Prichsenstadt
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 49′ N, 10° 21′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Kitzingen | |
Höhe: | 248 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,87 km2 | |
Einwohner: | 3179 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 65 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97357 | |
Vorwahlen: | 09383, 09382 | |
Kfz-Kennzeichen: | KT | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 75 158 | |
Stadtgliederung: | 11 Gemarkungen mit 18 Gemeindeteilen | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Karlsplatz 5 97357 Prichsenstadt | |
Website: | ||
Bürgermeister: | René Schlehr (CSU) | |
Lage der Stadt Prichsenstadt im Landkreis Kitzingen | ||
Prichsenstadt ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.
Geografie
Geografische Lage
Prichsenstadt (fränkisch: Brieschdi) liegt im fränkischen Weinland zwischen Main und Steigerwald. Durch die Gemeindeteile Bimbach, Brünnau, Neuses am Sand, Stadelschwarzach und Laub fließt die Schwarzach.
Stadtgliederung
Prichsenstadt hat elf Gemarkungen mit 18 Stadtteilen[2]:
Gmkg- Schl |
Gemarkung | Fläche ha |
Einwohner 1.11.2007[3] |
Ortsteil(e) |
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1130 | Prichsenstadt | 642,73 | 949 | Prichsenstadt, Lohmühle, Schnaudersmühle, Wiesenmühle |
1132 | Altenschönbach | 562,41 | 390 | Altenschönbach, Lochmühle |
1117 | Bimbach | 279,65 | 163 | Bimbach, Erhardsmühle |
1115 | Brünnau | 299,50 | 200 | Brünnau, Stolzenmühle |
1145 | Rüdern | 634,14 | 12 | Rüdern, Ilmbach |
1114 | Järkendorf | 338,42 | 112 | Järkendorf |
1131 | Kirchschönbach | 443,90 | 377 | Kirchschönbach |
1128 | Laub | 575,54 | 268 | Laub |
1118 | Neudorf | 209,49 | 118 | Neudorf |
1116 | Neuses am Sand | 300,97 | 127 | Neuses am Sand |
1129 | Stadelschwarzach | 599,64 | 525 | Stadelschwarzach |
Stadt Prichsenstadt | 4886,39 | 3251 | 9 Ortsteile |
Alle Gemarkungen waren früher selbständige Gemeinden. Rüdern wurde 1870 nach Kirchschönbach eingemeindet. Kirchschönbach (einschließlich Rüdern) sowie die acht übrigen Gemeinden wurden 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Prichsenstadt eingemeindet.
Die Stadt Prichsenstadt weist zehn Stadtteile aus, die den Gemarkungen bzw. früheren Gemeinden mit Ausnahme von Rüdern entsprechen, das weitgehend abgesiedelt und 1870 nach Kirchschönbach eingemeindet wurde. Die Gemarkung Rüdern gehört somit zum Stadtteil Kirchschönbach[4]
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Oberschwarzach, Geiselwind, Wiesentheid, Volkach und Lülsfeld.
Geschichte
In einer Urkunde der Grafen zu Castell wird der Ort 1258 zum ersten Mal erwähnt, als die Grafen dem Ritter Heinrich von 'Briesendorf' es als Kämmererlehen übertrugen.[5] Die Ritter saßen auf dem Schloss Prichsenstadt. 1367 erhielt Prichsenstadt die Stadtrechte von Kaiser Karl IV. verliehen. Anschließend ging es in den Besitz seines Sohnes König Wenzel von Böhmen über. Nach einigen Auseinandersetzungen gelangte der Ort in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg und damit später an die Markgrafen von Brandenburg. Mehrmal mussten die Stadtbewohner schwere Zerstörungen erleiden: 1492 durch den Würzburger Bischof Johann III. von Grumbach und 1632 durch kaiserliche Truppen vom Lager Wallensteins sowie in den folgenden Jahren durch umherziehende plündernde Haufen. 1803 kam Prichsenstadt vom 1792 preußisch gewordenen Fürstentum Ansbach, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag, an das Kurfürstentum Bayern.
Mindestens seit dem 19. Jahrhundert waren jüdische Familien im Ort ansässig, die eine Jüdische Gemeinde bildeten und sich in der Freihofgasse 2 ihre Synagoge und ihr Schulhaus errichteten. Beide Gebäude wurden beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern verwüstet und werden seither für andere Zwecke genutzt. An der Friedhofsmauer erinnert eine Gedenktafel an dieses Geschehen und an die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Einwohner in der Shoa.[6]
Die heutige Großgemeinde Prichsenstadt mit ihren 10 Stadtteilen entstand durch die Gemeindegebietsreform 1972. Bis in dieses Jahr gehörte Prichsenstadt zum Landkreis Gerolzhofen.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1972 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Altenschönbach, Bimbach, Brünnau, Järkendorf, Kirchschönbach, Laub, Neudorf, Neuses am Sand und Stadelschwarzach eingegliedert.[7]
Politik
Gemeinderat
Der Stadtrat hat 16 Mitglieder. Er setzt sich seit der Kommunalwahl vom 16. März 2014 wie folgt zusammen:[8]
Partei / Liste | Sitze | Stimmenanteil |
CSU | 7 | 40,0 % |
SPD | 3 | 19,1 % |
Stadelschwarzacher Ortsliste | 2 | 14,6 % |
Freie Bürgergemeinschaft | 4 | 26,3 % |
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit der Kommunalwahl 2014 René Schlehr (CSU). Er wurde mit 53,4 % der gültigen Stimmen gewählt. Er ist qua Amt zusätzliches Mitglied des Gemeinderats.
Wappen
- Blasonierung
- Gespalten von Blau und Rot; vorne ein silberner Turm mit breitem silbernen Dach, hinten ein doppeltschwänziger, silbern gekrönter und silbern bewehrter silberner Löwe, der die Vorderpranken an den Turm legt
- Wappengeschichte
- Die Darstellung des Turms und des Löwen erscheint bereits in den frühesten bekannten Siegeln, die im 14. Jahrhundert geführt wurden. Der Löwe ist wahrscheinlich der böhmische Löwe. Die Stadt erhielt die Stadtrechte im Jahr 1367 vom König von Böhmen. Bis 1818 blieb das Wappen unverändert, der Löwe wurde 1818 entfernt. Am 21. Mai 1837 wurde jedoch das alte Wappen, nach einem Erlass König Ludwig I. von Bayern, wieder angenommen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Ein gut erhaltenes mittelalterliches Stadtbild (Kopfsteinpflaster, Fachwerk-/Steinhäuser und Stadttore) erwartet den Besucher. Es gibt ein privates Fossilien- und Mineralien-Museum (Eintritt kostenlos) sowie den Nachtwächter, der allabendlich seine Runden durch die zahlreichen gastronomischen Betriebe dreht und den Besuchern ein Ständchen widmet.
In Bimbach gibt es ein spätbarockes Schloss aus dem Jahr 1703 und die Reste einer keltischen Viereckschanze.
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Friedhofsarkaden mit freistehender Kanzel
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Westtor, Feldseite
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Westtor, Stadtseite
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Häuser am Karlsplatz
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Rathaus
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Stadtturm
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Freihof
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Evangelische Kirche
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Evangelische Kirche
Friedhof
Im Mittelalter sah man in der unmittelbaren Nähe zum Allerheiligsten mit den Reliquien eine Anwartschaft der Verstorbenen auf die Erlösung bei der Auferstehung. Eine ähnliche Bedeutung wurde auch dem geweihten Kirchhof zugeschrieben. Außerhalb der Kirchhof- und Stadtmauern fanden Ausgestoßene ihren Platz in ungeweihter Erde. Durch die Reformation änderte sich das grundlegend. Die Gläubigen verließen sich auf das rettende Leiden und Sterben Christi für jeden einzelnen. Friedhöfe wurden vor allem in evangelischen Herrschaftsbereichen nun außerhalb angelegt.
So entstand 1605 vor dem Westtor der Kirchhof mit freistehender Predigtkanzel und Arkadengang. Dieses Jahr und später nötige Ausbesserungen sind im Stein der Kanzel festgehalten. Eine ähnliche Anlage ist ebenso in Mainbernheim, Wiesenbronn, Repperndorf, Marktsteft und Abtswind zu finden.
Baudenkmäler
→ Liste der Baudenkmäler in Prichsenstadt
Sagen
Ein Mann, der in Prichsenstadt lebte, besaß eine große Ohreneule. Sie legte ihm jeden Tag statt eines Eis einen Golddukaten. Der Mann hatte die Dienste der Eule viele Jahre in Anspruch genommen und war darüber sehr wohlhabend geworden und die Eule starb trotz ihres hohen Alters nicht. Er überlegte sich aber nun, dass dieses Wunder nicht ohne Gegenleistung geschehen könne und entschied sich die Eule so bald wie möglich los zu werden.
Als eine Frau mit einem Tragekorb auf ihrem Rücken zu ihm kam, setzte der Mann ihr die Eule unbemerkt in den Korb. Die Frau verließ das Haus des Mannes und sank dann plötzlich auf die Knie. Sie sagte: „Was habe ich denn so Schweres in dem Korb?“ Sie drehte sich um und sah in die schaurigen Augen der Eule. Sie wich zurück und die Eule flog in die Stube zurück. Der Mann lebte noch einige Jahre notgedrungen mit der Eule, ehe sie ihn eines Tages tötete und ihm die Augen aushackte.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Osten der Stadt (unmittelbar in Nähe der B 286) ist ein Gewerbegebiet geplant. Es werden lediglich Einzelhandel sowie Handwerk und einige Dienstleister vertreten sein.
Die Firma MERO hat ihre Produktionsstätte in Prichsenstadt. Daneben existiert in der Stadt eine Zweigstelle der Raiffeisenbank Volkach-Wiesentheid.
Verkehr
Der Gemeindebereich von Prichsenstadt wird von zwei Bundesstraßen durchquert:
- Die B 22 erschließt die Ortsteile Laub, Stadelschwarzach, Neuses am Sand, Bimbach und Neudorf.
- Die B 286 hat eine Abfahrt in Neuses am Sand, an der Kreuzung mit der B 22. Über die B 286 erreicht man in Fahrtrichtung Süden bei einer Fahrtzeit von ca. 10 Minuten die Bundesautobahn 3 (AS-Wiesentheid).
Die Bahnstrecke Kitzingen–Schweinfurt, die die Ortsteile Järkendorf, Stadelschwarzach und Prichsenstadt tangiert, wird nicht mehr genutzt. Auch Sonderfahrten (z. B. durch den Förderverein Steigerwald-Express) werden nicht mehr durchgeführt. Der Güterverkehr ist bereits seit längerer Zeit eingestellt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Sebastian Hörlein (* 17. März 1871 in Brünnau; † 30. August 1908 in Plainland, Queensland, Australien), Missionar
- Friedrich Funk (* 3. Oktober 1900 in Neuses am Sand; † 5. August 1963), deutscher Politiker (CSU), MdB
- Volker Honemann (* 19. September 1943 in Stadelschwarzach), Historiker
- Michael Glos (* 14. Dezember 1944 in Brünnau), deutscher Politiker (CSU), MdB
Einzelnachweise
- ↑ Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?anzeige=voll&modus=automat&tempus=+20111114/171800&attr=OBJ&val=1667
- ↑ Zahlen und Fakten. Hierbei ist Kirchschönbach nur einschließlich Riedern mit 389 Einwohnern vermerkt. Der Anteil der Gemarkung wird nach der Volkszählung von 1987 auf 12 geschätzt.
- ↑ Daten der Prichsenstädter Geschichte
- ↑ Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.): Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Vier Türme GmbH, Benedict Press, Münsterschwarzach 2004, S. 136.
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 184
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 472.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik
- ↑ Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S. 190.
Literatur
- Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.): Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Vier Türme GmbH, Benedict Press, Münsterschwarzach 2004, S. 136–139.
- Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen. Volkach 1987.
Weblinks
- Offizielle Internetpräsenz der Stadt
- Eintrag zum Wappen von Prichsenstadt in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte