Strom Thurmond

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Strom Thurmond (1997) Unterschrift von Strom Thurmond

James Strom Thurmond (* 5. Dezember 1902 in Edgefield, South Carolina; † 26. Juni 2003 ebenda) war ein US-amerikanischer Politiker und von 1947 bis 1951 Gouverneur von South Carolina. Außerdem vertrat er diesen Bundesstaat von 1954 bis 2003 − mit Ausnahme weniger Monate im Jahr 1956 − durchgängig im US-Senat.

Frühe Jahre

Thurmond besuchte nach der Grundschule bis 1923 das Clemson College. Anschließend arbeitete er sechs Jahre als Lehrer an einer Highschool. Danach war er Schulrat (Superintendent of Education) im Edgefield County. Gleichzeitig absolvierte er ein Jurastudium und wurde im Jahr 1930 als Rechtsanwalt zugelassen. Bis 1938 war er Bezirksstaatsanwalt im Edgefield County. Danach war er bis 1946 als Bezirksrichter tätig. Allerdings unterbrach er diese Tätigkeit, um während des Zweiten Weltkrieges in der US Army zu dienen. Er kämpfte sowohl im Pazifik als auch in Europa und brachte es dabei bis zum Lieutenant Colonel. Später wurde er in der Army-Reserve sogar Major General.

Politik

Politischer Aufstieg

Von 1933 bis 1938 saß Thurmond im Senat von South Carolina. Im Jahr 1946 konnte er sich innerhalb der Demokratischen Partei knapp gegen James McLeod durchsetzen und die Nominierung für die Gouverneurswahlen gewinnen. Die eigentliche Wahl am 5. November 1946 gewann er ohne einen Gegenkandidaten. Seine Amtszeit währte bis zum Januar 1951.

Gouverneur und Präsidentschaftskandidatur

In seiner Amtszeit als Gouverneur wurde das Justizwesen reformiert, dazu gehörte eine Reform des Begnadigungsrechts, des Bewährungssystems und der Haftanstalten. Auch das Gesundheitswesen und das Schulwesen wurden verbessert. Gegen den Willen des konservativen Thurmond wurde von Gerichten festgestellt, dass Afroamerikaner an den Vorwahlen teilnehmen durften. Gleichzeitig wurde eine Klage des Bundes gegen die Segregation an Schulen eingereicht. Ebenfalls während seiner Amtszeit gab es 1947 in South Carolina den letzten Lynchmord. In Columbia wurde das erste Hochhaus in diesem Staat errichtet. Da die Verfassung von South Carolina damals keine direkte Wiederwahl des Gouverneurs zuließ, konnte Thurmond bei der Gouverneurswahl im November 1950 nicht erneut kandidieren. Sein Nachfolger wurde im Januar 1951 der frühere US-Außenminister James F. Byrnes.

Während seiner Zeit als Gouverneur ließ er sich 1948 von der so genannten States’ Rights Democratic Party, einer konservativen Abspaltung der Demokratischen Partei, für die Präsidentschaftswahlen aufstellen. Als Kandidat einer dritten Partei hatte er aber wenig Chancen gewählt zu werden, zumal seine rassistischen Einstellungen in weiten Teilen der USA nicht mehrheitsfähig waren. Die Rassentrennung war einer seiner Hauptinhalte im Wahlkampf gewesen. Thurmond kritisierte den amtierenden Präsidenten Harry S. Truman für seine Entscheidung, die Rassentrennung in den US-Streitkräften abschaffen zu wollen. Zusammen mit seinem Running Mate Fielding L. Wright erhielt er am Wahltag, dem 2. November 1948, über 1,1 Millionen Wählerstimmen bundesweit. Dies entsprach einem Stimmenanteil von 2,4 Prozent. Im entscheidenden Electoral College vereinte er 39 Wahlmänner auf sich, die aus den Staaten Mississippi, Alabama, Louisiana und South Carolina stammten. Als Wahlsieger ging der demokratische Amtsinhaber Harry S. Truman hervor.

Senator für South Carolina

Thurmond im Jahr 1961
Senator Thurmond (rechts) im Oval Office mit Präsident Reagan

Nach dem Ende seiner Amtszeit war Thurmond kurze Zeit als Anwalt tätig, ehe er 1954 in den US-Senat gewählt wurde. Dort blieb er mit einer Unterbrechung im Jahr 1956 bis zum Jahr 2003. Im Senat machte Thurmond vor allem durch sehr konservative Ansichten von sich reden und wurde dadurch in den ganzen USA bekannt. So kritisierte er wiederholt Urteile des Obersten Gerichtshofes zur Beendigung der Rassentrennung.

Am 28. August 1957 hielt Strom Thurmond bei einem Filibuster im Senat die längste Einzelrede mit einer Gesamtlänge von 24 Stunden und 18 Minuten. Darin wandte er sich gegen das von Dwight D. Eisenhower eingebrachte Bürgerrechtsgesetz.[1] Nach Ausführungen zur Sache zitierte er unter anderem die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, die Bill of Rights und die Wahlgesetze sämtlicher Bundesstaaten. Auch über Kuchenrezepte seiner Großmutter referierte er im Rahmen dieser Rede. Thurmond hatte seinen Filibuster angekündigt und vorbereitet. So war er zuvor in einer Sauna gewesen, und im Nebenraum stand ein Mitarbeiter mit einem Eimer bereit, so dass der Senator seine Notdurft hätte verrichten können, während er immer noch mit einem Bein im Senat anwesend war. Auch die Senatskollegen hatten sich auf die lange Rede eingestellt und Decken mitgebracht. Insgesamt dauerten die Beratungen für das Gesetz 57 Tage, in denen der Senat keine anderen Beschlüsse fassen konnte. Thurmonds Einsatz war letzten Endes vergebens, da schon kurz nach seiner Rede das Gesetz verabschiedet wurde, aber seine Anhänger bejubelten ihn dafür.

1964 wechselte er von der Demokratischen Partei, die unter Präsident Lyndon B. Johnson allmählich auf die Seite der Bürgerrechtsbewegung umschwenkte, zu den Republikanern. Auch in sonstigen gesellschaftlichen Fragen, insbesondere der Frauen- und Familienpolitik, galt er als streng konservativ. In seiner Funktion als Vorsitzender des Senats sprach er sich aber trotzdem deutlich gegen ein Amtsenthebungsverfahren von Bill Clinton wegen Meineids infolge der Lewinsky-Affäre aus. Maßgeblich durch seinen Einfluss wurde Bill Clinton vom Senat, der letzten und endgültigen Instanz im Verfahren, nicht verurteilt und blieb weiterhin 42. Präsident der USA. Somit hatte Kenneth Starr als Hauptankläger seinen beharrlichen Feldzug gegen Clinton verloren.

Letzte Monate und Tod

Thurmond im Dezember 2002 mit einer Torte anlässlich seines 100. Geburtstages

An Jahren und Dienstzeit der älteste US-Senator der Geschichte, trat er 2002, 99-jährig, nach fast 50 Jahren mit Senatssitz nicht zur Wiederwahl an und schied am 3. Januar 2003 im Alter von 100 Jahren aus dem Senat aus. Noch im selben Jahr verstarb er am 26. Juni in einem Krankenhaus in Edgefield. Thurmond war zweimal verheiratet und hatte insgesamt fünf Kinder.

Kurz nach seinem Tod wurde bekannt, dass er 1925 mit einer damals 16-jährigen schwarzen Hausangestellten der Familie ein uneheliches Kind gezeugt hatte. Die uneheliche Tochter namens Essie Mae Washington-Williams aus Los Angeles machte diese Information selber im Alter von 78 Jahren publik.[2] Ein DNA-Test bewies ihre Aussage. Thurmond hat die Vaterschaft für seine Tochter nie öffentlich anerkannt. Er finanzierte jedoch ihre Universitätsausbildung. Thurmonds Familie hat die Vaterschaft inzwischen öffentlich bestätigt, nachdem Washington-Williams an die Öffentlichkeit gegangen war.

Weblinks

Commons: Strom Thurmond – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 13-Stunden-Rede im US-Senat: „Ich werde sprechen, bis ich nicht mehr kann“. In: Spiegel Online vom 7. März 2013 (abgerufen am 7. März 2013).
  2. Essie Mae on Strom Thurmond. Interviewprotokoll bei 60 Minutes mit Dan Rather vom 17. Dezember 2003 (englisch, abgerufen am 3. Dezember 2014).