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Radio

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Detektorempfänger, Hersteller Hermann Pawlik – Elektrotechnische Fabrik Heliogen, um 1930
RöhrenradioVolksempfänger“,
Typ VE 301, ab 1933, verschiedene Hersteller
Röhrenradio Florida (1954), Blaupunkt

Radio (lateinisch radius ‚Strahl‘) als Kurzwort für Radio- oder Rundfunkempfangsgerät bezeichnet einen Apparat zum Empfang von Hörfunksendungen. Diese werden bei herkömmlichen Radios von einer Rundfunk-Sendeanlage mittels terrestrischer Übertragung (wie Antennenfernsehen) über elektromagnetische Wellen oder als hochfrequente elektrische Signale über Breitbandkabel (wie Kabelfernsehen) ausgesendet. Die empfangene Information wird im Wesentlichen in Schall umgewandelt; zu einem kleinen Teil kann das Sendesignal zusätzlich auch Daten und Informationen enthalten, wie die RDS-Daten, die es beispielsweise ermöglichen, den Sendernamen zu übertragen.

Neben einem Radioempfänger kann Hörfunk mit speziellen Erweiterungen, Zusatzgeräten, USB-Sticks, Computerprogrammen bzw. dazu geeigneten Modellserien empfangen werden, beispielsweise von:

sowie mit

empfangen werden.

Sprachgebrauch

Gemeindeutsch heißt es das Radio, abgeleitet vom Radiogerät. In Mittel- und Norddeutschland ist es immer ein Neutrum. In Süddeutschland, im Österreichischen Deutsch und Schweizer Hochdeutsch ist der Radio ebenfalls üblich, abgeleitet vom Radioapparat.

Außerdem bezeichnet sowohl im deutschsprachigen Raum, als auch im globalen Sprachgebrauch das Wort „Radio“ einen Hörfunk- bzw. Radiosender oder eine Senderkette wie z. B. Radio Bremen, Schweizer Radio und Fernsehen oder Radio Canada International. Die Kurzform „Radio“ ist in dieser Bedeutung immer sächlich bis ein Kompositum gebildet wird, das anderes verlangt (wie „der Radiosender“).

Einstufung als Rundfunkempfangsgerät

In Deutschland ist ein Radio ein Rundfunkempfangsgerät im Sinne des deutschen Rundfunkgebührenstaatsvertrages, d. h. eine „technische Einrichtung, die zur drahtlosen oder drahtgebundenen, nicht zeitversetzten Hör- oder Sichtbarmachung oder Aufzeichnung von Rundfunkdarbietungen (Hörfunk und Fernsehen) geeignet ist.“

Geschichte

Im deutschsprachigen Raum begann der Rundfunkbetrieb 1920 zuerst in der Schweiz und Deutschland mit Testsendungen, erste regelmäßige Programmausstrahlungen folgten Ende 1922 und Anfang 1923 durch zwei schweizerische Flugplatzsender, im Herbst 1923 mit der reichsdeutschen Funk-Stunde Berlin und im Oktober 1924 mit der österreichischen RAVAG in Wien. Ort der ersten reichsdeutschen Rundfunksendungen war das erste Tonstudio Deutschlands, das heutige Altbaustudio der Universität der Künste Berlin in Berlin.

Analoger Radioempfang

Entwicklung der Empfangsgeräte

Anfangszeit

Portabler Röhren-Radioempfänger (1937) einschließlich Koffer. Centrum Radio (Schweden)
Kofferradio, Röhrengerät Teddy-Boy (1957), Grundig
Musiktruhe bzw. -schrank HM 6-81 (1958), entworfen von dem Möbeldesigner Herbert Hirche, Braun
Radioempfänger Stockholm (ab 1963), fünf Röhren, 4 Watt, Blaupunkt
Röhrenradio Kleinsuper
SK 2, Braun

In den Anfangsjahren war die Technik analoger Empfangsgeräte für einen Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Allerdings war durch den Selbstbau beispielsweise eines Detektorempfängers ein Empfang von Ortssendern auch für ärmere Bevölkerungsschichten möglich. Nicht zuletzt war nach dem Ersten Weltkrieg weltweit eine große Anzahl deaktivierter Militärfunker vorhanden, die nicht nur technische Erfahrung mit Empfangsgeräten hatten, sondern ein Mitspracherecht bei der Entwicklung des künftigen Hörfunks einforderten. Allein in Deutschland waren dies etwa 100.000 ehemalige Militärfunker.[1]

Am 22. Dezember 1920 fand in Deutschland die erste öffentliche Rundfunkübertragung eines Weihnachtskonzerts durch den Sender Königs Wusterhausen der Reichspost statt. Dieses Ereignis war ein bedeutender Meilenstein zur Entwicklung des öffentlichen Rundfunks in Deutschland.

Ende der 1920er Jahre wurden dank neuer Fertigungsmethoden besonders Röhrenradios deutlich preiswerter angeboten. So wurde das erste weitverbreitete Gerät im deutschsprachigen Raum der fünf Jahre lang von Audion produzierte Ortsempfänger OE333 der damaligen Loewe-Audion GmbH (zuvor Radio Frequenz Loewe) in Berlin-Steglitz, vorgestellt auf der Funkausstellung 1926. Wegen der modernen Methoden wird Siegmund Loewe in der englischsprachigen Literatur als „deutscher Henry Ford“ beschrieben. Der OE333 kostete 36,50 Reichsmark einschließlich der Dreifachröhre 3NF (vergleichbar mit der späteren ECC83). Lediglich die entsprechende Antennenspule aus Draht musste dazugekauft werden.[2][3][4][5]

Um alle Bevölkerungsschichten mit der nationalsozialistischen Propaganda effektiver zu erreichen, wurde 1933 der Volksempfänger entwickelt und im August 1933 durch das NS-Regime präsentiert. Das Gerät kostete etwa halb so viel wie die bis dahin in Deutschland erhältlichen Radios. Es war ein einfach konstruiertes Gerät, das zu einem Preis von 76 Reichsmark verkauft wurde (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 414 Euro[6]).

Hochwertige Radiogeräte waren mit einer Gegentaktendstufe bestückt. Zur Vereinfachung der Senderwahl gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg vereinzelte Gerätemodelle mit einem automatischen, durch einen Motor angetriebenen Sendersuchlauf sowie mit mehreren sogenannten Sendertasten zum Umschalten häufig gehörter Sendestationen. Auch die Entwicklung von Autoradios begann schon vor dem Krieg in Europa und Übersee, sie spielten auf dem Markt aber noch kaum eine Rolle, da sie teuer und recht anfällig waren.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen ab 1949 mit dem Beginn des UKW-Rundfunks in Deutschland Geräte zum Empfang von UKW-Sendern mit Frequenzmodulation auf den Markt. Diese waren – wie viele Produkte im Nachkriegsdeutschland – gemessen am Einkommen noch verhältnismäßig teuer. Im Jahre 1952 kostete z. B. ein Überlagerungsempfänger (Superhet/Super) mit UKW-Bereich in Westdeutschland 380 DM (entspricht inflationsbereinigt in heutiger Währung 1.131 Euro). Für die vorhandenen Rundfunkempfänger war mit preiswerten Zusatzgeräten auch UKW-Empfang möglich.

Bauelemente

In frühen analogen Radios wurden neben dem Detektorempfänger auch Geräte mit Elektronenröhren, für den Empfang und zur Verstärkung verwendet, sie werden daher als Röhrenempfänger bezeichnet. Die Empfangsprinzipien dieser Röhrenempfänger waren das Audion und später der Überlagerungsempfänger.

Stationäre wie tragbare Geräte gab es von den 1920er bis in die 1950er Jahre neben den einfacheren Detektorempfängern mit Detektorbausteinen oder Spitzendiode ausschließlich als Röhrenempfänger. Im Jahre 1953 brachte eine US-amerikanische Firma den Regency TR-1, das erste Transistorradio, ein Taschenradio mit fünf Transistoren, auf den Markt. Diese Neuerung wurde durch das 1948 bei Bell entwickelte elektronische Halbleiter-Bauelement-Transistor möglich. In Deutschland folgte 1957 die pfälzischen Firma Akkord-Radio ebenfalls mit einem kleinen Transistorgerät.

Transistorradios mit diesen neuen aktiven, verstärkenden Bauelementen hatten gegenüber den bisherigen Geräten mehrere Vorteile: Sie waren kleiner, leichter, unempfindlicher gegen Stöße und benötigten vergleichsweise wenig Energie, so dass ein Betrieb mit Trockenbatterien über lange Zeit möglich war.

Sie lösten neben den stationären bald auch die tragbaren Geräte, die Kofferradios die mit Batterieröhren und Anodenbatterien bestückt waren, ab. Zeitweise erschienen auch gemischt-bestückte Geräte, bei denen sowohl Transistoren als auch Röhren eingesetzt waren.

In der weiteren Entwicklung wurden Transistoren und weitere Bauelemente wie Kondensatoren und Widerstände ab Anfang der 1960er Jahre zu integrierten Schaltkreisen zusammengefasst, was abermals zu Größenreduzierungen, jetzt bis auf Taschenformat, führte. Erwähnenswert ist dafür der von der nicht mehr bestehenden britischen Firma Ferranti entwickelte Schaltkreis ZN414, der leicht verändert bis heute als TA7642 von anderen Herstellern erhältlich ist.[7]

Mit dem Einsatz von elektronischen Bauteilen zum Sendersuchlauf und zur digitalen Frequenzanzeige, beispielsweise beim Blaupunkt-Autoradio Bamberg QTS Super Arimat (produziert von 1979 bis 1980), setzte eine Teildigitalisierung analoger Empfangstechnik ein. Die bisher prägendenden Radioskalen verschwanden damit zunehmend und das Aussehen wie die Bedienung von Radiogeräten veränderte sich grundlegend.

Schaltungsprinzipien

Im klassischen Radio werden zunächst die von der Sendeanlage abgestrahlten elektromagnetischen Wellen in einer geeigneten Antenne in Wechselstrom umgesetzt. Dieser wird so weiterverarbeitet, dass nur ganz bestimmte Schwingungsfrequenzen – ein enger Frequenzbereich um z. B. 801 kHz herum, in dem ein bestimmtes Radioprogramm übertragen wird – ausgewählt und verstärkt werden und der übertragene Inhalt – Sprache, Töne, Musik – in seiner ursprünglichen Frequenzlage zur Wiedergabe über Lautsprecher zurückgewonnen wird. Anhand des für diese Aufgabe angewendeten Schaltungsprinzips wird unter anderem zwischen Geradeausempfänger und Überlagerungsempfänger unterschieden.

Weiterentwicklungen

Radiorekorder bzw. Radiorecorder – eine Kombination von Radioteil und Kassettenrekorder. Abbildung von Geräten verschiedener Hersteller (Citizen, Sharp, Sony, Toshiba, Hitachi, JVC und der ehemaligen Firma Lloyd's Electronics)
Weltempfänger Grundig Satellit 2100 mit mehreren Kurzwellen-Bereichen
Radiowecker Grundig Sonoclock 30a mit Festsender-Tasten (Stationstasten)
Portabler Weltempfänger Trixi 3000 Stereo mit zwei Zusatz-Lautsprecherboxen von HEA (Houben-Elektro-Akustik)

Eine Belebung des Rundfunkgeräteabsatzes brachte u. a. in Deutschland der im August 1963 auf der 23. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin vorgestellte UKW- bzw. FM-Stereorundfunk. Aus den einfachen, meist tragbaren Transistorradios entwickelten sich in den 1970er Jahren Stereo-Gerätekombination mit Kassettenrekordern und zehn Jahre später auch einem CD-Spieler. Diese Radiorekorder waren in der Jugendkultur bis Ende der 1980er Jahre weit verbreitet. Auch der Rundfunkdienst der Autofahrer-Rundfunk-Information (ARI) und das Radio Data System (RDS) waren Meilensteine in der Entwicklung von analogen Empfangsgeräten, speziell von Autoradios. Der Begriff Autoradio wird oft als Synonym für die gesamte Auto-Hi-Fi-Anlage, heute häufig kombiniert mit einem Navigationssystem, verwendet.

Für Funkamateure wie für Auslandstouristen wurden Weltempfänger beliebt, Radiogeräte, die speziell für einen weltweiten Empfang von Sendungen des Kurzwellenrundfunks optimiert sind.

Die Miniaturisierung führte von Streichholzschachtel-großen Miniradios mit Ohr- bzw. Kopfhörern über jene um ein Radioteil ergänzte Walkman-Geräte, den von der japanischen Firma Sony produzierten ersten kleinen Abspieler für Compact Cassetten bis zu in Mobiltelefonen eingebauten Radioempfängern.

Das Radioempfangsteil in sogenannten Musiktruhen, in einer Mono- wie Stereoanlage, in Radiorecordern, in Mobiltelefonen oder anderen kombinierten Geräten wird unabhängig von der Gerätegröße und davon ob es als einzelnes Gerät oder als fester Bestandteil bzw. eingebauter Leiterplatte in einer Gerätekombination produziert wird – im Fachjargon als Tuner (dt. abstimmbarer Empfänger) bezeichnet. In Verbindung mit einem Audioverstärker heißt das Gerät Empfangsgerät bzw. Receiver.

Modulationsarten

Seit den Anfangszeiten des Hörfunks erfolgt die analoge Ausstrahlung bzw. der Empfang von Rundfunksendungen in Amplitudenmodulation (AM). Dies betrifft Sendestationen, die auf Langwelle (LW), Mittelwelle (MW) und/oder Kurzwelle (KW) ihr Programm aussenden. Häufig wird dies allgemein auch als AM-Rundfunk bezeichnet. Neben der überwiegenden monophonen Ausstrahlung gibt es mit AM-Stereo auch ein Verfahren für Stereofonie bei der Übertragung von AM-Rundfunk mittels Quadraturamplitudenmodulation (QAM).

Sender des UKW-Rundfunk übertragen nicht mit AM, sondern mit Frequenzmodulation (FM). Dadurch wurde der Radioempfang für Ortssender wesentlich störungsärmer als beim bisherigen AM-Rundfunkempfang auf Lang-, Mittel- oder Kurzwelle. Allerdings ermöglichen UKW-Sender nur eine bedeutend geringere Reichweite als AM-Stationen, was in dem unterschiedlichen Ausbreitungsverhalten der verschiedenen Frequenz- bzw. Wellenbereichen begründet ist. Ein Fernempfang von mindestens 100 Kilometer wie er in den AM-Bereichen durchweg möglich ist, kann abgesehen von gelegentlichen Überreichweiten im UKW-Bereich nicht erzielt werden, da dessen Distanz der Ausbreitung durch die sogenannte quasioptische Entfernung () begrenzt wird.

Trotz des zunehmenden Ausbaus ab den 1950er Jahren des Sendernetzes des jüngeren Wellenbereiches UKW kam es zu keiner gegenseitigen Verdrängung, sondern es folgte für viele Jahrzehnte ein paralleles Bestehen von AM- und UKW-Rundfunk. Ab 1963 gab es UKW-Stereoempfänger mit zwei Hörkanälen (linkes und rechtes Ohr) – für deren Übertragung abweichend zu AM-Stereo ein Pilotton-Multiplexverfahren angewendet wird.

In den 1970er Jahren wurde der Verkehrsfunk in Europa und Nordamerika mit verschiedenen Verfahren und in den 1980er Jahren das Radio Data System (RDS) mittels binärer Phasenmodulation (BPSK), einer speziellen digitalen Phasenmodulation, eingeführt.

Anzumerken ist, dass AM wie FM zwar ursprünglich als Modulationsarten für die Analogübertragung entwickelt wurden, aber auch zur digitalen Übertragung verwendet werden können.

Analogabschaltung

In Europa sind seit 1992 bis heute viele leistungsstarke analoge Lang-, Mittel- und Kurzwellensender aufgegeben worden. Eine völlige Analogabschaltung (bzw. „switch-off“) erfolgte bisher nicht.

Digitaler Radioempfang

Empfangsgerät stream 83i für UKW, DAB+ und WLAN, Baujahr 2011, Firma Roberts-Radio

Die Entwicklung von digitalen Übertragungstechniken bzw. Endgeräten begann Ende des 20. Jahrhunderts. Ohne Ausrüstung eines zusätzlichen jeweiligen digitalen bzw. analogen Empfangsteiles ist mit Digitalradios der Empfang von analogen Radiosendern und umgekehrt von digitalen Stationen mit Analogempfängern, nicht möglich.

Digitale Übertragung

Für den digitalen Radioempfang, wie z. B. DAB, DAB+ und DRM, werden geeignete Geräte benötigt. Über DVB-S, DVB-C und in wenigen Gebieten auch über DVB-T werden ebenfalls Hörfunksender digital übertragen. Für jede dieser Techniken wird ein spezielles Empfangsgerät (Tuner oder Digitalreceiver) benötigt, oft Set-Top-Box genannt, wobei zur Wiedergabe der Töne zum Beispiel bereits vorhandene HiFi-Anlagen, PC-Lautsprecher oder Fernsehgeräte genutzt werden können.

Die sogenannte Analogabschaltung, also das Umstellen der Radiosender auf die digitale Ausstrahlung, sollte den Verbraucher zwingen, neue Radioempfänger für den digitalen Empfang zu erwerben. Über die reine Übertragung von Audioinhalten hinaus sollte der digitale Hörfunk bei neuen Systemen weitergehende Bedeutung gewinnen, wie beispielsweise zur Übertragung von Verkehrstelematikinformationen (z. B. TMC oder TPEG) oder zur strukturierten Übertragung von Audioobjekten, die interaktive Nutzung erlauben.

Das baldige Abschalten der analogen FM-Sender wird mittlerweile jedoch als äußerst zweifelhaft betrachtet, denn es zeichnet sich kein Durchbruch für digitales Radio in Europa ab – eine Ausnahme bildet hier nur Großbritannien mit einer digitalen Quote von etwa 20 Prozent (Stand 2012).[8] Die Fachwelt ist sich weitgehend darüber einig, dass der analoge UKW- bzw. FM-Rundfunk (mindestens) noch die nächsten zehn bis 15 Jahre fortgeführt werden wird, bis digitales Radio (wenn überhaupt) eine ausreichende Marktdurchdringung erlangt haben wird.

Digital Radio Mondiale

Auch auf Mittel-, Lang- und Kurzwelle senden heute AM-Rundfunkstationen mit dem digitalen Übertragungsverfahren, dem Digital Radio Mondiale, wodurch eine stereophone Übertragung in besserer Klangqualität ermöglicht wird. Wenn auch in diesen Frequenzbereichen ein möglicher analoger „switch-off“ für Sendungen in AM bereits diskutiert wird, erfolgte dieser bisher nicht.

Software Defined Radio

Die Digitalisierung des bisher überwiegend analogen Radios wird mit der Einführung des Software Defined Radio (SDR) konsequent weitergeführt. Software Defined Radio soll möglichst die gesamte Signalverarbeitung eines Hochfrequenzsenders oder -empfängers unter Verwendung anpassbarer Hardware über Software definieren. Mit austauschbaren Softwaremodulen lassen sich neue digitale Übertragungsverfahren implementieren.

Die SDR-Technik bietet die Möglichkeit, mit neuen Softwaremodulen effizientere Funkübertragungssysteme zu testen, ohne dass vorhandene SDR-Empfänger nach einem Softwareupdate unbrauchbar werden. Im engeren Sinn handelt es sich hierbei um ein Funktelekommunikationssystem, das eine software-konfigurierbare Hardware zur Modulation und Demodulation sowie zur Aufwärts- bzw. Abwärtsmischung eines Datensignals benutzt. Heute werden sowohl für den Amateurfunk als auch für den Empfang von DRM-Ausstrahlungen SDR-Empfänger angeboten.

Internetradio und Streaming

Beim digitalen Rundfunk werden die Audiosignale als sogenannter Broadcast verbreitet, während beim Live-Streaming für das Webradio üblicherweise die Daten nur nach einer Aufforderung (Request) des Empfängers für diesen direkt adressiert ausgesendet werden (Client-Server-Modell). Ebenso wie der Digitalrundfunk wird das Internetradio häufig als Digitalradio bezeichnet.

Die Datenübertragung des Internetradios findet sowohl terrestrisch (WLAN, WiMAX, UMTS), als auch über Kupferkabel, Glasfaserkabel und über Kommunikationssatelliten statt. Das Audioformat ist nicht festgelegt; meist werden jedoch gängige Streaming-Formate wie MP3 oder WMA verwendet. Die Verbreitung ist praktisch gleich der Verbreitung des Internets, was die „Ausstrahlung“ für Radiosender vergleichsweise einfach gestaltet.

Der Radionutzer benötigt zum Empfang des Internetradios einen entsprechenden Streaming-Client. Solche Clients sind im Internet leicht verfügbar, zudem oftmals kostenlos. Für den Betreiber von nativen Internet-Sendern wiederum hält sich der technische Aufwand für dessen Betrieb in Grenzen. Aufgrund dieser Faktoren könnte das Internetradio als Digitalradio große Bedeutung erlangen. So gab es 2009 in Deutschland mehr als 1900 Internetradiosender; die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug 73 Minuten pro Tag.[9] Der Empfang kann dabei über einen Personal Computer oder über spezielle Internetradiogeräte erfolgen. Reine Internetradiogeräte sind bereits im Handel.[10]

Bereits im Jahr 2006 hörten europaweit mehr als 20 Millionen Menschen Internetradio; die Prognose für 2010 lag bei knapp 32 Millionen Hörern.[11]

Mediatheken und Podcasting

Begleitend zum Radioprogramm entstanden Internetpräsenzen und Websites, die von vielen etablierten Rundfunkstationen die Möglichkeit boten, ausgewählte Radiosendungen eine Zeit lang als Podcast nachzuhören, in Form einer Mediathek oder als Abonnent. Es gibt für Interessenten und Lehrer die Möglichkeit Textinhalte zur Sendung zum Nachlesen herunterzuladen. Mit der Erstellung eines laufend aktualisierten Webjournals mit gegenüber dem Rundfunk erweiterten und laufend aktualisierten Artikelbaums samt Bildern und Links zu Quellen entstanden Webpräsenzen mit einem Zusatznutzen gegenüber einem reinen Radio-Rundfunkprogramm.

Siehe auch

Portal: Hörfunk – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hörfunk

Literatur

  • Heinz Lange und Heinz K. Nowisch: Empfänger-Schaltungen der Radio-Industrie, Deutscher Funk-Verlag Berlin-Treptow, Online-Ausgabe. [1]
  • Günter F. Abele: 3Historische Radios. Eine Chronik in Wort und Bild. 5 Bde., Füsslin, Stuttgart 1996–1999, ISBN 3-9803451-4-9.
  • Günter F. Abele: Radio-Chronik. Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart. Füsslin, Stuttgart 2003, ISBN 3-9803451-8-1.
  • Hans-Jürgen Krug: Radio, 1. Auflage, UTB Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-3333-4.
  • Eike Grund: Radios der 50er Jahre. Restauration, Wiederinbetriebnahme und Reparatur. egrund, Dietmannsried 2004, ISBN 3-8330-0357-X.
  • Martin Gerhard Wegener: Moderne Rundfunk-Empfangstechnik. Franzis, München 1985, ISBN 3-7723-7911-7.

Weblinks

Commons: Radio – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Radio – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Schanze: Rundfunk, Medium und Masse. Voraussetzungen und Folge der Medialisierung nach dem 1. Weltkrieg. In: Die Idee des Radios. im Jahrbuch Medien und Geschichte 2004. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2004, S. 18 ff.
  2. Eva Susanne Breßler: Von der Experimentierbühne zum Propagandainstrument: Die Geschichte der Funkausstellung 1924 bis 1939. Böhlau Verlag GmbH, Köln/Weimar/Wien 2009, Seite 73 ff. ISBN 978-3-412-20241-5.
  3. Wolfgang Ruppert: Chiffren des Alltags: Erkundungen zur Geschichte der industriellen Massenkultur. Jonas Verlag, Marburg 1993. Seite 68 f.
  4. Gregory Malanowsi: The Race for Wireless: How Radio Was Invented (or Discovered?). Seite 105 ff., ISBN 978-1-4634-3750-3.
  5. OE333-Empfänger, Sammlung H.-T. Schmidt
  6. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt und bezieht sich maximal auf das vergangene Kalenderjahr.
  7. B. Kainka: Mittelwellenempfänger TA7642. Veröffentlichungen von Franzis-Verlag, TA7642, abgerufen am 5. Mai. 2015
  8. The Guardian: Nearly 30 % of radio listening goes digital – but share of DAB radio slips DAB radio slipped back to 19,1 % from a 19,4 %, Artikel vom 17. Mai 2012
  9. BLM-WebradioMonitor 2009: Internetradio-Nutzung in Deutschland (PDF; 1,7 MB)
  10. golem.de: Beispiel für Internetradiogerät
  11. golem.de: Radio per Internet: 20 Millionen schalten ein