Dunkerque

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Dunkerque
Datei:Blason ville fr Dunkerque (Nord).svg
Dunkerque (Frankreich)
Dunkerque (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Nord (59)
Arrondissement Dunkerque
Kanton Hauptort von 2 Kantonen
Gemeindeverband Dunkerque Grand Littoral
Koordinaten 51° 2′ N, 2° 23′ OKoordinaten: 51° 2′ N, 2° 23′ O
Höhe 0–17 m
Fläche 43,89 km²
Einwohner 86.788 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.977 Einw./km²
Postleitzahl 59140, 59240, 59640
INSEE-Code
Website www.ville-dunkerque.fr

Lage im Arrondissement Dunkerque

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Dunkerque [dœ̃kɛʀk] od. [dɛ̃kɛʀk] (deutsch Dünkirchen, niederländisch Duinkerke) ist eine französische Hafenstadt an der südlichen Nordseeküste im Département Nord im historischen westflämischen Sprachgebiet Französisch-Flanderns. Die rund zehn Kilometer westlich der Grenze zu Belgien liegende und zugleich nördlichste Stadt Frankreichs zählt 86.788 Einwohner (Stand 1. Januar 2021), mit den Vorstädten sind es ca. 200.000. Sie lebt vom Hafen und von großen Industrieansiedlungen und beherbergt eine Universität mit ca. 10.000 Studenten.

Historische Bedeutung erlangte Dunkerque in der Zeit des Königs Ludwig XIV., dessen Festungsbaumeisters Sébastien Le Prestre de Vauban und des in dieser Stadt geborenen Korsaren Jean Bart. Mittlerweile erinnert der Ortsname an eine der wichtigsten Episoden des Zweiten Weltkrieges: 1940 wurden hier die British Expeditionary Force (Britisches Expeditionskorps, BEF) und Teile der geschlagenen französischen Armee in der Schlacht von Dünkirchen von den Deutschen eingekesselt.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dunkerque im 7. Jahrhundert als Fischersiedlung. Dank seiner strategisch günstigen Lage am Eingang zum Ärmelkanal entwickelte sich der Ort rasch: 960 wurde eine Stadtmauer, 1233 das erste Rathaus errichtet. Ein wichtiger Wirtschaftszweig Dünkirchens war über Jahrhunderte der Heringsfang und später der Kabeljaufang vor Island.

Andererseits weckte die Lage der Stadt seit jeher Begehrlichkeiten. Im Laufe ihrer Geschichte gehörten die „dütsch“-sprachigen (niederfränkisch bzw. niederländisch) Bewohner zunächst zu Flandern, Burgund, den Spanischen Niederlanden und England. Schließlich wurde die Stadt am 17. Oktoberjul. / 27. Oktober 1662greg. für fünf Millionen Livres vom englischen König Karl II. an den französischen König Ludwig XIV. verkauft.[1] Von da an wurde die Stadt mit starken Festungswerken[2] umgeben. Im 17. und 18. Jahrhundert war Dünkirchen ein Stützpunkt der französischen Korsaren. Im 19. Jahrhundert stieg die Stadt zum drittgrößten Hafen Frankreichs auf.

Bereits im Ersten Weltkrieg war die Stadt Ziel deutscher Bombardements und Offensiven, wie der Ersten Flandernschlacht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Dünkirchen bei den Kämpfen zwischen der deutschen und der eingekesselten britischen Armee in der Schlacht von Dünkirchen im Frühjahr 1940 weitgehend zerstört. In der Operation Dynamo konnte die Royal Navy den größten Teil der in die Stadt geflüchteten französischen und britischen Truppen nach Großbritannien retten. Ab 1940 unterhielt die Kriegsmarine in der Stadt ein Marinelazarett. Nach der Operation Overlord wurde Dünkirchen 1944 von der Wehrmacht zur Atlantikfestung erklärt, bis zum Kriegsende verteidigt und erst am 9. Mai 1945, am Tag nach der Kapitulation, von den Alliierten besetzt.

Am 9. Dezember 2010 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Saint-Pol-sur-Mer (21.783 Einwohner, Stand 1. Januar 2008) und Fort-Mardyck (3563 Einwohner, Stand 1. Januar 2008) Ortsteile von Dünkirchen. Die Einwohnerzahl stieg damit auf 93.945 an.[3]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2008 2010
Einwohner 27.616 27.504 73.800 73.120 70.331 70.834 69.274 68.292 92.005

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Dunkerque

  • Die Tour du Leughenaer, (nach dem flämischen Wort für Lügner, Turm des Lügners) stammt aus dem 15. Jahrhundert.
  • Die Kapelle Notre-Dame-des-Dunes wurde im 15. Jahrhundert erbaut.
  • Die Eglise Saint-Éloi (niederländ. Sint-Eligiuskerk) ist eine fünfschiffige Hallenkirche aus dem 16. Jahrhundert, ihre neugotische Fassade stammt aus dem späten 19. Jahrhundert.
  • Der Belfried Saint Eloi auch Belfried von Dünkirchen wurde im 15. Jahrhundert durch weitere Aufstockung des Hautwachturms der Stadt von 1233 erbaut. Im Erdgeschoss des Belfrieds befindet sich heute die Touristen-Information. Die Turmspitze ist zugänglich und bietet eine weite Aussicht. In der zweitobersten Etage kann das aus 50 Glocken bestehende Glockenspiel besichtigt werden.
  • Das Rathausgebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut.
  • Die Porte de la Marine ist eines der Tore der ehemaligen von Vauban erbauten Stadtbefestigung.
  • Die Statue des Korsaren Jean Bart ist ein Werk des Bildhauers David d’Angers aus dem 19. Jahrhundert.
  • Das Hafenmuseum Dünkirchen am Bassin du Commerce direkt am Rande des Stadtzentrums dokumentiert die tausendjährige Geschichte des Hafens von Dünkirchen und zeigt drei Museumsschiffe.
  • Im Mémorial du Souvenir erfährt man viele Details über die Schlacht von Dünkirchen, den Rückzug der britischen und französischen Truppen im Jahr 1940 und deren Evakuierung nach England, die Operation Dynamo.
  • Das Museum für Schöne Künste zeigt alte Kunst, sowie einige ethnographische und archäologische Stücke seiner reichen Sammlung.
  • Das Museum Lieu d´Art et Action Contemporaine (LAAC) liegt eingebettet in einem Skulpturenpark und beherbergt eine Sammlung moderner Kunst von 1940 bis 1980.
  • Das FRAC Nord-Pas de Calais in Dünkirchen ist einer der 23 französischen Fonds régionaux d’art contemporain, kurz FRAC, deutsch: Regionalfonds für zeitgenössische Kunst. Die Einrichtung ist im Hafen in einer großen Werfthalle untergebracht, neben dem in gleicher Kubatur ein Ausstellungsgebäude mit fünf Ebenen errichtet wurde. Gezeigt werden eine Sammlung zeitgenössischer Kunst und Ausstellungen aktueller Künstler.


Sport

2002 wurde Dünkirchen von der bedeutenden Sportzeitung L’Équipe zur sportlichsten Stadt Frankreichs mit mehr als 20.000 Einwohnern gewählt.

International bekannt ist das seit 1955 jeweils Anfang Mai stattfindende Radrennen, die Vier Tage von Dünkirchen. Auch Tour de France-Etappen fanden schon in Dünkirchen statt, letztmals 2007. 2001 wurde hier sogar der Grand Depart, der Tourstart, ausgetragen.

In Dünkirchen findet auch alljährlich ein Triathlon der angesehenen, weil mit hochkarätigen internationalen Legionären besetzten französischen Club-Meisterschaft Lyonnaise des Eaux statt, so etwa am 23. Mai 2010 mit Andrea Hewitt und Jonathan Brownlee als Gewinner.

Der Handballverein Dunkerque Handball Grand Littoral wurde 2011 französischer Pokalsieger und stand ein Jahr später im Finale des EHF-Cups.

Regelmäßige Veranstaltungen

Karneval in Dunkerque

Der Karneval ist das Hauptereignis der Stadt. Er findet von Ende Januar bis Anfang April in Dunkerque und seinen Vororten statt.

Karneval in Dunkerque

Teile des Karnevals sind:

  • Umzüge: Die Karnevalisten marschieren in Garden („bandes“) auf den Straßen vorbei, wobei sie einem Tambourmajor folgen, der mit einer napoleonischen Uniform bekleidet ist.
  • Bälle: Die Karnevalisten feiern in den großen Festhalle der Stadt und singen karnevalistische Lieder. Die Bälle werden von den Karnevalvereinen organisiert.

1676 gab es einen maskierten Umzug in Dunkerque. Im 17. und 18. Jahrhundert boten die Reeder ihren Seeleuten ein Festessen am Tag vor ihrer Abfahrt nach Island. Diese Feiern waren der Ursprung der Visschersbende (Fischergarde). Jedoch war diese Veranstaltung von dem Maskenkarneval des Mardi Gras getrennt. Ein Jahr später fanden die beiden Ereignisse am gleichen Tag statt, was den Karneval in Dunkerque begründete. Der Karneval überlebte die Französische Revolution und die beiden Weltkriege. 1946 fuhren die bandes im Slalom durch die Ruinen der Stadt.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Sonstiges

  • Als das Meter noch auf die Maße der Erde zurückgeführt wurde, basierte es auf der Distanz zwischen Dünkirchen und Perpignan. Dies ist annähernd die längste Nord-Süd-Ausdehnung Frankreichs.
  • Dünkirchen bietet eine Fährverbindung nach Dover (Großbritannien)

Weblinks

Commons: Dunkerque – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich von Raumer: Geschichte Europas seit dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts, Band 6, S. 271. Leipzig 1838, abgefragt am 25. Oktober 2011.
  2. Historische Karte als Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
  3. Dunkerque : le préfet prononce la fusion. La Voix du Nord, 8. Dezember 2010, abgerufen am 27. März 2013 (französisch).
  4. a b Dunkerque Internationale. Offizielle Website der Stadt, abgerufen am 27. März 2013 (französisch).
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