Hessisch Oldendorf

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Wappen Deutschlandkarte
Datei:Wappen-Hessisch Oldendorf.svg
Hessisch Oldendorf
Deutschlandkarte, Position der Stadt Hessisch Oldendorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 10′ N, 9° 15′ OKoordinaten: 52° 10′ N, 9° 15′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Hameln-Pyrmont
Höhe: 62 m ü. NHN
Fläche: 120,32 km2
Einwohner: 18.458 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 31840, 31833
Vorwahlen: 05152, 05151 (Pötzen), 05158 (Hemeringen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: HM
Gemeindeschlüssel: 03 2 52 007
Stadtgliederung: 24 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 13
31840 Hessisch Oldendorf
Website: www.hessisch-oldendorf.de
Bürgermeister: Harald Krüger (SPD)
Lage der Stadt Hessisch Oldendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont
KarteBad Münder am DeisterSalzhemmendorfCoppenbrüggeHessisch OldendorfHamelnEmmerthalBad PyrmontAerzenNordrhein-WestfalenLandkreis HolzmindenLandkreis HildesheimRegion HannoverLandkreis SchaumburgLandkreis Hameln-PyrmontNiedersachsen
Karte

Hessisch Oldendorf ist eine Stadt im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen unweit der Weser. 1905 wurde dem Ortsnamen amtlich der Zusatz „Hessisch“ zwecks besserer Unterscheidung im Bahn- und Postverkehr hinzugefügt. Zu jener Zeit gehörte die Stadt zur preußischen Provinz Hessen-Nassau.

Geographie

Geographische Lage

Hessisch Oldendorf liegt 13 km nordwestlich vor der Rattenfängerstadt Hameln an der Weser. Durch die Stadt führen außerdem der Weserradweg und die Deutsche Märchenstraße.

Geologie

Eine geologische Besonderheit sind die Vorkommen von Planicosta-Sandstein.

Stadtgliederung

Seit der Gemeindereform von 1973 gliedert sich Hessisch Oldendorf in acht Ortschaften mit insgesamt 24 Ortsteilen:

Geschichte

Flurkarte von Hessisch Oldendorf 1750
  • Die Gründung (Hessisch) Oldendorfs als Stadt fällt höchst wahrscheinlich in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts. Möglicherweise plante Graf Adolf von Schaumburg, das befestigte Oldendorf zum Mittelpunkt der ca. 25 schaumburgischen Ortschaften der Umgebung zu machen und dadurch seine Macht zu sichern.
  • Um 1500 hatte die Stadt ca. 1.300 Einwohner.
  • 1552 erreichte die Reformation die Grafschaft Schaumburg und damit Oldendorf.
  • Durch den Tod des letzten Grafen 1640 entstand ein Streit um die Grafschaft Schaumburg, der zu ihrer Aufspaltung in drei Teile führte. Oldendorf fiel zusammen mit Rinteln als Exklave an die Landgrafschaft Hessen-Kassel.
  • 1807–1813 gehörte Oldendorf, wie ganz Kurhessen, zum napoleonischen Königreich Westphalen.
  • 1866, nach der Annexion von Hessen-Kassel durch Preußen, wurde die Stadt der preußischen Provinz Hessen-Nassau zugeordnet (darin ab 1867 dem Regierungsbezirk Kassel).
  • 1932 kam sie an die Provinz Hannover (darin in den Regierungsbezirk Hannover).
  • Mit der Auflösung des Landkreises Grafschaft Schaumburg (Kreisstadt Rinteln) und Neubildung des Landkreises Schaumburg (Kreisstadt Stadthagen) wurde die Stadt, die jahrhundertelang „Oldendorf unter der Schaumburg“ hieß, am 1. August 1977 aus der historischen Zugehörigkeit herausgenommen und in den Landkreis Hameln-Pyrmont eingegliedert.

Idistaviso-Schlacht (16 n. Chr.)

Vermutetes Idistaviso-Schlachtfeld

Die Annalen des Tacitus sind die einzige authentische Quelle, die über den Feldzug der Römer unter Germanicus durch Nord-Germanien 15-16 n. Chr. und seinen Sieg über das Heer des Arminius berichten. Angelegt war dieser überaus sorgfältig angelegte Feldzug der Römer als Rachefeldzug für die schmerzliche römische Niederlage in der Varus-Schlacht im Jahre 9 n. Chr. Das Fehlen von exakten Ortsangaben hat seit Jahrhunderten die Historiker mit unterschiedlichen Hypothesen über die geographische Lage des Idistaviso-Schlachtfeldes beschäftigt. Die Mehrzahl der Autoren legen aber überzeugend dar, dass diese Schlacht nur in den Stauwiesen zwischen Hessisch Oldendorf und Fischbeck stattgefunden haben kann.

Schlacht am Süntel (782)

Im Verlauf der gewaltsamen Christianisierung durch Karl den Großen stoßen im Jahre 782 Franken und Sachsen am Süntel aufeinander. Ein Frankenheer, ursprünglich gegen die Sorben in Thüringen ausgesandt, erfährt von einem erneuten Aufstand der Sachsen, entdeckt deren Lager am Süntel und stürmt blindlings auf den Feind ein. Die Sachsen unter ihrem Führer Herzog Widukind erwarten den Angriff in guter Ordnung; ein Teil von ihnen umgeht die Franken, die daraufhin fast alle erschlagen werden. Die Namen Totental und Blutbach am Hohenstein und das Dachtelfeld (tachteln = schlagen) erinnern noch an das Massaker. Karl der Große rächt sich mit dem „Blutgericht in Verden an der Aller“, bei dem angeblich 4500 Edle der Sachsen hingerichtet wurden. Die Historiker sind sich aber hier nicht einig, siehe Blutgericht von Verden.

Schlacht bei Oldendorf (1633)

Gefechtsaufstellung 28. Juni 1633
Schlachtgeschehen 1633 in einem Merian Kupferstich
Französisches Hauptquartier Oldendorf 1776 im Siebenjährigen Krieg

Das dritte historisch bedeutsame Treffen um Hessisch Oldendorf fand am 28. Junijul. / 8. Juli 1633greg. [2] statt, als ein protestantisches Heer von Schweden, Hessen und Braunschweig-Lüneburgern dem katholisch-kaiserlich besetzten Hameln zu Hilfe kam. Zum Kampf kam es in der Schlucht zwischen Segelhorst und Barksen. Zum glänzenden Sieg über die kaiserlichen Truppen halfen die genaue Ortskenntnis eines Rittmeisters, der in Oldendorf geboren war, und der erste Einsatz beweglicher Feldartillerie. Bei dieser Schlacht wurden an einem einzigen Tag über 7000 Tote gezählt. Ein Chronist der schwedisch-lüneburgischen Truppen, der das Schlachtfeld zwischen Barksen und Segelhorst am folgenden Tage besucht hatte, schrieb darüber:. . .

Sey sonsten diese Stunde auß dem Läger für Oldendorf gekommen und die Walstadt, darauff daß Treffen geschehen, ein wenig besichtigtt, da dan der Augenschein außweiset, daß sie alda einer den andern ernst gemeint haben, weiln das Gehöltze daselbst wie dan auch daß flache Veldt und im Korn überall fast voll todter Körper ohne Zhall liggen, in etzlichen tieffen Gründen aber, da sie im Außweichen durchsetzen wollen, liggen ihrer woll 5 oder 6 auffeinander, alle nacket außgezogen und übell zerhackett und zerhawen, welches grewlich anzusehen, und ist anders hievon nit zu judiciren, alß daß Gott der Allmächtig alda selber in Streit gewesen und den Sieg erhalten.“

Siebenjähriger Krieg (1756–1763)

Hauptquartier einer merkwürdigen Schlacht während des Siebenjährigen Krieges wurde Hessisch Oldendorf 1757: Wilhelm August, ein Sohn des Kurfürsten Georg II. von Hannover, und der englische Herzog von Cumberland standen einer französischen Armee unter dem Kommando des Marschall d'Estrees gegenüber. In der Schlacht bei Hastenbeck wähnte der Herzog von Cumberland das Treffen verloren und gab den Befehl zum Rückzug, während jedoch, ohne sein Wissen, die Franzosen tatsächlich geschlagen waren und zurückfluteten. Als der Herzog seinen Irrtum erkannte, waren die Franzosen bereits wieder auf das Schlachtfeld zurückgekehrt und behaupteten es, ohne eigentlich gesiegt zu haben. Die Folge der Niederlage war die Kapitulation der Festung Hameln und der Verlust des Kurfürstentums Hannover an die Franzosen. Hessisch Oldendorf erlitt enorme Verluste durch Kontributionen, Plünderungen und Einquartierungen.

Abdämmung der Weser

Das Oldendorfer Wesertal wurde von mehreren Weserarmen durchflossen, die noch heute bei Hochwasser gut zu erkennen sind. Der Hauptarm der Weser floss direkt am „Münchhausenhof“ und den Stadtwällen von Hessisch Oldendorf entlang und sicherte durch den Schiffsverkehr der Stadt erhebliche Zolleinnahmen. Schweren wirtschaftlichen Schaden nahm die Stadt, als zwischen 1615 und 1682 der Landdrost Jobst von Mengersen die Weser in den Stauwiesen bei Weibeck abdämmte. Durch die Trockenlegung alter Weserarme wurden aber bedeutende fruchtbare Ackerflächen gewonnen, die dem Vermögen der Grafen von Schaumburg zufielen. Dem Volksglauben nach soll Jobst für seine Tat an nebligen Tagen ruhelos bei der alten Weser umherirren und (Rad-)Wanderer erschrecken.

Jüdische Geschichte

Juden-Gedenkstein auf dem alten Juden-Totenhof in der Nordostecke des Stadtwalls

Schon im frühen 14. Jahrhundert berichten Hamelner Urkunden von Juden in Oldendorf, die dann nach Hameln übersiedeln. Von 1597 haben sich Schriftstücke erhalten, in denen der Oldendorfer Bürgermeister dem Juden Isaak eine untadelige Führung als Händler und Geldverleiher bescheinigt. Geldgeschäfte aller Art waren ein Erwerbszweig, in den sich die Juden zwangsläufig flüchten mussten, nachdem ihnen die Handwerker-Zünfte und Kaufmannsgilden aus religiösen Gründen versperrt waren. So traten zwischen 1660 und 1723 auch die drei jüdischen Brüder Wallach mehrmals als Kreditgeber der Stadt auf. Um 1675 pachteten sie einen „Totenhof“ auf dem Nordwall und erwarben 1710 den ersten jüdischen Hausbesitz in der Stadt. Auch im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts lebten hier drei jüdische Familien und handelten mit Ellenwaren, Fellen und Häuten – passend in einer Stadt mit zahlreichen Gerbern und Schuhmachern.

Die napoleonischen Reformen brachten den Juden die bürgerrechtliche Gleichstellung und dauerhafte Familiennamen – in Oldendorf: „Rosenberg“, „Blumenthal“ und „Lilienfeld“. Der Metzger Baruch Blumenthal nahm an den Befreiungskriegen teil und erhielt dafür 1823 eine Ehrenmedaille des zurückgekehrten hessischen Kurfürsten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner auf 43, bei 1343 Einwohnern insgesamt. Neben den Metzgern und kleinen Händlern ragten die Brüder Rosenberg (Kolonial- und Bankgeschäfte) und vor allem der wohlhabende Kaufmann Nathan Peritz Lilienfeld heraus, der im Revolutionsjahr 1848 sogar in den Stadtrat gewählt wurde. Aber bereits 1852 entzog eine kurhessische Verfassungsänderung allen Nichtchristen wieder solche Mandate. 1832 hatte Lilienfeld als jüdischer Gemeindeältester mit der Stadt einen Kaufvertrag geschlossen, durch den ein neuer jüdischer Friedhof östlich der Stadt angelegt werden konnte (An der Bollwegstrift, unten an der Zufahrt zum städtischen Friedhof gelegen).

Neuer Jüdischer Friedhof seit 1832

Von der Kaiserzeit bis zur Zeit des Nationalsozialismus traten die jüdischen Geschäftsleute (z.B. Bankhaus u. Textilgeschäft Adolf Spanier, Landhandel Max Blumenthal, Viehhandlung Julius Löwenstein) als angesehene und ins Vereinsleben integrierte Mitbürger in Erscheinung. Julius Löwenstein war als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs auch Ortsvereinsvorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten.

Im Jahre 1933 erlebten 21 Oldendorfer Juden die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Entrechtung, Misshandlung, Vertreibung und Mord wurden ihr Schicksal. Ein erster Tiefpunkt war 1935 eine vom Lehrer Carlowitz mit nachweislich erlogenen Behauptungen angezettelte Kundgebung auf dem Marktplatz wegen einer angeblichen „Rassenschändung“ im Haus des Viehhändlers Löwenstein. Aufgewiegelte Einwohner drangen daraufhin in dessen Haus ein, verwüsteten die Einrichtung und zwangen die Familie zum vorläufigen Verlassen der Stadt. Im August 1935 verbot der Stadtrat den kommunalen Bediensteten jeden Umgang mit Juden, sperrte den städtischen Viehmarkt für die jüdischen Viehhändler und untersagte allen Juden die Benutzung der Badeanstalt. In der Reichspogromnacht zum 10. November 1938 stürmten Oldendorfer SS-Angehörige und Zivilisten die Viehhandlung Löwenstein, plünderten die Wohnung und misshandelten die Ehefrau und deren Schwager. Die Familie Löwenstein emigrierte in die USA und 1939/40 fanden noch drei weitere Jugendliche Asyl in England und den USA. Für die übrigen 14 in Deutschland gebliebenen Oldendorfer Juden gab es keine Rettung. Ihre Spuren verloren sich durch Deportationen in die Konzentrationslager und Ghettos von Theresienstadt, Riga, Minsk, Litzmannstadt und Auschwitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte Lieselotte Southam – die 1939 nach England entkommene Tochter von David und Lina Blumenthal (Viehhandel und Schuhgeschäft in der Langen Straße) – mehrfach ihren Geburtsort und berichtete 1994 ausführlich über ihre ermordeten Eltern, über das gesellschaftliche Zusammenleben in Hessisch Oldendorf vor 1933 und den Niedergang danach. Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel auf dem Nordwall an die Stelle des ersten jüdischen Friedhofs und an die Geschichte der Oldendorfer Juden.

Mühlen in Hessisch Oldendorf

Die Stadtmühle am Westertor war die älteste Mühle der Stadt und bestand bereits seit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert. Die Wassermühle Dömich an gleicher Stelle wurde 1863 – verstärkt mit einer Betriebsgrabenverbindung zum Rohdener Bach – errichtet und war bis ca. 1960 in Betrieb. Die Oldendorfer Windmühle wurde auf der Südostecke des Stadtwalles 1589 von der Stadt erbaut, brannte aber im Dreißigjährigen Krieg bereits wieder ab. Die Oldendorfer Schiffsmühle lag seit 1587 auf dem alten Weserarm vor der Südwestecke des Walles. Sie bestand aber nicht lange, denn wenige Jahrzehnte später war die alte Weser abgedämmt. 7 Schleifmühlen der Schmiede und Schlosser wurden 1655 gezählt. 1/2 Thaler Wasserzins verlangte die Stadt für jede Mühle. Die Münchhausen-Mühle an der Fuhler Weserbrücke gehörte bis zu Verkoppelung 1870 zum Münchhausen-Burghof. Vor 1600 wird sie bereits urkundlich erwähnt. Die Dampfmühle an der Segelhorster Straße wurde als Getreide- und Sägemühle 1868 bis ca. 1950 betrieben. Die Kokensmühle am Barksener Weg war ab 1571 Lohmühle des Oldendorfer Schusteramtes. Hier wurde Eichenrinde zu „Lohe“, die von den Gerbern zur Lederherstellung benötigt wurde, gemahlen. Bis 1668 war der Kokensmühle auch eine Walkmühle der Oldendorfer Tuchmacher, die ihre gewebten Leinenstoffe hier „walken“ ließen, angegliedert. Ab 1680 diente die Kokensmühle als Ölmühle.

Scharfrichter und Gerber

Der Dienstsitz des Schaumburger Scharfrichters ist seit Gründung der Stadt nachweisbar und befand sich auf dem Grundstück Mittelstraße 9/Ecke Paulstraße neben dem „Bürgerzwangturm“, der als städtisches Gefängnis ebenfalls der Aufsicht des Scharfrichters unterstand. Als Grundlage des Strafvollzugs diente die „Carolina“, die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V.

Der Beruf des Scharfrichters galt als nicht „ehrlich“, er gehörte keiner Gilde an und unterlag auch in Familienangelegenheiten besonderen Vorschriften. Im Ratskeller und in der Kirche hatte der Mann mit dem schrecklichen Handwerk seine festen, vom Rat der Stadt bestimmten Sitzplätze. Geheiratet wurde nur innerhalb der Scharfrichtersippen, niemals mit anderen Berufsgruppen.

1755 erfolgte die letzte Hinrichtung nach zuvor durchführtem Halsgericht und dreimaliger Tortur auf dem Schafott des Galgenangers an der Gemarkungsgrenze Welsede/ Großenwieden. Scharfrichter Farneck trennte einer Kindesmörderin mit dem Richtschwert den Kopf vom Rumpf.

In einem kleinen Land wie der Grafschaft Schaumburg war die „dienstliche Auslastung“ eines Scharfrichters eher gering. Um sein Auskommen zu sichern, wurde deshalb das Amt mit den Aufgaben des Abdeckers verbunden. Alles verendete Vieh der gesamten Grafschaft durfte ausschließlich durch den Oldendorfer Abdecker entsorgt werden. Bei Strafe war es den Bürgern verboten, ihr totes Vieh selbst zu vergraben. Die Abdeckerknechte holten dann das Vieh ab und verwerteten es in der „Fillerei“. Die Geruchsbelästigung in der engen Stadt und die Wasserbeeinträchtigung des Wallgrabens erforderte bald die Verlegung der „Fillekuhlen“ nach außerhalb der Stadtwälle an den Barksener Weg (heute Stadthalle). Verwertet wurden neben den Hufen und Hörnern hauptsächlich die Häute der verendeten Tiere.

Die Verarbeitung der Tierhäute erfolgte dann durch eine neue Berufsgruppe, den Gerbern. An den Bachläufen rund um die Stadt sind mehrere Gerbereien dokumentiert, wovon die Wehrhahnsche Gerberei an der Segelhorster Straße die größte war. Neben den Häuten war das ausreichende Vorhandensein von Eichenlohe, die in der Lohmühle aus Eichenrinde gewonnen wurde, Voraussetzung für die Lederherstellung. Diese fand aber mit der Entwicklung der industriellen Chromgerbung ihr schnelles Ende.

Als letzte profitierte von dem Schaumburger Scharfrichter und Abdecker die lederverarbeitende Zunft der Schuhmacher, die über Jahrhunderte recht bedeutend war. „Oldendorf ist eine Stadt, die neunundneunzig Schuster hat“, sangen die Kinder. Die industrielle Produktion in zwei Schuhfabriken löste auch dieses Kleingewerbe im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ab.

Schuhfabrikation

Die Schuhfabrik Ferdinand Rinne KG wurde 1901 in Hessisch Oldendorf vom gleichnamigen Geschäftsführer Ferdinand Rinne gegründet. Im Jahre 1922 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Der Standort war bis zum Ende des Bestehens der Firma das Areal in der Rüschstraße. Die Gebäude wurden in den 1990er Jahren aufwendig saniert und zu Wohn- und Geschäftskomplexen umgewandelt. Ebenfalls befindet sich die örtliche Polizeistation auf dem Gelände.

Nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte das Unternehmen deutlich durch das einsetzende Wirtschaftswunder, so wurden neben verschiedenen Damen-, Herren- und Kindermodellen auch Militärstiefel produziert. Nach dem Abflauen der Wirtschaft und der stark zunehmenden Konkurrenz durch Schuhimporte aus den EWG- und Ostblockstaaten, Pakistan, Hongkong, Japan und China, geriet das Unternehmen, wie viele Schuhwerke in Westdeutschland in finanzielle Probleme. 1968 war es nach einem Verlust von rund einer Million Mark der Insolvenz sehr nahe. Zur Wende kam es allerdings durch die Übernahme der Aktienmehrheit durch den englischen Konzern Britton & Sons Ltd. im gleichen Jahr. Der neue Direktor Hans Dimler verordnete eine starke Modellreduzierung und eine Konzentration auf das Geschäft mit Kinderschuhen der Marke "Tuf". Gleichzeitig wurden 500.000 Mark in eine Werbekampagne der Frankfurter Agentur Konsell investiert und dadurch der Tigerkopf in der Sohle als Markenzeichen eingeführt. Es kam sogar zu zahlreichen ganzseitigen Anzeigen in der Micky Maus. Mit dem Slogan "Leicht wie die Feder des Adlers und stark wie die Haut des wandernden Büffels" wurde im Jahre 1971 bereit wieder ein Gewinn von 600.000 Mark erzielt. Täglich verließen damals etwa 4000 Paar Kinderschuhe das Rinne-Werk. Letztendlich konnte der Niedergang der Schuhproduktion in der Kernstadt aber damit nur hinausgezögert werden [3].

NATO-Kaserne Hessisch Oldendorf

Datei:NATO-Kaserne Hessisch Oldendorf 1986.jpg
Ehemalige NATO-Kaserne Hessisch Oldendorf

Auf dem Höhepunkt der Konfrontation des Kalten Krieges zwischen NATO und Warschauer Pakt ab 1960 errichtete die Bundesrepublik im Abstand von ca. 150 km zur innerdeutschen Grenze einen Gürtel mit Luftabwehrraketen-Stationen. In Hessisch Oldendorf wurde für dieses Verteidigungsprojekt ab 1963 eine zentrale Kasernenanlage für vier feste Abschussstationen mit jeweils fünf weiteren Ausweichplätzen gebaut.

Die 4. Lenkwaffen-Gruppe der Niederländischen Luftwaffe (4GGW) bezog im Oktober 1964 die neue Kaserne an der Segelhorster Straße mit 1800 Personen. Für die niederländischen Familien entstanden im „Keukenhof“ entsprechende Wohnungen, Schulen und Soldatenheim. Zugeordnet waren der Hessisch Oldendorf Kaserne die Stationen Barsinghausen/Deister (420. Sqn), Bad Münder/Süntel (421. Sqn), Goldbeck (422. Sqn) und Reinsdorf/Bückeberge (423 Sqn). Ausgerüstet waren die Niederländischen Einheiten mit mobilen konventionellen „Hawk“-Luftabwehrraketen und den dazugehörigen Radarsystemen. Anfang der Siebziger Jahre war dieses Luftabwehrsystem schon technisch veraltet und so wurden die niederländischen Luftwaffeneinheiten bereits zum 1. Juli 1975 wieder nach Holland zurückverlegt.

Neuer Hausherr der Kaserne in Hessisch Oldendorf wurde ab Mai 1976 die US Air Force. Der „600th TCG Hessisch Oldendorf Airstation“ unterstanden große Radarstationen in Bad Münder/ Süntel (609th), Schwelentrup (619th, 620th) und Bremerhaven (606th). Die US Airstation fungierte als eine der zentralen Leitstellen der norddeutschen Radarüberwachung. Logistisch unterstützt wurde die Airstation durch eine unterirdische Treibstoff-Pipeline von Münster nach Hessisch Oldendorf.

Mit dem Ende des Kalten Krieges kam auch das Ende der US-Airstation, die 1991 aufgelöst wurde. Die Kasernenanlage wurde noch einige Jahre als Niedersächsisches Auffanglager für Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion genutzt. Inzwischen ist das gesamte ehemalige Kasernengelände abgebrochen und zu einem modernen Wohngebiet umgenutzt worden. Einzige Erinnerung an die ehemalige Kaserne ist die amerikanische Schule, die heute als „Grundschule am Rosenbusch“ weiter existiert.

Die Treibstoff-Pipeline und die unterirdischen Tanklager im Süntel sind ab Fischbeck stillgelegt und zum Schutz vor Korrosion mit Stickstoff befüllt. Die verbliebene Pipeline wird in Teilbereichen von der Wintershall AG als Gas-Pipeline neu genutzt. Munitionsbunker, unter anderem in Wahrendahl, werden jetzt ebenfalls zivil genutzt.

Eingemeindungen

Am 29. Januar 1973 wurde die bis dahin selbständigen Gemeinden Fischbeck (Weser) und Hemeringen (bis dahin im Landkreis Hameln-Pyrmont) eingegliedert.[4]

Einwohnerentwicklung

Blick von der Paschenburg nach Hessisch Oldendorf

Zahlen beziehen sich auf die Kernstadt und die zugehörigen Ortschaften.
(ab 1987 jeweils zum 31. Dezember)

Entwicklung der Einwohnerzahlen
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1939 10.991 1950 21.412 1961 17.461
1970 17.829 1983 18.990 1987 17.483
1990 18.088 1991 18.913 1992 19.546
1995 20.125 1996 20.081 1997 20.132
1998 20.099 1999 20.108 2000 20.078
2001 19.969 2002 19.923 2003 20.025
2004 19.973 2005 19.771 2006 19.612
2007 19.547 2008 19.312 2009 19.112
2010 18.927 2011 18.827

Politik

Kommunalwahl 2011
 %
50
40
30
20
10
0
46,71 %
35,98 %
15,16 %
1,22 %
0,91 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2006
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−1,32 %p
−7,05 %p
+7,61 %p
+1,22 %p
−0,46 %p

Rat der Stadt Hessisch Oldendorf

SPD CDU Grüne Gesamt
2006 16 14 3 33 Sitze
2011 15 12 5 32 Sitze

Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011

Bürgermeisterwahl

Mit 53,5 % entschied Harald Krüger von der SPD die Wahl zum Bürgermeister der Stadt gegenüber dem Mitbewerber Hans Joachim Grote von der CDU zu seinen Gunsten.

Ortsräte

Die acht Ortschaften hatten 2006 bis 2011 zusammen 96 Ortsratsmitglieder. Durch die Kommunalwahl am 11. September 2011 fiel mangels Kandidaten der Grünen jeweils ein Sitz im Ortsrat Hessisch Oldendorf und Großenwieden weg.

Die 94 Ortsratsmitglieder verteilen sich seither wie folgt:

  • 14 auf die Kernstadt (8 SPD, 5 CDU, 1 Grüne)
  • 13 auf Fischbeck (6 SPD, 5 CDU, 2 Grüne)
  • 13 auf Sonnental (7 SPD, 5 CDU, 1 Grüne)
  • 11 auf Hemeringen/Lachem (6 SPD, 5 CDU)
  • 11 auf Hohenstein (6 SPD, 4 CDU, 1 Grüne)
  • 11 auf Rohdental (6 SPD, 4 CDU, 1 Grüne)
  • 11 auf Süntel (5 SPD, 5 CDU, 1 Grüne)
  • 10 auf Großenwieden (5 SPD, 3 CDU, 2 Grüne).

Die CDU verlor ihren Ortsbürgermeister in Hemeringen/Lachem, gewann aber den in Süntel dazu, so dass es bei zwei Ortsbürgermeistern der CDU und sechs der SPD bleibt.

Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011[5].

Städtepartnerschaft

Seit dem Jahr 1993 unterhält Hessisch Oldendorf eine Partnerschaft mit der brandenburgischen Stadt Gransee Brandenburg.

Religion

Bronze-Taufbecken von Mante Pelking (1590) in St. Marien
Glockenturm der Kirche St. Marien
  • Die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius verdankt ihre Existenz hauptsächlich zugezogenen Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen deutschen Gebiet Oberschlesien. Die Kirche an der Schilfstraße mit ihrem freistehenden Glockenturm und ein Jugendheim wurden 1950 erbaut, das Pfarrhaus folgte 1952.[6] Später erfolgte der Anbau eines Saales an das Jugendheim, so dass heute ausreichend Raum für in der Gemeinde aktive Gruppen zur Verfügung steht. Zugeordnet ist die St. Bonifatius-Kirche seit 2012 der Pfarrgemeinde St. Sturmius in Rinteln, welche wiederum dem Dekanat Weserbergland im Bistum Hildesheim angehört. Eine besondere Veranstaltung in der Gemeinde ist die jährliche Karnevalssitzung „Bonimax Helau“.
  • Die St.-Marien-Kirche samt Glockenturm wurde bereits im Jahre 1250 erbaut und zählt damit zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Ebenfalls zur Kernstadtgemeinde gehören das Pfarrhaus und ein Gemeindehaus, welches sich in unmittelbarer Nähe zu der auf dem Kirchplatz gelegenen Kirche befindet. Die St. Marien Gemeinde ist dem Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg zugeordnet, welches wiederum zum Sprengel Hannover bzw. zur Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers zugehörig ist. Neben der Konfirmandenarbeit stehen Frauen- und Jugendtreff, Seniorennachmittag und Kirchenchor beispielhaft für ein ausgeprägtes Gemeindeleben. Seit 1997 wird in Zusammenarbeit mit der katholischen St. Bonifatius Gemeinde der Eine-Welt-Laden als ökumenisches Projekt betrieben. Im Jahre 2008 wurde das gemeinschaftliche Pfarramt Wesertal mit den Kirchengemeinden Fischbeck, Großenwieden, Hessisch Oldendorf und Weibeck-Krückeberg ins Leben gerufen.
  • Die Neuapostolische Kirche wurde aufgegeben, 2001 wurde die Gemeinde Hessisch Oldendorf der Gemeinde Hameln angeschlossen.
  • Die türkisch-islamische Gemeinde in Hessisch Oldendorf hat ihren Sitz in der Nähe des Güterbahnhofs. Dort wurde ein Haus in Eigenregie zu einer Moschee (ohne Minarett) mit Gemeinderäumen umgebaut. Die Gemeinde ist Mitglied in der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Münchhausen-Hof mit Park

Sehenswert ist in Hessisch Oldendorf vor allem der Münchhausen-Hof, der 1585 von den Freiherren von Münchhausen im Stil der Weserrenaissance an einem Weserarm erbaut wurde.

Bauwerke

Merian-Stich von 1647
Notgeld der Stadt Hessisch Oldendorf aus den 1920er Jahren
Stadtbefestigung und Burgmannshöfe 16. Jahrhundert
Fachwerkbauten in der Langen Straße: Haus Nr. 60 (rechts) und Nr. 62 (links)
Baxmann-Brunnen
  • Die evangelische Stadtkirche St. Marien ist seit dem 14. Jahrhundert bezeugt. Der jetzige Bau wurde gegen Ende des 14., bzw. zu Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet und 1886 erneuert. Zur Ausstattung gehören ein rundes Bronzetaufbecken von 1590, ein Abendmahlsbild aus derselben Zeit und zwei Kreuzigungstafeln des 17. Jahrhunderts.
  • Der ursprünglich an einem Weserarm gelegene Münchhausen-Hof ist einer der größten und bedeutendsten Adelshöfe der Weserrenaissance. Die Hofanlage entstand wohl bereits im 13. Jahrhundert. Seit dem 14. Jahrhundert war er im Besitz der Familie von Büschen[7]. Der letzte seines Geschlechts, Claus Büschen († 1565), hatte mit seiner Frau Mette, einer Schwester des Söldnerführers Georg von Holle, zwei Töchter: Gertrud, verheiratet mit Franz von Cramm, einem Sohn von Luthers Freund Asche von Cramm, und Heilwig, verheiratet mit Börries von Münchhausen (1515–1583), Herr auf Apelern und Lauenau. 1559 teilte er sein Erbe, mit Genehmigung der Lehnsherren, auf seine Schwiegersöhne auf und überschrieb ihnen seine Güter. Nach altem Brauch trat er sodann in voller Rüstung auf die Strasse hinaus, um anschliessend als Gast seiner Schwiegersöhne ins Haus zurückzukehren. Nach seinem Tode wurde er im Kloster Fischbeck beigesetzt, sein Wappenschild mit der silbernen Lilie wurde mit dem Schwert entzwei geschlagen, zum Zeichen, dass das Geschlecht nun erloschen war. (Der Dichter Börries von Münchhausen hat die letztwillige Verfügung sowie das Begräbnis des Claus Büschen in seiner Ballade Der Letzte des Geschlechts eindrücklich geschildert.) Der Hof in Hessisch Oldendorf sowie das Rittergut Remeringhausen waren nun im Besitz des Börries von Münchhausen (* 1515 † 1583); dieser hatte schon in Apelern ein neues Wasserschloss erbaut und begann nun, kurz vor seinem Tod, mit dem Bau des heutigen Weserrenaissance-Schlosses Oldendorf, das seine Witwe Heilwig (* 1537 † 1599) vollendete. Das Herrenhaus ist eine Zweiflügelanlage mit polygonalem Treppenturm. Im Inneren blieb ein Saal erhalten, dessen Tür und Kamin mit Beschlagwerkdekor verziert sind. Bei der Erbteilung unter den Söhnen von Börries und Heilwig fielen 1594 der Burgmannshof in Hessisch Oldendorf sowie Remeringhausen dem Sohn Ludolf von Münchhausen zu, der das Schloß bis 1640 bewohnte und als Humanist und Literat eine bedeutende Bibliothek zusammentrug. 1596 erwarb er von Henning Ebbeke die das Gebäude schmückende Sonnenuhr. Ab 1783 verpachteten die Münchhausen auf Lauenau den Ritterhof und seit 1947 ist der heutige Gutshof nicht mehr im Besitz der Familie.
  • Das einst von zahlreichen Fachwerkhäusern geprägte Stadtbild hat in den vergangenen Jahrzehnten starke Veränderungen hinnehmen müssen. So sollen allein zwischen 1945 und 1988 mehr als 30 Fachwerkbauten abgebrochen worden sein.[8] Zu den größten Verlusten dieses Zeitraumes zählen das Herrenhaus des Adelshofes von Mengerssen, das einer modernen Senioren-Wohnanlage weichen musste und der 1818 erbaute Ratskeller, der 1969 zugunsten der Stadtsparkasse verschwand. In der Innenstadt blieben trotz alledem noch mehrere, zumeist giebelständige Fachwerk-Dielenhäuser erhalten, von denen etliche jedoch verkleidet oder durch Ladeneinbauten entstellt sind. Hervorzuheben sind die folgenden Bauten:
    • Kirchplatz 5. Der zweigeschossige Ständerbau wurde 1772 als Armenhaus erbaut.
    • Lange Straße 47, stark restauriert, bezeichnet 1585.
    • Lange Straße 48. Das stark veränderte und zu einem großen Teil verkleidete Haus ist mit zahlreichen Inschriften und Beschlagwerkdekor versehen. Es wurde 1621 errichtet.
    • Lange Straße 60 (Ratsstuben). Der mit Fächerrosetten und geschnitzten Füllbrettern versehene Bau ist am Giebel "1576" bezeichnet. Erst 1709 wurde der utluchtartige Vorbau hinzugefügt. Hinter dem Haus befinden sich die Reste eines angeblich noch aus der Spätgotik stammenden Steinwerkes.
    • Lange Straße 62. Um 1550 entstandenes Traufenhaus mit seitlicher Diele, dessen frei stehender Giebel über Knaggen weit vorkragt. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude zur Straße hin um 1/2 Fach verbreitert.
    • Lange Straße 63. Zweigeschossiges Dielenhaus mit Zwischenstock und zwei ungleichen Utluchten, bezeichnet 1563. Der Giebel ist mit Fächerrosetten verziert.
    • Lange Straße 84. Stattlicher Bau mit Krüppelwalmdach, dessen Stockwerke einzeln abgezimmert sind. Das zweigeschossige Gebäude wurde 1746 durch den Oldendorfer Bürgermeister und Kaufmann Gelshorn errichtet. In jüngerer Zeit wurde das Erdgeschoss durch Ladeneinbauten stark verändert und die in der linken Hälfte gelegene Diele verbaut.
    • Lange Straße 85. Hinter dem 1983 in Anlehnung an den Vorgängerbau errichteten Bank-Neubau liegt ein zwischen 1500 und 1550 errichtetes Hinterhaus in Fachwerk.
    • Lange Straße 90. Das 1563 bezeichnete Dielenhaus ist mit Fächerrosetten verziert.
    • Mittelstraße 1. Das giebelständige und zum Teil massiv erneuerte Haus wurde 1543 erbaut und gilt damit als das älteste Wohngebäude der Stadt.[9] Die mit Fächerrosetten geschmückte Utlucht wurde 1585 hinzugefügt.
    • Südstraße 2. Gut erhaltenes Dielenhaus mit Utlucht, bezeichnet 1550.
    • In der Schulstraße befindet sich noch eine Reihe älterer Handwerkerhäuser, darunter: Nr. 10, bezeichnet 1607 u. Nr. 12, 1608 bezeichnet, beide mit Utlucht und Dielentor.
  • Stadtbefestigung. Die Stadtumwallung mit Graben ist vor allem im Norden und an der Südwest- und Südostecke recht gut erhalten. Stadtmauern hat es nur teilweise im Bereich der Stadttore gegeben. Die Wälle wurden sonst nur durch Palisaden und den natürlichen Schutz der Landschaft (Weserarm im Süden und unwegsames morastiges Schilfgebiet im Norden) geschützt. Nachweisbar sind drei bruchsteingemauerte Rundtürme an der Südost-, Südwest- und Nordseite des Stadtwalls. Im Bürgerzwangturm an der Nordseite des Stadtwalls wurde bis zum Bau des Amtsgerichtsgefängnisses im Jahr 1886 die Turmstrafe als schwerste verhängte Strafe des Stadtgerichts verbüßt.
  • Baxmann-Brunnen, 2003 in Erinnerung an Cord Baxmann errichtet, den sagenumwobenen Ratskeller-Wirt, Tornemann und Stadtmusikus, der von 1599 bis 1690 in Oldendorf lebte.

Schillat-Höhle

Die Schillat-Höhle ist in der Nähe von Langenfeld gelegen und wurde 1992 von Helmut Brepohl bei Sprengarbeiten im Steinbruch Segelhorst entdeckt. Sie ist damit die nördlichste Tropfsteinhöhle Deutschlands und seit dem August 2004 für Besucher zugänglich. Sie ist Teil des Naturparks Weserbergland.

VW Museum

Inspiriert durch regelmäßige Treffen von Volkswagenliebhabern in Hessisch Oldendorf wurde im Sommer 2009 durch die Interessengemeinschaft T2 Freunde des VW-Busses 1967-1979 e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Hessisch Oldendorf und dem Volkswagenwerk Hannover beschlossen, ein Bullimuseum in den Räumen der alten Zuckerfabrik zu gründen. Vorangegangen war das 5. internationale VW-Veteranentreffen mit 40.000 Besuchern sowie über 1450 Teilnehmern aus 32 Nationen, welches damit das bis dato größte der Welt war [10].

Infrastruktur und Wirtschaft

Unternehmen

Hessisch Oldendorf ist stark geprägt durch klein- und mittelständische Unternehmen. Zu den größten Arbeitgebern zählen unter anderem die:

  • Dura Besmer GmbH (Teppichböden),
  • Pomona Kellerei GmbH (Getränke),
  • Biozym Scientific GmbH (Laborbedarf),
  • Rinne Tischlerei & Glashandel GmbH (Tischlerei und Glashandel),
  • Dreluso-Pharmazeutika Dr. Elten & Sohn GmbH (Pharmazeutik),
  • OEG Oel- und Gasfeuerungsbedarf Handelsgesellschaft m.b.H. (Heizungstechnik),
  • BDH Klinik Hessisch Oldendorf GmbH (siehe unten).

Des Weiteren sind eine Vielzahl von Menschen im Rahmen der städtischen Verwaltung mit dem dazugehörigen Bauhof beschäftigt. Ein weiterer Wirtschaftsfaktor stellt, besonders in der Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst, der Radtourismus entlang des Weserradweges dar.

Verkehrsanbindung

  • Die dreispurige Bundesstraße 83 (Wesertalstraße) tangiert das Weserstädtchen im Süden und sorgt für eine optimale Anbindung in Richtung Hameln, Rinteln und Minden. Auf der Landesstraße 434 erreicht man nach 9 km die Bundesautobahn 2 (Anschlussstelle Rehren). Die Entfernung nach Hannover beträgt etwa 50 km. Des Weiteren gibt es eine Brücke zur Überquerung der Weser.
  • Der Bahnhof Hessisch Oldendorf mit Park- und Ride-Parkplätzen und höhengleichen Einstiegsmöglichkeiten ist Haltestelle der Weserbahn, die von Löhne über Bad Oeynhausen, Vlotho, Rinteln, Hessisch-Oldendorf, Hameln und Elze nach Hildesheim führt. In Hameln besteht die Möglichkeit mit der S-Bahn Linie 5 nach Hannover oder Paderborn zu gelangen. Die Bahnstation befindet sich im Großraum-Verkehr Hannover Tarifgebiet (Außenring 7). In Elze ergibt sich durch den Metronom die Reisemöglichkeit nach Göttingen oder Hannover. In entgegengesetzter Richtung führt die Strecke von Hessisch Oldendorf bis nach Löhne (an Werktagen bis Bünde) und ermöglicht einen Anschluss an Züge in Richtung Bielefeld.

Schulen

Lehrer und Schüler werden in der Stadt ab 1407 erwähnt.

  • Die Grundschule am Rosenbusch befindet sich im Gebäude der amerikanischen Schule auf dem Gelände der ehemaligen Nato-Kaserne. Die Schule ist Mitglied im „Regionalen Integrationskonzepte zur sonderpädagogischen Grundversorgung“, welches die gemeinsame Beschulung von behinderten und nichtbehinderten Kindern fördert. [11].
  • Die Hauptschule am Hohenstein existierte seit 1973. Neun Jahre vorher wurde die Bildungseinrichtung auf Grund von Platzmangel von den Gebäuden am Kirchplatz in den Neubau an der Mühlenbachstraße verlegt. Aufgrund von Baumängeln wurde 2009 beschlossen den 30 Jahre alten ehemaligen Orientierungsstufentrakt abzureißen und das Schulgelände für eine zukünftige verschmolzene Real-/Hauptschule umzugestalten.
  • Die Wilhelm-Busch-Realschule befand sich unmittelbar neben der Hauptschule am Hohenstein in der Mühlenbachstraße. Das Gebäude wurde Mitte der 90er Jahre saniert und beherbergte seitdem wieder die Realschule (zwischenzeitlich war dort die Grundschule angesiedelt). Im Herbst 2009 wurde eine Mensa für Haupt- und Realschule errichtet [12].
  • Die Oberschule in Hessisch Oldendorf ging u. a. aus einer demografisch bedingten Verschmelzung der Real- und Hauptschule hervor. Der erste Jahrgang wurde im Schuljahr 2011/2012 aufgenommen und umfasste 79 Schüler.[13]. Das Lehrpersonal und die Gebäude wurden weitestgehend übernommen. Ein gymnasialer Zweig ist beantragt. Die Idee eine Integrierte Gesamtschule (IGS) einzurichten, wurde nicht umgesetzt. [14].

Baxmannbad

Das Baxmannbad ist ein Freibad und wurde um das Jahr 2000 aufwändig saniert. Es wurde unter anderem mit einer Aluminiumwanne sowie einem großen Nichtschwimmerbereich mit Wasserrutsche und zahlreichen Wasserspielen ausgestattet. Des Weiteren gibt es ein Becken für Kleinkinder. Die Länge des Schwimmerbeckens beträgt 25 Meter. Die Umkleidebereiche wurden mit Solaranlagen zur Wassererwärmung bestückt. Der elektronische Verkauf von Eintrittskarten per Automat wurde nach einigen Jahren durch einen Personenverkauf ersetzt. Seit einigen Jahren gibt es auch einen Förderverein, der das Schwimmbad tatkräftig unterstützt und für diverse Anschaffungen zur Attraktivitätssteigerung des Bades verantwortlich ist. So wurde beispielsweise ein Volleyballfeld angelegt. Weiterhin nutzt der DLRG-Ortsverein das Bad für sein Training und sorgt als Unterstützung des Badepersonals für einen reibungslosen Betrieb. Ebenfalls stehen ausreichend PKW-Parkplätze sowie Fahrradparkmöglichkeiten in Eingangsnähe zur Verfügung. Eine Anbindung an den ÖPNV ist mit einer eigenen Bushaltestelle gegeben.

BDH-Klinik Hessisch Oldendorf

Die BDH-Klinik Hessisch Oldendorf (bis 31. Dezember 2008 Neurologische Klinik) ist ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover mit über 250 Betten. Das erste Haus wurde bereits 1926 gegründet und diente seit 1957 unter dem Namen Haus „Korea“ als Unterkunft für Hirnverletzte. Es folgten die Häuser „Niedersachsen“, „Baxmann“, „Sonnental“ und „Hohenstein“. 1973 wurde der „Bergpark“ eröffnet, der heute unter dem Namen „Friedrich-Bergmann Park“ geführt wird. Drei Jahre später folgte die Erweiterung der Klinikanlage durch das Haus „Süntel“. Neben der neurologischen Frührehabilitation liegt ein weiterer, traditionsreicher Schwerpunkt der Klinik auf der beruflichen Rehabilitation. Hierzu bietet die BDH-Klinik Hessisch Oldendorf ein bewährtes multiprofessionelles Therapiekonzept an.

Erneuerbare Energien

Im Stadtgebiet Hessisch Oldendorf existieren momentan (Stand März. 2012) zwei Standorte für Windenergieanlagen. Die ersten drei Windräder wurden in der Nähe von Weibeck errichtet. Eine zweites Gebiet mit vier Windrädern wurde in Hemeringen erschlossen. Dieses beherbergt auch eine Biogasanlage sowie zwei größere Flächen Photovoltaikkollektoren. [15]. Eine weitere existiert in der Kernstadt, betrieben von E.ON Westfalen Weser, eine dritte in Höfingen und eine vierte in Pötzen. Alle vier werden hauptsächlich mit Maissilage gespeist, welche ausschließlich von lokalen Landwirten produziert wird. Seit 2012 steht auf dem ehemaligen Gewerbegebiet Süd in Hessisch Oldendorf eine der größten Photovoltaikanlagen Niedersachsens. [16]

Sport und Vereine

Der größte Verein der Stadt ist der VfL Hessisch Oldendorf, dessen Handballsparte vor allem regionale Erfolge vorzuweisen hat. Momentan spielt die erste Herrenmannschaft in der Landesliga Hannover. Speziell fokussiert auf den Bereich Tischtennis ist der TTC Blau-Weiß Hessisch Oldendorf. Bekannt ist die Stadt außerdem durch einen ihrer Fußballvereine, den TuS Hessisch Oldendorf, welcher Mitte der achtziger Jahre in der Amateuroberliga Nord spielte. Daneben gründete sich aus der damaligen dritten Herrenmannschaft des TuS im Jahr 1991 der SV Rot-Weiß Gencler Birligi Hessisch Oldendorf.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Joachim Garfs: Das Weserbergland zwischen Münden und Minden. CW Niemeyer Verlag, Hameln, 1997
  • Rolf Harmening: Hessisch Oldendorf - Beiträge zur Stadtbaugeschichte. Hessisch Oldendorf, 1988
  • Erik Hoffmann: Jüdische Nachbarn in Hessisch Oldendorf 1322-1942. Ihre 600-jährige Geschichte in der schaumburgischen/hessischen/preußischen Kleinstadt. CW Niemeyer Verlag, Hameln, 1998
  • Friedrich Kölling: Hessisch Oldendorf - 700 Jahre Entwicklung einer niedersächsischen Kleinstadt. C. Bösendahl Verlag, Rinteln, 1956
  • Friedrich Kölling: Die Schlacht bei Hessisch Oldendorf Verlag C. Bösendahl, 1959
  • Hans-Georg Spilker: Die Römer in Germanien - Der Feldzug des Germanicus 15-16 n.Chr. Hessisch Oldendorf, 2005
  • Stadt Hessisch Oldendorf (Hrsg.): Hessisch Oldendorf 750 Jahre. Eine Festschrift mit Chronik, herausgegeben von der Stadtverwaltung zur 750-Jahr-Feier der Stadt Hessisch Oldendorf. Hessisch Oldendorf 1983
  • Bernd Stegemann: Hessisch Oldendorf damals. Bilder aus vergangenen Jahrzehnten. Horb am Neckar, 1987
  • Bernd Stegemann: Hessisch Oldendorf - wie es einmal war. Bilder erzählen Geschichte(n). Verlag C. Bösendahl, Rinteln an der Weser, 1989
  • Otto Wagenführer: Heimatkunde des Kreises Grafschaft Schaumburg Verlag C. Bösendahl, 1921

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. Meyers Konversationslexikon von 1905
  3. Der Spiegel (1972): Nur noch Feuerwehr. Zugriff am 26. Juni 2011 unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43019490.html.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 192.
  5. KDO - IT Dienstleistungen für Kommunen: Wahlergebnisse der Stadt Hessisch Oldendorf. Zugriff am 18. März 2012 unter http://wahl.kdo.de/?noflash=&hidekdo=&instflash=yes&kommune=Stadt%20Hessisch%20Oldendorf.
  6. Willi Stoffers: Patronatskirchen zum Gedenken an den Hl. Bonifatius, den Apostel der Deutschen, im Bistum Hildesheim. Hildesheim 2004, S. 42/43
  7. Zum 1565 erloschenen Adelsgeschlecht der Büschen (mit dem Lilienwappen) siehe: Werner Konstantin von Arnswaldt: Die Büschen in der Grafschaft Schaumburg, in: Vierteljahresschrift f. Wappen, Siegel, Familienkunde, 44, 1916, 226-32; Johannes Meyer: Die Büsche im Schaumburgischen, in: FamgBll 39, 1941, 29-31. Dem Geschlecht gehörte auch Claus Büschens Vetter 4. Grades, der westfälische Humanist Hermann von dem Busche an.
  8. Siehe Rolf Harmening: Hessisch Oldendorf. Beiträge zur Stadtbaugeschichte. Hessisch Oldendorf 1988, Seite 54
  9. Vgl. Hessisch Oldendorf 750 Jahre, Hessisch Oldendorf 1983, Seite 21
  10. Thomas Görlitz (2009): Das 5. internationale Volkswagen Veteranentreffen in Hessisch Oldendorf fand vom 26. bis zum 28. Juni 2009 statt. Zugriff am 30. September 2009 unter http://www.uraltkaefer.de.
  11. Allgemeinbildende Schulen in Hessisch Oldendorf. Zugriff am 1. November 2009 unter http://www.hessisch-oldendorf.eu.
  12. Die quietschgrüne Mensa ist Stadtgespräch. Dewezet 15. Oktober 2009. Zugriff am 1. November 2009 unter http://www.dewezet.de/portal/startseite_Die-quietschgruene-Mensa-ist-Stadtgespraech-_arid,184004.html.
  13. Oberschule geht mit 79 Schülern an den Start. Schaufenster Hessisch Oldendorf. S. 10, 25. August 2011.
  14. Und wie funktioniert die neue Oberschule in der Praxis? Dewezet 18. Oktober 2011. Zugriff am 1. Oktober 2011 unter: http://www.dewezet.de/portal/startseite_Und-wie-funktioniert-die-neue-Oberschule-in-der-Praxis-_arid,372671.html
  15. Geballte Ökoenergie direkt vor der Haustür. Schaumburger Zeitung 29. Mai 2009. Zugriff am 14. November 2009 unter http://www.schaumburger-zeitung.de/portal/lokales/sz-heute/hessisch-oldendorf_Geballte-Oekoenergie-direkt-vor-der-Haustuer-_arid,115986.html.
  16. Solarpark fertig – doch halbe Million in den Sand gesetzt DeWeZet vom 9. März 2012. Zugriff am 18. März 2012 unter http://www.dewezet.de/portal/startseite_Solarpark-fertig-%26ndash%3B-doch-halbe-Million-in-den-Sand-gese-_arid,410118.html

Weblinks

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