Burg Hiltpoltstein

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Burg Hiltpoltstein
Burg Hiltpoltstein

Burg Hiltpoltstein

Staat Deutschland
Ort Markt Hiltpoltstein
Entstehungszeit Grundmauern 11./12. Jahrhundert, Aufbauten Ende des 16. Jahrhunderts
Burgentyp Höhenburg, Gipfellage
Erhaltungszustand größtenteils erhalten
Ständische Stellung Ministeriale
Geographische Lage 49° 40′ N, 11° 19′ OKoordinaten: 49° 39′ 35,3″ N, 11° 19′ 19″ O
Höhenlage 530 m ü. NN
Burg Hiltpoltstein (Bayern)
Burg Hiltpoltstein (Bayern)
Ort und Burg Hiltpoltstein

Burg Hiltpoltstein ist im Kern eine hochmittelalterliche Adelsburg aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, die in der Ortsmitte des Marktes Hiltpoltstein im oberfränkischen Landkreis Forchheim (Bayern) steht. Die heutige Gestalt der dreiflügeligen Anlage geht auf Erneuerungen am Ende des 16. Jahrhunderts zurück.

Lage

Die Gipfelburg steht auf einem Dolomitfelsen (530 m ü. NN) und bildet den Kern der Ortschaft Hiltpoltstein (518 m ü. NN). Bei dem etwa 20 Meter aufragenden Felsen handelt es sich – wie meist in der Fränkischen Schweiz – um Reste eines fossilen Schwammriffs aus dem Weißen Jura. In der Nähe befinden sich weitere Gipfelburgen, die auf exponierten Felsen gebaut sind: in östlicher Richtung die Burgruine Wildenfels und der Burgstall Strahlenfels, nordöstlich die Burgruine Stierberg, im Norden die Burgruine Wolfsberg und Burg Egloffstein.

Architektur der Burganlage

Kupferstich, Johann Alexander Böner, 1696

Unterhalb der Burg liegt auf einem Plateau das Pflegschloss aus dem frühen 17. Jahrhundert (Nordflügel, Am Schlosshof 4), in dem sich bis ins Jahr 1806 die Amts- und Gerichtsräume des Pflegamtes Hiltpoltstein befanden. Der Innenhof wird durch die Torwölbung des Pflegschlosses betreten, hierbei zeigt sich ein zweiter, dem Burgfelsen vorgelagerter Ostflügel. Dieser „Neuebau“ (vgl. Kupferstich von Johann Alexander Böner) mit südwärts gerichtetem Giebel wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefügt, dort befand sich im ersten Obergeschoss die Wohnung des Pflegers. Das gegenüber liegende Haus mit Satteldach aus dem frühen 17. Jahrhundert (Am Schlosshof 6) wurde erstmals auf dem Kupferstich von Christoph Melchior Roth irrtümlich als „Neues Schloss“ bezeichnet. Die Bezeichnung wurde von Einheimischen jedoch stets für das Pflegschloss als Pendant zur Burg (dem „Alten Schloss“) verwendet. Nach Südwesten war der Schlosshof durch einen niedrigen Anbau am Chor der Matthäuskirche begrenzt, noch auf den Kupferstichen von Johann Alexander Böner von 1696 und 1699 ist eine Ummauerung östlich der Kirche zu erkennen. Infolge der Umfriedung diente dieser Hof bei mehreren Belagerungen im Dreißigjährigen Krieg der Dorfbevölkerung als Befestigung. Seit dem 19. Jahrhundert steht an der Südseite des Schlosshofes ein kleines Wohnhaus (Am Schlosshof 8).

Der einzige Weg zur Burg führt durch das Tor im Neubau des Pflegschlosses. Ein Durchgang, der nach Süden hin mehrere Schießscharten und Rauchabzugslöcher aufweist, führt rechterhand ebenerdig zum Marstall. Das nach Süden weisende Gebäude mit Walmdach wurde zuletzt im Jahr 1712 umgebaut, wovon die Jahreszahl über dem Eingang zeugt. Die Halle diente auch zum Unterstellen der Kutschen und ist daher repräsentativ mit einem Kreuzgratgewölbe mit Rahmenstuck ausgestattet. Der in gerader Richtung beginnende Aufstieg zur Burg erreicht nach dem ersten Treppenabsatz eine Terrassenfläche. Von hier führt ein Abgang zu einer etwas tiefer gelegenen Terrasse mit dem Zwinger, während sich der Burgaufstieg nach links über weitere Treppenstufen fortsetzt.

Die Gipfelburg lässt sich nur über einen sechseckigen Treppenturm erreichen, der nach 1595 errichtet wurde. Eine Wendeltreppe mit 35 Stufen mündet in einen hölzernen Laufsteg zur Burg, an dessen Stelle sich bis etwa 1800 die Zugbrücke befand. Die bis heute bestehende feste Holzbrücke wurde auf Veranlassung eines Gutachtens von 1807 gebaut, um der Dorfbevölkerung weiterhin den Zugang zur Zisterne im Keller des Südflügels zu ermöglichen.

Die dreiflügelige Anlage zeigt auf der offenen Nordseite die Giebel von Ost- und Westflügel mit einem Hof. Der Südflügel bildet mit Ost- und Westflügel eine geschlossene Außenmauer. Bis auf welche Höhe die staufischen Grundmauern unverändert erhalten geblieben sind, ist bislang nicht erforscht. Das Kreuzgratgewölbe der ehemaligen Burgkapelle, im Südflügel ebenerdig auf Höhe des Burghofes gelegen, weist auf den Ausbau dieses Burgteils im 15. Jahrhundert hin. Das Gewölbe umfasst den Durchgang vom Treppenturm in den Hof und den heutigen, durch eine später eingezogene Zwischenmauer verkleinerten Kapellenraum.

Ein Zustandsbericht von 1553 erwähnt drei Kemenaten in der Burg.[1] Die heutige Gestalt von Ost- und Westflügel mit den typischen Halbwalmdächern geht auf Erneuerungen um 1595 zurück. Auch danach wurden die Innenräume mehrfach verändert, so sind 1728 florale Ausmalungen des Saals im Ostflügel erfolgt.

Im nach Norden offenen Hof befinden sich die Fundamente des achteckigen Bergfrieds mit etwa 9,30 Meter Durchmesser. Dieser fiel im Jahre 1611 einem Blitzschlag zum Opfer und wurde darauf bis auf Höhe einer Verbindung zum ersten Geschoss des Ostflügels abgetragen. Der verbliebene, zunächst eingeschossige Stumpf des Bergfrieds ist auf einer Federzeichnung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges überliefert.[2] Später verfiel er weiter. Die verbliebenen Mauersteine des Turms wurden bei der Sanierung in den 1960er Jahren auf etwa 1 Meter Höhe wieder errichtet. Ein ebenfalls etwa ein Meter hoher Schacht im Hof, unterhalb der Dachtraufe zwischen Süd- und Westflügel, diente als Einlauf des Regenwassers in die Zisterne, die durch einen großen Hohlraum im Burgfels gebildet wird. Das Baugutachten von 1807 erwähnt, dass die Zisterne noch in der Zeit um 1800 als Trinkwasserspeicher von Bedeutung war. Seit dem Verfall der Burg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Zisterne mit Schutt verfüllt, der bis heute nicht ausgeräumt wurde.

Geschichte der Burg

Markt und Burg Hiltpoltstein, Lithografie (um 1840) von Theodor Rothbarth nach einer Zeichnung von Carl Käppel

Archäologie und baugeschichtliche Forschungen

Über eine vormittelalterliche Besiedlung des Burgfelsens ist bislang nichts bekannt. Bei der Sanierung der Burg Ende der 1960er Jahre wurde eine spätottonische[3] Scheibenfibel aus Bronze gefunden, die stilistisch in das Ende des 10. Jahrhunderts oder das erste Viertel des 11. Jahrhunderts datiert.[4] Sie entstammt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Werkstatt des Egbert von Trier. Da die Verzierung der Fibel mit dem Übergang zur Zeit der Salier schnell aus der Mode kam, ist ihr Verlust auf dem Plateau des Zwingers noch vor dem Jahr 1030 zu vermuten. Sie wird heute im Fränkische Schweiz-Museum in Tüchersfeld ausgestellt und ist das bislang älteste Fundobjekt des Burgberges. Obwohl die Nutzung des Burgfelsens damit bereits im frühen 11. Jahrhundert plausibel ist, sind keine Vorgängerbauten der Burganlage bzw. Reste spätottonischer oder salischer Grundmauern bekannt. Sicher belegt ist die Befestigung erstmals in staufischer Zeit mit einer Urkunde von 1139. Baugeschichtliche bzw. radiometrische Untersuchungen der Grundmauern gibt es bislang nicht in dem Maße, dass sie die spärlichen Schriftquellen präzisieren könnten. Tausende Keramikscherben, die bei der Burgsanierung in den 1960er Jahren im Hof und aus den Bodenschichten des Zwingers geborgen wurden, repräsentieren vor allem das Spätmittelalter (ca. 1250 bis 1500), ältere Scherben bilden die Ausnahme. Der Großteil der überlieferten Keramik stammt erst aus der Zeit der Errichtung des Nürnbergischen Pflegamtes im 16. Jahrhundert. Eine Auswahl der Funde ist in einer Vitrine im Ostflügel der Burg ausgestellt.

Hochmittelalter und frühes Spätmittelalter (11.–14. Jahrhundert)

Das erste Aufscheinen von Burg und Ort Hiltpoltstein steht mit dem um das Jahr 1100 gegründeten Kloster Weißenohe in Verbindung,[5] da die Burg als Sitz des zugehörigen Vogtes angenommen wird.[6] Eine authentische Abschrift des Privilegs von Papst Paschalis II. zum Kloster Weißenohe aus dem Jahre 1109 befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Zwei um 1150 erstellte Abschriften in den Archiven Bamberg und Amberg enthalten dagegen nicht nur den Text der Päpstlichen Bulle, sondern zusätzlich eine Auflistung aller klösterlichen Besitztümer, unter anderem „Hilteboldesdorf cum castro“ (Hiltpoltstein mit Burg). Diese Liegenschaften wurden offensichtlich erst bei der Erstellung der Abschriften hinzugefügt. Die in Amberg erhaltene Urkunde enthält außerdem die gefälschte Unterschrift des Papstes sowie ein echtes päpstliches Siegel.[7][8] Trotz der vorsätzlichen Rückdatierung der Weißenoher Besitztümer in diesen beiden Exemplaren kann aber angenommen werden, dass der Ausbau von Burg Hiltpoltstein als wahrscheinlichem Vogtsitz gleichzeitig mit der Klostergründung erfolgte.[9]

Das Reichsministerialengeschlecht von Hiltpoltstein-Rothenberg ist erstmals 1139 mit „Odalricus quidam de Hilteboldestein“ (Ulrich von Hiltpoltstein) in einer Urkunde des Bamberger Klosters Michelsberg belegt. Mit dem Namen ist der Burgfelsen (der „Stein“) zugleich als Amtssitz verbürgt. Urkunden zwischen 1246 und 1276 nennen einen Ministeriale Hiltpold als Wechselname nach den drei zugehörigen Herrensitzen Lauf (Wenzelschloss), der Burg auf dem „Alten Rothenberg“ und Hiltpoltstein. Im Jahre 1251 wird er als „Hilteboldus de Hilteboldestein“ genannt, 1254 als „Hiltepoldus de Rotenberge“. Der Leitname „Hiltpold“ blieb während der gesamten staufischen Zeit erhalten. Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin im Jahr 1268 fiel der Besitz an den bayerischen Herzog Ludwig den Strengen aus dem Hause Wittelsbach. Das Geschlecht der Burgherren von Hiltpoltstein-Rothenberg ging schließlich durch Heirat der Erbtochter des letzten Hiltpold mit Dietrich von Wildenstein am Ende des 13. Jahrhunderts in deren Linie auf. Die alte Burg Rothenberg, die inzwischen zum Sitz des Adelsgeschlechts Wildenstein geworden war, lag in Sichtkontakt zur Burg Hiltpoltstein. Sie wurde im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts zugunsten der neuen Befestigungsanlage auf dem Rothenberg bei Schnaittach aufgegeben.

Mit der Aufgabe als Stammsitz verliert sich zum Ende des 13. Jahrhunderts für einige Jahrzehnte die Spur der Burgherren von Hiltpoltstein in den Urkunden. Ein gemeinsamer Pfandbesitz zusammen mit der nahegelegenen Burg Winterstein ist jedoch aufgrund des nun für beide Burgen auftretenden Leitnamens Neidung anzunehmen. So wird 1305 ein „Nendunch von Hilpolstein“ erwähnt, im Jahre 1326 ein „Neydungk von Winterstein“. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1329 im Hausvertrag von Pavia das Wittelsbacher Gut mit den Erben seines Bruders teilte, fiel Hiltpoltstein an Pfalzgraf Ruprecht und damit an die Kurpfalz (bis dahin Nordgau, später Oberpfalz).

Unter böhmischer Herrschaft (1353–1503)

Am 29. Oktober 1353 wurde ein Kaufvertrag über 12.000 Mark Silber zwischen dem finanziell klammen Pfalzgraf Ruprecht und dem böhmischen König und späteren römisch-deutschen Kaiser Karl IV. geschlossen, mit dem Hiltpoltstein zusammen mit Sulzbach, Rosenberg, Hartenstein, Neidstein, Thurndorf, Hohenstein, Lichteneck, Lauf, Eschenbach, Hersbruck, Auerbach, Velden, Pegnitz und Plech an das Königreich Böhmen verkauft wurde. Mit der böhmischen Besitznahme wurde auf der Burg ein Pflegamt mit Hochgericht errichtet, das zunächst dem Verwaltungssitz Sulzbach und ab 1373 dem Landgericht Auerbach unterstand. Neben Erlangen war Hiltpoltstein damit in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts einer der nordwestlichen Außenposten des als Neuböhmen bezeichneten Territorialgebildes. Der Ort wird im Böhmischen Salbuch von 1366/68 als „Hilpoldstein“ aufgeführt.[10]

In der Nachfolge Karls IV. verpfändete König Wenzel die Burg im Jahre 1397 den böhmischen Bergbau-Unternehmern Herdegen und Peter Valzner. Die betuchten Brüder wurden 1403 zu Nürnberger Patriziern erhoben. Der Preis betrug 1000 Schock Groschen Prager Münze, außerdem wurden 400 Gulden für den Ausbau der Burg gewährt. Auch nach der weitgehenden Abtretung der neuböhmischen Besitztümer um 1400 an die Kurpfalz blieb Hiltpoltstein unter böhmischer Hoheit und offenes Haus der böhmischen Könige. Friedrich von Seckendorff, Vertreter eines fränkischen Rittergeschlechts, kam 1408 durch Heirat mit Regina Valzner, Tochter des Peter Valzner, in den Pfandbesitz von Ort und Burg, die sie als Mitgift in die Ehe brachte.[11][12] Im Jahre 1417 erhielt Seckendorff von König Sigismund das Marktrecht und das Privileg der Marktbefestigung. Den Besitz erbte 1432 sein Sohn Friedrich, genannt Ernfried von Seckendorff, der zunächst Vormund seines jüngeren Bruders Hans von Seckendorff war.[13] Die Seckendorfer lebten in Nürnberg und setzten vor Ort Vögte ein.[14] Von 1454 und 1455 sind mehrere Gerichtsurkunden überliefert, die Hans von Seckendorff als Landrichter in Nürnberg unterzeichnet hat.[15] 1460 trat er den Pfandbesitz wieder an den Bruder Friedrich ab.[16] Dessen Sohn Friedrich erbte die Burg im Jahre 1483.[17]

Reichsstädtische Zeit (1503–1806)

Kupferstich von Christoph Melchior Roth, 1760

In Voraussicht bayerisch-pfälzischer Erbstreitigkeiten löste Puotha von Riesenberg, oberster Landrichter des Königreichs Böhmen, im Juni 1503 die Burg im Auftrag von König Vladislav II. für 3600 Rheinische Gulden bei Fritz von Seckendorff aus.[18][19] Gleichzeitig nahm er Verhandlungen mit der Reichsstadt Nürnberg auf, die zur Arrondierung ihrer Ländereien an der Übernahme Hiltpoltsteins interessiert war. Im Gegensatz zu pfälzischen Orten, wie Hersbruck, Lauf und Altdorf, die im kurz bevorstehenden Landshuter Erbfolgekrieg erobert bzw. an die Reichsstadt Nürnberg abgetreten wurden, musste Hiltpoltstein per Pfandbrief erworben werden. Dieser wurde am Gallustag 1503 in Raudnitz ausgestellt, der Preis betrug 6000 Rheinische Gulden.[20] Die Burg wurde daraufhin Sitz eines Nürnberger Pflegamtes, blieb jedoch formal weiter unter böhmischer Hoheit, wozu das Öffnungsrecht durch den böhmischen König sowie die jederzeit mögliche Auslösung des Pfandbriefes gehörten.[21] Die Reichsstadt war an diesem strategisch wichtigen Amtssitz trotz des frei widerrufbaren Besitzes interessiert: Am Sankt-Veits-Tag 1509 erhöhte König Ladislaus von Böhmen und Ungarn den Pfandbrief um weitere 2000 Gulden, da Nürnberg vertragsgemäß diese Summe in den Ausbau der Burganlage investierte.[22]

Seit 1513 war das Pflegamt geschäftsfähig, von nun an gab es jährliche Berichte der von Nürnberg eingesetzten und hier wohnhaften Pfleger an die Reichsstadt. In den Jahren 1530–1531 sind Reparaturen überliefert. Umstritten ist hingegen die Frage, ob und in welchem Ausmaß es im Zweiten Markgrafenkrieg zu Zerstörungen kam. Am 21. Mai 1552 wurde die Burg vom markgräflichen Kriegshauptmann Wilhelm von Stein eingenommen und vier Wochen später von reichsstädtischen Truppen unter Martin Schrimpf zurückerobert. Eine vermutete Brandzerstörung im Mai oder Juni 1553 hätte in Anbetracht zahlreicher Burgenzerstörungen dieser Zeit im Nürnberger Umland einen plausiblen Hintergrund. Amtsrechnungen belegen erst für die 1560er Jahre wieder eine Nutzung der Burg. Bei den Schuttabgrabungen am Ende der 1960er Jahre durch den damaligen Burgbesitzer Josef Weber wurde eine Brandschicht beschrieben, die mutmaßlich mit dem Zweiten Markgrafenkrieg in Verbindung gebracht wird.[23] Die Dokumentation entsprach jedoch nicht den wissenschaftlichen Standards, so wurden zum Beispiel keine 14C-Daten ermittelt. Andere Autoren bezweifeln diese Zerstörungen und führen Rechnungen aus der Zeit des Krieges an.[24] 1560 wurde ein Vertrag zwischen Kaiser Ferdinand I., zugleich König von Böhmen, und dem Nürnberger Rat geschlossen, gegen Zahlung von 1500 Talern den Pfandbesitz für die Reichsstadt weitere 25 Jahre fortzuschreiben.[25] 1624 übertrug Kaiser Ferdinand II. der Stadt Nürnberg den Pfandbesitz über Hiltpoltstein als böhmisches Lehen.[26]

Der Architekt und frühe Archäologe Carl Haller von Hallerstein wurde im Jahr 1774 als Sohn des Pflegers in dessen Amtswohnung im Pflegschloss geboren. In einem kurzen biographischen Zwischenspiel als Nürnberger Bauinspektor verfasste er im Jahre 1807 ein Gutachten zum baulichen Zustand der Burg Hiltpoltstein.[27]

Jüngere Geschichte (seit 1806)

Hiltpoltstein (Stahlstich von Alex Marx, 1843)
Ansicht von Markt und Burg Hiltpoltstein von Südwesten

1806 wurde Hiltpoltstein in das Königreich Bayern eingegliedert. Von 1808 bis 1810 war es dem Landgericht Gräfenberg im Pegnitzkreis, ab 1810 dem Rezatkreis und ab 1817 dem Obermainkreis zugeordnet.

Neue Landgerichte lösten die bisherigen Pflegämter ab, das Hiltpoltsteiner Pflegschloss wurde zum Jahresende 1807 als Amtssitz aufgegeben. Burg und Schloss wurden zunächst an einen ortsansässigen Maurermeister verkauft, später übernahm sie der Gastwirt Georg Schmidt. Durch fehlende Investitionen war die Burg inzwischen völlig verwahrlost, unter anderem fehlten ganze Dächer. 1841 wurde im „Korrespondent von und für Deutschland“ bereits der Abriss der stark baufälligen Burg angezeigt, was nur durch persönliches Eingreifen von König Ludwig I. vereitelt werden konnte.[28] Nach der Rückführung in königlich-bayerischen Besitz wurde sie 1843 auf Staatskosten saniert und anschließend Sitz der lokalen Forstverwaltung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts profitierte Hiltpoltstein von der aufkommenden Burgenromantik und hatte viele auswärtige Besucher. Das ist in einem von 1843 bis 1965 lückenlos geführten Gästebuch der Burg dokumentiert, welches sich in Privatbesitz in Hiltpoltstein befindet.[29]

Die Burg ist als Baudenkmal D-4-74-138-6 in die Bayerische Denkmalliste eingetragen, das Pflegschloss als Baudenkmal D-4-74-138-3. Der Ortskern von Hiltpoltstein ist als Denkmalensemble E-4-74-138-1 geschützt, der gesamte Burgbereich mit den untertägigen Bauteilen zusätzlich als Bodendenkmal D-4-6333-0217. In den 1960er Jahren war der Freistaat Bayern daran interessiert, die Burg aus Kostengründen als staatliche Immobilie abzustoßen. 1966 wurde sie für 81.500 DM an den Nürnberger Unternehmer Josef Weber verkauft.[30] Dieser veranlasste bis 1972 umfangreiche Sanierungsarbeiten, wie die Freilegung und Befestigung der Fundamente des Bergfrieds, die Wiederherstellung des großen Saales und der Kemenate im Ostflügel sowie der Kapelle im Südflügel, schließlich das Freiräumen der Keller von meterdickem Schutt.[31]

Seit den 1970er Jahren wechselten Burg und Pflegschloss mehrfach den Besitzer, ohne dass wesentliche Veränderungen am Bauzustand zu verzeichnen sind. Nach einer Eigentümer-Insolvenz im Jahre 2006 wurde die Burg treuhänderisch verwaltet.[32] Der Förderverein zum Erhalt der Burg Hiltpoltstein e. V. bot zwischen 2010 und 2013 monatlich Führungen an. Im Obergeschoss des Pflegschlosses unterhielt der Verein zu dieser Zeit ein Café und organisierte Ausstellungen lokaler Künstler. 2013 wurden Burg und Pflegschloss für 400.000 Euro erneut in private Hand verkauft.[33] Einen öffentlichen Zugang gibt es seitdem nicht mehr, 2013 und 2014 war die Burg lediglich am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen. Im November 2016 wurde der Verkauf an einen neuen Eigentümer gemeldet, der das Anwesen ebenfalls privat nutzen will.[34]

Literatur

  • Volker Alberti: Burg Hiltpoltstein: Wahrzeichen der südlichen Fränkischen Schweiz. Puk Print, Hiltpoltstein 2009, ISBN 978-3-00-027427-5.
  • Toni Eckert, Susanne Fischer, Renate Freitag, Rainer Hofmann, Walter Tausendpfund: Die Burgen der Fränkischen Schweiz: Ein Kulturführer. Gebietsausschuss Fränkische Schweiz, Forchheim o. J., ISBN 3-9803276-5-5, S. 68–70.
  • Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz: Schlösser und Burgen in Oberfranken – Eine vollständige Darstellung aller Schlösser, Herrensitze, Burgen und Ruinen in den oberfränkischen kreisfreien Städten und Landkreisen. Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1996, ISBN 3-87191-212-3, S. 154.
  • Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft - Ein historisches Handbuch nach Vorarbeiten von Dr. Gustav Voit. Selbstverlag der Altnürnberger Landschaft e. V., Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 195–198.
  • Wolfgang Hühnermann: Amt und Burg Hiltpoltstein. – In: Heimatbilder aus Oberfranken, 1916, S. 106–114
  • Hellmut Kunstmann: Die Burgen der westlichen und nördlichen Fränkischen Schweiz. 1. Teil: Der Südwesten, unteres Wiesenthal und Trubachtal. Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe IX, Nürnberg, 1971.
  • Gustav Voit, Walter Rüfer: Eine Burgenreise durch die Fränkische Schweiz. Verlag Palm & Enke, Erlangen 1991, ISBN 3-7896-0064-4, S. 86–89.
  • Friedrich Weiß: Die Ritterburg Hildpoldstein in den oberfränkischen Umgebungen von Muggendorf. Nürnberg, 1844.
Commons: Burg Hiltpoltstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joachim Zeune: Hiltpoltstein, Lkr. Forchheim. In: Björn-Uwe Abels, Joachim Zeune, u. a.: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Band 20: Fränkische Schweiz. Konrad Theiss Verlag GmbH und Co., Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0586-8, S. 176–177.
  2. Alberti 2009, S. 40
  3. Das Stück wurde irrtümlich zunächst als karolingische eingestuft, siehe: Hans Losert: Eine Scheibenfibel mit Grubenemail aus Hiltpoltstein. Landkreis Forchheim, Oberfranken. In: Das archäologische Jahr in Bayern 1987. Stuttgart 1988, S. 154–155.
  4. Mechthild Schulze-Dörrlamm: Kreuze mit herzförmigen Armen. Die Bedeutung eines Ziermotivs für die Feinchronologie emaillierter Bronzefibeln des Hochmittelalters. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 18, 1988, S. 407–415.
  5. Hubert Pöppel: Zur frühen Geschichte des Ortes und Klosters Weißenohe. In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg, 149, 2013, S. 93-136.
  6. Alberti 2009, S. 11
  7. Karl Theodor Lauter: Weißenoher Urkundenfälschungen. In: Archivalische Zeitschrift 39, 1930, S. 226-259
  8. Alberti 2009, S. 12-13
  9. Georg Adam Huber: Geschichte des Klosters und der Pfarrei Weißenohe. In: Josef Pöppel: Weißenohe: Zur Geschichte von Kloster und Pfarrei. 2013, S. 119-121 ISBN 3732235807
  10. Böhmisches Salbuch, 1366/68, S. 61 ff, 83 f, 87, 123
  11. StAN, Seck.Dok.Nr.66b
  12. Gerhard Rechter: Die Seckendorff: Quellen und Studien zur Genealogie und Besitzgeschichte, Band 1 (Stammfamilie mit den Linien Jochsburg und Rinhofen.) In: Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Band 36, 1987, S. 89
  13. G. Rechter 1987, S. 93
  14. Kloster Weißenohe Urkunden 89
  15. StAN Ritterorden, Urkunden 3657 in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  16. G. Rechter 1987, S. 93
  17. G. Rechter 1987, S. 98
  18. StAN Rst. Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien, Urkunden 431
  19. StAN Rst. Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien, Urkunden 432
  20. StAN Rst. Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien, Urkunden 434
  21. StAN Rst. Nürnberg, Landalmosenamt, Akten I, Nr. 1584
  22. StAN Rst. Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien, Urkunden 467
  23. Volker Alberti: Burg Hiltpoltstein: Wahrzeichen der südlichen Fränkischen Schweiz. Puk Print, Hiltpoltstein 2009, S. 87–88
  24. Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft - Ein historisches Handbuch nach Vorarbeiten von Dr. Gustav Voit. Selbstverlag der Altnürnberger Landschaft e. V., Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 195–198.
  25. StAN Rst. Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien, Urkunden 657
  26. StAN Rst. Nürnberg, Kaiserl. Privilegien, Urkunden 752
  27. Rst. Nbg., Rentkammer Akte Nr. 2051 (Gutachten 1807)
  28. Korrespondent von und für Deutschland Nr. 297, 1841
  29. Alberti 2009, S. 56-59
  30. Alberti 2009, S. 61-62
  31. Alberti 2009, S. 62-64, 87-88
  32. Burg steht zum Verkauf (Nordbayern.de, abgerufen am 5. September 2010)
  33. Nürnberger ersteigert Burg Hiltpoltstein Nordbayern.de, 20. Juni 2013 (abgerufen am 28. Juli 2015)
  34. Neuer Eigentümer will Burg als Feriendomizil nutzen (BR-Nachrichten, abgerufen am 24. November 2016)