Kirchheim an der Weinstraße
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 32′ N, 8° 11′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Grünstadt-Land | |
Höhe: | 145 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,98 km2 | |
Einwohner: | 1916 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 213 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67281 | |
Vorwahl: | 06359 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 030 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Industriestraße 11 67269 Grünstadt | |
Website: | www.gruenstadt-land.de | |
Ortsbürgermeister: | Robert Brunner (CDU) | |
Lage der Gemeinde Kirchheim an der Weinstraße im Landkreis Bad Dürkheim | ||
Kirchheim an der Weinstraße ist eine Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim und liegt im Nordwesten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.
Geographie
Kirchheim liegt auf knapp 150 m Höhe nahe dem nördlichen Beginn der Deutschen Weinstraße. Westlich erhebt sich die Haardt als Ostrand des Pfälzerwaldes, im Osten erstreckt sich die Oberrheinische Tiefebene. Durch den Ort fließt von West nach Ost der Eckbach, der regional auch die Eck genannt wird.
Nachbargemeinden Kirchheims sind im Uhrzeigersinn die Kleinstadt Grünstadt im Norden sowie die Dörfer Bissersheim im Osten, Herxheim am Berg im Süden und Kleinkarlbach im Westen.
Geschichte
Chronik
Unten in der Aue des Eckbachs lag die Keimzelle des Ortes, der sich zunächst am rechten, dem südlichen Ufer empor ausbreitete. 764 n. Chr. wurde Kirchheim erstmals erwähnt. Historische Funde deuten indessen auf eine Besiedlung bereits während der Bronzezeit hin.
Das Dorf hieß bis 1952 Kirchheim an der Eck und gehörte zum Landkreis Frankenthal, bis dieser 1969 aufgelöst wurde. Nach dem im gleichen Jahr vollzogenen Wechsel in den neuen Landkreis Bad Dürkheim wurde Kirchheim 1972 der ebenfalls neu gebildeten Verbandsgemeinde Grünstadt-Land zugeordnet.
2006 versuchte die NPD, in Kirchheim ein Fortbildungszentrum zu eröffnen. Dazu sollte die ehemalige Gräfliche Leininger Mühle, deren Wirtschaftsgebäude schon seit geraumer Zeit als Gaststätte diente, erworben und umgebaut werden. Der Ankauf des Anwesens scheiterte, weil die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land veranlasste, dass es unter Denkmalschutz gestellt wurde, der mit einer Veränderungssperre verbunden war.[2] Am 13./14. Mai 2006 war das Wirtschaftsgebäude durch eine ungeklärte Brandstiftung schwer beschädigt worden. Als Täter verdächtigt wurden einerseits militante NPD-Gegner, andererseits auch die Partei selbst, die den Kaufpreis habe drücken wollen.[3] Im Frühjahr 2009 wurde das nicht unter Denkmalschutz stehende Wirtschaftsgebäude abgerissen; die übrige Anlage soll saniert werden.[4]
Religionen
2007 waren 45,9 Prozent der Einwohner evangelisch und 26,9 Prozent katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[5]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Kirchheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[6]
SPD | CDU | FWG | KL | Gesamt | |
2009 | 5 | 6 | 3 | 2 | 16 Sitze |
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: Von Silber und Blau gespalten, rechts ein schwarzes Andreaskreuz, links auf grünem Grund eine rotgedeckte silberne Kirche mit goldenem Kreuz.
Es wurde 1904 per Ministerialentschließung in München genehmigt und geht zurück auf ein Siegel von 1509. Die Kirche verweist redend auf den Ortsnamen. Das Kreuz erinnert an den heiligen Andreas, den Patron der Pfarrkirche.[7]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bauwerke
Der Ortskern, bestehend aus Hintergasse 2, Kleinkarlbacher Str. 2 sowie Weinstraße Nord 1–43, ist als Denkmalzone ausgewiesen. Für den Gemeindebereich werden im Verzeichnis[8] der rheinland-pfälzischen Generaldirektion Kulturelles Erbe 30 Bauten oder Gebäudeteile als schutzwürdig aufgeführt. Dazu zählen:
St.-Andreas-Kirche – Wahrzeichen Kirchheims ist die protestantische St.-Andreas-Kirche, die im Wesentlichen aus der Spätgotik stammt und besonders am Turm barocke Ergänzungen und Ausbauten erfahren hat. Innen steht, mit einer Annaselbdritt-Gruppe aus dem Mittelalter, einer der ältesten Altäre der Pfalz. Mit der Hartung-Orgel von 1750, die 1993 durch die Firma Mönch (Überlingen) restauriert wurde, verfügt die Kirche über ein Instrument mit 24 Registern.
Protestantisches Pfarrhaus – Das Protestantische Pfarrhaus nebenan ist ein spätbarocker Walmdachbau mit Fachwerkanteilen und stammt aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert.
Friedrich-Diffiné-Haus – Das Gebäudeensemble des Friedrich-Diffiné-Hauses gegenüber der St.-Andreas-Kirche besteht aus einem barocken Mansardwalmdachbau von 1732/37 und einem klassizistischen Wirtschaftsgebäude von 1844. Es dient als Dorfgemeinschaftshaus, außerdem wird in den Räumlichkeiten die Volkshochschule Kirchheim-Bissersheim betrieben.
-
St.-Andreas-Kirche mit barocker Turmhaube
-
Friedrich-Diffiné-Haus, Haupthaus-Portal
-
Friedrich-Diffiné-Haus, Wirtschaftsgebäude
-
Schulhaus von 1903/04
Wormsischer Klosterhof – Der Wormsische Klosterhof, dessen Name auf das frühere Fürstbistum Worms hinweist, ist ein seit 1617 bezeugter Dreiseithof mit Renaissance-Treppenturm.
Altes Rathaus – Das Alte Rathaus weist Zierfachwerk auf mit Motiven aus Gotik und Renaissance und ist 1574 und 1595 urkundlich erwähnt.
Schulhaus – Das Schulhaus westlich neben dem Friedrich-Diffiné-Haus wurde 1903/04 nach Plänen des Mannheimer Architekten Albert Friedrich Speer (Vater des gleichnamigen NS-Architekten) als späthistoristischer Putzbau errichtet und beherbergt heute die Grundschule des Ortes.
Eckbachmühlen – Entlang des Eckbachs verläuft der Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg. Am Bach wurden früher zahlreiche Mühlen betrieben; auf der Gemarkung des Dorfes sind Kandel- oder Oligmühle, Eselsmühle und Gräfliche Leininger Mühle noch mehr oder weniger gut erhalten. Letztere wurde ursprünglich als Kochsche Mühle bezeichnet; ihren volkstümlichen Namen verdankt sie dem Umstand, dass sie 1751/52 Eigentum der Gräfin Christiane Wilhelmine zu Leiningen war[4], die 1749 Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen geheiratet hatte, den ersten zum Fürsten erhobenen Leininger.
Friedhöfe
Gleichfalls als Denkmalzonen[8] ausgewiesen sind:
- der Gemeindefriedhof an der Kleinkarlbacher Straße (1835 angelegt) mit klassizistischen bzw. historistischen Grabmälern, die im 19. bzw. im frühen 20. Jahrhundert entstanden sind
- der jüdische Friedhof an der B 271 südlich der Bebauungsgrenze, der von 1887 bis 1962 belegt war und noch acht zwischen 1907 und 1918 gesetzte Grabsteine aufweist
Regelmäßige Veranstaltungen
Ein überregional bekannter kultureller Höhepunkt des Ortes ist alljährlich seit 1990 der Kirchheimer Konzertwinter. In der St.-Andreas-Kirche finden von September bis März sechs Konzerte mit je einem thematischen Schwerpunkt statt. Im Zentrum stehen kammermusikalische Werke und häufig die Wiederentdeckung vergessener Komponisten. Gründer und künstlerischer Leiter der Konzertreihe ist der Bassbariton und Bachpreisträger Dominik Wörner.
Durch den Ort führt der Marathon Deutsche Weinstraße, der seit 1998 in zweijährigem Turnus ausgetragen wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Hauptwirtschaftsfaktoren sind Weinbau und Tourismus. Kirchheim ist die Heimat der Deutschen Weinkönigin 2005/06, Sylvia Benzinger.
Verkehr
Die eingleisige Bahnstrecke Bad Dürkheim–Grünstadt–Monsheim führt durch den Ort, der Haltepunkt Kirchheim am ehemaligen Bahnhof wird im Taktverkehr von Regionalbahnen bedient. Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert, es gelten dessen Gemeinschaftstarife.
Der Ort liegt 2 km südlich der Autobahn 6 (Saarbrücken–Mannheim), die über die Anschlussstelle Grünstadt erreicht wird. Die Bundesstraße 271 (Bad Dürkheim–Monsheim), hier identisch mit der Deutschen Weinstraße, führt derzeit noch mitten durch Kirchheim und über einen mit Halbschranken gesicherten Bahnübergang; einen gleichartigen Übergang besitzt die Kleinkarlbacher Straße.
Der Bau einer Ortsumgehung für die B 271 ist in der Planungsphase. Die Umgehung wird von den Einwohnern seit mehreren Jahrzehnten angestrebt. Ein durch Unfallschäden an seinem Hausanwesen betroffener Bürger empfiehlt durch eine Aufschrift an der Außenmauer mit einem ironisch gemeinten Abbiegehinweis eine entsprechende Umleitung.
Innerörtlich wird über die Vor- und Nachteile einer West- bzw. Osttrasse gestritten. Die Osttrasse käme billiger, weil sie in dieser Form zwischen Neustadt an der Weinstraße und Bad Dürkheim bereits verwirklicht ist und Kirchheims Nachbargemeinden sie ebenfalls planen; zudem würde sie durch preisgünstigeres Ackerland führen. Die Westtrasse, die von einer Mehrheit unter den Bürgern favorisiert wird, würde wertvolleres Weinberggelände verbrauchen sowie zusätzliche Kreuzungs- und Brückenbauwerke sowohl mit der alten B 271 als auch mit der Bahnstrecke erfordern.
Im Februar 2009 hat der Landesbetrieb Mobilität in Speyer nach sechsjährigem Verfahren einen Planfeststellungsbeschluss erlassen, der die Westumgehung festschreibt. Sie soll nach Stand zur Zeit des Beschlusses 16,4 Millionen Euro kosten und von (im Jahre 2005 erfassten) 13.000 Fahrzeugen pro Tag 11.000 von der Ortsdurchfahrt abhalten.[9]
Feuerwehr
Im Frühjahr 2009 wurde an der Kleinkarlbacher Straße ein neues Feuerwehrhaus in Betrieb genommen, das die Stützpunktfeuerwehr Kirchheim-Kleinkarlbach beherbergt. Weil die Ausfahrt zur Straße in einer Kurve liegt, musste eigens eine Bedarfsampel installiert werden.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Johann Friedrich Christian Hess (Sohn), Architekt des Klassizismus
- Willi Jakobs, langjähriger Bürgermeister, Heimatforscher
Weitere Persönlichkeiten
- Sylvia Benzinger, Deutsche Weinkönigin
- Johann Georg Christian Hess (Vater), Architekt des Klassizismus
- Dominik Wörner, Gründer und Leiter des Kirchheimer Konzertwinters
Literatur
- Heinrich J. Keller und Willi Jakobs: Mein Heimatbuch: aus vergangenen und gegenwärtigen Tagen von Kirchheim an der Weinstraße. 3. Auflage, bearbeitet und ergänzt von Willi Jakobs. Gemeinde Kirchheim an der Weinstraße, Kirchheim 1992
- Willi Jakobs: Denkmal dunkler Zeiten. Friedhof und Synagoge der jüdischen Gemeinde Kirchheim. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim, 15 (1997), S. 177–179, Bad Dürkheim 1996
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ www.redok.de: Keine Mühle für die NPD, 20. August 2006 (abgefragt 17. August 2007)
- ↑ Pressemeldung des Polizeipräsidiums Rheinpfalz, Ludwigshafen, 16. Mai 2006 (abgefragt 17. August 2007)
- ↑ a b Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Unterhaardter Rundschau: „Stein des Anstoßes wird beseitigt“, 29. April 2009
- ↑ KommWis, Stand: 31. Dezember 2007
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3
- ↑ a b Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler: Kreis Bad Dürkheim
- ↑ Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Unterhaardter Rundschau: „Wir sind lediglich einen Schritt weiter“, 12. Februar 2009
Weblinks
- VG Grünstadt-Land: Kirchheim an der Weinstraße
- SWR, Hierzuland Rheinland-Pfalz: Kirchheim, Ortsportrait mit Video, 19. Januar 2003
- Hartung-Orgel in Kirchheim an der Weinstraße
- Kirchheimer Konzertwinter
- Kirchheimer Weinwelt