 las Richard Wagner auf Empfehlung von Herwegh Schopenhauers Hauptwerk, Die Welt als Wille und Vorstellung. Im gleichen Jahr begann er mit der Konzeption von Tristan und Isolde. 1855 gab Wagner mehrere Konzerte in London. 1856 richtete er ein Gnadengesuch an den sächsischen König. Zwischenzeitlich lebte er auf dem „Grünen Hügel” neben der Villa Wesendonck in Zürich, arbeitete an Siegfried und später an Tristan und Isolde und vertonte - als musikalische Studien zum Tristan - fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck (Wesendonck-Lieder). Am 18. August 1857 wurden Hans von Bülow und Cosima in Berlin getraut und unternahmen ihre Hochzeitsreise zu Wagner nach Zürich. 1858 spitzte sich Wagners Affäre mit Mathilde Wesendonck zu: Nachdem Minna die schwärmerische Freundschaft ihres Mannes zur verheirateten Mathilde Wesendonck aufgedeckt und einen Eklat provoziert hatte, trennte sich Wagner von seiner Frau. Er reiste nach Venedig, wo er den zweiten Akt des Tristan komponierte. Seine Frau übersiedelte nach Dresden.

Wanderjahre

Richard und Cosima Wagner
Der junge König Ludwig II. von Bayern

Im Frühjahr 1859 musste Wagner aus politischen Gründen das damals unter österreichischer Verwaltung stehende Venedig verlassen. Er begab sich nach Luzern und vollendete im Hotel Schweizer Hof den Tristan. Danach ging er wieder nach Paris, wohin Minna ihm nachfolgte. In Fürstin Metternich und Marie von Kalergis (später Fürstin Muchanoff) fand er neue Mäzene, die ihm Konzerte in Paris und Brüssel ermöglichten. Im August 1860 konnte Wagner nach einer Teilamnestie durch den sächsischen König wieder deutschen Boden betreten.

1861 studierte Wagner in Paris eine neu verfasste französische Fassung seines Tannhäuser ein, für die er die erste Szene neu komponiert und ein Ballett eingefügt hatte. Trotzdem entsprach das Ergebnis nicht den vorgefassten Erwartungen einiger Pariser Publikums-Clubs, so dass es zum Tannhäuser-Skandal kam. Auch hatte der Dirigent der Aufführung Pierre-Louis Dietsch nach Wagners Meinung die Produktion sabotiert. Nach der dritten durch Zwischenrufe gestörten Aufführung zog Wagner sein Werk zurück. Er verließ Paris und hielt sich in Karlsruhe, Venedig und Wien auf, kehrte dann einige Wochen wieder nach Paris zurück, um im Auftrag des Musikverlegers Franz Schott aus Mainz mit seiner neuen Arbeit Die Meistersinger von Nürnberg zu beginnen. Anfang 1862 siedelte er nach Wiesbaden-Biebrich, um die Musik zu den „Meistersingern” zu komponieren.

Ein neues Zusammentreffen mit Minna Anfang 1862 in Biebrich führte zur endgültigen Trennung des Ehepaars. Im gleichen Jahr erließ der König von Sachsen eine vollständige Amnestie, worauf Wagners Freund und Gönner Wendelin Weißheimer ihm erstmals wieder ein Konzert in Leipzig, seiner Heimatstadt, ermöglichte. In Weimar sah Wagner Franz Liszt wieder. Im Juli traf er sich mit den Bülows, danach blieb er in Wien und wohnte einige Monate in Penzing, um die geplante Uraufführung seines Tristan zu begleiten, zu der es aber wegen zahlreicher Schwierigkeiten nicht kam. Im Wiener Musikverein gab er im Beisein der Kaiserin Elisabeth einige umjubelte Konzerte, erstmals mit Ausschnitten aus seinem Ring. 1863 gab Wagner Konzerte in Sankt Petersburg, Moskau, Budapest, Prag und Karlsruhe, die künstlerisch erfolgreich waren, jedoch nicht die erwarteten Einnahmen brachten. Am 28. November bekannten sich Wagner und Cosima in Berlin gegenseitig ihre Liebe. Im Frühjahr 1864 flüchtete Wagner vor Steuerfahndung und Gläubigern aus Wien und besuchte Eliza Wille in Mariafeld bei Zürich.

Als letzte Rettung aus größter finanzieller Not und persönlicher Verzweiflung wurde Wagner am 4. Mai 1864 von König Ludwig II. in München empfangen, der wenige Wochen zuvor im Alter von 18 Jahren die Regentschaft vom verstorbenen Vater Maximilian übernommen hatte. Wagner war nicht nur der Lieblingskomponist des Königs, sondern wurde auch sein „väterlicher” Freund und Berater. Der König blieb bis zum Tode Wagners dessen Mäzen. In dieser exponierten Stellung nahm Wagner Einfluss auf politische Entscheidungen des jungen Königs und verfasste verschiedene politische Schriften. Im Juni und Juli des gleichen Jahres weilte Cosima bei Wagner im Haus Pellet am Starnberger See, wo sie ihre Liebesbeziehung besiegelten. Der König stellte ihm ein Haus in München, in der Brienner Straße, als Wohnsitz zur Verfügung. Am 10. April 1865 wurde Isolde, das erste gemeinsame Kind von Cosima von Bülow und Richard Wagner in München geboren. Am 10. Juni fand die Uraufführung von Tristan und Isolde in München statt. Am 17. Juli begann Wagner seine Autobiographie Mein Leben zu diktieren. Wegen heftiger Proteste der Bevölkerung und der Regierung, die Wagner und Ludwig II. Verschwendungssucht vorhielten, verließ Wagner Bayern in Richtung Schweiz. Er mietete vorübergehend ein Landhaus bei Genf, begann sich dort einzurichten und die Komposition des ersten Akts der Meistersinger fortzusetzen. Auf der Suche nach einem dauerhaften Wohnsitz reiste er nach Toulon, Lyon und Marseille.

Asyl in Tribschen

Inzwischen war seine Frau Minna am 25. Januar 1866 in Dresden gestorben. Ende März mietete Wagner das bei Luzern gelegene Landhaus Tribschen und zog am 15. April dort ein. Die unterbrochene Kompositionsarbeit an den Meistersingern wurde wieder aufgenommen.

Wagners Haus in Tribschen

Am 22. Mai erhielt er überraschenden Besuch von König Ludwig. Dieser wollte als König abdanken und bei Richard Wagner bleiben, der den jungen König jedoch überzeugen konnte, nach München zurückzukehren.[5] Wenige Monate später zog Cosima mit ihren beiden Bülow-Kindern (Daniela und Blandine) und der Wagner-Tochter Isolde bei ihm ein. Eva (Eva Maria), Cosimas und Wagners zweites Kind, wurde dort am 17. Februar 1867 geboren. Die Uraufführung der Meistersinger fand am 21. Juni 1868 in München statt. Am 8. November begegnete Wagner in Leipzig Nietzsche das erste Mal. Ab dem 16. November lebte Cosima für immer bei Wagner. Sie begann am 1. Januar 1869 ihr Tagebuch zu schreiben. Friedrich Nietzsche, seit kurzem Professor in Basel, war regelmäßig in Tribschen zu Gast. Am 6. Juni 1869 wurde Siegfried Wagner, Cosimas und Richards drittes Kind, in Tribschen geboren. Am 22. September fand auf Veranlassung König Ludwigs, jedoch gegen den Willen Wagners, in München die Uraufführung des Rheingold statt. Auch die Uraufführung der Walküre erfolgte ohne Wagners Zustimmung, der den Ring nur vollständig aufführen wollte, am 26. Juni 1870 in München.

Am 18. Juli 1870 wurde die Ehe Cosimas und Hans von Bülows geschieden, am 25. August wurden Cosima und Richard Wagner in der protestantischen Kirche von Luzern getraut. Am 25. Dezember 1870 fand die Uraufführung des Siegfried-Idylls, als Geburtstagsgeschenk für Cosima auf der Treppe in Wagners Haus in Tribschen statt. 1871 wählte Wagner Bayreuth als Festspielort und kündigte erstmals Festspiele an. Im April reiste Wagner mit Cosima über Bayreuth nach Berlin, wo sie von Otto von Bismarck empfangen wurden. Zur Finanzierung der Festspiele wurden ab 1872 Patronatsscheine verkauft und die ersten Wagnervereine gegründet; eine wesentliche Rolle spielte hier Marie Gräfin Schleinitz, die Wagner 1863 kennen gelernt hatte und zeitlebens enthusiastisch förderte. Im Frühjahr übersiedelte Wagner mit seiner Familie von Tribschen nach Bayreuth und konnte dort am 22. Mai den Grundstein für sein Festspielhaus legen.

Villa Wahnfried in Bayreuth
Das Richard-Wagner-Festspielhaus in Bayreuth

Die Bayreuther Jahre

Im Bayreuther Festspielhaus ließ Wagner ein „unsichtbares Orchester” anlegen, indem der Orchestergraben mit einer Abdeckung zum Publikum hin abgeschirmt wurde („mystischer Abgrund”), so dass die Konzentration der Zuschauer einzig auf die dramatische Handlung und die akustische Wahrnehmung der Musik gerichtet werden konnte, ohne dass deren Tonerzeugung sichtbar wurde. Wie sich zeigte, war durch diese Einrichtung aber auch eine besondere Klangqualität erreicht worden. Die einzigartige Akustik des Hauses beruht auch darauf, dass der Raum ein Holzbau ist und der Zuschauerraum keine Logen an den Seiten hat. Die Sitze sind ungepolstert, so dass weniger Schall geschluckt wird. Die Idee zu dieser Anlage des Festspielhauses geht zurück auf das Theater in Riga, wo Wagner in einer Art Scheune dirigieren musste, die durch eine Bretterwand unterteilt war, von deren Akustik er jedoch begeistert war.

Im darauf folgenden Jahr war Wagner viel auf Konzertreisen unterwegs, um Geld für seine Festspiel-Stiftung einzuspielen. Bruckner und Nietzsche waren zu Besuch in Bayreuth. Am 2. August 1873 war das Richtfest des Festspielhauses. In diesem Jahr hatte Friedrich Nietzsche seine ersten schweren Krankheitsanfälle. Auch Wagner wurde von den vielfältigen Belastungen seiner Arbeit zunehmend angegriffen und hatte in den letzten zehn Lebensjahren unter regelmäßigen Herzanfällen zu leiden.

Richard Wagner in Bayreuth, Haus Wahnfried. Am Flügel Franz Liszt.

Am 28. April 1874 bezogen Cosima und Richard Wagner das Haus Wahnfried. Die Partitur des Ring des Nibelungen wurde am 21. November 1874 beendet und König Ludwig gewidmet, der mit einer zusätzlichen finanziellen Unterstützung das Festspielunternehmen rettete, als Wagners eigene Mittel und eingehende Spenden zu versiegen drohten. In Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. begannen am 13. August 1876 die ersten Bayreuther Festspiele mit der vollständigen Aufführung des Ring des Nibelungen. Im September reiste Wagner nach Italien und hatte eine letzte Begegnung mit Nietzsche in Sorrent. In den Jahren 1877 bis 1879 arbeitete Wagner in seinem Haus Wahnfried am Parsifal. Während eines London-Aufenthalts wurde er durch Königin Victoria von England empfangen. Am 31. Dezember 1879 verreiste Wagner erneut nach Italien und hielt sich im Folgejahr überwiegend in Neapel, Ravello, Siena und Venedig auf. Dort entstanden auch seine so genannten „Regenerationsschriften” (Religion und Kunst), die in den von Hans von Wolzogen herausgegebenen „Bayreuther Blättern” veröffentlicht wurden.

Im November 1881 reiste der gesundheitlich angeschlagene Wagner wegen des günstigeren Klimas mit seiner Familie nach Sizilien und vollendete am 13. Januar 1882 in Palermo den Parsifal, der im selben Jahr bei den zweiten Bayreuther Festspielen am 26. Juli uraufgeführt wurde. Zuvor gab es in München eine Privataufführung des Parsifal-Vorspieles für König Ludwig; es war deren letzte Begegnung.

Tod in Venedig

Am 16. September 1882 reiste Wagner mit seiner Familie abermals nach Venedig, wo er auch mehrere Wochen mit Franz Liszt zusammen war. Am 25. Dezember gaben sie (als Geburtstagsgeschenk für Cosima) letztmalig ein gemeinsames Konzert im Teatro La Fenice.

Am 13. Februar 1883 hielt er sich in dem von ihm und seiner Familie bewohnten Seitenflügel des Palazzo Vendramin auf. Um die Mittagszeit wartete die Familie bei Tisch auf Wagner, der trotz Herzkrämpfen in seinem Arbeitszimmer an einem Aufsatz Über das Weibliche im Menschlichen schrieb. Das Hausmädchen fand ihn zusammengesunken an seinem Schreibtisch über den Worten „Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe - Tragik”. Er sagte noch: „Meine Frau und der Doktor”, bevor er in Bewusstlosigkeit fiel und gegen 15.30 Uhr in Cosimas Armen starb.

Der Bildhauer Augusto Benvenuti nahm am 14. Februar die Totenmaske ab, am 16. Februar wurde Wagners Leichnam, begleitet von seiner Familie und einigen Freunden, in zwei Sonderwagen, die dem Zug aus Venedig angehängt waren, über München nach Bayreuth überführt. Nach Ankunft am 18. Februar in Bayreuth wurde der Sarg unter den Klängen des Trauermarsches aus Götterdämmerung vom Bahnhof zur Villa Wahnfried geleitet und in der vorbereiteten Gruft im Garten beigesetzt.

Wirkung von Werk und Persönlichkeit

Intention Wagners

Wagner wollte die aus seiner Sicht „dekadenten” Theater reformieren und mit Hilfe der Kunst zu einer besseren Volks-Erziehung beitragen und somit die Welt verbessern. Bereits in jungen Jahren war er von der Idee beherrscht, Musik und Drama zu verknüpfen (Das Kunstwerk der Zukunft, Oper und Drama) und in Anlehnung an die Tradition der griechischen Tragödien eine neue Kunstrichtung zu begründen. In seinen Schriften hat er immer wieder beschrieben, wie erst mit Hilfe von Musik dramatische Handlungen zu „Botschaften” werden können und die Musik (das weiblich „gebärende Element”) der Dichtung (der männlich „zeugende Samen”) zusätzliche Ausdruckskraft verleiht.

Die Wissenschaft hat uns den Organismus der Sprache aufgedeckt; aber was sie uns zeigte, war ein abgestorbener Organismus, den nur die höchste Dichternot wieder zu beleben vermag, und zwar dadurch, dass sie die Wunden, die das anatomische Seziermesser schnitt, dem Leibe der Sprache wieder schließt, und ihm den Atem einhaucht, der ihn zur Selbstbewegung beseele. Dieser Atem aber ist: – die Musik![6]

Seine Konzeption vertrat er mit Vehemenz und arbeitete zielstrebig darauf hin, seine Kunst-Idealvorstellung - in Form von Festspielen an einem Ort der Muße - zu verwirklichen. In König Ludwig II. fand er einen Gleichgesinnten, so dass beide ihre Kunst-Ideale (Festspielhaus, Musikschule, Kunsterziehung) in München realisieren wollten. Dies Vorhaben scheiterte jedoch und konnte durch beide erst später in Bayreuth verwirklicht werden. Dort entwickelte sich Wagners Festspielkonzept vor allem mit seinem Bühnenweihfestspiel Parsifal zu einem „Religionsersatz” durch die Kunst (Religion und Kunst).

Musik

Wagners Werk ist ein Höhepunkt der romantischen Musik und beeinflusste viele Zeitgenossen und spätere Komponisten erheblich. Vor allem der Tristan brachte die Musiksprache des 19. Jahrhunderts weit voran und gilt vielen als Ausgangspunkt der Modernen Musik.

Der so genannte Tristan-Akkord (Musiktheorie)

Das betrifft vor allem die Harmonik. Während in der Epoche der Klassik bis zum Tode Beethovens die Melodik der vorrangige Bereich der Erfindungskraft war und als persönliche Sprache der Komponisten betrachtet wurde, tritt mit Wagner und Liszt die Harmonik in den Vordergrund. Mit dem Tristan, dessen erster Akt 1857 komponiert wurde, führte Wagner sie weit über den Stand, auf dem Brahms noch 1892 in seinen späten Klavierstücken op. 117 bis 119 verblieb [7]. Sie ist das Gebiet, auf dem seine Phantasie sich entfaltet, einen charakteristischen Personalstil entwickelt und durch die jeweilige dramatische Situation des Geschehens in Grenzen gehalten wird, sich also nicht im Unendlichen verliert. Wagners Einfluss auf die Musikgeschichte erhellt schon daraus, dass über hundert Jahre nach der Komposition des Werkes die komplexen harmonischen Verläufe des „Tristan-Akkords” analysiert und unterschiedlich interpretiert wurden und von der Krise der modernen Harmonielehre die Rede war [8]. Dieser Bewertung wird gelegentlich entgegengehalten, dass andere Komponisten vor Wagner bedeutende harmonische Neuerungen in die Musik eingeführt haben. Dies gilt etwa für Frédéric Chopin, dessen gewagte Chromatik bzw. Harmonik – etwa in einigen Préludes und Nocturnes – seine Zeitgenossen überraschte.

Tristan und Isolde – Vorspiel

Es kann bei Wagners Einfluss, dem sich viele zu entziehen versuchten, zudem nicht von einer kontinuierlichen, gleichförmigen Entwicklung gesprochen werden. Komponisten wie etwa Tschaikowsky und Antonín Dvořák bewegten sich noch in „traditionellen” harmonischen Bahnen, während vor allem Richard Strauss und Gustav Mahler die Wagnersche Tonsprache übernahmen.

Gattungsgeschichtlich liegt Wagners Bedeutung in der Weiterentwicklung der sog. Nummernoper zum Musikdrama. Während etwa WebersFreischütz” eine Abfolge einzelner Nummern (Arien, Duette, Chöre etc.) darstellt, die durch gesprochene Rezitative miteinander verbunden werden, herrscht bei Wagner – vor allem in seinen reifen Werken – die sog. „unendliche Melodie”. Das Orchester beginnt am Anfang eines Aktes zu spielen und hört am Aktende auf. Gesprochen wird nicht. Es gibt keine Arien mehr, sondern – gesungene – Erzählungen bzw. Monologe, Dialoge etc. Sie stehen aber nicht isoliert neben- bzw. nacheinander, sondern werden untereinander durch die Orchestermusik verwoben. Dabei bedient sich Wagner der Leitmotivtechnik, d. h. einer bestimmten Person, einem Gegenstand oder einem Gefühl (Liebe, Sehnsucht, Wut) wird ein bestimmtes musikalisches Motiv zugeordnet, das immer dann zu hören ist, wenn die Person, der Gegenstand oder das Gefühl auftauchen. Wagner wollte „Gedachtes” und „Gefühltes” musikalisch ausdrücken und bewirkte mit einer solchen „absichtsvollen Musik” eine bis dahin nicht gekannte „psychologische Wirkung” beim Zuhörer. Mit der Leitmotivtechnik im „Ring des Nibelungen” und bei „Tristan und Isolde” ist ihm dies eindrucksvoll gelungen. In einem Fall soll Wagners Musik Emotionen ausgelöst haben, die zum Tode führten; so beim Herztod des Dirigenten Josef Keilberth im 2. Akt „Tristan” in München.

Schattenriss von W. Bithorn

Wagner als Dirigent

Wagner prägte nachhaltig den Dirigierstil. Er dirigierte auswendig und unterstrich die Emotionalität der Musik durch Mimik und Gestik, was bis dahin nicht üblich war. Von großer Wirkung war die Aufführung der 9. Symphonie von Beethoven, die er am Palmsonntag 1846 in Dresden nach vielen Proben dirigierte. Wie in Dresden waren es auch später in Zürich oder London Wagners Interpretationen Beethovenscher Symphonien, die ihn als Experten für dessen Dirigate auswiesen. Der Bildhauer Gustav Adolph Kietz, jüngerer Bruder des Porträtmalers und Wagner-Freundes Ernst Benedikt Kietz, berichtet in seinen Erinnerungen:

Das Haupt erhoben, den Oberkörper unbewegt, die linke Hand an der Seite ruhend, in der rechten den Taktstock, nicht mit dem Arm, sondern mit dem Handgelenk dirigierend – so steht Wagner in der Aufführung vor dem Orchester. Seine Leidenschaftlichkeit scheint nach außen gebändigt, sie entlädt sich aber im Mienenspiel und vor allem im Blick des Auges, das er als das wichtigste Mittel der Willensübertragung bezeichnet. Indem er auswendig dirigierte – was ihm Kritiker als Koketterie auslegten – behält er die Musiker im Auge, und ein jeder fühlt sich von ihm angesprochen. Vorübergehend setzt er mit dem Taktschlagen aus, um einer melodischen Linie das „Sprechende” zu verleihen. Aber dann versteht er es, die Musiker mit seinem Stab zu bannen und zum zartesten Pianissimo, zu Ausbrüchen der Verzweiflung, der Begeisterung mitzureißen.
Portrait Wagners von Pierre-Auguste Renoir, 1882

Wagner als Persönlichkeit

Wagner war schon früh davon überzeugt, ein Genie zu sein. „In fünfzig Jahren werde ich der Beherrscher der musikalischen Welt sein”, prophezeite er. Er war mit einem Körpermaß von 1,66 Meter nicht groß, hatte aber eine starke Ausstrahlung, wie selbst einer seiner größten Kritiker, der Wiener Rezensent Eduard Hanslick konstatieren musste:

Er sprach unglaublich viel und schnell, in monoton singendem sächsischem Dialekt; er sprach in einem fort und immer von sich selbst, von seinen Werken, seinen Reformen, seinen Plänen. Er war der personifizierte Egoismus, rastlos tätig für sich selbst, teilnahmslos, rücksichtslos gegen andere. Dabei übte er doch den unbegreiflichen Zauber, sich Freunde zu machen und sie festzuhalten. Die hypnotisierende Gewalt, welche Wagner nicht bloß durch seine Musik ausübte, sondern auch durch seine Persönlichkeit, reicht hin, ihn zu einer der bedeutendsten Erscheinungen, zu einem Phänomen von Energie und Begabung zu stempeln.[9]

Wagner hatte „sein Herz auf der Zunge” und gewann viele Freunde, die sich für ihn und seine Kunst einsetzten, z. B. Franz Liszt, Otto von Wesendonck, Julie Ritter u. a. Er konnte charmant sein und beanspruchte für sich und seine Kunst, von der „Gesellschaft” unterstützt zu werden (es gab damals noch keine Tantiemen für Wiederaufführungen von Kunstwerken). Seine finanziellen Probleme sah er als „lächerliche Schulden”, denen man in der Zukunft eine erheblich größere „Aktiva” gegenüberstellen könne. Erst durch König Ludwig II. konnte dieser „Anspruch” erfüllt werden, wobei Wagner es immer als Priorität ansah, seine Festspielidee verwirklichen zu können.

Cosima Wagner verstand es, ihr Idol und ihren späteren Ehemann „ins rechte Licht” zu setzen, beispielsweise durch den „Hausbiographen” Carl Friedrich Glasenapp, der noch zu Wagners Lebzeiten eine mehrbändige Biographie zu schreiben begann. Seine Autobiographie diktierte Wagner seiner Frau Cosima und schenkte den ersten Privatdruck seinem „Freund” König Ludwig II. Erst im Jahre 1911 wurde die Autobiographie veröffentlicht. Wagner wurde von verschiedenen Malern porträtiert, u. a. von Franz von Lenbach und Pierre-Auguste Renoir (1882).

Rezeption

Wie kaum ein anderer Künstler hat Wagner polarisiert, und bis in die Gegenwart beschäftigen sich Interpreten unterschiedlicher Disziplinen mit seinem vielschichtigen Werk. Neben Komponisten, die Wagner ablehnten, wie Brahms und Tschaikowsky, gab es Kritiker wie Nietzsche – und später Adorno –, die nicht nur auf die Gefahren des „sinnbetörenden Rausches” hinwiesen, sondern sich mit den Wirkungen Wagners auf die Musik der Zukunft, ja der gesamten Kultur auseinandersetzten.

Friedrich Nietzsche, 1882

Zunächst hatte Nietzsche Wagner in seiner frühen Schrift Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik noch als Erneuerer deutscher Kultur gefeiert und ihm in seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen einen eigenen Essay Richard Wagner in Bayreuth gewidmet. Nachdem er sich in Menschliches, Allzumenschliches (1878–1880) von seinem früheren Abgott schrittweise gelöst hatte, publizierte er später etliche kritische, ja hämische Schriften, in denen er Wagner, vor allem nach dessen Parsifal, zudem der Dekadenz, des „undeutschen” Wesens und der Sinnbenebelung bezichtigte und über das geistige Niveau der sog. Wagnerianer in Bayreuth spottete.

Nietzsches Kritik an Wagner ist vielschichtig, und obwohl sie sich vor allem am Spätwerk, dem Parsifal entzündete, bezog er sie nun auch auf frühere Werke und den Ring, den er in den Unzeitgemäßen Betrachtungen noch gefeiert hatte. Als ehemaliger „Schüler” Schopenhauers (Schopenhauer als Erzieher), der sich später gegen den Pessimismus seines Lehrers stellte, analysierte Nietzsche dessen Einfluss auf Wagner. Habe Wagner als revolutionärer Denker zunächst in Verträgen, Gesetzen, Institutionen das Übel der Welt erblickt – das Vertragsmotiv im Ring –, änderte sich später sein Weltbild, und das christliche Motiv der Erlösung trat in den Mittelpunkt. Viele Figuren Wagners sollten fortan „erlöst” werden. Wagners „Schiff” sei nach der „Götterdämmerung der alten Moral” lange Zeit „lustig auf dieser Bahn” (des Optimismus) gelaufen, bis es auf das „Riff” der Schopenhauerschen Philosophie gefahren sei [10]. Er habe dann den Ring ins Schopenhauersche übersetzt: Alles auf der Welt laufe schief, und alles gehe zugrunde. So sei nur das Nichts, die Auslöschung, die „Götterdämmerung” die Erlösung – und dieses Nichts werde von Wagner nun unaufhörlich gefeiert. In den anderen kurzen Spätschriften wie Nietzsche contra Wagner und Teilen von Ecce homo wiederholte er seine Angriffe und Vorwürfe der décadence.

Denn der Parsifal ist ein Werk der Tücke, der Rachsucht, der heimlichen Giftmischerei gegen die Voraussetzungen des Lebens, ein schlechtes Werk. – Die Predigt der Keuschheit bleibt eine Aufreizung zur Widernatur: Ich verachte jedermann, der den Parsifal nicht als Attentat auf die Sinnlichkeit empfindet. [11]

Bei aller Kritik an Wagner gab Nietzsche halb ironisch zu, dass man schon aus psychologischen Gründen auf Wagner nicht verzichten könne. Zwar sei Georges Bizets helle, südliche und diesseitige Welt der schweren und schwülen Atmosphäre Wagners vorzuziehen, doch kein Psychologe könne auf Wagner verzichten.

Kurz vor seinem Zusammenbruch im Januar 1889 in Turin, zog Nietzsche in seinen Spätwerken Ecce homo, Götzen-Dämmerung und Der Fall Wagner eine brennglasartige Bilanz seines Denkens. In seinem letzten Werk, Nietzsche contra Wagner, das er zu Weihnachten 1888 veröffentlichte, setzte er sich schonungslos mit Wagner, den Deutschen und deren „décadence” auseinander.

Siehe: Nietzsche contra Wagner

Das Verhältnis Liszt-Wagner war nicht ohne Spannungen. Mit „Altersweisheit” fanden sie wieder zueinander. Nach Wagners plötzlichem Tod schrieb Liszt an Olga von Meyendorff:

Die Zeitungen sind voll von Notizen über den Tod des großen Dichterkomponisten (...), des unübertrefflichen Gestalters eines Ideals, das vor ihm in der Gesamt-Kunst, Dichtung, Musik und Theaterdarstellung, nicht verwirklicht wurde (...) Wagner nur als eine berühmte oder ausgezeichnete Persönlichkeit anzusehen scheint mir eine, wenn auch noch so wenig, törichte Täuschung zu sein. Die Verästelungen seines Geistes kommen aus tiefsten Wurzeln hervor. In Ihm überwiegt das Übermenschliche.
Thomas Mann, 1937
Foto von Carl van Vechten

Thomas Mann beschäftigte sich in Essays, Vorträgen und seinem epischen Werk immer wieder mit Wagner. Er konnte sich dem Klangrausch seiner Musik nicht entziehen und analysierte in kritischen Abhandlungen die Schwächen Wagners:

Wagner, das Pumpgenie, der luxusbedürftige Revolutionär, der namenlos unbescheidene, nur von sich erfüllte, ewig monologisierende, rodomontierende, die Welt über alles belehrende Propagandist und Schauspieler seiner selbst...
Die Passion für Wagners zaubervolles Werk begleitet mein Leben, seit ich seiner zuerst gewahr wurde und es mir zu erobern, es mit Erkenntnis zu durchdringen begann. Was ich ihm als Genießender und Lernender verdanke, kann ich nie vergessen, nie die Stunden tiefen, einsamen Glückes inmitten der Theatermenge, Stunden voll von Schauern und Wonnen der Nerven und des Intellektes, von Einblicken in rührende und große Bedeutsamkeiten, wie eben nur diese Kunst sie gewährt. Meine Neugier nach ihr ist nie ermüdet; ich bin nicht satt geworden, sie zu belauschen, zu bewundern, zu überwachen – nicht ohne Misstrauen, ich gebe es zu.[12]

In seinem später als Essay erschienenen Vortrag „Leiden und Größe Richard Wagners”, den er 1933 zum fünfzigsten Todestag Wagners in München hielt, analysierte er das Wagnersche Lebenswerk und setzte sich derart kritisch mit der Persönlichkeit und seelischen Qualität der Musik Wagners auseinander, dass es zu einem inszenierten Protest gegen den Schriftsteller kam. Dieser Protest der Richard-Wagner-Stadt München, der am 16./17. April 1933 in den Münchener Neuesten Nachrichten erschien und u. a. von Hans Knappertsbusch, Richard Strauss und Hans Pfitzner unterzeichnet war, befestigte Thomas Manns in dem Entschluss, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Die Verfasser warfen Thomas Mann vor, von den Idealen der Betrachtungen eines Unpolitischen abgerückt zu sein und mit „ästhetisierendem Snobismus” das „tiefste deutsche Gefühl”[13] zu beleidigen und den „großen deutschen Meister”[14] zu verunglimpfen.

Der Sozialphilosoph, Musiktheoretiker der Zweiten Wiener Schule beschäftigte sich u. a. in seinem Buch „Versuch über Wagner” mit dem Werk des Komponisten.

Seine Musik gebärdet sich, als ob ihr keine Stunde schlüge, während sie bloß die Stunden ihrer Dauer verleugnet, indem sie sie zurückführt in den Anfang. Die Dynamik der permanenten Regression hat dem Wagnerschen Werk ein Rätselhaftes verliehen, und heute noch bleibt dem Hörer, im Unterschied zu fast jeder anderen Musik, trotz aller Vertrautheit das Unauflösliche des blinden Flecks zurück. Wagner verweigert dem Gehör, das ihn begleitet, die feste Bestimmung und lässt es im Zweifel, ob der Formsinn eines jeden Augenblicks richtig aufgefasst sei.


Der Wiener Dramaturg, Theater- und Musikkritiker resümiert in seiner Wagner-Hommage:[15]

Man muss diesem Leben Verständnis entgegenbringen, einem Leben, das nur einem Ziel gedient hat: dem Theater seiner Vision. Wagners Leben und Werk sind das phantastische Märchen der Tausend-und-zweiten Nacht ... er wurde am 22. Mai 1813 geboren ... und ist niemals gestorben.

Wagner und der Antisemitismus

Antisemitismus im Umfeld Wagners

Houston Stewart Chamberlain 1895

Die Bewertung von Richard Wagners Antisemitismus ist bis heute von verschiedenen Perspektiven und Interpretationen seines Wirkens und seiner Werke geprägt, die in nicht unwesentlichem Maße seine eigene Ambivalenz im Verhältnis zum Judentum, Religion im Allgemeinen und der politischen Landschaft seiner Zeit widerspiegelt. Wagners Äußerungen griffen jene antisemitischen Stereotypen und Reflexe auf, die er in Deutschland und Europa des 19. Jahrhunderts bereits vorfand und deren Ursprung sich bis zu Martin Luther zurückverfolgen lässt, der seinen Antijudaismus in mehreren Schriften zum Ausdruck brachte, u. a. „Von den Jüden und iren Lügen” (1543). Antisemitismus gehörte in Wagners Umfeld zum „guten Ton”, vor allem während der Zeit mit Cosima, die eine extreme antisemitische Einstellung hatte und deren Rolle somit kritisch beleuchtet werden muss.

Der englische Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain, Verfasser der „Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts”, einem Werk, dessen schwärmerischer Germanenkult von antisemitischem und rassistischem Gedankengut durchzogen ist, heiratete 1908 Wagners zweite Tochter Eva. Chamberlain gilt als einer der ideologischen Wegbereiter des nationalsozialistischen Antisemitismus. Er versuchte mit seinen Schriften, auch Wagners Werke im Sinne des Nationalsozialismus umzudeuten.

Wagners Antisemitismus

Felix Mendelssohn Bartholdy mit 30 Jahren. Aquarell von James Warren Childe (Ausschnitt), 1839

Wagners Weltbild, in dem sich künstlerische und politisch-agitatorische Ambitionen vermischten, war geprägt von einer pauschalen Sehnsucht nach Aufbruch, Umsturz und Revolution, nach einer meist nicht näher definierten neuen Kunst und Gesellschaft durch Untergang des Bestehenden (siehe: Die Kunst und die Revolution). Seine Motivation war eine sich stets wandelnde Mischung aus humanistisch-aufklärerischer Revolution gegen Aristokratie, romantischer Aspekte wie der Rückkehr zur Natur und der Ablehnung der Industrialisierung, sowie nationalistischer Phantasien von der totalen Einheit einer Rasse oder eines Volkes.

Ressentiments gegen deutsche Juden waren für Wagner ein willkommenes Ventil für seinen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex, wie einige Biographen meinen, beispielsweise der Tiefenpsychologe Josef Rattner, der in einem „Psychogramm” Wagners Antisemitismus wie folgt erklärt:

Wer so hartnäckig um eine Ideologie des Hasses kreist, bedarf ihrer und kann anscheinend ohne sie nicht leben. Daher muss das antisemitische und rassistische Element in Wagners Persönlichkeit in einem größeren Zusammenhang gesehen werden.[16]

Rattner führt weiter aus, dass Wagners Antisemitismus – auch der von Cosima Wagner – eine Beihilfe zur Integration in die „vornehme Welt” gewesen sei. Mit dem dauernden Sichaufreizen am Judentum „vollzog das Ehepaar Wagner ein Ritual”. Sie hätten sich dabei gegenseitig ihr „Wohlgeborensein”, ihre „Deutschheit” und zumindest ihre „rassische Aristokratie” versichert. Zwei ehrgeizige, auf Perfektionismus bedachte Charaktere hätten sich im Antisemitismus zur wechselseitigen und absoluten Selbstbestätigung vereinigt.

Seine von Freunden und Bekannten häufig beschriebene Ruhmsucht, sein Hang zu Luxus, Verschwendung und Blendwerk waren ausgerechnet die Eigenschaften, die er häufig den Juden vorwarf. Blieben finanzieller Erfolg und Anerkennung aus, so wähnte Wagner sich nicht selten als Opfer angeblicher jüdischer Gegnerschaft. Die missgünstige Geringschätzung und Diffamierung von jüdischen Komponisten wie Giacomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn Bartholdy versuchte er mit Schriften wie Das Judentum in der Musik und dem darauf aufbauenden Brief an Gräfin Muchanow zu theoretisieren; wie Kritiker anführen, um diese persönliche Motivation zu überdecken. In diesem Zusammenhang wird auch der musikalische Einfluss Mendelssohns auf Wagner diskutiert. So waren einige Frühwerke Wagners, wie etwa die Columbus-Ouvertüre, teilweise von Kompositionen Mendelssohns angeregt worden. Trotz persönlicher Vorbehalte rühmte Wagner Mendelssohns Musik; dessen Hebriden-Ouvertüre bezeichnete er 1879 in den „Bayreuther Blättern” als „eines der schönsten Musikwerke, die wir besitzen”.

Wagners Einsatz für den Tierschutz am Ende seines Lebens hatte auch antisemitische Anklänge. Angelehnt an Schopenhauer hielt er Schächtung und Vivisektion für zwei Seiten einer Medaille und Ausdruck einer „Jüdischen Medizin”[17]. Wagner unterstützte unter anderem in einem offenen Brief[18] Anliegen der Tierschutzbewegung im Kaiserreich. Wagner betonte, die Menschheit könne durch Verzicht auf Fleischgenuss zu einem höheren moralischen Dasein gelangen, wurde selbst aber nicht Vegetarier.

Wagners Schriften und Äußerungen über und gegen Juden umfassen ein weites Spektrum. Dieses reicht von niedersten, affektiven Tiraden über die angesprochenen Theorien bis hin zu fast versöhnlichen Tönen und – wie einige Historiker und Musikkritiker meinen – zu einer Identifizierung mit der Außenseiterrolle der Juden als jemand, der sich selbst oft als Außenseiter empfand.

Wagner pflegte Freundschaften zu jüdischen Landsleuten wie seinem Helfer Karl Tausig, Joseph Rubinstein, Angelo Neumann und der berühmten Sängerin Lilli Lehmann. Bemerkenswert ist, dass er am Ende seines Lebens die Parsifal-Uraufführung Hermann Levi anvertraute, der ebenfalls zu seinem jüdischen Freundeskreis zählte und Sohn eines Rabbiners war. Ob das ein Widerspruch zu seinen antisemitischen Äußerungen ist und inwieweit diese dadurch relativiert werden, ist Gegenstand der Debatte. Der Musikkritiker Joachim Kaiser hat verschiedentlich darauf hingewiesen, dass sich antisemitische Äußerungen in dem, was Wagner wirklich wichtig war, nämlich seinen musikdramatischen Werken, nicht nachweisen lassen, wenngleich – etwa von Saul Friedländer – die Auffassung vertreten wurde, einige Figuren wie Mime und Alberich aus dem „Ring” zeigten Züge von Judenkarikaturen.

Ein Kongress mit dem Ziel einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas Wagner und die Juden fand erstmalig im Festspielsommer 1998 in Bayreuth unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus Deutschland, Israel und den USA statt, die Beiträge und z. T. sehr kontroversen Diskussionen wurden unter der Herausgeberschaft von Borchmeyer u. a. publiziert.[19]

Wagner und Hitler

Die tradierte Wagner-Rezeption beschwichtigt, Wagners journalistischer Antisemitismus wäre eine Randnotiz geblieben, hätte ihn nicht das nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler vereinnahmt. Es hatte ihn zum deutschen Komponisten par excellence stilisiert und in seinem Niedergang Wagners Musiktheater für einen mortalen Endzeit-Kult missbraucht.

Während seiner Wiener Zeit ging Hitler regelmäßig in die Oper und beschäftigte sich intensiv mit Wagner. Als Vorbild eigener Lebensvisionen war Wagner für ihn ein vergöttertes Idol [20]. Wie Joachim Fest beschreibt, machte die eingebildete Nachfolge die „Verführung durch den romantischen Geniebegriff deutlich”, welcher in Wagner seine Erfüllung und Entgleisung gefunden habe. Die eskapistischen Träume des scheiternden, im Männerheim lebenden Künstlers Hitler entzündeten sich am Genie Wagners. Hitler erklärte später, mit Ausnahme Wagners keine Vorläufer gehabt zu haben und bezeichnete Wagner als „größte Prophetengestalt, die das deutsche Volk besessen” habe. [21]

Original-Broschur 1869

In seiner Broschüre Das Judenthum in der Musik (1869) schreibt Richard Wagner ohne notwendigen Bezug auf die musiktheoretische Polemik vom „natürlichen Widerwillen gegen jüdisches Wesen” und: „Der Jude ist nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge dieser Welt wirklich bereits mehr als emanzipiert: er herrscht, und wird solange herrschen, als das Geld die Macht bleibt, vor welcher alles unser Thun und Treiben seine Kraft verliert”. An die Juden gerichtet schließt er mit den Worten: „Aber bedenkt, dass nur Eines eure Erlösung von dem auf euch lastenden Fluche sein kann: die Erlösung Ahasvers, - der U n t e r g a n g !” (so gesperrt im Original).

Richard Wagner hatte diesen Text bereits 1850 in der Neue[n] Zeitschrift für Musik unter dem Pseudonym „K. Freigedank” publiziert. 1869 tritt er damit wieder [!] an die Öffentlichkeit, diesmal unter eigenem Namen und mit einem Anhang (S. 31 – 57), der den ursprünglichen Aufsatz an Judenhass und Demagogie übertrifft. In ihm heißt es gegen Ende in tückischer Resignation, doch gleichwohl appellativ: „Ob der Verfall unserer Cultur durch eine gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elementes aufgehalten werden könne, vermag ich nicht zu beurtheilen, weil hierzu Kräfte gehören müssten, deren Vorhandensein mir unbekannt ist.” Es ist unwahrscheinlich, dass Hitler diese Schrift nicht gekannt hat. Jedenfalls hat sich der gescheiterte Künstler Hitler, dem Massenerschütterer und Großmeister des Musiktheaters verfallen, [22] zum Vollstrecker seines Propheten gemacht. [23] Das auf die Juden gemünzte Begriffspaar "Dämon" und "Verfall" taucht zuerst bei Wagner auf [24], wird von Alfred Rosenberg in einer antisemitischen Schrift von 1923 aufgegriffen: Als eines der Vorzeichen dieses kommenden Kampfes...steht die Erkenntnis des Wesens des Dämons unseres heutigen Verfalls... [25], und taucht schließlich mit anderen Worten bei Hitler auf. Der Dämon wird jetzt zum "Polypen", einem häufigen Karikatur-Motiv gegen Juden, der Verfall gerät zur "Umstrickung": Werden unser Volk ... das Opfer dieser blut- und geldgierigen jüdischen Völkertyrannen, so sinkt die ganze Erde in die Umstrickung dieses Polypen... [26],

Hitlers Lieblingsopern waren Rienzi, der letzte der Tribunen und Parsifal. Aus Parsifal wollte er sich „seine Religion bauen”: Gottesdienst in feierlicher Form ohne theologisches Parteiengezänk, ohne ekelhafte Kutten und Weiberröcke.[27] Hitler lernte im Jahre 1923 Cosima und Winifred Wagner in Bayreuth kennen und nahm später als „Führer” per Verfügung Einfluss auf die Festspiele hinsichtlich des Programms und der Regie, z. B. bei Parsifal. Als ehemaliger Postkartenmaler Ideen zum Bühnenbild eines der höchstrangigen Musikfestivals in Deutschland beizusteuern, verschaffte Hitler persönliche Genugtuung und das Gefühl der Anerkennung beim deutschen Bürgertum.

Das Thema Wagner und Hitler wird seit Jahrzehnten publizistisch behandelt, beispielsweise von Hartmut Zelinsky und Joachim Köhler. Köhler versucht in seinem Buch „Wagners Hitler”, den Einfluss der Wagnerschen Gedankenwelt auf Hitler und dessen Handeln nachzuweisen.

In Israel ist Wagner immer noch heftig umstritten. Die öffentliche Aufführung von Wagners Werken ist praktisch nicht möglich. So führte die Aufführung des Vorspiels zu Tristan und Isolde durch Daniel Barenboim im Juli 2001 zu einem Eklat [28], einer Kritik des Wiesenthal-Zentrums und des damaligen Jerusalemer Bürgermeisters Ehud Olmert. Andere Wagner-Aufführungen waren bereits vorher durch Proteste von Holocaust-Überlebenden verhindert worden.

Werke

Das von Gustav Eberlein geschaffene Wagner-Denkmal im Berliner Tiergarten
Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund in der Nähe von Pirna
Das Grab: „Die Welt hat zu wissen, wer hier liegt” R.W.

Musikdramatische Werke

Nur die folgenden zehn Werke wählte Wagner für Aufführungen im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel in Bayreuth aus:

  • Der Fliegende Holländer WWV 63 (1840–1841, UA: 2. Januar 1843 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1852 (Zürich) und 1864 (München))
  • Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg WWV 70 (1842–1845, UA: 19. Oktober 1845 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1847, 1860 (Erstdruck der Partitur, sog. „Dresdener Fassung”), 1861 (Paris, in frz. Sprache), 1875 (Wien, sog. „Pariser Fassung”))
  • Lohengrin WWV 75 (1845–1848, UA: 28. August 1850, Großherzogliches Hoftheater Weimar.)
  • Der Ring des Nibelungen (betont: Nibelungen) WWV 86, mit vier Teilen:
    • Vorabend: Das Rheingold (1851–1854, UA: 22. September 1869 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
    • Erster Tag: Die Walküre (betont: Walküre) (1851–1856, UA: 26. Juni 1870 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
    • Zweiter Tag: Siegfried (1851–1871, UA: 16. August 1876 Festspielhaus Bayreuth)
    • Dritter Tag: Götterdämmerung (1848–1874, UA: 17. August 1876 Festspielhaus Bayreuth)
  • Tristan und Isolde WWV 90 (1856–1859, UA: 10. Juni 1865 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
  • Die Meistersinger von Nürnberg WWV 96 (1845–1867, UA: 21. Juni 1868 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
  • Parsifal WWV 111 (1865–1882, UA: 26. Juli 1882 Festspielhaus Bayreuth) – „Bühnenweihfestspiel”

Sonstige Musikwerke

  • Symphonie C-Dur
  • Symphonie E-Dur (unvollendet, es existieren nur 2 Sätze)
  • Das Liebesmahl der Apostel ein biblische Szene, für Männerstimmen und großes Orchester (1843)
  • Fantasie für Klavier in fis-Moll (1831)
  • 3 Klaviersonaten
    • Klaviersonate in B-Dur (1831)
    • Klaviersonate in A-Dur (1832)
    • Klaviersonate in As-Dur (1853)
  • Züricher Vielliebchen-Walzer für Klavier in Es-Dur (1854)
  • Wesendonck-Lieder
  • Siegfried-Idyll für kleines Orchester (1870)
  • König Enzio-Ouvertüre (1832)
  • Columbus-Ouvertüre (1835)
  • Polonia, C-Dur (1836)
  • Rule Britannica, D-Dur (1837)
  • Eine Faust-Ouvertüre, d-Moll (1844)
  • Huldigungsmarsch für Ludwig II. von Bayern, Es-Dur (1864)
  • Kaisermarsch, B-Dur (1871)
  • Großer Festmarsch, G-Dur (1876)
  • Ankunft bei den schwarzen Schwänen – Albumblatt in As-Dur für Klavier in As-Dur (1861)

Insgesamt sind nach dem Wagner-Werkverzeichnis (WWV) einschließlich aller Gelegenheitskompositionen und Widmungsblätter, jedoch ohne die Schriften Wagners, 113 Werke verzeichnet.

Schriften

Wagner hat neben den Inhaltsentwürfen, Textfassungen und Analysen seiner Musikdramen zahlreiche musiktheoretische, philosophische, politische und belletristische Schriften verfasst und sie mit seinen Musikdramen ab 1871 in seiner Sammlung Sämtliche Schriften und Dichtungen herausgegeben, die – einschließlich der Autobiografie Mein Leben – 16 Bände umfasst. Wagner war schriftstellerisch produktiver als die meisten anderen Komponisten. Zudem hat er tausende Briefe geschrieben. Die meisten seiner Schriften sind stilistisch verunglückt und zeichnen sich nicht durch stringente Gedankenführung aus. Neben trocken deduzierendem Stil und Kanzleiprosa finden sich hymnische Episoden und Gedankenblitze [29]. Gregor-Dellin urteilt in seiner Wagner-Biographie, die Schriften seien mit „Reisszwecken gespickt, ein unverdaulicher Brei, Kanzeleiprosa”, und Ludwig Reiners griff für Beispiele schlechter Prosa immer wieder auf Texte Wagners zurück. Für den ebenso kritischen wie begeisterten Verehrer Thomas Mann enthalten die Schriften „sehr Wahres und Falsches ineinander geschlungen” und „höchste Sachkunde neben peinlicher Mitrederei”. Man könne aus Wagners Schriften nicht viel über den Verfasser lernen. „Wagners siegreiches Werk beweist nicht seine Theorie, sondern nur sich selbst.”

Wie auch immer man die Schriften beurteilt, so können sie doch als Nährboden betrachtet werden, aus dem seine musikdramatischen Werke hervorgegangen sind. Zugleich machen sie deren geistigen Hintergrund verständlich.

Titelblatt des Erstdruckes

Als seine wichtigsten Schriften gelten:

  • Eine Pilgerfahrt zu Beethoven (1840)
  • Zu Beethovens Neunter Symphonie (1846)
  • Der Nibelungen-Mythos als Entwurf zu einem Drama (1848)
  • Die Wibelungen. Weltgeschichte aus der Sage (1849)
  • Die Revolution (1849) – die erste von mehreren Kunst-Revolutions-Schriften
  • Der Mensch und die bestehende Gesellschaft (1849)
  • Die Kunst und die Revolution (1849)
  • Das Kunstwerk der Zukunft (1850)
  • Kunst und Klima (1850)
  • Das Judentum in der Musik (1850) → [1] – eine Polemik gegen jüdische Komponisten
  • Oper und Drama (1851) – ein Essay über die Theorie der Oper
  • Eine Mitteilung an meine Freunde (1851) Vorstufe zu Wagners Autobiographie
  • Über Staat und Religion (1864) Eine theoretische Abhandlung für König Ludwig II.
  • Deutsche Kunst und Deutsche Politik (1868)
  • Über das Dirigieren (1869)
  • Beethoven (1870)
  • Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth (1873)
  • Was ist deutsch? (1878) und: Wollen wir hoffen? (1879)
  • Religion und Kunst (1880) plus Nachtrag: Was nützt diese Erkenntnis?
  • Das Bühnenweihfestspiel in Bayreuth (1882)

Wagners Autobiografie Mein Leben, die zu seinen Lebzeiten nur im Privatdruck in etwa 25 Exemplaren für enge Freunde erschien, gilt als kulturhistorisches Dokument des 19. Jahrhunderts, ebenso wie die Tagebuchaufzeichnungen Cosima Wagners, die sie von 1869 bis zum Tod ihres Gatten führte. Darin ist viel Privates, „Nebensächliches” mitgeteilt, aber auch zahlreiche Aussprüche und Gespräche Wagners bis hin zu seinen Träumen.

Einzelnachweise

  1. Kirchliches Archiv Leipzig (KAL): Taufbuch Thomas 1811-1817, S. 156
  2. Burkhard Zemlin: „Stadtführer Lutherstadt Eisleben”, Bindlach 1996, ISBN 3-8112-0833-0 und Autobiografie „Mein Leben”
  3. Horst Grimm/Leo Besser-Walzel, Die Corporationen, Frankfurt am Main, 1986; Richard Wagner, Gregor-Dellin (Hrsg.), Mein Leben, München 1983, S. 51 ff. Dazu auch Huss, Richard Wagner als Corpsstudent, in: Studenten-Kurier 4/2006, S. 16, mit Klarstellung von Weiß, Richard Wagners mißglückte Contrahagen, in: Studenten-Kurier 1/2007, S. 3, 4
  4. zit nach Martin Gregor-Dellin, Richard Wagner. Sein Leben, sein Werk, sein Jahrhundert. Ein Künstler erwacht im Vormärz
  5. Briefwechsel König Ludwig und Richard Wagner.
  6. Richard Wagner: Oper und Drama
  7. Diether de la Motte, Harmonielehre, Richard Wagner, Bärenreiter, Kassel 1985, S212.
  8. Martin Vogel, Der Tristan-Akkord und die Krise der modernen Harmonielehre, Düsseldorf 1962
  9. Eduard Hanslick: Aus meinem Leben. Berlin 1911
  10. Friedrich Nietzsche, Der Fall Wagner, Abschnitt 4
  11. Nietzsche contra Wagner, Wagner als Apostel der Keuschheit, 3
  12. Josef Lehmkuhl: ... kennst du genau den Ring? Seite 8 f. Königshausen & Neumann, ISBN 978-3-826-03347-6, abgerufen am 26. November 2008.
  13. zit. nach Thomas Mann, Achtung Europa`, Band 4, Hrsg. Hermann Kurzke, Frankfurt am Main, 1995 S. 342
  14. Klaus Schröter: Thomas Mann im Urteil seiner Zeit. Abgerufen am 26. November 2008.
  15. Marcel Prawy: „Nun sei bedankt”, mein Richard-Wagner-Buch. München 1982; ISBN 3-442-10191-3
  16. Josef Rattner: Richard Wagner im Lichte der Tiefenpsychologie. Berlin 1984
  17. ARLUKE, A. & B. SAX (1992): Understanding Nazi Animal Protection and the Holocaust. Anthrozoös, H. 5, 6-31
  18. Offenes Schreiben an Herrn Ernst von Weber Verfasser der Schrift Die Folterkammern der Wissenschaft, 1879, R. Wagner, Gesammelte Werke, Leipzig 1888
  19. Kongress Richard Wagner und die Juden, Kurzfassungen der Beiträge
  20. Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. Ullstein, Berlin Neuausgabe 2002, Lizenzausgabe des Spiegel-Verlags, Hamburg 2007, S. 94
  21. zit. Nach Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie S. 96
  22. So hat Thomas Mann Richard Wagner bezeichnet.
  23. Köhler, Joachim: Wagners Hitler. Der Prophet und sein Vollstrecker. München: K. Blessing 1997
  24. "Erkenne dich selbst" 1881
  25. "Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik" Böpple, München 1923, Ausgabe 1933 auf S. 133
  26. "Mein kampf" 721. Aufl. 1942, S. 703
  27. Hermann Rauschning; Gespräche mit Hitler.
  28. http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,144085,00.html
  29. Kindlers Neues Literaturlexikon, Richard Wagner, Das Kunstwerk der Zukunft, München 1992

Siehe auch

Literatur

Über Richard Wagner

  • Wendelin Weißheimer: Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen, Stuttgart 1898, 3.Aufl.
  • Hans-Joachim Bauer: Reclams Musikführer Richard Wagner. Reclam, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-010374-6
  • Paul Bekker: Richard Wagner (1924)
  • Elsa Binder: Malwida von Meysenbug und Friedrich Nietzsche. Die Entwicklung ihrer Freundschaft mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zur Stellung der Frau. Überarbeiteter Nachdruck, Schutterwald/Baden: Dr. Klaus Fischer Verlag 2007. ISBN 978-3-928640-77-0. (Malwida von Meysenbug war eine enge Freundin Wagners und erlebte seinen Bruch mit Nietzsche]
  • Werner Breig, Martin Dürrer, Andreas Mielke: Wagner-Briefe-Verzeichnis (WBV). Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1998, ISBN 3-7651-0330-6
  • Martin Geck: Richard Wagner. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-50661-0
  • Carl Friedrich Glasenapp: Das Leben Richard Wagners. Sechs Bände. Leipzig 1876–1911
  • Martin Gregor-Dellin: Richard Wagner – Sein Leben, sein Werk, sein Jahrhundert. Piper, München 1980, ISBN 3-492-02527-7
  • Brigitte Hamann: Die Familie Wagner. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-50658-0
  • Walter Hansen: Richard Wagner. Sein Leben in Bildern. Mit 186 Abb., durchgehend vierfarbig. dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-34457-9
  • Jacques Hartog: Richard Wagner. Johannes M. Meulenhoff Verlag, Leipzig 1913
  • Friedrich von Hausegger: Richard Wagner – Aus dem Geiste der Musik geboren. (Hörbuch) ABOD, Norderstedt 2006, ISBN 3-8341-0174-5
  • Eckehard Kiem/Ludwig Holtmeier (Hrsg.), Richard Wagner und seine Zeit, Laaber 2003, ISBN 3-921518-95-4
  • Joachim Köhler: Der letzte der Titanen, Richard Wagners Leben und Werk. Claassen-Verlag München, 2001, ISBN 3-546-00273-3
  • Joachim Köhler: Wagners Hitler, der Prophet und sein Vollstrecker. Blessing-Verlag München, 1977, ISBN 3-89667-016-6
  • Ludwig Marcuse: Das denkwürdige Leben des Richard Wagner. Szczesny-Verlag München, 1963
  • Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn (Hrsg.): Richard Wagner. Wie antisemitisch darf ein Künstler sein? aus der Reihe: Musik-Konzepte, Heft 5, Edition Text u. Kritik, München 1978, ISBN 3-921402-67-0
  • Franz Muncker: Wagner, Richard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 544–571.
  • Ferdinand Pfohl: Richard Wagner, Sein Leben und Schaffen. Ullstein, Berlin-Wien 1911, 398 Seiten
  • Hannu Salmi: Wagner and Wagnerism in Nineteenth-Century Sweden, Finland, and the Baltic Provinces: Reception, Enthusiasm, Cult. Eastman Studies in Music. University of Rochester Press, Rochester NY 2005.
  • Hannu Salmi: Imagined Germany. Richard Wagner’s National Utopia. German Life and Civilization, Vol. 29. General editor: Jost Hermand. Peter Lang Publishing, New York 1999.
  • Scholz, Dieter David: Ein deutsches Mißverständnis. Richard Wagner zwischen Barrikade und Walhalla. Berlin: Parthas Verlag 1997, 383 Seiten, ISBN 3-932529-13-8
  • Alexander Schmidt: Braune Brüder im Geiste? Volk und Rasse bei Wagner und Hitler – Ein kritischer Schrift-Vergleich. Tectum Verlag, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9252-1
  • Stefan Lorenz Sorgner/H. James Birx/ Nikolaus Knoepffler (Hg.): Wagner und Nietzsche: Kultur – Werk – Wirkung. Ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek, 2008. ISBN 978-3-499-55691-3
  • Cosima Wagner: Die Tagebücher. Piper München, 1977 ISBN 3-492-02199-9
  • Sven Friedrich: Der Klassik(ver)führer: Sonderband Richard Wagner, Auricula, Berlin 2007, ISBN 978-3-936196-08-5

Über Wagners Werke

Über Wagner-Aufführungen

  • Appia, Adolphe: La mise en scène du Drame Wagnerien, Paris 1895
  • Appia, Adolphe: Die Musik und die Inszenierung, 1899
  • Appia, Adolphe: Über das Bayreuther Festspielhaus, 1902. In: Barth, Herbert (Hrsg.): Der Festspielhügel. Richard Wagners Werk in Bayreuth 1876–1976. München 1976, S. 99–103
  • Badenhausen, Rolf / Harald Zielske (Hrsg.): Bühnenformen Bühnenräume Bühnendekorationen. Beiträge zur Entwicklung des Spielorts. Berlin 1974.
  • Barth, Herbert (Hrsg.): Der Festspielhügel. Richard Wagners Werk in Bayreuth 1876–1976. München 1976
  • Petzet, Detta und Michael: Die Richard Wagner-Bühne Ludwig II. München 1970.
  • Schöne, Günther: Das Bühnenbild im 19. Jahrhundert. In: Katalog des Theatermuseums München, München 1959 (S. 5–20)
  • Skraup, Siegmund: 1924–1944. Die Sprache Bayreuths und die Sprache der Zeit. In: Theater unserer Zeit, Band 2: Der Fall Bayreuth, Basel/Stuttgart 1962
  • Steinbeck, Dietrich: Richard Wagners Tannhäuser-Szenarium. Das Vorbild der Erstaufführungen und der Dekorationspläne, Berlin 1968 = Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Band 64 (S. 6–12)
  • Steinbeck, Dietrich: Inszenierungsformen des „Tannhäuser” (1845–1904), Regensburg 1964 = Forschungsbeiträge zur Musikwissenschaft (Hrsg. v. Gustav-Bosse-Verlag), Band XIV (S. 70–73, 103–107, 111–112)
  • Wagner, Richard: Schriften und Dichtungen. Neun Bände, Leipzig 1872. Band 3: Das Kunstwerk der Zukunft (S. 147–148, 152–153). Band 5: Über die Aufführung des „Tannhäuser” (S. 164–165). Bemerkungen zur Aufführung der Oper „Der Fliegende Holländer” (S. 207–208)
  • Wagner, Wieland (Hrsg.): Richard Wagner und das Neue Bayreuth. München 1962
  • Westernhagen, Curt von: Das Bühnenbild. Vision – Vorschrift – Verwirklichung. In: Richard Wagner und das Neue Bayreuth, hrsg. v. Wieland Wagner, München 1962, S. 183–206
Commons: Richard Wagner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Richard Wagner – Quellen und Volltexte

Vorlage:PND Vorlage:LeMO

Noten und Hörbeispiele

Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA