Splügen GR
GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Splügen zu vermeiden. |
Splügen | ||
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Staat: | ![]() | |
Kanton: | ![]() | |
Region: | Viamala | |
Politische Gemeinde: | Rheinwald | |
Postleitzahl: | 7435 Splügen 7436 Medels im Rheinwald | |
frühere BFS-Nr.: | 3694 | |
Koordinaten: | 744528 / 157482 | |
Höhe: | 1457 m ü. M. | |
Fläche: | 60,49 km² | |
Einwohnerdichte: | 6 Einw. pro km² | |
Website: | www.rheinwald.ch | |
Splügen GR | ||
Karte | ||
Splügen (in einheimischer Mundart [ˈʃplyːg̊ə], rätoromanisch Spleja/Spligia)[1] war bis am 31. Dezember 2018 eine politische Gemeinde der Region Viamala im Schweizer Kanton Graubünden.
Auf den 1. Januar 2019 fusionierte Splügen mit Hinterrhein und Nufenen zur Gemeinde Rheinwald.
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Dorf Splügen liegt auf 1457 m Höhe im Rheinwald am Hinterrhein sowie an der Verzweigung der Routen zu den Pässen Splügenpass und San Bernardino. Beide Pässe wurden schon in römischer Zeit als Verbindungsrouten nach Italien genutzt. Das markanteste Hotel ist das 1722 erstellte Hotel Bodenhaus.
Aus dem Seitental zum Splügenpass fliesst bei Splügen der Hüscherenbach in den Hinterrhein.
Zu Splügen gehört seit dem 1. Januar 2006 auch die bis dahin selbständige Gemeinde Medels im Rheinwald. Medels liegt zwischen Splügen und Nufenen und war zuvor sowohl flächenmässig wie bezüglich der Bevölkerung die kleinste politische Gemeinde im Tal. Angrenzende Gemeinden sind Madesimo (Italien), Mesocco, Nufenen, Safien und Sufers.
Der Ort Splügen hat sich zu einem kleinen Wintersportort entwickelt und zieht auch wegen des intakten historischen Dorfkerns Touristen an; 1995 erhielt Splügen den Wakkerpreis, der vom Schweizer Heimatschutz für beispielhaften Schutz des Ortsbildes verliehen wird. Östlich des Dorfes liegt die Ruine der ehemaligen Burg Splügen. Am Weg zur Burg, rund 100 Meter östlich der reformierten Kirche, lag bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Kirche St. Urban und Vincentius.
Nördlich von Splügen erheben sich die Splügener Kalkberge.
Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blasonierung: In Rot über silber (weiss) bordiertem blauen, Wellenbalken ein silberner Zinnenturm
Das Flussband, das als Motiv in nahezu allen Rheinwaldgemeinden vorkommt wird ergänzt durch den Zinnenturm als Hinweis auf die Burg in Splügen. Die Farben des Wappens leiten sich vom Wappen der Freiherren von Vaz her.
Wappen der ehemaligen Gemeinde Medels im Rheinwald: Blasonierung: In Rot über silber (weiss) bordiertem blauen Wellenbalken der silberne Buchstabe M Neben dem Anfangsbuchstaben der Gemeinde, der Wellenbalken als Symbol für die Talschaft.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Ortsname taucht als Speluca in einem nur als Abschrift aus dem 16. Jahrhundert erhaltenen Verzeichnis der karolingischen Kaiser von 831 auf, im 13./14. Jahrhundert erscheint er als Speluga/Spluͥgen/Spluͥga. Er geht zurück auf lat. spelunca ‚Höhle, das in Dialekten Italienischbündens noch als splüg, überhängender Fels/Höhle erhalten ist.
Die ursprünglich in romanischem Sprachgebiet liegenden Orte im Rheinwald wurden im späten 13. Jahrhundert von deutschsprachigen Walsern von Süden her über den San-Bernardino-Pass besiedelt. Vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert bildete der Warentransport die Haupteinkommensquelle für die einheimische Bevölkerung; die meisten lebten direkt oder indirekt vom Säumerwesen.
1716 und 1751 wurde das Dorf Splügen durch Brände jeweils weitgehend zerstört und jeweils auf den verbliebenen Grundmauern wieder aufgebaut.
Von 1818 bis 1823 wurden die Saumpfade über den Splügen und den San-Bernardino-Pass fast gleichzeitig zu sogenannten Kommerzialstrassen ausgebaut, was zu einem Aufschwung des Waren- und Personentransits führte. Der Grund war die Rivalität des Piemont und der österreichischen Lombardei, sodass die Lombardei den Splügenpass auf eigene Rechnung ausbaute, während sich Piemont nur am Bündner Projekt beteiligen musste – ein nur kurzes Wahrzeichen war die dem König Vittorio Emanuele gewidmete Brücke südlich von San Bernardino. Das Projekt einer Bahnverbindung durch Graubünden hatte sich auf den Lukmanierpass verschoben und unterlag der Gotthardbahn. Mit der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 wurde vielen Einheimischen die Arbeits- und Verdienstmöglichkeit zunichtegemacht; der Warentransport sank innert kurzer Zeit von 14'000 Tonnen auf 1000 Tonnen. Viele wanderten aus und suchten ihr Glück in den USA oder Neuseeland.
Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges bestand die Absicht, Splügen, Medels und Nufenen in einem riesigen Stausee versinken zu lassen. Der 700 Meter lange und 150 Meter hohe Staudamm wäre bei der Burgruine Splügen gebaut worden; ein kleinerer Damm bei Sufers. Heftige Gegenwehr der Bevölkerung verhinderte das Projekt und am 29. November 1946 wurde das Stauseeprojekt Rheinwald nach jahrelangem Rechtsstreit vom Bundesrat abgelehnt.[2]
Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Dorf und bei der Burg die Sperrstelle Splügen erstellt.
Ein neues Kapitel in der Geschichte des Passdorfes Splügen begann 1967 mit der Eröffnung des Strassentunnels durch den San Bernardino. Splügen profitierte vom erhöhten Verkehrsaufkommen und entwickelte sich zu einem Winter- und Sommerferienort. Fortan wurde es auf dem im Winter geschlossenen Splügenpass sehr ruhig, weshalb er sich für kulturhistorisch Interessierte aufgrund der erhalten gebliebenen Kunstbauten der ersten Strasse ausgezeichnet als Anschauungsbeispiel eignet.[3] Für den Erhalt des historischen Ortsbildes engagierten sich die Schweizer 1973 durch den Kauf von Schoggitalern.
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||||
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Jahr | 1690 | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1980 | 1990 | 2000 | 2005 | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 |
Einwohner | 360 | 494 | 373 | 336 | 387 | 415 | 415 | 411 | 401 | 405 | 406 | 384 | 377 |
Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gemeinde wurde um 1290 von Walsern besiedelt und gehört daher zu den seit Jahrhunderten deutschsprachigen Orten des Kantons Graubünden. Deutsch ist einzige Behördensprache. Die Entwicklung in Splügen (mit Medels) der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen in Splügen | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 350 | 84,34 % | 364 | 87,71 % | 369 | 89,78 % |
Rätoromanisch | 30 | 7,23 % | 18 | 4,34 % | 8 | 1,95 % |
Italienisch | 20 | 4,82 % | 9 | 2,17 % | 11 | 2,68 % |
Einwohner | 415 | 100 % | 415 | 100 % | 411 | 100 % |
Herkunft und Staatsangehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von den 401 Bewohnern Ende 2005 der (alten) Gemeinde waren 353 (= 88 %) Schweizer Staatsangehörige. Von den (mit Medels im Rheinwald) 446 Einwohnern waren 395 (= 89 %) Schweizer Staatsbürger.
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Splügen liegt an der Autostrasse A13 und ist mit der Postautolinie (Chur–)Thusis–Bellinzona ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen. Busse der italienischen Gesellschaft STPS fahren über den Splügenpass ins Valle San Giacomo und nach Chiavenna.
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach wie vor ist Splügen durch die Landwirtschaft geprägt. Vier Hotels und einige Restaurants bieten Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten an. Zum Einkaufen stehen eine Metzgerei, ein Volg und die Sennerei Splügen zur Verfügung, wo lokale Produkte angeboten werden.[4] Vor allem im Winter spielt der Tourismus eine wesentliche Rolle: Mehrere Bahnen führen ins Skigebiet am Pizzo Tambo.[5]
Brauchtum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jedes Jahr an Aschermittwoch wird der Pschuuri gefeiert.
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben dem gut erhaltenen Dorfbild mit seinen alten Häusern gibt es in und um Splügen folgende Sehenswürdigkeiten:
- Die reformierte Kirche Splügen
- Das Gemeindehaus[6]
- Die Hotels Bodenhaus und Weiss Kreuz
- Die Burg Splügen
- Das ehemalige Zollgebäude[7]
- Die Marmorbrücke an der Strasse zum Splügenpass
- Die restaurierte Splügengalerie unterhalb der Passhöhe
- Alter Tunnel mit Spitztonne oberhalb der heutigen Strasse über den Splügenpass
- Ein beliebtes Wanderziel ist der Ober Surettasee[8]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bündner Monatsblatt 4/2016: Kampf dem Rheinwald: Das Aus für das Grosskraftwerk Splügen/Rheinwald
- Kurt Wanner: Splügen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2013.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Splügen GR auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Splügen
- Bundesinventar ISOS: Splügen
- Splügen: ASTi, catalogo dei fondi fotografici
- Alfred Wyss: Splügen, eine erhaltenswerte Dorfanlage. Zeitschrift Heimatschutz 1973, Heft 3
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Andres Kristol: Splügen GR (Hinterrhein) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 848.
- ↑ Kraftwerke Hinterrhein
- ↑ Via Spluga
- ↑ Sennerei Splügen (Memento des Originals vom 19. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Skigebiet Tambo (Memento des Originals vom 15. März 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Das Gemeindehaus
- ↑ Das ehemalige Zollgebäude
- ↑ Der Tunnel mit Spitztonne