Olympische Sommerspiele 2012/Leichtathletik – Diskuswurf (Frauen)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Diskuswurf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 36 Athletinnen aus 23 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion London
Wettkampfphase 3. August 2012 (Qualifikation)
4. August 2012 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Kroatien Sandra Perković (CRO)
China Volksrepublik Li Yanfeng (CHN)
Kuba Yarelys Barrios (CUB)
2008 2016
Das Olympiastadion von London im Jahr 2015

Der Diskuswurf der Frauen bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde am 3. und 4. August 2012 im Olympiastadion London ausgetragen. 36 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde die Kroatin Sandra Perković, die vor der Chinesin Li Yanfeng und der Kubanerin Yarelys Barrios gewann.

Für Deutschland nahmen Julia Fischer, Nadine Müller und Anna Rüh teil. Fischer schied in der Qualifikation aus. Müller und Rüh erreichten das Finale. Müller belegte Rang vier, Rüh Rang neun.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasiegerin Stephanie Brown Trafton (Vereinigte Staaten USA) 64,74 m Peking 2008
Weltmeisterin Li Yanfeng (China Volksrepublik Volksrepublik China) 66,52 m Daegu 2011
Europameisterin Sandra Perković (Kroatien Kroatien) 67,62 m Helsinki 2012
Zentralamerika und Karibik-Meisterin Denia Caballero (Kuba Kuba) 62,06 m Mayagüez 2011
Südamerika-Meisterin Andressa de Morais (Brasilien Brasilien) 57,54 m Buenos Aires 2011
Asienmeisterin Sun Taifeng (China Volksrepublik Volksrepublik China) 60,89 m Kōbe 2011
Afrikameisterin Chinwe Okoro (Nigeria Nigeria) 56,60 m Porto-Novo 2012
Ozeanienmeisterin Alexaraee Toeaina (Samoa Amerikanisch Amerikanisch-Samoa) 48,99 m Cairns 2012

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord Gabriele Reinsch (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) 76,80 m Neubrandenburg, DDR (heute Deutschland) 9. Juli 1988[1]
Olympischer Rekord Martina Hellmann (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) 72,30 m Finale OS Seoul, Südkorea 29. September 1988

Der schon seit 1980 bestehende olympische Rekord wurde auch bei diesen Spielen nicht erreicht. Der weiteste Wurf gelang der kroatischen Olympiasiegerin Sandra Perković mit 69,11 m in ihrem dritten Versuch im Finale am 4. August. Damit blieb sie 3,19 m unter dem Olympia- und 7,69 m unter dem Weltrekord.

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab einen neuen Landesrekord:
69,11 m – Sandra Perković (Kroatien), Finale am 4. August, dritter Durchgang

Doping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In diesem Wettbewerb gab es zwei Dopingfälle:

  • Für die zunächst zweitplatzierte Russin Darja Pischtschalnikowa ergaben Nachtests von im Mai 2012 abgegebenen Dopingproben positive Resultate auf verbotene Anabolika. Im Dezember 2012 hatte sich Darja Pischtschalnikowa als sogenannte Whistleblowerin vertraulich an die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gewandt, um zur Aufklärung des "Staatsdopings" in Russland beizutragen. Die WADA benachrichtigte daraufhin die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA, womit Pischtschalnikowas Whistleblower-Handeln auch in Russland offiziell wurde. Die Silbermedaille wurde ihr aberkannt, 2013 wurde sie als Wiederholungstäterin für zehn Jahre gesperrt.[2] Die nachfolgenden Athletinnen rückten in der Wertung um jeweils einen Platz nach vorne.
  • Wera Karmischina-Ganejewa, eine weitere Russin, die in der Qualifikation ausgeschieden war, wurde mittels der Analyse ihrer Dopingproben von diesen Spielen bei einem Nachtest im Februar 2017 des Einsatzes von Dehydroepiandrosteron (Turinabol) überführt und nachträglich disqualifiziert. Außerdem erhielt sie eine zweijährige Wettkampfsperre.[3]

Benachteiligt wurden vor allem folgende Sportlerinnen:

  • Yarelys Barrios, Kuba – Sie erhielt ihre Bronzemedaille erst mit langer Verspätung und konnte nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
  • Zinaida Sendriūtė, Litauen – Ihr hätten als Achtplatzierte im Finale drei weitere Versuche zugestanden.
  • Seema Antil, Indien – Sie wäre mit ihren 61,99 m aus der Qualifikation im Finale teilnahmeberechtigt gewesen.

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Anmerkungen:

  • Alle Zeiten in diesem Beitrag sind nach Ortszeit London (UTC±0) angegeben.
  • Alle Weitenangaben in Metern (m) notiert.

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Acht Athletinnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 63,00 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht und das Finalfeld wurde mit den vier nächstbesten Starterinnen beider Gruppen (hellgrün unterlegt) auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. So mussten schließlich 62,47 m für die Finalteilnahme erbracht werden. Zu den acht direkt für das Finale qualifizierten Werferinnen gehörte auch die Dopingbetrügerin Darja Pischtschalnikowa, sodass schließlich nur elf Athletinnen in die Finalwertung kamen.

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natalija Fokina-Semenowa – ausgeschieden mit 60,61 m

3. August 2012, 19:10 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Yarelys Barrios Kuba Kuba x 65,94 65,94
2 Li Yanfeng China Volksrepublik Volksrepublik China 59,69 64,48 64,48
3 Dani Samuels Australien Australien 60,02 x 63,97 63,97
4 Krishna Poonia Indien Indien x 63,54 63,54
5 Ma Xuejun China Volksrepublik Volksrepublik China 62,66 60,49 62,18 62,66
6 Mélina Robert-Michon Frankreich Frankreich x 62,47 59,72 62,47
7 Natalija Fokina-Semenowa Ukraine Ukraine 58,37 60,61 60,36 60,61
8 Julia Fischer Deutschland Deutschland x 58,82 60,23 60,23
9 Li Wen-hua Chinesisch Taipeh Chinesisch Taipeh 58,22 59,91 58,99 59,91
10 Żaneta Glanc Polen Polen 56,40 59,88 56,77 59,88
11 Aretha Thurmond Vereinigte Staaten USA 58,38 59,39 57,81 59,39
12 Rocío Comba Argentinien Argentinien 55,22 55,81 58,98 58,98
13 Allison Randall Jamaika Jamaika 57,16 58,06 x 58,06
14 Yaimé Pérez Kuba Kuba 57,46 x 57,87 57,87
15 Věra Pospíšilová-Cechlová Tschechien Tschechien 55,00 x x 55,00
DOP Darja Pischtschalnikowa Russland Russland 65,02 65,02 [2] für das Finale zugelassen
DOP Wera Karmischina-Ganejewa Russland Russland 59,90 49,53 x 59,90 [3]

Weitere in Qualifikationsgruppe A ausgeschiedene Diskuswerferinnen:

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seema Antil schied mit 61,99 m nur aus, weil eine gedopte Werferin vor ihr lag

3. August 2012, 20:35 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Nadine Müller Deutschland Deutschland 65,89 65,89
2 Sandra Perković Kroatien Kroatien 65,74 65,74
3 Stephanie Brown Trafton Vereinigte Staaten USA x 61,09 64,89 64,89
4 Anna Rüh Deutschland Deutschland 62,98 x 59,71 62,98
5 Zinaida Sendriūtė Litauen Litauen 61,71 x 62,79 62,79
6 Seema Antil Indien Indien x 61,10 61,99 61,99 eigentlich für das Finale qualifiziert
7 Nicoleta Grasu Rumänien Rumänien 61,86 59,59 x 61,86
8 Gia Lewis-Smallwood Vereinigte Staaten USA x 61,44 61,25 61,44
9 Andressa de Morais Brasilien Brasilien x x 60,94 60,94
10 Swetlana Saikina Russland Russland 59,76 60,67 x 60,67
11 Dragana Tomašević Serbien Serbien 59,32 60,53 57,68 60,53
12 Karen Gallardo Chile Chile 58,82 60,09 x 60,09
13 Denia Caballero Kuba Kuba 57,47 x 58,78 58,78
14 Kateryna Karsak Ukraine Ukraine x x 58,64 58,64
15 Monique Jansen Niederlande Niederlande 55,65 57,50 56,04 57,50
16 Irina Rodrigues Portugal Portugal 57,23 x 55,58 57,23
17 Swjatlana Sjarowa Belarus Belarus 56,70 55,99 x 56,70
NM Tan Jian China Volksrepublik Volksrepublik China x x x ogV

Weitere in Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Diskuswerferinnen:

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegerehrung im Diskuswurf:
links: die gedopte und später disqualifizierte Darja Pischtschalnikowa (hier noch als Silbermedaillengewinnerin geehrt), Mitte: Sandra Perković (Gold), rechts: Li Yanfeng (Bronze, später Silber)

4. August 2012, 19:30 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Weite Anmerkung
1 Sandra Perković Kroatien Kroatien 64,58 68,11 69,11 x 66,96 64,03 69,11 NR
2 Li Yanfeng China Volksrepublik Volksrepublik China x 67,22 x x 63,64 x 67,22
3 Yarelys Barrios Kuba Kuba 63,97 66,38 64,84 64,06 x 65,21 66,38
4 Nadine Müller Deutschland Deutschland 65,71 65,06 x 64,16 64,35 65,94 65,94
5 Mélina Robert-Michon Frankreich Frankreich 62,23 61.70 62,41 62.66 63,62 63,98 63,98
6 Krishna Poonia Indien Indien 62,42 x 61,61 x 63,62 61,31 63,62
7 Stephanie Brown Trafton Vereinigte Staaten USA 63,01 x 59,30 x x 61,89 63,01
8 Zinaida Sendriūtė Litauen Litauen 61,68 x x eigentlich zu drei weiteren Würfen berechtigt 61,68
9 Anna Rüh Deutschland Deutschland 59,95 x 61,36 nicht im Finale der
besten acht Werferinnen
61,36
10 Ma Xuejun China Volksrepublik Volksrepublik China 61,02 x 60,72 61,02
11 Dani Samuels Australien Australien 60,40 59,86 57,87 60,40
DOP Darja Pischtschalnikowa Russland Russland 65,19 62,07 65,06 66,42 67,56 59,13 67,56 [2]

Für das Finale hatten sich zwölf Athletinnen qualifiziert, acht von ihnen über die Qualifikationsweite und vier weitere über ihre Platzierungen. Zwei Chinesinnen und zwei Deutsche kämpften zusammen mit je einer Teilnehmerin aus Australien, Frankreich, Indien, Kroatien, Kuba, Litauen und den USA um die Medaillen. Hinzu kam die gedopte Russin Darja Pischtschalnikowa, letztlich kamen somit nur elf Werferinnen in die Endwertung.

Als Favoritin galt die kroatische Europameisterin Sandra Perković. Zu ihren stärksten Gegnerinnen zählten vor allem Weltmeisterin Li Yanfeng aus China und Vizeweltmeisterin Nadine Müller aus Deutschland. Eine weitere Mitfavoritin war die gedopte Russin Darja Pischtschalnikowa. Auch die US-amerikanische Olympiasiegerin von 2008 Stephanie Brown Trafton hatte sich für das Finale qualifizieren können, war jedoch nicht mehr so stark einzuschätzen wie vor vier Jahren.

Müller ging im ersten Versuch mit 65,71 m in Führung, damit lag sie einen guten halben Meter vor Pischtschalnikowa (65,19 m). Perković folgte mit 64,58 m auf Platz drei vor der Kubanerin Yarelys Barrios, die 63,97 m erzielt hatte. Im zweiten Versuch zogen Perković mit 68,11 m, Li mit 67,22 m und Barrios mit 66,38 m an Müller vorbei. Perković verbesserte sich mit ihrem dritten Wurf auf 69,11 m, damit hatte sie einen neuen kroatischen Landesrekord aufgestellt. In den Durchgängen vier und fünf steigerte sich Pischtschalnikowa über 66,42 m bis auf 67,42 m, womit sie nun Zweite war. Zwar konnte sich auch Müller im letzten Durchgang noch einmal verbessern, ihre 65,94 m reichten jedoch nicht für eine höhere Platzierung, so belegte sie hinter Olympiasiegerin Sandra Perković, der zunächst Zweiten Darja Pischtschalnikowa, Li und Barrios den zunächst fünften Platz. Nach Pischtschalnikowas Disqualifikation rückten alle Werferinnen ab Rang drei um jeweils einen Platz nach vorne. So gewann Li Yanfeng Silber und Yarelys Barrios kam mit Bronze ebenfalls zu einer Medaille. Nadine Müller wurde Vierte vor der Französin Mélina Robert-Michon, der Inderin Krishna Poonia und Stephanie Brown Trafton.

Sandra Perković gewann die erste olympische Goldmedaille in der Leichtathletik für Kroatien.
Li Yanfeng war die erste chinesische Medaillengewinnerin in dieser Disziplin.

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Discus throw - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 21. April 2022
  2. a b c Doping: Olympia-Zweite Pischtschalnikowa gesperrt. In: Frankfurter Rundschau 30. April 2013; abgerufen am 21. April 2022
  3. a b 5 Russians banned for doping at Olympics, track worlds, apnews.com 19. April 2017 (englisch); abgerufen am 21. April 2022