Grimselpass

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Oktober 2016 um 09:50 Uhr durch 87.139.123.196 (Diskussion) (kleine Änderungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grimselpass
Passhöhe mit Totensee und am Horizont das Schreckhorn.
Passhöhe mit Totensee und am Horizont das Schreckhorn.

Passhöhe mit Totensee und am Horizont das Schreckhorn.

Himmelsrichtung Nord Süd
Passhöhe 2164 m ü. M.
Kanton Bern Wallis
Wasserscheide (Aare) (Rhone)
Talorte Innertkirchen Gletsch
Ausbau Strasse
Erbaut 1894
Wintersperre Oktober - Mai
Profil
Ø-Steigung 5,9 % (1540 m / 26 km) 6,8 % (408 m / 6 km)
Max. Steigung 11 % 9 %
Karte
Grimselpass (Schweiz)
Grimselpass (Schweiz)
Koordinaten 668858 / 157041Koordinaten: 46° 33′ 40″ N, 8° 20′ 12″ O; CH1903: 668858 / 157041
REGION1-BEZ=REGION2-BEZ

Der Grimselpass ist ein Schweizer Strassenpass in den Berner Alpen und verbindet das Berner Oberland mit dem Oberwallis. Innerhalb der Schweiz wird er oft in Kurzform als (die) Grimsel bezeichnet, seltener in männlicher Form (der Grimsel). Die Passhöhe liegt auf 2164 m ü. M. an der europäischen Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee. Der historische Säumerpfad wurde im 19. Jahrhundert zu einer modernen Hochalpenstrasse ausgebaut, die im Sommer offen ist.

Geschichte

Die erste sicher belegte Nutzung des Grimselpasses für den Saumverkehr datiert aus dem 14. Jahrhundert. Die Benutzung während der Römerzeit und eine Überquerung im Jahr 1211 durch Truppen des Herzogs von Zähringen sind nicht gesichert. 1397 schlossen die Landschaften Pomatt, Goms und Hasli sowie die Städte Unterseen, Thun und Bern ein Abkommen, in dem sie vereinbarten, für den freien und sicheren Handelsverkehr zu sorgen und den Saumpfad über den Grimsel zu unterhalten. Vom historischen Saumpfad entlang der Aare und von der Passhöhe ins Goms sind noch viele Spuren erhalten.

Der Ausbau des Saumpfads zu einer modernen Passstrasse erfolgte im Vergleich zu anderen Schweizer Passübergängen verhältnismässig spät. Die neue Strasse war im Jahr 1894 fertiggestellt. Als Folge des Baus der Wasserkraftwerke der Kraftwerke Oberhasli AG in diesem Gebiet wurde die Strasse zwischen 1920 und 1950 ausgebaut und teilweise neu angelegt.

Während mehrerer Jahrzehnte kam es an der Grimselpassstrasse zwischen Innertkirchen und Guttannen immer wieder zu Felsstürzen. Zeitweise galt in diesem Bereich der Passstrasse das Nachtfahrverbot und der Grimselverkehr wurde über Understock umgeleitet. Weil eine Felsnase namens Chapf 900 Meter oberhalb der Strasse in eine unstabile Lage geriet, entschlossen sich die Bundesbehörden zur kontrollierten Sprengung der Fluh. Am 4. Oktober 2001 wurde der Chapf nach monatelangen Bohrungen weggesprengt. Mit 150'000 Kubikmeter gelöstem Gestein war dies bisher die grösste Sprengung in der Schweiz.[1]

Seen

Der Totensee auf der Passhöhe
Blick von der Passhöhe nach Norden auf Grimselsee, Grimsel Hospiz und Räterichsbodensee

Auf der Nordseite des Grimselpasses liegen drei mit Stollen verbundene Stauseen. Aufsteigend nach ihrer Meereshöhe sind dies der Räterichsbodensee, der Grimselsee und der Oberaarsee. Der Räterichsbodensee und der Grimselsee liegen unmittelbar an der Passstrasse. Ebenfalls im nördlichen Grimselgebiet befindet sich der Stausee Gelmersee. Die Stauseen werden durch die Kraftwerke Oberhasli betrieben. Auf der Passhöhe liegt der Totensee, der jedoch nicht zur Elektrizitätsgewinnung genutzt wird.

Auf der Talseite der Staumauer des Räterichsbodensee wurde im September 2007 das grossformatige Bild der Wasserjungfrau Mélisande des Künstlers Pierre Mettraux vollendet. Auf einer Halbinsel im Grimselsee unterhalb der Passhöhe befindet sich das Hotel Grimselhospiz.

Strasse

Südrampe, links unten Gletsch

Auf der Nordseite des Grimsel beginnt die Passstrasse als Teil der vom Jura kommenden Hauptstrasse 6 im Haslital etwa zwei Kilometer nach dem Dorfausgang im Süden von Innertkirchen. An dieser Stelle ist die Strasse nicht sehr steil, steigt aber stetig an. 9 km nach Innertkirchen erreicht man Guttannen, das auf 1060 m liegt (Innertkirchen 625 m). Nach Guttannen steigt die Strasse wiederum mit ungefähr gleicher Steigung an, bis man nach sechs Kilometer Handegg erreicht.

Von dort kann man mit der steilsten Standseilbahn der Welt, der Gelmerbahn, den Gelmersee erreichen. Nach der Handegg verläuft die Strasse in einer vergleichsweise steilen S-Kurve und in einen der zahlreichen Tunnel. Danach ist man über der Baumgrenze und nach einigen Serpentinen erreicht man den Räterichsbodensee.

Eine Zeit lang verläuft die Strasse hier am See, bis sie wiederum in Serpentinen mit grosser Steigung zum Grimselsee ansteigt. Hier befindet sich das Hospiz. Die Strasse steigt wieder ziemlich steil an, es sind noch sechs Serpentinen (150 Höhenmeter) bis zur Passhöhe. An der Passhöhe gibt es drei Hotels und einen kleineren See, den Totensee.

Auf der Südseite steigt die Strasse von Oberwald her steil an und verläuft durch Fichtenwald bis nach Gletsch an der Baumgrenze. Dort zweigt die Strasse von der Hauptstrasse 19 ab, die weiter auf den Furkapass führt. Die Grimselpassstrasse verläuft nun in gleichmässigen Serpentinen steil bis zur Passhöhe an. In umgekehrter Fahrtrichtung hat man Aussicht auf das Goms, den etwas höher gelegenen Furkapass und in der Ferne die Walliser Alpen.

Die Grimselpassstrasse ist Teil der Aare-Route, der nationalen Veloroute 8 der Schweiz. Die Passstrasse steigt auf der Südseite kurz aber steil an, während sie auf der Nordseite mit maximal 9 % ansteigt und eine Länge von 26 km hat.

Tour de Suisse

Der Grimselpass stand bislang zehn Mal auf dem Programm der Tour de Suisse: 1937, 1953, 1956, 1962, 1973, 1986, 1996, 2002, 2007 und 2011. Dabei war er bei der siebten Etappe des Jahres 2007 Ankunftsort. Der Grimsel rangiert als achthöchster Pass, den die Rundfahrt überquerte (Stand November 2011, Höhenwertung bis 2010).

Felslabor Grimsel

Im Bereich des Passes und der Kraftwerksanlagen liegt das Felslabor Grimsel der Nagra, in dem Experimente an kristallinem Gestein zur Erforschung der Endlagerung von radioaktiven Abfällen durchgeführt werden.[2]

Bilder

Panoramablick: Grimselsee (links) und Räterichsbodensee (rechts).

Weblinks

Commons: Grimselpass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beitrag des Schweizer Fernsehens zur Sprengung (abgerufen am 23. August 2013)
  2. Felslabor Grimsel