Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess

Ernst Thälmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. März 2005 um 17:37 Uhr durch Eborutta (Diskussion | Beiträge) (→‎Würdigungen: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ernst-Thälmann-Denkmal in Weimar
Ernst-Thälmann-Denkmal in Stralsund

Ernst Thälmann (auch Teddy genannt) (* 16. April 1886 in Hamburg; † 18. August 1944 ermordet im Konzentrationslager Buchenwald) war ein Hamburger Arbeiter und Politiker der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD.

Leben

Eltern

Der Vater Johannes Thälmann, genannt Jan, stammte aus Weddern in Holstein und arbeitete dort als Knecht. Die Mutter Maria-Magdalene (geb. Kohpiess) wurde als Tochter eines Zimmermanns aus Kirchwerder in den Vierlanden geboren. Sie heirateten in Hamburg, und Ernsts Vater verdingte sich zunächst als Speditionskutscher.

Die Eltern waren parteipolitisch nicht organisiert; im Unterschied zum Vater war die Mutter tief religiös. Nach Ernsts Geburt übernahmen die Eltern eine Kellerwirtschaft in der Nähe des Hamburger Hafens. Später wurden sie wegen Verkaufs beziehungsweise Inzahlungnahme von Diebesgut vom Hamburger Landgericht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Diese Verurteilung gewann 36 Jahre später Bedeutung, als im Wahlkampf versucht wurde, Ernst Thälmann in Misskredit zu bringen. Eine Unterschlagungsaffäre in Kreisen der KPD, in die Thälmann verwickelt war, wurde als Argument gegen seine Person verwendet (siehe Wittorf-Affäre [1]). Im Zuge dieses Wahlkampfes kam es den politischen Gegnern gelegen, dass schon der Vater ein „Zuchthäusler“ gewesen sei.

Jugend

Ernst und seine jüngere Schwester Frieda wurden 1892 für 14 Monate getrennt bei anderen Familien untergebracht, seine Eltern wurden 1893 vorzeitig aus der Haft entlassen. In der Folge verkaufte die Mutter Gemüse auf dem Markt, Mitte der neunziger Jahre bauten sie sich mühsam ein kleines Gemüse-, Steinkohlen- und Fuhrwerksgeschäft auf. Von 1893 bis 1900 besuchte Ernst die Volksschule. Rückblickend beschrieb er später Geschichte, Naturgeschichte, Volkskunde, Rechnen, Turnen und Sport als seine Lieblingsfächer. Religion hingegen mochte er nicht. Schon während der Schulzeit arbeitete er im Geschäft seines Vaters.

Berufstätigkeit

Nach Schulentlassung aus der Klasse für besonders begabte Volkschüler und Konfirmation hätte Ernst gern einen Beruf (z.B. Lehrer) erlernt, aber der Vater bestimmte, dass er weiter im elterlichen Kleinbetrieb mitarbeiten müsse. Bald entschied er jedoch, sich wie die meisten Jungen seines Viertels als Hafenarbeiter zu verdingen. Ernst Thälmann verließ sein Elternhaus Anfang 1902 im Streit und kam zunächst in einem Obdachlosenasyl unter, später in einer Kellerwohnung. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Hafenarbeiter. Ab 1904 fuhr er als Heizer auf einem Frachter zur See, unter anderem in die USA. Sein Wehrdienst endete mit einer vorzeitigen Entlassung, da er in seiner Einheit bereits als politischer Agitator galt. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg betätigte sich Thälmann als konsequenter Streiter für die Interessen der Hamburger Hafenarbeiter. Von 1913 bis 1914 arbeitete er als Kutscher für eine Wäscherei.

Familie

Einen Tag vor seiner Einberufung zum Kriegsdienst heiratete er am 13. Januar 1915 Rosa Koch. Aus dieser Ehe ging die Tochter Irma Thälmann (später Irma Gabel-Thälmann) (* 6. November 1919; † 10. Dezember 2000) hervor.

Politische Karriere

Thälmann wurde am 15. Mai 1903 Mitglied der SPD. Am 1. Februar 1904 trat er dem Zentralverband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands bei. Ende 1917 wurde Thälmann Mitglied der USPD. Am Tag der Novemberrevolution, dem 9. November 1918, notierte er an der Westfront in seinem Tagebuch: ...mittags 2 Uhr abgehauen von der Front mit 4 Kameraden.

In Hamburg beteiligte er sich am Aufbau des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrates. Seit März 1919 war er Vorsitzender der USPD in Hamburg und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Gleichzeitig arbeitete er als Notstandsarbeiter im Hamburger Stadtpark. Im November 1920 vereinigte sich auf sein Betreiben die Hamburger USPD mit der KPD. Im Dezember wurde er in den Zentralausschuss der KPD gewählt. Im März 1921 wurde er wegen seiner politischen Tätigkeit vom Dienst im Arbeitsamt entlassen. Im Sommer des Jahres fuhr Thälmann als KPD-Vertreter zum III. Kongress der Komintern nach Moskau und lernte dort Lenin kennen. Am 18. Juni 1922 wurde ein Attentat auf seine Wohnung verübt. Angehörige der faschistischen Organisation Consul warfen eine Handgranate in seine Parterrewohnung. Seine Frau und seine Tochter blieben unverletzt. Thälmann selber kam erst später heim.

Thälmann war Teilnehmer und Organisator des Hamburger Aufstandes vom 23. bis 25. Oktober 1923 (siehe [2]). Der Aufstand scheiterte, und Thälmann musste für eine Weile untertauchen. Nach dem Tode Lenins am 21. Januar 1924 reiste Thälmann nach Moskau und hielt an Lenins Bahre zeitweise Ehrenwache. Ab Februar 1924 war er Stellvertretender Vorsitzender und ab Mai Reichstagsabgeordneter der KPD. Im Sommer wurde er auf dem V. Kongress der Komintern in ihr Exekutivkomitee und kurze Zeit später ins Präsidium gewählt. Am 1. Februar 1925 wurde er Vorsitzender des RFB und am 30. Oktober des Jahres Vorsitzender der KPD. Er kandidierte im selben Jahr für das Amt des Reichspräsidenten. Im Oktober 1926 unterstützte er in Hamburg den dortigen Hafenarbeiterstreik. Er sah dies als Ausdruck der Solidarität mit einem englischen Bergarbeiterstreik, der seit dem 1. Mai anhielt und sich (positiv) auf die Konjunkur der Unternehmen im Hamburger Hafen auswirkte. Thälmanns Absicht war, dieses „Streikbrechergeschäft“ von Hamburg aus zu unterbinden. Am 22. März 1927 beteiligte sich Ernst Thälmann an einer Demonstration in Berlin, wo er durch einen Säbelhieb verletzt wurde. 1928 fuhr Thälmann nach dem VI. Kongress der Komintern in Moskau nach Leningrad, wo er zum Ehrenmitglied der Besatzung des Panzerkreuzers Aurora ernannt wurde. Auf dem 12. Parteitag der KPD vom 9. bis 15. Juni 1929 in Berlin-Wedding ging Thälmann angesichts der Ereignisse des Blutmais, der sich dort zuvor zugetragen hatte, auf deutlichen Konfrontationskurs zur SPD. Am 13. März 1932 kandidierte er erneut für das Amt des Reichspräsidenten gegen Hindenburg. Slogan der KPD war: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg.“ Kurze Zeit später schlug er der SPD die Antifaschistische Aktion als Einheitsfront gegen die Nazis vor.

Als der NSDAP am 30. Januar 1933 die Macht übertragen wurde, schlug Thälmann der SPD einen Generalstreik vor, um Hitler zu stürzen, doch dazu kam es nicht mehr. Am 7. Februar des Jahres fand im Sporthaus Ziegenhals bei Königs Wusterhausen eine vom ZK einberufene Tagung der Politischen Sekretäre, ZK-Instrukteure und Abteilungsleiter der KPD statt. Auf dem von Herbert Wehner vorbereiteten Treffen sprach Thälmann zum letzten Mal vor leitenden KPD-Funktionären zu den bevorstehenden Reichstagswahlen und bekräftigte die Notwendigkeit des gewaltsamen Sturzes Hitlers.

Gefangenschaft unter Hitler

Ernst Thälmann wurde am 3. März 1933 in der Wohnung Lützower Straße 9 in Berlin verhaftet. Zunächst wurde er nach Moabit in Untersuchungshaft gebracht. Sein Prozess – den er sich nach eigenen Angaben herbeisehnte – wurde nie eröffnet. Thälmann deutete es so, dass seine beiden Verteidiger, beides NSDAP-Mitglieder (zu denen er dennoch gewisses Vertrauen hatte), irgendwann durchschaut hatten, dass er die Anklage vor der Weltöffentlichkeit umdrehen würde und sie dies dem Gericht vorab mitteilten. Weiter ging Thälmann davon aus, dass sich das Nazi-Regime nach der Schlappe des Reichstagsbrandprozesses gegen Georgi Dimitroff keine weitere Blöße geben wollte. Zu seinem 50. Geburtstag am 16. April 1936 bekam er Glückwünsche aus der ganzen Welt, darunter von Maxim Gorki, Heinrich Mann, Martin Andersen-Nexø und Romain Rolland. Im gleichen Jahr brach der Spanische Bürgerkrieg aus. Zwei Bataillone der Internationalen Brigaden benannten sich nach Ernst Thälmann.

Anfang 1944 schrieb Ernst Thälmann in Bautzen seine Antwort an die Briefe eines Kerkergenossen. Sie sind erhalten geblieben und bilden eine wichtige Quelle über Thälmanns Jahre in der Gefangenschaft. Am 17. August 1944 wurde Ernst Thälmann von Bautzen ins KZ Buchenwald gebracht, wo er am frühen Morgen des 18. August auf Befehl Adolf Hitlers erschossen und sofort verbrannt wurde. Kurze Zeit später wurde von den Nazis die Meldung verbreitet, er sei zusammen mit Rudolf Breitscheid bei einem Fliegerangriff am 23. August ums Leben gekommen.

Würdigungen

Neben der Benennung von Einheiten der Internationalen Brigaden nach Ernst Thälmann wurde 1948 in der SBZ die „Pionierorganisation Ernst Thälmann“ gegründet. Viele Schulen, Straßen, Plätze, Orte bzw. Siedlungen und Betriebe (VEB SKET = Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann) in der DDR trugen ebenfalls seinen Namen. Auch wurde eine Insel in der Schweinebucht südlich von Kuba nach ihm benannt, die Ernst-Thälmann-Insel. In den 1980er Jahren wurde in Berlin im Prenzlauer Berg der Ernst-Thälmann-Park angelegt, dazu wurde ein großes Denkmal von Lew Kerbel errichtet.

Kritik

In seiner Zeit als Chef der KPD bemühte sich Thälmann, die deutschen Kommunisten der Hegemonie der Kommunistischen Partei der Sowjetunion zu unterwerfen. Anhänger eines autonomen Kurses wurden aus der Partei gedrängt. Gerade unter der deutschen Linken wird Thälmann oft kritisch betrachtet. Clara Zetkin charakterisierte ihn als „kenntnislos und theoretisch ungeschult“; er sei „in kritikloser Selbsttäuschung und Selbstverblendung“ befangen, „die an Größenwahn grenzt“. Die Strategie der KPD während der Weimarer Republik, in der SPD einen Hauptfeind zu sehen (These vom Sozialfaschismus) wird oft als Schwächung der antifaschistischen Kräfte interpretiert.

Schriften

Zahlreiche Schriften sind im Web einsehbar:

Literatur

  • Hermann Weber; Bernhard H. Bayerlein (Hrsg.): Der Thälmann-Skandal. Geheime Korrespondenzen mit Stalin, Berlin 2003. (Archive des Kommunismus - Pfade des XX. Jahrhunderts. 2).
  • Irma Thälmann: Erinnerungen an meinen Vater. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1973.

Filme