Flughafen Magdeburg-Cochstedt

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Flughafen Magdeburg-Cochstedt
Kenndaten
ICAO-Code EDBC
IATA-Code CSO
Koordinaten

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Höhe über MSL 182 m  (597 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 35 km südwestlich von Magdeburg
Straße B6 B81 B180
Nahverkehr Bus 144 nach Egeln (20 Min.) und Aschersleben (25 Min., Anschluss an die DB), Flughafenshuttle zum ZOB Magdeburg (45 Min.)
Basisdaten
Eröffnung 1957
Betreiber FMC Flughafengesellschaft Magdeburg-Cochstedt mbH
Terminals 1
Passagiere ca. 70.000 (2011)

ca. 40.000 (2012)

Luftfracht k.A.
Flug-
bewegungen
k.A.
Kapazität
(PAX pro Jahr)
800.000
Beschäftigte 55 (August 2016)
Start- und Landebahnen
08/26 2500 m × 45 m Asphalt
08/26 800 m × 40 m Gras

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Der Flughafen Magdeburg-Cochstedt (eigene Nennung: Airport Magdeburg Cochstedt international, IATA-Code CSO, ICAO-Code EDBC) ist ein Verkehrsflughafen in Sachsen-Anhalt. Er liegt rund 35 Kilometer südsüdwestlich von Magdeburg im Salzlandkreis in der Gemarkung der Stadt Hecklingen südlich des heutigen Stadtteils Cochstedt. Die nächsten größeren Ortschaften sind Aschersleben und Staßfurt.

Der Linienflugbetrieb wurde zwischen März 2011 und Oktober 2013 durchgeführt.

Geschichte

Entwicklung bis 1990

Der Flughafen Cochstedt stammt aus dem Jahr 1957, als auf dem Areal von der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ein Stützpunkt ihrer Luftstreitkräfte eingerichtet wurde. Im Jahre 1968 wurde die Start- und Landebahn verlängert und der Flughafen für Logistikbetrieb ausgebaut.

Entwicklung in den 1990er Jahren

Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Abzug der sowjetischen Truppen leitete die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Aschersleben/Staßfurt erste Schritte für den Fortbestand der Anlage als zivil genutzter Flughafen ein. Am 26. Mai 1994 wurde dem Flughafen eine Betriebsgenehmigung als Verkehrsflughafen mit Kontrollzone Luftraum D und genehmigter Betriebszeit H24 erteilt, das heißt für uneingeschränkten Tag- und Nachtbetrieb. Während des Neubaus der Flugbetriebsflächen und des Kontrollturms vom November 1997 bis Anfang 1999 ruhte der Flugbetrieb.

Entwicklung in den 2000er Jahren

Luftansicht des Flughafens Cochstedt

Im Juni 2000 wurde ein Instrumentenlandesystem und eine entsprechende Anflugbefeuerung installiert sowie Anflüge nach Allwetterflugbetriebsstufe CAT I zugelassen. Im Sommer 2001 wurde eine neue Feuerwache in Betrieb genommen und mit dem Bau eines neuen Abfertigungsgebäudes für die Allgemeine Luftfahrt (GAT) begonnen.

Ab dem 31. Dezember 2001 ruhte der Flughafenbetrieb und die -entwicklung wegen Insolvenz des Flughafenbetreibers. Dadurch konnten der Bau des GAT, einer Sicherheitseinzäunung, der Umfahrungsstraße und der Zufahrtstore nicht beendet werden. Sämtliche geleasten Ausrüstungsgegenstände wie Fahrzeuge und Vorfeldgerät wurden zurückgegeben.

Seit dem 1. September 2006 ist der Flugbetrieb im Sichtflug wieder möglich. Die Fluggesellschaft Ryanair verhandelte mit der Betreibergesellschaft, um ab 2007 Flüge nach Palma de Mallorca, Warna, Antalya und Barcelona durchzuführen. Diese Verhandlungen scheiterten jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Landes Sachsen-Anhalt.

Parallel zu der Aufnahme des Sichtflugbetriebes im September 2006 verhandelte das sachsen-anhaltische Wirtschaftsministerium mit einem amerikanischen Investor, der von Cochstedt aus international Cargo abfertigen wollte. Das Wirtschaftsministerium hatte jedoch versäumt, die Bonität des Investors zu überprüfen. Es stellte sich heraus, dass der vermeintliche Investor lediglich über selbst gefertigte Briefbögen verfügte.

Im Dezember 2008 wurde der Flughafen für 9 Millionen Euro an die International Investment House Co. LLC (IIH), eine Investmentgruppe aus Abu Dhabi, verkauft. Nach der Zustimmung des Finanzausschusses im Januar 2009 bestätigte der Investor zunächst den Verkauf. Das Unternehmen plante den Bau eines Cargo- und Logistikcenters. Mittelfristig sollte der Flughafen auch für zivile und kommerzielle Luftfahrt geöffnet werden.[1]

Wegen finanzieller Schwierigkeiten bat IIH im Frühjahr 2009 um Zahlungsaufschub von bis zu zwei Jahren, sagte jedoch zu, in dieser Zeit die laufenden Kosten zu übernehmen.[2] Nachdem am 30. Juni 2009 eine letzte Zahlungsfrist für die erste Kaufpreisrate in Höhe von einer Million Euro verstrich, machte der sachsen-anhaltische Wirtschaftsminister von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch und hob den Vertrag mit IIH mit Wirkung zum 1. Juli 2009 auf.[3] Für Ausbau und Entwicklung des Flughafens Cochstedt wurden bis zu diesem Zeitpunkt ca. 60 Mio. Euro aufgewendet.

Entwicklung seit 2010

Am 3. März 2010 wurde der Flughafen Cochstedt für 1,5 Millionen Euro an die dänische Betreibergesellschaft Airport Development A/S verkauft, die bereits die Flugplätze Neuhardenberg und Fürstenwalde/Spree betreibt.[4] Am 21. Juli 2010 erhielt der Flughafen Magdeburg-Cochstedt seine Betriebsgenehmigung.[5] Damit können auf dem Flugplatz auch größere Personen- und Frachtmaschinen abgefertigt werden. Im Oktober 2010 wurden Pläne bekannt, den Flugplatz in „Airport Magdeburg-Berlin International“ umzubenennen, die einigen Protest, speziell aus Berlin, auslösten.[6][7] Diese Umbenennung wurde aber im November 2010 gerichtlich vorerst gestoppt.[8] Mit Urteil vom 9. März 2011 hat das Landgericht Berlin bestätigt, dass die Bezeichnung irreführend ist und über Größe, Bedeutung und Lage des Flughafens täuscht.[9] Auf der Webseite des Flughafens erscheint nun die Bezeichnung „Airport Magdeburg Cochstedt International“.[10]

Am 22. Dezember 2010 gab der Flughafen auf seiner Homepage bekannt, dass die irische Billigfluggesellschaft Ryanair ab 30. März 2011 je zwei wöchentliche Flüge nach Alicante, Málaga, Girona und Las Palmas anbieten wird.[11] Gleichzeitig stellte Ryanair ihren Flugbetrieb am Leipzig-Altenburg Airport ein. Seitdem wurde die Infrastruktur durch den Besitzer des Flughafens verbessert, indem er bereits das bestehende Terminalgebäude erweiterte und Tests unterzog.[12] Der erste Linienflug von Ryanair fand am 30. März 2011 nach Girona/GRO statt. In der Folgezeit führte Ryanair Flüge von Cochstedt nur im Sommerflugplan durch.[13] Ende 2013 stellte Ryanair seine Linienflüge vollständig ein. [14]

Im März 2012 gab Germania bekannt, aufgrund zu geringer Auslastung keine Flüge mehr von und nach Magdeburg-Cochstedt anzubieten.[15]

Die Eigenmarke CSO City Fly betrieb von Dezember 2011 den Linienverkehr von Cochstedt nach München (ab Mai 2012 weiter nach Bern). Wegen zu geringer Auslastung wurde diese Verbindung allerdings ab Juli 2012 eingestellt.

Im Jahr 2010 betrugen die Verbindlichkeiten 1,4 Millionen Euro, im Jahr 2011 2,6 Millionen Euro und auch 2012 schrieb der Flughafen weiterhin rote Zahlen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb wären 400.000 Fluggäste nötig gewesen. Tatsächlich waren es aber nur 76.000.[16] Da sich dies bis zum Januar 2016 nicht änderte, beantragte der Flughafen in diesem Monat eine Insolvenz in Eigenverwaltung.[17] Ende August 2016 erfolgte der Übergang in ein reguläres Insolvenzverfahren.[18]

Ende August 2016 hat das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt die Betriebsgenehmigung des Flughafens ausgesetzt, so dass der Flughafen ab dem 1. September 2016 vorübergehend geschlossen ist.

Ausstattung

Terminal

Im Untergeschoss des Terminals befinden sich die Flughafeninformation, ein Reisecenter und ein Schalter eines Logistikdienstleisters. Im Obergeschoss befindet sich ein Bistro und die Besucherterrasse sowie zwei Konferenzräume.

Zum Check-In stehen sechs Schalter bereit. Dahinter gelangt man zur zweispurigen Personensicherheitskontrolle und weiter in die zentrale Abflugshalle mit Café und zwei Warteräumen an den Flugsteigen. Sowohl der Abflugbereich als auch der Ankunftsbereich sind durch Errichtung von Passkontrollstellen und Einrichtungen der Sicherheitsbehörden für internationale Flüge ausgelegt.

Ankommenden Passagieren steht nach der Ankunft ein Gepäckrückgabeband zur Verfügung.

Erreichbarkeit

Für die Anreise mit dem PKW wurden Parkplätze errichtet.[19] Für Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs wurde ein Busshuttle eingerichtet, welcher bis zur Einstellung der Linienverbindungen im Oktober 2013 auf Nachfrage zwischen dem Flughafen und Magdeburg Hauptbahnhof verkehrte. Privaten Bus- und Shuttleunternehmen untersagte die Betreibergesellschaft das Befahren des Flughafengeländes sowie das Betreten des Geländes zum Bringen oder Abholen der Passagiere.[20]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Magdeburg-Cochstedt Airport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit - Pressemitteilung Nr.: 018/09 vom 2. Februar 2009
  2. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit - Pressemitteilung Nr. 092/09
  3. Volksstimme vom 1. Juli 2009
  4. Pressemitteilung Nr. 038/10 des Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Sachsen-Anhalt
  5. Sächsische Zeitung: Ein neuer Flughafen „in der Mitte von Nichts“ (22. Juli 2010)
  6. Der "Airport Magdeburg-Berlin" regt Berliner auf. Die Welt, 5. Oktober 2010, abgerufen am 11. Januar 2015.
  7. Cochstedt soll künftig «Airport Magdeburg-Berlin» heißen. Mitteldeutsche Zeitung, 4. Oktober 2010, abgerufen am 11. Januar 2015.
  8. Bericht auf aero.de
  9. Art-Lawyer Magazin, 21. März 2011
  10. Webseite des Flughafens, abgerufen am 8. Juni 2011
  11. Ryanair startet ab 2011 von Cochstedt bei Magdeburg. Thüringer Allgemeine, 22. Dezember 2010, abgerufen am 11. Januar 2015.
  12. Hendrik Kranert-Rydzy, Steffen Höhne: Hochfliegende Pläne - Von Cochstedt ans Mittelmeer. Mitteldeutsche Zeitung, 15. Dezember 2010, abgerufen am 11. Januar 2015.
  13. Ryanair unterbricht Cochstedt-Flüge. volksstimme.de, 17. September 2012, abgerufen am 11. Januar 2015.
  14. Ryanair zieht sich vom Flughafen Magdeburg-Cochstedt zurück airliners.de vom 13. Dezember 2013
  15. airliners.de - Cochstedt verliert Germania 16. März 2012
  16. Cochstedt schreibt tiefrote Zahlen. Archiviert vom Original am 27. März 2013; abgerufen am 20. Mai 2013.
  17. Flughafen Magdeburg/Cochstedt verhandelt nach Insolvenzantrag mit Investoren. airliners.de, 11. April 2016, abgerufen am 29. August 2016.
  18. Nächste Stufe beim Insolvenzverfahren am Flughafen Cochstedt. airliners.de, 24. August 2016, abgerufen am 29. August 2016.
  19. Website des Airports, Parkplatzübersicht
  20. Volksstimme Staßfurt, 30. August 2011: Airport bremst Bus-Unternehmen aus [1]