„Druck (Physik)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Pressure force area.svg|mini|Hier steht die Kraft <math>F</math> senkrecht auf der Fläche <math>A</math>.]]
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In der [[Physik]] ist der '''Druck''' das Ergebnis einer ''senkrecht'' auf eine [[Fläche (Mathematik)|Fläche]] ''A'' einwirkenden [[Kraft]] ''F'', siehe Bild. Der Druck auf einer ebenen Fläche lässt sich mathematisch als Quotient
Der '''Druck''' ist ein Maß für den Widerstand, den [[Materie (Physik)|Materie]] einer Verkleinerung des zur Verfügung stehenden Raumes entgegensetzt. Druck ist eine [[Intensive Größe|intensive]], [[Skalare Größe|skalare]] [[physikalische Größe]] mit der [[SI-Einheitensystem|SI-Einheit]] [[Pascal (Einheit)|Pascal]]. Das übliche [[Formelzeichen]] <math>p</math> lehnt sich an das lateinische bzw. englische Wort für Druck ({{laS|''pressio''}}, {{enS|''pressure''}}) an.


:<math>p := \frac{F}{A}</math>
Druck kann in den meisten Fällen mit dem [[Quotient]]en aus [[Kraft]] <math>F</math> und [[Flächeninhalt|Fläche]] <math>A</math> gleichgesetzt werden:
:<math>p = \frac{F}{A}.</math>
Genauer gesagt ist <math>F</math> der Betrag der Kraft, die senkrecht auf die Bezugsfläche mit Flächeninhalt <math>A</math> wirkt. Aus Sicht der [[Elastizitätstheorie]] ist der Druck eine [[Normalspannung]] und somit ein Spezialfall der [[Spannung (Mechanik)|mechanischen Spannung]].


schreiben. Er ist positiv, wenn die Kraft zum Körper hin gerichtet ist, ein negativer Druck entspricht einem Zug<ref>{{Internetquelle| url=http://www.spektrum.de/lexikon/physik/druck/3421| titel=Druck – Lexikon der Physik| hrsg=Spektrum Verlag| format=html| sprache=de| zugriff=2017-04-20}}</ref>. Nach dem '''Pascal’schen Prinzip''' breitet sich Druck in ruhenden Flüssigkeiten und Gasen ([[Fluid]]en) allseitig aus und wirkt im Volumen in allen Richtungen aber immer senkrecht auf Wände. Das übliche [[Formelzeichen]] „''p''“ lehnt sich an das lateinische bzw. englische Wort für Druck ({{laS|''pressio''}}, {{enS|''pressure''}}) an.
Das [[Pauli-Prinzip]] der [[Quantenphysik]] führt bei [[Fermion]]en zu einem [[Entartungsdruck]], der beispielsweise einen [[Weißer Zwerg|Weißen Zwergstern]] vor dem weiteren Kollaps bewahrt. Im Rahmen der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] trägt auch Druck zur [[Gravitation]]swirkung bei.


Druck ist eine [[Intensive Größe|intensive]], [[Skalare Größe|skalare]] [[physikalische Größe]], die insbesondere in der [[Thermodynamik]] und [[Strömungsmechanik]] eine wichtige Rolle spielt. Das Verhältnis von Kraft zur Fläche ist genauer der ''thermodynamische Druck'', der eine [[Zustandsgröße]] ist. Der ''mechanische Druck'' ist eine in allen Raumrichtungen gleichermaßen wirkende [[Normalspannung]] (ein Spezialfall der [[Spannung (Mechanik)|mechanischen Spannung]]) und kann im Ungleichgewicht vom thermodynamischen Druck abweichen.
== Einfache Definition ==

Das [[Pauli-Prinzip]] der [[Quantenphysik]] führt bei [[Fermion]]en zu einem [[Entartungsdruck]], der beispielsweise einen [[Weißer Zwerg|Weißen Zwergstern]] vor dem weiteren Kollaps bewahrt. Nach der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] trägt auch Druck zur [[Gravitation]]swirkung bei.

== Geschichte ==
[[Datei:Hydrostatisches Paradoxon4.svg|mini|[[Hydrostatisches Paradoxon]]: Der Flüssigkeitsdruck am Boden (rot) ist in allen drei Gefäßen gleich.]]
Im [[Altertum]] waren bereits [[Archimedes]], [[Ktesibios]], [[Philon von Byzanz]], [[Heron von Alexandria]] und [[Sextus Iulius Frontinus]] die Wirkung des Drucks von Wasser und Luft bekannt. Im [[Mittelalter]] ist [[Alhazen]] zu erwähnen, der sich eine richtige Vorstellung vom Luftdruck machte bevor in der [[Renaissance]] der holländische Kaufmann [[Simon Stevin]] (1548-1620) die ersten Prinzipien der [[Hydrostatik]] und das [[Hydrostatisches Paradoxon|hydrostatische Paradoxon]] erkannte<ref>{{Literatur| Autor=Ludwig Darmstaedters| Titel=Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und Technik| Verlag=Springer-Verlag| Ort=Berlin, Heidelberg| Jahr=1908| Online=https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AHandbuch_zur_Geschichte_der_Naturwissenschaften_und_der_Technik.pdf
| Format=PDF| Sprache=de| Zugriff=2017-04-24}}</ref>, siehe Bild.

[[Datei:Baro_0.png|links|mini|hochkant=0.3|]]
Grundlegende Forschungsarbeiten nahmen im 17. Jahrhundert ihren Ausgang am Hof des Großherzogs [[Cosimo II. de’ Medici]]. Dort stellte der Brunnenmeister mit Erstaunen fest, dass er Wasser mittels einer Saugpumpe nicht höher als 32 Fuß (10,26 m) heben konnte. Über der Wassersäule bildete sich – wie im Rohr im Bild im Bereich A-C – ein luftleerer Raum, der das weitere Aufsteigen verhindert. Dieses Phänomen wurde dem Lehrer und [[Hofmathematiker]] Cosimos II, [[Galileo Galilei]], mitgeteilt, der es daraufhin in seinen [[Galileo Galilei#Hausarrest 1633–1642 und die Discorsi|Discorsi]] behandelte (S. 16 – 17). [[Vincenzo Viviani]], ein Mitarbeiter Galileis, schloss 1643 als erster, dass es der Luftdruck ist (im Bild bei B), der das Wasser im Saugrohr hochdrückt. [[Evangelista Torricelli]], Assistent und Nachfolger Galileis, machte Versuche mit einem mit [[Quecksilber]] gefüllten Rohr wie im Bild und erklärte aus der unterschiedlichen Dichte von [[Wasser]] und Quecksilber, warum ersteres 13½ mal höher steigt als letzteres mit 760 [[Millimeter|mm]]. So erfand Torricelli das [[Quecksilberbarometer]]<ref>{{Literatur| Autor=[[Wilhelm H. Westphal]]| Titel=Physik| TitelErg=Ein Lehrbuch| Verlag=Springer-Verlag| Ort=Berlin, Heidelberg| Jahr=1953| Online={{Google Buch| BuchID=Z8x_BwAAQBAJ| Seite=165}}| Seiten=165| Zugriff=2017-04-25}}</ref>.

Die Kunde vom „italienischen Experiment“ kam 1644 über [[Marin Mersenne]] und dem Physiker [[Pierre Petit (Ingenieur)| Pierre Petit]] zu [[Blaise Pascal]]. Dieser wiederholte Torricellis Experimente und folgerte, dass der Druck in einer Flüssigkeit oder einem Gas proportional zur Tiefe ist. Entsprechend muss, wenn die Quecksilbersäule vom Luftdruck getragen wird, ihre Höhe auf einem Berg kleiner als im Tal sein. Petit und Pascals Schwager Florin Périer, dem Vater von [[Marguerite Périer]], führten am 19. September 1648 die entsprechenden Messungen in [[Clermont-Ferrand]] und auf dem Gipfel des 1645 m hohen [[Puy-de-Dôme]] durch und erhielten die erwarteten Ergebnisse<ref>{{Literatur| Autor=Blaise Pascal| Titel=Oeuvres de Plaise Pascal| Band=Band 4| Ort=La Haye| Verlag=Detune| Jahr=1779| Seiten=353 – 359 ff.| Kommentar=Brief von Périer an Pascal vom 22.9.1648, der das Experiment detailliert beschreibt| Online=https://archive.org/details/bub_gb_D9DZeTX-VQoC| Format=pdf| Sprache=fr| Zugriff=2017-04-23}}</ref>. Schon im Oktober veröffentlichte Pascal seine Resultate als „Récit de la grande expérience de l'équilibre des liqueurs“ ({{frS|Bericht vom großen Experiment über das Gleichgewicht von Flüssigkeiten}})<ref>{{Literatur| Autor=Hans Loeffel| Titel=Blaise Pascal 1623 – 1662| Verlag=Birkhäuser Verlag| Ort=Basel| Jahr=1987| ISBN=978-3-0348-7245-4| DOI=10.1007/978-3-0348-7244-7| Online=http://www.springer.com/de/book/9783034872454| Zugriff=2017-04-20}}</ref><ref>{{Internetquelle| url=https://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/exk/pdf/pascal.pdf| titel=Blaise Pascal| autor=Alexander Odefey| zugriff=2017-04-20}}</ref>. In der „Traitez de l'équilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l'air“ ({{frS|Abhandlung über das Gleichgewicht von Flüssigkeiten und vom Gewicht der Masse der Luft}})<ref name="traitez">{{Literatur| Autor=Blaise Pascal| Titel=Traitez de l'équilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l'air| Jahr=1663| Ort=Paris| Sprache=fr| Format=pdf| Online=https://archive.org/details/bub_gb_F8UPAAAAQAAJ| Zugriff=2017-04-21| Kommentar=posthume zweite Veröffentlichung}}</ref> von 1653 formulierte Pascal unter anderem
* das '''Pascal’sche Prinzip''' wonach sich der Druck in ruhenden Flüssigkeiten nach allen Seiten ausbreitet und im Volumen in allen Richtungen aber auf Wänden immer senkrecht wirkt.<ref>{{Literatur| Autor=Paul A. Tipler, Gene Mosca| Titel=Physik| TitelErg=für Wissenschaftler und Ingenieure| Verlag=Springer-Verlag| Ort=Berlin, Heidelberg| ISBN=978-3-642-54165-0| DOI=10.1007/978-3-642-54166-7| Online={{Google Buch| BuchID=RCj3BQAAQBAJ| Seite=598}}| Zugriff=2017-04-25}}</ref>,
* das '''Pascal’sche Gesetz''' für den hydrostatischen Druck, der linear mit der Tiefe zunimmt, siehe unten, und
* das Funktionsprinzip einer „machine nouvelle pour multiplier les forces“ ({{frS|neuen Maschine um die Kräfte zu multiplizieren}}), also der [[Hydraulische Presse|hydraulischen Presse]].

[[Datei:Magdeburg.jpg|mini|Stich von Guerickes Halbkugelversuch]]
[[Otto von Guericke]] führte 1654 vor dem Reichstag zu Regensburg sein berühmtes Experiment mit den [[Magdeburger Halbkugeln]] vor, siehe Bild.

Neue Erkenntnisse trugen unter anderem
* [[Robert Boyle]] und [[Edme Mariotte]] 1662 durch das [[Boyle-Mariotte|Gesetz von Boyle-Mariotte]],
* [[Daniel Bernoulli]] 1738 durch die Rückführung des Drucks von Gasen auf die Stöße der Gasmoleküle ([[Kinetische Gastheorie]]) sowie Unterscheidung zwischen dem hydrostatischen und hydrodynamischen Druck ([[Bernoullische Druckgleichung]]),
* [[Leonhard Euler]] mit der Definition des Drucks in einem Fluid in seiner bis heute gültigen Form<ref>{{Literatur| Autor=[[Thomas Sonar]]| Titel=Turbulenzen um die Fluidmechanik| Sammelwerk=Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft| Jahr=2009| Seiten=64–74| ISBN=978-3-941205-34-5}}</ref> und
* [[John Dalton]] 1802 durch Entdeckung der [[Partialdruck|Partialdrücke]] von Gasen in Gasgemischen ([[Dalton-Gesetz]])

bei.

== Definition {{Anker|Einfache Definition}} ==
Druck ist das Ergebnis einer auf eine Fläche einwirkenden Kraft. Die Größe des Drucks auf die Bezugsfläche ''A'' ergibt sich ausschließlich aus der senkrecht zur Fläche stehenden [[Vektor#Darstellung in Koordinaten|Kraftkomponente]] <math>F_n</math>. Mathematisch bei einer ebenen Fläche ''A'':

:<math>p = \frac{F_n}{A}</math>

Bei gekrümmten Flächen oder ortsabhängigem Druck ist ein hinreichend kleines Flächenelement d''A'' zu betrachten:

:<math> p =\lim_{\mathrm{d}A\to 0}\frac{\mathrm d F_n}{\mathrm d A}</math>


Druck ist das Ergebnis einer auf eine Fläche einwirkenden Kraft. Die Größe des Drucks auf die Bezugsfläche ''A'' ergibt sich ausschließlich aus der senkrecht zur Fläche stehenden [[Vektor#Darstellung in Koordinaten|Kraftkomponente]] <math>F_n</math>.
Mathematisch:
:<math>
p = \frac{F_n}{A}\quad \text{oder} \quad p = \frac{\mathrm d F_n}{\mathrm d A}
</math>
mit:
mit:
:<math>p</math> dem Druck,
:<math>p</math> dem Druck,
:<math>F_n</math> der [[Normalkraft]],
:<math>F_n</math> der [[Normalkraft]] und
:<math>A</math> die Fläche, auf die die Kraft einwirkt.
:<math>A</math> der Fläche, auf die die Kraft einwirkt.


[[Vektor]]iell ist der Druck die [[Proportionalitätskonstante]] zwischen dem [[Orientierte Fläche|vektoriellen Oberflächenelement]] <math>\mathrm{d}\vec A</math> und der Normalkraft <math>\mathrm{d}\vec{F}_n,</math> die auf dieses Element wirkt:
Es ist falsch (wenn auch gebräuchlich) zu sagen, dass der Druck in eine bestimmte Richtung wirkt. Denn Druck ist als skalare Größe richtungslos. Eher wäre es sinnvoll, den Druck als „allseitig wirkend“ zu beschreiben. Meist ist mit dieser Richtungsangabe die Richtung der Kraft gemeint, die durch den Druck an einer interessierenden Stelle hervorgerufen wird.
Druck gibt einen Zusammenhang zwischen dem [[Orientierte Fläche|vektoriellen Oberflächenelement]] <math>\mathrm{d}\vec A</math> und der Normalkraft <math>\mathrm{d}\vec F_n</math>, die auf dieses Element wirkt, an und ist damit die [[Proportionalitätskonstante]] zwischen diesen beiden Vektoren.
:<math>\mathrm d\vec{F}_n=p\,\mathrm d \vec{A} = p\,\vec{n}\,\mathrm d A</math>.


:<math>\mathrm{d}\vec{F}_n=-p\,\mathrm{d}\vec{A} = -p\,\hat{n}\,\mathrm{d}A</math>.
Hierbei zeigt der Normalenvektor auf die Fläche in dieselbe Richtung wie die Kraft, nämlich nach außen.

Der [[Normaleneinheitsvektor]] <math>\hat n</math> auf der Fläche ist parallel zur Kraft und weist hier vom Körper weg nach außen. Das Minuszeichen bewirkt einen ''positiven'' Druck, wenn die Kraft ''auf den Körper gerichtet'' ist. Eine Druckkraft wirkt ''antiparallel'' zu diesem nach außen gerichteten Normalenvektor, also zum Körper hin (eine in Richtung des Normalenvektors ''nach außen'' wirkende Kraft ist eine ''[[Zugkraft]]''.)

Gelegentlich wird gesagt, Druck wirke in eine bestimmte Richtung. Physikalisch wäre hier richtiger von der ''Druckkraft'' die Rede, die in eine Richtung ''drücken'' kann. In der Physik ist Druck jedoch als [[Skalar (Mathematik)|skalare Größe]] richtungslos oder „allseitig wirkend“.


== Definition in der Kontinuumsmechanik ==
== Definition in der Kontinuumsmechanik ==
In der [[ Kontinuumsmechanik]] ist der Druck eine in alle Raumrichtungen wirkende [[mechanische Spannung]]. Die ''mechanische Spannung'' ''σ''<sub>ni</sub> ist die [[Kraft]]komponente ''F''<sub>i</sub> in ''i''-Richtung bezogen auf die Fläche ''A'' mit Normale ''n'' auf der sie wirkt:<ref>{{Literatur| Autor=H. Balke| Titel=Einführung in die Technische Mechanik| TitelErg=Festigkeitslehre| Seiten=32| Auflage=3.| Verlag=Springer-Vieweg| Jahr=2014| ISBN=978-3-642-40980-6}}</ref>
Allgemein ist der Druck über die [[Spur (Mathematik)|Spur]] des [[Spannungstensor]]s <math>\mathbb S</math> definiert:<ref>{{Literatur |Autor=Peter R. Sahm, Ivan Egry, Thomas Volkmann |Titel=Schmelze, Erstarrung, Grenzflächen:Eine Einführung in die Physik und Technologie flüssiger und fester Metalle |Verlag=Springer |Datum=2001 |Seiten=17 |Online={{Google Buch|BuchID=tEErg2bu10MC}}}}</ref>

:<math>p=-\frac{1}{3}\operatorname{tr}\mathbb S</math>.
:<math>\sigma_{ni}=\lim_{\Delta A \to 0}\frac{\Delta F_i}{\Delta A}</math>

Spannungskomponenten senkrecht zur Fläche werden ''[[Normalspannung]]en'' und solche tangential zur Fläche werden ''Schub''- oder ''Scherspannungen'' genannt. Der Druck ist definiert als eine in allen Raumrichtungen wirkende Normalspannung.

In der Kontinuumsmechanik gilt die Vorzeichenregel, dass [[Zugkraft|Zugkräfte]] eine positive Spannung bewirken und durch Druckkräfte hervorgerufene Spannungen ein negatives Vorzeichen haben. Durch Zugkräfte wird ein Körper [[Dehnung|gedehnt]] und durch Druckkräfte gestaucht. Gleichzeitig gilt die Konvention, dass positiver Druck komprimierend wirkt: somit ruft positiver Druck eine negative Spannung hervor.

Der [[Spannungszustand]] in einem Körper wird durch den [[Spannungstensor]] '''σ''' zu einem mathematischen Objekt zusammengefasst. Der ''mechanische Druck'' ist als das negative Drittel der [[Spur (Mathematik)|Spur]] des Spannungstensors definiert:<ref>{{Literatur |Autor=Peter R. Sahm, Ivan Egry, Thomas Volkmann |Titel=Schmelze, Erstarrung, Grenzflächen:Eine Einführung in die Physik und Technologie flüssiger und fester Metalle |Verlag=Springer |Datum=2001 |Seiten=17 |Online={{Google Buch|BuchID=tEErg2bu10MC}}}}</ref>

:<math>p_{\rm mech}:=-\frac{1}{3}(\sigma_x+\sigma_y+\sigma_z)=-\frac{1}{3}\operatorname{Sp}\boldsymbol{\sigma}</math>.

Hier sind ''σ''<sub>x,y,z</sub> die Normalspannungen in x-, y- und z-Richtung eines [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesischen Koordinatensystems]]. Weil der Spannungstensor [[Euklidische Transformation|objektiv]] und die Spur eine [[Hauptinvariante]] ist, ist dieser negative Mittelwert der Normalspannungen – der mechanische Druck – [[Bezugssystem#Wechsel des Bezugssystems|bezugssysteminvariant]]. Falls der Spannungstensor gemäß

:<math>\boldsymbol{\sigma} = -p\,\mathbf{1}</math>

ausschließlich Druckspannungen enthält, wird er [[Drucktensor]] genannt. Hier ist '''1''' der [[Einheitstensor]]. In [[Fluid]]en (Flüssigkeiten und Gase) ist der ''absolute Druck'', siehe unten, immer positiv. In Festkörpern kann auch negativer absoluter Druck auftreten.

In einem durch eine Fläche berandeten Körper sei der [[Normaleneinheitsvektor]] <math>\hat n</math> auf der Fläche nach außen gerichtet. Der Spannungsvektor auf der Fläche ergibt sich dann aus <math>\vec{T}^{(\hat n)}=\boldsymbol{\sigma}\cdot\hat{n}</math>. Im Spezialfall des Drucks berechnet sich also wie oben:

:<math>\mathrm{d}\vec{F}_n
=\vec{T}^{(\hat n)}\mathrm{d} A
=-p\,\mathbf{1}\cdot\hat{n}\,\mathrm{d} A
= -p\,\hat{n}\,\mathrm{d} A</math>

D.&nbsp;h. die Richtung der Kraft ist auf einer Fläche ''immer'' normal und bei positivem Druck auf den Körper gerichtet.

[[Materialmodell]]e definieren den Spannungstensor als Funktion der Deformation des Körpers, wobei der Begriff der Deformation hier so weit gefasst wird, dass auch das Fließen einer Flüssigkeit oder das Strömen eines Gases darunter fällt. Die in der [[Strömungsmechanik]] benutzten Materialmodelle für das [[ideales Gas| ideale Gas]] und das [[Newtonsches Fluid| newtonsche Fluid]] haben die Form


:<math>\boldsymbol{\sigma} = -p_{\rm thermo}\,\mathbf{1} + \mathbf{S}</math>
Falls der Spannungstensor ausschließlicher Druckspannung beschreibt, reduziert er sich auf eine [[Diagonalmatrix]] und ist darstellbar als Vielfaches des [[Einheitstensor]]s <math>\mathbb I</math>:


wobei der Anteil '''S''' im newtonschen Fluid durch [[Viskosität]] entsteht und im idealen Gas wegfällt. Der Druck ''p''<sub>thermo</sub> ist der ''thermodynamische Druck'', der sich bei einem Gas aus einer [[Zustandsgleichung]] bestimmt und im Allgemeinen eine Funktion der [[Dichte]] und [[Temperatur]] ist. Der mechanische Druck ist dann:
:<math>\mathbb S = -p\, \mathbb I</math>
Das negative Vielfache wird Druck genannt und somit ein Spezialfall der [[Spannung (Mechanik)|mechanischen Spannung]].


:<math>p_{\rm mech}=-\frac13\operatorname{Sp}\boldsymbol{\sigma}
In einem beliebigen Material ist die Kraft <math> \vec F </math> auf eine beliebige (kleine) Fläche mit dem Normalenvektor <math>\vec A</math> gegeben durch:
= p_{\rm thermo}-\frac13\operatorname{Sp}\mathbf{S}</math>
:<math>\vec F = \mathbb S \cdot \vec A</math>


Bei vorhandener [[Volumenviskosität]] des Fluids kann der zweite Summand im Ungleichgewicht von Null verschieden sein, sodass sich dann der mechanische und thermodynamische Druck im Fluid voneinander unterscheiden<ref name="Capaldi">{{Literatur |Autor=Franco M. Capaldi |Titel=Continuum Mechanics: Constitutive Modeling of Structural and Biological Materials |Verlag=Cambridge University Press |Datum=2012 |ISBN=978-1-107-01181-6 |Seiten=157 |Online={{Google Buch| BuchID=Px2-CvHPDksC| Seite=157}} |Abruf=2017-04-17}}</ref>. Die Differenz wäre eine Folge eines erhöhten Widerstands gegen Kompression auf Grund der Volumenviskosität und würde bei Annäherung an ein Gleichgewicht gegen Null gehen.
Und im Spezialfall des Drucks also:
:<math>\vec F = -p\, \mathbb I \cdot \vec A </math>


Der Spannungstensor modelliert den Kraftfluss im Körper und ist demnach ein [[Feld (Physik)|Tensorfeld]], das den ganzen Körper ausfüllt. Aus diesem Feld kann ein ebenfalls den ganzen Körper ausfüllendes ''Druckfeld'' abgeleitet werden.
D.&nbsp;h. in so einem Medium ist die Richtung der Kraft auf eine Fläche ''immer'' normal.


Fluide sind bei Geschwindigkeiten weit unterhalb der [[Schallgeschwindigkeit| Wellenausbreitungsgeschwindigkeit]] in guter Näherung [[Inkompressibilität| inkompressibel]]. Dann ist der Druck eine „[[Zwangskraft|Zwangsspannung]]“, die als Reaktion des Fluids auf Kompressionsversuche die Inkompressibilität aufrechterhält. Mathematisch ist der Druck
Die mechanische Spannung hat dieselbe physikalische Dimension wie der Druck, nämlich Kraft/Fläche.
hier ein [[Lagrangescher Multiplikator|Lagrange’scher Multiplikator]] für die Nebenbedingung „Inkompressibilität.“ Ein Beispiel zur Berechnung des Drucks in der [[Festkörpermechanik]] ist im Artikel zur [[Hyperelastizität#Beispiel|Hyperelastizität]] gegeben.


== Druck von Flüssigkeiten ==
== Druck von Flüssigkeiten ==
[[Datei:Druck in strömenden Medien.svg|mini|hochkant=1.5|Statischer und dynamischer Druckanteil in einer verlustfreien Strömung]]
[[Datei:Druck in strömenden Medien.svg|mini|hochkant=1.5|Statischer und dynamischer Druckanteil in einer verlustfreien Strömung]]
Der Druck in [[Strömung|strömenden]] Flüssigkeiten setzt sich aus einem statischen und einem dynamischen Anteil zusammen. Während beide Teile von der [[Dichte]] abhängen, unterscheiden sie sich dadurch, dass bei konstanter Dichte der hydrostatische Druck linear mit der Höhe der Fluidsäule steigt. Zudem ist er von der [[Erdbeschleunigung]], also der [[Gravitation]], abhängig. Der dynamische Anteil hingegen wächst quadratisch mit der [[Strömungsgeschwindigkeit]] des Fluids. Die Summe aus dynamischem und statischem Druck, der [[Totaldruck]], ist in einer [[viskosität]]sfreien, horizontalen Strömung konstant, siehe Bild. Die Konstanz des Totaldrucks ist eine Konsequenz aus der [[Energieerhaltung]] der Fluidelemente entlang eines [[Stromfaden]]s in der Strömung aus der [[Daniel Bernoulli]] die nach ihm benannte [[Bernoullische Energiegleichung]] herleitete.


In einem realen System kommt es jedoch zu [[Druckverlust]]en im Strömungsverlauf.
Der Druck in [[Strömung|strömenden Medien]] setzt sich aus einem statischen und einem dynamischen Anteil zusammen. Während beide Teile von der [[Dichte]] abhängen, unterscheiden sie sich dadurch, dass der (hydro)statische Druck, für [[Fluid]]e mit konstanter Dichte, linear mit der Höhe der Fluidsäule steigt. Zudem ist er von der [[Erdbeschleunigung]], also der [[Gravitation]], abhängig. Der dynamische Anteil hingegen wächst quadratisch mit der [[Strömungsgeschwindigkeit]] des Fluids. Das Bild zur Rechten verdeutlicht die Konstanz der Summe aus dynamischem und statischem Anteil in einer [[reibung]]sfreien Strömung. Dieses ist die Konsequenz aus der [[Energieerhaltung]] in der Strömung und für diesen Spezialfall als [[Strömung nach Bernoulli und Venturi|Gesetz von Bernoulli]] bekannt.


=== Hydrostatischer Druck ===
=== Hydrostatischer Druck ===
{{Hauptartikel|Hydrostatischer Druck}}
{{Hauptartikel|Hydrostatischer Druck}}
Ein in einem [[Schwerefeld]] ruhendes Fluid übt auf jeden in ihm eingetauchten Körper nach dem Pascal’schen Prinzip und Gesetz einen allseitig wirkenden ''hydrostatischen Druck'' aus, der mit der Tiefe zunimmt. Beispiele für einen hydrostatischen Druck sind der [[Wasserdruck]] und der [[Luftdruck]].
Der hydrostatische Druck übt auf jede Fläche, die mit dem [[Fluid]] in Verbindung steht, eine Kraft aus, die zur Größe der Fläche proportional wirkt – je größer die Fläche, desto größer wird also die darauf wirkende Kraft. Diese Form des Drucks ist somit eine spezielle Form der [[Elastizität (Physik)|elastischen]] Spannungen, die [[Ideale Flüssigkeit|idealen Flüssigkeiten]] und Gasen eigen ist: In der idealen (reibungsfreien) Flüssigkeit existieren ausschließlich Normalspannungen, eben jener hydrostatische Druck. Anders ist es in einer realen (reibungsbehafteten, [[Viskosität|viskosen]]) Flüssigkeit, denn hier können auch [[Tangentialspannung|Tangential]]- oder [[Schubspannung]]en infolge der Reibungskräfte auftreten. Im [[Mohrscher Spannungskreis|Mohrschen Spannungskreis]] stellt sich der hydrostatische Druck daher als einfacher Punkt dar. Beispiele für einen hydrostatischen Druck sind der [[Wasserdruck]] und der [[Luftdruck]].


In der ruhenden Flüssigkeit existieren ausschließlich Normalspannungen, die in allen Richtungen gleichermaßen wirken, eben jener hydrostatische Druck. Im schubfreien [[Spannungszustand#Hydrostatischer Spannungszustand| hydrostatischen Spannungszustand]] degeneriert der [[Mohrscher Spannungskreis|Mohr’sche Spannungskreis]] zu einem Punkt.
Der hydrostatische Druck <math>p(h)</math> in einer stehenden Flüssigkeitssäule der Höhe <math>h</math> und der Dichte <math>\rho</math> unter Wirkung der [[Erdbeschleunigung]] <math>g</math> ergibt sich als Spezialfall aus der [[Hydrostatik|hydrostatischen Grundgleichung]] zu
:<math>
p(h) = \rho \, g \, h + p(0) \; .
</math>


Der hydrostatische Druck ''p(h)'' am Grund einer stehenden Flüssigkeitssäule der Höhe ''h'' und der Dichte ''ρ'' unter Wirkung der [[Erdbeschleunigung]] ''g'' ergibt sich aus dem ''[[Hydrostatischer Druck#Pascal’sches Gesetz| Pascal’schen Gesetz]]'' zu
Dabei ist <math>p(0)</math> der Druck am oberen Ende der Flüssigkeitssäule.


:''p(h) := ρ g h + p''<sub>s</sub>
=== Hydrodynamischer Druck {{Anker|Hydrodynamischer Druck}} ===
Der ''hydrodynamische'' Druck <math>p_d</math> (siehe auch [[Staudruck]]) resultiert aus der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]] einer strömenden Flüssigkeit an der Oberfläche eines Körpers in dieser Strömung. Er ist nach dem [[Strömung nach Bernoulli und Venturi|Gesetz von Bernoulli]] die Veränderung des Oberflächendruckes gegenüber dem hydrostatischen Druck <math>p</math> und nimmt quadratisch mit der [[Strömungsgeschwindigkeit]] <math>v</math> des Fluids zu:


Dabei ist ''p''<sub>s</sub> ein Druckanteil, der von der Umgebung am oberen Ende der Flüssigkeitssäule aufgebracht wird. In einem strömenden Fluid kann der Druck ''p''<sub>s</sub> von Ort zu Ort variieren.
:<math>\begin{align}
p_d & = p_t - p\\
& = \frac{1}{2} \cdot \rho \cdot v^2
\end{align}</math>


=== Hydrodynamischer Druck ===
mit
Der ''hydrodynamische'' Druck ''p''<sub>d</sub> (siehe auch [[Staudruck]]) resultiert aus der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]] der strömenden Fluidelemente in einer Strömung. Der hydrodynamische Druck nimmt quadratisch mit der [[Strömungsgeschwindigkeit]] <math>v</math> der Fluidelemente zu:
* dem Total- oder [[Gesamtdruck]] <math>p_t</math>
* der [[Dichte]] <math>\rho</math> des strömenden Fluids.


:<math>p_d:=\frac12\rho v^2</math>
Beim Übergang von einem größeren zu einem kleineren Querschnitt muss gemäß dem [[Kontinuitätsgesetz]] die Strömungsgeschwindigkeit (und damit auch der hydrodynamische Druck) zunehmen. Dies kann nur geschehen, wenn der hydrostatische Druck in den kleineren Querschnitten niedriger ist und umgekehrt.


Darin ist ''ρ'' die [[Dichte]] des strömenden Fluids.
Der hydrodynamische Druck ist nicht direkt messbar, lässt sich aber gemäß o.g. Formel aus der Messung der Differenz zwischen Gesamtdruck und statischem Druck bestimmen (siehe [[Prandtlsonde]]). Aus dem hydrodynamischen Druck kann dann die Geschwindigkeit des Fluids ermittelt werden.


Der hydrodynamische Druck ist nicht direkt messbar, lässt sich aber bei verlustfreier, horizontaler und stationärer Strömung aus der Messung der Differenz zwischen [[Totaldruck]] und statischem Druck bestimmen (siehe [[Prandtlsonde]]). Aus dem hydrodynamischen Druck kann dann die Geschwindigkeit des Fluids ermittelt werden.
Für eine [[Gasdynamik|Gasströmung]] ([[Kompressionsmodul #Kompressibilität|kompressibles]] Medium) existiert neben dem hydrostatischen Druck noch der [[Ruhedruck]], welcher näherungsweise der Summe aus hydrostatischem und hydrodynamischem Druck entspricht.

=== Totaldruck ===
{{Hauptartikel|Bernoulli-Gleichung}}
Der Totaldruck ''p''<sub>t</sub> ist bei konstanter Temperatur im Fluid die Summe aus den genannten Druckanteilen:

:''p''<sub>t</sub> = ''p''(h) + ''p''<sub>d</sub> = ''p''<sub>s</sub> + ''ρ g h'' + ½ ''ρ v''²

Nach der Bernoulli’schen Druckgleichung ist bei konstanter Temperatur der Totaldruck entlang eines Stromfadens in einem viskositätsfreien Fluid konstant. Beim Übergang von einem größeren zu einem kleineren Querschnitt, wie im Bild oben, muss gemäß dem [[Kontinuitätsgesetz]] die Strömungsgeschwindigkeit (und damit auch der hydrodynamische Druck) zunehmen. Dies kann nur geschehen, wenn der statische Druck in den kleineren Querschnitten niedriger ist und umgekehrt. Der statische Druckanteil ''p''<sub>s</sub> + ''ρ g h'' ist dabei der Druck, den ein mit der Strömung mitschwimmendes Fluidelement verspürt.

In einem idealen Gas würde sich noch ein Anteil addieren, der aus der thermischen Expansion resultiert:

:''p''<sub>t</sub> = ''p''<sub>s</sub> + ''ρ g h'' + ½ ''ρ v''² + ''ρ c<sub>v</sub> T''.

Hier ist ''T'' die [[absolute Temperatur]] und ''c<sub>v</sub>'' die [[spezifische Wärmekapazität]] bei konstantem Volumen des Gases. Das ist die erweiterte bernoullische Druckgleichung für ideale Gase.

Druckverluste durch einen Impulsverlust an den Strömungsrändern kann mit [[Druckverlustbeiwert]]en in der erweiterten Bernoulli’schen Druckgleichung zäher Flüssigkeiten berücksichtigt werden.


== {{Anker|Gasdruck}} Druck von Gasen ==
== {{Anker|Gasdruck}} Druck von Gasen ==
[[Datei:Pressure exerted by collisions.svg|mini|Gasteilchen, die in einem Gefäß eingeschlossen sind, üben einen Druck auf die Gefäßwände aus.]]
[[Datei:Pressure exerted by collisions.svg|mini|Gasteilchen, die in einem Gefäß eingeschlossen sind, üben einen Druck auf die Gefäßwände aus.]]
Der '''Gasdruck''' entsteht als Summe aller durch ein [[Gas]] oder [[Gemisch|Gasgemisch]] wirkenden [[Kraft|Kräfte]] auf eine Gefäßwand. Stößt ein Gasteilchen an eine Wand, so tauschen beide einen [[Impuls]] aus. Je wärmer das Gas ist, desto schneller sind die Teilchen und desto größer ist auch der Druck. Die Impulsübertragung hängt nämlich von der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]] des Gasteilchens ab. Ebenfalls abhängig ist sie von der Richtung, mit der das Teilchen auf die Wand trifft. Für viele Teilchen addieren sich diese Impulsüberträge zu einer Gesamtkraft. Diese hängt hauptsächlich von der Anzahl der Teilchen ab, die pro Zeiteinheit auf die Wand treffen. Man erhält den Gasdruck auch durch eine Addition aller [[Partialdruck|Partialdrücke]] der Komponenten des Gasgemisches. Hierbei stellen auch [[Dampfdruck]] und [[Sättigungsdampfdruck]] Sonderformen des Gasdrucks dar. Der [[Luftdruck]] ist ein Beispiel für einen Gasdruck.
Der '''Gasdruck''' entsteht als Summe aller durch ein [[Gas]] oder [[Gemisch|Gasgemisch]] wirkenden [[Kraft|Kräfte]] auf eine Fläche. Stößt ein Gasteilchen an eine Wand, so tauschen beide einen [[Impuls]] aus. Je wärmer das Gas ist, desto schneller sind die Teilchen und desto größer ist auch der Druck. Die Impulsübertragung hängt nämlich von der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]] des Gasteilchens ab. Ebenfalls abhängig ist die Impulsübertragung von der Richtung, mit der das Teilchen auf die Wand trifft. Für viele Teilchen addieren sich diese Impulsüberträge zu einer Gesamtkraft. Diese hängt von der Anzahl der Teilchen ab, die pro Zeiteinheit auf die Wand treffen, und ihrem mittleren Impuls. In einem Gasgemisch entsteht der Gasdruck aus den [[Partialdruck|Partialdrücken]] der Komponenten des Gemisches. Verdampfende Flüssigkeiten erzeugen einen [[Dampfdruck]], der sich bis zum [[Sättigungsdampfdruck]] aufbauen kann. Der [[Luftdruck]] ist ein Beispiel für einen Gasdruck.


Die [[kinetische Gastheorie]] liefert aus den genannten mechanischen und statistischen Überlegungen die [[Zustandsgleichung]]:
Die [[kinetische Gastheorie]] liefert aus den genannten mechanischen und statistischen Überlegungen die [[Zustandsgleichung]]

:<math>
p = -\frac{\partial U(S,V,n)}{\partial V} \,
:<math>p := -\frac{\partial U(S,V,n)}{\partial V} \,</math>

</math>
mit der in der [[Thermodynamik]] der Druck als [[intensive Größe]] ''definiert'' wird (siehe auch [[Fundamentalgleichung]]). In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass dieser Druck auch tatsächlich dem Quotient aus Kraft und Fläche gleicht<ref>{{Literatur| Autor=F. Schneider| Titel=Physikalische Chemie I| Jahr=2007| Hrsg=Arbeitsgruppe Physikalische Chemie III an der Universität Singen| Online=http://www2.uni-siegen.de/~pciii/pctexte.html| Format=PDF| Sprache=de| Zugriff=2017-04-25| Kommentar=siehe PC I, Teile 1 und 2}}</ref>


Im Spezialfall eines [[Ideales Gas|idealen Gases]] gilt die [[Thermische Zustandsgleichung Idealer Gase|thermische Zustandsgleichung]]:
die sich für die [[Thermodynamik]] auch als Definition des Druckes als [[intensive Größe]] anbietet (siehe auch [[Fundamentalgleichung]]).


Für den Spezialfall eines [[Ideales Gas|idealen Gases]] führt dieses zur [[Thermische Zustandsgleichung Idealer Gase|thermischen Zustandsgleichung]]:
:<math>
:<math>
p V = n \, R \, T \,
p=\frac{n \, R \, T}{V}
</math>
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Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen für folgende [[Physikalische Größen und ihre Einheiten|Größen]]:
Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen für folgende [[Physikalische Größen und ihre Einheiten|Größen]]:


* ''m'' – [[Masse (Physik)|Gasmasse]]
* ''V'' – [[Volumen]]
* ''M'' – [[Molmasse]]
* ''n'' – [[Stoffmenge]]
* ''n'' – [[Stoffmenge]]
* ''T'' – [[Temperatur]]
* ''R'' – [[Universelle Gaskonstante]]
* ''R'' – [[Universelle Gaskonstante]]
* ''V'' – [[Volumen]]
* ''T'' – [[Temperatur]]
* ''M'' – [[Molmasse]]
* <math>\overline{v^2}</math> – das mittlere Geschwindigkeitsquadrat


Der gemittelte Impulsübertrag ist im Produkt aus Gaskonstante und Temperatur der Zustandsgleichung enthalten. Beide Begriffe können durch [[Kolbenprober|Kolbenprobeexperimente]] ineinander überführt werden. Der Gasdruck kann äquivalent zur obigen Definition auch als negativer Mittelwert der Diagonalelemente des hydrostatischen [[Spannungstensor]]s, wie er aus der [[Spannung (Mechanik)|Mechanik]] bekannt ist, verstanden werden.
Der gemittelte Impulsübertrag ist im Produkt aus Gaskonstante und Temperatur der Zustandsgleichung enthalten. Der Gasdruck liefert über die Zustandsgleichung das [[Materialmodell]] für das ideale Gas:


:<math>\boldsymbol{\sigma}
== Absoluter / Relativer Druck ==
=-p(\rho, T)\mathbf{1}
=-\frac{nRT}{V}\mathbf{1}
=-R_s T\rho\mathbf{1}
.</math>


Darin ist ''R''<sub>s</sub> die [[spezifische Gaskonstante]] ein Materialparameter des Gases. Die Strömung eines idealen Gases gehorcht den [[Eulersche Gleichungen (Strömungsmechanik)| Euler’schen Gleichungen der Strömungsmechanik]], in denen die [[Bernoullische Energiegleichung]] gilt.

== Absoluter / Relativer Druck ==
Der absolute Druck ''p<sub>abs</sub>'' ([[Englische Sprache|engl.]] ''{{lang|en|absolute pressure}}'') bezieht sich auf das perfekte [[Vakuum]]. Bei diesem absolut teilchenfreien Raum ist der Nullpunkt des absoluten Drucks definiert.
Der absolute Druck ''p<sub>abs</sub>'' ([[Englische Sprache|engl.]] ''{{lang|en|absolute pressure}}'') bezieht sich auf das perfekte [[Vakuum]]. Bei diesem absolut teilchenfreien Raum ist der Nullpunkt des absoluten Drucks definiert.
Ein Beispiel für einen häufig „absolut“ angegebenen Wert ist der [[Luftdruck]].
Ein Beispiel für einen häufig „absolut“ angegebenen Wert ist der [[Luftdruck]].
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(<math>\Omega</math> ist das Großkanonische Potential).
(<math>\Omega</math> ist das Großkanonische Potential).


Gemäß der Hypothese von Stokes (1895) ist der mechanische Druck gleich dem thermodynamischen Druck. Dies gilt jedoch nur unter Einschränkungen<ref>Continuum Mechanics: Constitutive Modeling of Structural and Biological Materials, Franco M. Capaldi, Seite. 157, ISBN 1139510576, [https://books.google.de/books?id=PPkgAwAAQBAJ&lpg=PA157&dq=thermodynamic%20pressure%20stokes%20mechanical%20pressure&hl=de&pg=PA157#v=onepage&q=thermodynamic%20pressure%20stokes%20mechanical%20pressure&f=false Google Books]</ref>.
Gemäß der [[Stokessche Hypothese| Hypothese von Stokes]] aus dem Jahr 1845 ist der mechanische Druck gleich dem thermodynamischen Druck. Dies gilt jedoch nur unter Einschränkungen<ref name="Capaldi" />, siehe oben.


== Einheiten ==
== Einheiten ==
Die [[SI-Einheitensystem|SI]]-Einheit des Druckes ist das [[Pascal (Einheit)|Pascal]] mit dem [[Einheitenzeichen]] Pa. Ein Pascal entspricht einem Druck von einem [[Newton (Einheit)|Newton]] pro [[Quadratmeter]]:
Blaise Pascal zu Ehren ist die [[SI-Einheitensystem|SI]]-Einheit des Drucks [[Pascal (Einheit)|Pascal]] mit dem [[Einheitenzeichen]] Pa, die einer Kraft von einem [[Newton (Einheit)|Newton]] (also die [[Gewichtskraft]] von etwa 100 [[Gramm]]) senkrecht verteilt auf einer Fläche von einem [[Quadratmeter]] entspricht:

:<math>
:<math>
\mathrm{1 \ Pa = 1 \ \frac{N}{m^2} = 1 \ \frac{kg}{m \cdot s^2}} \,
\mathrm{1 \ Pa = 1 \ \frac{N}{m^2} = 1 \ \frac{kg}{m \cdot s^2}} \,
</math>
</math>


Im Ingenieurwesen wird für Druck ebenso wie für die [[mechanische Spannung]] auch die Einheit N/[[Quadratmillimeter|mm²]] oder [[Megapascal|MPa]] verwendet:
Für höhere Drücke wird auch gerne die SI-konforme Einheit ''[[Bar (Einheit)|Bar]]'' verwendet, 1 bar entspricht dabei 100 000 Pa = 1000 hPa oder 100 kPa.


:<math>1 \ \frac{\mathrm{N}}{\mathrm{mm}^2} = 1 \ \mathrm{MPa}</math>
Im Ingenieurwesen wird für Druck ebenso wie für [[mechanische Spannung]] auch die Einheit N/mm² verwendet:
:<math>
1 \ \frac{\mathrm{N}}{\mathrm{mm}^2} = 1 \ \mathrm{MPa} = 10 \ \mathrm{bar} \,
</math>


=== Umrechnung zwischen den gebräuchlichsten Einheiten ===
=== Umrechnung zwischen den gebräuchlichsten Einheiten ===
Weitere gebräuchliche Einheiten waren oder sind:
{| class="wikitable" style="text-align:right; width:100%"

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* die SI-konforme Einheit ''[[Bar (Einheit)|Bar]]'', die 100 000 Pa = 1000 hPa = 100 kPa oder 1 [[Dyn (Einheit)|Mdyn]]/cm² entspricht
! rowspan="2"|&nbsp;
* die [[Technische Atmosphäre]] at = [[Kilopond|kp]]/cm², die auf der Erde dem Druck der [[Gewichtskraft]] eines [[Kilogramm]]s verteilt auf einem [[Quadratzentimeter]] gleichkommt
! [[Pascal (Einheit)|Pascal]]
* die [[Physikalische Atmosphäre]] atm, die gleich dem [[Standardbedingungen#Normaldruck| Normaldruck]] auf der Erde ist,
! [[Bar (Einheit)|Bar]]
* das nach Evangelista Torricelli benannte [[Torr]], das mit dem Druck korrespondiert, der [[Quecksilber]] um einen [[Millimeter]] anhebt und gleich der Einheit [[mmHg]] ist,
! [[Technische Atmosphäre]]
* das in den [[Vereinigte Staaten|USA]] gebräuchliche [[Pound-force per square inch]] psi = [[Pound-force|lb<sub>''F''</sub>]]/[[Zoll (Einheit)|in²]] ({{enS| [[Pound-force|Kraftpfund]] pro [[Quadratzoll]]}}) aus dem [[Angloamerikanisches Maßsystem| angloamerikanischen Maßsystem]].
! [[Physikalische Atmosphäre]]

! [[Torr]]
Die Umrechnung zwischen diesen Einheiten ist auf fünf [[signifikante Stellen]] genau in der Tabelle angeben.
! [[Pound-force per square inch]]

{| class="wikitable" style="text-align:right"
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!
| ≡&nbsp;1&nbsp;[[Newton (Einheit)|N]]/m²
! 1 Pa
| ≡&nbsp;1&nbsp;[[Dyn (Einheit)|Mdyn]]/cm²
! 1 bar
| ≡&nbsp;1&nbsp;[[Kilopond|kp]]/cm²
! 1 at
| ≡&nbsp;[[Standardbedingungen#Normaldruck|p<sub>STP</sub>]]
! 1 atm
| ≡&nbsp;1&nbsp;mmHg
! 1 Torr
| ≡&nbsp;1&nbsp;[[Pound-force|lb<sub>''F''</sub>]]/[[Zoll (Einheit)|in²]]
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Exponentialdarstellung auf vier Stellen gerundet.


=== Weitere Einheiten ===
=== Weitere Einheiten ===
Druckeinheiten, die in Literatur zu finden, aber nicht [[Internationales Einheitensystem|SI-konform]] sind:
Die folgendenden nicht [[Internationales Einheitensystem|SI-konformen]] Druckeinheiten sind in Literatur zu finden:


* 1 [[Meter Wassersäule]] (mWS) = 0,1 at = 9,80665 kPa
* 1 [[Meter Wassersäule]] (mWS) = 0,1 at = 9,80665 kPa
* 1 lb.p.sq.in. = 1 [[Pound-force per square inch|psi]] = 144 [[Pounds-force per square foot|lb.p.sq.ft]] = 0,07030695796 [[Kilopond|kp]]/cm² = 6894,757293168 [[Pascal (Einheit)|Pa]]
* 1 [[Physikalische Atmosphäre]] (atm) = 760 Torr = 101325 Pa = 1013,25 hPa = 101,325 kPa
* 1 [[Zoll (Einheit)|Zoll]] Quecksilber ({{enS|[[Zoll (Einheit)|inch]] of mercury}}, inHg) = 25,4 Torr = 3386,389 Pa bei 0&nbsp;°C
* 1 [[Pound per square inch|psi]] = 1 lb.p.sq.in. = 144 [[Pound per square foot|lb.p.sq.ft]] = 0,07030695796 [[Kilopond|kp]]/cm² = 6894,757293168 [[Pascal (Einheit)|Pa]]
* 1 [[Technische Atmosphäre]] (at) = 1 [[Kilopond|kp]]/[[Zentimeter|cm]]<sup>2</sup> = ca. 98066,5 Pa
* 1 [[Torr]] = 1 [[mm Hg]] = 1 mm Quecksilbersäule = ca. 133,3 Pa (mm Hg ist innerhalb der EU gesetzliche Einheit zur [[Blutdruck]]messung)
* 1 [[Zoll (Einheit)|Zoll]] Quecksilber (''[[Zoll (Einheit)|inch]] of mercury'', inHg) = 25,4 Torr = 3386,389 Pa bei 0&nbsp;°C
* 1 Micron = 1 µm Hg = 1 µm Quecksilbersäule = 1 mTorr (wird vereinzelt in der Vakuumtechnik verwendet)
* 1 Micron = 1 µm Hg = 1 µm Quecksilbersäule = 1 mTorr (wird vereinzelt in der Vakuumtechnik verwendet)


== Druckmessgeräte und -verfahren ==
== Druckmessgeräte und -verfahren ==
{{Hauptartikel|Druckmessgerät}}
[[Druckmessgerät]]e (Manometer) beruhen auf verschiedenen [[Messprinzip]]ien:
Ein ''Druckmessgerät'' wird auch ''Manometer'' genannt. In den meisten Anwendungen wird der Relativdruck – also bezogen auf den atmosphärischen [[Luftdruck]] – gemessen. Absolutdruckmessinstrumente verwenden ein Vakuum als Bezugsdruck (z.&nbsp;B. [[Barometer]]). Differenzdruckmessgeräte messen, wie die anderen auch, einen Druckunterschied, jedoch zwischen zwei beliebigen Systemen. Druckmessgeräte beruhen auf verschiedenen [[Messprinzip]]ien:
* Zum Messen des [[Reifendruck]]s am Auto oder des Hauswasser- und Hausgasdrucks werden einfache [[Rohrfeder (Messtechnik)|Rohrfeder-Manometer]] oder Bourdonfeder-Manometer verwendet. Diesen liegt das Prinzip eines eingerollten Schlauchs zu Grunde, der sich unter Druck abrollt.
* Zum Messen des [[Reifendruck]]s am Auto oder des Hauswasser- und Hausgasdrucks werden einfache [[Rohrfeder (Messtechnik)|Rohrfeder-Manometer]] oder Bourdonfeder-Manometer verwendet. Diesen liegt das Prinzip eines eingerollten Schlauchs zu Grunde, der sich unter Druck abrollt.
* Messgeräte für statische Drücke messen meist die Druckdifferenz anhand der Auslenkung einer mechanischen Trennung, indem der Druck mit einem Referenzdruck, etwa Vakuum verglichen wird. So messen etwa die [[Barometer]] und die [[Ringwaage]], indem die Auslenkung direkt in eine Anzeige übersetzt wird, oder [[Differenzdrucksensor]]en, indem die Kraft der Auslenkung gemessen wird.
* Messgeräte für statische Drücke messen meist die Druckdifferenz anhand der Auslenkung einer mechanischen Trennung, indem der Druck mit einem Referenzdruck, etwa Vakuum verglichen wird. So messen etwa die [[Barometer]] und die [[Ringwaage]], indem die Auslenkung direkt in eine Anzeige übersetzt wird, oder [[Differenzdrucksensor]]en, indem die Kraft der Auslenkung gemessen wird.
* Indirekte Druckmessung beruht auf Effekten der [[Teilchenzahldichte]]
* Indirekte Druckmessung beruht auf Effekten der [[Teilchenzahldichte]]
* Messgeräte für Drücke in fließenden Medien (Fluiden) nutzen die Eigenheiten der [[Bernoulli-Gleichung]]en, etwa das [[Staurohr]] (Pitotrohr) oder die [[Venturidüse]]
* Messgeräte für Drücke in fließenden Medien (Fluiden) nutzen die Konsequenzen aus der [[Bernoulli-Gleichung]], etwa das [[Staurohr]] (Pitotrohr) oder die [[Venturidüse]]
* [[Blutdruckmessgerät]]e messen indirekt, indem akustische Ereignisse beim Entspannen der vorher komprimierten Adern aufgefangen werden
* [[Blutdruckmessgerät]]e messen indirekt, indem akustische Ereignisse beim Entspannen der vorher komprimierten Adern aufgefangen werden
* Druckmessumformer sind Druckmessgeräte, die in industriellen Umgebungen eingesetzt werden können. Dazu wird das gewonnene Druckmesssignal in ein definiertes Signal umgeformt.
* Druckmessumformer sind Druckmessgeräte, die in industriellen Umgebungen eingesetzt werden können. Dazu wird das gewonnene Druckmesssignal in ein definiertes Signal umgeformt.
* [[Drucksensitive Farbe]] (englisch pressure sensitive paint, PSP) machen lokale Druckverteilungen an Grenzflächen sichtbar.

Andere Verfahren, um Drücke zu messen:
* [[Drucksensitive Farbe]] (englisch pressure sensitive paint, PSP) ist ein Messverfahren, um lokale Druckverteilungen an Grenzflächen sichtbar zu machen


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Leere in der Leere]] (ein weiteres Experiment von Blaise Pascal)
*[[Druckwandler]]
*[[Druckwandler]]
*[[Schalldruck]]
*[[Osmotischer Druck]]
*[[Turgor]]
*[[Strahlungsdruck]]
*[[Strahlungsdruck]]
*[[Gravitationsdruck]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.sengpielaudio.com/RechnerDruck.htm Die angewendeten internationalen Druckeinheiten] (private Seite)
* [http://www.sengpielaudio.com/RechnerDruck.htm Die angewendeten internationalen Druckeinheiten] (private Seite)


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />



Version vom 25. April 2017, 20:53 Uhr

Physikalische Größe
Name Druck
Formelzeichen
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI Pa = N/m2 = kg·m−1·s−2 M·L−1·T−2
cgs Ba = dyn/cm2 = g·cm−1·s−2 M·L−1·T−2
Hier steht die Kraft F senkrecht auf der Fläche A

In der Physik ist der Druck das Ergebnis einer senkrecht auf eine Fläche A einwirkenden Kraft F, siehe Bild. Der Druck auf einer ebenen Fläche lässt sich mathematisch als Quotient

schreiben. Er ist positiv, wenn die Kraft zum Körper hin gerichtet ist, ein negativer Druck entspricht einem Zug[1]. Nach dem Pascal’schen Prinzip breitet sich Druck in ruhenden Flüssigkeiten und Gasen (Fluiden) allseitig aus und wirkt im Volumen in allen Richtungen aber immer senkrecht auf Wände. Das übliche Formelzeichenp“ lehnt sich an das lateinische bzw. englische Wort für Druck (lateinisch pressio, englisch pressure) an.

Druck ist eine intensive, skalare physikalische Größe, die insbesondere in der Thermodynamik und Strömungsmechanik eine wichtige Rolle spielt. Das Verhältnis von Kraft zur Fläche ist genauer der thermodynamische Druck, der eine Zustandsgröße ist. Der mechanische Druck ist eine in allen Raumrichtungen gleichermaßen wirkende Normalspannung (ein Spezialfall der mechanischen Spannung) und kann im Ungleichgewicht vom thermodynamischen Druck abweichen.

Das Pauli-Prinzip der Quantenphysik führt bei Fermionen zu einem Entartungsdruck, der beispielsweise einen Weißen Zwergstern vor dem weiteren Kollaps bewahrt. Nach der allgemeinen Relativitätstheorie trägt auch Druck zur Gravitationswirkung bei.

Geschichte

Hydrostatisches Paradoxon: Der Flüssigkeitsdruck am Boden (rot) ist in allen drei Gefäßen gleich.

Im Altertum waren bereits Archimedes, Ktesibios, Philon von Byzanz, Heron von Alexandria und Sextus Iulius Frontinus die Wirkung des Drucks von Wasser und Luft bekannt. Im Mittelalter ist Alhazen zu erwähnen, der sich eine richtige Vorstellung vom Luftdruck machte bevor in der Renaissance der holländische Kaufmann Simon Stevin (1548-1620) die ersten Prinzipien der Hydrostatik und das hydrostatische Paradoxon erkannte[2], siehe Bild.

Grundlegende Forschungsarbeiten nahmen im 17. Jahrhundert ihren Ausgang am Hof des Großherzogs Cosimo II. de’ Medici. Dort stellte der Brunnenmeister mit Erstaunen fest, dass er Wasser mittels einer Saugpumpe nicht höher als 32 Fuß (10,26 m) heben konnte. Über der Wassersäule bildete sich – wie im Rohr im Bild im Bereich A-C – ein luftleerer Raum, der das weitere Aufsteigen verhindert. Dieses Phänomen wurde dem Lehrer und Hofmathematiker Cosimos II, Galileo Galilei, mitgeteilt, der es daraufhin in seinen Discorsi behandelte (S. 16 – 17). Vincenzo Viviani, ein Mitarbeiter Galileis, schloss 1643 als erster, dass es der Luftdruck ist (im Bild bei B), der das Wasser im Saugrohr hochdrückt. Evangelista Torricelli, Assistent und Nachfolger Galileis, machte Versuche mit einem mit Quecksilber gefüllten Rohr wie im Bild und erklärte aus der unterschiedlichen Dichte von Wasser und Quecksilber, warum ersteres 13½ mal höher steigt als letzteres mit 760 mm. So erfand Torricelli das Quecksilberbarometer[3].

Die Kunde vom „italienischen Experiment“ kam 1644 über Marin Mersenne und dem Physiker Pierre Petit zu Blaise Pascal. Dieser wiederholte Torricellis Experimente und folgerte, dass der Druck in einer Flüssigkeit oder einem Gas proportional zur Tiefe ist. Entsprechend muss, wenn die Quecksilbersäule vom Luftdruck getragen wird, ihre Höhe auf einem Berg kleiner als im Tal sein. Petit und Pascals Schwager Florin Périer, dem Vater von Marguerite Périer, führten am 19. September 1648 die entsprechenden Messungen in Clermont-Ferrand und auf dem Gipfel des 1645 m hohen Puy-de-Dôme durch und erhielten die erwarteten Ergebnisse[4]. Schon im Oktober veröffentlichte Pascal seine Resultate als „Récit de la grande expérience de l'équilibre des liqueurs“ (französisch Bericht vom großen Experiment über das Gleichgewicht von Flüssigkeiten)[5][6]. In der „Traitez de l'équilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l'air“ (französisch Abhandlung über das Gleichgewicht von Flüssigkeiten und vom Gewicht der Masse der Luft)[7] von 1653 formulierte Pascal unter anderem

  • das Pascal’sche Prinzip wonach sich der Druck in ruhenden Flüssigkeiten nach allen Seiten ausbreitet und im Volumen in allen Richtungen aber auf Wänden immer senkrecht wirkt.[8],
  • das Pascal’sche Gesetz für den hydrostatischen Druck, der linear mit der Tiefe zunimmt, siehe unten, und
  • das Funktionsprinzip einer „machine nouvelle pour multiplier les forces“ (französisch neuen Maschine um die Kräfte zu multiplizieren), also der hydraulischen Presse.
Stich von Guerickes Halbkugelversuch

Otto von Guericke führte 1654 vor dem Reichstag zu Regensburg sein berühmtes Experiment mit den Magdeburger Halbkugeln vor, siehe Bild.

Neue Erkenntnisse trugen unter anderem

bei.

Definition

Druck ist das Ergebnis einer auf eine Fläche einwirkenden Kraft. Die Größe des Drucks auf die Bezugsfläche A ergibt sich ausschließlich aus der senkrecht zur Fläche stehenden Kraftkomponente . Mathematisch bei einer ebenen Fläche A:

Bei gekrümmten Flächen oder ortsabhängigem Druck ist ein hinreichend kleines Flächenelement dA zu betrachten:

mit:

dem Druck,
der Normalkraft und
der Fläche, auf die die Kraft einwirkt.

Vektoriell ist der Druck die Proportionalitätskonstante zwischen dem vektoriellen Oberflächenelement und der Normalkraft die auf dieses Element wirkt:

.

Der Normaleneinheitsvektor auf der Fläche ist parallel zur Kraft und weist hier vom Körper weg nach außen. Das Minuszeichen bewirkt einen positiven Druck, wenn die Kraft auf den Körper gerichtet ist. Eine Druckkraft wirkt antiparallel zu diesem nach außen gerichteten Normalenvektor, also zum Körper hin (eine in Richtung des Normalenvektors nach außen wirkende Kraft ist eine Zugkraft.)

Gelegentlich wird gesagt, Druck wirke in eine bestimmte Richtung. Physikalisch wäre hier richtiger von der Druckkraft die Rede, die in eine Richtung drücken kann. In der Physik ist Druck jedoch als skalare Größe richtungslos oder „allseitig wirkend“.

Definition in der Kontinuumsmechanik

In der Kontinuumsmechanik ist der Druck eine in alle Raumrichtungen wirkende mechanische Spannung. Die mechanische Spannung σni ist die Kraftkomponente Fi in i-Richtung bezogen auf die Fläche A mit Normale n auf der sie wirkt:[10]

Spannungskomponenten senkrecht zur Fläche werden Normalspannungen und solche tangential zur Fläche werden Schub- oder Scherspannungen genannt. Der Druck ist definiert als eine in allen Raumrichtungen wirkende Normalspannung.

In der Kontinuumsmechanik gilt die Vorzeichenregel, dass Zugkräfte eine positive Spannung bewirken und durch Druckkräfte hervorgerufene Spannungen ein negatives Vorzeichen haben. Durch Zugkräfte wird ein Körper gedehnt und durch Druckkräfte gestaucht. Gleichzeitig gilt die Konvention, dass positiver Druck komprimierend wirkt: somit ruft positiver Druck eine negative Spannung hervor.

Der Spannungszustand in einem Körper wird durch den Spannungstensor σ zu einem mathematischen Objekt zusammengefasst. Der mechanische Druck ist als das negative Drittel der Spur des Spannungstensors definiert:[11]

.

Hier sind σx,y,z die Normalspannungen in x-, y- und z-Richtung eines kartesischen Koordinatensystems. Weil der Spannungstensor objektiv und die Spur eine Hauptinvariante ist, ist dieser negative Mittelwert der Normalspannungen – der mechanische Druck – bezugssysteminvariant. Falls der Spannungstensor gemäß

ausschließlich Druckspannungen enthält, wird er Drucktensor genannt. Hier ist 1 der Einheitstensor. In Fluiden (Flüssigkeiten und Gase) ist der absolute Druck, siehe unten, immer positiv. In Festkörpern kann auch negativer absoluter Druck auftreten.

In einem durch eine Fläche berandeten Körper sei der Normaleneinheitsvektor auf der Fläche nach außen gerichtet. Der Spannungsvektor auf der Fläche ergibt sich dann aus . Im Spezialfall des Drucks berechnet sich also wie oben:

D. h. die Richtung der Kraft ist auf einer Fläche immer normal und bei positivem Druck auf den Körper gerichtet.

Materialmodelle definieren den Spannungstensor als Funktion der Deformation des Körpers, wobei der Begriff der Deformation hier so weit gefasst wird, dass auch das Fließen einer Flüssigkeit oder das Strömen eines Gases darunter fällt. Die in der Strömungsmechanik benutzten Materialmodelle für das ideale Gas und das newtonsche Fluid haben die Form

wobei der Anteil S im newtonschen Fluid durch Viskosität entsteht und im idealen Gas wegfällt. Der Druck pthermo ist der thermodynamische Druck, der sich bei einem Gas aus einer Zustandsgleichung bestimmt und im Allgemeinen eine Funktion der Dichte und Temperatur ist. Der mechanische Druck ist dann:

Bei vorhandener Volumenviskosität des Fluids kann der zweite Summand im Ungleichgewicht von Null verschieden sein, sodass sich dann der mechanische und thermodynamische Druck im Fluid voneinander unterscheiden[12]. Die Differenz wäre eine Folge eines erhöhten Widerstands gegen Kompression auf Grund der Volumenviskosität und würde bei Annäherung an ein Gleichgewicht gegen Null gehen.

Der Spannungstensor modelliert den Kraftfluss im Körper und ist demnach ein Tensorfeld, das den ganzen Körper ausfüllt. Aus diesem Feld kann ein ebenfalls den ganzen Körper ausfüllendes Druckfeld abgeleitet werden.

Fluide sind bei Geschwindigkeiten weit unterhalb der Wellenausbreitungsgeschwindigkeit in guter Näherung inkompressibel. Dann ist der Druck eine „Zwangsspannung“, die als Reaktion des Fluids auf Kompressionsversuche die Inkompressibilität aufrechterhält. Mathematisch ist der Druck hier ein Lagrange’scher Multiplikator für die Nebenbedingung „Inkompressibilität.“ Ein Beispiel zur Berechnung des Drucks in der Festkörpermechanik ist im Artikel zur Hyperelastizität gegeben.

Druck von Flüssigkeiten

Statischer und dynamischer Druckanteil in einer verlustfreien Strömung

Der Druck in strömenden Flüssigkeiten setzt sich aus einem statischen und einem dynamischen Anteil zusammen. Während beide Teile von der Dichte abhängen, unterscheiden sie sich dadurch, dass bei konstanter Dichte der hydrostatische Druck linear mit der Höhe der Fluidsäule steigt. Zudem ist er von der Erdbeschleunigung, also der Gravitation, abhängig. Der dynamische Anteil hingegen wächst quadratisch mit der Strömungsgeschwindigkeit des Fluids. Die Summe aus dynamischem und statischem Druck, der Totaldruck, ist in einer viskositätsfreien, horizontalen Strömung konstant, siehe Bild. Die Konstanz des Totaldrucks ist eine Konsequenz aus der Energieerhaltung der Fluidelemente entlang eines Stromfadens in der Strömung aus der Daniel Bernoulli die nach ihm benannte Bernoullische Energiegleichung herleitete.

In einem realen System kommt es jedoch zu Druckverlusten im Strömungsverlauf.

Hydrostatischer Druck

Ein in einem Schwerefeld ruhendes Fluid übt auf jeden in ihm eingetauchten Körper nach dem Pascal’schen Prinzip und Gesetz einen allseitig wirkenden hydrostatischen Druck aus, der mit der Tiefe zunimmt. Beispiele für einen hydrostatischen Druck sind der Wasserdruck und der Luftdruck.

In der ruhenden Flüssigkeit existieren ausschließlich Normalspannungen, die in allen Richtungen gleichermaßen wirken, eben jener hydrostatische Druck. Im schubfreien hydrostatischen Spannungszustand degeneriert der Mohr’sche Spannungskreis zu einem Punkt.

Der hydrostatische Druck p(h) am Grund einer stehenden Flüssigkeitssäule der Höhe h und der Dichte ρ unter Wirkung der Erdbeschleunigung g ergibt sich aus dem Pascal’schen Gesetz zu

p(h) := ρ g h + ps

Dabei ist ps ein Druckanteil, der von der Umgebung am oberen Ende der Flüssigkeitssäule aufgebracht wird. In einem strömenden Fluid kann der Druck ps von Ort zu Ort variieren.

Hydrodynamischer Druck

Der hydrodynamische Druck pd (siehe auch Staudruck) resultiert aus der kinetischen Energie der strömenden Fluidelemente in einer Strömung. Der hydrodynamische Druck nimmt quadratisch mit der Strömungsgeschwindigkeit der Fluidelemente zu:

Darin ist ρ die Dichte des strömenden Fluids.

Der hydrodynamische Druck ist nicht direkt messbar, lässt sich aber bei verlustfreier, horizontaler und stationärer Strömung aus der Messung der Differenz zwischen Totaldruck und statischem Druck bestimmen (siehe Prandtlsonde). Aus dem hydrodynamischen Druck kann dann die Geschwindigkeit des Fluids ermittelt werden.

Totaldruck

Der Totaldruck pt ist bei konstanter Temperatur im Fluid die Summe aus den genannten Druckanteilen:

pt = p(h) + pd = ps + ρ g h + ½ ρ v²

Nach der Bernoulli’schen Druckgleichung ist bei konstanter Temperatur der Totaldruck entlang eines Stromfadens in einem viskositätsfreien Fluid konstant. Beim Übergang von einem größeren zu einem kleineren Querschnitt, wie im Bild oben, muss gemäß dem Kontinuitätsgesetz die Strömungsgeschwindigkeit (und damit auch der hydrodynamische Druck) zunehmen. Dies kann nur geschehen, wenn der statische Druck in den kleineren Querschnitten niedriger ist und umgekehrt. Der statische Druckanteil ps + ρ g h ist dabei der Druck, den ein mit der Strömung mitschwimmendes Fluidelement verspürt.

In einem idealen Gas würde sich noch ein Anteil addieren, der aus der thermischen Expansion resultiert:

pt = ps + ρ g h + ½ ρ v² + ρ cv T.

Hier ist T die absolute Temperatur und cv die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen des Gases. Das ist die erweiterte bernoullische Druckgleichung für ideale Gase.

Druckverluste durch einen Impulsverlust an den Strömungsrändern kann mit Druckverlustbeiwerten in der erweiterten Bernoulli’schen Druckgleichung zäher Flüssigkeiten berücksichtigt werden.

Druck von Gasen

Gasteilchen, die in einem Gefäß eingeschlossen sind, üben einen Druck auf die Gefäßwände aus.

Der Gasdruck entsteht als Summe aller durch ein Gas oder Gasgemisch wirkenden Kräfte auf eine Fläche. Stößt ein Gasteilchen an eine Wand, so tauschen beide einen Impuls aus. Je wärmer das Gas ist, desto schneller sind die Teilchen und desto größer ist auch der Druck. Die Impulsübertragung hängt nämlich von der kinetischen Energie des Gasteilchens ab. Ebenfalls abhängig ist die Impulsübertragung von der Richtung, mit der das Teilchen auf die Wand trifft. Für viele Teilchen addieren sich diese Impulsüberträge zu einer Gesamtkraft. Diese hängt von der Anzahl der Teilchen ab, die pro Zeiteinheit auf die Wand treffen, und ihrem mittleren Impuls. In einem Gasgemisch entsteht der Gasdruck aus den Partialdrücken der Komponenten des Gemisches. Verdampfende Flüssigkeiten erzeugen einen Dampfdruck, der sich bis zum Sättigungsdampfdruck aufbauen kann. Der Luftdruck ist ein Beispiel für einen Gasdruck.

Die kinetische Gastheorie liefert aus den genannten mechanischen und statistischen Überlegungen die Zustandsgleichung

mit der in der Thermodynamik der Druck als intensive Größe definiert wird (siehe auch Fundamentalgleichung). In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass dieser Druck auch tatsächlich dem Quotient aus Kraft und Fläche gleicht[13]

Im Spezialfall eines idealen Gases gilt die thermische Zustandsgleichung:

Aufgrund der kinetischen Gastheorie folgt

Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen für folgende Größen:

Der gemittelte Impulsübertrag ist im Produkt aus Gaskonstante und Temperatur der Zustandsgleichung enthalten. Der Gasdruck liefert über die Zustandsgleichung das Materialmodell für das ideale Gas:

Darin ist Rs die spezifische Gaskonstante ein Materialparameter des Gases. Die Strömung eines idealen Gases gehorcht den Euler’schen Gleichungen der Strömungsmechanik, in denen die Bernoullische Energiegleichung gilt.

Absoluter / Relativer Druck

Der absolute Druck pabs (engl. absolute pressure) bezieht sich auf das perfekte Vakuum. Bei diesem absolut teilchenfreien Raum ist der Nullpunkt des absoluten Drucks definiert. Ein Beispiel für einen häufig „absolut“ angegebenen Wert ist der Luftdruck.

Als relativen Druck bezeichnet man eine relative Druckbeziehung zwischen zwei Volumina. Häufig wird der Umgebungsdruck als Bezugsgröße verwendet, jedoch bieten sich je nach Zusammenhang auch andere Bezugsgrößen an. Beispiele für einen häufig „relativ“ angegebenen Druck sind der Fülldruck eines Reifens und der Blutdruck.

Zur Verdeutlichung: Füllt man bei einem Luftdruck von 1 bar einen Reifen mit einem relativen Druck von 2 bar, herrscht im Reifen ein absoluter Druck von 3 bar. Analog muss der Luftdruck zum Blutdruck addiert werden, um den absoluten Blutdruck zu erhalten.

Definition in der statistischen Physik und Thermodynamik

In der statistischen Physik ist der Druck allgemein durch folgenden Erwartungswert gegeben:

dabei ist der Hamiltonoperator des Systems, das Volumen, ein Ensemblemittel über das jeweilige statistische Ensemble.

Diese Definition führt im mikrokanonischen Ensemble zu

( ist die innere Energie), im kanonischen Ensemble zu

( ist die Freie Energie) und im großkanonischen Ensemble zu

( ist das Großkanonische Potential).

Gemäß der Hypothese von Stokes aus dem Jahr 1845 ist der mechanische Druck gleich dem thermodynamischen Druck. Dies gilt jedoch nur unter Einschränkungen[12], siehe oben.

Einheiten

Blaise Pascal zu Ehren ist die SI-Einheit des Drucks Pascal mit dem Einheitenzeichen Pa, die einer Kraft von einem Newton (also die Gewichtskraft von etwa 100 Gramm) senkrecht verteilt auf einer Fläche von einem Quadratmeter entspricht:

Im Ingenieurwesen wird für Druck ebenso wie für die mechanische Spannung auch die Einheit N/mm² oder MPa verwendet:

Umrechnung zwischen den gebräuchlichsten Einheiten

Weitere gebräuchliche Einheiten waren oder sind:

Die Umrechnung zwischen diesen Einheiten ist auf fünf signifikante Stellen genau in der Tabelle angeben.

1 Pa 1 bar 1 at 1 atm 1 Torr 1 psi
1 Pa 1 1,0000 · 10−5 1,0197 · 10−5 9,8692 · 10−6 7,5006 · 10−3 1,4504 · 10−4
1 bar 1,0000 · 105 1 1,0197 · 100 9,8692 · 10−1 7,5006 · 102 1,4504 · 101
1 at 9,8067 · 104 9,8067 · 10−1 1 9,6784 · 10−1 7,3556 · 102 1,4223 · 101
1 atm 1,0133 · 105 1,0133 · 100 1,0332 · 100 1 7,6000 · 102 1,4696 · 101
1 Torr 1,3332 · 102 1,3332 · 10−3 1,3595 · 10−3 1,3158 · 10−3 1 1,9337 · 10−2
1 psi 6,8948 · 103 6,8948 · 10−2 7,0307 · 10−2 6,8046 · 10−2 5,1715 · 101 1

Weitere Einheiten

Die folgendenden nicht SI-konformen Druckeinheiten sind in Literatur zu finden:

  • 1 Meter Wassersäule (mWS) = 0,1 at = 9,80665 kPa
  • 1 lb.p.sq.in. = 1 psi = 144 lb.p.sq.ft = 0,07030695796 kp/cm² = 6894,757293168 Pa
  • 1 Zoll Quecksilber (englisch inch of mercury, inHg) = 25,4 Torr = 3386,389 Pa bei 0 °C
  • 1 Micron = 1 µm Hg = 1 µm Quecksilbersäule = 1 mTorr (wird vereinzelt in der Vakuumtechnik verwendet)

Druckmessgeräte und -verfahren

Ein Druckmessgerät wird auch Manometer genannt. In den meisten Anwendungen wird der Relativdruck – also bezogen auf den atmosphärischen Luftdruck – gemessen. Absolutdruckmessinstrumente verwenden ein Vakuum als Bezugsdruck (z. B. Barometer). Differenzdruckmessgeräte messen, wie die anderen auch, einen Druckunterschied, jedoch zwischen zwei beliebigen Systemen. Druckmessgeräte beruhen auf verschiedenen Messprinzipien:

  • Zum Messen des Reifendrucks am Auto oder des Hauswasser- und Hausgasdrucks werden einfache Rohrfeder-Manometer oder Bourdonfeder-Manometer verwendet. Diesen liegt das Prinzip eines eingerollten Schlauchs zu Grunde, der sich unter Druck abrollt.
  • Messgeräte für statische Drücke messen meist die Druckdifferenz anhand der Auslenkung einer mechanischen Trennung, indem der Druck mit einem Referenzdruck, etwa Vakuum verglichen wird. So messen etwa die Barometer und die Ringwaage, indem die Auslenkung direkt in eine Anzeige übersetzt wird, oder Differenzdrucksensoren, indem die Kraft der Auslenkung gemessen wird.
  • Indirekte Druckmessung beruht auf Effekten der Teilchenzahldichte
  • Messgeräte für Drücke in fließenden Medien (Fluiden) nutzen die Konsequenzen aus der Bernoulli-Gleichung, etwa das Staurohr (Pitotrohr) oder die Venturidüse
  • Blutdruckmessgeräte messen indirekt, indem akustische Ereignisse beim Entspannen der vorher komprimierten Adern aufgefangen werden
  • Druckmessumformer sind Druckmessgeräte, die in industriellen Umgebungen eingesetzt werden können. Dazu wird das gewonnene Druckmesssignal in ein definiertes Signal umgeformt.
  • Drucksensitive Farbe (englisch pressure sensitive paint, PSP) machen lokale Druckverteilungen an Grenzflächen sichtbar.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Druck – Lexikon der Physik. (html) Spektrum Verlag, abgerufen am 20. April 2017.
  2. Ludwig Darmstaedters: Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und Technik. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1908 (wikimedia.org [PDF; abgerufen am 24. April 2017]).
  3. Wilhelm H. Westphal: Physik. Ein Lehrbuch. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1953, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. April 2017]).
  4. Blaise Pascal: Oeuvres de Plaise Pascal. Band 4. Detune, La Haye 1779, S. 353 – 359 ff. (französisch, archive.org [PDF; abgerufen am 23. April 2017] Brief von Périer an Pascal vom 22.9.1648, der das Experiment detailliert beschreibt).
  5. Hans Loeffel: Blaise Pascal 1623 – 1662. Birkhäuser Verlag, Basel 1987, ISBN 978-3-0348-7245-4, doi:10.1007/978-3-0348-7244-7 (springer.com [abgerufen am 20. April 2017]).
  6. Alexander Odefey: Blaise Pascal. Abgerufen am 20. April 2017.
  7. Blaise Pascal: Traitez de l'équilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l'air. Paris 1663 (französisch, archive.org [PDF; abgerufen am 21. April 2017] posthume zweite Veröffentlichung).
  8. Paul A. Tipler, Gene Mosca: Physik. für Wissenschaftler und Ingenieure. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, ISBN 978-3-642-54165-0, doi:10.1007/978-3-642-54166-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. April 2017]).
  9. Thomas Sonar: Turbulenzen um die Fluidmechanik. In: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft. 2009, ISBN 978-3-941205-34-5, S. 64–74.
  10. H. Balke: Einführung in die Technische Mechanik. Festigkeitslehre. 3. Auflage. Springer-Vieweg, 2014, ISBN 978-3-642-40980-6, S. 32.
  11. Peter R. Sahm, Ivan Egry, Thomas Volkmann: Schmelze, Erstarrung, Grenzflächen:Eine Einführung in die Physik und Technologie flüssiger und fester Metalle. Springer, 2001, S. 17 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Franco M. Capaldi: Continuum Mechanics: Constitutive Modeling of Structural and Biological Materials. Cambridge University Press, 2012, ISBN 978-1-107-01181-6, S. 157 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. April 2017]).
  13. F. Schneider: Physikalische Chemie I. Hrsg.: Arbeitsgruppe Physikalische Chemie III an der Universität Singen. 2007 (uni-siegen.de [PDF; abgerufen am 25. April 2017] siehe PC I, Teile 1 und 2).