Aarburg

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Aarburg
Wappen von Aarburg
Wappen von Aarburg
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Zofingenw
BFS-Nr.: 4271i1f3f4
Postleitzahl: 4663
UN/LOCODE: CH AAB
Koordinaten: 634863 / 241122Koordinaten: 47° 19′ 12″ N, 7° 53′ 59″ O; CH1903: 634863 / 241122
Höhe: 395 m ü. M.
Höhenbereich: 389–636 m ü. M.[1]
Fläche: 4,41 km²[2]
Einwohner: 8746 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1983 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
45,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.aarburg.ch
Blick auf Aarburg von der Aare
Blick auf Aarburg von der Aare

Blick auf Aarburg von der Aare

Lage der Gemeinde
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Karte von Aarburg
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Aarburg (im einheimischen Dialekt: Arbig, ˈɑrb̥iɡ̊;[5] französisch: Aarbourg) ist eine Kleinstadt und Einwohnergemeinde im Bezirk Zofingen des Kantons Aargau in der Schweiz. Sie liegt im Südwesten des Kantons an der Aare und grenzt an den Kanton Solothurn.

Geographie

Die Gemeinde liegt am nördlichen Rand des Wiggertals am Ufer der Aare. Das Landschaftsbild wird geprägt durch einen schmalen, aber steil aufragenden Felssporn, der bis an das Flussufer reicht und das Tal abriegelt. Dabei handelt es sich um einen Ausläufer des 664 Meter hohen Säli-Hügels. An der engsten Stelle befindet sich die mittelalterliche Altstadt. Nördlich davon erstreckt sich eine rund eineinhalb Kilometer lange Flussebene, die am entgegengesetzten Ende ebenfalls durch eine Engstelle eingegrenzt wird.[6]

Die Wigger bildet die südliche Gemeindegrenze. Parallel dazu, etwa fünfhundert Meter weiter nördlich, fliesst der Aarburger Mühletych. Dabei handelt es sich um einen künstlichen Seitenarm, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts angelegt wurde. Er diente zum Antreiben von Mühlrädern, einige Jahrhunderte später als Wasserkraftlieferant für die Industrie. Der Mühletych mündet bei der Altstadt in die Aare, allerdings entgegen ihrer Fliessrichtung. Da der Fluss an dieser Stelle einen Knick aufweist und der Abfluss durch die Fortsetzung des Säli-Felssporns behindert wird, entsteht dadurch ein grosser langsamdrehender Wirbel, Aarewaage oder «Woog» genannt.[6] Treibgut kann tagelang in diesem Wirbel verbleiben. Weil dadurch Flösse sehr einfach zu sammeln waren, war Aarburg ein bedeutender Startpunkt für die Flösserei.[7]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 441 Hektaren, davon sind 137 Hektaren bewaldet und 202 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich unterhalb des Gipfels des Säli auf 620 Metern, die tiefste Stelle liegt auf 393 Metern an der Aare.

Nachbargemeinden sind Olten im Westen und Norden, Starrkirch-Wil im Nordosten, Oftringen im Osten sowie Rothrist im Süden.

Geschichte

In römischer Zeit führte eine Strasse vom Raum Olten über Aarburg in die Zentralschweiz. Beim Bau einer Fabrik kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Münzschatz zum Vorschein, der vor allem Münzen aus der Regierungszeit von Kaiser Tetricus I. enthielt. Der Münzschatz war wahrscheinlich während der Bagaudenaufstände der Jahre 284/85 vergraben worden.[8]

Aarburg zwischen 1840 und 1860
Die Festung Aarburg

Wann genau die Festung Aarburg auf dem Felssporn errichtet wurde, ist nicht bekannt, sie wird aber 1123 erstmals urkundlich als Besitz der Grafen von Frohburg erwähnt. Von der Burg aus wurde das Amt Aarburg verwaltet, das den westlichen Teil des heutigen Bezirks Zofingen umfasste, allerdings ohne die Stadt Zofingen selbst. 1299 verkauften die Frohburger die Burg und das Amt Aarburg an die Habsburger. Die Siedlung am Fuss der Festung wird erstmals 1330 explizit als Stadt bezeichnet; archäologische Funde haben ergeben, dass die Stadt wahrscheinlich 1312 entstand.

Eingezwängt zwischen den Städten Olten und Zofingen, die beide nur vier Kilometer entfernt liegen, konnte sich Aarburg wirtschaftlich nicht entfalten und blieb stets ein kleines Städtchen. Die Aarburger lebten hauptsächlich von den Zolleinnahmen, die der Handel auf der Gotthardroute einbrachte. 1361 wurde ein kleiner Hafen an der «Woog» errichtet. Die Flussschifffahrt erlangte in der Folge grosse wirtschaftliche Bedeutung, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert.

Nach einer kurzen Belagerung eroberten die Berner das Städtchen am 20. April 1415. Ab 1416 residierte auf der Burg der Landvogt des Amtes Aarburg. Die Burg wurde im 16. und 17. Jahrhundert zur Festung ausgebaut, um die Verbindung zwischen den reformierten Städten Bern und Zürich an der engsten Stelle des bernischen Herrschaftsgebietes vor Angriffen der katholischen Nachbarn zu schützen.

Am 10. März 1798 nahmen die Franzosen Stadt und Festung kampflos ein. Das Amt Aarburg wurde aufgelöst und die regionalen Verwaltungsaufgaben innerhalb der neuen Helvetischen Republik wurden von Zofingen übernommen. Der neu geschaffene Kanton Aargau übernahm 1804 die Festung, die zunächst als Gefängnis und Zuchthaus diente, worin unter anderen Ausbrecherkönig Bernhard Matter inhaftiert war; seit 1893 ist hier das kantonale Erziehungsheim untergebracht. Am 4. Mai 1840 wütete ein Grossbrand, der die meisten Gebäude und die Kirche zerstörte; 68 Familien wurden dabei obdachlos.[9] Das Städtchen wurde wieder aufgebaut, allerdings ohne die Hauptbefestigungen. Auf dem Felssporn, der Festung vorgelagert, entstand zwischen 1842 und 1845 eine neue Kirche.

Die erste Textilfabrik wurde bereits 1824 eröffnet. Der Anschluss ans Eisenbahnnetz erfolgte am 9. Juni 1856 mit der Eröffnung der Strecke AarauOltenZofingenEmmenbrücke; am 16. März 1857 folgte die Strecke nach Herzogenbuchsee, die wenig später bis Bern verlängert wurde. Aarburg wurde dadurch zu einem bevorzugten Industriestandort. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte die Gemeinde einen weiteren Schub: Dank dem Bau der Autobahnen siedelten sich noch mehr Betriebe an und die Bevölkerungszahl verdoppelte sich.

Bildergalerie

Sehenswürdigkeiten

Die Altstadt bildet ein Dreieck zwischen Fluss und dem keilförmigen Felsriegel, wodurch sich auf zwei Seiten eine natürliche Begrenzung ergibt. Die Häuser gruppieren sich um den ebenfalls keilförmigen Hauptplatz. Die Stadtbefestigung an der Nordseite wurde nach dem Stadtbrand von 1840 nicht wieder aufgebaut.

Überragt wird die Altstadt vom schmalen und langgestreckten Felsriegel. Auf diesem befindet sich die Festung Aarburg. Sie entstand zu Beginn des 12. Jahrhunderts und wurde während der Berner Herrschaft zu einer mächtigen Festungsanlage ausgebaut. Der Gebäudekomplex ist als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft und dient heute als kantonales Jugendheim.

Auf einer Terrasse zwischen der Festung und der Altstadt befindet sich die reformierte Kirche. Sie wurde 1842 bis 1845 im neugotischen Stil erbaut und besitzt an der Westseite zwei Kirchtürme. Unterhalb der Kirche lehnt sich an den Felssporn das 1726 erbaute Pfarrhaus an; bis zum Stadtbrand von 1840 führte das Stadttor durch dessen Untergeschoss.[10]

Wappen

Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: «In Gold zweitürmige gezinnte schwarze Burg, unten rechts mit goldenem Kreuzchen belegt, auf dem linken niederen Turm schwarzer Adler.» Das Wappen entstand vor 1415 in Form eines Feldzeichens. Der Adler ist auf eine volksetymologische Deutung der mittelhochdeutschen Bezeichnung aar zurückzuführen. Das Wappen war 1978 Motiv einer Pro Juventute-Briefmarke.[11]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[12]

Jahr 1400 1764 1798 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner ca. 180 569 1'029 1'700 2'300 2'833 3'512 5'303 5'943 5'354 5'725 6'263 7'033

Am 31. Dezember 2022 lebten 8746 Menschen in Aarburg, der Ausländeranteil betrug 45 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 36,5 % reformiert, 34,2 % römisch-katholisch, 10,5 % muslimisch und 3,0 % christlich-orthodox; 1,5 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[13] 77,9 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 6,0 % Italienisch, 3,7 % Serbokroatisch, 3,5 % Türkisch, 3,0 % Portugiesisch, 2,1 % Albanisch, 1,3 % Spanisch.[14]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2014–2017 sind:

  • Hans-Ulrich Schär (parteilos), Gemeindeammann
  • Alois Spielmann (CVP), Vizeammann
  • Martina Bircher (SVP)
  • Fredy Nater (FDP)
  • Rolf Walser (SP)

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zofingen zuständig. Aarburg gehört zum Friedensrichterkreis Oftringen.

Wirtschaft

In Aarburg gibt es gemäss Betriebszählung 2008 mehr als 3000 Arbeitsplätze, davon 0,3 % in der Landwirtschaft, 32,9 % in der Industrie und 66,8 % im Dienstleistungssektor.[15] Die Gemeinde wurde wegen ihrer günstigen Lage am Autobahnkreuz A1/A2 und dem nahen Eisenbahnknotenpunkt Olten von über 300 Firmen als Standort gewählt. Ihren Sitz in Aarburg haben unter anderem das Metall- und Küchenbau-Unternehmen Franke und der Unterwäsche-Hersteller Zimmerli.

Verkehr

Der SBB-Bahnhof Aarburg-Oftringen liegt exakt an der Gemeindegrenze. Es verkehren Regionalzüge nach Olten, Langenthal und Luzern. Der Bahnhof ist Endstation einer Linie der Gesellschaft SZR zum Bahnhof Zofingen sowie einer BOGG-Linie nach Olten und Trimbach.

Aarburg liegt nur wenige Fahrminuten von den Anschlüssen Rothrist und Oftringen der Autobahn A1 entfernt an der Hauptstrasse 2. Bis zur Eröffnung der 1800 Meter langen Umfahrungsstrasse zwängten sich über 30'000 Fahrzeuge durch das enge Städtchen, mehr als beispielsweise auf der Gotthard-Autobahn. Nach einer über 15 Jahre dauernden Planungsphase begannen im September 2004 die Bauarbeiten. Am 21. November 2007 wurde die neue Strasse dem Verkehr übergeben. Über die Hälfte verläuft in zwei Tunnels.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über sechs Kindergärten und drei Schulhäuser. In diesen werden alle Schultypen der obligatorischen Volksschule unterrichtet: Die Primarschule in den Schulhäusern Höhe und Hofmatt; Bezirksschule, Sekundarschule und Realschule im Schulhaus Paradiesli. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Aarau und Zofingen.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Michael Stettler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 21). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1948. DNB 366495623.
  • Franz Oswald, Peter Baccini: Netzstadt – Einführung in das Stadtentwerfen. Birkhäuser Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7643-6962-0 (Städtebautheorie, Erläuterung der Netzstadt am Beispiel der «Stadt an der Wigger», bestehend aus Aarburg, Oftringen, Rothrist, Strengelbach und Zofingen).

Weblinks

Commons: Aarburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource Wikisource: Aarburg – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. Historische Quellen und sprachwissenschaftliche Deutungen. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 100/II. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 56–57. Angegebene Lautschrift: árbịg.
  6. a b Landeskarte der Schweiz, Blatt 1108, Swisstopo
  7. Die Aarewaage – ein einzigartiges Naturphänomen. swissinfo, 6. August 2003, abgerufen am 4. Januar 2010.
  8. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 161.
  9. Geschichte der Stadt auf aarburg.ch
  10. Michael Stettler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 249–250.
  11. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 101.
  12. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistisches Amt des Kantons Aargau, 2001, abgerufen am 3. April 2012.
  13. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 23. August 2012.
  14. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 23. August 2012.
  15. Betriebszählung 2008. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 23. August 2012.