Lubomir Kavalek

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Lubomir Kavalek bei der Schacholympiade 1984
Verband Vorlage:CZS (bis 1970)
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten (seit 1970)
Geboren 9. August 1943
Prag
Gestorben
Titel Internationaler Meister (1965)
Großmeister (1966)
Beste Elo‑Zahl 2625 (Mai 1974)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Lubomir (Lubosh) Kavalek (eigentlich Lubomír Kaválek; * 9. August 1943 in Prag) ist ein US-amerikanischer Schachgroßmeister tschechischer Herkunft.

Leben

Lubomir Kavalek wurde 1965 von der FIDE zunächst der Titel Internationaler Meister, ein Jahr später dann der Titel Großmeister verliehen.[1] Er gewann 1962 und 1968 die Meisterschaft der Tschechoslowakei, das Land verließ er im August 1968, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings. Er setzte sich nach einem Turnier in Polanica-Zdrój (Polen), bei dem er Zweiter wurde, in die Bundesrepublik Deutschland ab. 1970 zog er nach Washington, D.C. in den USA und wurde später auch US-Bürger. Seit seinem Aufenthalt in der BRD war er bis 1990 Mitglied des Bundesligaklubs Solinger SG 1868, mit dem er 1974, 1975, 1980, 1981, 1987 und 1988 die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewann. Kavalek versuchte nach seiner Emigration in die USA zunächst ein Auskommen als Angestellter bei Radio Free Europe in Washington zu finden, doch wurde er kurze Zeit darauf Profischachspieler. 1973 gewann Kavalek (geteilt mit John Grefe) erstmals die US-Meisterschaft, 1978 erneut. 1981 wurde er Erster vor Vlastimil Hort bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft in Bochum.[2]

Lubomir Kavalek, 1980

Er nahm insgesamt an neun Schacholympiaden teil: zweimal für die Tschechoslowakei (Schacholympiade 1964 in Tel Aviv, Schacholympiade 1966 in Havanna) und zwischen 1972 und 1986 sieben Mal für die USA. Er gewann dabei mit der Mannschaft der Vereinigten Staaten die Schacholympiade 1976 und belegte fünfmal den dritten Platz.[3]

1967 (in Sousse) und 1976 (in Manila) nahm er an Interzonenturnieren teil, qualifizierte sich allerdings nicht für das Kandidatenturnier. Kavalek gewann im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl internationaler Turniere: 1965 und 1967 (1.-3.) in Warna, 1968 in Amsterdam und Caracas (1.-3.), 1971 in Netanja, 1973 in Montilla-Morales und Banang (Philippinen), 1974 in Solingen (geteilt mit Lew Polugajewski),[4] 1981 in Bochum. 1969 besiegte er in Eersel den Niederländer Hans Ree mit 6,5:2,5 (+4, =5, -0), 1978 in Washington den Schweden Ulf Andersson mit 6,5:3,5 (+3, =7, -0), 1977 unterlag er Ex-Weltmeister Boris Spasski in Solingen mit 2:4 (+1, -3, =2).

Er gilt als brillanter Taktiker und war auch als Trainer sehr erfolgreich. Er arbeitete unter anderem mit Yasser Seirawan und Robert Hübner zusammen. Anfang der 1990er Jahre war er Sekundant von Nigel Short, dem er bei seinen Kandidatenkämpfen assistierte und ihm zur Qualifikation zum WM-Wettkampf gegen Garri Kasparow verhalf. Kavalek und Short beendeten 1993 ihre Zusammenarbeit. 1999 zog er sich mit einer Elo-Zahl von 2527 vom internationalen Schach zurück, spielt aber gelegentlich auf US-Turnieren. Seine beste Elo-Zahl war 2625 im Mai 1974, er lag damit auf dem zehnten Platz der Weltrangliste. Heute arbeitet er hauptberuflich als Journalist. Seine Schachspalte in der Washington Post wurde im Januar 2010 nach 23 Jahren und 760 Ausgaben aus Kostengründen eingestellt. Mittlerweile schreibt er für The Huffington Post.

Partiebeispiel

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Eine bemerkenswerte Partie gewann Kavalek bei der Studentenolympiade 1962 in Mariánské Lázně mit den schwarzen Steinen gegen den sowjetischen Spieler Eduard Gufeld. Er brachte neben einem Figurenopfer gleich zwei Qualitätsopfer (im 23. und 27. Zug), wonach sich die weißen Türme als hilflos gegen die verbundenen schwarzen Freibauern erwiesen.

Eduard Gufeld – Lubomir Kavalek

1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 Lf8-c5 4.c2-c3 f7-f5 5.d2-d4 f5xe4 6.Sf3-g5 Lc5-b6 7.d4-d5 e4-e3 8.Sg5-e4 Dd8-h4 9.Dd1-f3 Sg8-f6 10.Se4xf6+ g7xf6 11.d5xc6 e3xf2+ 12.Ke1-d1 d7xc6 13.Lb5-e2 Lc8-e6 14.Df3-h5+ Dh4xh5 15.Le2xh5+ Ke8-e7 16.b2-b3 Le6-d5 17.Lc1-a3+ Ke7-e6 18.Lh5-g4+ f6-f5 19.Lg4-h3 Th8-g8 20.Sb1-d2 Ld5xg2 21.Lh3xg2 Tg8xg2 22.Th1-f1 Ta8-d8 23.Kd1-e2 Td8xd2+ 24.Ke2xd2 e5-e4 25.La3-f8 f5-f4 26.b3-b4 Tg2-g5 27.Lf8-c5 Tg5xc5 28.b4xc5 Lb6xc5 29.Ta1-b1 f4-f3 30.Tb1-b4 Ke6-f5 31.Tb4-d4 Lc5xd4 32.c3xd4 Kf5-f4 0:1

Weblinks

Commons: Lubomir Kavalek – Sammlung von Bildern
  • Kavaleks Schachspalte (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) bei WashingtonPost.com (englisch)
  • Schachpartien von Lubomir Kavalek auf chessgames.com (englisch)

Einzelnachweise

  1. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 75
  2. Deutsche Schacheinzelmeisterschaft 1981 in Bochum auf TeleSchach (Fotos, Kreuztabelle und Partien)
  3. Lubomir Kavaleks Ergebnisse bei Schacholympiade auf olimpbase.org (englisch)
  4. Internationales Turnier 1974 in Solingen auf TeleSchach (Tabelle und Partien)