Bitsch

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Bitche
Bitche (Frankreich)
Bitche (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Lothringen
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Sarreguemines
Kanton Bitche
Gemeindeverband Communauté de communes du Pays de Bitche
Koordinaten 49° 3′ N, 7° 26′ OKoordinaten: 49° 3′ N, 7° 26′ O
Höhe 249–432 m
Fläche 41,13 km²
Einwohner 4.958 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 121 Einw./km²
Postleitzahl 57230
INSEE-Code
Website www.ville-bitche.fr

Rathaus von Bitche

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Innenstadt
Bitsch um 1903

Bitsch (lothr. gleichfalls Bitsch, französisch Bitche) ist eine französische Gemeinde mit 4958 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Moselle in der Region Lothringen. Sie gehört zum Arrondissement Sarreguemines, ist Hauptort des Kantons Bitche und Sitz des Gemeindeverbandes Pays de Bitche (Bitscher Land).

Die Einwohner nennen sich Bitchois. Spitzname: „Rampartritscher“.[1]

Geografie

Die Kleinstadt Bitsch liegt im Bitscherland, unweit der Grenze zu Rheinland-Pfalz (20 km südlich von Hornbach, 30 km südlich von Zweibrücken). Die umliegende waldreiche Region, das „Bitscher Land“, ist nach ihr benannt. Der Ort wird von einem Sandsteinplateau überragt, auf und in dem die Zitadelle von Bitsch errichtet wurde. Die Zitadelle wurde 1979 als Monument historique eingestuft und ist heute ein Freilichtmuseum.

Geschichte

Bitsch – Geschichte: Kaiserbesuch im Jahr 1903
Zitadelle von Bitche (Südansicht)

Der Ort entstand aus der Burg Bithis und den zu ihren Füßen liegenden Dörfern Rohr und Kaltenhausen.
Weitere Schreibweisen lauteten: Bitsch/Bitsche (1297), Bitchen (1321), Pitsch (1479), Bisch (1488), Bischt (1494), Bittsch (1592).

Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte Bitsch zum Herzogtum Lothringen. 1297 vertauschte Lothringen die Herrschaft an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, und Bitsch wurde somit Hauptort einer eigenständigen Herrschaft, bis die Linie 1570 ausstarb. Bitsch fiel nun im Erbgang an die lutherische Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Jedoch wollte der Herzog von Lothringen als Lehnsherr über Bitsch das Lehen einziehen. Darüber kam es ab 1572 zu einem lange währenden Streit, der erst 1606 mit einem Vergleich beendet wurde. Bitsch fiel an Lothringen zurück und wurde in der Folge rekatholisiert. Im Dreißigjährigen Krieg wurden der Flecken und das Umland völlig verwüstet. 1680 besetzte Frankreich das Land. Der nun folgende Umbau und Neugestaltung der mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen Festung durch Vauban und die dauernde Präsenz französischer Truppenteile beeinflussten die Entwicklung des Ortes nachhaltig.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Bitche durch Kriege immer wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen und wechselte mehrfach die Landeszugehörigkeit zwischen Lothringen und Frankreich, bis es nach dem Tod Stanislaus Leszczynskis, des letzten Herzogs von Lothringen, 1766 mit Lothringen an Frankreich fiel.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verteidigte Kommandant Louis-Casimir Teyssier die Zitadelle, die seit dem 8. August 1870 von bayerischen Truppen belagert wurde. Teyssier kapitulierte erst rund einen Monat nach dem Vorfrieden von Versailles am 25. März 1871. Die deutsche Armee erlaubte den ehrenhaften Abzug der französischen Soldaten unter Waffen.

Bitsch fiel nun an das Deutsche Reich und nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 an Frankreich zurück. In der Folge wurde die Zitadelle als Stützpunkt in die Maginot-Linie integriert. Zu Ende des Zweiten Weltkriegs bot die Zitadelle den Einwohnern von Bitsch Schutz, insbesondere vor Luftangriffen.

Im Dezember 1944 versuchten amerikanische Truppen vergeblich, Bitsch einzunehmen. Sie mussten die südliche Umgebung der Stadt und das gesamte Gebiet ostwärtig davon zwischen Lauter und Moder bei einem taktischen Rückzug im Zuge der deutschen Silvesteroffensiven wieder räumen.

Am 15. März 1945, dem ersten Tag der Operation Undertone, rückten US-Truppen nach Bitsch vor und nahmen die Stadt bald darauf ein. Dabei half ihnen ihre absolute Luftüberlegenheit.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007
Einwohner 4277 5004 5055 5648 5517 5752 5555

Freizeit und Tourismus

Bitsch liegt innerhalb des Naturparks Nordvogesen und verfügt über eine namhafte Gastronomie. Touristischer Hauptanziehungspunkt ist die ab 1680 von Vauban an Stelle einer mittelalterlichen Burg errichtete Zitadelle.

Die Zitadelle kann besichtigt werden. Mittels einer Video- und Audioführung (französisch, deutsch oder englisch) kommt man durch die im Inneren des Bauwerks gelegenen Gänge und Räume. Es ist den Machern der Ausstellung gelungen, eine wertungsfreie Darstellung des Deutsch-Französischen Krieges zu erstellen, die insbesondere den Schrecken des Krieges hervorhebt. Die kleine Kirche, sowie die anderen Gebäude auf der Zitadelle – welche die Kriege überstanden hatten – wurden restauriert.

4 km westlich der Stadt liegt das Fort Simserhof, eines der 5 wichtigsten Hauptwerke der Maginot-Linie. Die unterirdische Festungsanlage kann besichtigt werden.

Bitsch beteiligt sich an dem internationalen Projekt Gärten ohne Grenzen mit dem Garten des Friedens, der als Verbindung zwischen Stadt und Festung angelegt ist. Die Besichtigung des Gartens ist im Eintrittspreis für die Zitadelle enthalten. Seit 2004 gibt es auch den Meteorischen Garten, der vom Internationalen Zentrum für Glaskunst in Meisenthal realisiert wurde. 2006 kam der Water Glass Garden hinzu, der englische Gartentradition mit modernem Design verbinden soll. Dieser Garten wurde von Künstlern des Hadlow College in Greenwich geschaffen.

Am Fuße der Zitadelle (Südseite) liegt ein sehenswerter kleiner Bahnhof aus wilhelminischer Zeit, dessen Bausubstanz sich noch im Originalzustand befindet.

Verkehr

Wilhelminischer Bahnhof

Schienenpersonennahverkehr

Ab Bitsch (Endbahnhof) verkehren auf der Bahnstrecke Haguenau–Falck-Hargarten von Montag bis Freitag sechs Zugpaare in der Hauptverkehrszeit von/nach Sarreguemines, die ersten beiden Zugpaare frühmorgens dabei nach Metz Ville durchgebunden. Samstags fahren nur zwei Zugpaare (morgens) ab Bitsch, das erste frühmorgens dabei ebenfalls durchgebunden von/bis Metz.

Linienbusverkehr

Von Bitsch aus gibt es Linienbusverkehr weiter nach Niederbronn bzw. Haguenau.[2]

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaft

Seit 1979 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Bitsch und der deutschen Stadt Lebach im Saarland.

Weblinks

Commons: Bitche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bitche – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Cercle "Die Furbacher", Histoire locale de Forbach, n°62, 2008.
  2. Fahrplan der SNCF-Regionalverkehr in Lothringen