Dieser Artikel enthält eine chronologische Auflistung von schweren Unfällen von Zügen im Ausland, die mit Schweizer Triebfahrzeugen bespannt waren, die aus der Schweiz oder in die Schweiz verkehrten oder die einen anderen Bezug zu Schweiz haben. Bei diesen Unfällen war der Verlust von Menschenleben zu beklagen, es wurde ein erheblicher Schaden verursacht oder sie sind aus anderen Gründen erwähnenswert.
Am 11. August 1939 konnte auf der Südrampe der Simplonlinie ein Güterzug mit Personenbeförderung nur ungenügend bremsen. Bei der Einfahrt in den Bahnhof Domodossola prallte er mit grosser Geschwindigkeit in abgestellte Wagen und entgleiste, wobei die Lokomotive Ae 4/7 10973 der SBB stark beschädigt[2] und ein Grossteil der 55 Wagen zertrümmert wurden. Es waren sechs Tote, ein Schwerverletzter und elf leichter Verletzte zu beklagen.[3][4]
TEE Cisalpin auf der Fahrt zwischen Dijon und Dole. Ein solcher Zug verunfallte am 5. Oktober 1962 bei Montbard.
Montbard (FrankreichFrankreich) – TEE erfasste Güterwagen
Am 5. Oktober 1962 erlitt der nach Paris fahrende TEECisalpin einen schweren Unfall in der Nähe des Bahnhofs Montbard. Der fast fabrikneue RAe TEE II 1053 der SBB fuhr mit 140 km/h in einen auf dem Gegengeleis verunglückten und ins Profil ragenden Kesselwagen, entgleiste, kippte um und rammte dann noch ein steinernes Wärterhaus. Der Unfall forderte zehn Tote und elf Verletzte. Der beim Unfall beschädigte Steuerwagen 1 wurde abgebrochen und durch ein neues Fahrzeug ersetzt.[5]
Labergement-Sainte-Marie (FrankreichFrankreich) – TEE prallte in Lastwagen
Am 26. Juni 1964 fuhr der RAe TEE II 1052 als TEE Cisalpin auf einem Bahnübergang zwischen Vaux-et-Chantegrue und Labergement-Sainte-Marie in einen mit Bitumen beladenen Lastwagen, wobei drei Todesopfer und 20 Verletzte zu beklagen waren.[5][6]
Como (ItalienItalien) – Kollision zweier Güterzüge
Am 17. Dezember 1968 kostete der Zusammenstoss zweier Güterzüge auf dem von den italienischen Staatsbahnen (FS) betriebenen Streckenabschnitt zwischen Como und Chiasso drei Menschenleben. Der Unfall wurde durch ein Bremsversagen des aus Mailand kommenden Zugs verursacht. Die Rettungsarbeiten wurden durch die verstreute Ladung eines Autotransportwagens erschwert.[7]
Bergungsarbeiten des am 9. Februar 1971 in Deutschland schwer verunfallten Dieseltriebzugs RAm TEE I der SBB.
Aitrang (DeutschlandDeutschland) – Entgleisung mit anschliessendem Auffahrunfall
Am 9. Februar 1971 entgleiste auf der Fahrt von München nach Zürich der TEE „Bavaria“. Der Dieseltriebzug RAm TEE I der SBB durchfuhr hinter dem Bahnhof Aitrang eine Kurve mit überhöhter Geschwindigkeit und entgleiste. Der eigentliche Unfallgrund konnte nie sicher geklärt wurden. Kurze Zeit später fuhr aus der Gegenrichtung ein Schienenbus in die Unfallstelle. 28 Menschen kamen ums Leben, 42 wurden verletzt. Unter den Toten befand sich der Schauspieler und Regisseur Leonard Steckel.
Rheinweiler (DeutschlandDeutschland) – Schweiz-Express entgleist wegen überhöhter Geschwindigkeit
am 21. Juli 1971 entgleiste auf der Rheintalbahn der Schweiz-Express von Basel nach Kopenhagen vor der Einfahrt in den Bahnhof Rheinweiler. 25 Menschen starben, 121 wurden zum Teil schwer verletzt. Als wahrscheinliche Ursache wurde eine Dienstunfähigkeit des Lokomotivführers, eventuell ein Schwächeanfall, zum Unglückszeitpunkt zugrunde gelegt.[8]
Bregenz (OsterreichÖsterreich) – „Bavaria“ kollidiert mit Expresszug
Am 30. August 1989 prallten auf der Bahnstrecke Lindau–Bludenz südlich von Bregenz der Eurocity „Bavaria“ und der Expresszug „Montfort“ frontal zusammen. Wegen Bauarbeiten waren die Sicherungsanlagen ausser Betrieb und der „Montfort“ war ab Bregenz irrtümlicherweise auf das Streckengleis geleitet worden, auf dem ihm der Eurocity entgegenkam. Beim Aufprall waren beide Züge noch mit je knapp 40 km/h unterwegs. Ein Fahrgast wurde getötet, 34 Menschen wurden verletzt, teilweise schwer.[9]
Am 31. Juli 1993 fuhr der mit zwei Re 4/4 II[2] der SBB bespannte Zug 227 „Galilei“ Paris–Florenz im Rio-Rido-Tunnel auf den Italia-Express Dortmund–Rom auf. Der Italia-Express war wegen eines Ausfalls der Fahrleitungsspannung zum Stehen gekommen. Es waren ein Toter und etwa 60 Verletzte zu beklagen. Ein Fahrdienstleiter in Varzo wollte ohne Verständigung des Zugpersonals den Riviera-Express Dortmund–Ventimiglia auf dem falschen Geleise passieren lassen und hat dazu die Sicherungsanlage auf Einspurbetrieb umgeschaltet. Dabei ging ein Blocksignal auf Fahrt, worauf Zug 227 wieder anrollte und in den noch stehenden Italia-Express prallte.[10]
Lochau (OsterreichÖsterreich) – Eurocity überfährt Polizisten und Leichenbestatter
Am 29. Dezember 2006 überfuhr die SBB Re 421 des EurocitysMünchen–Zürich zwei Polizisten und einen Leichenbestatter und verletzte sie tödlich. Das Ermittlerteam war damit beschäftigt, einen Personenunfall zu untersuchen; ein 18-jähriger war auf dem Heimweg von einer Party auf den Schienen unterwegs, als er von einem Regionalzug erfasst wurde.[11] Obwohl die Polizei die ÖBB-Leitstelle in Innsbruck verständigte, erhielt der Lokomotivführer keine Meldung über die sich im Gleisbereich aufhaltenden Personen.[12] Bei beiden Unfällen wurde der betroffene Zug vom selben Lokomotivführer gefahren.[13]
Am 20. Mai 2011 führte beim Eisenbahnunfall von Müllheim eine gebrochene Radachse eines Schweizer Güterwagens zur Entgleisung von acht teilweise mit Gefahrgut beladenen Wagen beim Bahnhof Müllheim. Rund 300 Anwohner im Umkreis der Unglücksstelle wurden wegen Explosionsgefahr evakuiert.
Am 9. Juni 2011 geriet im italienischen Teil des Simplontunnels[14] ein Güterzug der unbegleiteten Rollenden LandstrasseNovara–Rostock von BLS Cargo in Brand. Es entstand grosser Sachschaden. 600 Meter Geleise und 14 Kilometer Kabel mussten ersetzt werden. Der Führer der beiden Lokomotiven Re 4/4 konnte sich in Sicherheit bringen. Das Feuer wurde durch die lose Plane eines Sattelaufliegers auslöst, die im Tunnel mehrmals die Fahrleitung berührte.[15][16][17]
In der Nacht auf den 14. Januar 2015 wurde im Containerterminal des Hauptbahnhofs Hof die Lokomotive Re 421 383 von einem Reach-Stacker seitlich aufgeschlitzt. Der Arm des abgestellten Greifstaplers ragte noch in das Profil des Containerzugs, der mit einer Diesellokomotive aus einem Gleis zurückgezogen wurde. Die Re 421 war von SBB-Cargo an ein deutsches Eisenbahnverkehrsunternehmen vermietet.[18]
Am 12. Januar 2017 überfuhr in Dinslaken ein aus den Niederlanden kommender Güterzug von SBB Cargo International einen Bancomat, den Diebe auf die Gleise gelegt hatten. Durch die Wucht des Aufpralls entgleiste die Lokomotive. Die Täter flüchteten, das Geld wurde von der Polizei sichergestellt.[19]
Saint-Louis (FrankreichFrankreich) – Strassenbahn kollidiert mit Lieferwagen
Am 21. August 2018 kollidierte in Saint-Louis ein Lieferwagen mit einem Flexity-2-Tram der grenzüberquerenden Linie 3 der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Die Strassenbahn entgleiste und riss einen massiven Fahrleitungsmasten um. Die Reparatur des stark beschädigten Niederflur-Gelenkwagens dauerte mehrere Jahre.[20]
Auggen (DeutschlandDeutschland) – RoLa prallt in Betonelement
Am 2. April 2020 kollidierte in Auggen auf der Rheintalbahn ein von der Re 485 004 von BLS Cargo beförderter Zug der Rollenden Landstrasse von RAlpin mit einem Betonelement, das beim Abbruch einer Strassenüberführung auf das Gleis gestürzt war. Der Lokomotivführer wurde dabei getötet, von den zehn im Begleitwagen direkt hinter der Lokomotive mitfahrenden Lastwagen-Chauffeuren wurde einer schwer und zwei leicht verletzt.[21]
↑ abDer Fahrdienst auf dem in Italien gelegenen Abschnitt Iselle–Domodossola wird von den SBB nach Schweizer Vorschriften ausgeführt. Der Streckenabschnitt gehört den italienischen Staatsbahnen (FS), die auch das stationäre Personal stellen.
↑Entre Côme et Chiasso: Collision des trains. (Le Temps – archives historiques) Journal de Genève, 18. Dezember 1968, S. 3, archiviert vom Original am 2. Dezember 2013; abgerufen am 15. November 2013 (französisch).