„Limes (Grenzwall)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Wp12 77 Rekonstruktion.jpg|thumb|Ein 2008 auf Grundlage der Arbeiten von Dietwulf Baatz rekonstruierter Holzwachturm am Obergermanischen Limes]]
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truktion.jpg|thumb|Ein 2008 auf Grundlage der Arbeiten von Dietwulf Baatz rekonstruierter Holzwachturm am Obergermanischen Limes]]
[[Datei:Sonderbriefmarke Limes 2007.jpg|thumb|Deutsche Sonderbriefmarke „UNESCO-Weltkulturerbe Limes“ (2007)]]
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[[Datei:Roman Empire 125 de.svg|miniatur|Die Legionsstandorte um 125 n. Chr.]]
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[[Datei:Schnitt hadrianswall.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Schnitt durch das Sicherungssystem des [[Hadrianswall]]es]]
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[[Datei:Meilenkastell Hadrianswall.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Rekonstruktion eines milecastles am Hadrianswall]]
[[Datei:Meilenkastell Hadrianswall.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Rekonstruktion eines milecastles am Hadrianswall]]
[[Datei:Lunt Roman Fortjjjfiejfiefjiejfiejfiejfiejfiefiejfiejfiejifjeifjiejfiejfiejfiejfiejifjeijfiejfiejifjeijfiejfijfiejfiejifjiej
[[Datei:Lunt Roman Fort main gate.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Rekonstruiertes Haupttor des Holz-Erde-Kastells von Lunt, Großbritannien]]
main gate.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Rekonstruiertes Haupttor des Holz-Erde-Kastells von Lunt, Großbritannien]]
[[Datei:Burgh Castle Bastion and Wall - geograph.org.uk - 1951380.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Die Ruine des Kastell Gariannonum, gut zu erkennen sind die für spätantike Bauten typischen [[Ziegeldurchschuss|Ziegelbänder]]]]
[[Datei:Burgh Castle Bastion and Wall - geograph.org.uk - 1951380.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Die Ruine des Kastell Gariannonum, gut zu erkennen sind die für spätantike Bauten typischen [[Ziegeldurchschuss|Ziegelbänder]]]]
[[Datei:Bonn model Roman camp.jpg|miniatur|Niedergermanischer Limes: Modell des römischen Legionslagers Bonn]]
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! Limes<ref group="A">Aufzählung erfolgt von W nach O.</ref>!! Zeitstellung !! Provinzen<ref group="A">Provinzeinteilung zur Zeit des [[Septimius Severus]], frühes 3. Jahrhundert n. Chr.</ref> !! Kurzbeschreibung !! Truppen<ref group="A">Legionsstandorte im 2. Jahrhundert n. Chr.</ref> !! Karten
! Limes<ref group="A">Aufzählung erfolgt von W nach O.</ref>!! Zeitstellung !! Provinzen<ref group="A">Provinzeinteilung zur Zeit des [[Septimius Severus]], frühes 3. Jahrhundert n. Chr.</ref> !! Kurzbeschreibung !! Truppen<ref group="A">Legionsstandorte im 2. Jahrhundert n. Chr.</ref> !! Karten
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|'''BRITANNIEN UND GALLIEN'''
|'''BRITANNIEN UND GALLIEN'''
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Der Limes in Britannien liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreiches]] in England, Schottland und Wales. Zunächst markierten der Stanegate ("Steinstraße") und seine Kastellkette bis zum Übergang vom 1. ins 2. Jahrhundert n. Chr. die Nordgrenze in [[Britannien]]. Später wurden die Landengen im Norden zwischen Firth of Ford und Firth of Clyde wurden durch die Sperrwerke des [[Antoninuswall]] und die zwischen der Mündung des Tyne und [[Solway Firth]] durch den [[Hadrianswall]] gesichert. Die Vorfeldsicherung am Hadrianswall erfolgte durch Kastelle in den Lowlands, die entlang der wichtigsten Verbindungsstraßen in den Norden errichtet wurden. Die Sicherung und Kontrolle an den Küsten im Westen und Südosten erfolgte durch Kastell- und Wach/Signalturmketten und entlang der Hauptverkehrsstraßen ins Landesinnere.
Der Limes in Britannien liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreiches]] in England, Schottland und Wales. Zunächst markierten der Stanegate ("Steinstraße") und seine Kastellkette bis zum Übergang vom 1. ins 2. Jahrhundert n. Chr. die Nordgrenze in [[Britannien]]. Später wurden die Landengen im Norden zwischen Firth of Ford und Firth of Clyde wurden durch die Sperrwerke des [[Antoninuswall]] und die zwischen der Mündung des Tyne und [[Solway Firth]] durch den [[Hadrianswall]] gesichert. Die Vorfeldsicherung am Hadrianswall erfolgte durch Kastelle in den Lowlands, die entlang der wichtigsten Verbindungsstraßen in den Norden errichtet wurden. Die Sicherung und Kontrolle an den Küsten im Westen und Südosten erfolgte durch Kastell- und Wach/Signalturmketten und entlang der Hauptverkehrsstraßen ins Landesinnere.
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Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Britannicus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten drei - in [[Eburacum]]/York, [[Isca Silurum]] und [[Chester|Deva]] stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer rund um die britische Insel lagen in der Verantwortung der ''[[Classis Britannica]]'' (Hauptquartier ''[[Rutupiae]]''/Richborough). Legionen, Auxiliarkohorten und Flotte wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei]]''- und Liburnariereinheiten (Flottenangehörige) unter dem Kommando von zwei Heerführern:
Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Britannicus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten drei - in [[Eburacum]]/York, [[Isca Silurum]] und [[Chester|Deva]] stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer rund um die britische Insel lagen in der Verantwortung der ''[[Classis Britannica]]'' (Hauptquartier ''[[Rutupiae]]''/Richborough). Legionen, Auxiliarkohorten und Flotte wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei]]''- und Liburnariereinheiten (Flottenangehörige) unter dem Kommando von zwei Heerführern:


* ''[[Comes Britanniarum]]''
* ''[[Comes Britanniarum]]''
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Der niedergermanische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen [[Niederlande]] und [[Deutschland]]s. Dieser Limesabschnitt war eine mit einer [[Römische Militärlager|Kastellkette]] versehene Flussgrenze ''(ripa)'' am [[Rhein]], die von der Nordsee (Kastell Katwijk-Brittenburg) bis zum Vinxtbach (gegenüber dem [[Kleinkastell Rheinbrohl]] des Obergermanischen Limes), der die Grenze zwischen den römischen Provinzen ''[[Germania inferior]]'' und ''[[Germania superior]]'' reichte. Im Unterschied zum Obergermanisch-Rätischem Limes wurde er nicht durch eine durchgehende Palisaden- oder Mauerlinie markiert, ebenso wenig konnte ein Graben oder Wall nachgewiesen werden. Die Wachmannschaften waren in den meist direkt am Rheinufer gelegenen Kastellen und Wachtürmen stationiert. Der Limes wurde durch eine gut ausgebaute Militärstraße erschlossen. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da der Rhein nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Im ersten Abschnitt, zwischen den Lagern ''[[Rigomagus]]'' (Remagen) und ''[[Castra Bonnensia|Bonna]]'' (Bonn) standen nur wenige Kastelle. Im zweiten, mittleren Abschnitt zwischen ''Bonna'' und ''[[Ulpia Noviomagus Batavorum]]'' (Nijmegen) war die Kastellkonzentration wesentlich größer. Hier standen auch die großen Legionslager und – bis auf eine Ausnahme – alle Reiterkastelle. Die Landschaft des dritten Abschnitts zwischen ''Ulpia Noviomagus Batavorum'' und dem ''Mare Germanicum'' (Nordsee) war durch zahlreiche kleine Wasserläufe und sumpfiges Marschland geprägt. In diesem Bereich stand deswegen auch nur ein einziges Reiterkastell. Die Grenzsicherung bestand hier hauptsächlich aus dicht aneinandergereihten, relativ kleinen Kohortenkastellen.
Der niedergermanische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen [[Niederlande]] und [[Deutschland]]s. Dieser Limesabschnitt war eine mit einer [[Römische Militärlager|Kastellkette]] versehene Flussgrenze ''(ripa)'' am [[Rhein]], die von der Nordsee (Kastell Katwijk-Brittenburg) bis zum Vinxtbach (gegenüber dem [[Kleinkastell Rheinbrohl]] des Obergermanischen Limes), der die Grenze zwischen den römischen Provinzen ''[[Germania inferior]]'' und ''[[Germania superior]]'' reichte. Im Unterschied zum Obergermanisch-Rätischem Limes wurde er nicht durch eine durchgehende Palisaden- oder Mauerlinie markiert, ebenso wenig konnte ein Graben oder Wall nachgewiesen werden. Die Wachmannschaften waren in den meist direkt am Rheinufer gelegenen Kastellen und Wachtürmen stationiert. Der Limes wurde durch eine gut ausgebaute Militärstraße erschlossen. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da der Rhein nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Im ersten Abschnitt, zwischen den Lagern ''[[Rigomagus]]'' (Remagen) und ''[[Castra Bonnensia|Bonna]]'' (Bonn) standen nur wenige Kastelle. Im zweiten, mittleren Abschnitt zwischen ''Bonna'' und ''[[Ulpia Noviomagus Batavorum]]'' (Nijmegen) war die Kastellkonzentration wesentlich größer. Hier standen auch die großen Legionslager und – bis auf eine Ausnahme – alle Reiterkastelle. Die Landschaft des dritten Abschnitts zwischen ''Ulpia Noviomagus Batavorum'' und dem ''Mare Germanicum'' (Nordsee) war durch zahlreiche kleine Wasserläufe und sumpfiges Marschland geprägt. In diesem Bereich stand deswegen auch nur ein einziges Reiterkastell. Die Grenzsicherung bestand hier hauptsächlich aus dicht aneinandergereihten, relativ kleinen Kohortenkastellen.


|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Germaniae Inferioris)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in ''[[Castra Bonnensia|Bonna]]/''Bonn, ''[[Novaesium]]/''Neuss, ''[[Vetera]]/''Xanten und ''[[Noviomagus]]/''Nijmegen stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer der Nordsee, der Rheinmündung und des Niederrheins lag in der Verantwortung der ''[[Classis Germanica]]'' (Hauptquartier ''[[Colonia Claudia Ara Agrippinensium]]''/Köln). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden vom jeweiligen Provinzstatthalter befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die hier stationierten ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei|Ripenses]]'' (Uferwächter) - und Liburnariereinheiten unter dem Kommando eines
|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Germaniae Inferioris)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in ''[[Castra Bonnensia|Bonna]]/''Bonn, ''[[Novaesium]]/''Neuss, ''[[Vetera]]/''Xanten und ''[[Noviomagus]]/''Nijmegen stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer der Nordsee, der Rheinmündung und des Niederrheins lag in der Verantwortung der ''[[Classis Germanica]]'' (Hauptquartier ''[[Colonia Claudia Ara Agrippinensium]]''/Köln). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden vom jeweiligen Provinzstatthalter befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die hier stationierten ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei|Ripenses]]'' (Uferwächter) - und Liburnariereinheiten unter dem Kommando eines


* ''[[Dux Belgicae secundae]]''.
* ''[[Dux Belgicae secundae]]''.
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Dieser Limesabschnitt lag auf dem Gebiet der heutigen deutschen Bundesländer [[Rheinland-Pfalz]], [[Hessen]], [[Baden-Württemberg]] und [[Bayern]] und grenzte die nördlich der Donau liegenden Teile der römischen Provinz ''[[Raetia]]'' nach Norden und die rechtsrheinischen Teile der ''[[Germania superior]]'' nach Osten ab. In Obergermanien bestand der Grenzwall zunächst nur aus einem Postenweg, ab ca. 162/63 dann aus einem mit Wach/Signaltürmen, [[Palisade]]n, Gräben und Erdwällen befestigten Grenzsperrwerk; an einem kurzen Abschnitt war, wie am rätischen Limes, sogar eine durchgehende Steinmauer hochgezogen worden. In der Endausbaustufe war der obergermanische-rätische Limes etwa 550 Kilometer lang und erstreckte sich von [[Rheinbrohl]] ([[Landkreis Neuwied]], nördliches Rheinland-Pfalz) bis nach [[Hienheim]] an der Donau. Zwischen den Ortschaften [[Osterburken]] und [[Welzheim]] verlief der obergermanische Limes über 81 Kilometer in fast gerader Linie nach Süden.<ref name="M. J. T. Lewis (2001), 242, 245">M. J. T. Lewis: ''Surveying Instruments of Greece and Rome''. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79297-5, S. 242, 245.</ref> In der Forschung wird diese ungewöhnliche Anlage als Beleg dafür genommen, dass der Grenzwall nie zu Verteidigungszwecken diente. Das durch diesen Limes abgesicherte [[Dekumatland]] musste aber zwischen 260 und 285 von den Römern wieder geräumt werden, die hier nun wieder am, militärisch wesentlich leichter zu sichernden Rhein- und Donauufer ihre Stellungen bezogen. Der genaue Verlauf des Limes an der Grenze zwischen Obergermanien und Rätien ist nicht zur Gänze gesichert. Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts n.Chr. wurde der rätische Limes in drei Abschnitten neu organisiert. Die Nordgrenze Rätiens bildete die ''pars superior'' (oberer Teil), die Westgrenze bildete die ''pars media'' (mittlerer Teil) mit der befestigten Stadt ''Cambodunum'' und Stützpunkten von ''[[Vemania]]'' bis ''Cassilacum'', zur ''pars inferior'' (unterer Teil) zählte der Abschnitt zwischen Regensburg und Passau.
Dieser Limesabschnitt lag auf dem Gebiet der heutigen deutschen Bundesländer [[Rheinland-Pfalz]], [[Hessen]], [[Baden-Württemberg]] und [[Bayern]] und grenzte die nördlich der Donau liegenden Teile der römischen Provinz ''[[Raetia]]'' nach Norden und die rechtsrheinischen Teile der ''[[Germania superior]]'' nach Osten ab. In Obergermanien bestand der Grenzwall zunächst nur aus einem Postenweg, ab ca. 162/63 dann aus einem mit Wach/Signaltürmen, [[Palisade]]n, Gräben und Erdwällen befestigten Grenzsperrwerk; an einem kurzen Abschnitt war, wie am rätischen Limes, sogar eine durchgehende Steinmauer hochgezogen worden. In der Endausbaustufe war der obergermanische-rätische Limes etwa 550 Kilometer lang und erstreckte sich von [[Rheinbrohl]] ([[Landkreis Neuwied]], nördliches Rheinland-Pfalz) bis nach [[Hienheim]] an der Donau. Zwischen den Ortschaften [[Osterburken]] und [[Welzheim]] verlief der obergermanische Limes über 81 Kilometer in fast gerader Linie nach Süden.<ref name="M. J. T. Lewis (2001), 242, 245">M. J. T. Lewis: ''Surveying Instruments of Greece and Rome''. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79297-5, S. 242, 245.</ref> In der Forschung wird diese ungewöhnliche Anlage als Beleg dafür genommen, dass der Grenzwall nie zu Verteidigungszwecken diente. Das durch diesen Limes abgesicherte [[Dekumatland]] musste aber zwischen 260 und 285 von den Römern wieder geräumt werden, die hier nun wieder am, militärisch wesentlich leichter zu sichernden Rhein- und Donauufer ihre Stellungen bezogen. Der genaue Verlauf des Limes an der Grenze zwischen Obergermanien und Rätien ist nicht zur Gänze gesichert. Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts n.Chr. wurde der rätische Limes in drei Abschnitten neu organisiert. Die Nordgrenze Rätiens bildete die ''pars superior'' (oberer Teil), die Westgrenze bildete die ''pars media'' (mittlerer Teil) mit der befestigten Stadt ''Cambodunum'' und Stützpunkten von ''[[Vemania]]'' bis ''Cassilacum'', zur ''pars inferior'' (unterer Teil) zählte der Abschnitt zwischen Regensburg und Passau.


|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Germaniae superioris'' und ''Exercitus Raeticus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in ''[[Mogontiacum]]/''Mainz, ''[[Argentorate]]/''Straßburg und ''[[Castra Regina]]''/Regensburg stationierte - Legionen. Die Überwachung des Oberrheins fiel in die Verantwortung der ''[[Classis Germanica]]'', die des rätischen Donauabschnittes in die der ''[[Classis Pannonica ]]'' (Hauptquartier ''[[Aquincum]]''/Budapest). Legionen und Auxiliarkohorten standen unter dem Kommando der Statthalter. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die obergermanischen-rätischen Grenztruppen ''(Comitatenses, [[Limitanei|Ripenses]]'' und ''Liburnarier)'' von zwei Heerführern befehligt:
|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Germaniae superioris'' und ''Exercitus Raeticus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in ''[[Mogontiacum]]/''Mainz, ''[[Argentorate]]/''Straßburg und ''[[Castra Regina]]''/Regensburg stationierte - Legionen. Die Überwachung des Oberrheins fiel in die Verantwortung der ''[[Classis Germanica]]'', die des rätischen Donauabschnittes in die der ''[[Classis Pannonica ]]'' (Hauptquartier ''[[Aquincum]]''/Budapest). Legionen und Auxiliarkohorten standen unter dem Kommando der Statthalter. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die obergermanischen-rätischen Grenztruppen ''(Comitatenses, [[Limitanei|Ripenses]]'' und ''Liburnarier)'' von zwei Heerführern befehligt:


* ''[[Dux Raetiae]]'',
* ''[[Dux Raetiae]]'',
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|Der norische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen österreichischen Bundesländer [[Oberösterreich|Ober-]] und [[Niederösterreich]]. Er erstreckte sich - immer an der [[Donau]] entlang - von Passau/''Boiodurum'' bis Zeiselmauer/''Cannabiaca''. Es handelt sich hier ebenfalls um eine ''ripa'' (Flussgrenze), die durch eine lockere Kette von Kohortenkastellen gesichert werden konnte. Die Hauptverbindungsstraße am norischen Limes war die ''[[Donausüdstraße|via iuxta amnem Danuvium]]''. Die anfänglich simplen Holz-Erde-Bauten wurden unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert n.Chr. bautechnisch noch einmal auf den neuesten Stand gebracht und massiv verstärkt. Zwischen den Lagern standen an strategisch günstigen Plätzen oder Aussichtspunkten Wach/Signaltürme ''(in der Spätantike [[Burgus|burgi]])''. Im mittleren Abschnitt, zwischen den Lagern von ''[[Kastell Favianis|Favianis]]'' und ''[[Kastell Melk|Melk]]'' standen nur vereinzelt Wachtürme. Hier erschwerte das enge Tal der [[Wachau]] mit seinen dicht bewaldeten Steilhängen den Zugang zum Flussufer. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da die Donau nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Direkt neben den Kastellen entstanden im Laufe der Zeit zivile Ansiedlungen ''([[Vicus|vici]])''; im unmittelbaren Hinterland des Limes wurden ummauerte Städte ''([[Municipium|municipia]])'' gegründet - z.&nbsp;B. ''Cetium'' oder ''Ovilava'' (Wels) – sie waren die Verwaltungs- oder Handelsmittelpunkte der Region. In der Spätantike wurde das norische Überwachungsgebiet in zwei Teile (''pars superior'' und ''pars inferior'') aufgespalten.<ref>ND occ.: XXXIV</ref> Vermutlich wurde auch eine zweite, rückwärtige, Verteidigungslinie angelegt (Kastell [[Locus Felicis]]).
|Der norische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen österreichischen Bundesländer [[Oberösterreich|Ober-]] und [[Niederösterreich]]. Er erstreckte sich - immer an der [[Donau]] entlang - von Passau/''Boiodurum'' bis Zeiselmauer/''Cannabiaca''. Es handelt sich hier ebenfalls um eine ''ripa'' (Flussgrenze), die durch eine lockere Kette von Kohortenkastellen gesichert werden konnte. Die Hauptverbindungsstraße am norischen Limes war die ''[[Donausüdstraße|via iuxta amnem Danuvium]]''. Die anfänglich simplen Holz-Erde-Bauten wurden unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert n.Chr. bautechnisch noch einmal auf den neuesten Stand gebracht und massiv verstärkt. Zwischen den Lagern standen an strategisch günstigen Plätzen oder Aussichtspunkten Wach/Signaltürme ''(in der Spätantike [[Burgus|burgi]])''. Im mittleren Abschnitt, zwischen den Lagern von ''[[Kastell Favianis|Favianis]]'' und ''[[Kastell Melk|Melk]]'' standen nur vereinzelt Wachtürme. Hier erschwerte das enge Tal der [[Wachau]] mit seinen dicht bewaldeten Steilhängen den Zugang zum Flussufer. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da die Donau nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Direkt neben den Kastellen entstanden im Laufe der Zeit zivile Ansiedlungen ''([[Vicus|vici]])''; im unmittelbaren Hinterland des Limes wurden ummauerte Städte ''([[Municipium|municipia]])'' gegründet - z.&nbsp;B. ''Cetium'' oder ''Ovilava'' (Wels) – sie waren die Verwaltungs- oder Handelsmittelpunkte der Region. In der Spätantike wurde das norische Überwachungsgebiet in zwei Teile (''pars superior'' und ''pars inferior'') aufgespalten.<ref>ND occ.: XXXIV</ref> Vermutlich wurde auch eine zweite, rückwärtige, Verteidigungslinie angelegt (Kastell [[Locus Felicis]]).


|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Noricus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, als strategische Reserve diente eine - in ''[[Lauriacum]]/''Enns stationierte - Legion. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der ''[[Classis Pannonica]]''. Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. In der Spätantike übernahmen - laut ''[[Notitia Dignitatum]]'' - vier neu aufgestellte Flottillen diese Aufgabe. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die norischen ''Comitatenses'', ''Ripenses'' und ''Liburnari'' unter dem Befehl von zwei Heerführern:
|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Noricus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, als strategische Reserve diente eine - in ''[[Lauriacum]]/''Enns stationierte - Legion. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der ''[[Classis Pannonica]]''. Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. In der Spätantike übernahmen - laut ''[[Notitia Dignitatum]]'' - vier neu aufgestellte Flottillen diese Aufgabe. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die norischen ''Comitatenses'', ''Ripenses'' und ''Liburnari'' unter dem Befehl von zwei Heerführern:


* ''[[Comes Illyrici]]'',
* ''[[Comes Illyrici]]'',
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|→ ''Hauptartikel: ''[[Claustra Alpium Iuliarum]]''
|→ ''Hauptartikel: ''[[Claustra Alpium Iuliarum]]''


Die ''Claustra Alpium Iuliarum'' lagen auf dem Staatsgebiet des heutigen [[Österreich]], [[Slowenien]], [[Kroatien]] und [[Italien]]. Es handelte sich hierbei um ein System aus Wallanlagen, Kastellen, Wachtürme und [[Burgus|Burgi]] in den [[Julische Alpen|Julischen Alpen]], das die Passstraßen nach Italien, allen voran die ''Via Gemina'', vor Invasoren sichern sollte. Die ersten Verschanzungen und Signaltürme wurden schon im 1. Jahrhundert n. Chr. angelegt. Als sich im Laufe des 3. Jahrhunderts die Barbarenangriffe auf das Römische Reich verstärkten, wurde gegen Ende des 3. und zu Beginn des 4. Jahrhunderts - unter der Herrschaft der Kaiser [[Diokletian]] und [[Konstantin der Große|Konstantin I.]] - die Sperrmauern massiv ausgebaut und verstärkt. Das Zentrum des Verteidigungssystems bildete das Kastell von ''Ad Pirum'' im [[Birnbaumer Wald]], das den Passübergang nach Italien sicherte. Es besaß eine ständige Besatzung von 100-500 Mann. Zu den ''Claustra'' gehörten außerdem noch die Militärstationen von ''Nauportus'' (Vrhnika) und ''Castra'' ([[Ajdovščina]]) zu beiden Seiten des Birnbaumer Passes. Die ''Claustra'' standen bis in das 5. Jahrhundert in Verwendung.
Die ''Claustra Alpium Iuliarum'' lagen auf dem Staatsgebiet des heutigen [[Österreich]], [[Slowenien]], [[Kroatien]] und [[Italien]]. Es handelte sich hierbei um ein System aus Wallanlagen, Kastellen, Wachtürme und [[Burgus|Burgi]] in den [[Julische Alpen|Julischen Alpen]], das die Passstraßen nach Italien, allen voran die ''Via Gemina'', vor Invasoren sichern sollte. Die ersten Verschanzungen und Signaltürme wurden schon im 1. Jahrhundert n. Chr. angelegt. Als sich im Laufe des 3. Jahrhunderts die Barbarenangriffe auf das Römische Reich verstärkten, wurde gegen Ende des 3. und zu Beginn des 4. Jahrhunderts - unter der Herrschaft der Kaiser [[Diokletian]] und [[Konstantin der Große|Konstantin I.]] - die Sperrmauern massiv ausgebaut und verstärkt. Das Zentrum des Verteidigungssystems bildete das Kastell von ''Ad Pirum'' im [[Birnbaumer Wald]], das den Passübergang nach Italien sicherte. Es besaß eine ständige Besatzung von 100-500 Mann. Zu den ''Claustra'' gehörten außerdem noch die Militärstationen von ''Nauportus'' (Vrhnika) und ''Castra'' ([[Ajdovščina]]) zu beiden Seiten des Birnbaumer Passes. Die ''Claustra'' standen bis in das 5. Jahrhundert in Verwendung.
|Die Besatzungstruppen (''Auxilia''?, ''Limitanei''?) zählten in der Spätantike zum Militärbezirk ''Tractus Italiae circa Alpes'' und standen unter dem Befehl eines
|Die Besatzungstruppen (''Auxilia''?, ''Limitanei''?) zählten in der Spätantike zum Militärbezirk ''Tractus Italiae circa Alpes'' und standen unter dem Befehl eines


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Der pannonische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen Österreich, der [[Slowakei]] und [[Ungarn]]s. Obwohl auch dieser Abschnitt der Reichsgrenze durch die Donau relativ gut geschützt war ''(ripa)'', war die römische Militärpräsenz hier immer außergewöhnlich stark (drei Legionslager in Oberpannonien, aber nur eines in Unterpannonien) da besonders nach der Aufgabe ''[[Dakien]]s'' im späten 3. Jahrhundert n.Chr. der Druck von Wandervölkern aus dem Osten auf diesen Abschnitt des Limes stark anwuchs. Die in die Donau einmündenden Flüsse boten zusätzlich noch günstige Verkehrs-, aber auch gute Anmarschrouten für Invasoren und Plünderer. Die Legionslager wurden daher an den wichtigsten Furten bzw. Flussmündungen und Straßenendpunkten errichtet. Die Legions- und Hilfstruppenlager sind überwiegend in unmittelbarer Nähe des Donauufers zu finden. Die anfänglichen Holz-Erde-Bauten, wurden unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert bautechnisch noch einmal den neuen strategischen Anforderungen angepasst und massiv verstärkt. Die Lücken zwischen den Kastellen wurde mit einer Wach/Signalturmkette geschlossen. In spätrömischer Zeit wurde durch Anlage riesiger [[Limes Pannonicus|Binnenkastelle]] und der Befestigung der Zivilstädte im Limeshinterland eine zweite Verteidigungslinie geschaffen. Zusätzlich waren an besonders gefährdeten Punkten Einheiten der Donauflotte stationiert. Seit Kaiser [[Mark Aurel]] hört man in Pannonien erstmals auch von steinernen Wachtürmen (''burgus''), Fächertürmen und Kleinkastellen ''(praesidia)''. In der Spätantike wurde das pannonische Überwachungsgebiet in zwei Teile (''pars superior'' und ''pars inferior'') aufgespalten.<ref>ND occ.: XXXIV</ref> Die Vorfeldsicherung erfolgte durch Brückenkopfkastelle (z.B. Kastell ''[[Contra Aquincum]]'' oder [[Kastell Iža-Leányvár]]) und Militärstationen an wichtigen Hauptverkehrsstraßen im ''[[Barbaricum]]'' (z.B. bei Musov).
Der pannonische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen Österreich, der [[Slowakei]] und [[Ungarn]]s. Obwohl auch dieser Abschnitt der Reichsgrenze durch die Donau relativ gut geschützt war ''(ripa)'', war die römische Militärpräsenz hier immer außergewöhnlich stark (drei Legionslager in Oberpannonien, aber nur eines in Unterpannonien) da besonders nach der Aufgabe ''[[Dakien]]s'' im späten 3. Jahrhundert n.Chr. der Druck von Wandervölkern aus dem Osten auf diesen Abschnitt des Limes stark anwuchs. Die in die Donau einmündenden Flüsse boten zusätzlich noch günstige Verkehrs-, aber auch gute Anmarschrouten für Invasoren und Plünderer. Die Legionslager wurden daher an den wichtigsten Furten bzw. Flussmündungen und Straßenendpunkten errichtet. Die Legions- und Hilfstruppenlager sind überwiegend in unmittelbarer Nähe des Donauufers zu finden. Die anfänglichen Holz-Erde-Bauten, wurden unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert bautechnisch noch einmal den neuen strategischen Anforderungen angepasst und massiv verstärkt. Die Lücken zwischen den Kastellen wurde mit einer Wach/Signalturmkette geschlossen. In spätrömischer Zeit wurde durch Anlage riesiger [[Limes Pannonicus|Binnenkastelle]] und der Befestigung der Zivilstädte im Limeshinterland eine zweite Verteidigungslinie geschaffen. Zusätzlich waren an besonders gefährdeten Punkten Einheiten der Donauflotte stationiert. Seit Kaiser [[Mark Aurel]] hört man in Pannonien erstmals auch von steinernen Wachtürmen (''burgus''), Fächertürmen und Kleinkastellen ''(praesidia)''. In der Spätantike wurde das pannonische Überwachungsgebiet in zwei Teile (''pars superior'' und ''pars inferior'') aufgespalten.<ref>ND occ.: XXXIV</ref> Die Vorfeldsicherung erfolgte durch Brückenkopfkastelle (z.B. Kastell ''[[Contra Aquincum]]'' oder [[Kastell Iža-Leányvár]]) und Militärstationen an wichtigen Hauptverkehrsstraßen im ''[[Barbaricum]]'' (z.B. bei Musov).


|Die Besatzungstruppe (''Exercitus Pannonicus'') bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, vier - in ''[[Vindobona]]'', ''[[Carnuntum]]'', ''[[Legionslager Brigetio|Brigetio]]'' und ''[[Aquincum]]'' stationierte - Legionen dienten als strategische Reserve. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der ''[[Classis Pannonica]].'' Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. Die ''Classis Pannonica'' ging in der Spätantike vermutlich in der ''Classis Histrica'' auf. Aus dieser Zeit sind für Pannonien aus der ''Notitia Dignitatum'' noch fünf weitere Flottillen bekannt <ref>ND occ.: XXXII</ref> Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die pannonischen ''Comitatenses'', ''Ripenses'' und ''Liburnari'' unter dem Befehl von vier Heerführern:
|Die Besatzungstruppe (''Exercitus Pannonicus'') bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, vier - in ''[[Vindobona]]'', ''[[Carnuntum]]'', ''[[Legionslager Brigetio|Brigetio]]'' und ''[[Aquincum]]'' stationierte - Legionen dienten als strategische Reserve. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der ''[[Classis Pannonica]].'' Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. Die ''Classis Pannonica'' ging in der Spätantike vermutlich in der ''Classis Histrica'' auf. Aus dieser Zeit sind für Pannonien aus der ''Notitia Dignitatum'' noch fünf weitere Flottillen bekannt <ref>ND occ.: XXXII</ref> Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die pannonischen ''Comitatenses'', ''Ripenses'' und ''Liburnari'' unter dem Befehl von vier Heerführern:


* ''[[Comes Illyrici]],''
* ''[[Comes Illyrici]],''
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|Der dakische Limes liegt fast zur Gänze auf dem Staatsgebiet des heutigen [[Rumänien]]. Bedingt durch die topographischen Gegebenheiten Dakiens (Hochplateau) gestaltete sich die Anlage der Verteidigungslinien in [[Dakien]] etwas anders. Auf dem Siebenbürgener Hochland standen die Kastelle direkt am Rand der [[Karpaten]] und sicherten die Passübergänge auf dakischer Seite. Sie bildeten so einen fast vollständigen Kreis, der zusätzlich von einer rückwärtigen Festungskette gedeckt wurde, die entlang der Hauptanmarschrouten zu den Karpatenpässen angelegt waren. Im Zentrum der Provinz errichtete man zwei Legionslager, die in der Nähe der wirtschaftlich wichtigen Gold- und Silberbergwerke lagen. Im Südosten und Südwesten des Siebenbürger Hochlandes waren die Kastelle und Wachtürme entweder an den Ufern der Flüsse Olt und Mures oder an wichtigen Überlandstraßen (im Westen) und einem ca. 235 km langen Erdwall (im Osten) angelegt. Diese Kastellketten spielten im dakischen Limessystem aber wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle. Alle Elemente dieses komplexen Systems waren aufeinander abgestimmt und griffen funktionell ineinander. Von der Forschung konnten in den letzten Jahren auch einige Probleme der vorgeschobenen Wachtturm- und Signalturmlinie etwas aufgehellt werden. Auf einer Strecke von etwa 75 km Länge wurden zwischen den Kastellen Bologa im Süden und Tihäu im Norden die Spuren von 66 Türmen, acht Kleinkastellen (Burgi) und fünf Talsperren (Erdwälle oder Mauern, [''clausuare'']) beobachtet und näher untersucht. Die Organisationprinzipen glichen denen in anderen Provinzen, weswegen der dakische Limes in der Forschung immer noch als eine Einheit angesehen wird. Dennoch beginnt sich immer klarer abzuzeichnen, dass wohl jede der drei dakischen Provinzen über ihre eigene Militäriorganisation bzw. ein eigenes Heer verfügte. Die komplizierte Art und Weise der Festungsanlagen- und Truppenverteilung macht den Eindruck, als ob hier von der römischen Administration ebenfalls deutliche Grenzen gezogen wurden. Obwohl die römische Militärpräsenz in der Karpatenregion immer beträchtlich war, gelang es schließlich nicht mehr, die dakischen Provinzen dauerhaft gegen die ständigen Barbareneinfälle aus dem Nordosten zu sichern. 275 n. Chr. musste daher die wegen ihrer reichen Bodenschätze begehrte Region nach ca. 170 Jahren römischer Herrschaft unter Kaiser Aurelian wieder geräumt werden.<ref>Nicolae Guidea: 1997, S. 4–16.</ref>
|Der dakische Limes liegt fast zur Gänze auf dem Staatsgebiet des heutigen [[Rumänien]]. Bedingt durch die topographischen Gegebenheiten Dakiens (Hochplateau) gestaltete sich die Anlage der Verteidigungslinien in [[Dakien]] etwas anders. Auf dem Siebenbürgener Hochland standen die Kastelle direkt am Rand der [[Karpaten]] und sicherten die Passübergänge auf dakischer Seite. Sie bildeten so einen fast vollständigen Kreis, der zusätzlich von einer rückwärtigen Festungskette gedeckt wurde, die entlang der Hauptanmarschrouten zu den Karpatenpässen angelegt waren. Im Zentrum der Provinz errichtete man zwei Legionslager, die in der Nähe der wirtschaftlich wichtigen Gold- und Silberbergwerke lagen. Im Südosten und Südwesten des Siebenbürger Hochlandes waren die Kastelle und Wachtürme entweder an den Ufern der Flüsse Olt und Mures oder an wichtigen Überlandstraßen (im Westen) und einem ca. 235 km langen Erdwall (im Osten) angelegt. Diese Kastellketten spielten im dakischen Limessystem aber wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle. Alle Elemente dieses komplexen Systems waren aufeinander abgestimmt und griffen funktionell ineinander. Von der Forschung konnten in den letzten Jahren auch einige Probleme der vorgeschobenen Wachtturm- und Signalturmlinie etwas aufgehellt werden. Auf einer Strecke von etwa 75 km Länge wurden zwischen den Kastellen Bologa im Süden und Tihäu im Norden die Spuren von 66 Türmen, acht Kleinkastellen (Burgi) und fünf Talsperren (Erdwälle oder Mauern, [''clausuare'']) beobachtet und näher untersucht. Die Organisationprinzipen glichen denen in anderen Provinzen, weswegen der dakische Limes in der Forschung immer noch als eine Einheit angesehen wird. Dennoch beginnt sich immer klarer abzuzeichnen, dass wohl jede der drei dakischen Provinzen über ihre eigene Militäriorganisation bzw. ein eigenes Heer verfügte. Die komplizierte Art und Weise der Festungsanlagen- und Truppenverteilung macht den Eindruck, als ob hier von der römischen Administration ebenfalls deutliche Grenzen gezogen wurden. Obwohl die römische Militärpräsenz in der Karpatenregion immer beträchtlich war, gelang es schließlich nicht mehr, die dakischen Provinzen dauerhaft gegen die ständigen Barbareneinfälle aus dem Nordosten zu sichern. 275 n. Chr. musste daher die wegen ihrer reichen Bodenschätze begehrte Region nach ca. 170 Jahren römischer Herrschaft unter Kaiser Aurelian wieder geräumt werden.<ref>Nicolae Guidea: 1997, S. 4–16.</ref>


|Die Besatzungstruppe (''Exercitus Dacicus'') bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. zwei - in ''[[Apulum]]'' und ''[[Potaissa]]'' - stationierte Legionen. Legions- und Auxiliareinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt.
|Die Besatzungstruppe (''Exercitus Dacicus'') bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. zwei - in ''[[Apulum]]'' und ''[[Potaissa]]'' - stationierte Legionen. Legions- und Auxiliareinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt.


|[[Datei:Limes6.png|miniatur|Karte des dakischen Limes]]
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* ''Mösia Inferior''
* ''Mösia Inferior''
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Der mösische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Serbien]] und [[Bulgarien]]s. Auch dieser Limesabschnitt war kein mit Palisaden oder Mauern befestigter Grenzwall, sondern eine durch acht Legionslager, zahlreiche Hilfstruppenkastelle und Wach/Signaltürme gesicherte Flussgrenze, die sich von ''[[Singidunum]]'' (Belgrad) bis zur Mündung der [[Donaudelta|Donau]] in das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] erstreckte. Er gliederte sich in zwei größere Abschnitte, die durch den Fluss Iskar bei ''[[Oescus]]'', der auch die Grenze zwischen den Provinzen ''Mösia Superior'' und ''Mösia Inferior'' markierte, geteilt wurde. Die Engstelle des Stromes bei Djerdap bildete eine nur schwer zu überwindende Barriere zwischen dem Nordwesten und Nordosten Mösiens, was anfangs die Kommunikation zwischen dem pannonischen und dem mösischen Heer erheblich erschwerte. Dieses Problem wurde erst durch den Bau einer 3 m breiten Straße unter Trajan gelöst, der die Trasse von Legionären der ''[[Legio VII Claudia]]'' in die Felswände meißeln ließ und damit eine für Beschädigung durch Treibeis anfällige Treidelwegkonstruktion aus Holz ersetzte. Zu den weiteren Verbesserungsmaßnahmen für den Schiffsverkehr zählte auch der Bau eines Kanals bei [[Sip]], mit dessen Hilfe man die dortigen gefährlichen Stromschnellen und Untiefen umfahren konnte. Die beiden Enden des Kanals wurden mit Kastellen gesichert. Das bekannteste Bauwerk am mösischen Limes war die [[Trajansbrücke]] bei Drobeta/Turnu Severin aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr., die erste dauerhafte Brückenverbindung über die untere [[Donau]], die ebenfalls an beiden Ufern von Kastellbauten bewacht wurde. In Obermösien war besonders der Abschnitt zwischen ''Lederata'' und ''Dierna'' von Barbareneinfällen bedroht. Beim [[Eisernes Tor|Eisernen Tor]] war das Donauufer von steilen Felswänden und dichten Wäldern gesäumt, weshalb hier mit einigen wenigen Wach/Signaltürmen das Auslangen gefunden werden konnte. Nach Einrichtung der dakischen Provinzen wurden viele der Donaukastelle entweder aufgegeben oder Zivilisten überlassen. Wahrscheinlich wurde bis gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. der ganze obermösische Limes östlich von ''Viminacium'' stillgelegt und erst in [[Septimius Severus|severischer]] Zeit wieder - teilweise - reaktiviert. Mit Aufgabe Dakiens unter [[Aurelian]] im späten 3. Jahrhundert wurde aber die gesamte mittlere Donau wieder Reichsgrenze. Nach der Reorganisationsphase unter Aurelian und [[Probus]] wurde der obermösische Limes im Zuge der Militärreformen unter Diokletian und Konstantin I. bei Djerdap in zwei Überwachungssektoren – stromaufwärts: ''pars superior'' ''(Singidunum – Viminacium)'' und stromabwärts: ''pars citerior'' (Eisernes Tor) – aufgeteilt. In der Zeitspanne von [[Diokletian]] bis zum späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde am mösischen Limes noch einmal eine umfangreiche Bautätigkeit in Gang gesetzt, die Kastelle wurden renoviert und das Donauufer mit stärkeren und größeren Wachtürmen, sog. ''Burgi'' und ''Quadriburgi'' (Kleinkastelle mit vier runden Ecktürmen) verstärkt. Auch einige Flussinseln wurden mit Wehranlagen gesichert (z.B. bei Sapaja, Ostrvo). Die letzten Baumaßnahmen fielen in die Zeit Valentinians I., der auch teilweise am rechten Donauufer und im Osten, in der Dobrutscha, Lager und Türme errichten ließ, die noch einmal eine kurzzeitige Konsolidierung der Grenze bewirkten. Nach der [[Schlacht von Adrianopel (378)]] löste sich das klassische Limessystem aber endgültig auf. Durch die hunnische Invasion von 441 bis 444 wurden die meisten mösischen Kastelle zerstört und blieben für fast ein Jahrhundert verlassen, erst Kaiser [[Justinian I.]] ließ sie teilweise zwischen 527 und 565 wieder notdürftig instandsetzen und bemannen. Nach der Eroberung der Donauregion durch die [[Awaren]] im frühen 7. Jahrhundert lösten sich aber auch die letzten Reste des Limes an der mittleren und unteren Donau auf.
Der mösische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Serbien]] und [[Bulgarien]]s. Auch dieser Limesabschnitt war kein mit Palisaden oder Mauern befestigter Grenzwall, sondern eine durch acht Legionslager, zahlreiche Hilfstruppenkastelle und Wach/Signaltürme gesicherte Flussgrenze, die sich von ''[[Singidunum]]'' (Belgrad) bis zur Mündung der [[Donaudelta|Donau]] in das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] erstreckte. Er gliederte sich in zwei größere Abschnitte, die durch den Fluss Iskar bei ''[[Oescus]]'', der auch die Grenze zwischen den Provinzen ''Mösia Superior'' und ''Mösia Inferior'' markierte, geteilt wurde. Die Engstelle des Stromes bei Djerdap bildete eine nur schwer zu überwindende Barriere zwischen dem Nordwesten und Nordosten Mösiens, was anfangs die Kommunikation zwischen dem pannonischen und dem mösischen Heer erheblich erschwerte. Dieses Problem wurde erst durch den Bau einer 3 m breiten Straße unter Trajan gelöst, der die Trasse von Legionären der ''[[Legio VII Claudia]]'' in die Felswände meißeln ließ und damit eine für Beschädigung durch Treibeis anfällige Treidelwegkonstruktion aus Holz ersetzte. Zu den weiteren Verbesserungsmaßnahmen für den Schiffsverkehr zählte auch der Bau eines Kanals bei [[Sip]], mit dessen Hilfe man die dortigen gefährlichen Stromschnellen und Untiefen umfahren konnte. Die beiden Enden des Kanals wurden mit Kastellen gesichert. Das bekannteste Bauwerk am mösischen Limes war die [[Trajansbrücke]] bei Drobeta/Turnu Severin aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr., die erste dauerhafte Brückenverbindung über die untere [[Donau]], die ebenfalls an beiden Ufern von Kastellbauten bewacht wurde. In Obermösien war besonders der Abschnitt zwischen ''Lederata'' und ''Dierna'' von Barbareneinfällen bedroht. Beim [[Eisernes Tor|Eisernen Tor]] war das Donauufer von steilen Felswänden und dichten Wäldern gesäumt, weshalb hier mit einigen wenigen Wach/Signaltürmen das Auslangen gefunden werden konnte. Nach Einrichtung der dakischen Provinzen wurden viele der Donaukastelle entweder aufgegeben oder Zivilisten überlassen. Wahrscheinlich wurde bis gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. der ganze obermösische Limes östlich von ''Viminacium'' stillgelegt und erst in [[Septimius Severus|severischer]] Zeit wieder - teilweise - reaktiviert. Mit Aufgabe Dakiens unter [[Aurelian]] im späten 3. Jahrhundert wurde aber die gesamte mittlere Donau wieder Reichsgrenze. Nach der Reorganisationsphase unter Aurelian und [[Probus]] wurde der obermösische Limes im Zuge der Militärreformen unter Diokletian und Konstantin I. bei Djerdap in zwei Überwachungssektoren – stromaufwärts: ''pars superior'' ''(Singidunum – Viminacium)'' und stromabwärts: ''pars citerior'' (Eisernes Tor) – aufgeteilt. In der Zeitspanne von [[Diokletian]] bis zum späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde am mösischen Limes noch einmal eine umfangreiche Bautätigkeit in Gang gesetzt, die Kastelle wurden renoviert und das Donauufer mit stärkeren und größeren Wachtürmen, sog. ''Burgi'' und ''Quadriburgi'' (Kleinkastelle mit vier runden Ecktürmen) verstärkt. Auch einige Flussinseln wurden mit Wehranlagen gesichert (z.B. bei Sapaja, Ostrvo). Die letzten Baumaßnahmen fielen in die Zeit Valentinians I., der auch teilweise am rechten Donauufer und im Osten, in der Dobrutscha, Lager und Türme errichten ließ, die noch einmal eine kurzzeitige Konsolidierung der Grenze bewirkten. Nach der [[Schlacht von Adrianopel (378)]] löste sich das klassische Limessystem aber endgültig auf. Durch die hunnische Invasion von 441 bis 444 wurden die meisten mösischen Kastelle zerstört und blieben für fast ein Jahrhundert verlassen, erst Kaiser [[Justinian I.]] ließ sie teilweise zwischen 527 und 565 wieder notdürftig instandsetzen und bemannen. Nach der Eroberung der Donauregion durch die [[Awaren]] im frühen 7. Jahrhundert lösten sich aber auch die letzten Reste des Limes an der mittleren und unteren Donau auf.


|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Moesicus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten fünf - in ''[[Singidunum]], [[Viminacium]], [[Novae]], [[Durostorum]]'' und ''[[Troesmis]]'' stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der nördlichen Schwarzmeerküste und der Donau lag in der Verantwortung der ''[[Classis Mösica]]'' (Hauptquartier ''Tomi Constantiana''/Constanta) und der Liburnarierverbände der niedermösischen ''Legio I Italica''. Ab dem 4. Jahrhundert übernahm die ''Classis Scythiae'' deren Aufgaben. Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei|Riparenses]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando von vier Heerführern:
|Die Besatzungstruppe ''(Exercitus Moesicus)'' bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten fünf - in ''[[Singidunum]], [[Viminacium]], [[Novae]], [[Durostorum]]'' und ''[[Troesmis]]'' stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der nördlichen Schwarzmeerküste und der Donau lag in der Verantwortung der ''[[Classis Mösica]]'' (Hauptquartier ''Tomi Constantiana''/Constanta) und der Liburnarierverbände der niedermösischen ''Legio I Italica''. Ab dem 4. Jahrhundert übernahm die ''Classis Scythiae'' deren Aufgaben. Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei|Riparenses]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando von vier Heerführern:
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|'''ÄGYPTEN'''
|'''ÄGYPTEN'''
|1. bis 7. Jahrhundert n. Chr.
|1. bis 7. Jahrhundert n. Chr.
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* [[Aegyptus]]
* [[Aegyptus]]
|Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Ägypten]]. Die Grenze in Ägypten war aufgrund ihrer topographischen und geographischen Gegebenheiten ein Sonderfall und nicht mit den ''Limites'' in den anderen Reichsteilen vergleichbar. Die Befestigungen folgten keiner Ost-West-Linie, die den Norden vor den Barbarenvölkern des Südens - insbesondere den Blemeyern - schützte, wie man es sich hier eigentlich erwarten würde. Die römischen Besatzungstruppen waren hauptsächlich in einem großen Lager bei ''[[Nikopolis (Ägypten)|Nikopolis]]'', in der Nähe der Hauptstadt ''[[Alexandria]]'', konzentriert und sollten hier vor allem die Verschiffung des Getreides nach Rom sicherstellen. Die übrigen Lager reihten sich in Nord-Süd-Richtung entlang der großen [[Nil]]straße oder sicherten Beobachtungsposten am Rande der Wüste und die Oasen an den wichtigsten Karawanenrouten. <ref>Yan le Bohec: 2009, S. 197-198.</ref>
|Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet des heutigen [[Ägypten]]. Die Grenze in Ägypten war aufgrund ihrer topographischen und geographischen Gegebenheiten ein Sonderfall und nicht mit den ''Limites'' in den anderen Reichsteilen vergleichbar. Die Befestigungen folgten keiner Ost-West-Linie, die den Norden vor den Barbarenvölkern des Südens - insbesondere den Blemeyern - schützte, wie man es sich hier eigentlich erwarten würde. Die römischen Besatzungstruppen waren hauptsächlich in einem großen Lager bei ''[[Nikopolis (Ägypten)|Nikopolis]]'', in der Nähe der Hauptstadt ''[[Alexandria]]'', konzentriert und sollten hier vor allem die Verschiffung des Getreides nach Rom sicherstellen. Die übrigen Lager reihten sich in Nord-Süd-Richtung entlang der großen [[Nil]]straße oder sicherten Beobachtungsposten am Rande der Wüste und die Oasen an den wichtigsten Karawanenrouten. <ref>Yan le Bohec: 2009, S. 197-198.</ref>
|Unter [[Augustus]] zählte die römische Armee in Ägypten noch drei Legionen, ab der Regierungszeit [[Trajan]]s waren hier nur noch eine Legion, Hilfstruppen und eine Flotte stationiert. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der ''[[Classis Alexandrina]]'' (Hauptquartier Alexandria). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando von zwei Heerführern:
|Unter [[Augustus]] zählte die römische Armee in Ägypten noch drei Legionen, ab der Regierungszeit [[Trajan]]s waren hier nur noch eine Legion, Hilfstruppen und eine Flotte stationiert. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der ''[[Classis Alexandrina]]'' (Hauptquartier Alexandria). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]]-, [[Limitanei]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando von zwei Heerführern:


* ''Dux Thebaidos''
* ''Dux Thebaidos''
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* ''Africa Proconsularis''
* ''Africa Proconsularis''
* ''Numidia''
* ''Numidia''
|Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet der heutigen Staaten [[Libyen]], [[Tunesien]] und [[Algerien]]. Die hier stationierten Besatzungstruppen sollten vor allem die landwirtschaftlich ertragreichen Zonen und deren Randgebiete schützen. Die beiden Provinzen waren nach Ägypten die bevölkerungsreichsten und wohlhabendsten im römischen Nordafrika. Außerdem trugen sie maßgeblich zur Getreideversorgung der Stadt Rom bei. Durchgängige Sperrmauern konnten in Tunesien und Algerien ausgemacht werden. An der Südflanke des Aures-Gebirges zog sich ein fast 300 km langes, allerdings nicht zusammenhängendes Wall- und Grabensystem (Seguia bent el-Krass) hin, das von Kastellen aus überwacht wurde ''(fossatum Africae)''.<ref>J. Baradez: ''Fossatum Africae'', 1949.</ref> Es wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, endete im Süden bei Qued Djedi und war mit Wachtürmen, einem vorgelagerten Graben und Kastellen versehen, die durch ein Straßennetz miteinander verbunden waren. Die Form der Gräben erinnerte an die Exemplare am Hadrianswall. Der weitere Ausbau der numidischen Grenzanlagen unter [[Septimius Severus]] hatte die vollständige Kontrolle über die [[Aurès|Aurès-Berge]] und die Unterwerfung einiger dort ansässiger Nomadenstämme zum Ziel. Weitere Kastelle fanden sich an der - landwirtschaftlich unatraktiven - Grenzzone zur Wüste, an den Karawanenrouten in die [[Sahara]] und im Norden. Einige Vorposten waren bis in die Wüste vorgeschoben worden, wie z.B. Messad und [[Ghadames]]. <ref>Yan le Bohec: 2009, S. 198-199.</ref>
|Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet der heutigen Staaten [[Libyen]], [[Tunesien]] und [[Algerien]]. Die hier stationierten Besatzungstruppen sollten vor allem die landwirtschaftlich ertragreichen Zonen und deren Randgebiete schützen. Die beiden Provinzen waren nach Ägypten die bevölkerungsreichsten und wohlhabendsten im römischen Nordafrika. Außerdem trugen sie maßgeblich zur Getreideversorgung der Stadt Rom bei. Durchgängige Sperrmauern konnten in Tunesien und Algerien ausgemacht werden. An der Südflanke des Aures-Gebirges zog sich ein fast 300 km langes, allerdings nicht zusammenhängendes Wall- und Grabensystem (Seguia bent el-Krass) hin, das von Kastellen aus überwacht wurde ''(fossatum Africae)''.<ref>J. Baradez: ''Fossatum Africae'', 1949.</ref> Es wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, endete im Süden bei Qued Djedi und war mit Wachtürmen, einem vorgelagerten Graben und Kastellen versehen, die durch ein Straßennetz miteinander verbunden waren. Die Form der Gräben erinnerte an die Exemplare am Hadrianswall. Der weitere Ausbau der numidischen Grenzanlagen unter [[Septimius Severus]] hatte die vollständige Kontrolle über die [[Aurès|Aurès-Berge]] und die Unterwerfung einiger dort ansässiger Nomadenstämme zum Ziel. Weitere Kastelle fanden sich an der - landwirtschaftlich unatraktiven - Grenzzone zur Wüste, an den Karawanenrouten in die [[Sahara]] und im Norden. Einige Vorposten waren bis in die Wüste vorgeschoben worden, wie z.B. Messad und [[Ghadames]]. <ref>Yan le Bohec: 2009, S. 198-199.</ref>
|Die Besatzungstruppen setzten sich hauptsächlich aus Hilfstruppenverbänden zusammen. Einziger Legionsstandort war ''[[Lambaesis]]''. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der ''[[Classis Alexandrina]]'' und der ''Classis Mauretanica''. Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]], [[Limitanei]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando eines
|Die Besatzungstruppen setzten sich hauptsächlich aus Hilfstruppenverbänden zusammen. Einziger Legionsstandort war ''[[Lambaesis]]''. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der ''[[Classis Alexandrina]]'' und der ''Classis Mauretanica''. Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen ''[[Comitatenses]], [[Limitanei]]-'' und Flotteneinheiten unter dem Kommando eines



Version vom 23. Mai 2012, 11:55 Uhr

[[Datei:Wp12 77 Rekonsllllllllll truktion.jpg|thumb|Ein 2008 auf Grundlage der Arbeiten von Dietwulf Baatz rekonstruierter Holzwachturm am Obergermanischen Limes]]

Deutsche Sonderbriefmarke „UNESCO-Weltkulturerbe Limes“ (2007)
Die Legionsstandorte um 125 n. Chr.
Münzbild Hadrians, unter seiner Herrschaft nahm der Limes seine endgültige Gestalt an
Entwicklungsphasen des römischen Limes an den nördlichen Grenzen
Römische Fußangeln (tibuli, lilia) zur Vorfeldsicherung des Limes
Limes in Britannien: Schnitt durch das Sicherungssystem des Hadrianswalles
Limes in Britannien: Rekonstruktion eines milecastles am Hadrianswall

[[Datei:Lunt Roman Fortjjjfiejfiefjiejfiejfiejfiejfiefiejfiejfiejifjeifjiejfiejfiejfiejfiejifjeijfiejfiejifjeijfiejfijfiejfiejifjiej

main gate.jpg|miniatur|Limes in Britannien: Rekonstruiertes Haupttor des Holz-Erde-Kastells von Lunt, Großbritannien]]
Limes in Britannien: Die Ruine des Kastell Gariannonum, gut zu erkennen sind die für spätantike Bauten typischen Ziegelbänder
Niedergermanischer Limes: Modell des römischen Legionslagers Bonn
Obergermanischer Limes: Rekonstruktion des Hilfstruppenkastells Hesselbach (Neckar-Odenwald Limes),
Periode 2/2a mit Umwehrung C
(Zeichnung: Heike Wolf von Goddenthow)
Obergermanischer Limes: Rekonstruierter Wachturm im Taunus (D)
Obergermanischer Limes: Rekonstruktion der Barbarenbeute von Neupotz
Rätischer Limes: Der Augsburger Siegesaltar, eine Weihung an die Göttin Victoria, der anlässlich eines römischen Sieges über eine Beutegemeinschaft der Juthungen nahe der rätischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum aufgestellt wurde.
Rätischer Limes: Rekonstruktionsversuch des frühen Holz-Erde-Kastells von Quintanis (Künzing, D): 1. Kasernen (Contubernia), 2. Kommandogebäude (Principia), 3. Haus des Lagerkommandanten (Praetorium), 4. Lagerhaus (Horreum), 5. Pferdeställe (Stabulum), 6. Lagerlazarett (Valetudinarium)
Rätischer Limes: Südansicht des Limestores von Dalkingen im Jahre 2009, links und rechts von der Durchfahrt ein sog. „Opus reticulatum“-Mauerwerk
Rätischer Limes: Die rätische Mauer bei WP 14/77, dessen Überreste im Vordergrund zu sehen sind
Rätischer Limes: Kastell Pfünz in Bayern. Rekonstruktionsversuch des Haupttores, der Porta praetoria, nach Vorstellung von Fischer (2008) und Angaben aus Johnson/Baatz (1987)
DIR-Limes: Befundplan der Grabungen in Kastell Arbon (CH)
Norischer Limes: Rekonstruktionsversuch des Nordtores von Kastell Favianis anhand der Befunde von 1996 bis 1997 (Variante B)
Norischer Limes: Rekonstruktionsversuch eines spätantiken Hufeisenturmes (Mautern an der Donau)
Datei:Reiterlager Carnuntum Modell.jpg
Pannonischer Limes: Modell des Reiterkastells von Carnuntum, Österreich
Pannonischer Limes: Konservierte Überreste des Burgus von Rusovce/Gerulata, Slowakei
Dakischer Limes: Veralteter Rekonstruktionsversuch des Haupttores (Porta praetoria) des Kastells Porolissum

Limes (lateinisch ursprünglich „Querweg“, „Schneise“, vor allem „Grenzweg“ im Zusammenhang mit der Einteilung eines Raumes oder der Erschließung eines Geländes, später allgemein „Grenze“[1]; Plural limites) bezeichnen die von den Römern vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. angelegten Grenzwälle oder Grenzsicherungssysteme in Europa, Kleinasien und Nordafrika. Es wird auch für spätere vergleichbare Grenzziehungen (Limes Saxoniae) oder Überwachungsanlagen an Reichsgrenzen verwendet. Der Begriff leitet sich ursprünglich von den lateinischen Wörtern limus „quer“ und limen „Türschwelle“ ab. Anfänglich verstanden die Römer unter diesem Begriff nur ein Feld oder einen Acker, die mit Grenzsteinen (termini), Holzpfosten oder durch klar erkennbare Landmarken (Bäume, Flüsse) begrenzt wurden. Ab der Zeit Gaius Iulius Caesars wurden Heerwege mit befestigten Wachtposten und Marschlagern auf einer Waldschneise (siehe auch weiter unten) oder rasch angelegten Straßen im Feindesland als Limes bezeichnet.

Wo keine natürlichen Grenzmarkierungen wie Flüsse oder Gebirge vorhanden waren, kennzeichneten die Römer ihre Reichsgrenzen durch limites. Diese wiesen unterschiedliche Ausprägungen auf, sie waren abhängig von den natürlichen Gegebenheiten, der Siedlungsdichte und der Bedrohungslage vor Ort. In Nordafrika und im Osten bildeten mehr oder weniger lockere Ketten von Kastellen und Wachtürmen den Limes. An Rhein, Donau, Euphrat und Tigris markierten die Wasserläufe der Flüsse die Grenze. Dieser Limes wird heute auch als „Flusslimes“ oder „nasser Limes“ bezeichnet, die Römer selbst sprachen von einer ripa (lateinisch für „Ufer“). Ein Abschnitt des rätischen Limes in seiner letzten Ausbaustufe und der Hadrianswall bestanden sogar aus durchgehenden und mit Wachtürmen versehenen Steinmauern anstatt hölzerner Palisaden we in Obergermanien und Rätien.

Die Grenzanlagen waren nicht zur Abwehr von Angriffen gedacht und dazu auch meist nicht geeignet. Sie sollten primär die Kontrolle, bzw. Kanalisierung des tgl. Waren- und Personenverkehrs und eine schnelle Nachrichtenübermittlung zwischen den Wachposten gewährleisten. Neben der Funktion als militärisches „Frühwarnsystem“ dienten die limites auch als Zollgrenzen und ihre Grenzübergänge als „Marktplätze“ für den Außenhandel mit dem Barbaricum. Die bekanntesten Limites sind der Obergermanisch-Rätische Limes in Deutschland, mit 550 km das längste Bodendenkmal der Welt, und der Hadrianswall in Großbritannien.

Definition

Der Begriff limes steht im allgemeinen für Erschließung und Einteilung eines Geländes bzw. einen gebahnter Weg oder freie offene Bahn, die etwas durchqueren, eine Flur, einen Wald, aber auch die Masse der Feinde. Im militärischen Sinn versteht man darunter eine Straße oder einen Weg, der zur Erschließung für die Römer strategisch bedeutender Regionen - wie offene Landschaften, Wälder, Gebirgsgegenden etc. - angelegt wurde. Dies schloss auch Gebiete im Feindesland ein. In diesem Sinne könnte man auch die meisten großen Straßenbauten (z.B. die Via Appia), die unter militärpolitischen Gesichtspunkten zu Zeiten der Römischen Republik errichtet wurden, als limites ansprechen.[2] Im technischen Sinne verstand man darunter Wege, die bei der Vermessung von Feldfluren (limitatio) angelegt wurden.

Der Begriff limes wurde in der römischen Antike zunächst nicht zur Definition einer Landgrenze angewandt.[3] Er wird zum ersten Mal bei Sextus Iulius Frontinus erwähnt, der damit Schneisen bezeichnet, die im Zuge der Chattenkriege Domitians als Vormarschwege in die Wälder geschlagen wurden. Der Historiker Tacitus bezeichnet mit limes eine in die Tiefe gestaffelte Grenzzone. Wie die Verläufe von Palisaden, Gräben und Wällen von den Römern genannt wurden, ist unbekannt.[3] Das große Ideal Roms, die Einheit von Stadt und Weltkreis,[4] ist am prägnantesten in der die Bürger umgebenden und schützenden Stadtmauer verkörpert. Dieses Ideal versuchte vor allem Kaiser Hadrian mit seiner neuen Grenzpolitik zu verwirklichen.[5] Ab seiner Regierungszeit beginnt die uns heute geläufigste Form des Limes mit seinen System von zahllosen an einer Linie aufgereihten Wehranlagen - zuerst nur aus Erde und Holz, später fast ausnahmslos aus Stein – ihre Gestalt anzunehmen. Im Jahr 143 hielt der griechische Rhetoriker Aelius Aristides am Hof des Antoninus Pius eine Rede, die auch einige Ausführungen über den Limes enthielt:

„[…] Wohl wahr, ihr habt die Mauern nicht vernachlässigt, aber ihr habt sie um eurer gesamtes Reich herumgeführt, nicht nur um eure Stadt. Ihr habt sie so weit außerhalb errichtet, wie es nur möglich war, durchaus prächtig und eures Namens würdig, sehenswert für jene, welche innerhalb dieses Ringes wohnen.[…] (Kapitel 80) […] Über den äußeren Ring des Erdkreises hinaus legtet ihr ganz ähnlich wie bei der Umwallung einer Stadt noch eine weitere Grenzlinie an, die beweglicher und leichter zu bewachen ist. Dort führtet ihr Befestigungsanlagen auf, und erbautet Grenzstädte, jede in einem anderen Gebiet. In diese berieft ihr Siedler, gabt ihnen zur Unterstützung Handwerker und gewährtet ihnen sonst alles, was sie benötigten.“

Aelius Aristides: Eis Rhomen („Romrede“) 80–81

Um die Mitte des 2. Jahrhunderts schrieb der alexandrinische Geschichtsschreiber Appian in seiner römischen Geschichte, dass die Römer

„… ihr Reich mit großen Armeen umgeben und das ganze Land und selbst die See mit einer gewaltigen und starken Festung eingekreist haben.“

Appian: prooimion 7

Unter den Soldatenkaisern galt jener Abschnitt einer Provinz, der eine gemeinsame Grenze mit dem sog. Barbaricum hatte, als Limes. Unter Kaiser Konstantin I. wurden hauptsächlich die von ihm neu gebildeteten Teilstreitkräfte, die Limitanei (Grenzwächter) und die Comitatenses (mobile Truppen) mit dem Begriff Limes in Verbindung gebracht.[6]

Funktion

Die Limesforschung begann in Deutschland 1892 mit den Arbeiten der Reichslimeskommission. Dieser Abschnitt zählt bis heute auch zu den am besten erforschten Teilen des Limes. Die Studien der Reichslimeskommission waren zwar bahnbrechend, doch heute müssen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse manche ihrer Annahmen wieder revidiert werden. Vor 100 Jahren dachte man beim Limes noch an eine Befestigung für einen Stellungskrieg, insbesondere für die Abwehr gegen die Germanen. Heute hingegen wird er primär als bevölkerungs- und wirtschaftspolitische Steuerungslinie angesehen. Die römische Verwaltung konnte mit Hilfe der Sperranlagen die Handels- und Bevölkerungsströme auf die dafür bestimmten Grenzübergänge lenken. Das ermöglichte dem Reich, den Handel in den Provinzen zu kontrollieren, bei Bedarf ordnend einzugreifen und vor allem Zölle zu erheben. Andererseits konnte auch - je nach Bedarf - der Zuzug ganzer Bevölkerungsgruppen reguliert werden.[7] Dass der Limes lange Zeit als undurchlässige Reichsgrenze angesehen wurde, hängt auch mit einer Fehlinterpretation eines Tacitustextes im 19. Jahrhundert zusammen. Diese stand im Kontext mit damals nicht exakt datierbaren Funden von Palisaden- und Mauerresten aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. und vor allem der neuzeitlichen Ansicht der Grenze als absolute Trennlinie zwischen den Nationalstaaten. Eine solche Art von Grenze glaubte man daher auch im Limes wiederzuerkennen, was aber so wohl sicher nicht im Sinne der Römer und anderer antiker Völker gewesen wäre.[8] Sie war alles andere als ein Eiserner Vorhang, eher eine Membran, an der eine Art osmotischer Austausch von Menschen, Waren aller Art und Ideen von hüben nach drüben zum normalen Alltag gehörte. Römer reisten ins Barbaricum und gingen dort ihren Geschäften nach, Germanen und noch viele andere Stammesangehörige wechselten im Gegenzug ins Reich und nicht immer kamen sie lediglich als Gefangene oder Sklaven. Durch diese zahlreichen Kontakte wurden mit der Zeit die politischen und militärischen Karten völlig neu gemischt. Kriege und Handel mit den Römern hatten einen massiven Einfluss auf das Sozialgefüge der Barbarenstämme. Im Westen brachte die sogenannte „westgermanisch-gallische Revolution“ (Reinhard Wenskus) eine völlig neue und für Rom schließlich sogar existenzbedrohende Art von Herrschern und Stammesoligarchien hervor. Im Osten wurden die Parther von den Sassaniden abgelöst, die die Römer bis zur Beginn der Islamischen Expansion immer wieder hart in Bedrängnis brachten.[9]

Gleich ob Mauer oder Palisade, es kam den Architekten des Limes auch nicht primär darauf an, ein genormtes Bauwerk und absolut lückenloses Sperrwerk zu schaffen. Der Limes sollte vielmehr den benachbarten Völkern eine einfache Botschaft vermitteln: Hier beginnt das mächtige Rom mit all seinen Errungenschaften (z.B. der Rechtssicherheit); wenn jemand seine Grenzen überschreiten will, muss man es an den dafür vorgesehenen Kontrollposten tun und sich damit den geltenden Gesetzen des Reiches unterordnen. Wer dies nicht tut, begeht einen Rechtsbruch und wird dafür bestraft. Mit der Errichtung des Limes sollte den Barbarenstämmen auch unmissverständlich klar gemacht werden, dass die Römer sich wirksam gegen ihre Übergriffe zu wehren wussten.[10] Der Aspekt des illegalen Übertretens eines sichtbar abgeschlossenen Raumes (z.B. das individuelle Wohnhaus als umrahmter Kult- und Ritenbezirk) war auch allen benachbarten Kulturen bekannt und wurde dort ebenfalls als schwerer Frevel angesehen und dementsprechend sanktioniert.

Abgesehen von den technischen und logistischen Leistungen der Römer wird der Ausbau des Limes als geschlossene Anlage von manchen Historikern aber jedoch auch als ein Zeichen der zunehmenden politischen und militärischen Schwäche eines alt und satt gewordenen Reiches angesehen.[11] Die Römer mussten sich eingestehen, dass die Expansion des Reiches im wahrsten Sinne des Wortes an seine Grenzen gestoßen war. Die Doktrin des augusteischen Zeitalters, ein ständig wachsendes Imperium ohne Ende, hatte ihre Gültigkeit verloren. So besehen war die Errichtung des Antoninuswalles in Britannien nur mehr ein letztes Aufflackern dieser Idee. Neben seiner militärischen Schutzfunktion diente er vor allem auch zur Demonstration römischer Bau- und Ingenieurskunst. Die jedoch auf diese Weise weitgehend ausgegrenzten und weniger fortschrittlichen Nachbarvölker zogen mit der Zeit aber daraus wohl andere Schlüsse als von Rom ursprünglich beabsichtigt. Aus deren Sicht hatte das mächtige Rom anscheinend nun so große Furcht vor den von ihm verachteten barbari aus den weiten und dunklen Wäldern Germaniens und den östlichen Steppen, dass es sich hinter Mauern und Palisaden verschanzte. In den Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit auf germanischer Seite wurden Begehrlichkeiten geweckt, auf welche Art auch immer, am besseren Leben des Imperiums teilzuhaben. Besonders in der Völkerwanderungszeit schuf das Limessystem daher eine Stimulanz, die dessen Überwindung zum höchst lohnenswerten Ziel erklärten.[12] Dennoch war der Limes eine deutliche Abgrenzung zur nichtrömischen bzw. barbarischen Welt und vermittelte den Völkern des Römischen Reiches ein Gefühl der Sicherheit und Zusammengehörigkeit.[13]

Überwachungssystem

Wie schon oben erwähnt, ermöglichte der Limes es den Römern, die Menschen- und Warenströme, die die Grenzen des Reiches passierten, gezielt zu den dafür vorgesehenen Durchgängen zu lenken. Hier wurden Warenzölle erhoben und die Personen, die in das Reichsinnere weiterreisen wollten, kontrolliert bzw. registriert. Diejenigen, die versuchten, illegal die Grenze zu überschreiten, wurden wie Kriegsgefangene behandelt. Ein weiteres wichtiges Element des Limessystems war auch das gut ausgebaute Straßennetz, das mit den großen Hauptverkehrsstraßen verbunden war und bei Bedarf schnelle Truppenbewegungen zu potentiellen Gefahrenpunkten ermöglichte.[14]

Das Risiko, beim unerlaubten Grenzübertritt ertappt zu werden, war an bestimmten Abschnitten des Limes (z. B. Britannien und an Rhein und Donau) relativ hoch, denn er wurde hier mit einem ausgeklügelten System überwacht. Die direkt an den Waldschneisen platzierten Wachtürme fungierten als erste Vorposten des Reiches. Sie standen in Sichtverbindung zueinander, damit deren Soldaten bei Gefahr sofort den Alarm mit Posaunenstößen (tubae), Rauch oder Feuersignalen an die Nachbartürme und den Kastellen im Hinterland weitermelden konnten, ein einfaches aber wirksames Frühwarnsystem. Bis zu 8 Mann Hilfstruppen (auxilia) gehörten zur Besatzung eines Turmes. Sie blieben mehrere Wochen auf ihren Posten, ihre wichtigsten Aufgaben waren, bei einem Angriff die Alarmsignale weiterzugeben und in ihrem Abschnitt Patrouillen durchzuführen. Um auch das Vorfeld gut übersehen zu können, wurde versucht, es auf einigen Metern Breite - so gut es ging - von Vegetation freizuhalten. Vor den Grenzbefestigungen (z. B. am Antoninuswall) wurden auch oft Annäherungshindernisse ausgestreut wie die sogenannten lilia (Lilien), dreizackige eiserne Fußangeln, die in getarnten Fallgruben platziert wurden, angelegt und tibuli (Wolfsmäuler), in Holzpflöcke eingeschlagene Widerhaken.[14]

Abwehrtaktik

In den Kulturen der Völker, die außerhalb der Grenzen Roms siedelten, waren Kriege und Überfälle auf benachbarte Völker etwas Selbstverständliches. Die Anführer erfolgreicher Unternehmungen erwarben sich dadurch großes Ansehen bei ihren Stämmen. Das Plündergut konnte wiederum unter den Gefolgsleuten verteilt werden, was für zukünftige Unternehmungen noch mehr Krieger anlockte, die sich davon ebenfalls reiche Beute erhofften. Übergriffe auf das Reichsgebiet standen deswegen auf der Tagesordnung. In manchen Quellen wird von Einfällen tausender Krieger berichtet, die oft tief in die Provinzen vordringen konnten, bevor sie entweder in die Flucht geschlagen oder vernichtet wurden. Die meisten kriegerischen Aktionen der Barbarenstämme im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. hatten aber aufgrund ihrer unzulänglichen Logistik und Organisation nur sehr beschränkte Auswirkungen und umfassten wohl nicht mehr als einige hundert Krieger. Diese Einfälle waren für Rom zwar zu dieser Zeit noch nicht existenzbedrohend, aber sie mussten eingedämmt werden, um den Provinzialen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln (für die sie ja Steuern bezahlten) und die Barbaren nicht zu noch größeren Aktionen zu ermutigen. Die Aktivitäten der Armee beschränkten sich aber nicht ausschließlich auf das Reichsgebiet. Der diplomatische und militärische Einfluss der Römer reichte weit über ihre Grenzen hinaus. Römische Truppen waren bei zahlreichen Stammestreffen der nordöstlichen Völker präsent. Germanische Adelige erhielten z.B. auch finanzielle Zuwendungen, mit denen sie ihre Machtbasis ausbauen konnten und als Gegenleistung eine romfreundliche Politik bei ihren Stämmen durchsetzten. Oft konnte die römische Diplomatie so großangelegte Angriffe auf die Grenzen verhindern oder wurde zumindest noch rechtzeitig vorgewarnt.

Die Abwehrmöglichkeiten der römischen Armee waren aber aufgrund der riesigen Ausmaße des zu überwachenden Territoriums nur sehr beschränkt. Waren die Angriffe mit herkömmlichen diplomatischen und militärischen Mitteln nicht einzudämmen, marschierte eine Invasionsarmee in das Siedlungsgebiet des Feindes ein und besetzte es. Nach Konsolidierung der römischen Herrschaft wurde das neu eroberte Territorium zur Provinz erklärt und in das Reich eingegliedert. Wirtschaftliche Entwicklung und Romanisierung erledigten mit der Zeit den Rest und befriedeten die neue Provinz meist auf Dauer. Solche Eroberungsfeldzüge waren jedoch teuer, banden viele Truppen und mussten von den Herrschern streng überwacht werden. Konnten die Übergriffe dennoch nicht gestoppt werden, musste dafür gesorgt werden, dass die daran beteiligten Stämme nicht jedes Mal ungeschoren davonkamen. Durch Überraschungsangriffe der Römer wurden die barbarischen Siedlungen niedergebrannt, die Ernte vernichtet, das Vieh zusammengetrieben und beschlagnahmt. Obwohl diese Maßnahmen nur auf einem relativ kleinen Gebiet durchgeführt werden konnten, war es trotzdem eine ernste Warnung für die umliegenden Stämme, dass die Römer jeglichen Übergriff grausam und blutig ahndeten. Da auch eine kleinere aber gut geführte römische Truppe den oft weitaus größeren Stammesaufgeboten überlegen war, mussten die Barbaren neben der Vernichtung ihrer wichtigsten Lebensgrundlagen auch noch eine militärische Niederlage hinnehmen.[15]

Die Römer konzentrierten deswegen fast ihre gesamte Armee an der Grenze; sie kontrollierte auch deren Vorfeld über mehrere Kilometer hinaus. Eine Ausnahme bildeten nur die Legionen in Syrien und Ägypten, die auf die großen Städte verteilt wurden.[16] Erkannte man erste Anzeichen einer Gefahr, stießen die Truppen ins Feindesland vor und bereinigten dort die Situation. Falls es den Eindringlingen dennoch gelang, den Limes zu durchbrechen, alarmierten die Turmwächter die Besatzungen der rückwärtigen Kastelle. Berittene Eingreiftruppen aus diesen Kastellen, in denen meist 500–1000 Mann stationiert waren, versuchten dann die Angreifer entweder abzufangen oder wieder über die Grenze zurückzudrängen. Meist ging man dabei so vor, dass die am Einbruchsabschnitt stationierten Einheiten versuchten, ihre Stellungen so lange zu halten, bis die flankierenden Besatzungen den Feind an beiden Seiten umgangen hatten, um ihm dann überraschend in den Rücken zu fallen. Dieses Abfangsystem funktionierte zwar einigermaßen, aber nur solange kleinere Beutegemeinschaften kurze Abschnitte der Grenze angriffen. Einem großflächigen Ansturm konnten die Grenztruppen nicht standhalten. Die Unzulänglichkeiten dieses Limessystems zeigten sich bereits nach dem Tod Trajans, noch bevor es sich unter seinem Nachfolger Hadrian endgültig etabliert wurde. In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts vereinigten sich z.B. sämtliche Sarmatenstämme für einen Großangriff auf Pannonien und brannten zahlreiche Lager und Siedlungen nieder. Diese Invasion war aber trotz dieser Zerstörungen in ihren Auswirkungen noch nicht so verheerend wie die späteren Markomannenkriege, die die römische Grenzverteidigung erstmals bis in ihre Grundfesten massiv erschüttern sollten.[17]

Aufgrund der Konzentration der römischen Armee an der Grenze konnten sich die Barbaren nach dem erfolgreichen Durchbruch des Limes im Landesinneren weitgehend ungestört bewegen. Trotzdem bestanden noch gute Chancen, sie bei der Rückkehr in ihre Stammesgebiete am Limes wieder abzufangen und zu vernichten. Zahlreiche Versteckhorte ermöglichen heute eine ungefähre Rekonstruktion der Plünderrouten. Wenn die Germanen reich mit Beute beladen, zu welcher oft auch römische Gefangene zählten, den Rückweg in ihre Heimatgebiete antraten, wurden sie mancherorts von den Grenztruppen schon erwartet und eingekreist. Zeugnisse hierfür liefern unter anderem der Augsburger Siegesaltar, die Gründung des „Gallischen Sonderreiches“ durch Postumus und insbesondere der Hortfund von Neupotz am Oberrhein. Bei Letzterem wird angenommen, dass eine Konfrontation der Barbaren mit der römischen Rheinflotte (Classis Germanica) zu seinem Verlust führte. Ein Teil der Beute ging dabei in den Fluten unter, so manches dürfte auch in den Besitz römischer Soldaten gelangt sein, doch das Meiste wurde wohl in die germanischen Gebiete verschleppt.

In der Zeit der Tetrarchie wurde überdeutlich, dass das klassische, an den Grenzen aufgereihte Heer nicht mehr den neuen Anforderungen für die Verteidigung des Reiches genügte (besser organisierte und zahlenmäßig größere Beutegemeinschaften) und zudem auf lange Sicht unfinanzierbar wurde. Auch standen dafür nicht mehr genug Soldaten zur Verfügung. Anfang des 4. Jahrhunderts ging man daher dazu über, das Heer neu zu organisieren. Es wurden hierfür eigene Grenztruppen, die Limitanei, und ein Feld- oder Bewegungsheer ohne feste Standorte aufgestellt (Comitatenses), die im Bedarfsfall die Grenzeinheiten unterstützen und vor allem schon ins Reichsinnere eingedrungene Feinde verfolgen und schlagen sollten. Dies war bis dahin auch Aufgabe der Grenztruppen gewesen, was aber wiederum eine gefährliche Entblößung des Limes mit sich brachte. Außerdem konnten die neuen Feldarmeen auch bei Usurpationen rasch zum Einsatz gebracht werden, zu deren Bekämpfung früher ebenfalls Limestruppen abgestellt werden mussten, was in weiterer Folge zum altbekannten Problem der unterbesetzten Grenzkastelle zurückführte und barbarische Invasoren und Plünderern neuerliche Einfälle ins Reich ermöglichte. Die Limitanei (lateinisch „Grenzer“) oder Riparenses (lateinisch „Uferwächter“) an den Flussgrenzen wurden aber - im Gegensatz zu den Comitatenses - nicht an strategisch wichtigen Punkten im Hinterland, sondern wieder in den Kastellen direkt an der Grenze stationiert.

Neu war auch die Verteidigungsstrategie, die sich daraus entwickelte. Die Limitanei hatten am Limes für Ruhe und Ordnung zu sorgen sowie kleinere Überfälle in Eigenregie abzuwehren. Bei einem größeren Einbruch sollten sie versuchen die wichtigsten Kastelle und Städte oder Schlüsselstellungen wie z. B. Passübergänge zu halten, um später zusammen mit den Comitatenses den Feind zu vernichten. Die größte Schwierigkeit hierbei bestand darin, die meist kleinen Beutegemeinschaften aufzuspüren und dann überraschend über sie herzufallen, um sie mit geringstmöglichen Verlusten niedermachen zu können. Dafür war ein präzises Vorgehen der Spähtrupps (exploratores) und Koordinierung der Gegenmaßnahmen durch die Offiziere auf allen Kommandoebenen notwendig. Diejenigen Angreifer, die dennoch ohne größere Niederlagen wieder über die Grenze in ihr eigenes Territorium entkommen konnten, genossen danach großes Prestige bei ihren Stammesangehörigen und waren deswegen auch bald wieder zu neuen Aktionen bereit. Ein erfolgversprechendes Konzept für den Grenzschutz der römischen Flottenverbände an Rhein und Donau bot auch die dezentrale Vorwärtsverteidigung. Durch die Aufgabe der Doktrin der zentralen Massierung der Flotte an einigen wenigen großen Stützpunkten und ihre Verteilung auf kleinere Kastelle und Burgi konnten im Alarmfall innerhalb weniger Stunden zahlreiche Einheiten an Brennpunkten der Grenze zusammengezogen werden. Auch waren dabei die benachbarten Kastelle oder Wachtürme rasch zu alarmieren. Dies war am besten mit einem neuen Schiffstyp, der kleineren und beweglicheren Navis Lusoria, zu bewerkstelligen, mit der man Eindringlingen entweder gleich auf dem Strom oder in amphibischen Operationen, zusammen mit dem Landheer, entgegentreten konnte. Die Tatsache, dass die Armee meist erst dann die Verfolgung aufnahm, wenn die Gegner sich schon tief im Inneren der Provinzen befanden, war aber nicht das Ergebnis einer ausgeklügelten Strategie, sondern zeigt wohl vielmehr die Unfähigkeit der Römer, solche Durchbrüche schon im Vorfeld zu ersticken. Hatten die Comitatenses aber einmal den Feind aufgespürt und die Verfolgung aufgenommen, hetzten sie mit großer Ausdauer auch die kleinste Plünderergruppe systematisch zu Tode. Bei dieser Art von Kriegsführung waren die Römer im Vorteil, da es ihre gut organisierte Logistik erlaubte, die Truppen zu jeder Jahreszeit ausreichend zu versorgen.

Entwicklung

1. Jahrhundert

Auswärtige Eroberungen hatten sich für die Kriegsherren der späten Republik als probates Mittel erwiesen, durch Ausplünderung der besetzten Gebiete große Vermögen zusammenzuraffen und dadurch in Rom an die Macht zu gelangen. Im Mittelmeerraum bildeten Städte und größere Siedlungen wichtige Land- und Begrenzungsmarken für Kernzonen, von denen aus das neu eroberte Land verwaltet und überwacht werden konnte. Den Anfang zur Etablierung des Limes machte Augustus, indem er die Legionen zunächst an die Grenze verlegte. Sie hatten dort die Aufgabe, nicht nur Barbareneinfälle abzuwehren, sondern auch Angriffskriege durchzuführen.[18] Mit der darauffolgenden Expansion des Reiches im frühen 1. Jahrhundert wurde sein Territorium im Norden Europas auf unterentwickelte, mit teils dichten Wäldern überwucherte Gebiete ohne Verkehrswege und größere Siedlungen ausgeweitet, die auf hunderte Kilometer nicht mehr durch natürliche Landmarken (Flüsse oder Gebirge) abgegrenzt werden konnten. Im Süden, in Nordafrika, am Übergang von der Steppe in die Wüste, trafen die Römer ebenfalls auf einen riesigen, nahezu unbewohnten und öden Grenzsaum. Unter Claudius wurde mit Etablierung der Provinz Mauretania Caesariensis in den Reichsverband auch die letzte Lücke an der südlichen Mittelmeerküste geschlossen, sodass die Römer nun zu Recht von „innerem Meer“ (mare internum) sprechen konnten. Das gleiche Bild bot sich im Osten, in den Steppen und Wüsten jenseits der Flüsse Euphrat und Tigris. In Germanien, Kleinasien und Nordafrika hatte Rom somit dasselbe Problem, nämlich diese großen Gebiete dauerhaft zu halten, zu sichern und zu beherrschen. Die großen Ströme im Westen und Osten waren nicht nur ein physisches Annäherungshindernis, sondern für die Römer auch lebenswichtige überregionale Handels- und Verkehrswege, die ebenfalls ständig unter Kontrolle gehalten und überwacht werden mussten. Aber erst mit der Bildung eines großen stehenden Berufsheeres nach der dauerhaften Einrichtung des Kaisertums war die Voraussetzung für die Entstehung einer festen Grenze gegeben. Den Plan, auch das nördlich von Rhein und Donau gelegene Gebiet der germanischen Stämme (Barbaricum) dem Reich einzugliedern, hatte Rom auch nach den Verlust von drei Legionen in der Varusschlacht 9 n. Chr. dennoch nicht zur Gänze fallengelassen. Er konnte aber nur in kleinen Teilen in die Tat umgesetzt werden (Dekumatland und Dakien).

Zwischen 58 und 50 v. Chr. wurde Gallien bis zum Rhein unterworfen. Bis 9 v. Chr. waren alle Gebiete entlang der Donau im heutigen Ungarn von den Römern annektiert worden, 15 v. Chr. standen die Legionen auch an der mittleren und oberen Donau. Schon Caesar war auf seinen Feldzügen in Gallien mit dem Problem dichter und fast unzugänglicher Wälder konfrontiert, in denen sich Roms ortskundige Feinde rasch zurückziehen und verbergen konnten. Um der Angreifer habhaft zu werden, ließ er erstmals durch seine Soldaten lange Schneisen in die Wälder schlagen, eine Strategie, die in Verbindung mit seinem strategischen Geschick letztendlich auch erfolgreich war.[19]

Die Feldherren Drusus, Tiberius und Germanicus führten großangelegte Feldzüge in den Stammesgebieten östlich des Rheins (Germania magna) durch. Zu diesem Zweck ließen sie - nach dem Vorbild Caesars – ebenfalls großflächig die Wälder abholzen und befestigte Wege anlegen, auf denen das Heer und der Tross besser vorankamen. Während dieser Baumaßnahmen wurde die Holzstämme an den Seiten zu Barrieren aufgeschichtet, die so einen guten Schutz vor Überraschungsangriffen der Germanen boten. Das Holz konnte dann später auch zum Bau von Marschlagern verwendet werden. Die Schneisen dienten in weiterer Folge als provisorische Verkehrs- und Signalwege für diese nicht gänzlich eroberten Gebiete östlich des Rheins und wurden entlang ihres Verlaufes auch durch hölzerne Wachtürme und Kastelle gesichert. Laut dem Historiker Velleius Paterculus bildeten sie für Jahre hindurch die wichtigsten römischen Aufmarschwege, auch wenn sie teils schnell wieder von der Vegetation überwuchert wurden und nicht immer gänzlich freigehalten werden konnten.

Trotz aller dieser Anstrengungen scheiterten die Römer aber im Norden in verlustreichen Kleinkriegen gegen die germanischen Stämme und zogen sich um 16 n. Chr. – nach Aufgabe aller rechtsrheinischen Siedlungen (etwa Waldgirmes) und der meisten Kastelle – vorerst wieder hinter Rhein und Donau zurück. Die beiden großen Ströme sollten im großen und ganzen für den Rest der Geschichte des Römerreiches die Grenze bilden. An ihren nördlichen und östlichen Ufern wurden als zusätzliche Sicherungsmaßnahme – durch Drohungen oder Verträge – Sperr- und Pufferzonen eingerichtet, in denen es den Germanenstämmen untersagt war, sich niederzulassen. 43 n. Chr. besetzten Claudius’ Legionen Britannien, drei Jahre später auch das alte Königreich Thrakien an der unteren Donau. Nach den Chattenkriegen wurde versucht, die Linie der Kastelle und Wachtürme weiter zu optimieren und die einzelnen Anlagen möglichst in Sichtweite voneinander aufzubauen. Durch die Kenntnis der Entfernung zwischen den einzelnen Kastellen konnten die Grenztruppen viel effektiver eingesetzt werden. Für die Besetzung und Bewachung des Limes wurden neue Rekruten ausgehoben und in Numeri genannten Einheiten zusammengefasst.

Die Strategie zur Unterwerfung der britischen Inselstämme war im Prinzip dieselbe wie in Germanien. Während ihrer mehr als 400 Jahre andauernden Herrschaft über Britannien gelang es den Römern aber nie, die vollständige Kontrolle über die ganze Insel zu erringen. Kaiser Claudius und seine Nachfolger konnten nur den Süden und Osten weitgehend „romanisieren“. Britannien verengte sich im Norden zu einem schmalen Landstreifen, der relativ einfach durch Wallanlagen wie den Antoninus- und den Hadrianswall zu sperren war. Die Umgehung dieser Grenzanlagen mit Schiffen oder Booten stellte hingegen ein größeres Problem dar. Man war deshalb bald gezwungen, zur Sicherung der Gewässer um Britannien eine eigene Flotte, die Classis Britannica aufzustellen.[20] Nach Errichtung des Grenzwalles unter Hadrian im frühen 2. Jahrhundert änderten sich die Grenzen in Nordbritannien nicht mehr wesentlich.

Die Rheingrenze bereitete den römischen Strategen im 1. Jahrhundert n.Chr. die größte Sorge und musste dementsprechend durch eine große Armee überwacht werden. Bis in die Jahre 89/90 war das linke Rheinufer noch in zwei zu Gallien gehörenden Heeresbezirken organisiert. Danach wurden sie zu zwei regulären Provinzen, der Germania superior und der Germania inferior. Unter Claudius (41–54 n. Chr.) entstanden an Rhein und oberer Donau die ersten durchgehenden Ketten aus Wachtürmen und Beobachtungsposten, die die Verbindungswege zwischen den Siedlungen und Kastellen sicherten. Bedeutende Städte wie Köln, Mainz, Augst, Wien, Budapest, Belgrad etc. gehen in ihren Kern auf die großen Legionslager oder Hilfstruppenkastelle zurück, die nun in rascher Folge an den Ufern der beiden Ströme entstanden und meist an den Einmündungen anderer Flüsse in den Strom angelegt wurden. Die flavischen Kaiser annektierten im 1. Jahrhundert auch das Gebiet zwischen den Oberläufen von Rhein und Donau, das sogenannte Dekumatenland. In den Chattenkriegen kehrten die Römer fast 70 Jahre nach Aufgabe des rechtsrheinischen Germaniens wieder dorthin zurück. Zu diesem Zweck wurde das Aufmarschgebiet der Invasionsarmee mit insgesamt 177 km langen Schneisen gesichert. Im Zuge der weiteren Konsolidierung der obergermanischen Provinz wurden die dortigen provisorischen Lager um das Jahr 90 auf Dauer eingerichtet und stärker befestigt. Mit Etablierung der Odenwald-, Neckar- und Alblinie wurden im Rhein-Main-Donaugebiet zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Route zwischen Rhein und Donau wurde beträchtlich verkürzt und die im Vorfeld der großen Flüsse liegenden fruchtbaren Landstriche für das Reich hinzugewonnen.

Zu den Zeiten der römischen Republik gab es noch keine Ostgrenze und die dortige Grenzverteidigung wurde den mit den Römern verbündeten Klientelkönigreichen überlassen, die eine Pufferzone zwischen Rom und Parthien bildeten. Rom begnügte sich zunächst noch mit der Ausübung einer indirekten Herrschaft. Der Übergang zu einer direkten Herrschaft erfolgte erst gegen Ende der Republik und folgte keinen festen Regeln. 64 v. Chr. gründete Gnaeus Pompeius Magnus auf den Trümmern des Seleukidenreiches die römische Provinz Syria. Die neue Provinz lag günstig an der östlichen Peripherie des römisch beherrschten Mittelmeeres und ermöglichte mit ihren Flussübergängen den direkten Zugang zu parthischen und asiatischen Handelsrouten.[21] Ein Schwachpunkt war jedoch der Grenzabschnitt am Mittellauf des Euphrat, der gefährlich nahe an die Hauptstadt Antiochia heranreichte und keinen Schutz vor den hochmobilen Reiterarmeen der Parther bot. Das neu eroberte Gebiet wurde durch ein über 1000 Kilometer langes Straßensystem erschlossen und ebenfalls mit Wachturm- und Kastellketten gesichert. Zusätzlichen Schutz boten die Stadtfestungen von Samosata, Zeugma, Hierapolis, Sura und Dura Europos, die mehrere Voraussetzungen wie strategische Lage, Garnisonsstandort und Handelsplatz in sich vereinigten.[22] Der Verlauf und die einzelnen Schutzbauten des orientalischen Limes sind bis heute nicht genau bekannt. Zum Unterschied der Rhein-Donau-Grenze im Westen konnte sich der östliche Limes aufgrund der ausgedehnten Wüstensteppen, der ständig wechselnden Gebietsgewinne und Rückzugsgefechte Roms gegen die Perser zwar nie als durchgehender Schutzwall etablieren. Dennoch gelang es den Römern, ihre Vormachtstellung im Nahen Osten für die nächsten 700 Jahre zu behaupten.

2. Jahrhundert

Als der erste dakische Krieg Trajans im Jahre 102 n. Chr. beigelegt wurde, besetzten die Römer danach den größten Teil des Territoriums von Burebistas ehemaligen Königreich (in etwa Banat, Hatzeger Land, Eisernes Tor, Oltenien, Muntenien und Südmoldawien). Bis heute kennt man keine Kastelle in Dakien die in dieser Zeit errichtet worden sein könnten. Die Reliefs auf der Trajansäule in Rom stellen zwar den Bau von Kastellen, Wegen und Brücken dar, diese konnten aber nur selten auch archäologisch bestätigt werden. Anhand der Truppenvorstöße nimmt man an, dass zuerst die drei Legionslager im Banat und im Südwesten von Siebenbürgen (Berzovia, Zävoi und Sarmizegetusa) fertiggestellt wurden. Vermutlich entstanden auch die meisten Holz-Erde-Kastelle an den Straßen Lederata-Tibiscum und Dierna-Tibiscum zu dieser Zeit. Wahrscheinlich wurden damals auch schon die Festungslinien an den Flüssen Jiu und Olt aufgebaut, vermutlich auch die Holz-Erde-Kastelle in den Brooser Bergen (Muntii Orästiei). 105 n. Chr. wurden die Feindseligkeiten wieder aufgenommen, ein Jahr später war die Eroberung Dakiens nahezu abgeschlossen. Man nimmt an, dass der Aufbau des dakischen Limes um 110 n. Chr. abgeschlossen war. Das militärisch und administrativ neu organisierte Dakien wurde bald als so stabil angesehen, dass die meisten Legionen nach 110 wieder abgezogen und in den Osten an die Partherfront verlegt werden konnten. In den 20er Jahren des 2. Jahrhunderts begann der dakische Limes schließlich seine endgültige Gestalt anzunehmen. Neue Kastelle wurden nicht mehr erbaut, sondern die vorhandenen den drei neuen dakischen Provinzen zugeordnet. Nach Hadrians Tod fanden keine wesentliche Veränderungen in der Struktur des dakischen Limes mehr statt.[23]

Die von den Römern besetzten fruchtbaren Hochebenen und Wüstenrandzonen Nordafrikas mit ihren riesigen landwirtschaftlichen Latifundien waren eine der wichtigsten Kornkammern der Hauptstadt Rom. Münz- und Keramikfunde bestätigen die Errichtung des afrikanischen Wall- und Grabensystems in hadrianischer Zeit (fossatum Africae)[24]. Sie untermauern damit noch weiter die Grundidee des Kaisers, das Reich mit festen und gut sichtbaren Grenzanlagen zu sichern, um damit letztendlich auch Soldaten einsparen zu können.

Im Osten des Reiches gab Hadrian hauptsächlich Funktionsbauten wie beispielsweise Straßen, Tempel und Foren in Auftrag. Davon profitierte nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch die Armee und in Folge damit das ganze System des Limes in dieser Region. Nach dem kostspieligen und im Endergebnis für die Römer negativ verlaufenen Partherkrieg Trajans muss seinem Nachfolger klar geworden sein, dass die große Landmasse im Osten auf Dauer nicht unterworfen und gehalten werden konnte. Insbesondere mussten die wirtschaftlich bedeutenden Regionen von Judäa, Syrien und Arabien gesichert werden, was auch das harte Vorgehen Hadrians im Bar-Kochba-Aufstand von 132 bis 135 n. Chr. erklären würde.

Der Limes Hadrians transformierte die bisherige weitgehend offene Postenkette zu einem geschlossenen System und war so einschneidend wie die Wandlung der Milizarmee der frühen römischen Republik zur stehenden und professionellen Armee des Kaiserreiches. Er versuchte mit diesem Mitteln, die römische vor der nichtrömischen Welt abzuschotten. Eine Passage der Historia Augusta fasst die Maßnahmen des Kaisers im Wesentlichen so zusammen:

„In dieser Zeit und auch später wurden an vielen Orten, an denen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch Schneisen abgeteilt wurden, jetzt mit großen Pfählen, die in der Art einer Mauer tief gegründet und verbunden waren, die Barbaren abgesondert.“

Jedem Eindringling war nun klar, dass nun Tag und Nacht zwischen dem Barbaricum und dem Römischen Reich kampfbereite Soldaten bereitstanden, obwohl diese auch nicht jeden Angriff sofort aufhalten konnten. Aber selbst für kleinere Räuberbanden stieg nun das Risiko an, beim Überqueren der Grenze ertappt und gestellt zu werden, bevor sie noch irgendwelchen Schaden anrichten konnten. Hadrians Regierungszeit wurde später als das Goldene Zeitalter des Reiches angesehen und damit auch seine Leistungen für den Fortbestand und das Zusammenwachsen des Imperiums gewürdigt. Diese Konsolidierungen waren zum Teil auch auf seine Neuorganisation des Limes zurückzuführen.

Im späten 2. Jahrhundert hatte es das Reich in nur zwei Generationen geschafft, durch großzügigen Ausbau der Limesinfrastruktur und der Stationierung fast des gesamten Heeres an der Grenze seine Randzonen zu befrieden und wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Diese positive Entwicklung endete unter Mark Aurel abrupt mit der raschen Ausbreitung der aus dem Osten eingeschleppten Antoninischen Pest und einem massiven Einfall der Markomannen und Quaden in das Reichsgebiet. Zahlreiche Kastelle am Donaulimes wurden zerstört und viele Besatzungen, die schon zusätzlich durch die Ausfälle in Folge der reichsweit grassierenden Seuche geschwächt waren, wurden komplett aufgerieben. Der Kaiser war fast seine gesamte Regierungszeit hindurch damit beschäftigt, die Invasoren wieder zu vertreiben, den Limes zu stabilisieren und die verheerenden wirtschaftlichen und demografischen Auswirkungen der Seuche in den Griff zu bekommen, der er schließlich selbst im Feldlager erliegen sollte. Das Konzept der Abschottung war jedoch angesichts der rasch wiedererstarkenden Völker im Norden und Osten längst überholt und funktionierte in der aktuellen gefährlichen Situation, in der sich das Reich befand, nicht mehr. Am Limes herrschte zu dieser Zeit noch die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Kaiser Commodus ließ um 185 n. Chr. an der unteren Donau weitere Kastelle und Wachtürme gegen die sog. „heimlichen Räuberchen“ (clandestini latrunculi) errichten. Diese Bezeichnung war jedoch eine stark untertriebene Verharmlosung der Bedrohung, die sich jenseits der Grenze langsam aber stetig aufbaute.

3. Jahrhundert

Im Jahr 213 n. Chr. rühmten die inschriftlich erhaltenen Akten der fratres arvales (Bruderschaft des Ackers) in Rom eine Strafexpedition Caracallas in Rätien:

„Am 3. Tag vor den Iden des August [11. August] kam die Bruderschaft der Arvalen vor dem Tempel der Iuno Regina zusammen, weil unser Herr, der heiligste, fromme Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Augustus, Pontifex Maximus, im Begriff ist, über den Limes Raetiens (per limitem Raetia) in das Land der Barbaren einzudringen, um die Feinde zu entwurzeln (ad hostes extirpandos barbarorum terram introiturus est) […]“

Sowohl der Ausdruck „Limes“ als auch das Überschreiten der Reichsgrenze sind hier einzigartig dokumentiert.[25] Anlässlich dieses Feldzuges ließ der Kaiser beim heutigen Dalkingen ein Ehrentor mit Prachtfassade und einem Bronzestandbild errichten, das seine Taten in diesem Feldzug verherrlichen sollte. Die Errichtung dieses Bauwerkes markiert den Höhepunkt der Bedeutung des Limes. Die Verherrlichung des (in früheren Jahrhunderten oft üblichen) Überschreitens des Limes als Zeichen für außerordentliche Tapferkeit lässt erahnen, wie stark das Symbol einer festen Grenze für das Selbstverständnis des Reiches und im Gegenzug, wie fremd und unheimlich die Länder jenseits des Limes den Römern in der Zwischenzeit geworden waren. Dies zeigt sich 212 n. Chr. auch in der Verleihung des Bürgerrechtes an alle freien Einwohner des Reiches durch Caracalla (Constitutio Antoniniana). Der Limes schuf die Möglichkeit zur exakten Unterscheidung, d.h. wer wohin gehörte.[26]

Trotz der erfolgreichen Feldzüge Caracallas wurden nur wenige Jahre später wieder einige Kastelle am Rätischen Limes von Germanenstämmen zerstört. Dies sollte nur der Auftakt zu immer neuen Einfällen von Barbarenstämmen sein. Sie konnten zwar jedes Mal wieder vertrieben werden, das Problem damit aber nicht dauerhaft gelöst werden. Besonders der Limesabschnitt an der mittleren und unteren Donau hatte sich in den Markomannenkriegen als verwundbar erwiesen. Nun baute sich hier, ausgelöst durch die Ankunft der Goten am Donaulimes, ein neues Bedrohungsszenario auf. Drei gleichzeitig auflammende Krisenherde an Rhein, Donau und Euphrat überschritten aber ganz klar die militärischen Möglichkeiten des Römischen Reiches.[27]

Einen kurzen Einblick auf die Zustände am oberen Donaulimes im 3. Jahrhundert n.Chr. vermittelt uns die Inschrift des Augsburger Siegesaltars. Sie berichtet von einem siegreichen Gefecht einer Miliz aus rätischen Provinzialen und Heeresangehörigen, unterstützt von Soldaten der Nachbarprovinz Obergermanien, gegen ein Heer iuthungischer Plünderer, die mit ihrer Beute an Augusta Vindelicorum/Augsburg vorbeizogen und dabei gestellt und vernichtet worden waren (24. und 25. April 260). Anscheinend konnten die Iuthungen vorher ungehindert den personell stark unterbesetzten Limes überschreiten, bis nach Italien vordringen und nach einer Niederlage bei Mediolanum/Mailand fast problemlos wieder an die Grenze zurückkehren. Mitte des 3. Jahrhunderts wurden als Reaktion darauf fast alle Reiterverbände aus den Grenztruppen herausgezogen und weiter nach hinten ins Landesinnere verlegt, eine Vorstufe auf die spätere Trennung in mobile (Comitatenses) und stationäre Truppen (Limitanei). Die anhaltenden schweren Spannungen im römischen Regierungsapparat und die damit verbundenen Usurpationen und raschen Wechsel auf dem Kaiserthron führten 272 n. Chr. auch zur Aufgabe der transdanubischen dakischen Provinzen, um dadurch den Donaulimes stärken zu können. Aurelian konnte wiederholt schwere Angriffe der Iuthungen, Markomannen und Goten abschlagen, eine dauerhafte Beruhigung der Situation war jedoch nicht mehr möglich.

Auch in Roms orientalischen Provinzen herrschte nach der Gefangennahme Kaiser Valerians bei Edessa durch die Perser in den 60er Jahren des 3. Jahrhunderts Chaos und Anarchie. Erst dem Herrscher von Palmyra, Odaenathus, gelang es schließlich, die römische Ostgrenze wieder zu stabilisieren. Gleichzeitig förderten die Wirren der Reichskrise des 3. Jahrhunderts aber auch seine eigenen politischen Ambitionen, er gewann bald die Macht über fast den gesamten Orient und agierte schließlich völlig unabhängig von Rom. Nach Odaenathus’ Ermordung übernahm seine Frau Zenobia gemeinsam mit ihrem Sohn die Macht im Palmyrenischen Sonderreich, beide konnten erst 272 n. Chr. vom legitimen Kaiser Aurelian wieder abgesetzt werden. Auch die Situation an der Grenze zum Sassanidenreich entspannte sich nur langsam und blieb ein großer Unsicherheitsfaktor. Im Frühjahr 272 schlug er die Goten vernichtend und entschied sich danach, die zunehmend von Barbarenstämmen infiltrierte Provinz Dacia endgültig zu räumen und aufzugeben. Die untere Donau wurde wieder Reichsgrenze und deren Kastelle verstärkt. Um den zunehmenden Überfälle sächsischer Piraten besser Herr zu werden, begann man ab Mitte des 3. Jahrhunderts an der Kanalküste Britanniens und Galliens mit dem Ausbau einer Kastellkette, dem litus Saxonicum, dessen Truppen unter den Befehl eines Comes und zwei duces (in Gallien) standen.

4. Jahrhundert

Im 4. Jahrhundert nahm der Druck der Wandervölker auf die Grenzen immer mehr zu. Nach dem Verlust einiger Provinzen wurden - mit unterschiedlichem Erfolg - Verträge ausgehandelt, die die Neusiedler verpflichteten, die Grenzverteidigung zu übernehmen. Operationen der römischen Truppen an den Grenzen wurden immer seltener. Die Reformen der römischen Militärorganisation unter den Kaisern Probus, Diokletian und Konstantin I. brachten eine beträchtliche Erhöhung der Grenzgarnisonen und eine Teilung in stationäre und mobile Einheiten mit sich. Die Garnisonstruppen waren nun auch teilweise der Befehlsgewalt der jeweiligen Statthalter entzogen und wurden unter das Kommando von duces (Heerführern) gestellt, deren Zuständigkeit manchmal auch mehrere Provinzen umfassen konnte. Diese neue Aufgabenteilung der Armee zeigte, wie dramatisch sich mittlerweile die Situation verändert hatte. Dass räuberische Barbaren nun auch weit im Inneren des Reiches umherstreiften, war bis dahin die Ausnahme gewesen. Nun musste auch hier eine dauerhafte militärische Präsenz Ruhe und Sicherheit gewährleisten. Das Grenzheer spielte nun nur noch eine sekundäre Rolle.[28]

Ab 290 n. Chr. etablierten die Römer an der Linie Rhein, Iller und Donau eine neue Befestigungskette, um damit nach Aufgabe des Dekumatenlandes die Grenze im Alpenvorland wieder zu stabilisieren. Als Schutzbauten wurden hier vor allem massive Wachtürme (burgi) und stark befestigte Kastelle hochgezogen, die große Ähnlichkeit mit mittelalterlichen Burgen aufwiesen. Dieser Limes wurde bis in das 5. Jahrhundert verteidigt und ging dann durch die Hunneneinfälle zugrunde.[29] Im Osten ließ Diokletian zur Absicherung des Hinterlandes und seiner Eroberungen jenseits von Euphrat und Tigris neue Kastelle errichten. Hier galt immer noch das Prinzip der offenen Posten- und Signalkette, wie es schon seit dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. praktiziert wurde.[30] Trotz aller dieser Maßnahmen konnten die Grenzen aber nicht mehr auf Dauer stabilisiert werden. In Nordafrika zog sich die Römische Armee zunehmend an die Küste des Mittelmeeres zurück. Mauretania hatte Rom schon seit dem späten 3. Jahrhundert mehr oder minder sich selbst überlassen. Auch im Kern des römischen Afrika, in den Provinzen Numidia und Africa proconsularis, wurde die Grenzverteidigung neu organisiert, verlor damit aber auch ihre überregionale Bedeutung.

Britannien war zwar von den Kriegen und Verwüstungen im 3. und 4. Jahrhundert nur wenig betroffen, der schon weitgehend verfallene Hadrianswall, dessen Besatzung durch ständige Abkommandierungen an die Truppen diverser Usurpatoren immer mehr ausgedünnt wurden, spielte nur mehr eine untergeordnete Rolle. Seine Kastelle wurden entweder aufgegeben oder wandelten sich in Wehrdörfer um, deren Bevölkerung keine Unterstützung mehr von der Militärverwaltung erhielt und hauptsächlich mit dem täglichen Überleben beschäftigt war, ein Schicksal, das die Kastelle am Wall mit den meisten anderen an den Limites des Reiches teilten. Das Ende des Limes in Norden Britanniens zog sich über 150 Jahre hin. Sein Niedergang setzte schon Mitte des 3. Jahrhunderts ein und beschleunigte sich durch die Staatsreform Diokletians im frühen 4. Jahrhundert, da sich die innen- und außenpolitische Lage des Reiches grundlegend änderte.[31]

5. Jahrhundert

Das Ende des Limes vollzog sich am augenscheinlichsten im Westteil des Reiches. Er kittete das alt gewordene Römische Reich weder kulturell noch räumlich mehr zusammen und war auch für die barbarischen Wandervölker längst kein Hindernis mehr. Seine statischen Befestigungswerke passten nicht mehr zu den dramatischen politischen und militärischen Veränderungen, die diese Zeitperiode mit sich brachte. Als militärisches Bollwerk war der Limes ohnehin nie geplant und auch als Grenzmarkierung zwischen dem Reich und dem „Barbaricum“ taugte er nun nicht mehr, da sich diese Regionen durch die Gründung germano-romanischer Königreiche auf dem alten Reichsgebiet immer mehr anglichen. Eine der Hauptursachen für das Ende der Limesorganisation im Westen wird u.a. in der (Vita Sancti Severini) des Eugippius angeführt:

Zur Zeit, als das römische Reich noch bestand, wurden die Soldaten vieler Städte für die Bewachung des Limes aus öffentlichen Mitteln besoldet (publicis stipendiis alebantur). Als diese Regelung aufhörte, zerfielen sogleich mit dem Limes auch die militärischen Einheiten.

Diese fatale Entwicklung setzte vermutlich ab den späten 460er Jahren ein, als Folge der erfolglosen Militäroperationen zur Rückeroberung der für das Westreich lebenswichtigen Provinzen in Nordafrika. Zuerst scheiterte Kaiser Majorian, nachdem die weströmische Flotte bereits an ihrem Sammelpunkt bei Cartagena (vielleicht durch Verrat) von Geiserichs Schiffen vollkommen aufgerieben worden war. Einige Zeit später wurde auch eine oströmische Invasionsflotte unter ihrem Admiral Basiliskos nahe Karthago vernichtet. Nach diesen katastrophalen Misserfolgen war die Wiedereroberung von Nordafrika in weite Ferne gerückt, denn auch die militärischen und finanziellen Möglichkeiten des Oströmischen Reiches waren damit erschöpft. Da die Kassen Ravennas weiterhin leer blieben, verfielen Verwaltung, Heeresorganisation und Disziplin im Westen sehr schnell. Die am Limes ausharrenden Provinzbewohner mussten nun selbst für ihre Sicherheit sorgen, sie zogen sich dafür hinter die Mauern der Legionslager und Kastelle zurück und stellten Wachtrupps (vigiles) auf. Da die meisten der ehemaligen Soldaten wohl Familien hatten und kleine Landwirtschaften betrieben, zogen wohl nicht alle von ihnen ab, sondern blieben weiterhin in ihren ehemaligen Stationierungsorten. Die Garnisonen verschwanden daher sicher nicht von einem Tag auf den anderen, wurden aber mit der Zeit personell immer schwächer und wandelten sich schließlich in reine Bürgerwehren um.[32]

Im Sommer oder Herbst 406 floh das Volk der Asdingen-Vandalen vor den Hunnen entlang des Rheins nach Norden und stieß am Mittelrhein auf die mit den Römern verbündeten Franken. Da im Süden die Alamannen saßen, wählten die drei Völker am 31. Dezember gleichen Jahres das Umland um die alte Stadt und Legionsfestung Mogontiacum für ihren Übergang über den Rhein. Sie plünderten die Stadt und zogen danach eine Spur der Verwüstung durch Gallien. Den an der Rheingrenze verbliebenen Grenztruppen war es offenbar nicht mehr möglich, den Angreifern wirksamen Widerstand zu leisten. Kaiser Konstantin III. bekämpfte anschließend massiv die vandalischen und alanischen Eindringlinge und drängte sie nach Spanien ab, wo sie sich für einige Jahre festsetzen konnten, um schließlich Mitte des 4. Jahrhunderts in Nordafrika ein eigenes Reich zu gründen.


Mit der Eroberung großer Gebiete in Nordafrika durch die Vandalen Geiserich wurde auch das Ende des Limes in Afrika eingeläutet. 435 schloss die weströmische Regierung einen Vertrag mit den Eroberern, der ihnen Gebiete in Mauretanien (den beiden Provinzen Mauretania Tingitana und Mauretania Caesariensis) und Numidien zugestand. 439 wurde unter Bruch des Vertrags Karthago erobert, die größte Stadt des Westens nach Rom, wobei den Vandalen die dort stationierte römische Flotte in die Hände fiel. Die Vandalen und Alanen errichteten ein Königreich in den reichen afrikanischen Provinzen Byzacena und Proconsularis (etwa im Gebiet des heutigen Tunesien), das 442 auch von Valentinian III. anerkannt wurde.

Befestigungen

Die Befestigungsanlagen am Limes folgten in puncto ihrer Lage und architektonischen Ausführung keiner strengen reichsweiten Normierung. Kein Turm oder Kastell glich exakt dem anderen und kein Abschnitt der Grenze war von kleineren oder größeren Abweichungen ausgenommen. Im Odenwald (und auch am Feldberg im Taunus) fand man z.B. eine 120 m lange und 2,20 m hohe Steinmauer, inmitten der sonst dort üblichen Holzpalisaden. Die Steine der Odenwaldmauer waren an der Innenseite sorgfältig behauen und geglättet, an ihrer Außenseite hingegen beließ man sie weitgehend unbearbeitet. Die Holztürme wurden durch Steintürme abgelöst, Palisadensperren entweder erneuert, durch Doppelreihen ersetzt oder als Steinmauer wieder völlig neu aufgebaut. An den Ufern der großen Flüsse (Rhein, Donau) begnügte man sich mit Kastellen und Wachtürmen (sog. „nasser Limes“), im steinigen und sandigen Boden der Sahara wurden hingegen sich über hunderte von Kilometern hinziehende Gräben ausgehoben. Ein beabsichtigter Nebeneffekt der Bauwerke war auch ihre Sichtbarkeit. Dafür wurden an manchen Stellen sogar taktische Nachteile in Kauf genommen, indem man sie nicht auf Höhenzügen errichtete, sondern sie in die Täler verlagerte und so ihre leichtere Überwindbarkeit anscheinend in Kauf genommen wurde.[33] Mit dieser sichtbaren Eingrenzung sollte wohl auch eine Art Sicherheitsgefühl (securitas) erzeugt werden. Laut dem Historiker Geza Alföldy zeigt vor allem der Limes in Obergermanien die Machtfülle und Erhabenheit (maiestas imperii) des Römischen Reiches. Kein anderes Reich (außer China mit seiner Großen Mauer) hatte das Fachwissen und die Ressourcen, an seinen Rändern ein solch imposantes Werk zu errichten.

Auch Höhe, Bauart und Stärke des bemerkenswertesten Sperrwerkes am Limes, des Hadrianswalls in Britannien, verändern sich in seinem Verlauf. Diese Befestigungs- und Signallinie fußte ursprünglich auf einen einheitlichen Gesamtplan, der jedoch während ihrer Errichtung mehrmals abgeändert werden musste. Der Ostabschnitt bestand auf einer Länge von ca. 45 römischen Meilen komplett aus Stein, im Westen jedoch zunächst nur aus Grassoden, nur die Türme wurden in Steinbauweise hochgezogen. Unter Mark Aurel wurde auch der westliche Wall neu in Stein errichtet. Nach Breite der Fundamente des Walles zu schließen, dürfte er ursprünglich etwa 4,5 m hoch gewesen sein, ob auch eine Brustwehr aus Zinnen und ein Wehrgang vorhanden waren, ist unklar, aber sehr wahrscheinlich. In einem Abstand von einer römischen Meile lag jeweils ein Kleinkastell (milecastle), dazwischen standen zwei Wachtürme. Als Annäherungshindernisse wurde im Norden ein 9 m breiter und im Süden ein etwas schmälerer Graben angelegt, der nur an streng bewachten Kontrollpunkten überschritten werden konnte. Der südliche Graben wurde an beiden Seiten zusätzlich von Erdwällen flankiert. Zwischen dem südlichen Graben und dem Wall verlief eine gut ausgebaute Militärstraße, die schnelle und ungehinderte Truppenbewegungen zwischen den Wallkastellen ermöglichen sollte. In seiner Endausbaustufe war das vallum Aelium fast 120 km lang (ca. 80 römische Meilen) und mit zahlreichen größeren Kastellen, Meilenkastellen und Wachtürmen bestückt (insgesamt 80 Walltore, 14 Kastelle und 320 Türme).[34]

Die Grenzbefestigungen durchliefen in spätantiker Zeit noch einmal einen durchgehenden Wandel und für die meisten Barbarenstämme war es im frühen 4. Jahrhundert noch mühsam und risikoreich, ein Limeskastell zu belagern, wenn es von seiner Besatzung entschlossen verteidigt wurde. Es gab nun weniger Kastelle und Wachtürme, die teils schon an mittelalterliche Burgen erinnernden Anlagen waren wesentlich kleiner als ihre Vorgänger, jedoch stärker befestigt und konnten auch mit wenigen Soldaten erfolgreich gegen eine Übermacht gehalten werden. Ihre überwiegende Mehrzahl war mittlerweile mit massiven U-förmigen, vorkragenden Zwischentürmen und Fächertürmen an den Ecken ausgestattet worden, die es ermöglichten, mit Hilfe einer sehr effizienten Artillerie (balistae) potentielle Angreifer schon weit im Vorfeld in ein vernichtendes Kreuzfeuer zu nehmen.

Der Limes in Westeuropa

Limes[A 1] Zeitstellung Provinzen[A 2] Kurzbeschreibung Truppen[A 3] Karten
BRITANNIEN UND GALLIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Britannia Inferior
  • Britannia Superior

Hauptartikel: Antoninuswall
Hauptartikel: Hadrianswall
Hauptartikel: Stanegate
Hauptartikel: Sachsenküste

Der Limes in Britannien liegt auf dem Gebiet des heutigen Vereinigten Königreiches in England, Schottland und Wales. Zunächst markierten der Stanegate ("Steinstraße") und seine Kastellkette bis zum Übergang vom 1. ins 2. Jahrhundert n. Chr. die Nordgrenze in Britannien. Später wurden die Landengen im Norden zwischen Firth of Ford und Firth of Clyde wurden durch die Sperrwerke des Antoninuswall und die zwischen der Mündung des Tyne und Solway Firth durch den Hadrianswall gesichert. Die Vorfeldsicherung am Hadrianswall erfolgte durch Kastelle in den Lowlands, die entlang der wichtigsten Verbindungsstraßen in den Norden errichtet wurden. Die Sicherung und Kontrolle an den Küsten im Westen und Südosten erfolgte durch Kastell- und Wach/Signalturmketten und entlang der Hauptverkehrsstraßen ins Landesinnere.

Die Besatzungstruppe (Exercitus Britannicus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten drei - in Eburacum/York, Isca Silurum und Deva stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer rund um die britische Insel lagen in der Verantwortung der Classis Britannica (Hauptquartier Rutupiae/Richborough). Legionen, Auxiliarkohorten und Flotte wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses-, Limitanei- und Liburnariereinheiten (Flottenangehörige) unter dem Kommando von zwei Heerführern:

Karte der Wallanlagen und Kastelle in Nordbritannien (um 155 n. Chr.)
SACHSENKÜSTE 3. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Britannia Inferior
  • Belgica
  • Lugdunensis,
  • Aquitania

Hauptartikel: Sachsenküste

Dieser spätantike Limes lag auf dem Staatsgebiet des heutigen Vereinigten Königreiches und Frankreich. Im 3. Jahrhundert wurden auf der britischen Seite des Ärmelkanal, zwischen den Flussmündungen von Wash und Solent, ein eigener Militärbezirk, der Litus Saxonicum, zur Abwehr von angelsächsischen Piraten und Plünderern eingerichtet. Auch die gallische Ärmelkanal- und Atlantikküste wurde darin miteinbezogen. Kontrolle und Überwachung der Küsten erfolgte durch eine Kette von Wach/Signaltürmen, Kastellen und befestigten Hafenstädten (Gallien). Die meisten der Sachsenküstenkastelle dienten vermutlich auch als Flottenstützpunkte.

Die Besatzung der Kastelle setzte sich aus Infanterie- und einigen Reitereinheiten zusammen, Kontrolle und Überwachung des Ärmelkanals lagen in der Verantwortung der Classis Britannica und der Classis Sambrica (Hauptquartier Locus Quartensis/Port d'Etaple), die die Mündung der Somme sicherte. Die Comitatenses-, Limitanei- und Liburnariereinheiten an diesem Abschnitt standen unter dem Kommando von drei Heerführern:
Karte der britischen und gallischen Kastelle an der Sachsenküste.
NIEDERGERMANIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Germania Inferior

Hauptartikel: Niedergermanischer Limes

Der niedergermanische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen Niederlande und Deutschlands. Dieser Limesabschnitt war eine mit einer Kastellkette versehene Flussgrenze (ripa) am Rhein, die von der Nordsee (Kastell Katwijk-Brittenburg) bis zum Vinxtbach (gegenüber dem Kleinkastell Rheinbrohl des Obergermanischen Limes), der die Grenze zwischen den römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior reichte. Im Unterschied zum Obergermanisch-Rätischem Limes wurde er nicht durch eine durchgehende Palisaden- oder Mauerlinie markiert, ebenso wenig konnte ein Graben oder Wall nachgewiesen werden. Die Wachmannschaften waren in den meist direkt am Rheinufer gelegenen Kastellen und Wachtürmen stationiert. Der Limes wurde durch eine gut ausgebaute Militärstraße erschlossen. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da der Rhein nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Im ersten Abschnitt, zwischen den Lagern Rigomagus (Remagen) und Bonna (Bonn) standen nur wenige Kastelle. Im zweiten, mittleren Abschnitt zwischen Bonna und Ulpia Noviomagus Batavorum (Nijmegen) war die Kastellkonzentration wesentlich größer. Hier standen auch die großen Legionslager und – bis auf eine Ausnahme – alle Reiterkastelle. Die Landschaft des dritten Abschnitts zwischen Ulpia Noviomagus Batavorum und dem Mare Germanicum (Nordsee) war durch zahlreiche kleine Wasserläufe und sumpfiges Marschland geprägt. In diesem Bereich stand deswegen auch nur ein einziges Reiterkastell. Die Grenzsicherung bestand hier hauptsächlich aus dicht aneinandergereihten, relativ kleinen Kohortenkastellen.

Die Besatzungstruppe (Exercitus Germaniae Inferioris) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in Bonna/Bonn, Novaesium/Neuss, Vetera/Xanten und Noviomagus/Nijmegen stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Gewässer der Nordsee, der Rheinmündung und des Niederrheins lag in der Verantwortung der Classis Germanica (Hauptquartier Colonia Claudia Ara Agrippinensium/Köln). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden vom jeweiligen Provinzstatthalter befehligt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die hier stationierten Comitatenses-, Ripenses (Uferwächter) - und Liburnariereinheiten unter dem Kommando eines
Karte der Legionslager und Kastelle in der Germania inferior
OBERGERMANIEN UND RÄTIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.

Hauptartikel: Obergermanisch-Raetischer Limes
Hauptartikel: Wetterau-Limes
Hauptartikel: Neckar-Odenwald-Limes
Hauptartikel: Alblimes
Hauptartikel: Lautertal-Limes

Dieser Limesabschnitt lag auf dem Gebiet der heutigen deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern und grenzte die nördlich der Donau liegenden Teile der römischen Provinz Raetia nach Norden und die rechtsrheinischen Teile der Germania superior nach Osten ab. In Obergermanien bestand der Grenzwall zunächst nur aus einem Postenweg, ab ca. 162/63 dann aus einem mit Wach/Signaltürmen, Palisaden, Gräben und Erdwällen befestigten Grenzsperrwerk; an einem kurzen Abschnitt war, wie am rätischen Limes, sogar eine durchgehende Steinmauer hochgezogen worden. In der Endausbaustufe war der obergermanische-rätische Limes etwa 550 Kilometer lang und erstreckte sich von Rheinbrohl (Landkreis Neuwied, nördliches Rheinland-Pfalz) bis nach Hienheim an der Donau. Zwischen den Ortschaften Osterburken und Welzheim verlief der obergermanische Limes über 81 Kilometer in fast gerader Linie nach Süden.[35] In der Forschung wird diese ungewöhnliche Anlage als Beleg dafür genommen, dass der Grenzwall nie zu Verteidigungszwecken diente. Das durch diesen Limes abgesicherte Dekumatland musste aber zwischen 260 und 285 von den Römern wieder geräumt werden, die hier nun wieder am, militärisch wesentlich leichter zu sichernden Rhein- und Donauufer ihre Stellungen bezogen. Der genaue Verlauf des Limes an der Grenze zwischen Obergermanien und Rätien ist nicht zur Gänze gesichert. Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts n.Chr. wurde der rätische Limes in drei Abschnitten neu organisiert. Die Nordgrenze Rätiens bildete die pars superior (oberer Teil), die Westgrenze bildete die pars media (mittlerer Teil) mit der befestigten Stadt Cambodunum und Stützpunkten von Vemania bis Cassilacum, zur pars inferior (unterer Teil) zählte der Abschnitt zwischen Regensburg und Passau.

Die Besatzungstruppe (Exercitus Germaniae superioris und Exercitus Raeticus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. drei - in Mogontiacum/Mainz, Argentorate/Straßburg und Castra Regina/Regensburg stationierte - Legionen. Die Überwachung des Oberrheins fiel in die Verantwortung der Classis Germanica, die des rätischen Donauabschnittes in die der Classis Pannonica (Hauptquartier Aquincum/Budapest). Legionen und Auxiliarkohorten standen unter dem Kommando der Statthalter. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die obergermanischen-rätischen Grenztruppen (Comitatenses, Ripenses und Liburnarier) von zwei Heerführern befehligt:
Karte des obergermanisch-rätischen Limes
DONAU-ILLER-RHEIN-LIMES 3. bis 5. Jahrhundert n.Chr.

Hauptartikel: Donau-Iller-Rhein-Limes

Dieser spätantike Limesabschnitt liegt auf dem Staatsgebiet des heutigen Österreich, der Schweiz und Deutschland. In den Jahren 15 v. Chr. bis ca. 70 n. Chr. verlief die Grenze zwischen Römern und Germanen ungefähr entlang der Linie des spätantiken Donau-Iller-Rhein-Limes, bevor die Römer weiter nach Norden bis ins Dekumatland vorstießen. Nach Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes im späten 3. Jahrhundert n.Chr., musste die Grenze aufgrund von massiven Barbareneinfällen wieder an die Ufer dieser drei Flüsse zurückgenommen werden. Vor allem um das Jahr 300 wurden hier neue Befestigungen errichtet. Die Festungslinie wurde dann gegen die stetig nach Süden vordringenden Alamannen unter Kaiser Valentinian I. um 370 n. Chr. insbesondere am Hochrhein zwischen dem Bodensee und dem Rheinknie bei Basel nochmals erheblich verstärkt. Im Unterschied zum älteren Obergermanisch-Rätischen Limes diente der Donau-Iller-Rhein-Limes eindeutig zu Verteidigungs- und Abwehrzwecken; seine Kastelle verfügten über wesentlich dickere und höhere Mauern als ihre mittelkaiserzeitlichen Vorgänger, wurden den lokalen topographischen Gegebenheiten angepasst und überwachten in der Regel strategisch wichtige Punkte, vor allem Flussübergänge. Zwischen ihnen entstand als zusätzliche Sicherungsmaßnahme eine dichte Kette aus Wach/Signaltürmen (Burgi).

Auch auf den großen Seen in der Region waren in der Spätantike Flottillen stationiert. Bodensee: Numerus Barcariorum (Hauptquartier Brigantium/Bregenz), Neuenburger See: Classis Barcariorum (Hauptquartier Eburodunum/Yverdon). Comitatenses, Ripenses und Liburnarier in diesem Limesabschnitt standen unter dem Kommando von vier Heerführern:
Karte der Nordost-Schweiz im 3. Jahrhundert n.Chr.
NORICUM 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr. Der norische Limes liegt auf dem Gebiet der heutigen österreichischen Bundesländer Ober- und Niederösterreich. Er erstreckte sich - immer an der Donau entlang - von Passau/Boiodurum bis Zeiselmauer/Cannabiaca. Es handelt sich hier ebenfalls um eine ripa (Flussgrenze), die durch eine lockere Kette von Kohortenkastellen gesichert werden konnte. Die Hauptverbindungsstraße am norischen Limes war die via iuxta amnem Danuvium. Die anfänglich simplen Holz-Erde-Bauten wurden unter Kaiser Hadrian systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert n.Chr. bautechnisch noch einmal auf den neuesten Stand gebracht und massiv verstärkt. Zwischen den Lagern standen an strategisch günstigen Plätzen oder Aussichtspunkten Wach/Signaltürme (in der Spätantike burgi). Im mittleren Abschnitt, zwischen den Lagern von Favianis und Melk standen nur vereinzelt Wachtürme. Hier erschwerte das enge Tal der Wachau mit seinen dicht bewaldeten Steilhängen den Zugang zum Flussufer. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da die Donau nicht nur Grenzzone, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war. Direkt neben den Kastellen entstanden im Laufe der Zeit zivile Ansiedlungen (vici); im unmittelbaren Hinterland des Limes wurden ummauerte Städte (municipia) gegründet - z. B. Cetium oder Ovilava (Wels) – sie waren die Verwaltungs- oder Handelsmittelpunkte der Region. In der Spätantike wurde das norische Überwachungsgebiet in zwei Teile (pars superior und pars inferior) aufgespalten.[36] Vermutlich wurde auch eine zweite, rückwärtige, Verteidigungslinie angelegt (Kastell Locus Felicis). Die Besatzungstruppe (Exercitus Noricus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, als strategische Reserve diente eine - in Lauriacum/Enns stationierte - Legion. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der Classis Pannonica. Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. In der Spätantike übernahmen - laut Notitia Dignitatum - vier neu aufgestellte Flottillen diese Aufgabe. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die norischen Comitatenses, Ripenses und Liburnari unter dem Befehl von zwei Heerführern:
Karte des norischen Limes
CLAUSTRA ALPIUM IULIARUM 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr. Hauptartikel: Claustra Alpium Iuliarum

Die Claustra Alpium Iuliarum lagen auf dem Staatsgebiet des heutigen Österreich, Slowenien, Kroatien und Italien. Es handelte sich hierbei um ein System aus Wallanlagen, Kastellen, Wachtürme und Burgi in den Julischen Alpen, das die Passstraßen nach Italien, allen voran die Via Gemina, vor Invasoren sichern sollte. Die ersten Verschanzungen und Signaltürme wurden schon im 1. Jahrhundert n. Chr. angelegt. Als sich im Laufe des 3. Jahrhunderts die Barbarenangriffe auf das Römische Reich verstärkten, wurde gegen Ende des 3. und zu Beginn des 4. Jahrhunderts - unter der Herrschaft der Kaiser Diokletian und Konstantin I. - die Sperrmauern massiv ausgebaut und verstärkt. Das Zentrum des Verteidigungssystems bildete das Kastell von Ad Pirum im Birnbaumer Wald, das den Passübergang nach Italien sicherte. Es besaß eine ständige Besatzung von 100-500 Mann. Zu den Claustra gehörten außerdem noch die Militärstationen von Nauportus (Vrhnika) und Castra (Ajdovščina) zu beiden Seiten des Birnbaumer Passes. Die Claustra standen bis in das 5. Jahrhundert in Verwendung.

Die Besatzungstruppen (Auxilia?, Limitanei?) zählten in der Spätantike zum Militärbezirk Tractus Italiae circa Alpes und standen unter dem Befehl eines
Lage der Claustra Alpium Iuliarum
PANNONIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Pannonia inferior
  • Pannonia Superior

Siehe Hauptartikel: Limes Pannonicus

Der pannonische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen Österreich, der Slowakei und Ungarns. Obwohl auch dieser Abschnitt der Reichsgrenze durch die Donau relativ gut geschützt war (ripa), war die römische Militärpräsenz hier immer außergewöhnlich stark (drei Legionslager in Oberpannonien, aber nur eines in Unterpannonien) da besonders nach der Aufgabe Dakiens im späten 3. Jahrhundert n.Chr. der Druck von Wandervölkern aus dem Osten auf diesen Abschnitt des Limes stark anwuchs. Die in die Donau einmündenden Flüsse boten zusätzlich noch günstige Verkehrs-, aber auch gute Anmarschrouten für Invasoren und Plünderer. Die Legionslager wurden daher an den wichtigsten Furten bzw. Flussmündungen und Straßenendpunkten errichtet. Die Legions- und Hilfstruppenlager sind überwiegend in unmittelbarer Nähe des Donauufers zu finden. Die anfänglichen Holz-Erde-Bauten, wurden unter Kaiser Hadrian systematisch zu Steinlagern umgewandelt und im 4. Jahrhundert bautechnisch noch einmal den neuen strategischen Anforderungen angepasst und massiv verstärkt. Die Lücken zwischen den Kastellen wurde mit einer Wach/Signalturmkette geschlossen. In spätrömischer Zeit wurde durch Anlage riesiger Binnenkastelle und der Befestigung der Zivilstädte im Limeshinterland eine zweite Verteidigungslinie geschaffen. Zusätzlich waren an besonders gefährdeten Punkten Einheiten der Donauflotte stationiert. Seit Kaiser Mark Aurel hört man in Pannonien erstmals auch von steinernen Wachtürmen (burgus), Fächertürmen und Kleinkastellen (praesidia). In der Spätantike wurde das pannonische Überwachungsgebiet in zwei Teile (pars superior und pars inferior) aufgespalten.[38] Die Vorfeldsicherung erfolgte durch Brückenkopfkastelle (z.B. Kastell Contra Aquincum oder Kastell Iža-Leányvár) und Militärstationen an wichtigen Hauptverkehrsstraßen im Barbaricum (z.B. bei Musov).

Die Besatzungstruppe (Exercitus Pannonicus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten, vier - in Vindobona, Carnuntum, Brigetio und Aquincum stationierte - Legionen dienten als strategische Reserve. Die Überwachung und Sicherung der Donau und ihrer Nebenflüsse lagen im Verantwortungsbereich der Classis Pannonica. Legions-, Flotten- und Hilfstruppeneinheiten wurden von den jeweiligen Statthaltern befehligt. Die Classis Pannonica ging in der Spätantike vermutlich in der Classis Histrica auf. Aus dieser Zeit sind für Pannonien aus der Notitia Dignitatum noch fünf weitere Flottillen bekannt [39] Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. standen die pannonischen Comitatenses, Ripenses und Liburnari unter dem Befehl von vier Heerführern:
Karte des pannonischen Limes mit seinen Vorfeldsicherungen
LIMES SARMATIAE 4. Jahrhundert n.Chr.

Siehe Hauptartikel: Limes Sarmatiae

Dieser spätantike Limes befindet such auf dem Staatsgebiet des heutigen Ungarn und Rumäniens. Die Sperranlagen des Limes bestanden aus mehreren Reihen kilometerlanger Erdwälle und Gräben, die die große ungarischen Tiefebene um den Fluss Tisia (Tisza = Theiß) abschirmen sollten. Sie erstreckten sich vom Donauknie bis Aquincum, ostwärts entlang der Ausläufer der nördlichen Karpaten bis in die Nähe der heutigen Stadt Debrecen und trafen im Süden, beim Legionsstandort Viminacium/Stari Kostolac wieder auf den Donaulimes.[40] Ihre Endpunkte wurden durch die Donaukastelle gesichert. Die Erdwerke dienten auch zum Schutz der Jazygen, eines Rom tributpflichtigen Teilstamms der Sarmaten, die ebenfalls in der Theissebene siedelten und Pannonien schon im Vorfeld gegen die Einfälle der Goten und der an der oberen Theiss ansässigen Gepiden verteidigen sollten. Der Limes Sarmatiae war aber in erster Linie als Pufferzone und zur Entlastung des Donaulimes gedacht, wie auch der sogenannte Konstantinische Wall in der heutigen Walachei, der sich wiederum an den Limes in Mösien anschloss. Beide Wallanlagen wurden am Ende des 4. Jahrhundert n.Chr. überrannt und mussten aufgegeben werden.

Der Limes in Osteuropa

Limes Zeitstellung Provinzen Kurzbeschreibung Truppen Karte
DAKIEN 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
  • Dacia Inferior
  • Dacia Superior
  • Dacia Porolissensis
Der dakische Limes liegt fast zur Gänze auf dem Staatsgebiet des heutigen Rumänien. Bedingt durch die topographischen Gegebenheiten Dakiens (Hochplateau) gestaltete sich die Anlage der Verteidigungslinien in Dakien etwas anders. Auf dem Siebenbürgener Hochland standen die Kastelle direkt am Rand der Karpaten und sicherten die Passübergänge auf dakischer Seite. Sie bildeten so einen fast vollständigen Kreis, der zusätzlich von einer rückwärtigen Festungskette gedeckt wurde, die entlang der Hauptanmarschrouten zu den Karpatenpässen angelegt waren. Im Zentrum der Provinz errichtete man zwei Legionslager, die in der Nähe der wirtschaftlich wichtigen Gold- und Silberbergwerke lagen. Im Südosten und Südwesten des Siebenbürger Hochlandes waren die Kastelle und Wachtürme entweder an den Ufern der Flüsse Olt und Mures oder an wichtigen Überlandstraßen (im Westen) und einem ca. 235 km langen Erdwall (im Osten) angelegt. Diese Kastellketten spielten im dakischen Limessystem aber wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle. Alle Elemente dieses komplexen Systems waren aufeinander abgestimmt und griffen funktionell ineinander. Von der Forschung konnten in den letzten Jahren auch einige Probleme der vorgeschobenen Wachtturm- und Signalturmlinie etwas aufgehellt werden. Auf einer Strecke von etwa 75 km Länge wurden zwischen den Kastellen Bologa im Süden und Tihäu im Norden die Spuren von 66 Türmen, acht Kleinkastellen (Burgi) und fünf Talsperren (Erdwälle oder Mauern, [clausuare]) beobachtet und näher untersucht. Die Organisationprinzipen glichen denen in anderen Provinzen, weswegen der dakische Limes in der Forschung immer noch als eine Einheit angesehen wird. Dennoch beginnt sich immer klarer abzuzeichnen, dass wohl jede der drei dakischen Provinzen über ihre eigene Militäriorganisation bzw. ein eigenes Heer verfügte. Die komplizierte Art und Weise der Festungsanlagen- und Truppenverteilung macht den Eindruck, als ob hier von der römischen Administration ebenfalls deutliche Grenzen gezogen wurden. Obwohl die römische Militärpräsenz in der Karpatenregion immer beträchtlich war, gelang es schließlich nicht mehr, die dakischen Provinzen dauerhaft gegen die ständigen Barbareneinfälle aus dem Nordosten zu sichern. 275 n. Chr. musste daher die wegen ihrer reichen Bodenschätze begehrte Region nach ca. 170 Jahren römischer Herrschaft unter Kaiser Aurelian wieder geräumt werden.[41] Die Besatzungstruppe (Exercitus Dacicus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. zwei - in Apulum und Potaissa - stationierte Legionen. Legions- und Auxiliareinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt.
Karte des dakischen Limes
MÖSIEN 1. bis 7. Jahrhundert n. Chr.
  • Mösia Superior
  • Mösia Inferior

Der mösische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen Serbien und Bulgariens. Auch dieser Limesabschnitt war kein mit Palisaden oder Mauern befestigter Grenzwall, sondern eine durch acht Legionslager, zahlreiche Hilfstruppenkastelle und Wach/Signaltürme gesicherte Flussgrenze, die sich von Singidunum (Belgrad) bis zur Mündung der Donau in das Schwarze Meer erstreckte. Er gliederte sich in zwei größere Abschnitte, die durch den Fluss Iskar bei Oescus, der auch die Grenze zwischen den Provinzen Mösia Superior und Mösia Inferior markierte, geteilt wurde. Die Engstelle des Stromes bei Djerdap bildete eine nur schwer zu überwindende Barriere zwischen dem Nordwesten und Nordosten Mösiens, was anfangs die Kommunikation zwischen dem pannonischen und dem mösischen Heer erheblich erschwerte. Dieses Problem wurde erst durch den Bau einer 3 m breiten Straße unter Trajan gelöst, der die Trasse von Legionären der Legio VII Claudia in die Felswände meißeln ließ und damit eine für Beschädigung durch Treibeis anfällige Treidelwegkonstruktion aus Holz ersetzte. Zu den weiteren Verbesserungsmaßnahmen für den Schiffsverkehr zählte auch der Bau eines Kanals bei Sip, mit dessen Hilfe man die dortigen gefährlichen Stromschnellen und Untiefen umfahren konnte. Die beiden Enden des Kanals wurden mit Kastellen gesichert. Das bekannteste Bauwerk am mösischen Limes war die Trajansbrücke bei Drobeta/Turnu Severin aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr., die erste dauerhafte Brückenverbindung über die untere Donau, die ebenfalls an beiden Ufern von Kastellbauten bewacht wurde. In Obermösien war besonders der Abschnitt zwischen Lederata und Dierna von Barbareneinfällen bedroht. Beim Eisernen Tor war das Donauufer von steilen Felswänden und dichten Wäldern gesäumt, weshalb hier mit einigen wenigen Wach/Signaltürmen das Auslangen gefunden werden konnte. Nach Einrichtung der dakischen Provinzen wurden viele der Donaukastelle entweder aufgegeben oder Zivilisten überlassen. Wahrscheinlich wurde bis gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. der ganze obermösische Limes östlich von Viminacium stillgelegt und erst in severischer Zeit wieder - teilweise - reaktiviert. Mit Aufgabe Dakiens unter Aurelian im späten 3. Jahrhundert wurde aber die gesamte mittlere Donau wieder Reichsgrenze. Nach der Reorganisationsphase unter Aurelian und Probus wurde der obermösische Limes im Zuge der Militärreformen unter Diokletian und Konstantin I. bei Djerdap in zwei Überwachungssektoren – stromaufwärts: pars superior (Singidunum – Viminacium) und stromabwärts: pars citerior (Eisernes Tor) – aufgeteilt. In der Zeitspanne von Diokletian bis zum späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde am mösischen Limes noch einmal eine umfangreiche Bautätigkeit in Gang gesetzt, die Kastelle wurden renoviert und das Donauufer mit stärkeren und größeren Wachtürmen, sog. Burgi und Quadriburgi (Kleinkastelle mit vier runden Ecktürmen) verstärkt. Auch einige Flussinseln wurden mit Wehranlagen gesichert (z.B. bei Sapaja, Ostrvo). Die letzten Baumaßnahmen fielen in die Zeit Valentinians I., der auch teilweise am rechten Donauufer und im Osten, in der Dobrutscha, Lager und Türme errichten ließ, die noch einmal eine kurzzeitige Konsolidierung der Grenze bewirkten. Nach der Schlacht von Adrianopel (378) löste sich das klassische Limessystem aber endgültig auf. Durch die hunnische Invasion von 441 bis 444 wurden die meisten mösischen Kastelle zerstört und blieben für fast ein Jahrhundert verlassen, erst Kaiser Justinian I. ließ sie teilweise zwischen 527 und 565 wieder notdürftig instandsetzen und bemannen. Nach der Eroberung der Donauregion durch die Awaren im frühen 7. Jahrhundert lösten sich aber auch die letzten Reste des Limes an der mittleren und unteren Donau auf.

Die Besatzungstruppe (Exercitus Moesicus) bestand größtenteils aus Hilfstruppenkohorten. Als strategische Reserve dienten fünf - in Singidunum, Viminacium, Novae, Durostorum und Troesmis stationierte - Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der nördlichen Schwarzmeerküste und der Donau lag in der Verantwortung der Classis Mösica (Hauptquartier Tomi Constantiana/Constanta) und der Liburnarierverbände der niedermösischen Legio I Italica. Ab dem 4. Jahrhundert übernahm die Classis Scythiae deren Aufgaben. Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses-, Riparenses- und Flotteneinheiten unter dem Kommando von vier Heerführern:
Karte des mösischen Limes
OBERER UND UNTERER TRAJANWALL 2. Jahrhundert n.Chr. ?

→ Siehe Hauptartikel: Trajanwall

Seine Überreste liegen auf dem Gebiet des früheren Bessarabien, den heutigen Staaten Moldawien und Ukraine. Die Errichtung dieses Wallsystems nördlich der Donaumündung wird Kaiser Trajan zugeschrieben und sollte das Eindringen von Steppennomaden in das Römische Reich erschweren. Die Erdwälle verliefen in west-östlicher Richtung über 120 km vom Pruth bis zur Küste des Schwarzen Meeres bzw. zur Mündung des Dnister. Ihre Entstehung in der Antike ist umstritten, laut den Ergebnissen von archäologischen Untersuchungen im 20. Jahrhundert datieren sie in eine Zeitspanne von 200–1400 n.Chr.

Karte der römischen Wallanlagen in Pannonien, Dakien und Mösien
ANASTASIUSMAUER 5. bis 7. Jahrhundert n.Chr.
  • Thracia

→ Siehe Hauptartikel: Anastasiusmauer

Die Überreste dieses Walls befinden sich auf dem heutigen Staatsgebiet der Türkei. Es handelte sich um eine durchgehende Sperrmauer aus der Spätantike, verstärkt mit Türmen, Kleinkastellen und Graben, die nach ihrem Erbauer, dem oströmischen Kaiser Anastasios I., (491–518) benannt worden war. Sie diente zum Schutz der oströmischen Hauptstadt Konstantinopel und reichte vom Marmarameer bis zum Schwarzen Meer.

Seit 46 n. Chr. sicherte die Classis Perinthia (Hauptquartier Perinthus/Marmaraereglisi) die thrakische Schwarzmeerküste, das Marmarameer, den Bosporus und die Dardanellen.

Die Wachmannschaften am vallum wurden von der oströmischen Armee gestellt, die von einem Magister militum Praesentalis befehligt wurden.

Karte der Anastasiusmauer

Der Limes in Kleinasien

Limes Zeitstellung Provinzen Kurzbeschreibung Truppen Karte
PONTUS UND ARMENIEN 1. bis 7. Jahrhundert n.Chr. Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet der heutigen Türkei und Armeniens. Die Küsten des Schwarzen Meeres wurden von kleineren Stützpunkten und befestigten Hafenstädten aus überwacht, die Sicherung der Schiffahrtsrouten und Versorgung des Küstenschutzes von zwei Flottenverbänden wahrgenommen. Die Halbinsel Krim wurde von einem halbautonomen Klientelstaat, dem Bosporanum regnum, beherrscht, in dem aber sicherheitshalber auch eine ständige römische Garnison positioniert war. Da Armenien geostrategisch sehr zentral lag, wurde es bald zum Pufferstaat und damit automatisch zu einem ständigen Zankapfel zwischen Rom und den Parthern: Den Parthern gelang es, Vertreter des eigenen Herrscherhauses, der Arsakiden (Arschakuni), auf den armenischen Thron zu setzen. Das Römische Reich erkannte dies nach einem militärischen Schlagabtausch 66 n. Chr. widerstrebend an: Ein Kompromiss sah vor, dass die Parther den jeweiligen armenischen Herrscher auswählen durften, dieser dann aber offiziell vom römischen Kaiser in sein Amt eingesetzt werden müsse. Unter Kaiser Trajan kam es deswegen 114 n. Chr. zu einem Krieg, da der Partherherrscher versuchte, die Römer bei der Nachfolgeregelung in Armenien zu übergehen. Für kurze Zeit wurde es als Provinz Armenia in das Römische Reich integriert, bereits nach wenigen Jahren aber wieder aufgegeben. Die Region blieb auch in der gesamten Spätantike eine ständige Konfliktquelle zwischen den Nachfolgern der Parther, den Sassaniden und Rom. Im 6. Jahrhundert unterstellte Kaiser Justinian I. den römischen Teil Armeniens einem eigenen magister militum per Armeniam, was die stark gewachsene militärische Bedeutung des Gebietes zu dieser Zeit unterstreicht. Mit der islamischen Expansion endete im 7. Jahrhundert die antike Phase der armenischen Geschichte. Die Oberhoheit über das Gebiet wechselte später aber noch mehrfach zwischen Byzanz und dem Kalifat hin und her.[42] Cappadokia wurde 17 n. Chr römische Provinz, in der ständig zwei Legionen, in Melitene und Satala, stationiert waren. Letzteres lag an der Kreuzung der wichtigsten Hauptstraßen im NO von Kleinasien. Die Ost-West-Straße verband Ankyra, Nikopolis und Satala mit Nordarmenien und dem Kaukasus. Die zweite Nord-Süd-Route führte entlang der Ostgrenze von Trapezunt bis nach Antiochia. Die Kontrolle über diese Wegkreuzung war daher von entscheidender strategischer Bedeutung. Stadt und Militärlager verloren erst im 7. Jahrhundert endgültig ihre Bedeutung.[43] Die Besatzungstruppen bestanden aus Hifstruppenkontingenten und den beiden in Satala und Melitene stationierten Legionen. Die Kontrolle und Überwachung der Schwarzmeerküste lag in der Verantwortung der Classis Mosesica und der Classis Pontica (Hauptquartier Trapezus/Trapzon). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses-, Limitanei- und Flotteneinheiten unter dem Kommando von zwei Heerführern:
  • Comes per Isauriam
  • Dux Armeniae
Karte des pontischen Limes im 5. Jahrhundert n.Chr.
ORIENT 1. bis 6. Jahrhundert n.Chr.
  • Mesopotamia
  • Osrhoene
  • Syria
  • Arabia
  • Judäa (Palästina)

Hauptartikel: Limes Arabicus

Dieser Grenzabschnitt liegt auf dem Gebiet des heutigen Syrien, des Irak, Jordaniens und Israels. Der Limes Orientalis entfaltete sich hauptsächlich an den Ufern der großen Flüsse Euphrat, Tigris und Chaboras und war primär gegen die zweite antike Großmacht in Eurasien, das Partherreich bzw. später deren Nachfolger, die Sassaniden, gerichtet. Ähnlich wie in Nordafrika zog er sich in der Levante als weitgehend offene, nur durch befestigte Städte und einzelne Kastelle geschützte, von den Steppen Mesopotamiens bis zum Roten Meer reichende Linie entlang des Überganges von fruchtbaren Land in die Wüstengebiete hin. Eine durchgängige Mauer oder einen Wall (vallum/clausurae) gab es hier nicht. An der Küste des Mittelmeeres und auf den großen Flüssen patrouillierten Flotteneinheiten. Hauptaufgabe der Besatzungen war es, militärische Präsenz zu zeigen sowie die landwirtschaftlich nutzbaren Gebiete, Furten, Brücken, Wasserstellen und die für den Fernhandel wichtigen Karawanenrouten zu überwachen.[44] Diese besonders sensiblen Stellen wurden durch Kastelle oder Wachtürme gesichert. Römische Kamelreitertrupps drangen auf ihren Patrouillen oft bis in den Hedschas und die Wüste Nefud vor. Im Norden Syriens erfolgte die Vorfeldsicherung durch das von den Römern annektierte Kommagene, der halbautonomen Oasenstadt Palmyra und der Festungsstadt Dura Europos. In den Randgebieten der Wüsten von Syrien und Arabien sollten die Limesanlagen die sesshaften Ackerbauern vor den Überfällen räuberischer Nomadenstämme schützen.[45] Zusätzlich sollte verhindert werden, dass parthisch/sassanidische Invasionsarmeen unbemerkt die Grenze passieren konnten. Auch hier waren gut ausgebaute Straßenverbindungen unverzichtbar, da die Grenze nicht immer exakt entlang der Flussufer (ripa) entlanglief. Es handelte sich hauptsächlich um Heeresstraßen, die von Wachturm- und Kastellketten gesichert wurden.[46] Der Limes in Arabien zog sich an einer Heeresstraße entlang, die unter Trajan errichtet worden war und von Bosra zum Hafen von Aqaba, und über Gerasa nach Petra führte. Um 290 n. Chr. wurde die von Damaskus über Soura nach Palmyra führende strata Diocletiana errichtet, eine gut ausgebaute Militärstraße, die durch eine Wachturm- und Kastellkette geschützt war und die wichtigsten Grenzfestungen miteinander verband. Sie wird in den Quellen bis ins 6. Jahrhundert erwähnt. Seit den großen jüdischen Aufständen im 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. war auch in Judäa ständig eine Legion stationiert, die vor allem mit der Überwachung der einheimischen Bevölkerung befasst war.[47]

Die Hauptlast der Verteidigung lag auf fünf Legionen, die in Samosata, Zeugma, Raphana, Bosra und Jerusalem stationiert waren. Unterstützt wurden sie von Hilfstruppenkontingenten, die besonders viele gepanzerte Reitereinheiten (Kataphrakten) umfasste. Im Notfall wurde die Orientarmee durch Einheiten aus Ägypten verstärkt. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der Classis Syrica (Hauptquartier Seleucia Pieriae/Samandag). In Krisenzeiten waren auch an Euphrat und Tigris immer wieder Flottenverbände stationiert (Hauptstützpunkt Samosata). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses-, Riparenses- und Flotteneinheiten unter dem Kommando von sechs Heerführern:

  • Dux Foenicis
  • Dux Syriae
  • Dux Palaestinae
  • Dux Osrhoenae
  • Dux Mesopotamiae
  • Dux Arabiae
Karte der spätantiken Orientprovinzen

Der Limes in Nordafrika

Limes Zeitstellung Provinzen Kurzbeschreibung Truppen Karte
ÄGYPTEN 1. bis 7. Jahrhundert n. Chr. Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet des heutigen Ägypten. Die Grenze in Ägypten war aufgrund ihrer topographischen und geographischen Gegebenheiten ein Sonderfall und nicht mit den Limites in den anderen Reichsteilen vergleichbar. Die Befestigungen folgten keiner Ost-West-Linie, die den Norden vor den Barbarenvölkern des Südens - insbesondere den Blemeyern - schützte, wie man es sich hier eigentlich erwarten würde. Die römischen Besatzungstruppen waren hauptsächlich in einem großen Lager bei Nikopolis, in der Nähe der Hauptstadt Alexandria, konzentriert und sollten hier vor allem die Verschiffung des Getreides nach Rom sicherstellen. Die übrigen Lager reihten sich in Nord-Süd-Richtung entlang der großen Nilstraße oder sicherten Beobachtungsposten am Rande der Wüste und die Oasen an den wichtigsten Karawanenrouten. [48] Unter Augustus zählte die römische Armee in Ägypten noch drei Legionen, ab der Regierungszeit Trajans waren hier nur noch eine Legion, Hilfstruppen und eine Flotte stationiert. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der Classis Alexandrina (Hauptquartier Alexandria). Legions-, Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses-, Limitanei- und Flotteneinheiten unter dem Kommando von zwei Heerführern:
  • Dux Thebaidos
  • Comes limitis Aegypti
Karte Ägyptens zur Römerzeit
TRIPOLITANIEN 1. bis 7. Jahrhundert n.Chr.
  • Cyrenaika


Der Limes Tripolitanus liegt auf dem Staatsgebiet des heutigen Libyen und umfasste die Grenzbefestigungen im Gebiet zwischen dem Tritonis Lacus und Leptis Magna. Die Limesanlagen umfassten hauptsächlich Sperrmauern (clausurae) und Kleinkastelle, aber auch Zollstationen, die den Handels- und Reiseverkehr kontrollieren und kanalisieren sollten. Seine Besatzungen sicherten vor allem die Pentapolis und das fruchtbare Hochland in der Nähe der Mittelmeerküste. Außerdem sollte dadurch auch die Romanisierung dieser Region weiter gefördert und intensiviert werden. Die Anlagen markierten auch eine Art Trennungslinie zwischen zwei Kulturen und Wirtschaftsräumen. Der Limes wurde um 202 bis 211 n. Chr. durch Kaiser Septimius Severus weiter ausgebaut. Die Befestigungskette erstreckte sich nun von Ghadames im Westen bis nach Bu Ngem. Sie bestand hauptsächlich aus Kastellen sowie einzelnen Wach- und Beobachtungstürmen. Zusätzlich wurden Wehrdörfer und befestigte Bauernhöfe (centenaria) gegründet, deren Bewohner kleinere Nomadenüberfälle abwehren sollten. Die Besatzungstruppe bestand ausschließlich aus Hilfstruppeneinheiten, Legionen waren in diesem Abschnitt keine stationiert. Bei Bedarf wurden sie aus den benachbarten Provinzen herangeführt. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der Classis Alexandrina und der Classis nova Libyca (Hauptquartier Ptolemais/Toqra). Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Limitanei- und Flotteneinheiten unter dem Kommando eines
  • Dux Libyarum


Karte des spätantiken Tripolitanien und Ägypten
AFRICA UND NUMIDIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Africa Proconsularis
  • Numidia
Dieser Limesabschnitt liegt auf dem Gebiet der heutigen Staaten Libyen, Tunesien und Algerien. Die hier stationierten Besatzungstruppen sollten vor allem die landwirtschaftlich ertragreichen Zonen und deren Randgebiete schützen. Die beiden Provinzen waren nach Ägypten die bevölkerungsreichsten und wohlhabendsten im römischen Nordafrika. Außerdem trugen sie maßgeblich zur Getreideversorgung der Stadt Rom bei. Durchgängige Sperrmauern konnten in Tunesien und Algerien ausgemacht werden. An der Südflanke des Aures-Gebirges zog sich ein fast 300 km langes, allerdings nicht zusammenhängendes Wall- und Grabensystem (Seguia bent el-Krass) hin, das von Kastellen aus überwacht wurde (fossatum Africae).[49] Es wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, endete im Süden bei Qued Djedi und war mit Wachtürmen, einem vorgelagerten Graben und Kastellen versehen, die durch ein Straßennetz miteinander verbunden waren. Die Form der Gräben erinnerte an die Exemplare am Hadrianswall. Der weitere Ausbau der numidischen Grenzanlagen unter Septimius Severus hatte die vollständige Kontrolle über die Aurès-Berge und die Unterwerfung einiger dort ansässiger Nomadenstämme zum Ziel. Weitere Kastelle fanden sich an der - landwirtschaftlich unatraktiven - Grenzzone zur Wüste, an den Karawanenrouten in die Sahara und im Norden. Einige Vorposten waren bis in die Wüste vorgeschoben worden, wie z.B. Messad und Ghadames. [50] Die Besatzungstruppen setzten sich hauptsächlich aus Hilfstruppenverbänden zusammen. Einziger Legionsstandort war Lambaesis. Die Kontrolle und Überwachung der Mittelmeerküste lag in der Verantwortung der Classis Alexandrina und der Classis Mauretanica. Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses, Limitanei- und Flotteneinheiten unter dem Kommando eines
Karte des römischen Africa und Mauretanien
MAURETANIEN 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr.
  • Mauretania Caesariensis
  • Mauretania Tingitana

Hauptartikel: Limes Mauretaniae

Der Limes Mauretaniae liegt auf dem Staatsgebiet von Algerien und Marokko. Er umfasste die Grenzbefestigungen zwischen Anzia (Anmale/Algerien) und Numerus Syrorum (Lalla Marnia/Marokko)[51] Vorrangig war in dieser Region nur der Schutz der - durchschnittlich 50 km breiten - wirtschaftlich attraktiven Küstengebiete. Die meisten Lager der Mauretania Caesariensis waren an der großen Ost-West-Küstenstraße konzentriert. Seit Trajan verlief die Grenzlinie vom Qued Chelief bis Ain Temouchent und Amale/Sour el-Gelozane. Eine unter Septimius Severus eingerichtete Kastellkette erstreckte sich entlang einer nach Süden führende Straße, von der man von Tarmount (am nördlichen Chott el-Hodna) nach Tempcen und Marnia gelangte. Die auf dem Landweg nur schwer zugängliche Mauretania Tingitana orientierte sich nach Hispanien. Einige Forscher sind der Meinung, dass in der Antike nicht einmal eine Landverbindung zwischen den beiden Mauretanien existierte. Die meisten Lager gruppierten sich hier um die Provinzmetropole Volubilis. 6 km südlich von Rabat wurde Reste zweier Steinwälle mit Wachtürmen und einem Graben entdeckt, dessen Reste noch 12 km nach Osten verfolgt werden konnte. Vermutlich diente er zum Schutz der Colonia von Sala.[52]

Die Besatzungstruppen der beiden Provinzen bestanden ausschließlich aus einigen wenigen Hilfstruppenkohorten, die hauptsächlich an den Küsten, um Cherchel und Volubilis stationiert waren. Der Küstenschutz wurde von den Einheiten der Classis Alexandrina und der Classis Mauretanica (Hauptquartier Cherchel) wahrgenommen. Auxiliar- und Flotteneinheiten wurden von den Provinzstatthaltern befehligt. Nach den Militär- und Verwaltungsreformen im 3. Jahrhundert n. Chr. standen Comitatenses, Limitanei- und Flotteneinheiten unter dem Kommando von zwei Heerführern:
  • Comes Tingitaniae
  • Dux et praeses provinciae Mauritaniae et Caesariensis

Zitat

„Solange die Zufälligkeiten hier walten, solange man nur gräbt, wo zufällig Dilettanten und Geld sich dafür bereit finden, und an anderen Stellen, wo es viel nötiger und aussichtsvoll wäre, die Zerstörungsarbeit ihren stillen Gang unaufhaltsam weitergeht, solange bleibt diese Aufgabe der deutschen Geschichtsforschung ungelöst, und diese am wenigsten können wir späteren Generationen vermachen.“

Theodor Mommsen[53]

Appell des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen (1817–1903), der sich unermüdlich für eine systematische Erforschung des Limes in Deutschland eingesetzt hat.

Literatur

Römische Limites insgesamt

  • Grenzen des Römischen Imperiums. Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X.
  • Margot Klee: Grenzen des Imperiums. Leben am römischen Limes. Theiss, Stuttgart 2006.
  • Dieter Planck, Andreas Thiel: Das Limes-Lexikon. Roms Grenzen von A bis Z. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-56816-9.
  • Akten der Internationalen Limeskongresse (Titel wechselnd). Zuletzt:
    • Zsolt Visy (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, ISBN 963-642-053-X.
  • Wolfgang Moschek: Der Limes, Grenze des Imperium Romanum. Primus Verlag, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-86678-833-7 (Geschichte erzählt).
  • Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17477-1 (Geschichte kompakt).
  • Peter Heather: Der Untergang des Römischen Weltreiches, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2. Auflage Januar 2011, ISBN 978-3-499-62665-4.
  • Wunder der Archäologie, Etrusker & Römer, Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. Eco-Verlag Köln/Eltville a.Rhein 1999, ISBN 3-933468-18-3.
  • Adrian Goldsworthy: Die Kriege der Römer. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 2001, ISBN 3-89488-136-4.
  • Yann le Bohec: Die Römische Armee, Nikol VerlagsgmbH, Hamburg 2009 ISBN 978-3-86820-022-5.
  • Egon Schallmayer: Der Limes: Geschichte einer Grenze, 3. Auflage, C.H.Beck Verlag, München 2011, ISBN 978-3-406-48018-8.
  • Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Erben des Imperiums. Das Königreich der Vandalen. Katalog der Landesausstellung Baden-Württemberg 2009. Verlag Ph.v.Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-4083-0. Darin: Wolfgang Kuhoff: Der Kranke Mann am Tiber. Ein Reich zwischen Krise, Stabilisierung und Niedergang. S. 35-46

Sachsenküste

  • Nic Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. Osprey, Oxford/New York 2006, ISBN 978-1-84603-094-9 (Fortress. 56).

Obergermanisch-rätischer Limes

Hauptartikel: Literatur zum Obergermanisch-Rätischen Limes

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0.
  • Martin Kemkes: Der Limes. Grenze Roms zu den Barbaren. 2. veränderte Neuauflage. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-3401-7.
  • Andreas Thiel: Wege am Limes. 55 Ausflüge in die Römerzeit. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1946-X.
  • Hans Ulrich Nuber: Das Ende des Obergermanisch-Raetischen Limes - eine Forschungsaufgabe. In: Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland. Thorbecke, Sigmaringen 1990, ISBN 3-7995-7352-6, S. 51–68.
  • Marcus Reuter: Das Ende des raetischen Limes im Jahr 254 n.Chr. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Nr. 72, 2007, S. 77–150.

Norischer und oberpannonischer Limes (Ö)

  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich. 2., korrigierte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-2618-2.
  • Franz Humer (Hrsg.): Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. Ferd. Berger & Söhne, Horn 2007, darin Kurt Genser: Die Entwicklung des oberpannonischen Limes bis Kaiser Hadrian.
  • Manfred Kandler (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. 2., unveränderte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989, ISBN 3-7001-0785-4 (= International Congress of Roman Frontier Studies 14, Petronell, Deutsch-Altenburg 1986).
  • Peter Pleyel: Das römische Österreich. Pichler, Wien 2002, ISBN 3-85431-293-8 (Geschichte Österreichs. Bd. 1).

Pannonischer Limes

  • Von Augustus bis Attila, Leben am ungarischen Donaulimes. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3. Darin: Zsolt Visy: Zur römischen Geschichte Pannoniens/Historischer Überblick.

Dakischer Limes

Mösischer Limes

  • Miroslava Mirkovic: Orbis Provinciarum, Moesia Superior, Eine Provinz an der Mittleren Donau, Zaberns Bildbände zur Archäologie, Sonderbände der Antiken Welt, Verlag Philipp v. Zabern, Mainz a.R. 2007, ISBN 978-3-8053-3782-3.

Orientalischer Limes

  • Jörg Wagner: Die Römer an Euphrat und Tigris. Geschichte und Denkmäler des Limes im Orient.. Philipp von Zabern, Mainz 1985 (Sondernummer Antike Welt Nr. 16).

Limes in Nordafrika

  • Sebastian Matz: Befestigung im Nirgendwo. Im Spannungsfeld zwischen Römern und Nomaden wurde der afrikanische Limes zwischen 146 v. Chr. und 429 n. Chr. immer weiter nach Süden verschoben. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte. 38. Jahrgang, Philipp von Zabern, Mainz 2007, Heft 1, S. 55-59.

Limes Tripolitanus

  • Erwin M. Ruprechtsberger: Die römische Limeszone in Tripolitanien und der Kyrenaika. Tunesien-Libyen. Eine Verteidigungslinie wie der Limes zwischen Rhein und Donau. Stuttgart 1993 (Schriften des Limesmuseums Aalen. 47).

Neue Medien

  • Saalburgmuseum (Hrsg.): Der Limes. Eine antike Grenze. CD-ROM. Saalburgmuseum, Bad Homburg 1998.

Webpublikationen

Anmerkungen

  1. Aufzählung erfolgt von W nach O.
  2. Provinzeinteilung zur Zeit des Septimius Severus, frühes 3. Jahrhundert n. Chr.
  3. Legionsstandorte im 2. Jahrhundert n. Chr.
  4. Provinzeinteilung im 4. Jahrhundert n.Chr.

Einzelnachweise

  1. W. Gebert: Limes. Untersuchungen zur Erklärung des Wortes und seiner Anwendung. In: Bonner Jahrbücher. Band 119, No. 2, 1910, S. 158–205.
  2. Egon Schallmayer: 2011, S. 11.
  3. a b Plank/Thiel: 2009, S. 79.
  4. Ovid, Fasti 2, 684f.: gentibus est aliis tellus data limine certo: / Romanae spatium est urbis et orbis idem („Andere Völker haben ein Gebiet mit festen Grenzen: Nur bei dem römischen deckt sich die Stadt mit dem Erdkreis“).
  5. Wolfgang Moschek: 2010, S. 95.
  6. Wolfgang Moschek: 2010, S. 7–8.
  7. Egon Schallmayer: 2011, S. 9-10.
  8. Wolfgang Moschek: 2010, S. 9.
  9. Michael Sommer: 2004, S. 71-72.
  10. Wolfgang Moschek: 2010, S. 57.
  11. Wolfgang Moschek: 2010, S. 93.
  12. Egon Schallmayer: 2011, S. 10.
  13. Wolfgang Moschek: 2010, S. 92.
  14. a b Wunder der Archäologie: 1999, S. 170.
  15. Adrian Goldsworthy: 2001, S. 147–149.
  16. Adrian Goldsworthy: 2001, S. 148.
  17. Kurt Genser: 2007, S. 79-80.
  18. Wunder der Archäologie, 1999, S. 169.
  19. Wolfgang Moschek: 2010, S. 19.
  20. Yann Le Bohec: 2009, S. 189.
  21. Jörg Wagner: 1985, S. 6.
  22. Jörg Wagner: 1985, S. 7.
  23. Nicolae Guidea: 1997, S. 6-9.
  24. Wortschöpfung von Jean Bardez, 1949.
  25. Wolfgang Moschek: 2010, S. 101.
  26. Wolfgang Moschek: 2010, S. 102.
  27. Wolfgang Kuhoff: 2009, S. 36.
  28. Wolfgang Moschek: 2010, S. 112-113.
  29. Wolfgang Moschek: 2010, S. 111.
  30. Wolfgang Moschek: 2010, S. 113.
  31. Wolfgang Moschek: 2010, S. 115-116.
  32. Peter Heather: 2011, S. 473.
  33. Wolfgang Moschek: 2010, S. 1.
  34. Plank/Thiel: 2009, S. 50-51.
  35. M. J. T. Lewis: Surveying Instruments of Greece and Rome. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79297-5, S. 242, 245.
  36. ND occ.: XXXIV
  37. ND Occ., XXIV
  38. ND occ.: XXXIV
  39. ND occ.: XXXII
  40. Zsolt Mráv: Römische Militäranlagen im Barbaricum. In: Von Augustus bis Attila. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 51.
  41. Nicolae Guidea: 1997, S. 4–16.
  42. Yan le Bohac: 1993, S. 194.
  43. Martin Hartmann: Satala, Kurzbericht über die geophysikalischen Untersuchungen und den Survey im August 2004, S. 1.
  44. Wolfgang Moschek: 2010, S. 67.
  45. Jörg Wagner: 1985, S. 4.
  46. Wunder der Archöologie: 1999, S. 172.
  47. Yan le Bohac: 2009, S. 195-196
  48. Yan le Bohec: 2009, S. 197-198.
  49. J. Baradez: Fossatum Africae, 1949.
  50. Yan le Bohec: 2009, S. 198-199.
  51. David J. Mattingly, R. Bruce Hitchner: Roman Africa. An Archaeological Review. In: The Journal of Roman Studies, Vol. 85, 1995, S. 165–213 (JSTOR).
  52. Yan le Bohec: 2009, S. 198-200.
  53. Zitiert nach Andreas Thiel: Wege am Limes. 55 Ausflüge in die Römerzeit. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1946-X, S. 9.