Montserrat

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Montserrat
Flagge Wappen
Wahlspruch: A people of excellence, moulded by nature, nurtured by God[1]

(englisch, „Ein vorzügliches Volk, von der Natur geformt, von Gott genährt“)

BahamasKubaHaitiNavassaJamaikaTurks- und CaicosinselnDominikanische RepublikKolumbienABC-InselnVenezuelaTrinidad und TobagoPuerto RicoAmerikanische JungferninselnBritische JungferninselnGrenadaSaint Vincent und die GrenadinenSaint LuciaBarbadosMartiniqueDominicaGuadeloupeMontserratAntigua und BarbudaAnguillaSint Maarten/ Saint MartinSaint Kitts and NevisSint EustatiusSabaGuyanaPanamaNicaraguaHondurasEl SalvadorGuatemalaMexikoBelize
Amtssprache Englisch
Hauptstadt de jure: Plymouth
de facto: Brades (geplant: Little Bay)
Regierungssitz Brades
Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II.

vertreten durch
Gouverneurin Elizabeth Carriere
Regierungschef Premier Donaldson Romeo
Fläche 102 km²
Einwohnerzahl 4922 (Volkszählung 2011)
Bevölkerungsdichte 48 Einwohner pro km²
Währung Ostkaribischer Dollar (XCD)
National­hymne God Save the Queen
Zeitzone UTC−4
ISO 3166 MS, MSR, 500
Internet-TLD .ms
Telefonvorwahl +1 (664) siehe NANP
Topographische Karte
Montserrat, im Hintergrund der Vulkan Soufrière Hills

Montserrat ist eine Insel in der Karibik und gehört zu den Kleinen Antillen. Sie ist Teil der West Indies und ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs.

Geografie und Geologie

Die Insel liegt südwestlich von Antigua, südöstlich von Nevis und nordwestlich von Guadeloupe.

Sie ist vulkanischen Ursprungs und besteht im Wesentlichen aus drei vulkanischen Massiven: den Silver Hills im Norden, den Centre Hills in der Mitte und den Soufrière Hills im Süden.[2]

In Montserrat herrscht tropisches Klima mit Temperaturen zwischen 23 und 30 °C ohne ausgesprochene Regen- oder Trockenperioden.

Rund 290 Meter vor der Nordküste liegt die winzige (weniger als 1000 Quadratmeter messende) Felseninsel Little Redonda.

Vulkanismus

Auf Montserrat ist nur der Vulkan Soufrière Hills noch aktiv. In historischer Zeit gab es keine Ausbrüche; Geowissenschaftler datieren die letzte Eruption vor der Besiedlung der Insel durch Europäer auf das 16. Jahrhundert.[3] Nach 400-jähriger Pause kündigten Erdbebenschwärme ab 1992 die jüngste Aktivitätsphase an. 1995 wurde bei einem Vulkanausbruch ein großer Teil der Insel verwüstet.

Aufgrund des Vulkanausbruchs sind zwei Drittel der Insel Sperrgebiet. Ein Befahren der Küstengewässer ist riskant, da keine aktuellen Seekarten vorliegen. In weitem Umkreis auf See ist ein starker Geruch nach Schwefelwasserstoff wahrnehmbar (April 2005). Ein Umkreis von zehn Seemeilen wurde komplett als Sperrgebiet ausgewiesen, auch gilt der Vulkan noch immer als so aktiv, dass über Seefunk mehrmals täglich die aktuelle Bedrohung mitgeteilt wird.

Das Sperrgebiet auf der Insel wurde 2005 teilweise aufgehoben. Es werden Führungen über die Insel angeboten (Mitte 2005). Schiffe können die nördliche Bucht anlaufen, nur im südlichen Teil der Insel ist Anlanden verboten. Kreuzfahrtschiffe fahren am Tag bis auf 500 m an die Südküste heran.

Seit dem 8. Januar 2007 ist der Vulkan wieder aktiv. Der Südteil der Insel ist seither erneut gesperrt.

Bevölkerung

Montserrat hat 4922 Einwohner (Stand 2011).[4] Die größte Ansiedlung mit 670 Einwohnern ist Look Out. 88,4 Prozent der Einwohner sind schwarzafrikanischer Abstammung, gefolgt von Mischlingen mit 3,7 und Hispanics mit drei Prozent (alle Angaben Stand 2011).[5]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1921 1946 1960 1970 1980 1991 1998 2001 2005 2008 2011
Monat-Tag   04-09 04-07 04-07 05-12 05-12   05-12     05-12
Bevölkerung 12.120 14.3331) 13.378 12.155 11.685 11.314 2.8502) 4.491 9.341 6.4093) 4.922
1) 
Für 1946 werden auch 13.313 angegeben
2) 
Nach Ausbruch des Soufrière Hills 1995
3) 
Nach wieder anwachsender Aktivität des Soufrière Hills 2007

Geschichte

Montserrat ist seit etwa 7000 Jahren besiedelt. Ab 400 v. Chr. wanderten Arawak ein, die bis zur europäischen Landnahme die Bevölkerungsmehrheit stellten. Im 15. Jahrhundert wurden sie von den kriegerischen Kariben unterworfen. Die Kultur der Arawak blieb jedoch dominant. 2016 konnten die ersten Petroglyphen auf der Insel entdeckt werden, deren Alter von Experten auf 1000 bis 1500 Jahre geschätzt wird. Weitere Untersuchungen sollen den Entstehungszeitpunkt genauer bestimmen und die mögliche Bedeutung der Zeichen klären.[6]

Christoph Kolumbus sichtete als erster Europäer die Insel am 3. November 1493 und nahm sie unter dem Namen Santa Maria de Montserrat, nach dem bekannten Kloster Montserrat im gleichnamigen Gebirge in Katalonien (Spanien), für die spanische Krone in Besitz. Allerdings wurde die Insel Montserrat nie von Spaniern besiedelt.

Das Desinteresse der Spanier nutzten die Engländer aus und gründeten 1632 eine erste Siedlung. Die Spannungen zwischen Katholiken und Anglikanern im Mutterland, die in den Englischen Bürgerkrieg mündeten, hatten die Karibik erreicht. Die irischen Bewohner der Nachbarinsel St. Kitts wurden nach Montserrat umgesiedelt. Später kamen irische Einwanderer aus anderen britischen Kolonien Amerikas hinzu. Noch heute ist ein großer Teil der europäischstämmigen Bewohner irischer Abstammung.

1674 bildete Montserrat gemeinsam mit Antigua, St. Kitts und Nevis eine Konföderation englischer Inselkolonien mit gemeinsamem Abgeordnetenhaus unter dem Gouverneur Wiliam Stapleton.[7]

Die Siedler bauten Tabak, Zuckerrohr und Baumwolle an. Für die Arbeit auf den Feldern wurden westafrikanische Sklaven eingeführt. Deren Nachkommen bilden heute die Bevölkerungsmehrheit. 1838 wurde die Sklaverei abgeschafft.

Von 1871 bis 1956 gehörte Montserrat zur Federal Colony of the Leeward Islands, 1958 wurde es Mitglied der Westindischen Föderation. Nach Auflösung der Föderation 1962 entschieden sich die Inselbewohner in einer Abstimmung dafür, wieder britische Kronkolonie zu werden. Seit 1946 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung.

Im September 1989 wurde die Insel von Hurrikan Hugo mit voller Wucht getroffen und stark zerstört.

Ein Großteil der Insel wurde durch eine Reihe von Ausbrüchen des Vulkans Soufrière Hills, die am 18. Juli 1995 begannen, verwüstet. Davon betroffen war auch der einzige Flughafen Montserrats. 75 % der Bevölkerung flohen von der Insel. Die Hauptstadt Plymouth wurde 1997 wegen der Vulkanausbrüche offiziell aufgegeben. Ein Übergangsregierungssitz wurde in Brades am nordwestlichen Ende der Insel eingerichtet.

Im Februar 2005 wurde der Terminal des neuen Flughafens John A. Osborne auf der Nordhälfte der Insel von Prinzessin Anne eingeweiht;[8] am 11. Juli 2005 wurde der Flughafen offiziell in Betrieb genommen.[9] In Little Bay ist eine neue Hauptstadt in Bau.

17. September

Der 17. September ist für die Bewohner Montserrats ein „Schicksalstag“, verbunden mit drei katastrophalen Ereignissen:[10]

  • Am 17. September 1965 zerschellte eine Boeing 707 der US-amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am auf dem Weg von Martinique nach Antigua am Chances Peak, wobei 30 Menschen den Tod fanden.[11]
  • Am 17. September 1989 traf Hurrikan Hugo die Insel mit voller Wucht, tötete 10 Bewohner und verursachte Schäden von mindestens 260 Mio. US$, wobei mehr als 90 % der Behausungen auf Montserrat zerstört wurden.
  • Am 17. September 1996 ereignete sich die erste wirklich zerstörerische Explosion der aktuellen Ausbruchsserie des Vulkans Soufrière Hills.

Politik

St. Peter (rot), St. Georges (grün) und St. Anthony (blau)

Montserrat ist ein Britisches Überseegebiet auf Grundlage der Verfassung aus dem Jahr 2010.[12] Es ist Mitglied der CARICOM sowie der OECS und gehört zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.

Der Regierungschef der Insel ist der Premier von Montserrat.

Die Verteidigung der Insel ist Aufgabe der Britischen Streitkräfte. Montserrat unterhält mit der 1899 gegründeten Royal Montserrat Defence Force eine ungefähr zwanzig Soldaten umfassende Freiwilligentruppe, die vor allem zeremonielle Aufgaben wahrnimmt.[13]

Verwaltungsgliederung

Montserrat besteht aus den folgenden drei Verwaltungsgemeinden (parishes):

Parish Lage Hauptort Fläche
km²
Bevölkerung
Volkszählung
9. April 1946[14]
Bevölkerung
Volkszählung
5. Mai 2011[4]
St. Anthony Süden Plymouth 35,7 6.040 0
St. Georges Osten 28,3 3.882 0
St. Peter Nordwesten 38,0 4.411 4.922
Montserrat   Plymouth 102,0 14.333 4.922

Die ersten beiden Gemeinden sind von den Sperrzonen betroffen, die nach dem Ausbruch des Vulkans Soufrière Hills eingerichtet wurden, und bestehen nur noch de jure. Die gesamte Bevölkerung konzentriert sich im Parish of Saint Peter im Nordwesten der Insel, wo auch der vorläufige Regierungssitz Brades liegt.

Ursprünglich gab es noch eine vierte Parish St. Patrick (heute Ostteil von St. Anthony).

Infrastruktur

Es herrscht Linksverkehr. Montserrat war nach der Zerstörung des W. H. Bramble Airport durch den Ausbruch der Soufrière Hills 1997 nur noch per Schiff oder Helikopter erreichbar, bis am 11. Juli 2005 der für ungefähr 18,5 Mio. US$ neu erbaute Flughafen John A. Osborne im Norden der Insel eröffnet wurde.

Kultur

Musik

In den 1980er-Jahren befanden sich auf Montserrat die „Air Studios“ des früheren Beatles-Produzenten George Martin, der zeitweise auf Montserrat lebte. In den Studios nahmen eine ganze Reihe renommierter Musiker berühmte Alben auf, so z. B. die Dire Straits, The Police, Orchestral Manoeuvres in the Dark, Paul McCartney oder Phil Collins. Viele dieser Künstler nahmen am 15. September 1997 in der Londoner Royal Albert Hall am Benefizkonzert „Music for Montserrat“ zugunsten der Insel teil.

Der 1954 auf Montserrat geborene Musiker Arrow (eigentlich Alphonsus Celestine Edmund Cassell) nahm 1983 den Song Hot Hot Hot auf, der zur heimlichen Nationalhymne von Montserrat wurde.

Ian Anderson, Frontmann der Band Jethro Tull, verarbeitete Ereignisse in Montserrat im gleichnamigen Song auf seinem dritten Soloalbum („Secret language of birds“).

Literatur

In Harris auf Montserrat wurde der Dichter und Dramatiker E. A. Markham (1939–2008) geboren, der seit 1956 überwiegend in England lebte. Mit dem Caribbean Theatre Workshop tourte er 1970–1971 durch die anglophone Karibik.

Sport

Montserrat ist eigenständiges Mitglied der FIFA und der CONCACAF und nimmt mit einer eigenen Mannschaft an deren Wettbewerben teil. In der Regel verliert Montserrat sehr hoch und steht traditionell auf einer der letzten Positionen der FIFA-Weltrangliste. Ein Porträt des Fußballs auf Montserrat bietet der Dokumentarfilm „The Other Final“, der über das im Jahre 2002 parallel zum WM-Finale stattfindende Länderspiel gegen den damaligen Vorletzten der FIFA-Weltrangliste Bhutan berichtet. Montserrat verlor das Spiel in Bhutan mit 0:4.

Literatur

  • Howard A. Fergus: Montserrat – History of a Caribbean Colony. Macmillan, London 1994, ISBN 0-333-61217-5 (englisch).

Weblinks

Commons: Montserrat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Montserrat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Montserrat – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. National Motto for Montserrat Selected. Government of Montserrat, 16. Oktober 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2017; abgerufen am 30. November 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gov.ms
  2. Montserrat Geology. In: Caribbean Volcanoes. John Roobol & Alan Smith, 6. November 2015, abgerufen am 30. November 2017 (englisch).
  3. Soufrière Hills – Eruptive History im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch), abgerufen am 30. November 2017.
  4. a b Statistics Department Montserrat (Hrsg.): Census 2011 – Montserrat at a Glance. Government of Montserrat – Ministry of Finance and Economic Management, Brades, Montserrat 2012, S. 9, Table 2: Usual Resident Population by Enumeration District and Sex (englisch, online zugänglich auf der Website der Regierung von Montserrat [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 30. November 2017]).
  5. Statistics Department Montserrat (Hrsg.): Census 2011 – Montserrat at a Glance. Government of Montserrat – Ministry of Finance and Economic Management, Brades, Montserrat 2012, S. 15, Figure 3: Usual Resident Population by Ethnicity (englisch, online zugänglich auf der Website der Regierung von Montserrat [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 30. November 2017]).
  6. Ryan Schuessler: Hikers on Caribbean island of Montserrat find ancient stone carvings. In: The Guardian. Guardian News & Media Ltd., 3. Juni 2016, abgerufen am 30. November 2017 (englisch).
  7. Hermann Wellenreuther: Niedergang und Aufstieg – Geschichte Nordamerikas vom Beginn der Besiedlung bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts (= Geschichte Nordamerikas in atlantischer Perspektive von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1). 1. Auflage. LIT Verlag, Münster 2000, ISBN 3-8258-4447-1, S. 401.
  8. Princess Royal arrives in Montserrat. In: Caribbean Net News. Caribbean News Now, 22. Februar 2005, abgerufen am 30. November 2017 (englisch).
  9. Montserrat-Gerald’s Airport profile. General Data – Airport History. In: Aviation Safety Network (ASN). Harro Ranter, abgerufen am 30. November 2017 (englisch).
  10. Montserrat’s September 17 Anniversary of Disasters. In: The Montserrat Reporter. Montserrat Printing & Publishing Inc., 18. September 2015, abgerufen am 30. November 2017 (englisch).
  11. Flugunfalldaten und -bericht N708PA Pan American World Airways 17. September 1965 im Aviation Safety Network (englisch) (englisch), abgerufen am 30. November 2017.
  12. The Montserrat Constitution Order 2010. Statutory Instruments 2010 Nr. 2474 – Caribbean and North Atlantic Territories. Oktober 2010 (englisch, online auf der Website des Constitution & Commissions Secretariat [PDF; 223 kB; abgerufen am 30. November 2017]).
  13. Foreign & Commonwealth Office (Hrsg.): The Overseas Territories – Security, Success and Sustainability. The Stationery Office (TSO), London 2012, ISBN 978-0-10-183742-2, 1: Defence, Security and Safety of the Territories and their People, S. 23, Sp. 2 (englisch, online [PDF; 5,2 MB; abgerufen am 30. November 2017]).
  14. Statistical Office of the United Nations – Department of Economic and Social Affairs (Hrsg.): Demographic Yearbook / Annuaire Démographique 1955. Vereinte Nationen, New York 1955, 5. Population by major civil divisions: each census, 1945–1954 / Population par principales divisions administratives aux différents recensements effectués de 1945 à 1954, S. 155, Sp. 2, America North (continued) – Amérique du Nord (suite): Montserrat (englisch, französisch, online [PDF; 47,6 MB; abgerufen am 30. November 2017]).

Koordinaten: 16° 45′ N, 62° 12′ W