Knoblauch

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Knoblauch

Geschlossene und angebrochene Knoblauchzwiebel (Allium sativum)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Lauchgewächse (Allioideae)
Tribus: Allieae
Gattung: Lauch (Allium)
Art: Knoblauch
Wissenschaftlicher Name
Allium sativum
L.

Knoblauch (Allium sativum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium). Er ist heute fast weltweit verbreitet. Er wird als Gewürz- und Heilpflanze genutzt. Für viele Tiere ist er dagegen giftig (→ Zwiebelvergiftung).

Knoblauchpflanze

Der Knoblauch ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimetern. Die flachen, bläulich grünen, spitzen und linealischen, kahlen Laubblätter mit Blattscheide sind bis zu 15–30 Millimeter breit und bis 50–80 Zentimeter lang. Als Überdauerungsorgan wird eine 5–7 Zentimeter große Zwiebel gebildet, die von einer dünnen, weißen oder rötlichen, papierigen, trockenen Hülle (Tunika) umgeben ist. Sie besteht aus den etwa fünf bis zwanzig Beiknospen der Blätter (Zehen, Klauen). Eine solche Zehe setzt sich aus dem von einem fleischigen, verdickten Niederblatt umgebenen Vegetationskegel und dem schützenden, zähen Hüllblatt zusammen. Jeweils drei bis fünf dieser Zehen sind dann von einem trockenen Zwiebelblatt (Niederblatt) umgeben, welche alle zusammen die Tunika bilden.

Die Pflanze besitzt ausdauernde Zwiebeln, die sich vegetativ vermehren; zum einen bilden sich um die Zwiebel Tochterzwiebeln, die sogenannten Zehen, zum anderen bildet sich bei einem Teil der Population im Sommer ein Stängel, der ein Paket der deutlich kleineren Brutkörper (auch Bulbillen genannt) ausbildet.

Die Zehen schmecken sehr scharf-aromatisch, ihr Saft ist klebrig. Aus der Mitte der Zwiebel treibt ein stielrunder Stängel aus. Die Blattscheiden der Blätter formen einen langen Pseudostängel, der kurze echte Stängel ist nur an der Zwiebelbasis.

Der stielrunde, sehr lange (50–100 Zentimeter) und aufrechte Blütenstandsschaft trägt einen fast kugeligen scheindoldigen Blütenstand mit einigen Blüten. Neben den meist unfruchtbaren Blüten entwickeln sich in einem spitzen, papierigen Blatthütchen (Spatha) etwa zehn bis zwanzig runde Brutzwiebeln (Bulbillen). Die lang gestielten, grünlich, weißen oder rosa, rötlichen, zwittrigen Blüten sind dreizählig mit einfacher Blütenhülle. Die sechs Tepalen und die Staubblätter, mit länglichen Anhängseln am Grund, stehen in zwei Kreisen. Der Fruchtknoten ist oberständig.

Es werden selten dreiklappige Kapselfrüchte mit schwärzlichen, skulptierten Samen gebildet.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]

Die Wildform des Knoblauchs ist von Zentralasien bis zum nordöstlichen Iran verbreitet. A. sativum wird in vielen Ländern angepflanzt oder kommt verwildert vor.[2]

Durchschnittliche Zusammensetzung

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Die Zusammensetzung von Knoblauch schwankt naturgemäß, sowohl in Abhängigkeit von der Sorte, den Umweltbedingungen wie Boden und Klima, als auch von der Anbautechnik je nach Düngung und Pflanzenschutz.

Angaben je 100 Gramm essbarem Anteil:[3]

Bestandteile
Wasser 64,0 g
Eiweiß 6,1 g
Fett 0,1 g
Kohlenhydrate 1 28,4 g
Mineralstoffe 1,4 g
Mineralstoffe
Natrium 17 mg
Kalium 400 mg
Magnesium 25 mg
Calcium 40 mg
Mangan 460 µg
Eisen 1400 µg
Kupfer 150 µg
Zink 575 µg
Phosphor 135 mg
Selen 6 µg
Vitamine
Thiamin (Vit. B1) 200 µg
Riboflavin (Vit. B2) 80 µg
Nicotinamid (Vit. B3) 600 µg
Vitamin E 11 µg
Vitamin C 14 mg
essentielle und semi-essentielle
Aminosäuren
Arginin 2 610 mg
Histidin 2 110 mg
Isoleucin 210 mg
Leucin 295 mg
Lysin 260 mg
Methionin 75 mg
Phenylalanin 175 mg
Threonin 150 mg
Tryptophan 65 mg
Tyrosin 80 mg
Valin 280 mg
1 
Differenzberechnung
2 
semi-essentiell

Der physiologische Brennwert beträgt 590 kJ (139 kcal) je 100 Gramm essbarem Anteil.

Vereinfachte chemische Strukturformel von Alliin, einem Inhaltsstoff von Knoblauch

Die Knoblauchzwiebel enthält neben Speicherkohlenhydraten (insbesondere Fructane) auch schwefelhaltige Verbindungen wie das geruchlose Alliin sowie deren Vorstufen, Gammaglutamylalkylcysteine, ein Addukt mit Thiamin (Allithiamin), Adenosin und Alliin-Lyasen. Diese Enzyme gelangen erst durch Verletzung der Zellen (beispielsweise beim Quetschen oder Pressen der Zehen) in Kontakt mit Alliin, wobei die Verbindung abgebaut und die eigentlichen Wirkstoffe Allicin und weitere Folgeprodukte erst gebildet und durch den roten Blutfarbstoff zu Schwefelwasserstoff umgewandelt werden.[4] Allicin ist Ausgangsstoff für mehrere andere schwefelhaltige Verbindungen, die insbesondere beim Erhitzen von Knoblauch entstehen. Dazu gehören Diallyldisulfid, Diallylthiosulfonat und vor allem auch Ajoen, das die Eigenschaft hat, die Aggregation von Thrombozyten zu verhindern, und somit antithrombotisch wirkt.[5]

Ähnlich wie bei Zwiebeln[6] kann es auch nach dem Schneiden von Knoblauch zu einer Verfärbung kommen.[7][8][9] Diese ist grün. Der Farbstoff entsteht durch Reaktionen der Aminosäuren mit den Schwefelverbindungen. Gesundheitlich sind die Farbstoffe völlig unbedenklich.

Der Geruch der körperlichen Ausdünstungen von Menschen, die Knoblauch gegessen haben, rührt von den Abbauprodukten schwefelhaltiger Inhaltsstoffe wie dem Alliin, das zu Allicin umgewandelt wird, her. Allicin wirkt selbst in einer Verdünnung von 1:85.000 noch bakterizid.[10] In frischem Knoblauch liegt der Alliingehalt bei 0,5 bis 1 % (bzw. 5 bis 14 mg/g).[11] Die schwefelhaltigen Abbauprodukte werden über die Lungenbläschen an die Atemluft abgegeben.

Die Erstveröffentlichung von Allium sativum erfolgte 1753 in Species Plantarum, 1, S. 296–297. Synonyme für Allium sativum L. sind beispielsweise Allium pekinense Prokh., Allium controversum Schrad. ex Willd., Allium longicuspis Regel.

Allium sativum gehört zur Sektion Allium in der Untergattung Allium innerhalb der Gattung Allium.[12]

Beim Knoblauch (Allium sativum) werden zwei Varietäten angegeben:[12]

  • Allium sativum var. sativum, der eigentliche Kulturknoblauch, in der Agrarwirtschaft auch Softneck[13][14] genannt
  • Allium sativum var. ophioscorodon (Link) Döll (Syn.: Allium ophioscorodon Link), Hardneck, manchmal auch Schlangen-Knoblauch oder Rockenbolle (Rocambole) genannt
Frische Zwiebel mit Teilzwiebeln („Zehen“)
Die aufgeplatzte Spatha gibt die Sicht auf die Bulbillen frei
Brutzwiebeln
Inneres, unten verbreitertes Staubblatt mit fädlichen Anhängseln

Schmeil-Fitschen[15] stufte 2003 die beiden Varietäten noch als Unterarten (subsp.) ein und bezeichnete Allium sativum var. ophioscorodon als „Perlzwiebel“.

Die beiden Varietäten von Allium sativum unterscheiden sich in folgenden Merkmalen:

  • Allium sativum var. sativum: meist niedrige Blütenstandsschäfte, gerade oder anfangs peitschenförmig gebogen; Blätter mit rauem Rand, längliche Nebenzwiebeln.
  • Allium sativum var. ophioscorodon: höhere Blütenstandsschäfte, am Anfang schlangenförmig gebogen, Blätter mit glattem Rand, rundlich-eiförmige Nebenzwiebeln.

Beide Varietäten sind mit zahlreichen Sorten für Herbst- und Frühjahrspflanzung im Anbau. Sie sind bei günstigem Klima (Weinbaugebiete) in Mitteleuropa gelegentlich auch verwildert anzutreffen.

Verwendung in der Küche

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Geschälte Knoblauchzehen

Knoblauch ist in weiten Teilen der Welt als Gewürz und Gemüse bekannt und verbreitet. Knoblauchzehen sind in vielen Ländern frisch oder eingelegt in eine Salzlake oder in Öl erhältlich. Einen besonderen Stellenwert genießt er in der Küche des gesamten Mittelmeerraums und weiten Teilen Asiens. Er kommt in Gerichten mit ausgeprägtem Knoblauchgeschmack, wie etwa dem italienischen Spaghetti aglio e olio, den spanischen Gambas al ajillo, Knoblauchbrot, verschiedenen Würzsaucen oder Dips wie Aioli und Tsatsiki vor, wirkt jedoch auch allgemein geschmacksverstärkend und wird deshalb zu verschiedensten Braten-, Schmor-, Fisch- oder Eintopfgerichten hinzugefügt.[16]

In manchen Gegenden Österreichs wird Knoblauch auch als „Vanille des armen Mannes“ bezeichnet. Der dort bekannte Vanillerostbraten wird daher nicht mit Vanille, sondern mit Knoblauch gewürzt.

Zur Aufbewahrung kleinerer Mengen werden Knoblauchtöpfe angeboten.

Schwarzer Knoblauch

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Schwarzer Knoblauch
Knoblauchsprossen aus dem Glas

Schwarzer Knoblauch wurde fermentiert[17], dieser sogenannte Black Garlic ist in Japan, China und Korea eine Delikatesse.[18] Knoblauch wird unter Verschluss bei definierter Hitze und Luftfeuchtigkeit gegart. Zucker und Aminosäuren werden dabei in dunkle, stickstoffhaltige organische Verbindungen umgewandelt, die den Knoblauch schwarz färben. Durch die Gärung bekommt der Knoblauch eine weiche Konsistenz, der Geschmack wird süßlich und erinnert an Pflaumenkompott, Lakritz und Aceto balsamico, gemischt mit Knoblauchgeschmack.[17]

Knoblauchsprossen, Knoblauchgrün

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In Spanien werden in einigen Gerichten statt der Knoblauchzehen auch Knoblauchsprossen bzw. Knoblauchkeime verwendet, beispielsweise in der Tortilla Española. Grüne Knoblauchsprossen schmecken mild und sehen wie feine Grünen Bohnen aus. In Spanien sind eingelegte Knoblauchsprossen im Glas im Handel erhältlich.

Als Knoblauchgrün bezeichnet man die oberirdischen Pflanzenteile von jungem, ausgetriebenem Knoblauch, bei dem die Zwiebel noch nicht ganz ausgebildet ist.[19]

Verwendung als Heilpflanze

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Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes stellt 1988 als Anwendungsgebiet der Knoblauchzwiebel fest: „Zur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und zur Vorbeugung von altersbedingter Gefäßveränderungen.“[20]

Knoblauch wirkt antibakteriell, zur Prävention oder Behandlung bei Erkältungskrankheiten liegen aber keine Evidenzen vor.[21] Eine Vielzahl von Untersuchungen ergab, dass die Inhaltsstoffe die Blutfettwerte senken und daher vorbeugend gegen atherosklerotische Veränderungen der Blutgefäße wirken könnten.[22]

In den 1950er Jahren etwa, wurden Knoblauch-Präparate als Saft, Tabletten oder Kapseln von dem 1898 gegründeten West-Lübecker Unternehmen Zinsser bei Hypertonie, Arteriosklerose, akuten und chronischen Magen- und Darmkrankheiten, Oxyuriasis und Nikotinvergiftungen empfohlen.[23]

Eine Senkung des LDL-Cholesterins konnte nicht nachgewiesen werden,[24] jedoch zeigten Metaanalysen, dass Knoblauch die Cholesterinwerte insgesamt signifikant senkt.[25][26]

Ob der (langjährige) Konsum von Knoblauch eine vorbeugende Wirkung gegen Krebs hat, ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und nicht geklärt. Metaanalysen von statistischen Erhebungen der vorbeugenden Ernährung legen eine vorbeugende bzw. lindernde Wirkung gegen Darmkrebs nahe,[27] andere Untersuchungen widersprechen dem.[28][29][30][31] Von einer Einnahme hochdosierter Knoblauchextrakte während der Krebstherapie wird wegen möglichen Interaktionen abgeraten.[32]

Knoblauch wurde in Deutschland zur Arzneipflanze des Jahres 1989 gewählt.

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, Knoblauch im Herbst oder im Frühling in die Erde zu stecken, da er ausdauernd und winterhart ist. Eine frühere Ernte ist beim Stecken im Herbst möglich, auch der Ertrag ist dann höher.[33][34]

Die Raupen der Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) fressen bis zu 25 mm starke Gänge in die Knoblauchblätter, was zum Absterben der Pflanze führt. Die Weißfäule wird durch einen Schimmelpilz hervorgerufen. Die meisten anderen Schädlinge werden durch den Knoblauchgeruch vertrieben; dies kann man auch gezielt ausnutzen, indem man Knoblauch als natürliches Abwehrmittel neben andere Nutzpflanzen setzt.

Knoblauch kommt heute nur noch als Kulturpflanze vor und hat dabei in der menschlichen Obhut die Fähigkeit zur sexuellen Fortpflanzung verloren. Die Kultivierung erfolgt stattdessen, wie oben beschrieben, asexuell über das Stecken von Zehen. Dies schränkt jedoch die genetische Variabilität und Zuchtmöglichkeiten stark ein. Lange ging man davon aus, dass Knoblauch nicht mehr zur Samenbildung in der Lage ist. Hobbygärtner haben jedoch zeigen können, dass es mit aufwändiger Pflege bei bestimmten Linien durchaus möglich ist, Samen zu gewinnen und die Fähigkeit zur sexuellen Fortpflanzung sich im Laufe der Folgegenerationen wiederherstellen lässt. Zur Arterhaltung des Knoblauchs rufen Biodiversitätsschützer Hobbygärtner inzwischen dazu auf, ebenfalls Knoblauchsaat zu gewinnen.[35]

Wirtschaftliche Bedeutung

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2022 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO weltweit 29.149.438 t Knoblauch geerntet. Die Volksrepublik China erzeugte allein 73,2 % der weltweiten Produktion.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 10 größten Produzenten von Knoblauch weltweit, die insgesamt 92,1 % der Erntemenge produzierten.

Größte Knoblauchproduzenten (2022)[36]
Rang Land Menge
(in t)
1 China Volksrepublik Volksrepublik China 21.337.798
2 Indien Indien 3.208.000
3 Bangladesch Bangladesch 526.819
4 Agypten Ägypten 396.478
5 Spanien Spanien 281.900
6 Korea Sud Südkorea 272.759
7 Athiopien Äthiopien 218.807
8 Usbekistan Usbekistan 210.348
9 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 204.797
10 Myanmar Myanmar 203.292
Summe Top Ten 26.860.997
restliche Länder 2.288.440

2022 lag die Knoblauchanbaufläche bei 240 Hektar. Die Erntemenge betrug in diesem Jahr 1.470 Tonnen.[36]

Der Knoblauchanbau in der Schweiz hat nur einen marginalen Anteil am Bodenverbrauch, in den 2010er-Jahren aber zugenommen. Wurden 2010 noch 2 Hektar angebaut, lag die bebaute Fläche 2022 bei 82 Hektar und einer Erntemenge von 396 Tonnen.[36] Obwohl selbst beim Knoblauch inzwischen auf Regionalität geachtet wird, werden deutlich über 95 % – 3224 Tonnen – nach wie vor importiert.[37] Der Wachstumstrend in der Schweiz hält aber weiter an (Stand 2019).[38]

Kulturgeschichte

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Knoblauchstand im Baskenland, 2008

Knoblauch war im Altertum als Nahrungs- und Heilmittel bekannt. Er wird im Papyrus Ebers erwähnt.[39] Herodot behauptet, dass die Arbeiter an den Pyramiden eine tägliche Ration von Zwiebeln, Knoblauch und Rettich erhalten hatten. Dies gehe aus einer Hieroglypheninschrift hervor, die ihm sein Reiseführer „übersetzt“ hatte.[40] Im 4. Buch Mose erinnern sich auswandernde Israeliten in der Wüste wehmütig an Fische, Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch, die sie in Ägypten gegessen hatten.[41] Eine Paste aus Knoblauch, Öl und Salz wurde gegen Aussatz eingesetzt.[42] Knoblauch am Vorabend des Sabbat zu essen machte unrein (taḳḳanot),[43] entweder weil der Knoblauch als Aphrodisiakum galt oder weil er bei der Ernte mit potentiell unreinem Wasser begossen sein konnte.[44]

Aus den Fragmenten des Eupolis[45] ist bekannt, dass Knoblauch in Griechenland auf dem Markt verkauft wurde.[46] Plinius beschreibt den Anbau.[47] Römer und Griechen wussten auch um die Heilkraft der Pflanze. Die Schrift De materia medica des antiken Arztes Pedanios Dioskurides aus dem ersten Jahrhundert empfiehlt den Knoblauch ausführlich für vielfältige Einsätze in der Medikation.[48]

In der späten Antike und im Mittelalter wurde Knobloch aus humoralpathologischer Perspektive unter anderem für Phlegmatiker und Menschen mit „kalten Magen“ empfohlen.[49] Knoblauch wurde seit dem Mittelalter durch den Anbau in Klöstern verbreitet. In dem vermutlich Ende des achten Jahrhunderts von Karl dem Großen erlassenen Capitulare de villis wird der Knoblauch (in Kapitel 70) unter den zu kultivierenden Nutzpflanzen genannt. Die Empfehlungen von Dioskurides blieben für das gesamte Mittelalter maßgeblich, wo etwa Bisswunden durch Hunde oder Schlangen, Haarausfall, Zahnschmerzen, Hautausschläge, Lungenleiden oder Menstruationsstörungen damit behandelt wurden. Ein eher magisch anmutendes Verfahren zur Zahnschmerzlinderung wird im Circa instans Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt, das auf die Pulsader gelegte gestampfte Knoblauchknollen empfiehlt.[50] Auch in der angelsächsischen Medizin fand Knoblauch (garleac) Verwendung.[51]

Knoblauch wurde in der Türkei, in Jerusalem, „bei den Arabern“, in Griechenland und in Ägypten als Abwehr gegen den „bösen Blick“ verwendet, genaue zeitliche Angaben darüber fehlen in der zitierten Quelle jedoch.[52] Im persischen Volksglauben wird Knoblauch in zahlreichen Formen verwendet, Knoblauch wird in verschiedenen Erzählungen als Kette um den Hals getragen, um Vampire abzuwehren.[53]

Die deutsche Bezeichnung „Knoblauch“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „klioban“ (= „spalten“) ab; im Mittelalter nannte man den Knoblauch nach diesem Wort chlobilou oder chlofalauh und klobelouch, bezogen auf das „gespaltene“ Aussehen seiner Zehen (siehe heute noch die Bezeichnung „Klauen“ bei Tieren).

Weitere, zum Teil nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für den Knoblauch, der lateinisch meist allium genannt wurde, sind oder waren: Chlobaloch (althochdeutsch), Chlobeloch (althochdeutsch), Chlobelouch (althochdeutsch), Chlofolouch (althochdeutsch), Chloviloich (althochdeutsch), Chlovolouch (althochdeutsch), Chnobeloch (althochdeutsch), Chnobleich (althochdeutsch), Clovalouch, Clovelouch, Gruserich (Nordfranken), Klobelouch (mittelhochdeutsch), Kloblauch (mittelhochdeutsch), Kloblouch (mittelhochdeutsch), Kloflok (mittelniederdeutsch), Kluflock (mittelniederdeutsch), Knabelach (mittelhochdeutsch), Kniuwleng (Siebenbürgen), Knobel (Schwaben), Knobelouch (mittelhochdeutsch), Knoblech (Kanton Aargau, Kanton Graubünden), Knoblecht (St. Gallen), Knobleig (Siebenbürgen), Knoflak (Göttingen), Knoufl (Hianzisch), Knofi (Österreich), Knuewelek (Luxemburgisch)[54], Knuflak (Göttingen), Knufflóek (mittelniederdeutsch), Knuflock (Pommern, Mecklenburg, Bremen), Knuftlók (mittelniederdeutsch), Kruftlók (mittelniederdeutsch) und Look (Altmark).[55]

Wilder Knoblauch ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Bärlauch.

Zeitgenössisch

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Neuere Literatur

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  • Eric Block: Garlic and other Alliums: The Lore and the Science. Royal Society of Chemistry, Cambridge 2010, ISBN 978-0-85404-190-9.
  • Heinrich P. Koch, Larry D. Lawson: Garlic. The Science and therapeutic Application of Allium sativum L. and related Species. Second Edition. Williams & Wilkens, Baltimore 1996, ISBN 0-683-18147-5.
  • Ted J. Meredith: The complete book of garlic – a guide for gardeners, growers, and serious cooks. Timber Press, Portland 2008, ISBN 978-0-88192-883-9.
  • Johanna Schaal: Knoblauch – eine ganz besondere Knolle. Seehamer, Weyarn 1998, ISBN 3-932131-49-5.
  • R. Lieberei, Ch. Reisdorff: Nutzpflanzen. 8. Auflage. Thieme, 2012, ISBN 978-3-13-530408-3, S. 22, 341 f.
Wiktionary: Knoblauch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Tropicos. Abgerufen am 3. August 2022.
  2. Plants of the World Online | Kew Science. Abgerufen am 21. Februar 2023 (englisch).
  3. Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Garching (Hrsg.): Lebensmitteltabelle für die Praxis. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8047-2541-6, S. 287.
  4. Netzeitung: Forscher lüften Geheimnis um Knoblauch. (Memento vom 21. Mai 2007 im Internet Archive)
  5. M. K. Jain, C. Scanzello, R. Apitz-Castro: Wirkung des Knoblauchs – Wahrheit und Dichtung. In: Chemie in unserer Zeit. 22. Jahrg. 1988, Nr. 6, S. 193–200.
  6. Eun Jin Lee et al.: Elucidation of chemical structures of pink-red pigments responsible for ‘pinking’ in macerated onion (Allium cepa L.) using HPLC–DAD and tandem mass spectrometry. In: Food Chemistry. Band 131, Nr. 3, 1. April 2012, S. 852–861, doi:10.1016/j.foodchem.2011.09.059.
  7. Jungeun Cho et al.: Identification of Candidate Amino Acids Involved in the Formation of Blue Pigments in Crushed Garlic Cloves (Allium sativum L.). In: Journal of Food Science. Band 74, Nr. 1, 1. Januar 2009, S. C11–C16, doi:10.1111/j.1750-3841.2008.00986.x.
  8. T. M. Lukes: Factors Governing the Greening of Garlic Puree. In: Journal of Food Science. Band 51, Nr. 6, 1. November 1986, S. 1577–1577, doi:10.1111/j.1365-2621.1986.tb13869.x.
  9. Sano, T.: Green pigment formation in ground garlic. In: Univ. of California, Berkeley (Hrsg.): M.S. thesis.
  10. Larry Beuchat, David Golden: Antimicrobials occuring naturally in foods. In: Food Technology. Band 43, 1989, S. 134–142, hier: S. 137.
  11. Theodor Dingermann, Rudolf Hänsel, Ilse Zündorf (Hrsg.): Pharmazeutische Biologie: Molekulare Grundlagen und klinische Anwendungen. Springer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-540-42844-5, S. 61.
  12. a b Allium sativum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 9. Mai 2021.
  13. Knofi & so – Knoblauch. Abgerufen am 16. Oktober 2022.
  14. Garlic. The Royal Horticultural Society, 2022, abgerufen am 16. Oktober 2022 (britisches Englisch).
  15. Karlheinz Senghas, Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 92. durchgesehene Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2003, ISBN 3-494-01328-4.
  16. Pablo F. Cavagnaro et al.: Effect of Cooking on Garlic (Allium sativum L.) Antiplatelet Activity and Thiosulfinates Content. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. Band 55, Nr. 4, Februar 2007, S. 1280–1288, doi:10.1021/jf062587s.
  17. a b Schwarzer Knoblauch. Abgerufen am 3. August 2022.
  18. Geheimtipp schwarzer Knoblauch: So kannst du ihn zu Hause herstellen. 11. Juni 2023, abgerufen am 18. August 2023.
  19. Hedda Thielking: Warenverkaufskunde: Knoblauch. Abgerufen am 24. August 2020 (deutsch).
  20. Kommission für Phytotherapie (Kommission E) des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), heute Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Allii sativi bulbus (Knoblauchzwiebel). Bundesanzeiger 122, 6.7.1988. – www.heilpflanzen-welt.de
  21. Elizabeth Lissiman et al.: Garlic for the common cold. In: The Cochrane Database of Systematic Reviews. Nr. 11, 11. November 2014, S. CD006206, doi:10.1002/14651858.CD006206.pub4, PMID 25386977, PMC 6465033 (freier Volltext).
  22. K. Ried et al.: Effect of garlic on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. BMC Cardiovasc Disord 2008; 8: 13. PMID 18554422.
  23. Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. CXX (Zinddrt Allsaat).
  24. Christoph D. Gardener et al.: Effect of Raw Garlic vs Commercial Garlic Supplements on Plasma Lipid Concentrations in Adults With Moderate Hypercholesterolemia: A Randomized Clinical Trial. In: JAMA Internal Medicine. 167/4/2007, S. 346–353. PMID 17325296.
  25. Kurt M. Reinhart, Ripple Talati, C. Michael White, Craig I. Coleman: The impact of garlic on lipid parameters: a systematic review and meta-analysis. In: Nutrition Research Reviews. Band 22, Nr. 1, Juni 2009, ISSN 0954-4224, S. 39–48, doi:10.1017/S0954422409350003 (cambridge.org [abgerufen am 21. Februar 2023]).
  26. K. Ried et al.: Effect of garlic on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. In: BMC cardiovascular disorders. Band 8, 2008, S. 13, doi:10.1186/1471-2261-8-13, PMID 18554422, PMC 2442048 (freier Volltext) (Review).
  27. Does Garlic Reduce Risk of Colorectal Cancer? A Systematic Review -- Ngo et al. 137 (10): 2264 -- Journal of Nutrition. 18. Oktober 2007, abgerufen am 21. Februar 2023.
  28. Beibei Zhu et al.: Allium vegetables and garlic supplements do not reduce risk of colorectal cancer, based on meta-analysis of prospective studies. In: Clinical Gastroenterology and Hepatology: The Official Clinical Practice Journal of the American Gastroenterological Association. Band 12, Nr. 12, Dezember 2014, S. 1991–2001.e1–4; quiz e121, doi:10.1016/j.cgh.2014.03.019, PMID 24681077.
  29. Ji-Yi Hu et al.: Consumption of garlic and risk of colorectal cancer: an updated meta-analysis of prospective studies. In: World Journal of Gastroenterology. Band 20, Nr. 41, 7. November 2014, S. 15413–15422, doi:10.3748/wjg.v20.i41.15413, PMID 25386091, PMC 4223276 (freier Volltext).
  30. Manuela Chiavarini et al.: Garlic consumption and colorectal cancer risk in man: a systematic review and meta-analysis. In: Public Health Nutrition. Band 19, Nr. 2, Februar 2016, S. 308–317, doi:10.1017/S1368980015001263, PMID 25945653.
  31. Jounghee Lee et al.: Effects of garlic intake on cancer: a systematic review of randomized clinical trials and cohort studies. In: Nutrition Research and Practice. Band 15, Nr. 6, Dezember 2021, S. 773–788, doi:10.4162/nrp.2021.15.6.773, PMID 34858554, PMC 8601942 (freier Volltext).
  32. Viktoria von Schirach: Knoblauch (Allium sativum). In: Blog des Tumorzentrum Münchens. 1. Juli 2016, abgerufen am 17. Januar 2022.
  33. Gemüse Online: Knoblauch aus Brutzwiebeln.
  34. Frühjahrsanbau von Knoblauch nicht mit allen Sorten bzw. Herkünften möglich. 'Gardos' und 'Ljubasha' mit gutem Ertrag und großen Zehen. Abgerufen am 3. August 2022.
  35. Garlic Analecta: Growing Garlic From True Seed. In: garlicseed.blogspot.com. 26. Februar 2004, abgerufen am 11. Mai 2021.
  36. a b c Crops Primary > Green Garlic. In: Produktionsstatistik der FAO für 2022. fao.org, abgerufen am 15. April 2024 (englisch).
  37. Knoblauch: Würze aus der Schweiz. In: bauernzeitung.ch. 3. Februar 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  38. Silvia Schaub: Die stinkenden Zehen werden heimisch. In: tagblatt.ch. 2. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  39. H. Koch, G. Hahn: Knoblauch. Grundlagen der therapeutischen Anwendung von Allium sativum L. Urban & Schwarzenberg, München 1988.
  40. Herodot, Historien, 2.125.
  41. Numeri 11.5
  42. Gittin 69a, 329, nach K. Codell Carter: Causes of Disease and Death in the Babylonian Talmud. In: Medizinhistorisches Journal Band 26, Nr. 1/2, 1991, S. 103, JSTOR:25804034.
  43. Solomon Zeitlin: Taḳḳanot 'Ezra. In: Jewish Quarterly Review, Neue Folge 8/1, 1917, S. 62, JSTOR:1451402.
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  46. Stewart Flory: Who read Herodotus’ Histories? In: American Journal of Philology. Band 101, Nr. 1, 1980, S. 19, JSTOR:294167
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  48. Dioskurides, De materia medica, Buch II, Kapitel 152.
  49. Irmgard Bitsch: Ernährungsempfehlungen in mittelalterlichen Quellen und ihre Beurteilung aus heutiger Sicht. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 129–136, hier: S. 131 (zur Epistula Anthimi vom Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr.)
  50. Konrad Goehl: Beobachtungen und Ergänzungen zum ‘Circa instans’. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 69–77, hier: S. 74.
  51. Barbara Brennessel, Michael D. C. Drout, Robyn Gravel: Reassessment of the Efficacy of Anglo-Saxon Medicine. In: Anglo-Saxon England, 34, 2005, S. 183–195, JSTOR:44512361.
  52. Siegfried Seligmann: Der böse Blick und Verwandtes. Band 2. Georg Olms Verlag, 1985, ISBN 978-3-487-41422-5, S. 73 (books.google.com).
  53. Peyman Matin: Apotropaic Plants in the Persian Folk Culture. In: Iran and the Caucasus, Band 16, Nr. 2, 2012, S. 189–200, JSTOR:41723237.
  54. M. Huss (Hrsg.): Wörterbuch der luxemburgischen Mundart. 1906.
  55. Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Verlag von Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 19; Textarchiv – Internet Archive.