British European Airways

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British European Airways
Hawker Siddeley Trident der BEA
IATA-Code: BE
ICAO-Code: BE
Rufzeichen: Bealine
Gründung: 1946
Betrieb eingestellt: 1974
Sitz: Großbritannien
Flottenstärke: 94
Ziele: internationale Ziele
British European Airways hat den Betrieb 1974 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Die British European Airways (kurz BEA) war eine staatliche Fluggesellschaft aus Großbritannien.

Geschichte

Die Gesellschaft wurde am 1. August 1946 nach der Maßgabe des British Civil Aviation Act gegründet und übernahm die innerbritischen Flugdienste von zehn kleineren privaten Fluggesellschaften, die während der Kriegszeit unter dem Associated Airways Joint Committee tätig waren. Ferner übertrug British Overseas Airways Corporation (BOAC) dem neuen Unternehmen ihr gesamtes europäisches Streckennetz, das u. a. die wichtigen Zielorte Paris, Brüssel und Amsterdam umfasste. Hauptbasis bis zur Fertigstellung des neuen Flughafen London-Heathrow war der nahegelegene Flughafen Northolt.

BEA expandierte schnell und baute progressiv ihr Streckennetz aus, sodass schon bald nahezu jede europäische Hauptstadt angeflogen wurde. Mit der Verfügbarkeit des neuen Jets BAC 1-11 konnte BEA ihren Verkehrsanteil des gemeinsam mit Pan Am und Air France durchgeführten innerdeutschen Linienverkehrs von und nach West-Berlin um 35 Prozent steigern.

Am 1. April 1972 folgte der Zusammenschluss mit BOAC zur British Airways. Als unabhängige European Division existierte BEA noch bis zum 1. April 1974, dem Tag der Betriebsaufnahme der neuen British Airways (Operating) Division.

Junkers Ju 52 der BEA, 1947
De Havilland DH 114 Heron der BEA, 1965
Vickers Vanguard der BEA
De Havilland DH 106 Comet 4B der BEA, 1969

Flugzeuge

Als Grundstock transferierte BOAC zahlreiche Douglas DC-3 C-47 an BEA, und zum Höhepunkt im Jahr 1956 verfügte BEA über 65 dieser Flugzeuge. Auch elf Junkers Ju 52/3mg8e der ehemaligen deutschen Luftwaffe wurden von 1946 bis 1947 als „Jupiter“-Klasse auf Inlandsstrecken eingesetzt. De Havilland DH 89 Dragon Rapide wurden als "Islander Class" auf Routen in Schottland sowie nach den Kanalinseln und Scilly eingesetzt. [1]

Am 1. September 1946 konnte BEA die neue Vickers „Viking“ auf den Routen nach Oslo und Kopenhagen in Dienst stellen. Vom Grundmodell Viking 1A erhielt BEA elf Exemplare, von der verbesserten Serie 1B flogen 31 Maschinen bei der Gesellschaft.

Im Mai 1951 erhielt BEA ihre erste Airspeed AS 57 „Ambassador“, die bei der Airline unter dem Namen „Elizabethan“ bekannt wurden. Der erste Linieneinsatz der AS.57 erfolgte am 13. März 1952 auf der Route London–Paris, doch bereits 1958 erfolgte deren endgültige Ablösung durch das neue Turboprop-Muster Vickers Viscount 701.

Bereits am 18. April 1953 kam die erste Viscount 701 zwischen London und Nicosia (Zypern) zum Einsatz. Nachfolgemuster der Viscount 701 wurden die größeren Viscount 802 und 806.

Ab 1955 wurden 14-sitzige De Havilland DH 114 Heron in Schottland, den Orkney-Inseln, Shetland-Inseln und den Äußeren Hebriden eingesetzt, auch als Ambulanzflugzeuge.

Als größtes Turbopropflugzeug gelangte am 17. Dezember 1960 die 135-sitzige Vickers 951 „Vanguard“ zwischen London und Paris in den Streckeneinsatz. Die Vanguard blieb als Passagierflugzeug bis 1974 im Einsatz, als (umgebaute) Frachtmaschine noch bis 1979.

Als ersten Jet stellte BEA bereits am 1. April 1960 die De Havilland DH 106 Comet 4B auf der Route London-Moskau in Dienst.

Die nach BEA-Spezifikationen entwickelte HS.121 Trident 1C gelangte am 11. März 1964 zum Einsatz und löste weitgehend Vickers 951 und 953 „Vanguard“ und die Comet 4B auf den wichtigsten Routen ab.

Anfang 1966 begann bei British Aircraft Corporation (BAC) die Entwicklung eines zweistrahligen, 100-sitzigen Kurzstrecken-Verkehrsflugzeuges gemäß eines von BEA ausgearbeiteten Pflichtenheftes. Die endgültigen Spezifikationen des One-Eleven 500 genannten Projekts wurden im September 1966 festgelegt, und am 27. Januar 1967 unterzeichnete BEA den Liefervertrag für 18 BAC 1-11 Srs.510 mit Option für sechs weitere Flugzeuge. Primär waren die neuen Flugzeuge für den Betrieb auf dem innerdeutschen Streckennetz der BEA vorgesehen, sollten aber auch auf innerbritischen Hauptstrecken Verwendung finden. Den ersten Liniendienst absolvierte die 1-11 Srs.500 am 17. November 1968 auf der Route Manchester–London-Heathrow. Von der Comet 4B wurden die Routen von London-Heathrow nach Berlin-Tempelhof, Bremen, Düsseldorf und Hannover übernommen, von der „Vanguard“ die Dienste von Manchester und Glasgow nach Berlin-Tempelhof und Düsseldorf.

Ab Jahresbeginn 1969 kam die 1-11 Srs.500 auch auf den Routen von London-Heathrow nach Birmingham, Shannon und Dublin zum Einsatz, sowie von Manchester nach Glasgow und Birmingham und von Glasgow nach Dublin.

Ab 1968 wurde die Trident-1C-Flotte durch die verbesserte Trident 2E ergänzt, und ab 1971 erfolgte der Einsatz der vergrößerten Trident 3, die unverzüglich auf den längsten und wichtigsten Routen im BEA-Streckennetz zum Einsatz kam. Dazu zählten primär die Verbindungen von London nach Athen, Nicosia, Rom, Paris, Istanbul und Belgrad.

Frachtflugzeug Armstrong-Whitworth AW.650 Argosy der BEA, 1962

BEA unterhielt auch ein umfangreiches Frachtstreckennetz, das zunächst mit DC-3 und Vickers „Viking“ beflogen wurde. Von 1961 bis 1970 kamen hier insgesamt 9 Exemplare der mit einem Bug- und Hecktor ausgestatteten Armstrong-Whitworth AW.650 „Argosy“ zum Einsatz. Dieser Flugzeugtyp wurde speziell für Transportaufgaben der Royal Air Force entwickelt, eignete sich aber auch hervorragend für die Bedürfnisse eines schnellen zivilen Frachtflugverkehrs. Zwischen 1969 und 1973 erfolgte der Umbau von neun Vickers „Vanguard“ zu „Merchantman“-Frachtflugzeugen, die wegen ihrer größeren Frachtkapazität die „Argosy“ ersetzten.

In Ermangelung eines geeigneten britischen Großraum-Flugzeugtyps erhielt BEA 1972 die Genehmigung zum Import von vier Lockheed L 1011-1 „TriStar“, die als Ersatz für die Trident 3 ab 1973 in Dienst gestellt werden sollten.

Nach dem Zusammenschluss von BEA und BOAC wurde die „TriStar“-Order an die Overseas Division (vormals BOAC) transferiert.

Zwischenfälle

  • Am 7. August 1946 flog eine Douglas DC-3 (Luftfahrzeugkennzeichen G-AHCS) bei niedrigen Wolken während des Anflugs auf den Flughafen Oslo-Gardermoen in die Ostflanke des Mistberget, 19 km nördlich des Flughafens. Die Kollision mit Bäumen überlebten 13 der 16 Insassen; 3 Besatzungsmitglieder wurden getötet.[2]
  • Am 8. April 1955 kam es nach sechs Minuten dem Start der Airspeed Ambassador mit dem Luftfahrzeugkennzeichen G-AMAB zum Ausfall eines Triebwerks, was die Piloten zur Rückkehr und einer Notlandung auf dem Flughafen Düsseldorf veranlasste. Das Durchstarten aufgrund unzureichender Sichtverhältnisse endete in einer Bruchlandung 9 Kilometer außerhalb des Flughafens. Alle 53 Personen an Bord überlebten den Unfall.[3]
  • Am 6. Februar 1958 kam es zum Startunfall der Airspeed AS 57 Ambassador G-ALZU auf dem BEA-Flug 609 in München. An Bord befand sich die Fußballmannschaft von Manchester United. Bei dem Unfall kamen 23 der 44 Menschen an Bord ums Leben.
  • Am 27. Oktober 1965 stürzte die Vickers Vanguard G-APEE auf dem Flug von Edinburgh um 1:23 nachts während des dritten Anflugversuchs im Nebel auf den Flughafen London-Heathrow beim Durchstartmanöver auf die Landebahn 28R ab. Alle 36 Insassen kamen ums Leben. Als Ursachen wurden u. a. Übermüdung, mangelnde Erfahrung und Training sowie die Fehlbedienung der unergonomisch konstruierten Landeklappenhebel ermittelt.[5]
  • Am 12. Oktober 1967 stürzte eine De Havilland Comet 4 (G-ARCO) auf dem Flug von Athen nach Nikosia aufgrund einer Bombenexplosion 35 Kilometer südlich von Demre (Türkei) ins Mittelmeer. Alle 66 Menschen an Bord kamen ums Leben.[6]
  • Am 4. Dezember 1967 versuchten die Piloten einer Armstrong Whitworth Argosy 222 (G-ASXP) vom Flughafen Stansted mit einem simulierten Triebwerksausfall zu starten. Nach dem Abheben kam es zum Kontrollverlust, die Maschine überschlug sich am Boden und brannte aus. Die dreiköpfige Besatzung überlebte.[7]
  • Am 2. Oktober 1971 verlor die Vickers Vanguard (G-APEC) auf dem Flug 706 über Belgien aufgrund von unerkannter Korrosion beide Höhenleitwerksflächen. Die Maschine war danach unsteuerbar und stürzte mit dem Bug voran senkrecht vom Himmel. Alle 63 Insassen wurden getötet.[8]
  • 18. Juni 1972: Kurz nach dem Start des Fluges 548 von London nach Brüssel verlor die Besatzung die Kontrolle über ihre Trident 1C G-ARPI. Die Maschine stürzte zu Boden, alle 118 Insassen kamen ums Leben. Die Unfallursache war ein zu frühes Einfahren der Vorflügel, welche den Auftrieb bei niedriger Geschwindigkeit erhöhen. Es kam zu einem Strömungsabriss; das Flugzeug stürzte ab.[9] Der Kapitän hatte laut Obduktion während des Steigflugs möglicherweise Herzschmerzen erlitten.[10]

Literatur

  • A.J. Jackson: British Civil Aircraft 1919-59, Vol. 2. Putnam, London 1960.

Siehe auch

Weblinks

Commons: British European Airways – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Charles Woodley: The History of British European Airways, Casemate Publishers, 2006, ISBN 9781844151868
  2. Unfallbericht DC-3 G-AHCS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. August 2016.
  3. Unfallbericht AS-57 G-AMAB, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Januar 2016.
  4. Unfallbericht Comet 4B G-ARJM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.
  5. Unfallbericht Vanguard G-APEE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. August 2016.
  6. Unfallbericht Comet 4 G-ARCO, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.
  7. Unfallbericht Argosy G-ASXP, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.
  8. Unfallbericht Vanguard G-APEC, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. August 2016.
  9. Unfallbericht Trident 1C G-ARPI, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Januar 2016.
  10. Unfallbericht der britischen Accident Investigation Branch (englisch), S. 26–28, abgerufen am 27. August 2016.