Tagalog

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Tagalog

Gesprochen in

Philippinen; Region: Zentral- und Südluzon
Sprecher 28 Millionen Erstsprachler (2007)[1]

45 Millionen Zweitsprachler (2013)[2]

Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in siehe Filipino
Sprachcodes
ISO 639-1

tl

ISO 639-2

tgl

ISO 639-3

tgl

Tagalog (dt. [taˈgaːlɔk]) ist die am weitesten verbreitete Sprache auf den Philippinen (Etymologie: tagá = Herkunft und ílog = Fluss). Ursprünglich ist Tagalog die Sprache der Tagalen, die in der Region in und um Manila herum leben, dem politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Philippinen. Sie diente als Grundlage für die offizielle Nationalsprache Filipino.

Geschichte

Da es aus der Zeit vor der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert keine schriftlichen Sprachzeugnisse des Tagalischen gibt, ist wenig über seine Sprachgeschichte bekannt. Gleichwohl wird von Linguisten vermutet, dass die Vorfahren der Tagalen wie auch die ihrer zentralphilippinischen Vettern aus dem nordöstlichen Mindanao oder von den östlichen Visayas stammen.

Das erste bekannte in Tagalog geschriebene Buch ist die Doctrina Cristiana („Christliche Doktrin“) von 1593. Sie wurde in Spanisch und in zwei Versionen des Tagalog verfasst. Die eine wurde in Baybayin, die andere in Lateinschrift abgefasst.

Während der 300-jährigen spanischen Besetzung haben Kleriker Grammatiken und Wörterbücher geschrieben, so das Vocabulario de la lengua tagala (1835) und die Arte de la lengua tagala y manual tagalog para la adminstración de los Santos Sacramentos (1850).

Der Dichter Francisco „Balagtas“ Baltazar (1788–1862) schrieb im frühen 19. Jahrhundert das Werk Florante at Laura teilweise in Tagalog.

Tagalog wird heute durch die Komisyon sa Wikang Filipino reguliert (siehe Weblinks).

Klassifizierung

Tagalog ist eine zentralphilippinische Sprache innerhalb der austronesischen Sprachfamilie. Als austronesische Sprache ist Tagalog verwandt mit Indonesisch und Malaiisch, Tetum, Maori, Fidschianisch, Samoanisch, Tahitianisch, Hawaiisch, Chamorro, den austronesischen Sprachen von Taiwan sowie Malagasy.

Tagalog ist mit den in den Regionen Bicol und Visayas gesprochenen Sprachen Bikolano, Hiligaynon, Wáray-Wáray und Cebuano direkt verwandt.

Sprachen, die merklich zum Tagalog beigetragen haben, sind Spanisch, Min Nan (Hokkien-Chinesisch), Englisch, Malaiisch, Sanskrit (über das Malaiische), Arabisch (über das Malaiische) und nordphilippinische Sprachen wie das auf der Insel Luzon gesprochene Kapampangan.

Aussprache

Für Deutsche ist die richtige Aussprache unproblematisch zu erlernen, da alle tagalischen Phoneme eine deutsche Entsprechung haben. Durch den Vokalreichtum und das seltene Vorkommen von Konsonantenclustern ergibt sich ein meist einfacher Silbenbau aus Konsonant-Vokal (KV) oder Konsonant-Vokal-Konsonant (KVK). Stammwörter, sofern sie nicht auf Lehnwörter zurückgehen, sind fast ausnahmslos zweisilbig, wobei jede Kombination der einfachen Silben möglich ist (KV-KV, KV-KVK, KVK-KV, KVK-KVK).[3]

Die im Tagalog zahlreich vertretenen Affixe ändern den phonetischen Aufbau aus einfachen Silben nicht. Präfixe sind größtenteils einsilbig in der Form KV oder KVK (ka-, ma-, mag-, pag-, pang-). Die Suffixe -an/-in und die Infixe -in-/-um- bilden keine eigenständigen Silben. Bei der Derivation durch Affixe kommt es allerdings regelmäßig zu Lautänderungen und/oder Anpassungen an Stammwort oder Affix. Silbenanlaut ist stets ein Konsonant, dies kann auch der glottale Plosiv ʔ sein.

Konsonanten

Phoneme der Konsonanten im Tagalog[4]
Labial Dental Alveolar Palatal Velar Glottal
Nasal m n ŋ <ng>
Plosiv stimmlos p t k, * ʔ
stimmhaft b d ɡ
Frikativ stimmlos f s ʃ h
stimmhaft v <w> ʒ
Flap ɾ
Halbvokal l j <y> w
<..> orthographische Darstellung
*zwischen Vokalen besteht eine gewisse Allophonie zu x

Die Phoneme ʃ und ʒ haben keine explizite orthographische Darstellung. Sie entstehen als Zusammenziehung von zwei Silben. Ein unbetontes si oder ti gefolgt von y [ sɪ'j ] wird zu [ ʃ ] oder [ ʃj ] (z. B. siya [ ʃʌ ] oder [ ʃjʌ ]). Di gefolgt von y kann zu [] werden (z. B. diyan [dʒʌn], aber auch [dɪ'jʌn]). Der häufig vorkommende Plosiv ʔ wird nicht geschrieben. In Lehrtexten und Wörterbüchern findet sich uneinheitlich die Schreibung mit Zirkumflex, wenn der Plosiv auf eine betonte Endsilbe mit einem Vokal am Wortende folgt (nein/nicht – hindî [hɪn'dɪʔ]) oder Gravis, wenn die Endsilbe unbetont ist (Kind – batà ['ba:tʌʔ]). Kennzeichnungen als erster Konsonant finden sich nicht (Hund – aso ['ʔasɔ] ohne Akzent)

Vokale

Vokale im Tagalog[5]
Phonem /a/ /i/ /o/ /u/ /e/
Allophon meist lang a i o u e
meist kurz ʌ ɪ ɔ ʊ ɛ
Diphthong aw, ay iw, (iy)* (ow), oy (uy) (ew), (ey)
*() sehr selten

Neben der in der Tabelle gelisteten Allophone gibt es eine beschränkte Allophonie zwischen /o/ und /u/, sowie deutlicher von /e/ nach /i/. Die Bindung der Diphthonge ist im Gegensatz zum Deutschen nicht sehr eng. Bei Derivaten, bei denen der Diphthong eine Silbengrenze bildet, wird er häufig in Vokal und Konsonant aufgespalten (z. B. patay + anpata|yan).[6]

Betonung

Die Hauptbetonung liegt immer auf dem Stammwort, was gleichbedeutend mit der letzten oder vorletzten Silbe ist. Die Betonung ist im Tagalog distinktiv. Wörter mit demselben Silbenbau ändern ihre Bedeutung bei vertauschter Betonung (bu'kas – offen, 'bukas – morgen). Affixe tragen Nebenbetonungen, die ebenfalls distinktiv sein können. Daneben kann es durch Anfügen von Affixen zu einer Verschiebung der Betonung von der vorletzten auf die letzte Silbe im Stammwort kommen. [7]

Sprachbeispiele

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

„Ang lahat ng tao'y isinilang na malaya at pantay-pantay sa karangalan at mga karapatan. Sila'y pinagkalooban ng katwiran at budhi at dapat magpalagayan ang isa't isa sa diwa ng pagkakapatiran.“

(Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.)

Naintindihan mo ba? Naintindihan ko na. 1 – isa
Hast du verstanden? Ich habe (jetzt) verstanden. 2 – dalawa
Magandang araw po. Magandang gabi po. 3 – tatlo
Guten Tag. Guten Abend. 4 – apat
Kumusta ka? Mabuti. 5 – lima
Wie geht’s dir? Mir geht’s gut. 6 – anim
Anong ibig mo sabihin? Anong ginagawa mo diyan? 7 – pito
Was meinst du? Was machst du da? 8 – walo
Mahal kita. Hindi kita gusto. 9 – siyam
Ich liebe dich. Ich mag dich nicht. 10 – sampu

Morphologie

Die zweisilbigen Wortstämme können unaffigiert als Substantiv, Adjektiv oder Adverb verwendet werden. Die Sprache besitzt eine größere Anzahl Präfixe, die einzeln und kombiniert verwendet werden. Hinzu kommen zwei Suffixe -an und -in und zwei Infixe -in- und -um-. Von Ausnahmen abgesehen, sind die Affixe nicht wortartspezifisch.

Verben besitzen besondere morphologische Eigenschaften, die sie von anderen Wortarten unterscheidbar machen. Verbformen sind stets affigiert (es kann jedoch auch der unaffigierte Wortstamm als Kurzform verwendet werden). Alle Verben besitzen ein Flexionsparadigma für Tempus (bzw. Aspekt) mit je einer Form für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hinzu kommt eine „zeitlose Form“ (oft Nominativ genannt), die mit „jederzeit, irgendwann“ umschrieben werden kann. Von einem Wortstamm werden in der Regel mehrere Aktiv- und Passivverben gebildet, die jeweils ihr eigenes Flexionsparadigma besitzen. Die Sprache zieht Passivverben deutlich vor. Für Aktivverben wird das Flexionsparadigma um ein oder mehrere Gerundien ergänzt. Filipinische Verben besitzen keine Personen- und Numerusflexion.

Grammatik

Zunächst einige Vorbemerkungen zu diesem Abschnitt. Die Grammatik einer dem Deutschen nicht nahestehenden Sprache mit Hilfe der geläufigen Terminologie zu erläutern, ist dem Versuch vergleichbar, sich mit einer Landkarte der Alpen im Himalaya zurechtfinden zu wollen. Dies trifft umso mehr auf Tagalog zu, da es kein tagalisches Referenzwerk gibt, das die Grammatik der Sprache zum Inhalt hat.

Tagalog ist eine überwiegend mündliche Sprache und damit dynamischer und weniger formalisiert als beispielsweise Deutsch. Philippinische Publikationen waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich in Spanisch, so auch das Werk von José Rizal oder die Unabhängigkeitserklärung von 1898, und im Folgenden bis heute zunehmend in Englisch. Durch den Wegfall einer permanenten Selbstkorrektur durch die Schriftlichkeit der Sprache ist es keine Seltenheit, dass zwei Muttersprachler denselben Satz als grammatisch akzeptieren oder ihn als ungrammatisch ablehnen. Die Aufstellung einer stringenten Systematik ist in diesem Licht betrachtet nur bedingt möglich. Umfassende Werke von Nicht-Muttersprachlern stammen u. a. von Bloomfield, Himmelmann und Möller.

Tagalog ist den analytischen Sprachen zuzuordnen und als solche ohne regelhafte Genus-, Kasus- und Numerus-Formen. Die grammatischen Verhältnisse der einzelnen Satzglieder werden durch die Verwendung von kurzen Bestimmungswörtern festgelegt, die der jeweiligen Phrase vorangestellt werden. Dabei besteht kein prinzipieller Zusammenhang zwischen Wortart (soweit dieser Begriff im Tagalog sinnhaft ist) und grammatischer Funktion.

Möller[8] unterscheidet insgesamt sechs verschiedene Phrasen, die entsprechend ihrem Bestimmungswort als ang-, ay-, sa-, nang-, -ng/na- und ng-Phrase bezeichnet werden. Dabei sind die ersten vier syntaktisch unabhängig, während die letzten beiden stets ein unmittelbares Bezugswort besitzen und nicht alleine stehen können. Genauer können diese Phrasen als Funktionspharasen bezeichnet werden. Abgesehen von Interjektionen besteht ein tagalischer Satz mindestens aus ang- und ay-Phrase, die eine gewisse Analogie zu Subjekt und Prädikat aufweisen. Da es im Tagalog keine Auxiliarverben gibt, kann ein vollwertiger Satz verblos sein:

Masarap ang pagkain.
Lecker (ist) das Essen.

Obwohl die Stellung der einzelnen Satzglieder durch die eindeutigen Bestimmungswörter in vielen Fällen frei wählbar ist, überwiegt die im Beispielsatz verwendete Reihenfolge von Prädikat und Subjekt, gefolgt von weiteren unabhängigen Phrasen.

Satzgegenstand (ang-Phrase)

Dem Satzgegenstand ist in der Regel ein ang vorangestellt. Vor dem Artikel si bei Personennamen entfällt das ang. Wesentlich für den Satzgegenstand ist, dass er immer bestimmt ist. Daher greift der Begriff Subjekt für dieses Satzglied zu kurz. Im Tagalog besteht eine enge Korrelation zwischen semantischer und grammatischer Rolle des Subjekts. Verdeutlicht wird dies durch die Unmöglichkeit, die ang-Phrase zu erfragen.

Nakikita ko ang lalaki.
Ich sehe den Mann.
Lalaki ang nakikita ko.
(Einen) Mann sehe ich.

Satzaussage (ay-Phrase)

Die Satzaussage wird mit ay markiert. Steht die Satzaussage an erster Stelle – was der kanonischen Reihenfolge eines einfachen Satzes entspricht – entfällt das ay, so dass dieses Kurzwort seltener gebraucht wird. Ist ein Verb der Hauptbestandteil der Satzaussage, sind die übrigen Satzglieder ähnlich dem Deutschen als von ihm abhängig zu betrachten. Dabei ist insbesondere festgelegt, welcher Satzteil die ang-Phrase, den sogenannten Fokus, bildet. Im Tagalog werden Konstruktionen bevorzugt, bei denen das Patiens im Fokus steht. Das Agens wird in diesen Fällen zu einer dem Verb untergeordneten ng-Phrase, die einen objektiven Charakter hat.

Sinasara ng lalaki ang pinto.
Schließen (vom) Mann die Tür.

Das Patiens kann neben Tatobjekt auch der Empfänger, der Zielort, ein Werkzeug oder anderes sein. Entsprechend wird ein Verb mit einer bestimmten Affigierung aus der Wortfamilie gewählt, um die semantische Funktion des Fokus und der anderen Verbargumente anzuzeigen. Diese Fokuswahl erlaubt eine große Ausdruckvielfalt im filipinischen Satz. Hinzu kommt, dass die ay-Phrase ihre syntaktischen Funktion mit der ang-Phrase tauschen kann. Dies ermöglicht, einem Nomen ohne semantische Bestimmtheit den Platz des Prädikates zuzuweisen.

Adjunkt (sa-Phrase)

Adjunkt-Phrasen sind durch ein vorgestelltes sa gekennzeichnet. Sie haben eine große semantische Bandbreite und sind syntaktisch unabhängig. Alleinstehend kann die sa-Phrase einem Adverbial ähneln mit vergleichbaren Bedeutungsklassen. Vor ihr kann in diesen Fällen eine Präposition stehen.

Magpapakasal tayo sa susunod na taon.
Heiraten wir nächstes Jahr.
Maliligo ako hangang sa malamig ang tubig.
Dusche ich bis das Wasser kalt ist.

Als Argument des Verbs kann die sa-Phrase verschiedenste Funktionen erfüllen. Darunter fallen:

  • Empfänger
Binigay niya ang sulat sa kanya.
Sie gab den Brief ihm.
  • Lokativ
Pupunta ako sa Pilipinas.
Gehe ich auf die Philippinen.
  • Ursache
Nalugod ako sa balita.
Freute (mich) ich über die Neuigkeit.

In verblosen Sätzen kann die sa-Phrase auch zum Inhalt der ay-Phrase oder selten zum Inhalt der ang-Phrase werden.

Ako ay sa bahay.
Ich (bin) zu Hause.

ng-Phrase

Die ng-Phrase ist immer ein abhängiger Teil einer anderen Phrase. Ihr ist ein ng vorangestellt, das niemals zu einer Ligatur zusammengezogen wird. Der Inhalt sind ausschließlich Nominalphrasen oder das entsprechende Pronomen. Ist die übergeordnete Phrase selbst eine Nominalphrase, hat die ng-Phrase meistens einen possessiven Charakter.

Puti ang buhok ng matandang babae.
Weiß (sind) die Haare der alten Frau.

Als Teil einer Verbphrase hängt die grammatische Bedeutung der ng-Phrase vom verwendeten Verb ab.

Hindi tumitikim ng pagkain ang bata.
Nicht versucht vom Essen das Kind.
Tinitikman ng bata ang pagkain.
Versucht vom Kind das (dieses) Essen.

Ist die ng-Phrase durch ein Pronomen ersetzt, wird in der Regel ein enklitischer Satzbau verwendet, so dass der Satz nicht mit dem Pronomen endet. Ng-Phrasen als Satzanfang sind ausgeschlossen.

Subjunkt (-ng/na-Phrase)

Subjunkte sind abhängige Phrasen, die als Bestimmungswort eine Ligatur, gebildet mit -ng oder na, besitzen. Im Gegensatz zu allen anderen Phrasen kann das Bestimmungswort auch nachgestellt sein. Als Anhängsel haben Subjunkte einen attributiven Charakter und sind Teil eines übergeordneten Satzglieds. Ihrer Funktion entsprechend zeigt die -ng/na-Ligatur eine Stufe an, ohne eine semantische Aussage über die Richtung der Unterordnung zu machen. Daher ist die Wortstellung frei.

Welche Ligatur verwendet wird, ist phonologisch begründet. Endet ein Wort mit Vokal, ʔ oder n wird das Subjunkt mit ng verbunden (das n fällt dann weg). Endet das Wort mit einem Konsonant wird na benutzt.

Galing ako sa maliit na pulo. sa pulong maliit.
Stamme ich von einer kleinen Insel.

Das Inhaltswort eines Subjunkts kann ebenso wie das Bezugswort nahezu jede Wortart sein. Auch eine unregelhafte Komparation kann mit Hilfe von Subjunkten ausgedrückt werden (higit na mabuti – besser; mas (na) malaki – größer). Eine Besonderheit bei Subjunkten ist der mögliche Wegfall der Ligatur, ohne dass sie ihre grammatische Funktion verlieren.

nang-Phrase

Nang-Phrasen stehen syntaktisch unabhängig im Satz und haben als Bestimmungswort nang. Steht die Phrase am Satzanfang entfällt dieses. Häufig sind nang-Phrasen temporale Ergänzungen und werden von Nominal- oder Gerundphrasen gebildet.

Tumagal nang dalawang oras ang pulong.
Dauerte zwei Stunden die Besprechung.
Mag-aral ako nang paglabas niya.
Lerne ich seit seinem Weggehen.

Artikel und Pronomen

Artikel und Pronomen bieten eine gute Übersicht der unterschiedlichen Grammatik von Tagalog und Deutsch.

Bestimmtheit und Unbestimmtheit eines Nomens wird syntaktisch verwirklicht. Nomen sind im Tagalog flexionslos. Kasusbeziehungen werden durch das Phrasen-System ausgedrückt. Eine Genusanzeige gibt es nicht. Unterschiedliche Geschlechter sind entweder eigene Wörter (inay – Mutter, tatay – Vater) oder das Nomen wird ergänzt (kapatid na babae – Schwester, kapatid na lalaki – Bruder). Pronomen sind immer geschlechtsneutral.

Der Numerus wird ebenfalls nicht durch Flexive angezeigt, sondern durch vorgestellte Wörter, die einen semantischen Singular bzw. Plural ausdrücken oder unregelhafte Wortbildungen (Dualformen mancher Nomen). Darunter fallen Zahlwörter (isang babae – eine Frau, dalawang babae – zwei Frauen) und die Verwendung von Adjektiven, die eine Pluralform haben können (malaking alon – große Welle, malalaking alon – große Wellen) oder lexikalisch eine Mehrzahl beinhalten (maraming mali – viele Fehler). Eine Sonderstellung hat der explizite Pluralanzeiger mga [mʌ'ŋʌ], der vor Nomen, Adjektiven und Demonstrativpronomen verwendet werden kann. Im Gegensatz zum Deutschen muss der Sprecher allerdings keine Entscheidung treffen, ob er von Singular oder Plural spricht.

Nakita ko ang lalaki. Ich sah den Mann.
Ich sah die Männer.

Aus den aufgeführten Gründen ist ein Artikel als Determinativ überflüssig. Interessanterweise steht ein regelhafter Artikel nur vor Personen, wo er im Standarddeutsch falsch ist, aber im Dialekt vorkommt (Tinulungan ni Monika si Peter – Die Monika hat dem Peter geholfen). Die tagalischen Personenartikel sind obligat. Sie unterscheiden zwischen Singular bzw. Plural und bilden mit den Bestimmungswörtern der Phrasen Sonderformen bzw. ersetzen diese.

Pronomen ersetzen Nomen und bilden dadurch in der Regel das Kernwort der jeweiligen Phrase. Die Formen von Personal- Demonstrativ und Interrogativpronomen folgen einerseits der Phrasen-Systematik und können entsprechend als ang-Pronomen, ay-Pronomen, ng-Pronomen oder sa-Pronomen bezeichnet werden (siehe Tabelle). Daneben wird bei Personal- und Demonstrativpronomen zwischen Sprecher (Erste Person), Angesprochenem (Zweite Person) und einer dritten Person unterschieden. Direkt vor ang-Pronomen und ng-Pronomen entfällt das Bestimmungswort der Phrase. Gesonderte Possessivpronomen gibt es nicht. Diese Funktion übernehmen sa- und ng-Pronomen, die in diesen Fällen aber eher als Attribute aufzufassen sind.

Tabellarische Übersicht der Artikel und Pronomen

Artikel und Pronomen im Tagalog
  Satzglied, Phrase
Satzgegenstand Satzaussage ng-Phrase sa-Phrase
Bestimmungswort Satzanfang ang { }* ---* sa
Nicht Satzanfang ang ay ng sa
Artikel Pluralanzeiger ang mga ay mga ng mga sa mga
Person Singular si {ay} si ni kay
ang...si {ay}...si ng...si sa...si
Plural sina {ay} sina nina kina
ang...sina {ay}...sina ng...sina sa...sina
Personalpronomen 1. Person Singular ako {ay} ako ko+ sa akin
Dual kata {ay} kata nita sa kanita
Plural (inklusiv) tayo {ay} tayo natin sa atin
Plural (exklusiv) kami {ay} kami namin sa amin
2. Person Singular ka, ikaw {ay} ikaw mo sa iyo (saiyo)
Plural kayo {ay} kayo ninyo sa inyo
3. Person Singular siya {ay} siya niya sa kanya
Plural sila {ay} sila nila sa kanila
Demonstrativpronomen 1. Person (nahe Sprecher) ito {ay} ito nito dito
2. Person (nahe Angesprochener) iyan {ay} iyan niyan diyan
3. Person (weiter entfernt) iyon, yaon {ay} iyon, yaon niyon, niyaon doon
Interrogativpronomen Person (Pluralform) ---* sino (sinu-sino) nino (ninu-nino) {sa} kanino
({sa} kani-kanino)
Sache (Pluralform) ---* ano (anu-ano) ---* saan (saan-saan)
*--- = nicht vorhanden, *{ } = entfällt am Satzanfang, +ko ka wird zu kita verschmolzen

Literaten in Tagalog

Einer der bekanntesten Dramatiker, Poeten und Journalisten, die fast ausschließlich in Tagalog schrieben, war Patricio G. Mariano. Er übersetzte auch José Rizals Werke Noli me tangere und El Filibusterismo als Erster ins Tagalog.

Literatur

  • Rey Agana: Tagalog 1. Konversationskurs für Anfänger. Berlin 2012: regiospectra Verlag, ISBN 978-3-940132-53-6.
  • Leonard Bloomfield: Tagalog Texts with Grammatical Analysis. University of Illinois 1917 ([1], PDF 12 MB, englisch)
  • Nikolaus P. Himmelmann: Tagalog. In: K. Alexander Adelaar and Nikolaus P. Himmelmann (eds), The Austronesian Languages of Asia and Madagascar. London 2005, S. 350-376. ([2], PDF; 4,7 MB, englisch)
  • Nikolaus Himmelmann jr.: Morphosyntax und Morphologie – die Ausrichtungsaffixe im Tagalog. München, Fink 1987 ISBN 978-3-7705-2493-8.
  • Nikolaus P. Himmelmann: Lexical categories and voice in Tagalog. In: Peter Austin & Simon Musgrave: Voice and Grammatical Relations in Austronesian Languages. Stanford 2008, S. 247-293. ([3], PDF; 2 MB, englisch)
  • Armin Möller: Syntax der filipinischen Sprache. Online-Veröffentlichung, 2013. ([4], PDF; 11,6 MB)
  • Paul Schachter, Fe T. Otanes: Tagalog Reference Grammar. University of California Press, 1972. ISBN 0-520-04943-8, ISBN 978-0-520-04943-7. ([5], Google-Books, englisch)
  • Komisyon sa Wikang Filipino: Ortograpiyang pambansa, Manila, 2014, ISBN 978-971-019-733-0

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schwedische Nationalenzyklopädie "Världens 100 största språk 2007" (Die weltweit 100 größten Sprachen 2007)
  2. http://www.ethnologue.com/language/fil
  3. Paul Schachter, Fe T. Otanes: Tagalog Reference Grammar. University of California Press, 1972, S. 29
  4. Nikolaus P. Himmelmann: Tagalog. In: K. Alexander Adelaar and Nikolaus P. Himmelmann (eds), The Austronesian Languages of Asia and Madagascar. London 2005, S. 352
  5. Paul Schachter, Fe T. Otanes: Tagalog Reference Grammar. University of California Press, 1972, S.7
  6. Armin Möller: Syntax der filipinischen Sprache. Online-Veröffentlichung, 2013, S. 358
  7. Nikolaus P. Himmelmann: Tagalog. In: K. Alexander Adelaar and Nikolaus P. Himmelmann (eds), The Austronesian Languages of Asia and Madagascar. London 2005, S. 353
  8. Dr. Armin Möller: Syntax der filipinischen Sprache – Palaugnayan ng Wikang Filipino, auf: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-127837, S. 27