Theodor Körner (Schriftsteller)

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Theodor Körner, porträtiert von seiner Tante Dora Stock (nach einer Pastellminiatur von seiner Schwester Emma Sophie Körner), 1813/1814

Carl Theodor Körner (* 23. September 1791 in Dresden; † 26. August 1813 im Forst Rosenow bei Lützow bzw. in Gadebusch[1]) war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er durch seine Dramen für das Wiener Burgtheater und besonders durch seine Lieder in den antinapoleonischen Befreiungskriegen. Nachdem er als „Sänger und Held“ im Lützowschen Freikorps gefallen war, wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur.

Leben

Als Sohn des Oberappellationsgerichtsrats Christian Gottfried Körner wurde (Carl) Theodor Körner am 23. September 1791 „abends 3/4 auf 11 Uhr“ in Dresden geboren.[2] Seine Mutter war Anna Maria Wilhelmine Jacobine Körner, Tochter des Kupferstechers Johann Michael Stock, bei dem der junge Goethe zeichnen und radieren gelernt hatte. Am 2. Oktober 1791 wurde er in seinem Elternhaus am Kohlmarkt in der Dresdner Neustadt durch Hofprediger Raschig getauft. Taufpaten waren neben anderen Dorothea von Kurland sowie Elisa von der Recke in Mitau. Theodor hatte eine drei Jahre ältere Schwester Emma, mit der ihn innige Geschwisterliebe verband. Christian Gottfried Körner war Freund und Förderer Schillers, der eine Zeit lang bei den Körners wohnte.

Ausbildung

Körners handschriftliche Beschreibung des Systems der Hiebe beim Fechten, entstanden in seiner Freiberger Studienzeit
Körnerdenkmal auf der Landeskrone bei Görlitz für einen Besuch 1809
Körnerdenkmal auf dem Smrk (Tafelfichte im Isergebirge) mit Bezug auf einen Besuch 1809
Wien: Wohnung Köllnerhofgasse 3
Gedenktafel Köllnerhofgasse 3

Ein reges gesellschaftliches Leben der Körners mochte jedoch seine Einflüsse auf den Jungen gehabt haben. Neben Schiller pflegte die Familie enge Kontakte zu Goethe, Heinrich von Kleist, dem Grafen Friedrich Leopold von Geßler, Christoph Friedrich Nicolai, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Novalis und den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel.

Wie der Vater verfügte Körner über musikalisches Talent. Er besaß zeichnerische Begabung wie seine Mutter und seine Schwester Emma, die das letzte Bild Theodors bei seinem Aufenthalt als Lützower Jäger im April 1813 von ihm schuf. Beide sangen später an der zelterschen Liedertafel und Theodor in Wien in Streichers Chor. Er beherrschte auch eine Anzahl Instrumente, am liebsten war ihm jedoch die Gitarre.

Zunehmend machte sich seine dichterische Begabung bemerkbar. Kaum eine von Emmas Freundinnen wurde von ihm nicht dichterisch umworben: „An Augusten“, „An Theresen“, „An Henriette“ sind die Titel einiger Gedichte.

1808 begann er sein Studium an der Bergakademie Freiberg und schloss sich der damaligen Landsmannschaft der Montanen, dem heutigen Corps Saxo-Montania an. Dort wurde er vom Geologen Abraham Gottlob Werner gefördert. Zunächst interessierte er sich mehr für die praktische Seite, fuhr in Bergmannstracht unter Tage und fühlte sich bei der harten Arbeit der mächtigen Natur verbunden. Später wandte er sich allerdings der theoretischen Seite zu. Häufige ausgedehnte Fußreisen führten ihn zur Burg Gnandstein, von Dresden über das Elbsandsteingebirge ins Böhmische Mittelgebirge und ins Riesengebirge. Eine reichliche Auslese von Naturgedichten war die Folge.

Bereits 1810 erschien sein erster Gedichtband, die Knospen, bei Göschen.

Im Sommer desselben Jahres wechselte er an die Universität Leipzig, schloss sich der damaligen Landsmannschaft Thuringia an und begann Geschichte und Philosophie zu studieren. Körners Studentenleben gestaltete sich der Zeit entsprechend wild, und wenn es galt, der adligen Koterie Paroli zu bieten, war er stets dabei. Aufgrund der drohenden Relegation nach einem verbotenen Duell wechselte Körner 1811 nach Berlin, stiftete dort das Corps Guestphalia I[3] und hörte Vorlesungen bei Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher und Barthold Georg Niebuhr. Dort sang er in der zelterschen Sing-Akademie zu Berlin und turnte unter Friedrich Ludwig Jahn und Friedrich Friesen.

Eine Krankheit mit Fieber machte einen längeren Aufenthalt in Karlsbad erforderlich. In dieser Zeit erfolgte die Relegation von allen mit Leipzig in Kompaktatverhältnis stehenden Universitäten, wozu auch Berlin gehörte. Nach Heidelberg wollte, aber nach Wien sollte der allzu temperamentvolle Student auf Wunsch seines Vaters nun gehen.

Theaterdichter

In Wien hatte er freundschaftliche Kontakte zu den ihm aus seinem Elternhaus Bekannten, insbesondere zu Wilhelm von Humboldt, aber auch zu Friedrich Schlegel, dessen Frau Dorothea und ihrem Sohn Philipp Veit. Freundliche Aufnahme fand er im Salon der Baronin Henriette von Pereira-Arnstein, Tochter der Fanny von Arnstein, wo er häufig seine Gedichte oder einige der damals im Schwange verbreiteten Schauergeschichten vortrug. Auch lernte er dort die Dichterin Caroline Pichler kennen.

Zunächst belegte er noch Vorlesungen, doch traten seine Studien zunehmend gegenüber seinem dramatischen Schaffen in den Hintergrund. Binnen weniger Monate hatte er mehrere kürzere Schauspiele, insbesondere Lustspiele, für das Burgtheater geschrieben. Hier lernte er die so hübsche wie talentierte Schauspielerin Antonie Adamberger kennen, Tochter des bereits verstorbenen und von Mozart sehr geschätzten Hofsängers Josef Valentin Adamberger. Eine tiefe Leidenschaft ergriff ihn, und noch 1812 verlobten sich beide.

Im Sommer 1812 schrieb Körner sein größtes Drama, den Zriny [4]. Die Parallele des ungarischen Heldenkampfes gegen die türkischen Eroberer zu dem Freiheitskampf gegen die französische Fremdherrschaft war unverkennbar. (siehe Zrinski (Adelsgeschlecht))

Eine glanzvolle Karriere als Dramatiker schien ihm offenzustehen, denn sowohl vom Fürsten Lobkowitz als auch vom Grafen Ferdinand Pálffy erhielt er Anstellungsverträge als Theaterdichter. Körner entschied sich für die Stelle am Burgtheater und erhielt als solcher den Titel eines k. k. Hoftheaterdichters. Auf diese Weise lernte er auch Ludwig van Beethoven kennen, für den er im Februar 1813 das Opernlibretto Ulysses’ Wiederkehr entwarf.[5] Aber bereits im März 1813 kündigte er diese Stelle, als Preußen sein Volk im Kampf gegen Napoleon zu den Waffen rief.

Im Lützowschen Freikorps

Friesen, Körner (sitzend, Mitte) und Heinrich Hartmann auf Vorposten (Gemälde von Georg Friedrich Kersting, 1815)

Als bereits prominenter Dichter trat Körner dem Lützowschen Freikorps bei, das sich gerade in Breslau formierte, und traf unter den dort enrollierten Patrioten alte Bekannte wie Jahn und Friesen.

Körner, durch frühere tagelange Wanderungen in Böhmen und Sachsen an ermüdende Märsche gewöhnt, ließ sich zunächst der Infanterie zuteilen, die im schlesischen Zobten Quartier bezog. Frisch auf, ihr Jäger, frei und flink und andere Gedichte schrieb er in rascher Folge, schon wurden sie zu bekannten Melodien von seinen Kameraden gesungen. Ein von ihm verfasster Choral erklang zur Einsegnung des Korps in der Kirche zu Rogau am 27. März. Am folgenden Tage rückte die Truppe in Richtung Sachsen aus. Dieses war zuvor bereits von verbündeten Truppen besetzt worden. Am 6. April erreichte der Dichter, der seinem Korps als Marschkommissar vorauseilte, Dresden und besuchte seine Familie.

Die Lützower zogen über Leipzig, wo auf dem Schneckenberg das bekannte Lied Lützows wilde verwegene Jagd entstand, nordwärts und hatten so keine Gelegenheit, an den sich vornehmlich weiter südlich abspielenden Kampfhandlungen teilzunehmen. Verdrossen meldete der tatendurstige Dichter, der mittlerweile zum Leutnant befördert worden war, nach Hause: „Derweilen sitze ich hier an der Elbe und recognoscire, und finde nichts, sehe nach Westphalen über, und sehe nichts, lade meine Pistolen, und schieße nichts.“ Eins seiner dort entstandenen Gedichte lautete folgerichtig „Missmut“.

Der weitere Marsch nach Norden zur Unterstützung des Wallmodenschen Korps endete, als Hamburg aufgegeben wurde. Lützow wendete sich wieder nach Süden.

Theodor Körner liest den Lützower Jägern seine Kriegslieder vor
Theodor Körner, im Lager bei Gadebusch, seinen Kameraden sein „Schwertlied“ vortragend (Glasfenster nach einem Gemälde von Rudolf Eichstaedt im Haus einer Göttinger Studentenverbindung)

Am 24. Mai trat der Dichter zur Kavallerie über, da er hoffte, hier seinem Tatendrang genügende Aufgaben zu finden, und avancierte zu Lützows Adjutanten. Tatsächlich kam es nun zu häufigen Geplänkeln und Überfällen auf kleinere Einheiten des Gegners. In einem Handstreich beraubte Körner das berühmte Gestüt in Wendelstein an der Unstrut seiner Pferde.

Am 8. und 9. Juni 1813 hatten die Lützower Jäger ihr Biwak in Eichigt im sächsischen Vogtland auf der Husarenwiese neben der Kirche aufgeschlagen; ein Angriff auf Hof in Oberfranken war geplant. Während Lützow bei Pfarrer Johann Christian Wirth gastliche Aufnahme fand, war Körner im Biwak. Die auf der Wiese stehende Linde erhielt aus diesem Grunde den Namen Körnerlinde.

Erst am 9. Juni erfuhr Lützow, zunächst auch nur vage, vom Waffenstillstand, der zwischen den Alliierten und Napoleon geschlossen worden war, und erst am 14. hatte er Gewissheit. Den Bestimmungen nach hätte das Korps bereits zwei Tage zuvor auf preußischem Boden sein müssen. Statt ins neutrale Böhmen zu ziehen, das nur wenige Stunden entfernt lag, ließ Lützow die Freischar über Gera und Zeitz nach Norden marschieren, zur Sicherheit allerdings mit sächsischen Marschkommissaren.

Am 17. Juni 1813 bezogen die Lützower ihr Lager bei Kitzen (südwestlich von Leipzig). Württembergische Truppen unter General Normann stellten sich ihnen entgegen. Dieser versicherte Lützow, der in Begleitung Körners vorangeritten war, keine feindlichen Absichten zu hegen, und verwies im Übrigen auf den kommandierenden französischen General Fournier. Dieser schleuderte ihnen jedoch entgegen: « L’armistice pour tout le monde, excepté pour vous ! »[6] Der Angriff der feindlichen Kavallerie traf die Lützower unvorbereitet, sie wurden von der Übermacht regelrecht zusammengehauen. Körner erhielt einen Säbelhieb über den Kopf. Schwer verwundet, gelang ihm noch der Weg nach Großzschocher, wo er sich in einem Gehölz verbarg. Dem Tode nahe schrieb er dort das Sonett „Abschied vom Leben“, dessen erstes Quartett lautet:

Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben,
Ich fühl’s an meines Herzens mattem Schlage,
Ich stehe an den Marken meiner Tage!
Gott, wie Du willst! Dir hab ich mich ergeben.

Bauern, die das Holz zur Ausbesserung des Elsterwehres bewachen sollten, fanden den Dichter und brachten ihn in das nahegelegene Gutsgärtnerhaus von Großzschocher. Nach einer Nacht wurde er mit Hilfe des Freundes der Familie Körner, Kunze, auf dem Wasserweg zu dem Arzt Doktor Wendler nach Leipzig gebracht und dort versorgt. Auf die versprengten Lützower, von Napoleon ihrer schwarzen Uniformen halber verächtlich « brigands noirs », „schwarze Banditen“, genannt, wurde immer noch Jagd gemacht.

Als er sich einigermaßen stabilisiert hatte, wurde er von Freund zu Freund nach Karlsbad dirigiert. Dabei verbrachte er auch eine Nacht bei seiner Pflegeschwester Julie von Einsiedel auf Burg Gnandstein.[7] In Karlsbad wurde er von seiner Patentante Elise von der Recke gepflegt. Ein Wiedersehen mit seinen Eltern, die ganz in der Nähe in Teplitz weilten, gab es nicht, um seine leidende Mutter zu schonen.

Auf dem Weg zu seinem Korps war Körner bei seinem Patenonkel Graf von Geßler in Reichenbach zu Gast, wo er den Freiherrn vom Stein, Arndt, Blücher und Gneisenau traf. Über Berlin gelangte er zu seiner nun in Norddeutschland kämpfenden Truppe, die ihre Unabhängigkeit eingebüßt hatte und dem Korps Wallmoden zugeordnet worden war.[8]

Fortwährend wurden wieder kleine Streifzüge durchgeführt. Den Abend des 25. August verbrachte Körner mit einer Streifschar unter Lützow auf dem Rittergut zu Gottesgabe. Er soll hier am Klavier gesessen und das zwei Tage zuvor entstandene „Schwertlied“ vorgetragen haben.

In der zweiten Morgenstunde des 26. August 1813 wurde ein feindlicher Transport gemeldet, auf den rasch ein Angriff geplant wurde. Bei dem folgenden Gefecht, das sich im Forst von Rosenow bei Gadebusch[9], abspielte, fiel Theodor Körner.[10]

Er wurde im Dorf Wöbbelin unter der nachmaligen Theodor-Körner-Eiche begraben, wo später auch seine Schwester Emma Körner (1788 – 1815) und sein Vater Christian Gottfried Körner (1756 – 1831) ihre letzte Ruhe fanden.

Zu seinen Ehren errichteten die Bürger von Frankenberg/Sa. auf dem nahen Haustein (Harrasfelsen) bei Braunsdorf (Niederwiesa) (siehe Sprungsage) am 20. Juni 1864 das Körnerkreuz. Die Inschrift lautet: „Dem Sänger und Helden Theodor Körner. Die Bewohner von Frankenberg/Sa. zur Erinnerung an den 26. August 1863.“

Werke

Gedichte

Dramen

  • Die Blumen (Ein Spiel in Versen) (1812? oder früher, erster dramatischer Versuch, in Wien entstanden)
  • Der Kampf mit dem Drachen (Singspiel, 1811)
  • Das Fischermädchen, oder: Haß und Liebe (Lyrisches Drama, 1811, Musik: Carl Steinacker)
  • Die Braut (Lustspiel in Alexandrinern, 1811)
  • Der grüne Domino (Lustspiel in Alexandrinern, 1811)
  • Der Nachtwächter (Posse in Versen, 1812)
  • Der Vetter aus Bremen (Ein Spiel in Versen, 1812)
  • Toni (Drama, 1812, Musik: Carl Steinacker)
  • Die Sühne (Drama, 1812)
  • Rosamunde (Drama, 1812)
  • Hedwig (Drama, 1812)
  • Zriny (Drama, 1812)
  • Der vierjährige Posten (Singspiel, 1812, mehrfach vertont, u. a. von Carl Steinacker und Franz Schubert)
  • Die Gouvernante (Posse, 1813)
  • Joseph Heyderich oder deutsche Treue (Trauerspiel, 1813)
  • Die Bergknappen (Romantische Oper)
  • Alfred der Große (Oper, vertont u. a. von Antonín Dvořák)
  • Brinn (Trauerspiel, 1896)

Erzählungen

  • Die Reise nach Schandau (Eine Erzählung in Briefen, 1810)
  • Die Reise nach Wörlitz (Eine Erzählung nach sechs gegebenen Kapitelüberschriften, 1810)
  • Woldemar (Eine Geschichte aus dem italienischen Feldzuge von 1805)
  • Hans Heiling’s Felsen (Eine böhmische Volkssage, 1811)
  • Die Harfe (Ein Beitrag zum Geisterglauben, 1811)

Wirkung

Körners teils stürmische, teils gefühlvolle Lyrik entsprach der ebenso romantischen wie vaterländisch kampfbereiten Gesinnung der Generationen in einem Deutschland, das auch nach den Befreiungskriegen noch lange Zeit in viele Einzelstaaten zersplittert war. Körners Sterben als Lützower Jäger erhob ihn zur vorbildhaften Gestalt. Die glaubwürdige Übereinstimmung von Dichtung und Leben empfahl seine Werke für die Lehrpläne erst des Deutschen Bundes, später des Deutschen Reichs. Körners Gedichte aus seinem Buch Leyer und Schwert wurden zum Vorbild für Kriegslyrik späterer Zeit.

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Erste Strophe von Lützows wilde, verwegene Jagd auf einem Gedenkblock der Deutschen Bundespost zum 200. Geburtstag

Lützows wilde, verwegene Jagd auf Körners Text in Carl Maria von Webers dramatisch-schwungvoller Vertonung ist bis heute ein beliebtes Paradestück des deutschen Männer-Chorgesangs. Professor Kurt Huber zitierte 1943 im 6. Flugblatt der Weißen Rose die erste Zeile aus Körners Aufruf (1813): „Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen.“ Marlene Dietrich wählte die Zeile „Hier steh ich an den Marken meiner Tage“ aus Körners Sonett Abschied vom Leben (aus Leier und Schwert) als Inschrift für ihren Grabstein in Berlin.[11]

Daneben haben aber auch die Nationalsozialisten Theodor Körner für sich reklamiert. Das Gelände um die Grabstätte Körners und seiner Familie in Wöbbelin wurde 1938 aufwendig zur „nationalen Weihestätte“ umgebaut und diente als Kulisse für Aufmärsche und Vereidigungszeremonien.[12] Die Zeile „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“ aus dem Gedicht Männer und Buben[13] lieferte Joseph Goebbels die Textvorlage für die Phrase „Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!“, das Finale der Sportpalastrede.

In der Nachkriegszeit gilt Theodor Körner für die rechtsextreme Szene als „Rebell für Deutschland“. Auf einer Großveranstaltung im Münchner Löwenbräukeller am 21. April 1990 wurde der Spruch aufgesagt: „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, / vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, / dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.“ Im 21. Jahrhundert wird dieser Spruch über das Internet als angebliches Körner-Zitat verbreitet und u. a. bei Kundgebungen und Demonstrationen der Pegida eingesetzt[14]. Am 23. September 2016 publizierte die AfD-nahe Gruppierung Björn Höckes "Der Flügel" Körners Satz "Das Volk steht auf, der Sturm bricht los" mit dem obigen, fälschlicherweise Körner zugeschriebenen Spruch.

Das Theodor-Körner-Museum in Wöbbelin bei Schwerin, Teil der dortigen Mahn- und Gedenkstätten, wurde nach der deutschen Wiedervereinigung renoviert und mit neuem Konzept am 15. Juni 1997 wiedereröffnet. Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin ist ein Ort, der augenfällig Stationen und Widersprüche deutscher Geschichte dokumentiert.

Standbilder, Bäume und andere Denkmäler

  • Körnereiche und Gedenkstein im Stadtwald von Frankfurt am Main
  • Körnerdenkmal in der Körnerstraße in Frankfurt am Main
  • Körner Denkmal in den Barmer Anlagen in Wuppertal (im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen zerstört)
  • Körnerstein in der Elsteraue im Waldstück „Die Schönen“ bei Großzschocher, wo Körner nach seiner Verwundung bei Kitzen gefunden wurde (errichtet 1913)
  • Körnerstein auf dem Zanzenberg in Dornbirn
  • Körnerhaus in Leipzig-Großzschocher, wo Körner eine Nacht vor den Franzosen versteckt wurde (erbaut 1734/35) mit einer Gedenktafel an den Dichter (angebracht 1865), seit 2000 Restaurierung durch den Bürger- und Förderverein "Körnerhaus Großzschocher" als Vereinshaus, Museum und Archiv der Geschichte des Lützower Freikorps.
  • Körnertafel an der Oper in Leipzig (Rückseite zum Schwanenteich)
  • Gedenkstein in Leipzig, der an das Haus von Dr. Wendler erinnert
  • Gedenktafel (am ehemaligen Gutshaus in Kahnsdorf/Sachsen)
  • Gedenkstein (rechts neben dem Eingang zur Burg Gnandstein/Sachsen)
  • Körnereiche und Gedenksteine in Lautertal (Odenwald), am Borstein
  • Körnerstele auf dem Waldfriedhof von Marschendorf (Horní Máršov), Freiheit an der Aupa (Riesengebirge, errichtet 1913)
  • Körnerdenkmal auf dem Smrk (Tafelfichte im Isergebirge, errichtet 1909)
  • Körnerdenkmal in Ober Tannwald (Isergebirge) Körner erwanderte das Isergebirge in seiner Freiberger Studentenzeit.
  • Körnerrelief (überlebensgroß) am Hohlstein (Dutý kámen) in Nordböhmen
  • Gedenktafel am Haus an der Domstraße 18 in Ratzeburg, in dem Theodor Körner seinen letzten Brief geschrieben hat
  • Statue in Breslau (zerstört während der Schlacht um Breslau)
  • Gedenktafel am Haus an der Schweidnitzer Straße 5 (ul. Świdnicka) in Zobten
  • Theodor-Körner-Grundschule in Freiberg
  • Theodor-Körner-Grundschule in Leipzig
  • Die Birnensorte Theodor Körner ist nach ihm benannt
  • Körnermuseum der Städtischen Sammlungen in Dresden, 1945 zerstört
  • Straßen und Plätze in zahlreichen Städten sind nach ihm benannt

Filme

Belletristik

  • Klaus Back: Leier und Schwert. Eine historisch-biographische Erzählung über Theodor Körner. Berlin: Rütten u. Loening (1956).
  • Klaus Ekkehart: Ritt nach Deutschland. Eine Erzählung um Theodor Körner. Stuttgart: Union Dt. Verl.-Ges. 1938.
  • Erich Gower: Theodor Körner. Vaterländisches Spiel in 4 Aufz. Mühlhausen: Danner (1934).
  • Klara Hofer: Das letzte Jahr. Ein Roman um Theodor Körner. Berlin: Ullstein (1936).
  • Hans Löwe: Sänger und Held. Eine Erzählung aus dem Leben Theodor Körners. (Berlin): Verl. d. Nation (1953). (Kleine nationale Bücherei; 3)
  • Martin Pfeifer: Theodor Körner. Mühlhausen: Danner (1926) (= Vaterländische Aufführungen; 18)
  • Wolfgang Walter Pueschel: Der Sänger der Schwarzen Freischar. Eine Erzählung um Theodor Körner. (Berlin): Verl. Neues Leben 1954.
  • Hans Reh: Aufbruch 1813. Theodor Körner, der Sänger und Held. Vaterländisches Volksspiel in 3 Teilen. Langensalza u.a.: Beltz (1934) (= Aus deutschem Schrifttum und deutscher Kultur; 454/455)
  • Ulrich Völkel: Mit Leier und Schwert. Roman um Theodor Körner. Berlin: Verlag der Nation 1983.

Literatur

  • Karl Berger: Theodor Koerner. Bielefeld 1912
  • Hartmut Brun: Theodor Körner und der Krieg an der Niederelbe. Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin - Theodor-Körner-Gedenkstätte (1991)
  • Hans-Wolf Jäger: Körner, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 378 f. (Digitalisat).
  • Erhard Jöst: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner. Der Einfluß eines Mythos auf die Rezeption einer Lyrik und ihre literarische Kritik. In: Orbis litterarum 32 (1977), S. 310-340
  • Erhard Jöst: Der Dichter als Idol. Zum zweihundertsten Geburtstag von Theodor Körner (23. September 1991). In: Der Deutschunterricht, Heft 4/1991, S. 90-99
  • Erhard Jöst: „Die Kunst verlangt ein Vaterland“. Theodor Körner und die Wirkungsweise patriotischer Literatur. Broschüre, hrsg. von der Projektgruppe Gedenkstättenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1997
  • Erhard Jöst: „Weint nicht um mich, beneidet mir mein Glück!“ Die Erinnerung an Theodor Körner und der Stellenwert seiner Lyrik. In: Österreich in Geschichte und Literatur, Heft 4-5, 2002, S. 295-308
  • Erhard Jöst: "Vaterland! dir woll'n wir sterben!" Theodor Körner: Dichter, Freiheitskämpfer, Patriot und Idol. In: Einst und Jetzt Band 58 (2013), S. 13-48
  • Erhard Jöst: Opfertod fürs Vaterland. Der literarische Agitator Theodor Körner. In: Dichtung und Wahrheit. Jahrbuch "Krieg und Literatur" XXI/2015, S. 7-46
  • Adolf Kohut: Theodor Körner: Sein Leben und seine Dichtungen: Eine Säcularschrift auf Grund der besten und zuverlässigsten Quellen, Berlin 1890
  • Fritz Löffler: Theodor Körner. Dichter und Freiheitsheld. Dresden: Heimatwerk Sachsen, v.-Baensch-Stiftung 1938. (= Große Sachsen - Diener des Reiches; 9)
  • Emil Peschel, Eugen Wildenow: Theodor Körner und die Seinen. Leipzig 1898
  • Emil Peschel, Eugen Wildenow: Theodor Körner und die Seinen. Zweiter Band. Leipzig 1898
  • Emil Peschel: Körner-Bibliographie: Zum 23. Sept. 1891, dem 100jähr. Geburtstage Theodor Körners zsgest. Leipzig 1891.
  • Albert Portmann-Tinguely: Romantik und Krieg. Eine Untersuchung zum Bild des Krieges bei deutschen Romantikern und „Freiheitssängern“. Adam Müller, Joseph Görres, Friedrich Schlegel, Achim von Arnim, Max von Schenkendorf und Theodor Körner. Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl. 1989. (= Historische Schriften der Universität Freiburg; 12), ISBN 3-7278-0634-6
  • Oskar F. Scheuer: Theodor Körner als Student. Bonn 1924
  • Maximilian Schmitz-Mancy: Erläuterungen zu Körners 'Zriny'. Paderborn: Schöningh (1916) (= Schöninghs Erläuterungsschriften zu deutschen und ausländischen Schriftstellern; 25)
  • Till Gerrit Waidelich: Der vierjährige Posten von Theodor Körner als Libretto „in der Art eines Finales“ für 21 Opern, Bericht über den Internationalen Schubert-Kongreß Duisburg 1997 Franz Schubert – Werk und Rezeption Teil II: Bühnen- und Orchesterwerke, Kammer- und Klaviermusik (Schubert-Jahrbuch 1998), Duisburg Kassel 2000, S. 57-77
  • Ernst Weber: Der Krieg und die Poeten. Theodor Körners Kriegsdichtung und ihre Rezeption im Kontext des reformpolitischen Bellizismus der Befreiungskriegslyrik. In: Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution, hg. v. Johannes Kunisch und Herfried Münkler, Berlin 1999, S. 285-325
  • Heinrich Weber: Theodor Körner als Freiberger Montane, Leipziger Thüringer und Berliner Westphale. In: Einst und Jetzt, Bd. 4 (1959), S. 5-41.
  • Artur Wenke: Theodor Körner. Ein Dichter- und Heldenleben. Dresden 1913
  • Albert Zipper: Theodor Körner. Leipzig 1900. (= Dichter-Biographien; 4)

Weblinks

Commons: Theodor Körner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Theodor Körner – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Die Neue Deutsche Biografie nennt Gadebusch als Sterbeort, Hans-Wolf Jäger: Körner, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 378-379 (Onlinefassung)
  2. zu Vorfahren: Blanckmeister: Theodor Körners Vorfahren. in: Dresdner Geschichtsblätter. 1894, Nr. 3, S.141
  3. Kösener Korps-Listen 1910, 155, 6; 7, 1
  4. Theodor Körner: Zriny. Leipzig 1814, ISBN 3-628-44628-7.
  5. Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen, hrsg. von Klaus Martin Kopitz und Rainer Cadenbach, München 2009, Band 1, S. 518 – 520.
  6. „Der Waffenstillstand gilt für alle, nur für Sie nicht!“
  7. Burg Gnandstein, Kleiner Kunstführer Nr. 1979, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, 1992, S. 37
  8. Lützow (Th.-Körner-Denkmal)@denkmalprojekt.org, abgerufen 6. November 2014
  9. zum Sterbeort siehe z.B. Der teutsche Krieg im Jahre 1813. nach Oestreichs Beitritte: 1. Zeltraum. K. Napoleons Angriffe auf die Verbündeten. Verlag K.A. Hartleben, Leipzig 1814, S. 209f.; sowie „Die Poststraße von Gadebusch nach Schwerin führte über Rosenow und Rosenberg {heute Ortsteil von Brüsewitz} und hatte zwischen diesen beiden letztern eine halbe Stunde von einander entfernten Orten auf der größern Hälfte freies Ackerfeld; näher nach Rosenberg hin jedoch befand sich auf der rechten Seite der Straße ein Tannenwald...“ nach Theodor Körner’s Tod und Todesstätte. 1861 (Wikisource)
  10. Die genauen Todesumstände sind unklar. Siehe dazu: Arnulf Krause: Der Kampf um Freiheit. Die Napoleonischen Befreiungskriege in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8062-2498-6, S. 247f., siehe auch Jöst (Literatur)
  11. Originaltext: Theodor Körner: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 65, Deutsches Textarchiv, abgerufen am 31. August 2016.
  12. Wolfgang Jacobeit: Zur Neugestaltung der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin bei Ludwigslust, in: Gedenkstättenrundbrief 84, S. 8 – 18 aufgerufen am 20. April 2012
  13. Siehe Theodor Körner: Leyer und Schwerdt. Nicolai, Berlin 1814, S. 78ff. In: Deutsches Textarchiv <http://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/90>, abgerufen am 1. Juli 2013.
  14. Erhard Jöst: Opfertod fürs Vaterland. Der literarische Agitator Theodor Körner, in: Clauda Glunz/ Thomas F. Schneider 2015: Dichtung und Wahrheit: Literarische Kriegsverarbeitung vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, S. 29