Bahnhof Frankfurt (Main) Ost

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Frankfurt (Main) Ost
Empfangsgebäude des Ostbahnhofs
Empfangsgebäude des Ostbahnhofs
Empfangsgebäude des Ostbahnhofs
Daten
Bahnsteiggleise * 2 Fernbahngleise
  • 2 U-Bahngleise
Abkürzung FFO
IBNR 8002039
Preisklasse 4
Eröffnung 10. März 1913
bahnhof.de Frankfurt__Main__Ost
Architektonische Daten
Architekten Karl Radlbeck
Lage
Stadt/Gemeinde Frankfurt am Main
Ort/Ortsteil Ostend
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 6′ 46″ N, 8° 42′ 29″ OKoordinaten: 50° 6′ 46″ N, 8° 42′ 29″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Frankfurt (Main) Ost
Bahnhöfe in Hessen
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Der Bahnhof Frankfurt (Main) Ost dient dem Regionalverkehr im Frankfurter Ostend. Im Güterverkehr mit der Eisenbahn ist er einer der beiden verbliebenen Güterbahnhöfe (in Form eines Containerterminals) der Stadt (der andere befindet sich im Industriepark Höchst), nachdem der viel größere Hauptgüterbahnhof stillgelegt wurde. Unmittelbar östlich an den Rangierbahnhof schließen sich die Städtische Verbindungsbahn und der Hafenbahnhof des Frankfurter Osthafens an.

Geschichte

Lage des ehemaligen Hanauer Bahnhofs

Bis zur Inbetriebnahme des Ostbahnhofs fuhren die Züge aus Richtung Hanau den Hanauer Bahnhof an, einen Kopfbahnhof, der sich zwischen Röderbergweg, Zobelstraße und Hanauer Landstraße südlich des Zoos befand. Dieser war am 10. September 1848 von der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn-Gesellschaft zusammen mit der Bahnstrecke Frankfurt–Hanau eröffnet worden und kam über die Hessische Ludwigsbahn zu den Preußischen Staatseisenbahnen.

Der heutige Ostbahnhof wurde von den Preußischen Staatseisenbahnen am 10. März 1913 eröffnet. Der Güterverkehr begann jedoch erst am 1. April und der Personenverkehr am 1. Mai desselben Jahres.

Im Zweiten Weltkrieg war der Bahnhof Frankfurt (Main) Ost und sein Güterbahnhof Ziel von Luftangriffen der Alliierten, so z. B. am 28. Mai 1944[1] und am 17. Februar 1945. Bei letzterem wurden 640 Tonnen Bomben abgeworfen. Der Abwurf streute bis Fechenheim, Offenbach am Main, Rumpenheim und Mühlheim am Main.[2] Das ursprüngliche Empfangsgebäude von 1914 mit der riesigen Eingangshalle brannte im Zweiten Weltkrieg nach einem Luftangriff aus und wurde in der Nachkriegszeit abgerissen. Als Ersatz diente zunächst ein provisorischer Flachbau, in dem täglich 10.000 Pendler und 16 Tonnen Expressgut abgefertigt wurden.

Empfangsgebäude

Empfangsgebäude des Ostbahnhofs – rechts: das Stahlgerüst zum Abstützen
Mach was gegen hässlich – im Hintergrund: der Turm der EZB

1961 wurde dann ein nüchterner Zweckbau im Stil der 1960er Jahre errichtet, dessen Gänge und Keller auf dem alten Gebäude basieren. Der Entwurf stammt von Karl Radlbeck, ein Entwurf, der die Tradition der vorangegangenen Jahre im Bahnhofsbau brach. Statt Gebäude und Haupthalle einladend zum Platz hin zu öffnen, liegt ein strenger, eher abweisender Riegel vor dem Platz, dessen gesamte Wandfläche im Obergeschoss sich nur als fensterlose Mauer zeigt. Lediglich eine Uhr über den Eingangstüren in der Mitte der Fassade und das große Logo der Deutschen Bundesbahn in deren rechter oberer Ecke setzten Akzente. Beides wurde inzwischen entfernt.

Das Gebäude wies im geringfügig zurückgesetzten Erdgeschoss ein umlaufendes Oberlichtband auf, so dass der große Kubus über dem Erdgeschoss zu schweben schien.

Im Kellergeschoss wurde eine Kegelbahn eingerichtet, der Schnellimbiss erhielt ein Mosaik der Künstlerin Lina von Schauroth und die Eingangshalle Glasfenster mit Tiermotiven, da der Frankfurter Zoo nur wenige Gehminuten entfernt liegt.

Betrieb

Neuer Bahnsteig (2016) – im Hintergrund die Europäische Zentralbank

Personenverkehr

Die Bedeutung des Bahnhofs für den Personenverkehr hat stark abgenommen. Heute verkehren hier Regionalbahnen nach Hanau, Kahl am Main und Aschaffenburg sowie einzelne Regional-Express-Züge nach Würzburg und Bamberg. In der Gegenrichtung verkehren die Züge zum Südbahnhof bzw. Hauptbahnhof sowie viermal am Tag zum Flughafen. Außerdem hält an Wochentagen ein Zugpaar der VIAS GmbH nach bzw. aus Groß-Umstadt Wiebelsbach in Frankfurt Ost. Am Morgen wird der Bahnhof ferner von einer Regionalbahn aus Bad Soden-Salmünster bedient.

Im Jahr 2004 wurde der Bahnhof auch von der MainLinie, die Hanau mit dem Frankfurter Flughafen und dem Opelwerk in Rüsselsheim am Main verband, angefahren.

Bis Anfang der 1990er Jahre war der Ostbahnhof ein wichtiger Bahnhof für die US-amerikanischen Streitkräfte. Von hier aus fuhren insbesondere die Militärzüge nach Berlin. Die entsprechenden Züge waren – wenn nicht unterwegs – hier im Gleisvorfeld abgestellt.

Linien
Frankfurt Süd Regional SE 50
Frankfurt–Maintal–Hanau
Maintal Ost
Frankfurt Süd Regional RE/RB 55
Frankfurt–Maintal–Hanau
Frankfurt-Mainkur
Frankfurt Süd Regional R 64
Frankfurt–Maintal–Hanau
Maintal Ost
Umstieg: Straßenbahn Frankfurter Straßenbahn

Vorlage:Navileiste U-Bahn Frankfurt

Güterverkehr

Containerbahnhof Frankfurt

Die damalige Railion Deutschland (heute DB Cargo) hat nach Stilllegung des Hauptgüterbahnhofes und des dortigen Bahnbetriebswerkes Frankfurt Main 2 die Güterverkehrsaktivitäten in den Ostbahnhof verlegt und dort einen Personalstützpunkt eingerichtet. Der Güterbahnhof wurde seit etwa 2003 zum Container-Umschlagplatz ausgebaut. Hierzu wurden große Bereiche östlich des Ostbahnhofes bis Kaiserlei-Brücke (Bereich des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Frankfurt Main Ost) zu Abstellflächen für Container und Transportfahrzeuge, sowie zu An- und Abfahrtswegen zur Straße umgebaut. Vom Ostbahnhof aus werden überwiegend Ganzgüterzüge für die Automobil- und Montanindustrie gefahren, Containerzüge in die Seehäfen Hamburg und Bremerhaven.

Anbindung

Bis 1993 wurde der Ostbahnhof durch die Straßenbahnlinie 11 direkt erschlossen. Diese wurde anschließend wegen der Umgestaltung des Danziger Platzes in die benachbarte Hanauer Landstraße verlegt, ursprünglich in der Absicht, sie nach Abschluss der Bauarbeiten in veränderter Form auf den Bahnhofsvorplatz zurückzuverlegen. Aus Kostengründen und da die derzeitige Haltestelle näher am Sitz der Europäischen Zentralbank auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle liegt, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 2002, die Straßenbahn dauerhaft in der gegenwärtigen Lage zu belassen.

U-Bahnhof

Der U-Bahnhof Ostbahnhof
U-Bahn neben dem Bahnhof
Überdachter, offener Schacht über drei Ebenen

Am 29. Mai 1999 wurde der U-Bahnhof Ostbahnhof der Linie U6 in Betrieb genommen. Hierzu entstand eine kurze Zweigstrecke, die am U-Bahnhof Zoo von der durch das Ostend führenden C-Strecke (U7) abzweigt, den Zoo unterfährt und schließlich in den neuen Bahnhof unter dem Ostbahnhof mündet.

Der U-Bahnhof liegt zum Teil unter dem Danziger Platz, zum Teil unter dem Gleisfeld des Ostbahnhofs, südlich des Empfangsgebäudes. Die Achse des U-Bahnhofs verläuft quer zu der der Eisenbahn. Das eröffnete langfristig die Option, den Bahndamm zu unterqueren und östlich der Eisenbahnstrecke in die Hanauer Landstraße zu münden.

Hier wurde erstmals in Frankfurt ein U-Bahnhof mit Tageslichteinfall über eine Glaspyramide errichtet. Das Gestaltungskonzept des Bahnhofs stammt von Willy Orth. Auf der Bahnsteigebene dominiert die Farbe Grau, ergänzt durch Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden, die die Geschichte der Mainbrücken veranschaulichen. In der Zwischenebene wird durch farbige Wandfliesen die Frankfurter Skyline angedeutet.

Der Bahnsteig wurde zunächst nicht auf die bei der Frankfurter U-Bahn üblichen 105 Meter ausgebaut. Wegen der lange unklaren Anlage des geplanten unterirdischen S-Bahnhofs konnte der U-Bahnhof anfangs nur auf einer Länge von 75 Meter fertiggestellt werden, weshalb die Züge mangels Durchrutschweg mit 10 km/h in den Bahnhof einfahren mussten. Erst am 26. Juni 2007 konnte der Bahnsteig auf 105 Meter verlängert werden. Dieser Teil wurde als Betonkasten bei laufendem Bahnbetrieb unter die Gleise der DB geschoben (Vorpressbauweise). Hinter dem Bahnhof befindet sich keine Wendeanlage. Mit dem Ausbau der Station wurde auch eine neue Fußgängerverbindung zwischen Danziger Platz und Hanauer Landstraße geschaffen. Am Ostausgang besteht nun eine bessere Umsteigemöglichkeit zur Straßenbahnlinie 11, für die eine neue Haltestelle eingerichtet wurde, die den Namen „Ostbahnhof/Honsellstraße“ trägt.[3]

Zustand

Beim Bau des Empfangsgebäudes wurde an der Architektur, später am Bauunterhalt, gespart. Dies hat hinsichtlich Funktionalität und Erscheinungsbild des Bahnhofs verheerende Auswirkungen. Schon seit mehreren Jahren bewahrt nur eine Stahlkonstruktion das Gebäude vor dem Einsturz. Das Empfangsgebäude war extrem verwahrlost, ebenso der davor gelegene Danziger Platz. Von der ursprünglichen baukünstlerischen Aussage und Ausstattung ist heute nichts mehr erhalten. Das Gebäude präsentiert sich als verfallende Ruine. Die wenigen Türen und Fenster wurden weitgehend verschalt oder zugemauert, nachdem Unbefugte in die Ruine des Empfangsgebäudes eingedrungen waren. Die Deutsche Bahn AG wollte vor dem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens für die Nordmainische S-Bahn hier nicht mehr investieren. Einziger intakter Bestandteil des Bauwerks war lange Zeit die Kegelbahn, die durch den Eisenbahnersportverein (ESV) genutzt wird.[4]

Der vor dem Bahnhofsgebäude liegende Danziger Platz wurde für Straßenarbeiten im Zusammenhang für den Neubau der Europäischen Zentralbank an der Großmarkthalle als Baumateriallager genutzt. Aktuell befindet sich dort der Frankfurter Garten, ein Urban-Gardening-Projekt.

Im November 2014 wurde der Sitz der Europäischen Zentralbank in den Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle verlegt. Dies ließ die ruinöse Situation des benachbarten Ostbahnhofs so peinlich werden, dass seitens der Bahn Sanierungsmaßnahmen ergriffen wurden: Zum Jahresende 2014 wurde der Bahnsteig der Gleise 3/4 erneuert und dem Erscheinungsbild moderner Bahnhöfe angepasst. Der Bahnsteig der Gleise 1/2 und die Bahnsteige der Gepäckabfertigung wurden abgetragen, die zugehörigen Treppenaufgänge und Schächte der Lastaufzüge verfüllt, die Eingänge zur Bahnsteigunterführung verschlossen. Betrieblich ist der Ostbahnhof im Personenverkehr einem Haltepunkt an einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke ähnlich. Die Bahnsteigunterführung erhielt frische Farbe und anschließend einige künstlerische Graffiti als Dekoration. Sie ist dadurch, dass sie nun die Ruine des Empfangsgebäudes und anschließend die Gleise 1 und 2 ohne Öffnung unterläuft und sich erst wieder am Bahnsteig für die Gleise 3 und 4 öffnet, sehr lang im Vergleich zu Unterführungen anderer Bahnhöfe.

Zukunft

In den kommenden Jahren soll parallel zur nordmainischen Strecke nach Hanau eine neue Strecke für die S-Bahn Rhein-Main gebaut werden. Dafür soll ein unterirdischer Bahnhof entstehen.

Das Areal des Empfangsgebäudes wurde im Sommer 2016 an den Projektentwickler Evoreal[5] verkauft.[6] Die neue Eigentümerin beabsichtigt, das Gebäude abzureißen. Was sie auf dem Grundstück entwickeln will, hat sie noch nicht offen gelegt. Seitens der Stadt wird eher eine gewerbliche Nutzung für möglich gehalten. Allerdings handelt es sich bei dem Grundstück nach wie vor um eine Eisenbahnbetriebsanlage. Und da der Zugang zu den Bahnsteigen über das Grundstück verläuft, kann es wohl auch nicht insgesamt davon freigestellt werden.[7]

Literatur

  • Martin Schack: Neue Bahnhöfe: die Empfangsgebäude der Deutschen Bundesbahn 1948–1973. 1. Auflage. Neddermeyer, Berlin 2004, ISBN 3-933254-49-3.

Weblinks

Commons: Frankfurt (Main) Ostbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Günter Stahl: Der Luftkrieg über dem Raum Hanau 1939–1945 = Hanauer Geschichtsblätter 48. Hanau 2015. ISBN 978-3-935395-22-1, S. 134
  2. Hans-Günter Stahl: Der Luftkrieg über dem Raum Hanau 1939–1945 = Hanauer Geschichtsblätter 48. Hanau 2015. 978-3-935395-22-1, S. 314
  3. VerkehrsGesellschaft Frankfurt
  4. http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/ostbahnhof-verfaellt-weiter_rmn01.c.8008870.de.html Artikel Ostbahnhof verfällt weiter – Die Situation am Danziger Platz nervt den Ortsbeirat, dessen Vorsteherin und die Fahrgäste, Matthias Bittner in der Frankfurter Neue Presse vom 30. Juli 2010, 03.21 Uhr
  5. Homepage von Evoreal.
  6. Boris Schlepper: Ostbahnhof in neuer Hand. In: Frankfurter Rundschau v. 4. August 2016, S. F11.
  7. Boris Schlepper: Ostbahnhof in neuer Hand. In: Frankfurter Rundschau v. 4. August 2016, S. F11.