„Hans-Böckler-Stiftung“ – Versionsunterschied

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[[File:Sitz der Hans-Böckler-Stiftung.jpg|thumb|Sitz der Stiftung in Düsseldorf]]


Die '''Hans-Böckler-Stiftung (HBS)''' ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbundes]] (DGB). Die Stiftung zählt zu den 13 Begabtenförderungswerken in der Bundesrepublik Deutschland, welche Studierende sowie Promovierende mit herausragenden Leistungen finanziell und ideell in ihrer akademischen Ausbildung unterstützten.<ref>{{Internetquelle |autor=BMBF-Internetredaktion |url=https://www.bmbf.de/de/die-begabtenfoerderungswerke-884.html |titel=Die Begabtenförderungswerke BMBF |zugriff=2018-12-19 |sprache=de}}</ref> Die [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützige]] [[Stiftung]] hat ihren Sitz in [[Düsseldorf]]. Sie ist benannt nach dem ersten DGB-Vorsitzenden [[Hans Böckler]]. In allen ihren Aufgabenfeldern ist die Hans-Böckler-Stiftung der [[Mitbestimmung]] als Gestaltungsprinzip verpflichtet und wirbt für diese Idee. Sie unterstützt Mandatsträger in Mitbestimmungsfunktionen und tritt für erweiterte Mitbestimmungsrechte ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.boeckler.de/30.htm |titel=Die Hans-Böckler-Stiftung |zugriff=2018-12-19}}</ref>
Die '''Hans-Böckler-Stiftung (HBS)''' ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbundes]] (DGB). Sie ist eine [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützige]] [[Stiftung (Deutschland)|Stiftung]] mit [[Sitz (juristische Person)|Sitz]] in [[Düsseldorf]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/pdf/pub_satzung_hbs.pdf |titel=Satzung der Hans-Böckler-Stiftung |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum=2017-09-01 |seiten=4 |abruf=2019-07-12 |format=PDF |sprache=}}</ref> Sie wurde nach dem ersten Vorsitzenden des DGB, [[Hans Böckler]], benannt. In allen ihren Aufgabenfeldern ist die Hans-Böckler-Stiftung der [[Mitbestimmung]] als Gestaltungsprinzip verpflichtet und wirbt für diese Idee. Sie unterstützt Mandatsträger in Mitbestimmungsfunktionen und tritt für erweiterte Mitbestimmungsrechte ein. Darüber hinaus will sie dazu beitragen, Arbeitsbedingungen zu verbessern und soziale Gerechtigkeit fördern.<ref name=":6">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/120647.htm |titel=Unser Leitbild |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum= |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref> Die Stiftung zählt zu den 13 [[Begabtenförderungswerk|Begabtenförderungswerken]] in der Bundesrepublik Deutschland, welche Studierende sowie Promovierende mit herausragenden Leistungen finanziell und ideell in ihrer akademischen Ausbildung unterstützten.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.bmbf.de/de/die-begabtenfoerderungswerke-884.html |titel=Die Begabtenförderungswerke |werk= |hrsg=Bundesministerium für Bildung und Forschung |datum= |zugriff=2018-12-19 |sprache=de}}</ref> Sie fördert zudem wissenschaftliche Forschungsprojekte finanziell und forscht in wissenschaftlichen Instituten, die Teil der Stiftung sind.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/19.htm |titel=Die Forschungseinrichtungen der Hans-Böckler-Stiftung |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum= |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref>


== Organisation ==
== Geschichte ==
Die Stiftung entstand 1977 auf Beschluss des DGB aus der Fusion ihrer 1954 gegründeten Vorläuferin '''Stiftung Mitbestimmung''', die das Studium begabter [[Arbeiterkinder]] gefördert hat, mit der '''Hans-Böckler-Gesellschaft'''.


=== Ursprung ===
1995 wurde mit dem [[Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut|Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut]] (WSI) eine erste Forschungseinrichtung eingegliedert. Ebenfalls in der Hans-Böckler-Stiftung beheimatet ist das Anfang 2005 gegründete [[Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung]] (IMK), das eine Reihe von Publikationen veröffentlicht.<ref>[http://www.boeckler.de/imk_2733.htm Veröffentlichungen]</ref> Das IMK ist international einer der einflussreichsten wirtschaftspolitischen Denkfabriken der Welt.<ref>https://repository.upenn.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1017&context=think_tanks</ref> 2018 kam das [[Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung]] (I.M.U.) hinzu.
Nach der Einführung der [[Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen des Bergbaus und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie|Montan-Mitbestimmung]] im Jahr 1951 gab es verschiedene Anläufe der Gewerkschaften durch Institutionen das personalpolitische Feld grundsätzlich weiterzuentwickeln; auch außerhalb der Bergbau-, Eisen- und Stahlindustrie. Im November 1952 wurde beispielsweise die ''Gesellschaft für soziale Betriebspraxis'' (GsB) und der ''Verein für soziale Betriebspraxis'' gegründet. Die GsB beschränkte sich auf wissenschaftliche und publizistische Aufgaben. Der Verein sollte unter anderem den Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter den Mitgliedern fördern. Sowohl die GsB als auch der Verein konnten jedoch nie etabliert werden und verloren nach einer Reorganisation im Jahr 1954 an Bedeutung.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Ruth Rosenberger |Titel=Experten für Humankapital |TitelErg=Die Entdeckung des Personalmanagements in der Bundesrepublik Deutschland |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=R. Oldenbourg Verlag |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-3-486-58620-6 |Seiten=214-217}}</ref>


Nach Beratungen zwischen dem DGB, der [[IG Metall]], der [[IG Bergbau und Energie|IGBE]] und dem 1946 gegründeten [[Wirtschaftswissenschaftliches Institut|WWI]] wurde am 23. April 1954<ref>{{Internetquelle |autor=dpa |url=https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.was-geschah-am-kalenderblatt-2019-23-april.525edf27-cbb2-487b-b7b4-0276b747201e.html |titel=Kalenderblatt 2019: 23. April |werk=[[Stuttgarter Nachrichten]] |hrsg= |datum=2019-04-22 |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref> die ''Hans-Böckler-Gesellschaft zur Förderung der Mitbestimmung in Theorie und Praxis'' gegründet, um den Erfahrungsaustausch der Arbeitnehmervertreter zu verbessern. Im selben Jahr gründete der DGB die ''Stiftung Mitbestimmung'' zur Ausbildungs- und Bildungsförderung von Arbeitnehmern.<ref name=":2" /> Finanziert wurden beide Institutionen über Spenden der Arbeitnehmervertreter und ihrer Repräsentanten.<ref name=":3">{{Internetquelle |autor=Peter Seideneck |url=https://www.boeckler.de/19817_19826.htm |titel=Würdigung einer einzigartigen Institution |werk=Mitbestimmung |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum=2015-04-01 |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref>

Die Hans-Böckler-Gesellschaft gab 1955 erstmals die Zeitschrift ''Das Mitbestimmungsgespräch'' (heute ''Mitbestimmung'') heraus.<ref name=":2" /><ref name=":4">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/66358.htm |titel=Profil: Das Magazin Mitbestimmung |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum= |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref> Ebenso organisierte sie regelmäßig ''Informationsgespräche'' für die Arbeitnehmervertreter in deutschen Großstädten.<ref name=":2" /><ref name=":3" />

Auch durch eine stärkere Verbindlichkeit zur Abgabe von Vergütungen aus Arbeitnehmertätigkeiten auf Basis von DGB-Beschlüssen stiegen insbesondere die finanziellen Möglichkeiten der ''Stiftung Mitbestimmung'' an. Im Jahr 1964 betrug das Jahresbudget für die Studienförderungen 2,2 Millionen [[Deutsche Mark|Mark]]. Das Budget der Hans-Böckler-Gesellschaft betrug im selben Jahr 200.000 Mark. Beide Institutionen kooperierten miteinander. So traten sie auf Gewerkschaftstagen beispielsweise mit gemeinsamen Ständen auf. In den 70er Jahren und durch eine neue Debatte zum Thema Mitbestimmung, die im [[Mitbestimmungsgesetz]] von 1976 mündete, fand eine stärkere Annhährung der ''Hans-Böckler-Gesellschaft'' und der ''Stiftung Mitbestimmung'' statt.<ref name=":3" /> Durch die Ausweitung der Mitbestimmung aufgrund des neuen Gesetzes und die daraus hervorgegangenen Ressourcen entschieden sich die Gewerkschaften diese Ressourcen in einer Institution zu bündeln.<ref name=":5">Erika Martens: [https://www.zeit.de/1978/11/kein-geschaeft-zu-machen/komplettansicht ''Kein Geschäft zu machen.''] In: ''[[Die Zeit]]'' vom 10. März 1978. Abgerufen am 14. August 2019.</ref>

=== Gründung 1977 ===
Am 1. Juli 1977 wurde durch den Zusammenschluss der ''Hans-Böckler-Gesellschaft'' und der ''Stiftung Mitbestimmung'' die Hans-Böckler-Stiftung gegründet.<ref>[https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/begabtenfoerderung-die-hans-boeckler-stiftung-a-141030.html ''Die Hans-Böckler-Stiftung.''] In: ''[[Spiegel Online]]'' vom 21. Juni 2001. Abgerufen am 14. August 2019.</ref> Die neu gegründete Hans-Böckler-Stiftung bezeichnete sich im ersten Jahresbericht der Stiftung 1977 selbst als Instrument des DGB, „das zur Verbesserung der Lage der Arbeitnehmer im Bildungs- und Beschäftigtensystem genutzt werden muß“. Weder das Bildungssystem noch das Wirtschaftssystem dürfe den „inhumanen Gesetzmäßigkeiten des Marktes“ überlassen werden.<ref>Jahresbericht 1977. Hans-Böckler-Stiftung, S. 11.</ref> Der DGB verpflichtete die Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, ihre Aufsichtsratseinkommen an die gemeinnützige Hans-Böckler-Stiftung abzuführen. Ziel war es, eine persönliche Bereichung der Arbeitnehmervertreter durch die Aufsichtsratsposten zu verhindern.<ref name=":5" />

1982 wurde die erstmals 1955 veröffentlichte Zeitschrift ''Das Mitbestimmungsgespräch'' in ''Die Mitbestimmung'' umbenannt. Gleichzeitig stellte man auf eine Magazingestaltung mit großen Fotos und einem gestalteten Cover um.<ref>Jahresbericht 1981. Hans-Böckler-Stiftung, S. 40.</ref> Seit 1995 heißt die Zeitschrift nur noch ''Mitbestimmung''.<ref name=":4" />

=== 1990–2000 ===
1995 wurde mit dem 1946 als ''Wirtschaftswissenschaftliches Institut'' gegründeten [[Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut|Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Institut]] (WSI) eine erste Forschungseinrichtung in die Hans-Böckler-Stiftung integriert.<ref>{{Literatur |Autor=Winand Gellner |Titel=Ideenagenturen für Politik und Öffentlichkeit |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=1995 |ISBN=978-3-531-12721-7 |Seiten=206}}</ref> Gemeinsam mit der [[Bertelsmann Stiftung]] richtete die Hans-Böckler-Stiftung 1996 eine Mitbestimmungskommission („Mitbestimmung und neue Unternehemenskulturen – Bilanz und Perspektiven“) ein, deren Abschlussbericht 1998 vorgelegt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Martens |Titel=Auslaufmodell oder Reformkonzept für die moderne Teilhabegesellschaft? Eine kritische Würdigung der Ergebnisse der neuen Mitbestimmungskommission von Hans-Böckler-Stiftung und Bertelsmann-Stiftung |Hrsg= |Sammelwerk=[[Soziale Welt]] |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1999 |ISBN= |JSTOR=40878257 |Seiten=67-85}}</ref> Die Kommission sollte „den Einfluss der Mitbestimmung auf unternehmerische Entscheidungen und ökonomische Effizienz, soziale Sicherheit und gesellschaftliche Solidarität“ untersuchen und eine Bestandsaufnahme der Mitbestimmungspraxis in Deutschland leisten.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Streeck |Titel=Mitbestimmung in Deutschland |TitelErg=Tradition und Effizienz |Hrsg=Norbert Kluge |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Campus Verlag |Ort=Frankfurt/New York |Datum=1999 |ISBN=3-593-36-239-2 |Seiten=}}</ref> Eine Empfehlung der Kommission war laut dem wissenschaftlichen Leiter [[Wolfgang Streeck]] die „Etablierung eines kontinuierlichen, vertrauensvollen Dialogs auf Spitzenebene der Sozialpartner, um über die gemeinsame Beobachtung der Unternehmenspraxis zu mehr Konsens auch in Kernfragen der Sozial- und Tarifpolitik zu gelangen."<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/34774.htm |titel=Kommission Mitbestimmung: Die Empfehlungen von 1998 |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum= |abruf=2019-07-12 |format= |sprache=}}</ref>

=== Seit 2000 ===
2005 gründete die Stiftung das [[Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung]] (IMK), mit dem Ziel ein Gegengewicht zu von der Wirtschaft finanzierten Studien zu schaffen.<ref>Götz Hamann: [https://www.zeit.de/2005/19/insm/komplettansicht ''Lautsprecher des Kapitals.''] In: ''Die Zeit'' vom 4. Mai 2005. Abgerufen am 14. August 2019.</ref> Das IMK ist eine der einflussreichsten wirtschaftspolitischen Denkfabriken der Welt.<ref>{{Internetquelle |autor=James G. McGann |url=https://repository.upenn.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1017&context=think_tanks |titel=2018 Global Go To Think Tank Index Report |werk= |hrsg=University of Pennsylvania |datum=2019-01 |seiten=119 |abruf=2019-07-12 |sprache=en}}</ref>

In den Jahren 2005 und 2006 arbeiteten mehrere Experten der Hans-Böckler-Stiftung in der Kommission zur [[Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung|Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung]] ("zweite Biedenkopf-Kommission") mit, die 2005 vom damaligen Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] berufen wurde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/pdf/mbf_biedenkopfkommission.pdf |titel=Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung |titelerg=Bericht der wissenschaftlichen Mitglieder der Kommission |werk= |hrsg= |datum=2006-12 |seiten=6 |abruf=2019-07-12 |format=PDF |sprache=}}</ref>

Am 1. September 2015 startete die Hans-Böckler-Stiftung mit dem Mitbestimmungsportal einen Informationsservice für Praktiker der Mitbestimmung.<ref name=":0">{{Webarchiv |url=http://www.boeckler.de/HBS_Jahresbericht_2015.pdf |text=2015 Jahresbericht der Hans-Böckler-Stiftung |wayback=2016-11-16}}</ref>

Aus der Abteilung ''Mitbestimmungsförderung'' der Hans-Böckler-Stifutng ging zum 1. Januar 2018 das [[Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung]] (I.M.U.) hervor. Gleichzeitig verstärkte sich die Stiftung um ein weiteres wissenschaftliches Institut: Das 2010 in [[Frankfurt am Main]] als Teil der [[Otto-Brenner-Stiftung]] gegründete Hugo-Sinzheimer-Institut für Arbeitsrecht (HSI) wurde Teil der Stiftung.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.boeckler.de/hbs_jahresbericht_2018.pdf |titel=2018 Jahresbericht |werk= |hrsg=Hans-Böckler-Stiftung |datum=2019-05 |seiten=47 |abruf=2019-07-12 |sprache=}}</ref>

Zur Förderung der Wissenschaft vergibt die Hans-Böckler-Stiftung seit 2018 jährlich den Maria-Weber-Grant, der vier Wissenschaftler finanziell unterstützt.<ref>{{Internetquelle |autor=Victoria Meinschäfer |url=https://www.uni-duesseldorf.de/home/en/home/news-detail-gb/article/dr-julia-trinkert-mit-dem-maria-weber-grant-ausgezeichnet.html?cHash=07ed23195d5100ff3ceb565059ac0989 |titel=Dr. Julia Trinkert mit dem „Maria-Weber-Grant“ ausgezeichnet |werk= |hrsg=Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf |datum=2018-05-04 |abruf=2019-07-15 |sprache=}}</ref> Die Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Benannt ist der Preis nach [[Maria Weber (Gewerkschafterin)|Maria Weber]], der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des DGB. Weber war 1977 auch Mitglied des ersten Kuratoriums der Stiftung.<ref>Jahresbericht 1977. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen 15. Juli 2019.</ref>

== Organisation ==
Zwecke der Stiftung sind die Förderung der [[Mitbestimmung]] und der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung sowie die Studien- und Promotionsförderung in Form von [[Stipendium|Stipendien]]; auch der [[Zweiter Bildungsweg|Zweite Bildungsweg]] kann von der HBS gefördert werden.
Zwecke der Stiftung sind die Förderung der [[Mitbestimmung]] und der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung sowie die Studien- und Promotionsförderung in Form von [[Stipendium|Stipendien]]; auch der [[Zweiter Bildungsweg|Zweite Bildungsweg]] kann von der HBS gefördert werden.


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=== Ideelle Förderung ===
=== Ideelle Förderung ===
Zum ideellen Förderprogramm gehören [[Sommerakademie|Sommerakademien]], wissenschaftliche Kollegs, [[Sprachkurs|Sprachkurse]], [[Tagung|Kurztagungen]], Seminare sowie die Betreuung durch örtliche [[Vertrauensdozent|Vertrauensdozenten]], die diese Aufgabe [[ehrenamtlich]] für die Hans-Böckler-Stiftung übernehmen. Die StipendiatInnen müssen jedes Semester einen Bericht über ihr Studium und ihr sonstiges Engagement verfassen. Darüber hinaus haben die Geförderten die Möglichkeit, eigene Tagungen und weitere Veranstaltungen selbständig zu entwickeln und umzusetzen. Dazu können sie Gelder beim stipendiatischen Solidaritätsfonds der Hans-Böckler-Stiftung beantragen, der sich aus Spenden der StipendiatInnen und VertrauensdozentInnen finanziert.<ref>https://www.boeckler.de/pdf/stufoe_solifondsbroschuere.pdf</ref> Darüber hinaus vermittelt die Hans-Böckler-Stiftung Praktika und bietet ein Mentoringprogramm an.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.boeckler.de/112003_112379.htm |titel=Stipendien |abruf=2019-06-14}}</ref>
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=== Sommerakademie aller Begabtenförderungswerke ===
=== Sommerakademie aller Begabtenförderungswerke ===
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=== Zahlen und Fakten ===
=== Zahlen und Fakten ===
Die Hans Böckler-Stiftung fördert derzeit rund 2.740 Stipendiaten (Stand 2018) und hat ca. 16.000 Altstipendiaten.<ref name=":0" /> 51 Prozent der Stipendiaten stammen aus Nicht-Akademikerfamilien (Stand 2018) und 36,1 Prozent haben einen Migrationshintergrund (Stand 2018).
Die Hans Böckler-Stiftung fördert derzeit rund 2.740 Stipendiaten (Stand 2018) und hat ca. 16.000 Altstipendiaten.<ref name=":7" /> 51 Prozent der Stipendiaten stammen aus Nicht-Akademikerfamilien (Stand 2018) und 36,1 Prozent haben einen Migrationshintergrund (Stand 2018).


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'''Anzahl der Stipendiaten nach Fächergruppen (Stand 2018):'''<ref name=":1" />

Version vom 15. August 2019, 12:51 Uhr

Hans-Böckler-Stiftung
Rechtsform Gemeinnützig Stiftung
Bestehen Seit 1977 (auf Beschluss des DGB aus der Fusion der 1954 gegründeten Vorläuferin Stiftung Mitbestimmung mit der Hans-Böckler-Gesellschaft)
Sitz Düsseldorf
Zweck Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
Vorsitz Reiner Hoffmann
Kuratorium Elke Hannack (Vorsitz)
Geschäftsführung Michael Guggemos
Bilanzsumme 73,6 Mio. Euro (2017/2018)[1]
Website boeckler.de
kein Stifter angegeben
Sitz der Stiftung in Düsseldorf

Die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Düsseldorf.[2] Sie wurde nach dem ersten Vorsitzenden des DGB, Hans Böckler, benannt. In allen ihren Aufgabenfeldern ist die Hans-Böckler-Stiftung der Mitbestimmung als Gestaltungsprinzip verpflichtet und wirbt für diese Idee. Sie unterstützt Mandatsträger in Mitbestimmungsfunktionen und tritt für erweiterte Mitbestimmungsrechte ein. Darüber hinaus will sie dazu beitragen, Arbeitsbedingungen zu verbessern und soziale Gerechtigkeit fördern.[3] Die Stiftung zählt zu den 13 Begabtenförderungswerken in der Bundesrepublik Deutschland, welche Studierende sowie Promovierende mit herausragenden Leistungen finanziell und ideell in ihrer akademischen Ausbildung unterstützten.[4] Sie fördert zudem wissenschaftliche Forschungsprojekte finanziell und forscht in wissenschaftlichen Instituten, die Teil der Stiftung sind.[5]

Geschichte

Ursprung

Nach der Einführung der Montan-Mitbestimmung im Jahr 1951 gab es verschiedene Anläufe der Gewerkschaften durch Institutionen das personalpolitische Feld grundsätzlich weiterzuentwickeln; auch außerhalb der Bergbau-, Eisen- und Stahlindustrie. Im November 1952 wurde beispielsweise die Gesellschaft für soziale Betriebspraxis (GsB) und der Verein für soziale Betriebspraxis gegründet. Die GsB beschränkte sich auf wissenschaftliche und publizistische Aufgaben. Der Verein sollte unter anderem den Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter den Mitgliedern fördern. Sowohl die GsB als auch der Verein konnten jedoch nie etabliert werden und verloren nach einer Reorganisation im Jahr 1954 an Bedeutung.[6]

Nach Beratungen zwischen dem DGB, der IG Metall, der IGBE und dem 1946 gegründeten WWI wurde am 23. April 1954[7] die Hans-Böckler-Gesellschaft zur Förderung der Mitbestimmung in Theorie und Praxis gegründet, um den Erfahrungsaustausch der Arbeitnehmervertreter zu verbessern. Im selben Jahr gründete der DGB die Stiftung Mitbestimmung zur Ausbildungs- und Bildungsförderung von Arbeitnehmern.[6] Finanziert wurden beide Institutionen über Spenden der Arbeitnehmervertreter und ihrer Repräsentanten.[8]

Die Hans-Böckler-Gesellschaft gab 1955 erstmals die Zeitschrift Das Mitbestimmungsgespräch (heute Mitbestimmung) heraus.[6][9] Ebenso organisierte sie regelmäßig Informationsgespräche für die Arbeitnehmervertreter in deutschen Großstädten.[6][8]

Auch durch eine stärkere Verbindlichkeit zur Abgabe von Vergütungen aus Arbeitnehmertätigkeiten auf Basis von DGB-Beschlüssen stiegen insbesondere die finanziellen Möglichkeiten der Stiftung Mitbestimmung an. Im Jahr 1964 betrug das Jahresbudget für die Studienförderungen 2,2 Millionen Mark. Das Budget der Hans-Böckler-Gesellschaft betrug im selben Jahr 200.000 Mark. Beide Institutionen kooperierten miteinander. So traten sie auf Gewerkschaftstagen beispielsweise mit gemeinsamen Ständen auf. In den 70er Jahren und durch eine neue Debatte zum Thema Mitbestimmung, die im Mitbestimmungsgesetz von 1976 mündete, fand eine stärkere Annhährung der Hans-Böckler-Gesellschaft und der Stiftung Mitbestimmung statt.[8] Durch die Ausweitung der Mitbestimmung aufgrund des neuen Gesetzes und die daraus hervorgegangenen Ressourcen entschieden sich die Gewerkschaften diese Ressourcen in einer Institution zu bündeln.[10]

Gründung 1977

Am 1. Juli 1977 wurde durch den Zusammenschluss der Hans-Böckler-Gesellschaft und der Stiftung Mitbestimmung die Hans-Böckler-Stiftung gegründet.[11] Die neu gegründete Hans-Böckler-Stiftung bezeichnete sich im ersten Jahresbericht der Stiftung 1977 selbst als Instrument des DGB, „das zur Verbesserung der Lage der Arbeitnehmer im Bildungs- und Beschäftigtensystem genutzt werden muß“. Weder das Bildungssystem noch das Wirtschaftssystem dürfe den „inhumanen Gesetzmäßigkeiten des Marktes“ überlassen werden.[12] Der DGB verpflichtete die Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, ihre Aufsichtsratseinkommen an die gemeinnützige Hans-Böckler-Stiftung abzuführen. Ziel war es, eine persönliche Bereichung der Arbeitnehmervertreter durch die Aufsichtsratsposten zu verhindern.[10]

1982 wurde die erstmals 1955 veröffentlichte Zeitschrift Das Mitbestimmungsgespräch in Die Mitbestimmung umbenannt. Gleichzeitig stellte man auf eine Magazingestaltung mit großen Fotos und einem gestalteten Cover um.[13] Seit 1995 heißt die Zeitschrift nur noch Mitbestimmung.[9]

1990–2000

1995 wurde mit dem 1946 als Wirtschaftswissenschaftliches Institut gegründeten Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Institut (WSI) eine erste Forschungseinrichtung in die Hans-Böckler-Stiftung integriert.[14] Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung richtete die Hans-Böckler-Stiftung 1996 eine Mitbestimmungskommission („Mitbestimmung und neue Unternehemenskulturen – Bilanz und Perspektiven“) ein, deren Abschlussbericht 1998 vorgelegt wurde.[15] Die Kommission sollte „den Einfluss der Mitbestimmung auf unternehmerische Entscheidungen und ökonomische Effizienz, soziale Sicherheit und gesellschaftliche Solidarität“ untersuchen und eine Bestandsaufnahme der Mitbestimmungspraxis in Deutschland leisten.[16] Eine Empfehlung der Kommission war laut dem wissenschaftlichen Leiter Wolfgang Streeck die „Etablierung eines kontinuierlichen, vertrauensvollen Dialogs auf Spitzenebene der Sozialpartner, um über die gemeinsame Beobachtung der Unternehmenspraxis zu mehr Konsens auch in Kernfragen der Sozial- und Tarifpolitik zu gelangen."[17]

Seit 2000

2005 gründete die Stiftung das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), mit dem Ziel ein Gegengewicht zu von der Wirtschaft finanzierten Studien zu schaffen.[18] Das IMK ist eine der einflussreichsten wirtschaftspolitischen Denkfabriken der Welt.[19]

In den Jahren 2005 und 2006 arbeiteten mehrere Experten der Hans-Böckler-Stiftung in der Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung ("zweite Biedenkopf-Kommission") mit, die 2005 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder berufen wurde.[20]

Am 1. September 2015 startete die Hans-Böckler-Stiftung mit dem Mitbestimmungsportal einen Informationsservice für Praktiker der Mitbestimmung.[21]

Aus der Abteilung Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stifutng ging zum 1. Januar 2018 das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) hervor. Gleichzeitig verstärkte sich die Stiftung um ein weiteres wissenschaftliches Institut: Das 2010 in Frankfurt am Main als Teil der Otto-Brenner-Stiftung gegründete Hugo-Sinzheimer-Institut für Arbeitsrecht (HSI) wurde Teil der Stiftung.[22]

Zur Förderung der Wissenschaft vergibt die Hans-Böckler-Stiftung seit 2018 jährlich den Maria-Weber-Grant, der vier Wissenschaftler finanziell unterstützt.[23] Die Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Benannt ist der Preis nach Maria Weber, der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des DGB. Weber war 1977 auch Mitglied des ersten Kuratoriums der Stiftung.[24]

Organisation

Zwecke der Stiftung sind die Förderung der Mitbestimmung und der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung sowie die Studien- und Promotionsförderung in Form von Stipendien; auch der Zweite Bildungsweg kann von der HBS gefördert werden.

Finanziert wird die Stiftung aus Zuwendungen von gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmervertretern, die Mandate in einem Aufsichtsrat innehaben und Teile der dabei erworbenen Tantiemen abführen, sowie durch Spenden und zweckgebundene Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ihr Haushalt betrug 73,9 Millionen Euro laut Jahresbericht 2015/16. Die Stiftung ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland.

Sprecher der Geschäftsführung ist Michael Guggemos.

Hugo-Sinzheimer-Institut

Zum 1. Januar 2018 verstärkte sich die Hans-Böckler-Stiftung um ein weiteres wissenschaftliches Institut: Das Hugo-Sinzheimer-Institut für Arbeitsrecht (HSI) wurde Teil der Stiftung. Das 2010 in Frankfurt am Main als Teil der Otto-Brenner-Stiftung gegründete HSI widmet sich der nationalen und internationalen Forschung zum Arbeits- und Sozialrecht. Zu seinen Themen gehören unter anderem Fragen des IT-Arbeitsrechts, des Tarif- und Arbeitskampfrechts sowie der Mitbestimmung. Besonders intensiv verfolgt das HSI zudem die Entwicklung des europäischen Arbeitsrechts in Form der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs.[25]

Finanzierung

Der Haushalt des Geschäftsjahres 2015/16 (1. Oktober 2015 bis 30. September 2016) hatte ein Gesamtvolumen von 73,9 Millionen Euro. Über 65 Prozent der Stiftungseinnahmen speisten sich aus Zuwendungen von Förderern. So führten vor allem Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, Arbeitsdirektoren sowie Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer gewerkschaftlicher Unternehmen – gemäß Beschluss des DGB-Bundesausschusses – Teile ihrer Vergütungen oder Einkünfte an die Hans-Böckler-Stiftung ab. Die Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden zweckgebunden ausschließlich für die Studienförderung verwendet.[26]

Periodika

Begabtenförderung

Aufnahme in die Hans-Böckler-Stiftung

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert besonders begabte Stipendiaten. Von diesen wird erwartet, dass sie sich gewerkschaftlich, gesellschaftspolitisch und sozial engagieren. Sie sollen leistungsstark sein und ihr Studium rasch absolvieren; typischerweise wollen sie im Beruf viel erreichen. Ziel der Förderung ist es, dass Stipendiaten auch nach dem Studium Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen.[27]Als einziges Begabtenförderungswerk in der Bundesrepublik Deutschland vergibt die Hans-Böckler-Stiftung Stipendien für das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg.[28]

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert ihre Stipendiaten sowohl finanziell als auch ideell.

Finanzielle Förderung[29]

Die finanzielle Förderung orientiert sich an den Richtlinien des BAföG. Das Stipendium muss jedoch später nicht zurückgezahlt werden. Unterschieden wird zwischen der Grundförderung und der Promotionsförderung.

Im Rahmen der Grundförderung setzt sich das Stipendium aus

  • aktuell max. 649 Euro BAföG-Höchstsatz pro Monat;
  • 300 Euro Studienkostenpauschale;
  • ggf. ein Zuschuss zur Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von maximal 86 Euro pro Monat

zusammen. Zusätzlich zu dem Stipendium können ein Familienzuschlag in Höhe von 155 Euro im Monat sowie eine Kinderbetreuungspauschale von 130 Euro pro Monat gezahlt werden, wenn mindestens für ein im Haushalt lebendes Kind das Personensorgerecht besteht.

Doktoranden erhalten ein monatliches Stipendium von 1.350 Euro. Hinzu kommt in der Regel eine monatliche Forschungskostenpauschale von 100 Euro. Zusätzlich erhalten sie

  • bis zu 100 € Zuschuss zur Krankenversicherung.
  • ggf. einen Familienzuschlag in Höhe von 155 Euro und
  • eine Kinderzulage von 155 Euro, wenn mindestens für ein im Haushalt lebendes Kind das Personensorgerecht besteht.

Auslandsaufenthalte werden zusätzlich durch Stipendien bzw. Auslandszuschläge und der Teilübernahme von Studiengebühren gefördert. Nach Nr. 11 Einkommensteuergesetz (EStG) sind Zahlungen aus dem Stipendium steuerfrei.

Ideelle Förderung

Zum ideellen Förderprogramm gehören Sommerakademien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse, Kurztagungen, Seminare sowie die Betreuung durch örtliche Vertrauensdozenten, die diese Aufgabe ehrenamtlich für die Hans-Böckler-Stiftung übernehmen. Die StipendiatInnen müssen jedes Semester einen Bericht über ihr Studium und ihr sonstiges Engagement verfassen. Darüber hinaus haben die Geförderten die Möglichkeit, eigene Tagungen und weitere Veranstaltungen selbständig zu entwickeln und umzusetzen. Dazu können sie Gelder beim stipendiatischen Solidaritätsfonds der Hans-Böckler-Stiftung beantragen, der sich aus Spenden der StipendiatInnen und VertrauensdozentInnen finanziert.[30] Darüber hinaus vermittelt die Hans-Böckler-Stiftung Praktika und bietet ein Mentoringprogramm an.[31]

Sommerakademie aller Begabtenförderungswerke

Im Jahr 2019 darf die Hans-Böckler-Stiftung eine Sommerakademie für alle Begabtenförderungswerke ausrichten. Die Akademie möchte damit werkübergreifend eine gemeinsame Plattform für junge, begabte, engagierte und der Demokratie verpflichtete Menschen schaffen. Die Sommerakademien werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Schirmherrschaft hat dafür der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen. Die erste Sommerakademie findet vom 26. August bis zum 2. September 2019 zum Thema "Demokratie gestalten!" in Heidelberg statt.[32]

Zahlen und Fakten

Die Hans Böckler-Stiftung fördert derzeit rund 2.740 Stipendiaten (Stand 2018) und hat ca. 16.000 Altstipendiaten.[31] 51 Prozent der Stipendiaten stammen aus Nicht-Akademikerfamilien (Stand 2018) und 36,1 Prozent haben einen Migrationshintergrund (Stand 2018).

Anzahl der Stipendiaten nach Fächergruppen (Stand 2018):[33]

Fächergruppe Anzahl der Stipendiaten
MINT-Fächer 649
Kunst, Kunstwissenschaft 98
Medizin und Veterinärmedizin 152
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 1.047
Sport 2
Sprach- und Kulturwissenschaften 744

Gewerkschaftszugehörigkeit der geförderten Stipendiaten (Stand 2018):[33]

Gewerkschaft Prozentanteil
ver.di 36,1
IG Metall 18,7
GEW 18,5
IG BCE 5,2
IG BAU 1,5
NGG 1,2
EVG 0,9
GdP 0,1
keine 17,3

Geschlecht der geförderten Stipendiaten (Stand 2018):[33]

Männlich Weiblich
1.370 1.322

Hans-Böckler-Preis

Der Hans-Böckler-Preis ist die höchste Auszeichnung der Hans-Böckler-Stiftung, des Deutschen Gewerkschaftsbunds und seiner Mitgliedsgewerkschaften.

Der Preis wurde an Persönlichkeiten und Organisationen verliehen, die sich in besonderer Weise um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitnehmer/innen und ihren Familien, die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Bildung und Weiterbildung, den sozialen Zusammenhalt und das solidarische Miteinander der Menschen sowie die Mitbestimmung und die Mitwirkung in Wirtschaft und Gesellschaft verdient gemacht haben.

Preisträger

Der Preis ist seit 2002 ausgesetzt.[34] 2003 beschloss die Stadt Köln im Gedenken an ihren Ehrenbürger (seit 1951), ab 2005 den Hans-Böckler-Preis der Stadt Köln in zweijährigem Rhythmus zu verleihen.

Bekannte ehemalige Stipendiaten

Vertrauensdozenten

Die Hans-Böckler-Stiftung hat über 500 Vertrauensdozenten.[33] Dazu zählen:

Einzelnachweise

  1. 2018 Jahresbericht. (PDF) Hans-Böckler-Stiftung, 1. Mai 2019, S. 4, abgerufen am 12. Juli 2019.
  2. Satzung der Hans-Böckler-Stiftung. (PDF) Hans-Böckler-Stiftung, 1. September 2017, S. 4, abgerufen am 12. Juli 2019.
  3. Unser Leitbild. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen am 12. Juli 2019.
  4. Die Begabtenförderungswerke. Bundesministerium für Bildung und Forschung, abgerufen am 19. Dezember 2018.
  5. Die Forschungseinrichtungen der Hans-Böckler-Stiftung. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen am 12. Juli 2019.
  6. a b c d Ruth Rosenberger: Experten für Humankapital. Die Entdeckung des Personalmanagements in der Bundesrepublik Deutschland. R. Oldenbourg Verlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58620-6, S. 214–217.
  7. dpa: Kalenderblatt 2019: 23. April. In: Stuttgarter Nachrichten. 22. April 2019, abgerufen am 12. Juli 2019.
  8. a b c Peter Seideneck: Würdigung einer einzigartigen Institution. In: Mitbestimmung. Hans-Böckler-Stiftung, 1. April 2015, abgerufen am 12. Juli 2019.
  9. a b Profil: Das Magazin Mitbestimmung. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen am 12. Juli 2019.
  10. a b Erika Martens: Kein Geschäft zu machen. In: Die Zeit vom 10. März 1978. Abgerufen am 14. August 2019.
  11. Die Hans-Böckler-Stiftung. In: Spiegel Online vom 21. Juni 2001. Abgerufen am 14. August 2019.
  12. Jahresbericht 1977. Hans-Böckler-Stiftung, S. 11.
  13. Jahresbericht 1981. Hans-Böckler-Stiftung, S. 40.
  14. Winand Gellner: Ideenagenturen für Politik und Öffentlichkeit. Springer-Verlag, 1995, ISBN 978-3-531-12721-7, S. 206.
  15. Helmut Martens: Auslaufmodell oder Reformkonzept für die moderne Teilhabegesellschaft? Eine kritische Würdigung der Ergebnisse der neuen Mitbestimmungskommission von Hans-Böckler-Stiftung und Bertelsmann-Stiftung. In: Soziale Welt. 1999, S. 67–85, JSTOR:40878257.
  16. Wolfgang Streeck: Mitbestimmung in Deutschland. Tradition und Effizienz. Hrsg.: Norbert Kluge. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1999, ISBN 3-593-36239-2.
  17. Kommission Mitbestimmung: Die Empfehlungen von 1998. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen am 12. Juli 2019.
  18. Götz Hamann: Lautsprecher des Kapitals. In: Die Zeit vom 4. Mai 2005. Abgerufen am 14. August 2019.
  19. James G. McGann: 2018 Global Go To Think Tank Index Report. University of Pennsylvania, Januar 2019, S. 119, abgerufen am 12. Juli 2019 (englisch).
  20. Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung. (PDF) Bericht der wissenschaftlichen Mitglieder der Kommission. Dezember 2006, S. 6, abgerufen am 12. Juli 2019.
  21. 2015 Jahresbericht der Hans-Böckler-Stiftung (Memento vom 16. November 2016 im Internet Archive)
  22. 2018 Jahresbericht. Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2019, S. 47, abgerufen am 12. Juli 2019.
  23. Victoria Meinschäfer: Dr. Julia Trinkert mit dem „Maria-Weber-Grant“ ausgezeichnet. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 4. Mai 2018, abgerufen am 15. Juli 2019.
  24. Jahresbericht 1977. Hans-Böckler-Stiftung, abgerufen 15. Juli 2019.
  25. Hans-Böckler-Stiftung: Jahresbericht 2016
  26. Hans-Böckler-Stiftung: Jahresbericht 2016
  27. Stipendien. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  28. Abitur - Studium - Promotion, Flyer der Hans-Böckler-Stiftung (2018)
  29. Das Stipendium als finanzielle Unterstützung. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  30. https://www.boeckler.de/pdf/stufoe_solifondsbroschuere.pdf
  31. a b Stipendien. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  32. 2019. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  33. a b c d https://www.boeckler.de/hbs_jahresbericht_2018.pdf
  34. Engagement für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.boeckler.de