Automobilindustrie

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Entwicklung der weltweiten Jährlichen Automobilproduktion von 9500 Stück im Jahr 1900 auf heute nahezu 100 Millionen, das Zehntausendfache; die Weltkriegsjahre sind schwarz, Jahre weltweiter Wirtschaftskrisen Grün gefärbt, 2014 und 2015 sind geschätzt. (→Tabelle). Zu beachten: logarithmische Darstellung!

Die Automobilindustrie ist ein Industriezweig, der sich der Massenproduktion von Automobilen (Automobilfertigung) und anderen Kraftfahrzeugen widmet. Sie entstand nach der Erfindung des Automobils 1885 durch Carl Benz gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Nach der Jahrhundertwende erlebte sie durch die von Ransom Eli Olds und vor allem von Henry Ford entwickelte Fließbandfertigung von Kraftfahrzeugen einen bedeutenden Aufschwung, der insgesamt, wenn auch schwächer werdend, bis heute anhält – unterbrochen vor allem durch die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre sowie in geringerem Maße die Ölkrisen der 1970er Jahre und die Finanzkrise ab 2007.

1950 wurden erstmals mehr als 10 Millionen Fahrzeuge produziert, mehr als das Tausendfache von 1900. Seitdem stellt die Automobilindustrie in vielen Industrieländern wie den Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland und Südkorea einen der bedeutendsten Industriezweige dar. In einem der nächsten Jahre wird das Überschreiten der 100-Millionen-Grenze erwartet.

In der Europäischen Union (EU-25) erwirtschaftete die Automobilindustrie im Jahr 2001 einen Umsatz von 643,55 Milliarden Euro, davon allein 264,525 Milliarden Euro oder 41,1 % in Deutschland. Dafür beschäftigte sie rund 2.168.400 Mitarbeiter, darunter 863.201 oder 39,8 % in Deutschland.[1]

Geschichte und Bedeutung

Kaum ein anderes industrielles Massenprodukt veränderte den Alltag der Menschheit mehr als das Automobil. Seit dessen Erfindung gab es mehr als 2500 Unternehmen, die Automobile herstellten. Viele davon, die im 19. Jahrhundert Eisenwaren oder Stahl produzierten, begannen Mitte des Jahrhunderts mit der Produktion von Waffen oder Fahrrädern und entwickelten dadurch die nötigen Kenntnisse, die Jahrzehnte später im Automobilbau benötigt wurden.

Nicht alle entwickelten sich zu großen Massenherstellern und zahlreiche verschwanden früher oder später wieder vom Markt. Dennoch kam und kommt es auch heute noch zu Neugründungen von Automobilherstellern. Diese erfolgen in unterschiedlichsten Marktsegmenten, doch in der Regel mit dem Ziel vergleichsweise geringer Stückzahlen für eine Marktnische, zum Beispiel Spezialfahrzeuge, exklusive Sportwagen oder Leichtelektromobile. Deren Fertigungsweise ist üblicherweise die Manufaktur, so dass sie nicht zur Automobilindustrie im engeren Sinne (der Massenproduktion) gehören.

Bei den Massenherstellern kam es schon bald, nachdem sich diese herausgebildet hatten, zu Fusionen und Unternehmensübernahmen. Bekanntes Beispiel ist der Verkauf der Adam Opel AG durch die Eigentümer an General Motors im Jahr 1929. Noch 1928 war Opel mit 44 Prozent aller produzierten Kraftfahrzeuge größter Fahrzeughersteller in der Weimarer Republik. Auf diese und andere Weise kam es in der Automobilindustrie trotz des grundsätzlich andauernden Wachstums im Laufe der Zeit zu einer starken Marktbereinigung und Unternehmenskonzentration, so dass heute eine überschaubare Anzahl von Herstellern den Weltmarkt dominiert.

Mit dem Wachstum und dem gleichzeitigen abnehmenden Eigenwertschöpfungsanteil der Hersteller entwickelte sich auch eine bedeutende Zulieferindustrie.

Trotz der zahlreichen Zusammenschlüsse, Unternehmensaufgaben oder Liquidationen blieben viele Marken in der Automobilindustrie erhalten, zum Beispiel die von Opel. So beherbergt heute allein die Volkswagen AG unter ihrem Dach mehr als zehn Marken ehemals eigenständiger Unternehmen.

Elektromobilität

Bei der Produktion von Elektroautos sind die Hürden für den Einstieg in die Automobilbranche deutlich geringer als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.[2] So kam es beispielsweise 2016 besonders in China zur Gründung von rund 200 Elektro-Startups.[3] Im Gegensatz zum chinesischen Leitmarkt von Elektroautos, war in Europa noch im Jahr 2020 die Infrastruktur zur Fertigung der Batteriezellen und das Netz der Ladesäulen in den Anfängen.[4] So boten asiatische Autobauer laut einer Studie von McKinsey aus dem Jahr 2020 ein doppelt so gutes Preis-Reichweite-Verhältnis mit ihren Autos an, wie die internationale Konkurrenz.[4] Zur selben Zeit begann einer der größten deutschen Autobauer statt einer eigenen Batteriezell-Produktion eine Kooperation mit einem chinesischen Batterie-Produzenten und Zulieferer einzugehen.[4]

Bedeutende Marken

Marken reiner Nutzfahrzeughersteller

Es existiert eine große Vielzahl von Nutzfahrzeugherstellern, die keine Personenkraftwagen produzieren. Einige bedeutende sind:

Statistiken weltweit

Weltgrößte Autohersteller nach Stückzahl und Umsatz

Aufgeführt sind alle Unternehmen mit einer Produktion von mehr als einer Million Fahrzeugen.[5] Zugleich wurden die Umsätze der produktionsstärksten Automobilkonzerne in den Jahren 2008, 2012 und 2013 aufgeführt, die zu teils deutlich anderen Reihenfolgen führen.[6]

Rang Unternehmen Land Stückzahl
2014
davon
Pkw
Umsatz
2008
(Mrd. $)
Umsatz
2012
(Mrd. €)
Umsatz
2013
(Mrd. €)
Umsatz
2018
(Mrd. €)
1. Toyota Motor Corporation Japan Japan 10.475.338 8.788.018 204,800 151,443 172,367 210
2. Volkswagen AG Deutschland Deutschland 9.894.891 9.766.293 167,900 192,676 197,007 230,7
3. General Motors Company Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 9.609.326 6.643.030 149,000 110,561 112,863 118
4. Hyundai Motor Group Korea Sud Südkorea 8.008.987 7.628.779 40,100 52,641 54,410 74
5. Ford Motor Company Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 5.969.541 3.230.842 146,300 96,984 106,684 127,5
6. Nissan Motor Company Japan Japan 5.097.772 4.279.030 88,700 65,369 70,115 90
7. Fiat Chrysler Automobiles Italien Italien 4.865.758 1.904.618 53,100 35,566 35,593 110,9
8. Honda Motor Company Japan Japan 4.513.769 4.478.123 94,240 65,868 79,543 106
9. Suzuki Motor Corporation Japan Japan 3.016.710 2.543.077 k. A. 17,520 19,553 k. A
10. Groupe PSA Frankreich Frankreich 2.917.046 2.521.833 56,300 55,446 54,090 k. A
11. Groupe Renault Frankreich Frankreich 2.761.969 2.398.555 44,500 41,270 40,932 k. A
12. BMW Group Deutschland Deutschland 2.165.566 2.165.566 46,700 76,848 76,058 98,7
13. Datei:SAIC Motor logo.png Shanghai Automotive Industry Corporation China Volksrepublik Volksrepublik China 2.087.949 1.769.837 k. A. k. A. k. A. k. A
14. Daimler AG Deutschland Deutschland 1.973.270 1.808.125 141,200 114,297 117,982 164
15. Chongqing Changan Automobile Company China Volksrepublik Volksrepublik China 1.447.017 1.089.179 k. A. k. A. k. A. k. A
16. Mazda Motor Corporation Japan Japan 1.328.426 1.261.521 28,800 14,847 18,027 k. A
17. Dongfeng Motor Corporation China Volksrepublik Volksrepublik China 1.301.695 745.765 k. A. k. A. k. A. k. A
18. Mitsubishi Motors Corporation Japan Japan 1.262.342 1.199.823 k. A. 12,408 14,165 k. A
19. Beijing Automotive Group China Volksrepublik Volksrepublik China 1.115.847 538.027 k. A. k. A. k. A. k. A
20. Tata Motors Indien Indien 945.113 614.247 k. A. k. A. k. A. k. A

Wert der Automobilmarken 2010

Von 2009 auf 2010 verloren alle Automobilmarken der Welt zusammen 15 % an Markenwert. Demnach war die wertvollste Marke der Automobilindustrie im Jahr 2010 die von BMW, Kernmarke des nach Umsatz zuletzt nur siebentplatzierten und nach Stückzahlen nur auf Platz 14 rangierenden Herstellers. Der nach Stückzahlen größte Produzent der Welt, Toyota, folgte mit seiner Kernmarke nahezu gleichauf auf Rang 2, während die zuletzt umsatzstärkste Volkswagen AG mit der wichtigsten ihrer zahlreichen Marken nur den achthöchsten Wert weltweit erreichte, noch knapp überflügelt von der Marke Ford. Allerdings ist zu beachten, dass Volkswagen allein mit seinen beiden Sportmarken Porsche auf Rang fünf und Audi auf Rang neun gleich zwei weitere Top-10-Marken unter seinem Konzerndach vereint, mit denen zusammen er die hohen Markenwerte von BMW und Toyota noch übertrifft.

Fahrzeugneuzulassungen

Kraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner

In Westeuropa wurden im Jahr 2003 14.208.250 Personenkraftwagen erstmals für den Verkehr zugelassen. Weltweit waren es 56,3 Millionen Automobile. Während die Nachfrage nach Personenkraftwagen mit nur 1 % Wachstum fast stagniert wurden über 6 % mehr Nutzfahrzeuge gegenüber dem Jahr 2002 abgesetzt. Dieser Zuwachs spielt sich zumeist in den so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern ab, mit China als Vorreiter im Wachstumsmarkt, wo gegenüber dem Jahr 2002 35 % mehr Automobile in den Verkehr gebracht wurden. Im Jahr 2006 wurden in den USA 16 Millionen Neuwagen verkauft, in China waren es 4 Millionen und in Indien eine Million.

Statistiken nach Ländern

Beschäftigte in der Automobilindustrie in der EU

Land Beschäftigte 2010[7] Beschäftigte 2012[8]
Deutschland Deutschland 749.000 (34,6 %) 812.514 (35,4 %)
Frankreich Frankreich 225.000 (10,4 %) 243.779 (10,6 %)
Italien Italien 171.000 162.865
Polen Polen 149.000 156.865
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 136.000 146.000
Tschechien Tschechien 140.000 143.227
Spanien Spanien 141.000 134.605
Rumänien Rumänien 117.000 131.084
Ungarn Ungarn 65.000 69.245
Schweden Schweden 66.000 66.836
Slowakei Slowakei 51.000 61.571
Belgien Belgien 35.000 38.432
Osterreich Österreich 29.000 31.555
Portugal Portugal 30.000 30.021
Niederlande Niederlande 20.000 19.527
weitere EU-Staaten 42.000 48.290
Europäische Union 2.166.000 (100 %) 2.296.416 (100 %)

Autoindustrie in Deutschland

Chefs großer Automobilfirmen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Elektromobilitätsgipfel 2013 in Berlin. V.l.n.r: Neumann (Opel), Varin (ehemals PSA), Zetsche (Daimler), Wan Gang (China)

Die Automobilindustrie ist, gemessen am Umsatz, der mit Abstand bedeutendste Industriezweig Deutschlands, nicht jedoch der bedeutendste Wirtschaftszweig Deutschlands. Im Jahr 2008 wurden 345,9 Mrd. Euro erwirtschaftet. Die nächst umsatzstärkste Branche, der Maschinenbau, brachte es auf 225,5 Mrd. Euro. Rund 747.000 Personen waren 2009 in der Automobilindustrie hierzulande beschäftigt.[9] Die Branche steuert mit rund 40 % den deutlich größten Anteil an den gesamten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft bei. Dies waren im Jahr 2009 ca. 22,1 Mrd. Euro.[10] Ihr Exportüberschuss macht weit über die Hälfte des gesamten Exportüberschusses Deutschlands aus.[11]

Deutschland ist nach China und den USA der drittgrößte Pkw-Produzent der Welt. Im Jahr 2010 wurden 5,55 Mio. Pkw produziert.[12] Charakteristisch an der hiesigen Pkw-Produktion ist ihre starke Exportorientierung. Während Japan, aber vor allem China und die USA stärker für das Inland produzieren, gehen von der deutschen Pkw-Produktion rund 69 % ins Ausland – die weltweit höchste Pkw-Exportquote.[13] Nach der Anzahl der verkauften Fahrzeuge wechseln sich daher Japan und Deutschland seit Jahren als Pkw-Exportweltmeister ab. Geht es jedoch nach dem Wert des Pkw-Exports, so liegt Deutschland mit weitem Abstand vor Japan, weil im Ausland insbesondere seine großen und hochpreisigen Fahrzeuge nachgefragt werden.[14]

Automobilproduktion, Kraftfahrzeugbestand und Neuzulassungen in Deutschland: Siehe Details unter Wirtschaftszahlen zum Automobil.

Autoindustrie in Japan

Der heimische Automobilbau in Japan begann, als Fusazō Mori (森 房造, Mori Fusazō) 1903, nachdem er auf einer Messe US-Automobile gesehen hatte, Torao Yamaba (山羽 虎夫, Yamaba Torao) mit dem Bau eines Busses beauftragte.[15] Das Ergebnis war der „Yamaba-Dampfbus“ (山羽式蒸気バス, Yamaba-shiki jōki basu) von 1904.[16] Das erste benzingetriebene Fahrzeug folgte 1907[15] auf Geheiß von Prinz Takehito Arisugawa durch Shintarō Yoshida (吉田 真太郎, Yoshida Shintarō) und Komanosuke Uchida (内山 駒之, Uchida Komanosuke), die sich vom französischen Darracq inspirieren ließen. Von diesem, nach den Geräuschen die es machte, Takurī (タクリー号, Takurī-gō) genannten Fahrzeug wurden 10 Exemplare gefertigt.[17] 1923 oder 1925 begann Jun’ya Toyokawa (豊川 順弥, Toyokawa Jun’ya), der Gründer des Unternehmens Hakuyōsha (白楊社), mit der Produktion des Ōtomo (オートモ号, Ōtomo-gō),[18] der das erste Exportfahrzeug Japans werden sollte.[15]

Absatz und Marktanteile nach Herstellern in Japan 2005[19]
Unternehmen Pkw + Lkw Anteil Pkw Anteil Lkw Anteil %
Toyota 1.719.060 29,3 % 1.519.980 32,0 % 194.012 17,8 %
Nissan 842.133 14,4 % 718.295 15,1 % 120.187 11,0 %
Honda 709.782 12,1 % 661.450 13,9 % 48.332 4,4 %
Suzuki 704.099 12,0 % 551.215 11,6 % 152.884 14,0 %
Daihatsu * 605.600 10,3 % 445.609 9,4 % 155.545 14,3 %
Mazda 295.128 4,9 % 233.092 4,9 % 51.226 4,7 %
Mitsubishi 256.228 4,4 % 187.380 3,9 % 68.848 6,3 %
Fuji 248.400 4,2 % 162.184 3,4 % 84.216 7,7 %

*) Daihatsu Motor Co., Ltd. ist seit 1967 eng mit der Toyota Motor Co., Ltd. und Toyota Motor Sales Co., Ltd. verbunden

Autoindustrie in Österreich

Österreichs Automobilindustrie blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits um 1900 wurde von Gräf & Stift der Vorderradantrieb entwickelt, und die Steyr-Werke zählten in den 1930er Jahren mit zu den führenden Automobilherstellern Europas. Nicht zuletzt durch den Zweiten Weltkrieg und durch Fehlentwicklungen scheiterten allerdings sämtliche österreichische Hersteller in den Nachkriegsjahrzehnten und wurden infolgedessen aufgekauft (Steyr Daimler Puch, Gräf & Stift, Puch, …) oder mussten schließen.

Auf Grund dieser Schließungen und der geringer werdenden Bedeutung innerhalb der Gesamtwirtschaft kam es zu Bemühungen durch den damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky einen Austro-Porsche zu bauen, also wieder eine schlagkräftige Autoindustrie aufzubauen. Dieser Aufschwung begann durch die Ansiedlung des Motorenwerkes in Wien-Aspern von General Motors. Heute spielt die Automobilindustrie in Österreich nach wie vor eine wichtige Rolle. Bald wurden wertmäßig mehr Autozulieferteile exportiert als fertige Fahrzeuge importiert. Denn aufgrund vorhandenen Know-hows und einem hohen Innovationsgrad investieren internationale Automobilkonzerne, allen voran BMW in Steyr oder MAGNA in Graz, immer wieder in österreichische Standorte. Mittlerweile existieren drei Autocluster (AC Styria mit 180 Unternehmen, darunter auch slowenische, kroatische und ungarische Unternehmen. 30.000 von den 44.000 Mitarbeitern sind in Österreich tätig; AC Oberösterreich, AC Vienna Region), um die Zusammenarbeit der Automobilhersteller und deren Zulieferer zu fördern. Dadurch soll die Effizienz und die internationale Konkurrenzfähigkeit gesteigert werden, um die heimischen Standorte zu stützen. Denn schließlich hat man seit der Osterweiterung mit der Slowakei und deren boomender Autoindustrie rund um Bratislava, welches sehr nahe an der österreichischen Grenze liegt, die Konkurrenz direkt vor der sprichwörtlichen „eigenen Haustüre“.

Doch selbst in dieser Zeit der Globalisierung, des Outsourcing, und der Wirtschaftsflaute in Europa, konnten Österreichs Zulieferbetriebe – vorwiegend mittelständische Unternehmen mit hohem Exportanteil – Umsatz- und Absatzzuwächse erzielen. Der Automobilsektor zählt daher zu den wenigen stark wachsenden Industriezweigen in Österreich (durchschnittliches Jahreswachstum zwischen den Jahren 2000 und 2003 je 10 %). Grund dafür ist selbstverständlich nicht die bevölkerungsbedingt geringe Inlandsnachfrage, sondern die international gute Wettbewerbsfähigkeit, erkenntlich durch ungebrochen starke Beliebtheit bei den deutschen Automobilherstellern, die den größten Abnehmer österreichischer Automotive (BMW lässt einen Großteil aller benötigten Motoren in Steyr entwickeln und fertigen, bzw. alle Typen von Dieselmotoren im Motorenkompetenzzentrum Steyr entwickeln) darstellen. Wichtige Abnehmer im Ausland sind u. a. Daimler, BMW, VW und Audi. Der Automobilsektor erwirtschaftet mit 38 Mrd. Euro rund 10 % der österreichischen Industrieleistung.

Automobilbranche in Österreich (Hersteller und Zulieferbetriebe) in Zahlen (2003):

Folgende Fahrzeughersteller sind in Österreich vertreten:

Hinzu kommen mehrere hundert teils stark expandierende (meist mittelständische) Zulieferbetriebe, die nicht nur an die in Österreich vertretenen Fahrzeughersteller verkaufen, sondern großteils exportieren, wie z. B. voestalpine in Linz, Miba in Laakirchen, FACC in Ried, Epcos in Deutschlandsberg, Eybl International, AVL List, Pankl Racing Systems.

Autoindustrie in Polen

2009 ging die Automobil-Produktion in Polen um 9,2 % auf 899.700 Einheiten zurück. Davon entfielen 605.800 Einheiten auf FIAT Auto Poland. Die FIAT-Werke in Tychy bei Bielsko-Biała leisteten 67 % der polnischen Automobilproduktion. Bei Opel Gliwice ging die Produktion von 2008 (171.700 Fahrzeuge) bis 2009 (94.900) um 45 % zurück. VW Poznań baute mit 138.200 Einheiten (2009) 22 % weniger Pkw und Lieferwagen als 2008. Bei FSO in Warschau sank die Produktion um 60 %. Hier wurde neben dem kompletten Chevrolet Aveo der Daewoo Matiz vorgefertigt, der dann zur Endmontage in die Ukraine ging. Damalige Marktanteile der Automobilhersteller in Polen: FIAT 67,3 %, VW 15,4 %, Opel 10,7 % und FSO 6,6 %.

Unternehmen Standort Marke Stückzahl
Auto Fiat Poland Tychy Fiat Panda 298.000
Auto Fiat Poland Tychy Fiat 500 184.100
VW Polska Poznań VW Caddy 127.300
Auto Fiat Polska Tychy Ford Ka 112.500
GM Europe Gliwice Opel Zafira, Astra III und IV 94.600
GM, FSO Warszawa Chevrolet Aveo 31.000
insgesamt Polen - 899.700

Autoindustrie in der Schweiz

Marktanteile der wichtigsten Automobilhersteller 2008[20]
Unternehmen Pkw-Zulassungen Veränderung 2008/07 Marktanteil
Volkswagen 32.183 +4,0 % 11,2 %
Opel 18.670 −8,9 % 6,5 %
Audi 16.964 +6,1 % 5,9 %
BMW 16.134 −4,3 % 5,6 %
Toyota 15.224 −11,2 % 5,3 %
Ford 14.768 +21,4 % 5,1 %
Renault 14.580 −2,1 % 5,1 %
FIAT 14.122 +26,5 % 4,9 %
Mercedes-Benz 13.919 +3,6 % 4,8 %
Peugeot 13.708 −5,9 % 4,8 %
Škoda Auto 11.134 +23,8 % 3,9 %
Citroën 10.391 −8,6 % 3,6 %
Alle Hersteller 288.525 +1,4 % 100,00 %

In der Schweiz gibt es einige wenige Hersteller von Autobussen, Trolleybussen, Nutzfahrzeugen und Solar-/Elektromobilen, die bekanntesten sind Mowag (Militärfahrzeuge), Hess AG (Auto- und Trolleybusse) und Bucher Industries (Kommunalfahrzeuge).

Autoindustrie in der Slowakei

Bereits seit in den 1960er Jahren erfolgte der Aufbau einer Automobilindustrie in der heutigen Slowakei. Durch ausländische Investoren ist die Slowakei in den ersten Jahren ihrer Mitgliedschaft bei der EU zu einem bedeutenden Fahrzeughersteller herangewachsen, wenn auch kein einziger Hersteller seine Unternehmenszentrale in der Slowakei hat, man also eigentlich keine einzige Type als eine slowakische bezeichnen kann. Wenn man die Fahrzeugerzeugung pro Einwohner des Landes rechnet, so ist die Slowakei weltweit führend. Die drei großen Fahrzeughersteller in der Slowakei sind Volkswagen in Bratislava, PSA Peugeot Citroën in Trnava und KIA in Žilina. Betrug im Jahr 2000 die Anzahl der erzeugten Einheiten noch 180.000, so wuchs dies bis 2007 auf 570.000 Stück, wobei für 2008 nochmals eine große Steigerung auf 640.000 Stück angenommen wurde.[21]

Autoindustrie in Südkorea

Marktanteile der wichtigsten Automobilhersteller 2016[22]
Marke Absatz Anteil
Hyundai 654.738 35,7 %
Kia 535.001 29,2 %
Chevrolet 182.075 09,9 %
Renault Samsung 111.101 06,1 %
SsangYong 103.554 05,6 %
Mercedes 056.343 03,1 %
BMW 048.459 02,6 %
Genesis 023.328 01,3 %
Audi 016.718 00,9 %
Volkswagen 013.178 00,7 %

Autoindustrie in den USA

US-Markt für Pkw und Lkw (bis 6,4 t) 2016[23]
Unternehmen Absatz davon Pkw davon Light Trucks
General Motors 3.042.421 890.716 2.151.705
Ford Motor Co. 2.599.211 694.046 1.905.165
Chrysler 2.211.057 314.482 1.896.575
Toyota 2.449.587 1.146.958 1.302.629
Honda 1.637.942 824.699 813.243
Nissan 1.564.423 811.090 753.333
Hyundai 775.005 554.027 220.978
Kia 647.598 407.535 240.063
Mazda 297.773 150.555 147.218
Volkswagen 322.948 275.087 47.861
Audi 210.213 110.052 100.161
BMW 313.174 181.419 131.755

2016 arbeiteten in der US-Automobilindustrie zwischen 201.600 und 211.200 Menschen.[24][25]

Kritik von Umweltverbänden

Von Umweltverbänden werden Autohersteller für die Feinstaubbelastung, die Zerstörung kostbarer Landschaften als auch für deren Beitrag zum Klimawandel mitverantwortlich gemacht. Der Anteil des Verkehrssektors (Auto, Bahn, Flugzeug, Schiff) an der anthropogenen Emission von CO2 liegt bei 18 %.[26] Der Beitrag, den Autos zum Feinstaub beitragen, verursacht durch Dieselruss, Bremsbelag- und Reifenabrieb, beträgt 20–60 %,[27] wodurch die Lebenserwartung in der EU um mehr als 8 Monate sinkt.[28]

Umweltverbände kritisieren weiter, dass die Automobilindustrie trotz einer Marktsättigung mit öffentlichen Mitteln gefördert wird, und zwar bei der Neuansiedlung von Autofabriken, beim Ausbau von Straßen, einer Verschrottungsprämie oder der Errichtung von Parkplätzen, oft mit dem Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Wettbewerbsfähigkeit einer Region.

Greenpeace stellte 2001 eine Strafanzeige gegen die Automobilindustrie aufgrund des Lungenkrebsrisikos durch Dieselabgase. 2006 verklagte ein kalifornischer Generalstaatsanwalt sechs Automobilkonzerne, weil sie die globale Erwärmung mit verantworten. Die Volkswagen-Gruppe landete in einer Studie von 2009[29] auf dem drittletzten Platz.

Zahlreiche Künstler thematisieren in ihren Werken Emotionen oder Gefahren rund um das Auto. Im Medienkunstprojekt Warnviereck[30] wird von der Automobilindustrie ein Warnhinweis gefordert, der ähnlich wie bei Zigarettenpackungen auf und in Autos angebracht werden solle.

Umbrüche

Größere Umbrüche könnten der Automobilindustrie durch das Aufkommen disruptiver Technologie (siehe Autonomes Fahren oder Elektromobilität) oder einer Verkehrswende ins Haus stehen.[31][32]

Nach Schätzungen des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen von 2019 würden in der deutschen Automobilbranche ungefähr 124.000 Arbeitsplätze bei der Umstellung auf Elektromobilität verlorengehen: In der Produktion und Entwicklung werden Einsparungen von fast 234.000 Stellen und eine Neuschaffung von 109.000 Arbeitsplätzen erwartet, wobei diese Zahlen sowohl die Automobilbauer als auch ihre Zulieferer umfassen. Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der drei Bundesländer mit der größten Automobilproduktion (Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen) planen in diesem Zusammenhang eine Unterstützung der Automobilbranche.[33]

Siehe auch

Literatur

  • Franz W. Peren (Hrsg.): Krise als Chance. Wohin steuert die deutsche Automobilwirtschaft? Gabler-Verlag, 1994, ISBN 3-409-19190-9.
  • Franz W. Peren, Helmut H. A. Hergeth (Hrsg.): Customizing in der Weltautomobilindustrie: Kundenorientiertes Produkt- und Dienstleistungsmanagement. Campus-Verlag, 1996, ISBN 3-593-35494-2.
  • Gerhard Schröder: Automobilindustrie in Niedersachsen – Industriepolitische Gestaltungsspielräume zur Überwindung der Krise. In: Franz W. Peren (Hrsg.): Krise als Chance. Wohin steuert die deutsche Automobilwirtschaft? Gabler-Verlag, 1994, ISBN 3-409-19190-9. (Gerhard Schröder war Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1998 bis 2005)
  • Jacques Calvet: Das Produktentwicklungsmanagement von Peugeot und Citroen. In: Franz W. Peren, Helmut H. A. Hergeth (Hrsg.): Customizing in der Weltautomobilindustrie: Kundenorientiertes Produkt- und Dienstleistungsmanagement. Campus-Verlag 1996, ISBN 3-593-35494-2. (Jacques Calvet war Vorsitzender des Vorstandes von PSA Peugeot Citroen von 1984 bis 1997)
  • Werner Neubauer, Bernd Rudow (Hrsg.): Trends in der Automobilindustrie: Entwicklungstendenzen – Betriebsratsarbeit – Steuer- und Fördertechnik – Gießereitechnik – Informationstechnologie – Informations- und Assistenzsysteme. 2012, ISBN 978-3-486-71527-9.
  • Willi Diez: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie – Herausforderungen und Perspektiven. 2012, ISBN 978-3-486-71398-5.

Weblinks

Commons: Automobilindustrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Automobilindustrie – in den Nachrichten
Wiktionary: Autoindustrie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Automobilindustrie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Die Kraftfahrzeugindustrie in der Europäischen Union. (Memento vom 21. November 2006 im Internet Archive)
  2. LukasBay: Querköpfe erobern die Autoindustrie (Seite 1/3). In: Handelsblatt. 28. September 2017, abgerufen am 21. Oktober 2017.
  3. LukasBay: Querköpfe erobern die Autoindustrie (Seite 2/3). In: Handelsblatt. 28. September 2017, abgerufen am 21. Oktober 2017.
  4. a b c Martin Hesse, Simon Hage, DER SPIEGEL: E-Auto-Boom: So machen VW, BMW und Daimler Jagd auf Tesla - DER SPIEGEL - Wirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  5. OICA: Production Statistics
  6. Die Umsätze 2008 wurden aus einer älteren Version dieses Artikels übernommen, sind jedoch ohne Nachweis; die Umsätze 2012 und 2013 stammen aus: Peter Fuß: Die größten Automobilhersteller weltweit. (PDF) Eine Analyse wichtiger Bilanzkennzahlen Kalenderjahr 2013. Ernst & Young, 2014, abgerufen am 15. März 2015.
  7. The ACEA Industry Pocket Guide 2013. (Memento vom 18. September 2013 im Internet Archive) auf acea.be
  8. acea.be
  9. Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2011, S. 370.
  10. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., Facts. Zahlen und Fakten aus der Wissenschaftsstatistik GmbH im Stifterverband, Januar 2011, S. 2.
  11. Im Jahr 2009 betrug der Anteil am gesamten deutschen Exportüberschuss 55 %, vgl. Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik 1/2010. Bruttoinlandsprodukt 2009, S. 19, International Auto Statistics, edition 2010, S. 374 ff.
  12. oica.net
  13. Verband der Automobilindustrie, Daten zur Automobilwirtschaft, Ausgabe 2011, S. 249.
  14. Der Pkw-Exportwert Deutschlands betrug im Jahr 2009 72,8 Mrd. €, der japanische betrug 44,6 Mrd. €, vgl. Verband der Automobilindustrie, International Auto Statistics, edition 2010, S. 374/375.
  15. a b c Civilization, Imported Cars, and the Birth of Domestic Production. In: Toyota Automobile Museum. Abgerufen am 3. Dezember 2010 (englisch).
  16. Yamaba Steam Bus. In: 240 Landmarks of Japanese Automotive Technology. Society of Automotive Engineers of Japan, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. September 2014; abgerufen am 3. Dezember 2010 (englisch).
  17. Takuri. In: 240 Landmarks of Japanese Automotive Technology. Society of Automotive Engineers of Japan, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juli 2010; abgerufen am 3. Dezember 2010 (englisch, im Fließtext ist 1902 angegeben, statt korrekt 1907 wie in der Tabelle).
  18. Otomo. In: 240 Landmarks of Japanese Automotive Technology. Society of Automotive Engineers of Japan, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juli 2010; abgerufen am 3. Dezember 2010 (englisch).
  19. Bundesagentur für Außenwirtschaft, bzw. JAMA
  20. Bundesagentur für Außenwirtschaft
  21. SLOWAKEI – 1. Rang Erzeuger/Kopf (Memento vom 1. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 1,4 MB) Vortrag bei der Wirtschaftskammer Österreich am 2. April 2008, abgerufen am 21. Februar 2009.
  22. South Korea market report. Full Year 2016. In: Focus2move. 24. Januar 2017, abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  23. Auto Sales - Markets Data Center - WSJ.com. Abgerufen am 3. Juli 2017 (englisch).
  24. Bureau of Labour Statistics: [1] (Daten nicht seasonally adjusted)
  25. spiegel.de 5. Juli 2017: US-Autoindustrie verliert Tausende Jobs
  26. Emissionsquellen. In: Umweltbundesamt. 10. Januar 2016, abgerufen am 10. Mai 2019.
  27. Kein Diesel ohne Filter. In: nabu.de, abgerufen am 13. Juli 2011
  28. Eine halbe Million Tote durch Feinstaub. In: heise.de, abgerufen am 13. Juli 2011
  29. Report: How clean are Europe’s cars? In: duh.de (PDF; 1,5 MB)
  30. Medienkunstprojekt Warnviereck. Abgerufen am 11. Juni 2011.
  31. 3sat, VW: "The next big thing"
  32. 30 Prozent der Autos würden reichen. In: Die Zeit. 26. September 2016, abgerufen am 18. Mai 2017.
  33. Länder fordern Bundeshilfen: E-Mobilität soll bald 125.000 Jobs kosten. In: www.n-tv.de. 29. September 2019, abgerufen am 29. September 2019.