„Hydroxylapatit“ – Versionsunterschied

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[[Fluorapatit]] besitzt bei gleichem pH-Wert ein viel geringeres Löslichkeitsprodukt, d. h. es dissoziieren weitaus weniger Fluorapatitmoleküle in einer Lösung als Hydroxylapatitmoleküle. Das ist der Grund, warum Fluorapatit beständiger ist als das körpereigene Hydroxylapatit.
[[Fluorapatit]] besitzt bei gleichem pH-Wert ein viel geringeres Löslichkeitsprodukt, d. h. es dissoziieren weitaus weniger Fluorapatitmoleküle in einer Lösung als Hydroxylapatitmoleküle. Das ist der Grund, warum Fluorapatit beständiger ist als das körpereigene Hydroxylapatit.


Das natürlich vorkommende Calciumphosphat entspricht nicht dem chemischen reinen und zu 100 % kristallinen Hydroxylapatit, sondern weist Substitutionen im Kristallgitter auf. In erster Linie findet bei Kontakt mit [[Carbonat]]ionen, zum Beispiel aus dem Blut und der [[Interstitialflüssigkeit]], eine Substitution von PO<sub>4</sub><sup>3−</sup> durch CO<sub>3</sub><sup>2−</sup> statt. Weitere wichtige Substituenten ''in vivo'' sind vor allem [[Magnesium]]-, aber auch [[Natrium]]- und [[Zink]]ionen, ebenso biologische Spezies wie [[Citrat]] und Proteine.<ref name="Wopenka" /><ref name="LeGeros" /><ref name="Layrolle" />
=== Synthetische Herstellung ===

Knochen, Zahnbein und Zahnschmelz bestehen nicht ausschließlich aus mineralischem Apatit. Vielmehr sind flache Partikel aus carbonatsubstituiertem Hydroxylapatit in eine Matrix aus Proteinen, vornehmlich [[Kollagen]], eingebettet, wodurch das Knochenmaterial die Eigenschaften eines [[Verbundwerkstoff]]s erhält.<ref name="Deutzmann" /><ref name="Yuan" />

== Synthetische Herstellung ==
Hydroxylapatit kann im Labor hergestellt werden; er bildet sich als sehr langsamer Niederschlag in Form hexagonaler, nadelförmiger Ablagerungen extrem verdünnter Lösungen, die mit [[Calciumnitrat]], [[Kaliumdihydrogenphosphat]] und [[Natronlauge]] erhalten werden.<ref name="Brauer" />
Hydroxylapatit kann im Labor hergestellt werden; er bildet sich als sehr langsamer Niederschlag in Form hexagonaler, nadelförmiger Ablagerungen extrem verdünnter Lösungen, die mit [[Calciumnitrat]], [[Kaliumdihydrogenphosphat]] und [[Natronlauge]] erhalten werden.<ref name="Brauer" />


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''Hydroxylapatite'', In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/hydroxylapatite.pdf PDF 65,5 kB])
''Hydroxylapatite'', In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/hydroxylapatite.pdf PDF 65,5 kB])
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Version vom 16. Februar 2018, 14:39 Uhr

Hydroxylapatit
Hydroxylapatit in hexagonal-prismatischer Ausbildung aus Cerro Huañaquino, Departamento Potosí, Bolivien (Größe: 1,3 × 0,5 × 0,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

ehemals Apatit-(CaOH)

Chemische Formel Ca5[OH|(PO4)3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate - Wasserfreie Phosphate mit fremden Anionen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.39
8.BN.05
41.08.01.03
Ähnliche Minerale Chlorapatit, Fluorapatit
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-dipyramidal; 6/m
Raumgruppe P63/m (Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176[1]
Gitterparameter a = 9,42 Å; c = 6,87 Å[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Häufige Kristallflächen {1010}, {0001}, {1011}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,14 bis 3,21; berechnet: 3,16[2]
Spaltbarkeit undeutlich nach {0001} und {1010}[2]
Bruch; Tenazität muschelig, spröde
Farbe weiß, grau, gelb, grün, braun, schwarz
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, Fettglanz, erdig
Radioaktivität enthält Spuren von Uran und seltenen Erden
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,651[3]
nε = 1,644[3]
Doppelbrechung δ = 0,007[3]
Optischer Charakter einachsig negativ
Pleochroismus grüner Apatit schwach gelb, blauer Apatit sehr stark blau und farblos
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in HNO3
Besondere Merkmale nach Erhitzen Phosphoreszenz

Hydroxylapatit (auch Hydroxyapatit, ehemals Apatit-(CaOH)) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist.

Hydroxylapatit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca5[OH|(PO4)3][1] und entwickelt meist kurz- bis langprismatische Kristalle von bis zu 30 cm Länge. Er findet sich aber auch in Form von niedrig-traubigen bis massigen Mineral-Aggregaten, stalaktitischen Formen und krustiger Überzüge. Zudem bildet Hydroxylapatit die Grundlage der Hartsubstanz (Knochen, Zähne) aller Wirbeltiere.

In reiner Form ist Hydroxylapatit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue, gelbe, grüne, braune oder schwarze Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Seine Strichfarbe ist jedoch immer weiß.

Hydroxylapatit ist ein Mitglied der Apatitgruppe und bildet mit Chlorapatit (ehemals Apatit-(CaCl)) und Fluorapatit (ehemals Apatit-(CaF)) eine lückenlose Mischreihe.

Etymologie und Geschichte

Der Name Hydroxylapatit weist einerseits auf seine enge Verwandtschaft und chemische Ähnlichkeit mit den anderen Mitgliedern der Apatitgruppe hin, andererseits auf das in der chemischen Zusammensetzung charakteristische Hydroxidion, das sich aber nach der ersten Formulierung der Apatite noch lange Zeit dem Nachweis entzog (unbemerkte Wasserbildung beim Veraschen und beim Auflösen der Proben in Säure).[4]

1873 beschrieb Robert Warington die Bildung eines „hydrated oxygen apatite“ als Produkt der Hydrolyse von Calciumphosphat.[5] Ein der Formel dieses hydratisierten Calciumoxid-Apatits entsprechendes natürlich vorkommendes Mineral wurde später von Damour als „Hydroapatit“ bezeichnet[6] und 1912 durch Waldemar Theodore Schaller „Hydroxyapatit“ benannt.[7]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hydroxylapatit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit (Carbonat-Apatit-(CaF)), Carbonat-Hydroxylapatit (Carbonat-Apatit-(CaOH)), Chlorapatit (Apatit-(CaCl)), Fermorit, Fluorapatit (Apatit-(CaF)), Fluorcaphit, Hedyphan, Johnbaumit, Klinomimetesit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Pyromorphit, Strontiumapatit, Svabit, Turneaureit und Vanadinit die eigenständige „Apatit-Pyromorphit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.39 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Hydroxylapatit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate, etc., mit weiteren Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und deren Stoffmengenverhältnis zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadat-Komplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen (OH, etc.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Chlorapatit, Fluorapatit, Fluorstrophit, Hydroxylapatit-M, Deloneit-(Ce), Fermorit, Fluorcaphit, Hedyphan, Hydroxyl-Pyromorphit, Johnbaumit, Klinomimetesit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Svabit, Turneaureit, Vanadinit die „Apatit-Pyromorphit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BN.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hydroxylapatit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Chlorapatit, Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxydapatit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Kuannersuit-(Ce), Fluorapatit, Fluorstrophit, Fluorcaphit, Deloneit-(Ce), Stronadelphit, Fluorphosphohedyphan und Phosphohedyphan in der „Apatitgruppe“ mit der System-Nr. 41.08.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)5(XO4)3Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Hydroxylapatit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176 mit den Gitterparametern a = 9,42 Å und c = 6,87 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Mehrere kleine, grüne Hydroxylapatit-Kristalle auf Orthoklas aus der Sapo Mine, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 11,4 × 9,0 × 2,4 cm.)
Weißer, massiger Hydroxylapatit und lachsfarbener Triplit aus der Morefield Mine bei Winterham, Amelia County, Virginia, USA

Hydroxylapatit bildet sich entweder metamorph in Serpentinit und Talkschiefer oder hydrothermal in Pegmatit. Zusätzlich wird es in verschiedenen Gesteinsschichten durch biogene Sedimentation aufgebaut. Begleitminerale sind unter anderem Brushit, Calcit, Montebrasit, Muskovit, Crandallit, Serpentinschiefer und Talk.[2]

Insgesamt konnte Hydroxylapatit bisher (Stand: 2011) an rund 250 Fundorten nachgewiesen werden.[3] Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Hydroxylfunde sind unter anderem Snarum in der norwegischen Provinz Buskerud, Hospental im Schweizer Kanton Uri und Eagle im US-Bundesstaat Colorado, wo jeweils Kristalle mit bis zu 3 cm Durchmesser entdeckt wurden.

In Deutschland fand sich das Mineral unter anderem im bayerischen Fichtelgebirge und Spessart, bei Neuhof, im Odenwald, bei Waldgirmes und Wiesbaden-Naurod in Hessen, Bad Harzburg in Niedersachsen, Neheim-Hüsten in Nordrhein-Westfalen, bei Rheinbreitbach in Rheinland-Pfalz, an mehreren Orten des sächsischen Erzgebirges, bei Barmstedt in Schleswig-Holstein und bei Ilfeld in Thüringen.

In Österreich trat Hydroxylapatit bei Badersdorf im Burgenland, am Brandrücken in der kärntener Koralpe, an mehreren Orten Krieglachs in der Steiermark sowie im Bregenzerwaldgebirge in Vorarlberg auf. In der Schweiz wurde das Mineral unter anderem bei Sils im Engadin/Segl im Kanton Graubünden, im Centovalli, am Lago Maggiore und bei Sambuco im Tessin gefunden.

Weitere Fundorte sind Argentinien, Äthiopien, Australien, die Bahamas, Bolivien, Brasilien, die kleine Antilleninsel Anguilla, China, Frankreich, Grönland, Iran, Italien, Japan, der Jemen, die Demokratische Republik Kongo, Kanada, Kuba, Malta, Mexiko, die Mongolei, Namibia, die Niederlande, Norwegen, Papua-Neuguinea, Polen, Puerto Rico, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, die Seychellen, die Slowakei, Spanien, Südafrika, Thailand, Tschechien, die Türkei, Uganda, Ungarn, die Ukraine, Venezuela, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[8]

Vorkommen in Lebewesen

Hydroxylapatit bildet die Grundlage der Hartsubstanz aller Wirbeltiere und entsteht im Körper durch Biomineralisation. Er ist in Knochen zu einem Anteil von etwa 40 %, in der Kalzifizierungszone von Gelenkknorpel[9], im Zahnbein (Dentin) zu 70 %, und im Zahnschmelz (Enamelum) zu 95 % enthalten. Demnach ist der Zahnschmelz mit einer Mohshärte von 5 das härteste Material unseres Körpers.

Zahnschmelz wird von Adamantoblasten (Ameloblasten, schmelzbildenden Zellen) gebildet. Diese Zellen sezernieren zunächst eine bindegewebige Substanz (Präenamelum). Nach dem Zahndurchbruch vollzieht sich der Hauptteil der Mineralisation: Durch Einlagerung von Ca2+ und Phosphaten in Form von Apatit erlangt der Zahnschmelz seine endgültige Härte.

Zahnschmelz schützt nicht nur mechanisch, sondern auch chemisch. Wird er jedoch bei einem pH < 5,5 in Lösung gebracht, so demineralisiert er. Das geschieht im Mund zumeist durch bakterielle Säuren und Fruchtsäuren:

(Aus Hydroxylapatit entsteht unter Einfluss von Säuren – hier als Oxonium-Ion H3O+ dargestellt – ionisches Calcium, Phosphat und Wasser)

Dem kann vorgebeugt werden, indem man das Hydroxid-Ion gegen ein Fluor-Ion substituiert, beispielsweise durch Fluoridzusätze in Zahnpasten, Kochsalz oder Trinkwasser (siehe Fluoridierung).

Fluorapatit besitzt bei gleichem pH-Wert ein viel geringeres Löslichkeitsprodukt, d. h. es dissoziieren weitaus weniger Fluorapatitmoleküle in einer Lösung als Hydroxylapatitmoleküle. Das ist der Grund, warum Fluorapatit beständiger ist als das körpereigene Hydroxylapatit.

Das natürlich vorkommende Calciumphosphat entspricht nicht dem chemischen reinen und zu 100 % kristallinen Hydroxylapatit, sondern weist Substitutionen im Kristallgitter auf. In erster Linie findet bei Kontakt mit Carbonationen, zum Beispiel aus dem Blut und der Interstitialflüssigkeit, eine Substitution von PO43− durch CO32− statt. Weitere wichtige Substituenten in vivo sind vor allem Magnesium-, aber auch Natrium- und Zinkionen, ebenso biologische Spezies wie Citrat und Proteine.[10][11][12]

Knochen, Zahnbein und Zahnschmelz bestehen nicht ausschließlich aus mineralischem Apatit. Vielmehr sind flache Partikel aus carbonatsubstituiertem Hydroxylapatit in eine Matrix aus Proteinen, vornehmlich Kollagen, eingebettet, wodurch das Knochenmaterial die Eigenschaften eines Verbundwerkstoffs erhält.[13][14]

Synthetische Herstellung

Hydroxylapatit kann im Labor hergestellt werden; er bildet sich als sehr langsamer Niederschlag in Form hexagonaler, nadelförmiger Ablagerungen extrem verdünnter Lösungen, die mit Calciumnitrat, Kaliumdihydrogenphosphat und Natronlauge erhalten werden.[15]

Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung ist die Verwendung von Calciumhydroxid-Lösung und Phosphorsäure.[16] Letztere wird dabei der Lösung zutitriert bis ein Niederschlag entsteht. Die überschüssige Flüssigkeit wird bei ca. 1270 °C entfernt (Kalzinierung). Anschließend kann der entstehende Feststoff in Form gebracht werden.

Eine weitere Herstellungsmethode ist das Tissue Engineering, dabei werden auf einem Gerüst (Scaffold) Osteoblasten aufgebracht und einer Beschallung ausgesetzt. Diese ist beispielsweise dem Auftreten des menschlichen Fußes nachempfunden, sodass die Osteoblasten so wachsen, als würden sie direkt im Körper wachsen.

Verwendung

In der chemischen Industrie stellt Hydroxylapatit ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Phosphor und damit zur Herstellung von Düngemitteln und Phosphorsäure dar.

In der Medizin wird es als Biomaterial zum Knochenersatz (bone graft), zum Teil in Kombination mit β-Trikalziumphosphat, oder als bioaktive Beschichtung von Titanimplantaten zur Verbesserung des Knocheneinbaus eingesetzt.

Hydroxylapatit wird als biomimetischer Wirkstoff in Zahnpflegepräparaten verwendet.[17][18] Es gibt Hinweise auf die Wirksamkeit bei schmerzempfindlichen Zähnen und in der Remineralisation des Zahnschmelzes.[17][18][19]

In der präparativen Proteinbiochemie findet Hydroxylapatit als stationäre Phase bei der chromatografischen Auftrennung von Proteinen, speziell Membranproteinen, Verwendung.

In der Genetik wird das Mineral in der DNA-DNA-Hybridisierung (einer älteren Methode zur Feststellung von Verwandtschaftsgraden bei Organismen) verwendet. Dabei wird seine Eigenschaft genutzt, dass es sich an DNA-Doppelstränge heftet, nicht jedoch an Einzelstränge. So können Doppelhelices von Einfachsträngen getrennt werden.[20]

Siehe auch

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 171.

Weblinks

Commons: Apatit-(CaOH) (Hydroxylapatit) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 466–467.
  2. a b c Hydroxylapatite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,5 kB)
  3. a b c d Mindat – Hydroxylapatite
  4. S. Gabriel: Chemische Untersuchungen über die Mineralstoffe der Knochen und Zähne. In: Hoppe Seyler's Zeitschrift für physiologische Chemie. Band 18, Nr. 3–4, 1894, S. 257–303 (online verfügbar über archive.org [abgerufen am 25. Juli 2017]).
  5. Robert Warington: On the decomposition of tricalcic phosphate by water. In: Journal of the Chemical Society. Band 26, 1. Januar 1873, S. 983–989 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. A. Lacroix: Sur la constitution minéralogique des phosphorites francaises. In: Comptes Rendus hebdomadaires des séances de l'Académie des sciences. Band 150, 1910, S. 1213 (In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie and Paläontologie, 1911; online verfügbar über archive.org [abgerufen am 25. Juli 2017]).
  7. Waldemar T. Schaller: Mineralogical notes, Series 2. In: Mineralogy of the French phosphorites, U.S. Geological Survey Bulletin. Band 509, 1912, S. 89–100 (englisch, rruff.info [PDF; 430 kB]).
  8. Fundortliste für Hydroxylapatit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  9. W. Herzog, S. Federico: Articular Cartilage. In: B. M. Nigg, W. Herzog (Hrsg.): Biomechanics of the Musculo-skeletal System. 3. Auflage. Wiley, Chichester 2007, S. 95–109.
  10. Brigitte Wopenka, Jill D. Pasteris: A mineralogical perspective on the apatite in bone. In: Materials science & engineering. C, Materials for biological applications. Band 25, Nr. 2, 2005, S. 131–143, doi:10.1016/j.msec.2005.01.008.
  11. Racquel Z. LeGeros, Besim Ben-Nissan: Introduction to Synthetic and Biologic Apatites. In: Besim Ben-Nissan (Hrsg.): Advances in Calcium Phosphate Biomaterials (= Springer Series in Biomaterials Science and Engineering). Band 2. Springer, Berlin / Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-53979-4, S. 1–17, doi:10.1007/978-3-642-53980-0_1.
  12. Pierre Layrolle, Guy Daculsi: Physicochemistry of Apatite and Its Related Calcium Phosphates. In: Betty León, John A. Jansen (Hrsg.): Thin Calcium Phosphate Coatings for Medical Implants. Springer, New York, NY 2009, ISBN 978-0-387-77718-4, S. 9–24, doi:10.1007/978-0-387-77718-4_2.
  13. Rainer Deutzmann, Peter Bruckner: Knorpel- und Knochengewebe. In: Peter C. Heinrich, Matthias Müller, Lutz Graeve (Hrsg.): Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie. Springer, Berlin / Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-17972-3, S. 952–960, doi:10.1007/978-3-642-17972-3_72.
  14. Huipin Yuan, Klaas de Groot: Calcium Phosphate Biomaterials: An Overview. In: R. L. Reis, S. Weiner (Hrsg.): Learning from Nature How to Design New Implantable Biomaterials: From Biomineralization Fundamentals to Biomimetic Materials and Processing Routes: Proceedings of the NATO Advanced Study Institute, held in Alvor, Algarve, Portugal, 13-24 October 2003 (= NATO Science Series II). Band 171. Springer Science + Business Media, Dordrecht 2005, ISBN 978-1-4020-2647-8, S. 37–57, doi:10.1007/1-4020-2648-X_3.
  15. Hydroxyapatite. In: Georg Brauer (Hrsg.): Handbook of Preparative Inorganic Chemistry. 2. Auflage. Band 1. Academic Press, New York, London 1963, S. 545–546 (online verfügbar über archive.org [abgerufen am 25. Juli 2017]).
  16. Patent DE4232443C1 vom 23. September 1993: Verfahren zur Herstellung von Hydroxylapatit aus wäßriger Phosphorsäure und Calciumhydroxidlösung
  17. a b David Gillam (Hrsg.): Dentine Hypersensitivity – Advances in Diagnosis, Management, and Treatment. Springer International Publishing, Cham 2015, ISBN 978-3-319-14576-1 (englisch).
  18. a b Cor van Loveren: Toothpastes. In: Monographs in oral science. Band 23. Karger, Basel/Freiburg, Br./Singapore/Sydney/Paris/London/New York, NY/New Delhi/Bangkok/Beijing/Tokyo/Kuala Lumpur 2013, ISBN 978-3-318-02206-3 (englisch).
  19. Hydroxylapatit: flüssiger Zahnschmelz auf www.medizin-transparent.at, abgerufen am 21. März 2017.
  20. Populationsgenetik und Evolution (Memento vom 13. Juni 2007 im Internet Archive) (PDF 40,5 kB)