Schutzstaffel

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Die Schutzstaffel (SS) war eine nationalsozialistische Organisation in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, die der NSDAP und Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. In ihren Verantwortungsbereich fielen ab 1934 Betrieb und Verwaltung von Konzentrations-, ab 1941 auch von Vernichtungslagern, sie war sowohl an der Planung wie an der Durchführung des Holocaustes und anderer Völkermorde herausragend beteiligt.

Sie wurde am 4. April 1925 von Hitler als seine persönliche „Leib- und Prügelgarde“ in München gegründet.[1] Ihr Sitz war zuletzt im SS-Hauptamt, Prinz-Albrecht-Straße (heute: Niederkirchnerstraße), in Berlin. Sie unterstand ab dem Reichsparteitag 1926 der Sturmabteilung (SA), übte ab 1930 zugleich aber den parteiinternen „Polizeidienst“ aus.

Am 30. Juni 1934 liquidierte die SS in den Röhm-Morden die Führung der SA. In den folgenden Monaten wurde sie zu einer eigenständigen Organisation der NSDAP erhoben, die in der Zeit des Nationalsozialismus die Kontrolle über das Polizeiwesen erlangte und durch den Aufbau der Waffen-SS eine militärische Funktion neben der Wehrmacht übernahm. Kennzeichnend für die SS war die Verzahnung staatlicher Funktionen und Institutionen mit Parteistrukturen. In der Zeit des Nationalsozialismus war die SS das wichtigste Terror- und Unterdrückungsorgan im Deutschen Reich. Die SS war maßgeblich an der Planung und Durchführung von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie dem Holocaust beteiligt und wurde nach 1945 als verbrecherische Organisation verboten.

Emblem der SS

Geschichte

Stabswache und Stoßtrupp Adolf Hitler

Im Mai 1923 ließ Adolf Hitler einen Saal-Schutz namens Stabswache für die NSDAP einrichten. Wenige Wochen später wurde, nachdem sich Hermann Ehrhardt mit Ernst Röhm und Hitler überworfen hatte, dieser Saal-Schutz aufgelöst und der Stoßtrupp Adolf Hitler gebildet. Nach dem missglückten Hitler-Ludendorff-Putsch vom November 1923 wurde diese Truppe und die NSDAP verboten.

Aufstellung der SS

Am 1. April 1925 erhielt der SA-Funktionär Julius Schreck den Auftrag Hitlers, eine neue Truppe zu bilden, die den Saalschutz (Schutz der Veranstaltungsräume) der NSDAP-Veranstaltungen übernehmen sollte. Bereits am 4. April wurde aus acht Angehörigen des ehemaligen Stoßtrupps Adolf Hitler eine neue Einheit gebildet. Darunter befanden sich neben Schreck auch Ulrich Graf, Christian Weber, Emil Maurice, Julius Schaub und Erhardt Heiden, ein ehemaliges Mitglied des Freikorps Marine-Brigade Ehrhardt. Die neue Truppe erhielt zunächst die Bezeichnung „Stabswache“.[2]

Zwei Wochen später, am 16. April, trat sie während des Begräbnisses von Ernst Pöhner, dem ehemaligen Münchener Polizeipräsidenten und einem Mitbeteiligten am Hitler-Ludendorff-Putsch, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf. Spätere zeremonielle Funktionen der SS vorwegnehmend, fungierte die Einheit dabei als Fackelträger während des Trauerzuges. Jeweils vier Männer flankierten rechts und links den Sarg des Verstorbenen.[3]

Die Truppe wurde danach rasch ausgebaut und auf weitere Orte des Deutschen Reiches ausgedehnt. Über verschiedene Namensstufen wie Saal-Schutz, Schutzkommando und Sturmstaffel[4] wurde schließlich am 9. November des gleichen Jahres auf dem NSDAP-Reichsparteitag der Name Schutzstaffel offiziell eingeführt. Diesen Namen schlug der damalige SA-Führer Hermann Göring in Anlehnung an eine Fliegerbegleitstaffel Manfred von Richthofens im November vor. Schreck wurde nun als „Oberleiter“ Kommandant der SS. Ihm gelang es jedoch nicht, die SS zu etablieren. Konkurrenzkämpfe mit selbsternannten anderen SS-Einheiten und mangelnde Unterstützung durch die SA führten zu seiner Entlassung 1926 durch Hitler und zur Ernennung Joseph Berchtolds.

Diesem gelang es, die SS spürbar zu vergrößern und aufzuwerten: Bis zum Reichsparteitag 1926 gelang es ihm, 75 Staffeln mit insgesamt etwa 1.000 Angehörigen aufzustellen, aus Anerkennung dafür betraute Hitler die SS am 9. November 1926 mit der Betreuung der sogenannten „Blutfahne“.[5]

Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, 1942

Die SA, die bis dato den jeweiligen Gauleitern unterstanden hatte, wurde im September 1926 Franz von Pfeffer als Oberstem SA-Führer unterstellt, der im Gegenzug für die Aufgabe seiner vorherigen Stellung als Gauleiter die Unterstellung sämtlicher NS-Kampfverbände, also auch die Hitlerjugend und die SS, verlangte und bekam.[6]

Unzufrieden mit seinem so verringerten Handlungsspielraum trat Joseph Berchtold 1927 als Reichsführer SS zurück. Berchtolds Nachfolger wurde Erhard Heiden, der ein 27-jähriges Mitglied der Röhmschen Reichskriegsflagge zu seinem Stellvertreter ernannte: Heinrich Himmler. Heiden, unter dem die SS stagnierte – sogar über ihre Abschaffung war nachgedacht worden – trat am 5. Januar 1929 aus bislang ungeklärten Gründen als Reichsführer SS zurück.[7] Heiden wünschte nun am 22. Januar 1929 seine komplette Streichung aus allen SS-Mitglieder- und Organisationslisten und wandte sich wieder der SA zu. Sein Nachfolger wurde der bisherige Stellvertreter Heinrich Himmler, der dieses damals noch nachrangige Amt jedoch noch neben seiner Aufgabe als stellvertretender Reichspropagandaleiter ausübte.

Die Aufgaben der Organisation beschrieb Hitler in einem Führerbefehl vom 7. November 1930 wie folgt: „Die Aufgabe der SS ist zunächst die Ausübung des Polizeidienstes innerhalb der Partei.“

Das Symbol der Schutzstaffel bildete sich 1930 aus zwei nebeneinander liegenden, blitzähnlichen weißen Sig-Runen im schwarzen Feld.

Nähe und beginnende Konkurrenz zur SA

Die SS wies bis zum Röhm-Putsch 1934 eine große organisatorische und personelle Nähe zur SA auf.[8] Anders als ihr späterer elitärer Habitus vermuten ließ, unterschied sie sich in Auftreten und brutaler Straßengewalt lange nur insofern von der SA, als ihre Mitglieder noch gewalttätiger auftraten und proportional häufiger mit dem Gesetz in Konflikt gerieten.[9]

Die SA selbst diente als wichtigstes Rekrutierungsreservoir der SS und förderte nach der Ernennung Heinrich Himmlers zum Reichsführer der SS 1929 anfangs noch deren Aufstieg. Der Oberste SA-Führer Franz von Pfeffer ordnete an, dass die neugegründeten Staffeln der SS mit jeweils fünf bis zehn überstellten SA-Männern aufzufüllen seien,[10] nach kurzer Zeit bestand die SS deutschlandweit. Ernst Röhm beschränkte 1931 die Sollstärke der SS auf zehn Prozent der Sturmabteilung. Da die Stärke der SS zu diesem Zeitpunkt etwa 4.000 Mann betrug, (die SA verfügte dagegen über 88.000 Angehörige) war diese Beschränkung in der Realität ein ehrgeiziger „Wachstumsplan“,[11] um ihn zu erfüllen ordnete Röhm an, jede neugegründete SS-Staffel mit 50 % ihres Sollbestandes aus der SA aufzufüllen. Weitere freiwillige Übertritte von der SA zur SS über dieses Soll hinaus blieben möglich. Der Druck der obersten SA-Führung und Heinrich Himmlers auf Einheiten der SA, die SS massiv auszubauen, führte zu ersten Streitereien und Konflikten zwischen SS und SA, die um die besten Männer konkurrierten.[12]

Obwohl die NSDAP öffentlich vor allem durch die SA geprägt wurde, der die SS weiterhin unterstellt war, blieb das gegenseitige Verhältnis von SA und SS nicht ungetrübt. Insbesondere in Berlin und in Ostdeutschland zeigten Teile der SA um Walther Stennes gegenüber der Parteiführung um Adolf Hitler und dem Gauleiter von Berlin, Joseph Goebbels, eine Eigenständigkeit, die an Aufsässigkeit grenzte und wiederholt zu teils gewalttätigen, teils nur mit Mühe friedlich zu bewältigenden Auseinandersetzungen führte. Im sogenannten Stennes-Putsch von Teilen der Berliner SA wurde sogar die Parteizentrale der NSDAP gewaltsam von SA-Männern besetzt und die – auf Anforderung von Goebbels dort aufgezogenen – SS-Wachen verprügelt.

Dagegen stand die SS loyal zu Adolf Hitler, der das positiv vermerkte. Durch die so begründete „besondere Beziehung“ Hitlers zur Schutzstaffel wurde diese zu einem „ernstzunehmenden Machtfaktor“ innerhalb der NS-Bewegung.[13] In einem Dankesbrief an den am Konflikt auf Seiten der Berliner SS maßgeblich beteiligten Kurt Daluege gebrauchte Hitler die Worte: „SS-Mann, Deine Ehre heißt Treue!“ – Worte, die, nachdem Himmler von ihnen erfahren hatte, abgewandelt zum Motto der SS wurden und bereits 1931 (Meine Ehre heißt Treue) auf den Koppelschlössern der SS-Uniformen festgehalten wurden.[13]

Erringung einer zentralen Machtstellung

Gründung des SD

SS-Fliegersturm Hamburg bei einer „Ehrenwache“, 1933

1931 begann Heinrich Himmler mit dem Aufbau eines SS-eigenen Nachrichtendienstes, dem Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (Abkürzung SD), der die Aufgabe der SS als eine Art Polizei innerhalb der NSDAP unterstützen sollte.

Federführend dabei war sein engster Mitarbeiter Reinhard Heydrich, der den SD ab 1932 auch leitete.

Nach der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 wurde dem SD ein Zentralamt und eine besondere Organisationsstruktur zuerkannt. Dabei wurde das deutsche Reichsgebiet in zu überwachende Abschnitte und Oberabschnitte aufgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt stellte der SD, wie auch die Allgemeine SS, eine unabhängig organisierte Teilstruktur innerhalb der Gesamt-SS dar. Das Budget des SD wurde hierbei aus dem Etat des Reichsschatzmeisters der NSDAP gespeist.[14]

Verschmelzung mit der Polizei in Bayern

Nach der Machtergreifung griff die SS unter Heinrich Himmler und dessen engstem Mitarbeiter Reinhard Heydrich nach polizeilichen Vollmachten. In Bayern verband die von beiden aufgebaute Bayerische Politische Polizei institutionell staatliche Polizeikräfte mit dem Nachrichtendienst der SS, dem SD, dieses Modell wurde später auf das Gesamtreich ausgedehnt und Grundlage der Machtstellung der SS.

Mit der SA, die nach der Machtergreifung verschiedene Polizeipräsidenten stellte, konkurrierte die SS reichsweit nun auch um die polizeiliche Macht. Gleichfalls waren viele Konzentrationslager in den Händen der SA, die diese nach eigenem Belieben und teilweise chaotisch verwaltete, während die SS das von ihr gegründete KZ Dachau sicher nicht humaner, aber regelhafter betrieb und ein Interesse hatte, weitere Konzentrationslager in ihre Gewalt zu bekommen.

Entmachtung der SA als Basis des Aufstiegs der SS

Entscheidend für den weiteren Aufstieg der SS unter Himmler und Reinhard Heydrich war die Entmachtung der SA, welche die SS unter dem Vorwand eines angeblichen „Röhm-Putsches“ durchführte. Bereits am 20. April 1934 war Himmler mit Blick auf einen kommenden Konflikt mit der SA auch zum Inspekteur der preußischen Gestapo (und damit zu ihrem faktischen Leiter) ernannt worden. Vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1934 ermordeten Teile der bewaffneten SS-Verbände, namentlich die erste und zweite Schützenkompanie der Leibstandarte SS Adolf Hitler und der Dachauer SS-Wachsturmbann „Oberbayern“, unter der Leitung von SD-Offizieren die Führung der konkurrierenden SA. Vorwand war ein vermeintlich geplanter Putsch der SA. Auch Konservative, andere politische Gegner und Unbeteiligte waren unter den Todesopfern.

Für die SS zahlte sich ihr Handeln institutionell aus. Am 20. Juli 1934 koppelte Hitler die SS von der SA ab: „Im Hinblick auf die großen Verdienste der SS, besonders im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 30. Juni 1934, erhebe ich dieselbe zu einer selbständigen Organisation im Rahmen der NSDAP.“ Am 23. August 1934 wurde Himmler mit der Verleihung der Dienststellung eines „Reichsleiters SS“ Hitler persönlich unterstellt. Damit war die SS nur noch weisungsgebunden an Hitler.

Ausbau der gewonnenen Machtstellung

Mit der Ernennung von Theodor Eicke, der nach der Entmachtung der SA der erste reichsweite Inspekteur der Konzentrationslager wurde, rundete die SS ihre Kontrolle über die Konzentrationslager ab.

Ab 1934 stellte die SS mit der SS-Verfügungstruppe und den SS-Totenkopfverbänden eigene militärisch ausgebildete Verbände auf, mit denen die SS das militärische Monopol der Reichswehr aushöhlte.

1936 wurde Himmler durch den Erlass über die Einsetzung eines Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern in den Rang eines Staatssekretärs erhoben und damit den Befehlshabern der Teilstreitkräfte der Wehrmacht gleichgestellt. Nominell war er dem Reichsinnenminister Wilhelm Frick nachgeordnet, faktisch führte die SS die deutsche Polizei eigenständig. Mit dem Aufbau der Sicherheitspolizei und des späteren Reichssicherheitshauptamtes und der Unterstellung der Ordnungspolizei sowie dem Ausbau der SS-eigenen militärischen Verbände wurde die besondere Stellung der SS im Nationalsozialismus konsolidiert.

Ihre Verschmelzung von Parteistrukturen mit Strukturen des Staates, die ein zentrales Element des NS-Systems darstellt, prägte das Dritte Reich von nun an entscheidend. Die SS war innerhalb der auseinanderdriftenden NS-Polykratie, die von der Zerfaserung staatlicher Macht zugunsten von Parteistrukturen und Hitler persönlich verantwortlichen Einzelpersonen wie Reichskommissaren oder Gauleitern geprägt war, ein Element der Zentralisierung, das in direkte Konkurrenz zu Partei und Staat treten konnte. Obgleich eine Untergliederung der NSDAP, stand sie in Wirklichkeit in einer gewissen Konkurrenz zur Partei, da sie sich unter Himmlers Führung bewusst als anführende Elite des NS sah.

Als Heinrich Himmler 1943 auch Nachfolger des Reichsinnenministers Wilhelm Frick wurde, wurde offiziell deutlich, dass das staatliche Reichsinnenministerium eher in die SS integriert wurde als die SS in die normale Exekutive des Staates.

Kriegshandlungen und beginnender Vernichtungskrieg

Anschluss Österreichs und Besetzung der Tschechoslowakei

Am 12. März 1938 nahmen auch Truppenteile der SS-Verfügungstruppe am Einmarsch der Wehrmacht in Österreich teil. In Wien wurde die SS-Standarte Der Führer gebildet.

Im Oktober 1938 nahm die SS-Verfügungstruppe auch an der Besetzung des Sudetenlands teil, das die Tschechoslowakei nach dem ihr Ende September aufgezwungenen Münchner Abkommen an das Deutsche Reich abzutreten hatte. Im März 1939 wurde die so genannte „Rest-Tschechei“ besetzt und als Protektorat Böhmen und Mähren organisiert. Die SS wurde mit der Zerschlagung des Widerstandes beauftragt. Der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, wurde später stellvertretender Reichsprotektor des besetzten Gebietes. 1942 fiel er einem Attentat zum Opfer, woraufhin die NS-Führung als „Vergeltung“ die Bewohner des Ortes Lidice töten ließ.

Zusammenfassung zur Waffen-SS

Angehörige einer SS-Totenkopf-Division, Aufnahme einer Propagandakompanie der Wehrmacht, Russland 1941

Im Herbst 1939 wurden die Leibstandarte, die Verfügungstruppe und die Totenkopfverbände langsam zur Waffen-SS verschmolzen. Heinrich Himmler wollte als Reichsführer SS seine Schutzstaffel zu einem umfassenden Staatsschutzkorps ausbauen, das an allen Fronten die inneren und äußeren Feinde des NS-Staates bekämpfen sollte. Trotz allen Differenzen innerhalb der verzweigten SS-Organisationsstruktur blieb die SS auf ein einheitliches ideologisches Ziel ausgerichtet. Dementsprechend gab es eine einheitliche Ausbildung der Führungskräfte in den beiden SS-Junkerschulen in Bad Tölz und Braunschweig. Die militärische und ideologische Schulung unterschied nicht, ob die Führungskräfte in der SS-Verwaltung, an der militärischen Front, im SD oder in den Konzentrationslagern eingesetzt werden sollten.

Der erste Kampfeinsatz der SS erfolgte beim Überfall auf Polen 1939. Die Wehrmacht befürchtete eine zunehmende Konkurrenz durch die SS-Verfügungstruppe, konnte aber die Zusammenlegung der bisherigen Regimenter Germania, Der Führer, Totenkopf und der Leibstandarte SS Adolf Hitler zur SS-Verfügungsdivision nicht verhindern. Die kämpfenden SS-Verbände dieser SS-VT-Division unterstanden weiterhin dem Oberkommando der Wehrmacht und wurden nun auf verschiedene Heeresteile verteilt, d. h. die SS-VT-Division kämpfte nicht als einheitlicher Verband.

Beim Angriff auf Frankreich verfügte die inzwischen gegründete Waffen-SS bereits über drei Divisionen (Das Reich, Totenkopf und die SS-Polizei-Division) und das motorisierte Regiment LAH. Die SS-Divisionen erlitten an der Front teilweise schwere Verluste. Als Freiwilligentruppe hochmotiviert, mit einer den Wehrmachtverbänden in der Regel überlegenen Ausrüstung, wurden diese Eliteeinheiten oft an den gefährlichsten Einsatzorten verwendet. Auch im Frankreichfeldzug wurden von SS-Verbänden zahlreiche Kriegsverbrechen verübt. Massaker an Hunderten sich ergebender Soldaten und an einer Vielzahl von Kriegsgefangenen sind dokumentiert, ebenso „Vergeltungsmaßnahmen“ für Aktionen der „Résistance“. Am 10. Juni 1944, kurz nach der Landung der Alliierten in der Normandie (siehe Operation Overlord), haben Angehörige der SS-Division „Das Reich“ beispielsweise bei Limoges das Massaker von Oradour begangen, bevor sie selbst in Nordfrankreich umkamen.

Ab 1943 beteiligten sich insbesondere die Panzerverbände der SS am Kampf im Osten, so z. B. in der Orel-Kursk-Schlacht im Rahmen des Unternehmens Zitadelle. Ab 1943 wurden auch wehrpflichtige Deutsche und Männer aus Nordwesteuropa in die SS-VT-Division eingezogen, um an der Front neben den Wehrmachtsoldaten zu kämpfen, später wurden auch SS-Einheiten aus anderen Ländern wie z. B. Albanien aufgestellt. Nichtdeutsche SS-Einheiten hatten allerdings einen gemischten Wert, so zerfiel die albanische SS-Division „Skanderbeg“ bereits vor ihrem ersten Kampfeinsatz, während Angehörige der SS-Division Charlemagne 1945 zu den letzten Verteidigern Berlins gehörten.

Einsatzgruppen

Weitere SS-Verbände kamen im Polenfeldzug und im Krieg gegen die Sowjetunion als sogenannte Einsatzgruppen hinter der Front bei „Säuberungsaktionen“ zum Einsatz und begannen mit der systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden und Angehörigen der polnischen und russischen Intelligenz. Gemäß den Richtlinien zu Zusammenarbeit des Heeres mit den Einsatzgruppen rückten die SS-Verbände unmittelbar nach der Wehrmacht in die eroberten Ortschaften ein. Aus rassenideologischen Gründen verfolgte Menschen mussten sich auf Befehl an einem bestimmten Platz versammeln und wurden von dort oft sofort durch die SS zu einem abgelegenen Ort gebracht und ermordet. Wehrmachtsoldaten waren oftmals Zeugen dieser Hinrichtungen und auch die Wehrmacht und deutsche Polizeibataillone (die der SS unterstanden) führten Massenexekutionen durch.

Die mobilen Einsatzgruppen spielten bei der Vernichtung der Juden Osteuropas eine sehr große Rolle.

Kriegsverbrechen, Holocaust und Völkermord

Der KZ-Arzt Fritz Klein in einem Massengrab im KZ Bergen-Belsen nach dessen Befreiung im April 1945
SS-Mannschaftsgebäude und Garagen, KZ Mauthausen (Aufnahme Juni 2014)

Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs verübten die vom Reichssicherheitshauptamt aufgebauten und geführten Einsatzgruppen unter Einbezug von Einheiten der Waffen-SS und der Ordnungspolizei und auch in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht und einheimischen Hilfstruppen zahllose Kriegsverbrechen wie Massenexekutionen von Zivilisten in Vernichtungskrieg und Holocaust, Folterung und Ermordung von Kriegsgefangenen und die Vertreibung zahlreicher Menschen aus besetzten Gebieten im Gefolge ethnischer Säuberungen. Das Vorgehen der SS war derart barbarisch, dass es selbst der Wehrmacht als inakzeptabel erschien. Die Verfolgung derartiger Verbrechen von SS-Angehörigen wurde jedoch schon 1939 auf Befehl Adolf Hitlers eingestellt.[15]

Die SS war sowohl treibender Faktor als auch Werkzeug im Holocaust und anderen Verbrechen wie z. B. dem Porajmos, die ein ethnisch gesäubertes Osteuropa für die Zeit nach dem Endsieg des NS vorbereiten sollten.

Durch Ernennung von SS- und Polizeiführern (SSPF) mit eigenem Stab, Einsatzkräften und im Bedarfsfall weiterem Zugriff auf SS-Machtmittel festigte die SS ihre Position hinter der Front und in den zivil verwalteten besetzten Gebieten. Als „Gesandte“ Himmlers beaufsichtigten, exekutierten und intensivierten die SSPF die von der SS betriebene Besatzungs- und Ausrottungspolitik.

Neben dem mobilen Massenmord durch Massenerschießungen betrieb die SS auch Vernichtungslager wie das KZ Auschwitz, in denen die Mehrzahl der Opfer des Holocausts ums Leben kam. Die Verwaltung dieser Vernichtungslager erfolgte über das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt mit der Inspektion der Konzentrationslager (IKL). Die Bewachung und die Ausübung der lagerinternen Polizeigewalt und Vernichtungspraxis wurden von den SS-Totenkopf-Wach-Einheiten direkt und in der Regel alleinverantwortlich durchgeführt. Die SS war damit verantwortlich für die industrielle Ermordung von Millionen Menschen.

Organisation

Organisationsentwicklung

Zunächst der SA unterstellt, entwickelte sie sich zu einer Organisation mit „Polizeifunktionen“ innerhalb der NSDAP. Mit der Berufung Heinrich Himmlers zum Reichsführer SS 1929 begann ein grundlegender Wandel der Organisation. Vordem eine kleine Gruppierung von wenigen hundert Mann innerhalb der SA, sollte sie nach Himmler zur Kampftruppe der NSDAP ausgebaut werden, „ein nationalsozialistischer, soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer, von denen jeder bedingungslos jeden Befehl befolgt, der vom Führer kommt.“ Die SS wurde von ihm gleichzeitig zu einer „Elite“- und einer Massenorganisation ausgebaut.

Der elitäre Charakter zeigte sich in den rassebiologischen und weltanschaulichen Kriterien, die erfüllt werden mussten, um der SS angehören zu können. Die SS sollte als „Sippengemeinschaft“ eine Verkörperung der nationalsozialistischen Herrenmenschenideologie darstellen und als „Bewahrer der Blutsreinheit“ zur Keimzelle der nordischen Rassendominanz werden. Die Auswahlkriterien beschränkten sich daher nicht auf die Bewerber selbst; auch Ehefrauen der SS-Mitglieder wurden hinsichtlich ihrer „Rassenreinheit“ überprüft. Die Ideologie der SS als Führungsorden manifestierte sich auch in der Anlehnung an Vorstellungen mittelalterlicher Rittergemeinschaften, mit deren Hilfe sie sich – etwa durch Rituale in Weihestätten oder Symbole wie den SS-Totenkopfring und die Verwendung verschiedener Runensymbole (heute umgangssprachlich als „SS-Runen“ bezeichnet) oder den Ehrendolch – eine quasireligiöse Dimension zu geben versuchte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt die SS, wie auch SA und Stahlhelm, polizeiliche Privilegien zur Verfolgung politischer Gegner. Im April 1933 befanden sich bereits über 25.000 Regimegegner in „Schutzhaft“. SA und SS begannen mit der Errichtung erster Konzentrationslager (KZ) in Dachau und Oranienburg.

Das Hotel „Prinz Albrecht“ wird 1934 Sitz des Reichsführers SS

Nach dem Röhm-Putsch erfolgte eine dauerhafte Machtverschiebung zur SS. Die SS übernahm nun in alleiniger Verantwortung die Zuständigkeit für alle frühen Konzentrationslager (KZ) im Reich, die bis dahin teilweise noch von der SA kontrolliert worden waren. Die SS-Totenkopfverbände wurden nun ausschließlich mit der Bewachung der Lager beauftragt. Die frühen, improvisierten Haftorte und Konzentrationslager wurden – mit Ausnahme des KZ Dachau – nach und nach geschlossen. Es begann die systematische Entwicklung des NS-Lagersystems, Hitler ließ Lager nach dem Prototyp Dachau erbauen.

Im November 1934 wurde das Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102 in Berlin in den Komplex der Gebäude an der Prinz-Albrecht-Straße 8 miteinbezogen und zum Sitz des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS.

Ab 1935 benannten sich die Verwaltungseinheiten der SS in Allgemeine SS um. Sie wollten sich dadurch von ihren inzwischen bewaffneten Verbänden, der SS-Verfügungstruppe und den SS-Totenkopfverbänden unterscheiden, die später die Waffen-SS bildeten. Diese Allgemeine SS, nun auch Heimat- oder Schwarze-SS genannt, unterstand nun dem neuen Kommandoamt der Allgemeinen SS in Berlin.

Damit kam es zur klassischen Dreiteilung der SS, die informell bis 1945 Bestand hatte:

  1. Allgemeine SS
  2. SS-Totenkopfstandarten
  3. SS-Verfügungstruppe

Abschließende Organisationsstruktur

Der Begriff „SS“ bildete ab 1939/40 den „Dachverband“ für verschiedene Hauptämter und deren Unterabteilungen:

  • Das Führungshauptamt (FHA) war die betriebliche Stabsstelle (Hauptquartier) der SS. Es leitete und verwaltete die Offiziers-Schulen, medizinische Versorgung, Transportvorgänge, Lohnzahlungen und Ausrüstungen.
  • Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) hatte die Aufgabe, eine „rassisch wertvolle“ Führungselite herauszubilden.
  • Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) entstand aus der Zusammenlegung von SD und SiPo und war die zentrale Stelle zur Ausübung der polizeilichen Funktionen der SS.
  • Das SD-Amt Reinhard Heydrichs diente als Geheimdienst zur Bekämpfung äußerer wie innerer Gegner und zur Bespitzelung der Bevölkerung.
  • Die Sicherheitspolizei (Sipo) war für die Kriminal- und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) zuständig.
  • Militärischer Zweig der SS war die aus Verfügungstruppen und Totenkopfverbänden gebildete Waffen-SS
  • Das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) steuerte die Konzentrationslager und deren Konstruktion und verwaltete die SS-eigenen Industrien, Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe.

Ausbildung des Führernachwuchses

Die SS bildete ihren Führernachwuchs selbständig an diversen eigenen Schulen aus. In den Schulen der SS, des SD und der Sicherheitspolizei wurde auf ein elitäres und ideologisch gefestigtes Selbstverständnis im Sinne nationalsozialistischer Weltanschauung geachtet. Bekannte Ausbildungseinrichtungen waren die SS-Junkerschulen in Bad Tölz und Braunschweig.

Frauen in der SS

Frauen konnten als Zivilangestellte ohne Zugehörigkeit zur SS im SS-Gefolge Dienst tun, oder im elitär orientierten SS-Helferinnenkorps ihren Dienst auch formell als Mitglieder der SS verrichten, wo sie auch „reguläre Mitglieder der SS-Sippengemeinschaft“ waren[16]. Frauen arbeiteten als Aufseherinnen in den Konzentrationslagern und in der Verwaltung, als Nachrichten- und Stabshelferinnen, in deren Funktion sie Kommunikationsverbindungen offenhielten und der Stabsverwaltung halfen. Mit Hedwig Potthast wurde eine angestellte Sekretärin im Reichssicherheitshauptamt die Geliebte von Heinrich Himmler.

SS-Wirtschaftsbetriebe

Die SS gründete zahlreiche Firmen, u. a. 1938 die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST), die sie 1940 in den Deutschen Wirtschaftsbetrieben (DWB) zusammenfasste. Die DWB wurden von leitenden Mitarbeitern der SS-Verwaltung geführt. 1942 wurden sämtliche wirtschaftlichen Angelegenheiten im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt konzentriert. Dieses betrieb über das Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft die Verwaltung der Konzentrations- und Vernichtungslager mit der wirtschaftlichen Ausbeutung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge. 1943/44 gehörten etwa 30 Unternehmen mit über 100 Betrieben, in denen mehr als 40.000 Konzentrationslagerhäftlinge arbeiten mussten, zum Wirtschaftsimperium der SS. Der Hauptsitz der DWB befand sich in Oranienburg bei Berlin.

Die SS erwarb auch mehrere Mineralwasserkonzerne, so etwa die Heinrich Mattoni AG und die Apollinaris Brunnen AG.[17]

Weiterhin gab es die „künstlerischen“ Unternehmungen der SS:

Personalentwicklung

Als Heinrich Himmler am 6. Januar 1929 die Führung der SS von Erhard Heiden übernahm, umfasste diese Organisation 280 Mann als „aktive Mitglieder“.[18] Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme stieg die Zahl der SS-Mitglieder innerhalb eines Jahres von 52.174 (Januar 1933) auf 209.014 (Dezember 1933).[19] Seit Ende 1934 bestand die SS zum einen aus den kasernierten Einheiten der bewaffneten SS (seit 1939: Waffen-SS), zum anderen aus der Allgemeinen SS, deren Angehörige nicht kaserniert waren. Die Mitgliederzahl der Allgemeinen SS nahm in den folgenden Jahren nur noch langsam zu. Ihr Höchststand lag Ende 1941 bei 271.060 Mitgliedern. Die bewaffnete SS entwickelte sich erst während des Krieges zu einem quantitativ bedeutsamen Faktor. Ihre Mitgliederzahl stieg von 23.406 (Ende 1938) auf 594.443 (Juni 1944).[20] Eine wichtige Rolle spielte hierbei, dass es der SS gelang, sich in ein positives Licht zu setzen. So begann man nach den Olympischen Spielen mit dem Aufbau eines eigenen Olympiakaders von quasi-Staatsamateuren, um bei den nächsten Olympischen Spielen die Mehrzahl der deutschen Olympiamannschaft (=die besten deutschen Männer) zu stellen. Die SS trat auch als Unterstützer der nationalsozialistischen FKK-Bewegung auf, die der Ansicht war, den schönen arischen Körper nicht verstecken zu müssen.[21]

Bei Kriegsbeginn (1939) wurden rund 60 % der Mitglieder der Allgemeinen SS zur Wehrmacht eingezogen.[22] Das hieß, dass von den damaligen 260.000 SS-Mitgliedern 170.000 ihren Kriegsdienst in den drei Wehrmachtteilen Heer, Luftwaffe und Marine taten. Nur ca. 36.000 wurden von der Waffen-SS übernommen. Die übrigen Mitglieder waren entweder für den Kriegsdienst zu alt oder waren auf „unabkömmlichen Posten“ im Öffentlichen Dienst oder bei den Polizeikräften eingesetzt.

Im Juni 1944 zählte die SS 794.941 Mitglieder. Davon gehörten 264.379 zur Allgemeinen SS.[20] Vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg machte Robert Brill, ehemaliger Leiter des „Ergänzungsamtes der Waffen-SS“, am 5. und 6. August 1946 Angaben zur Personalentwicklung der Waffen-SS:

„Bei Kriegsende war die Waffen-SS noch ca. 550.000 Mann stark; bis Ende Oktober 1944 waren ca. 320.000 Mann gefallen oder schwerstverletzt. […] In der Waffen-SS dienten etwa 400.000 Reichsdeutsche, 300.000 Volksdeutsche und 200.000 Angehörige anderer Völker. […] Im Jahr 1944 wurde die Masse der noch Kriegsverwendungsfähigen aus den Wachmannschaften der Konzentrationslager herausgezogen und für den Wehrdienst freigemacht. Bis dahin wurden die Wachmannschaften aus Notdienstverpflichteten der Allgemeinen SS und des ehemaligen Frontkämpferbundes 'Kyffhäuser' gestellt. 1944 kam noch ein starkes Kontingent aus der Wehrmacht. Es handelte sich meines Wissens zunächst um 10.000 Mann. Später mehr. […] Meines Wissens setzten sich die Wachverbände in den KZs im Jahre 1944 aus 6.000 Notdienstverpflichteten, 7.000 Volksdeutschen, 7.000 Heeresangehörigen und einer Anzahl von Luftwaffenangehörigen zusammen. […]“

Documents of the Major War Criminals. Vol. XX, S. 371–471

Im Verlauf des Krieges war eine zunehmende Verwendung ausländischer Staatsangehöriger in Verbänden der Waffen-SS zu beobachten. Bei „Kriegsende bestanden 19 ihrer 38 Divisionen weitgehend aus Ausländern“, meist aus Osteuropa.[23]

Nach 1945 – Alliierte Gerichtsbarkeit, Fluchtbewegungen und Nachkriegszeit

Auflösung und Verbot der SS

Bis Kriegsende kämpften SS-Verbände oft erbittert gegen die vorrückenden Alliierten und setzten insbesondere die Ermordung von Juden fort, solange sie dazu noch im Stande waren (vgl. Todesmärsche von KZ-Häftlingen). In zahlreichen Fällen besorgten SS-Angehörige sich Uniformen der Wehrmacht, um von den Alliierten nicht als der SS zugehörig erkannt zu werden. Heinrich Himmler selbst wurde in der Uniform eines Unteroffiziers der Geheimen Feldpolizei von den Briten verhaftet und beging, nachdem er erkannt worden war, Selbstmord.

Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, die alle unter deutschem Oberbefehl stehenden Verbände einbezog, ordneten die Alliierten mit der Direktive 2 des Kontrollrates vom 10. September 1945 die Auflösung an. Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 wurden die SS und ihre Neben- und Ersatzorganisationen auch förmlich aufgelöst sowie die Neugründung verboten.

Nürnberger Prozess und Folgeprozesse

Angeklagte, Rastatter Prozesse, 1946

Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 wurde sie als „verbrecherische Organisation“ eingestuft. Diese Bewertung betraf die gesamte SS, einschließlich der Waffen-SS, der SS-Totenkopfverbände und des SD mit Ausnahme der sogenannten Reiter-SS und des SS-eigenen Vereins Lebensborn. Verteidiger der SS war Horst Pelckmann.

Im Anschluss kam es zu einer Reihe von Prozessen, die sich mit Einzelaspekten der Taten der SS beschäftigten: Von Januar bis November 1947 mussten sich eine Reihe von Funktionären des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes der SS wegen ihrer Rolle beim Massenmord in den Konzentrationslagern verantworten; Im Prozess gegen Funktionäre des Rasse- und Siedlungshauptamtes vom Juli 1947 bis März 1948 stand die „Rassenpolitik“ der SS im Vordergrund. Im Einsatzgruppen-Prozess zwischen September 1947 und April 1948 standen Einsatzgruppenleiter der SS wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor Gericht.

Flucht von SS-Tätern

Unterstützung bei der Flucht über die sogenannten Rattenlinien fanden ehemalige SS-Angehörige unter anderem durch hochrangige Vertreter der römisch-katholischen Kirche besonders in Italien. Lange existierte ein Gerücht über eine Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen (ODESSA), die kurz vor Kriegsende gegründet worden sein soll, um ehemalige SS-Angehörige auch nach dem Ende des Krieges zu unterstützen und ihnen die Flucht zu ermöglichen. Zu den Tätern, denen eine Flucht gelang, gehörten unter anderem Josef Mengele und Adolf Eichmann.

Nachkriegszeit bis heute

Gesetzliche Ächtung von Symbolen der SS

Die Bundesrepublik Deutschland ging über das Organisationsverbot der Alliierten hinaus und stellte im Strafgesetzbuch sowohl die Verbreitung von Propagandamaterial (§ 86) als auch die Verwendung der Symbole der SS (§ 86a) unter Strafe. Kennzeichen im Sinne der Paragrafen sind namentlich Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Grußformen. Den Kennzeichen stehen auch solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind. Diese Verbote der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gelten nur dann nicht, wenn ihre Verwendung „der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient“ (§ 86, Absatz 3).

Für Österreich gilt der § 3 des Verbotsgesetzes. Für die Schweiz und andere Länder gelten entsprechende Regelungen.

Strafprozesse

In zahlreichen Ländern gab es Prozesse gegen SS-Täter. In der Bundesrepublik Deutschland zählen zu den bekanntesten Prozessen der Ulmer Einsatzgruppenprozess und die Auschwitz-Prozesse. Die bundesdeutsche Bereitschaft zu einer strafrechtlichen Ahndung entstand nur allmählich. Zahlreiche SS-Täter konnten sich ihrer Verantwortung entziehen, darunter auch hochrangige Offiziere. Die Ermittlungsarbeit der Staatsanwälte führte jedoch zu einem Erkenntnisgewinn über die Arbeitsweise der SS-Institutionen und das Ausmaß ihrer Verbrechen.

Traditionsverbände der SS

Trotz weitgreifenden Verboten der SS, von Propagandamaterialien und Symbolen gab es nach 1945 eine Reihe von „Traditionsverbänden“ der SS und der Waffen-SS-Angehörigen, wie etwa die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) in Deutschland oder die Kameradschaft IV in Österreich.

Jüngste Prozesse

Vereinzelt kam es noch nach der Jahrtausendwende in der Bundesrepublik Deutschland zu Kriegsverbrecherprozessen gegen Angehörige der SS und ihrer Unterverbände:

  • Im November 2009 begann am Landgericht München II ein Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher John Demjanjuk. Am 12. Mai 2011 verhängte das Gericht wegen Beihilfe zum Mord an 28.060 Menschen eine Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren. Das Urteil wurde nicht rechtskräftig: Demjanjuk starb zehn Monate später, bevor über die von ihm und von der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil eingelegte Revision entschieden war.
  • Am 8. Dezember 2009 gestand der ehemalige SS-Mann Heinrich Boere vor dem Aachener Landgericht, 1944 in den Niederlanden drei Zivilisten getötet zu haben (drei der 54 der so genannten „Silbertanne“-Morde. Unter diesem Decknamen verübte das „Sonderkommando Silbertanne“ nach Anschlägen niederländischer Widerstandskämpfer Vergeltungsmorde an Zivilisten, denen nachgesagt wurde, dass sie mit Widerstandskämpfern sympathisierten). Er habe nicht mit dem Bewusstsein gehandelt, ein Verbrechen zu begehen, sagte der 88-jährige.[24] Am 23. März 2010 wurde Heinrich Boere zu lebenslanger Haft verurteilt und trat am 15. Dezember 2011 die Haftstrafe an. Boere starb am 1. Dezember 2013 im Alter von 92 Jahren im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg eines natürlichen Todes.[25]
  • Im August 2010 wies das Bundesministerium der Justiz den Freistaat Bayern an, ein 60 Jahre altes Urteil der niederländischen Justiz zu überprüfen. Der fast 90-jährige mutmaßliche NS-Verbrecher Klaas Carel Faber, ein gebürtiger Niederländer, lebte seit Jahrzehnten unbehelligt in Ingolstadt. Nach Überzeugung der niederländischen Justiz hatte Faber als Mitglied des SS-Sonderkommandos Silbertanne 22 Morde begangen. 2012 verstarb Faber jedoch, bevor ein Verfahren eingeleitet wurde.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Schutzstaffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schutzstaffel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, ISBN 978-3-486-70936-0, S. 41.
  2. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS. Der Spiegel 42/1966 (10. Oktober 1966).
  3. Hans Buchheim: Die SS – das Herrschaftsinstrument, Befehl und Gehorsam. München 1967, S. 30.
  4. Brian L. Davis, Ian Westwell: Deutsche Uniformen und Abzeichen 1933–1945. S. 66.
  5. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 42 ff.
  6. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 43.
  7. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 44.
  8. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 57 ff.
  9. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 56.
  10. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 64.
  11. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 65.
  12. Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 67.
  13. a b Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945. Oldenbourg Verlag, München 2012, S. 82.
  14. Hans Buchheim, Die SS – das Herrschaftsinstrument, Befehl und Gehorsam, München 1967, S. 59 f.
  15. Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Verlag Ferd. Schöningh, 2013, ISBN 978-3-506-77241-1, S. 140. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  16. siehe: Rezension von Franka Maubach bei H-Soz-Kult, betreffend: Mühlenberg, Jutta, Das SS-Helferinnenkorps. Ausbildung, Einsatz und Entnazifizierung der weiblichen Angehörigen der Waffen-SS 1942–1949,Hamburg 2012: Hamburger Edition, HIS Verlag
  17. Himmlers Wirtschaftskonzern: Selters und Sudetenquell – Marke SS. In: Spiegel Online. 2. November 2008, abgerufen am 31. Dezember 2014.
  18. Anmerkung: Adolf Hitler wurde in der SS mit der Mitgliedsnummer 1 und außerhalb der SS-DAL (Dienstalterslisten der SS) geführt. Dort wurde er auf der ersten Seite als Oberster Dienstherr der Schutzstaffel bezeichnet und das eigentliche Mitgliederverzeichnis begann ab der Mitgliedsnummer 2. Quelle: SS-Hauptamt, DSt. Personal: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Ausgaben 1934–1944, S. 1.
  19. Vgl. die Mitgliederstatistik der SS für die Jahre 1930–1944 in: Michael Grüttner: Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939, Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 115.
  20. a b Michael Grüttner: Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939. Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 115.
  21. Arnd Krüger: Zwischen Sex und Zuchtwahl. Nudismus und Naturismus in Deutschland und Amerika. In: Norbert Finzsch, Hermann Wellenreuther (Hrsg.): Liberalitas: Eine Festschrift für Erich Angermann. (= Transatlantische Studien. Band 1). Steiner, Stuttgart 1992, ISBN 3-515-05656-4, S. 343–365.
  22. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS. Weltbild-Verlag, S. 369.
  23. Mark Mazower: Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. C.H. Beck, München 2009, S. 418.
  24. Aachen: Ehemaliger SS-Mann gesteht. wdr.de 8. Dezember 2009.
  25. rls/wit: Ehemaliger SS-Mann: Kriegsverbrecher Heinrich Boere gestorben. In: Spiegel Online. vom 2. Dezember 2013. Abgerufen am 17. Februar 2016.