Streitkräfte der Republik China

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Flagge der Republik China Streitkräfte der Republik China
chinesisch chinesisch 中華民國國軍
Führung
Oberbefehlshaber: Staatspräsident der Republik China (derzeit Tsai Ing-wen)
Verteidigungsminister: Verteidigungsminister der Republik China (derzeit Yen Ming)
Militärische Führung: Generalstab (derzeitiger Vorsitzender: General Kao Kuang-chi)
Sitz des Hauptquartiers: Taipei, Republik China (Taiwan)
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 290.000
Reservisten: 1.675.000
Wehrpflicht: ein Jahr verpflichtender Wehrdienst bei Männern zwischen 19 und 40 Jahren
Wehrtaugliche Bevölkerung: insgesamt (Männer und Frauen; Alter 15–40): 4.749.537 (2005; Schätzung)
Wehrtauglichkeitsalter: vollendetes 19. bis 40. Lebensjahr
Haushalt
Militärbudget: 10,5 Mrd. USD (2008; Schätzung)
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 2,5 % (2008; Schätzung)
Geschichte
Gründung: 1947
Faktische Gründung: 1925 (als Nationalrevolutionäre Armee)

Die Streitkräfte der Republik China bestehen aus vier Teilstreitkräften und haben den Auftrag, die Republik China zu schützen und verteidigen. Dies spielt insbesondere bei dem Konflikt zwischen der Republik China und der Volksrepublik China eine Rolle (siehe: Taiwan-Konflikt).

Die Streitkräfte der Republik China stehen in einer historischen Kontinuität zur Nationalrevolutionären Armee der Nationalisten im chinesischen Bürgerkrieg. Bis in die 1970er hinein beanspruchten sie, offensive Operationen gegen die Volksrepublik auf dem chinesischen Festland siegreich durchführen zu können.

Organisationsstruktur

Heer der Republik China
Marine der Republik China
Marineinfanterie der Republik China
Luftstreitkräfte der Republik China
Militärpolizei der Republik China

Die Streitkräfte der Republik China bestehen aus folgenden Teilstreitkräften:

Geschichte

1911 bis 1949: Auf dem Festland

Verschiedene Armeen werden mit dieser Epoche assoziiert, wie unter anderem die der Kuomintang und der KPCh. Es gab innerhalb dieses Zeitraums zwei Armeen mit dem Titel „Nationalarmee“ (chinesisch 國軍 / 国军, Pinyin Guójūn, englisch National Army). Die Beiyang-Armee einer „Warlord Regierung“ und später die „Nationalrevolutionäre Armee“ (chinesisch 國民革命軍 / 国民革命军, Pinyin Guómín Gémìng Jūn, englisch National Revolutionary Army) der Republik.

Die Gründung der ersten Republik Chinas wurde erst durch die Meuterei der „Neuen Armee“ (chinesisch 新軍 / 新军, Pinyin Xīnjūn, englisch New army) der Qing mit Yuan Shikai als Kommandeur der modern gerüsteten Beiyang-Armee, die Nordchina kontrollierte, ermöglicht. Nach seinem Tod 1916 zerbrach diese Armee in verschiedene Fraktionen und die Generäle der Armee wurden zu Warlords, die die großen Lehen während der folgenden Jahrzehnte kontrollierten. Berufssoldaten dieser Armeen trugen oft keine Uniformen, was den optischen Unterschied zwischen Kombattanten und Rebellen oder Banditen aufhob.

Mit Hilfe der Kommunistischen Internationalen reorganisierte Sun Yat-sen 1925 die Nationalrevolutionäre Armee in Guangdong mit dem Ziel einer Wiedervereinigung Chinas unter der Kuomintang-Regierung. Zu diesem Zweck kämpfte er gegen die Warlords, die China teilten. Nach dessen Tod 1925 führte sein Nachfolger Chiang Kai-shek mit dem erfolgreichen Nordfeldzug den Kampf fort und vereinigte die von den Warlords kontrollierten Teile Chinas. Danach ging er gegen die Rote Armee an. Ein kleinerer Konflikt zwischen der Republik und der Sowjetunion bezog sich auf die Verwaltung der östlichen mandschurisch-chinesischen Eisenbahn. Die Nationalrevolutionäre Armee kämpfte im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg (1937–1945), der Teil des Zweiten Weltkrieges wurde. Die militärische Führung während des Krieges war verflochten mit der politischen Führung und der Unterschied zwischen Partei, Staat und Armee war wie im Leninismus fließend.

Als die Rote Armee den Chinesischen Bürgerkrieg gewann, flüchteten große Teile der Nationalen Revolutionsarmee, meist die Elite, mit der Führung der Kuomintang nach Taiwan. Sie wurde später auf Taiwan zur „Armee der Republik China“ reformiert. Überlebende Einheiten, die nicht nach Taiwan oder ins „Goldene Dreieck“ fliehen konnten, wurden aufgelöst.

Ehrenwache am Märtyrerschrein

Streitkräfte in Taiwan

Seit 1949 verfügt die Republik China über eine verhältnismäßig große und gut ausgerüstete Armee, die wegen des Anti-Abspaltungsgesetzes der Volksrepublik China ständig auf eine Invasion durch Streitkräfte der Chinesischen Roten Armee vorbereitet sein soll.

Von 1949 bis in die 1970er-Jahre zielte die Strategie des Militärs auf eine mögliche Eroberung des Festlands ab. 1949 wandelte sich die bestehende Nationale Revolutionsarmee zu einer Verteidigungsarmee mit stehender Luftwaffe und Marine. Die Kontrolle der Streitkräfte wurde der zivilen Führung übergeben. Da das Militär der Republik auf dem der Revolutionsarmee beruht, tendiert die ältere hochrangige Offiziersgeneration zu pan-blauen politischen Ansichten.[1] Diese Generation, deren Familien meist noch vom Festland stammen, ist jedoch größtenteils im Ruhestand und das Militär nähert sich zunehmend der öffentlichen Meinung an.

Im Falle einer Invasion der Volksrepublik China würde die Berufs- und Wehrpflichtigenarmee der Republik China die erste Verteidigungslinie bilden, bis Verstärkung von den USA die Fronten der Republik unterstützen würde. Der 2005 unterzeichnete Verteidigungspakt der USA mit Japan bedeutet eine Unterstützung der Republik durch Japan.[1] Andere Verbündete der USA, wie Australien könnten theoretisch die Republik weiter unterstützen, werden jedoch nicht erwartet.[2] Weiter ist die Beteiligung der USA selbst in Frage zu stellen, da es keine Garantie durch den Taiwan Relations Act gibt.[3]

Ein im März 2010 veröffentlichter taiwanischer Regierungsbericht nimmt an, dass im Falle einer Konfliktes die Luftstreitkräften der Volksrepublik China aufgrund deren langjähriger Rüstungsbestrebungen im Kriegsfall voraussichtliche die Luftüberlegenheit hätten.[4]

Seit 2001 besteht als Alternative zur bestehenden Wehrpflicht die Möglichkeit eines Zivildienstprogrammes (chinesisch 替代役, Pinyin Tìdàiyì – „Zivildienstleistender“).[5] Beide Dienste dauern 1 Jahr. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, den Zivildienst bei einem privatwirtschaftlichen Unternehmen abzuleisten, jedoch wird dieser Dienst auf 4 Jahre verlängert.

Ausrüstung und Personal

Die Streitkräfte haben näherungsweise 300.000 Soldaten, mit Reserven 3.870.000. Die Republik begann in den 1990ern mit der Reduzierung der Streitkräfte (von ursprünglichen 430.000) und einer parallelen Professionalisierung. Die Wehrpflicht (chinesisch 當兵 / 当兵, Pinyin bīng – „Wehrdienstsoldat“) gilt für alle Männer ab 18 Jahren. Bis 2014 sollen die Streitkräfte eine vollständige Berufsarmee mit einer Sollstärke von 214.000 Mann sein. Diese Verkleinerung und Professionalisierung soll Ressourcen für die Waffenentwicklung und -beschaffung freigeben.[6] Wichtige Rüstungskooperationspartner sind die USA, Frankreich und die Niederlande. Teilweise werden auch Eigenentwicklungen wie der CM-32-Panzer eingesetzt. Die weitere, defensiv ausgerichtete Aufrüstung ist seit 2001 gestoppt und zu einer Relevanz-Debatte geworden. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausrüstung und Fahrzeuge sind von den USA und legal durch den Taiwan Relations Act gedeckt.[7]

Im Falle eines Angriffes durch die Volksrepublik durch Seeblockaden, Luftangriffe oder Bombardement, würde sich die Armee mit der Luftwaffe und der Marine verteidigen.


Heer

Das Heer der Republik China umfasst 200.000 Soldaten. Es ist die größte Teilstreitkraft der Streitkräfte der Republik China und gliedert sich schwerpunktmäßig in drei Armeen: Armee Nord (6. Korps, HQ: Taoyuan), Armee Mitte (10. Korps, HQ: Taichung) und Armee-Süd (8. Korps, HQ: Chisan). Diesen drei Armeen unterstehen sieben Panzerbrigaden, zwei Mechanisierte Infanteriebrigaden, zehn Infanteriebrigaden, drei mobile Divisionen und zwei Flugabwehrgruppen.

Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte der Republik China (Chung-Kuo Kung Chuan, englisch: Republic of China Air Force (ROCAF)) sind eine Teilstreitkraft der Streitkräfte der Republik China und umfassen etwa 45.000 Soldaten. Dem Oberkommando unterstehen das Luftkampfkommando, das Logistikkommando und das Ausbildungskommando.

Es wurden 60 französische Dassault Mirage 2000 und 150 amerikanische F-16 gekauft. Zusätzlich wurden sechs Hawkeye Radarflugzeuge importiert. Wegen der gegen die Republik China bestehenden Embargomaßnahmen war aber auch die Notwendigkeit für Eigenentwicklungen durch die eigene Industrie gegeben. Beispielsweise werden etwa 130 Flugzeuge der AIDC Ching-Kuo eingesetzt. Zur Luftverteidigung werden neben Eigenentwicklungen (Tieh-Kung-Flugabwehrrakete), HAWK und Stingers seit Anfang der 1990er-Jahre auch auf 200 MIM-104 Patriot PAC-2-Abwehrraketen aus den USA zurückgegriffen. Pläne des „Ministeriums für Nationale Verteidigung“, die modernere Variante PAC-3 wurden vom Legislativ-Yuan lange Zeit blockiert. Die USA haben mit Blick auf die Volksrepublik den Verkauf von 60 weiteren F-16 verweigert. Die Republik China entwickelt Marschflugkörper zur Verteidigung gegen eine Invasion der Volksrepublik.[6]

Marine

Die Marine der Republik China hat eine Stärke von etwa 45.000 Soldaten (inkl. Marineflieger), der zusätzlich noch die Marineinfanterie mit 15.000 Angehörigen untersteht.[8]

Es wurden vier Zerstörer der Kidd-Klasse von den USA erworben[9]. Darüber hinaus baute die Republik China in den 1990er-Jahren acht amerikanische Perry-Class-Fregatten in Lizenz und importierte acht ausgemusterte Knox-Fregatten. Sechs La-Fayette-Schiffe wurden aus Frankreich importiert. Die Pläne des „Ministeriums für Nationale Verteidigung“, dieselbetriebene U-Boote zu kaufen wurden vom Legislativ-Yuan lange Zeit blockiert.

Weblinks

Commons: Streitkräfte der Republik China – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Michael Swaine, James C. Mulvenon: Taiwan’s Foreign and Defense Policies: Features and Determinants. (PDF) Rand Corporation, ISBN 0-8330-3094-9, Englisch, Letzter Zugriff 5. Dezember 2007
  2. William Tow: ANZUS: Regional versus Global Security in Asia?. In: Oxford Journals, Letzter Zugriff am 5. Dezember 2007
  3. China Threat to Attack Taiwan Alarms Asia, sfgate.com, Letzter Zugriff am 14. März 2005
  4. Agence France-Presse: Taiwan says China now has edge in air power, 9. März 2010. Abgerufen am 9. März 2010.
  5. Gute Ergebnisse für Taiwans Zivildienstprogramm (Memento vom 21. Februar 2008 im Internet Archive), Radio Taiwan International, 23. November 2007
  6. a b o. V.: The Incredibly Shrinking Taiwan Military. 20. März 2009. Zugriff am 22. März 2009.
  7. Executive Summary of Report to Congress on implementation of the Taiwan Relations Act, Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, Letzter Zugriff am 5. März 2005
  8. Länderinformation des österreichischen Verteidigungsministeriums
  9. Kidd-class warships set sail for Taiwan, Taipei Times, 31. Oktober 2005